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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 188.

Gerichts- Beitung.

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Ein fauberes Bourgeoisfrüchtchen. In der vorigen Woche wurde in Wien   folgender Fall behandelt, den wir nach dem Volk" berichten. In der Nacht zum 26. Mai d. J. war es, als der damals 15jährige jezt 16jährige Moritz Löwy ein Leuchtgas­Attentat gegen seine Angehörigen in Szene setzte, um einen Dieb­stahl, den er an seinem Vater begangen hatte, zu mastiren, und den Verdacht gegen ein Dienstmädchen namens Franziska Schwarz lenkte, das infolge dessen 3 Wochen unschuldig eingesperrt wurde. Die Gerichtsverhandlung stellte durch das Geständniß des Angeklagten und die Zeugenaussagen fest, in wie überlegter und zugleich ausgesucht frecher Art der Juden

junge vorgegangen war.

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Sonnabend, den 12. August 1893.

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Die

Der Textilarbeiterinnenstreik in Zeulenroda  . Reußische Landes- Zeitung" nimmt kurz von dem Streit in der Schopper'schen Fabrit zu Zeulenroda   Notiz und bemerkt in der selben am Schlusse: Die Leitung des Ausstandes ist leider in sozialdemokratischen Händen." In welchen Händen soll sie sich denn sonst befinden, so frägt unser Reußisches Partei- Organ treffend. Glaubt die Landes- Zeitung" vielleicht, daß Arbeiter und Arbeiterinnenlöhne von 3-9 M. reußische Patrioten züchten, oder würde etwa die Redaktion der Landes- Zeitung" einen passenderen Anwalt der armen, in ihrem Lohne   so schmälig ge­drückten Mädchen auf Lager haben? Wir denken, es ist der größte Vertrauensbeweis, den die Wermsten der Armen der Sozial­demokratie geben können, daß sie von den Anhängern derselben, die im Wahlkreise die Majorität haben, nach bestem Wissen und Gewiffen vertreten werden und das wird seitens unserer Zeulen rodaer Genossen auf's eifrigste geschehen.

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Die Töpfer befinden sich im Ausstand in Speier, Nauen  , Rottbus und Königswusterhausen. Buzug nach diesen Orten ist fernzuhalten.

gebrochen. Sie fordern Lohnerhöhung, zehnstündige Arbeitszeit In Wien   ist ein Ausstand der Gerbergehilfen aus und Einhaltung der Sonntagsruhe.

10. Jahrg.

Warum ein Arbeiterfest nicht abgehalten werden darf. Das Verbot des Metallarbeiterfestes in Gadderbaum, von dem wir gestern berichteten, ist in letter Stunde von der Regierung in Minden   aufgehoben worden, nachdem der Vorsitzende des Fest­ausschusses der Metallarbeiter in Minden   persönlich beim Re­gierungspräsidenten gegen das Verbot Einspruch erhoben hatte. zur Sicherheit hatten die Bielefelder   Genossen übrigens sofort eine Protestversammlung für dasselbe Lokal angemeldet, die aber, da die günstige Nachricht fam, fallen gelassen wurde. Man sieht hieraus, daß bei den höheren Instanzen der Behörde zuweilen noch eher auf Erfolg zu rechnen ist, als bei den unteren, da jene fich meistens doch nicht in der Weise wie diese von kleinlichen Erwägungen leiten lassen.

seimarbeitern, der für das ganze Gebiet der Arbeiterverſiche

Ueber den Unterschied zwischen Hausindustriellen und Moriz hatte schon lange vorher den Plan gefaßt, seinen rung von wesentlicher Bedeutung ist, hat das Oberverwaltungs­Water zu bestehlen, um, wie er selbst sagte, sich in den gericht unlängst sich ausführlicher auszusprechen Veranlassung Ferien mehr gönnen zu können." Ursprünglich hatte er seine gehabt. Es handelte sich um eine Regreßtlage des Ortsarmen­That auf andere Weise zu verbergen beabsichtigt. Er wollte Verbandes Stralau Rummelsburg gegen die Orts- Krankenkasse nämlich die Hose seines Vaters, aus deren Tasche er den des gleichnamigen Amtsbezirks auf Ersatz der Kur- und Pflege­Kaffenschlüssel nahm, mit Vitriol beschütten und anzünden. die Dresdener Brauer zu führen. Dieser Tage sind im Kaffenstatut ist die Krankenversicherung sowohl auf Haus­Einen schweren Kampf um ihr Koalitionsrecht haben fosten für eine erfrankte Arbeiterfrau aus Rummelsburg  . Durch Diesen Plan ließ er jedoch wieder fallen. Die That selbst mußte Bürgerlichen Brauhaus zu Plauen   einige Vereinsmitglieder industrielle als auf Heimarbeiter erstreckt; gleichwohl hing die auf jeden Fall ausgeführt werden. Viel pafsiren fonnte ihm wegen ihrer Angehörigkeit zur Organisation gemaßregelt worden, Entscheidung davon ab, welcher der beiden Kategorien die Frau dabei nicht, dachte er. Hatte er doch, wie er selbst aussagte, worauf sich sämmtliche Brauer mit ihren Kollegen solidarisch angehörte, weil zwar ihre Wohnung im Bezirk der Kasse, das sich immer sehr für Kriminalfälle interesfirt erklärten und die Arbeit niederlegten. An der Arbeiterschaft Geschäft hingegen, für das sie arbeitete, außerhalb des und diesem Interesse die Erkenntniß zu verdanken, daß die Dresdens   ist es, die um ihr Koalitionsrecht Kämpfenden that- Bezirks( in Lichtenberg  ) belegen war. Polizei jungen Burschen, die etwas angestellt haben, nicht viel fräftig zu unterstützen. Die Berpflegte anhaben könne." Ihm kam nun der schlaue Gedanke, den Ver­selbst machte über ihre Beschäftigung folgende Angaben: dacht auf das Dienstmädchen Schwarz abzuwälzen, was ihm um so leichter schien, da sie schon einmal wegen Diebstahls ange­erhalten. Die Arbeit habe sie gewöhnlich zu Hause verrichtet, Sie habe hier im Pußseder- Geschäft im Atford gearbeitet und pro Duzend der abgelieferten Federn Bezahlung tlagt gewesen war. Sorgfam wurde das Vergehen vorbereitet. Die Angeln der Thür zu dem Zimmer, in dem die Kasse stand, wohin sie sich das Material aus dem Geschäft mitgenommen ölte der junge Löwy ein. Für die Ausführung felbft wählte er Der internationale Hutmacher  - Kongreß ist dieser Tage habe. Nur wenn es sich darum handelte, die Fabrikation einer eine Nacht, wo das Mädchen vergessen hatte, die Wohnungsthür ebenfalls in Zürich   zusammengetreten. Die Tagesordnung des Neuheit zu erlernen, habe sie vorübergehend in den Geschäfts­abzuschließen und den Gasometer abzudrehen. Den Schlüssel ent- selben ist folgende: 1. Theil: 1. Appell der Vereine und Prü- räumen gearbeitet, sobald ihr aber die gezeigten Handgriffe ge­nahm er der Hosentasche seines Vaters, öffnete damit die Kaffe und fung der Mandate. 2. Allgemeiner Bericht über die Lage der läufig geworden waren, die Arbeit wieder nach Hause genommen. eignete sich 49 Gulden und eine Uhr an. Dann öffnete er die Industrie und der Arbeiter- Hutmachervereine durch die Delegirten Ein dauerndes Lohnverhältniß habe nicht bestanden; sie habe Gashähne und legte sich in sein Bett, das in demselben Zimmer jeder Nation( Deutschland  , Frankreich  ). 2. Theil: Arbeits- Arbeit erhalten, so lange welche vorhanden war, anderenfalls, wie das des Vaters stand. Nachdem schon eine tüchtige Menge bedingungen: 1. Ueber die Ursachen und die Folgen der was namentlich im Winter häufig vorkam, nicht. Dieses Ver= Gas entwichen war, stöhnte er laut auf, um seinen Vater zu wecken. Konkurrenz auf die Löhne und über die Mittel, dieser hältniß habe etwa drei Jahre ununterbrochen bestanden. Der Dieser wachte auf und öffnete die Fenster. Morih hatte darauf zu steuern. Das Maschinenwesen( Frankreich  ). 2. Ueber Bezirksausschuß zu Potsdam   hatte hieraus gefolgert, daß die die Stirn, fich seinen Angehörigen gegenüber zu rühmen:" Ich die Aufhebung ber Stüdarbeit( Frankreich  ). 3. Ueber Verpflegte Außenarbeiterin eines, nicht im Kassenbezirk be­habe Euch das Leben gerettet". einkommen zwischen Prinzipalen und Arbeitern zur Verhütung legenen Arbeitsbetriebes gewesen sei, und deshalb die Den Verdacht der Thäterschaft wußte der Kleine Morih in des Niederganges der Löhne( Turin  , Italien  ). 4. Regelung des Klage abgewiesen, ohne sonst auf deren fachliche Begrün­raffinirter Weise seinen Angehörigen, Bekannten und selbst der Lehrlingswesens( Deutschland).- 3. Theil: Organisation: 1. Inter- dung einzugehen. Der Gerichtshof fand das unterscheidende Polizei gegenüber auf die Schwarz zu lenken, die daraufhin ver- nationaler Arbeiterverband im Hutmachergewerbe( Frankreich  ). Merkmal darin, daß der Frau die persönliche Unabhängigkeit haftet wurde. Zu einem Zeugen sagte er bald nach der That, 2. Gleiche Statuten für alle Nationen( Italien  , Desterreich). in bezug auf die Arbeit gefehlt, sie vielmehr gänzlich von dem er glaube, das Mädel habe es gethan". Und seinem Klavier: 3. Schaffung einer internationalen Widerstandskasse( Frankreich  ) Arbeitgeber und davon, ob und welche Arbeit ihr dieser lehrer gegenüber äußerte er sogar: Das Trottelmensch 4. Regelung des Viatifums( Frankreich  , Desterreich). 5. Gleiches zugewiesen habe, abhängig gewesen sei, weder Anfang und Ende gesteht nichts ein". Verbandsbuch für alle Nationen( Frankreich  , Deutschland  ). noch Umfang und Reihenfolge der Arbeit selbständig habe be= Wer weiß, wie lange das arme Mädchen unschuldig ge- 6. Regelmäßiges Abhalten von internationalen Kongressen alle sessen hätte, wer weiß, ob sie nicht schließlich gar verurtheilt drei Jahre( Deutschland  , Desterreich).- 4. Theil: Gewerkschaftliche  worden wäre, wenn der junge Löwy nicht plöglich am 15. Juni Presse. Bericht: 1. Zustand und Entwickelung der gewerkschaft aus dem Elternhause verschwunden wäre. Er wollte das lichen und Arbeiterpresse in allen Ländern( Deutschland  , Frank­gestohlene Geld endlich müßlich" anlegen und sich, wie er be- reich). 2. Regelung der Statistik über die Arbeiterzustände und absichtigt hatte, etwas gönnen". Das hat er denn auch gründlich über die Verhältnisse der Arbeiter aller Nationen( Frankreich  , gethan und in zwei Tagen 20 Gulden durchgebracht. Da Desterreich). 3. Wünsche und Vorschläge aller Art. ereilte ihn das Schicksal. Er wurde gefaßt und, nachdem man ihm überzeugende Beweise seiner Schuld entgegengehalten hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu gestehen.

Der Bursche tam in anbetracht seines jugendlichen Alters mit einem Jahre Gefängniß wegen Verleumdung und Ueber­tretung gegen die körperliche Sicherheit bestraft.

So milde das Urtheil ist, besigen Wiener   Bourgeoisblätter noch die Frechheit für den jungen Verbrecher um Gnade zu betteln. So beginnt die Desterreichische Volts- Zeitung" einen Artikel, der die Ueberschrift trägt:" Gnade für ein Kind" mit folgenden Worten:

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stimmen können. Auf Revision des klagenden Armenverbandes hat der 3. Senat des Ober- Verwaltungsgerichts am 12. Juni cr. diesen Entscheidungsgrund verworfen und die Sache zu erneuter Verhandlung in die Vorinstanz zurückverwiesen. In den Ent­scheidungsgründen wird die thatsächliche Feststellung, auf die das Urtheil des Bezirksausschusses sich stüßt, zunächst als aften­widrig, weil mit der Aussage der Zeugin im Widerspruch stehend bezeichnet. Darin allerdings sei sie von dem Arbeitgeber ab­nabentapellen und durch die Militärmusikkorps über deren Quantum zu befinden hatte. Im übrigen sei sie Die Konkurrenz, welche den Berufsmusikern durch die hängig gewesen, daß dieser über die Ertheilung von Arbeit und bereitet wird, kam auch auf der 15. Delegirtenversammlung des aber hinsichtlich der Arbeitsausführung von der Firma gänzlich Allgemeinen Deutschen Musikerverbandes", der in den letzten unabhängig, namentlich an feine bestimmten Arbeitsstunden Tagen des Juli in Dresden   stattfand, zur Sprache. Auch über und an teine bestimmte Dauer des täglichen Arbeits­die Beamtenmusiker wurde, und zwar mit Recht, lebhaft Klage quantums gebunden gewesen. Das aber gerade sei das geführt. Dem Allgemeinen Deutschen Musikerverband" gehören Wesentliche. Denn die für den Hausgewerbebetrieb ent­etwa 90 Ortsvereine mit zusammen gegen 10 000 Mitgliedern scheidende Selbständigkeit sei nicht eine wirthschaftliche, an. Um die verderbliche Konkurrenz der Knabenkapellen ein- sondern eine persönliche, und bestehe darin, daß der Hausgewerbe­zuschränken, beschloß man, dahin zu wirken, daß die Musiker als treibende arbeiten kann, wann er will, teine bestimmten Arbeits­Aus mancher Mutter mildem Auge wird heute eine Gewerbegehilfen anerkannt und somit den Musiker- stunden einzuhalten braucht, daß er die Arbeit nicht nothwendig Thräne niederrieseln auf das Zeitungsblatt. Jeder, der lehrlingen die Vortheile des Gesetzes zum Schuhe jugendlicher selbst zu verrichten braucht, sondern durch andere ausführen ein fühlendes Herz besitzt, wird mit spannungsvoller Be- Arbeiter zu theil werden. Hierdurch würde den Vorsteh ern von lassen darf, daß er der Disziplin des Arbeitgebers nicht unter­tlommenheit dem Berichte über die Verhandlung folgen, welche Knabenkapellen die Beschäftigung der Knaben zur Nachtzeit liegt, daß für ihn kein Recht und keine Pflicht zu weiterer Be­gestern vor den Schranken des Wiener   Landgerichts gegen einen unmöglich gemacht. Gegen das Konzertiren der Militär- schäftigung oder zur Einhaltung einer Kündigungsfrist besteht. verirrten Knaben durchgeführt wurde. Aber aus der Tiefe ihrer musiker der durch die Musiker des deutschen Heeres den Alles das treffe hier zu, und auch an den sonstigen Merkmalen Seele mitfühlen mit dem beklagenswerthen Rinde kann nur eine steuerzahlenden Berufsmusikern zugefügte Verlust wurde von der Hausindustrie, der Beschäftigung mit Herstellung oder Be­Mutter. Es war fein mißrathener Sohn, der gestern von der letteren auf etwa zwei Millionen Mark im Jahre veranschlagt arbeitung gewerblicher Erzeugnisse, nicht für eigene Rechnung, Schwere des Gesetzes getroffen wurde, teine jener wurmstichigen soll nunmehr das Verbandspräsidium die geeigneten Schritte Buchthauspflanzen, bei welchen es gleichgiltig ist, ob sie früher thun. Außerdem nahm die Versammlung die Anträge des Ver­oder später verfault abfallen für das Gefängniß, weil sie schließ eins Hannover   an, nach denen Musiker, welche zugleich behörd­lich doch diesen Weg gehen müßten. Ein ursprünglich gut ge- lich angestellte Beamte oder Militäranwärter sind, nicht mehr arteter talentvoller Knabe wars, der die Hoffnungen, welche seine als Verbandsmitglieder aufgenommen werden dürfen, und die zu braven Eltern auf ihn fetten, zu erfüllen versprach, die Entbeh ständigen Behörden auf's neue ersucht werden sollen, daß das rungen, welche sie sich für seine Erziehung und Ausbildung auf Fahren auf der Eisenbahn zum gewerbsmäßigen Musiziren aufMilitär­erlegten, mit Erfolg zu lohnen verhieß bis zu jener unglückseligen Fahrschein verboten werde. Daß den Berufsmusikern namentlich Stunde, da er einen Schritt vom Wege abwich, einen einzigen durch die Militärmusiker, auf Kosten der Reichssteuerzahler, eine arge Schritt und doch folgenschwer genug, um dem knapp an der Konkurrenz bereitet wird, haben wir bereits des öfteren hervor­Schwelle des Jünglingsalters stehenden Knaben das unvertilgbare gehoben. Die Militärmusiker sind, eben weil sie vom deutschen  Brandmal des Verbrechers aufzudrücken." Steuerzahler mit erhalten werden, im stande, ihre Arbeitskraft billiger anzubieten als Berufsmusiker, die lediglich lediglich auf ihren Beruf angewiesen sind. Aehnlich verhält es sich mit sogenannten Beamtenmusikern, von den Knabenkapellen ganz zu schweigen. Unsere Genossen werden die Berufsmusiker gewiß in ihren Bestrebungen unterstützen, obwohl gerade die Berufsmusiker zumeist keine Anhänger der Sozialdemokratie sind. Aber kein Genosse wird deren Konfurrenten, am allerwenigsten die Militärmusiker unterstützen können, da er aus eigener Er fahrung weiß, welche Konkurrenz den Arbeitern durch das Militär oft bereitet wird; ganz abgesehen davon, daß oft Militär­musikern verboten wird, auf Arbeiterfesten und bei Arbeiter­ausflügen und Aufzügen mitzuwirken.

Wahrlich, dieses Mitleid", das gegen das Leiden von Millionen Armen und Glenden schweigt, und sich nur rührt, wenn es anständige Leute", d. h. Leute mit dem Geldjack trifft, ver­dient wahrlich die Hespeitsche.

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Soziale Uebersicht.

Achtung!

1. Turnkreis. Märkischer Arbeiter Turnerbund. Zu dem am Sonntag, den 27. August, Vormittags 10 Uhr, in Berlin   im großen Saale der Arminhallen", Kommandanten­2." straße Nr. 20, stattfindenden 2. Turntag werden die geehrten Bundesvereine, auch solche Turnvereine, welche beizutreten wünschen, hiermit ergebenst eingeladen. Die Tages- Ordnung

lautet:

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sondern für Rechnung und im Auftrage eines anderen Gewerbe­treibenden, aber außerhalb dessen Betriebsstätte in eigener Betriebsstätte, fehle es nicht. Was insbesondere das Erforderniß der eigenen Betriebsstätte angehe, so genüge den Industrien, die besondere Einrichtungen nicht erfordern, hierzu die Arbeitsstätte, wie sie sich die Zeugin in der zu ihrer Verfügung stehenden Wohnung hergerichtet habe.

In der Theorie flingt der Entschluß des Ober- Verwaltungs­gerichts ja ganz plausibel, in der rauhen Wirklichkeit jedoch ist es ein eigen Ding mit der persönlichen Selbständigkeit des Haus­gewerbetreibenden. Der Hausgewerbetreibende kann nicht ar­beiten, wann er gerade will; ganz abgesehen von der baldigen Dede des Portemonnaies zwingt ihn schon die Kontrolle, die der Fabrikant ständig über ihn übt, gerade so gut die übliche, nirgend= wo mehr als im Hausgewerbe ausgedehnte Arbeitszeit inne­zuhalten, wie der Fabritarbeiter. Und auch im übrigen ist die persönliche Abhängigkeit des Hausgewerbetreibenden vom Rapi­talisten in derartigem Grade vorhanden, daß ein Fabrikarbeiter, troß der strengen Kontrolle, der auch er größtentheils untersteht, sich immer noch sehr besinnt, bevor er sich bei ihm gebotener Gelegenheit entschließt, in das Reich der Freiheit eines Haus­gewerbetreibenden hinüberzusiedeln.

Weberelend. Wie traurig es um den Arbeitsverdienst Welche gefährliche Konkurrenz die Militärmusiker den Be- der Weber in der Gegend von Rückers   aussieht, dafür liefert Gebirgsboten", der sich rufsmufitern bereiten, geht daraus hervor, daß erstere bereits ein Artikel des Habelschwerdter den Versuch wagen, die Berufsmusiker zu boykottiren. Wie das mit der Industrie und den Arbeiterverhältnissen von Rückers   und Erfurter Tageblatt" mittheilt, haben dort die Militär- Kapell- einigen benachbarten Ortschaften beschäftigt, einen zahlenmäßigen meister Hinge und Fleschner den Wirthen der dortigen größeren Beleg. Mangel an Arbeit ist danach für die Weber zwar nicht 1. Verlesung des Protokolls vom 1. Turntag. 2. Bestätigung Gartentonzertlokale einen Kontrakt vorgelegt, wonach die Wirthe vorhanden, aber der Verdienst! Es befinden sich dort 66 Weber, der neuangemeldeten Vereine. 3. Bericht des Bundesvorstandes. sich verpflichten sollten, alle Ziviltapellen auszuschließen, und welche 150 Personen beschäftigen. Die männlichen Weber ver­a) des Vorsitzenden, b) des Kassirers, c) des Turnwarts. 4. Be- wonach die Wirthe ferner auch für die Gesellschaften und Vereine, dienen wöchentlich bis 3 M., die weiblichen bis 21/2 M., die richt der einzelnen Vereine. 5. Statutenberathung. 6. Bundes- die bei ihnen Festlichkeiten abbielten, dieselbe Verpflichtung über- iugendlichen bis 1 M. Turnfest. 7. Unser Organ. 8. Wahl des Bundesvorstandes. nehmen sollten. Die Wirthe haben dieses Anfinnen zurückgewiesen, 9. Verschiedenes. und daraufhin hat Fleschner seine Konzerte bei einem Wirthe abgesagt, obwohl er nach Angabe des Wirthes kontraktlich für die Saison verpflichtet war.

Anmeldungen zum Turntag nimmt Unterzeichneter entgegen. Wir fordern alle Turngenossen auf, welche mit uns bestrebt find, die Turnerei in freiere Bahnen zu lenken, energisch für die Beschichung des Kreis- Turntages einzutreten. Die Vereine haben das Recht, auf je 25 Mitglieder einen Delegirten zu entsenden, jeder Delegirte muß mit schriftlichem Mandat versehen sein, welches die Mitgliederzahl seines Vereins enthält und den Vereinsstempel trägt.

Mit turnerischem Gruß

Der Vorstand

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des Märkischen Arbeiter Turnerbundes ( 1. Turnkreis). J. A.: Paul Müller, Borsitzender, Brandenburg   a. d. H., Bahnhofstr. 4. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten.

Ferien für Arbeiter. Die Böhmert'sche Sozialforre spondenz gabelt im lieben preußisch- deutschen Reich fünf Unter­nehmer auf, die ihren Arbeitern im Sommer Ferien geben. Das heißt nicht Ferien im vulgären Sinne einer Hungerkur, So weit ist es also bereits gekommen, daß die auf Kosten wie sie jetzt zur schönsten Zeit des Jahres Hunderttausende so­der deutschen Steuerzahler lebenden Militärmusiker die Berufs  - genannter Vagabunden genießen, sondern wirkliche, echte Ferien, musiker von den Konzerten verdrängen und sogar die Wirthe in denen die Arbeiter ganz wie ein erster Buchhalter nichts zu verpflichten wollen, den bei ihnen verkehrenden Gesellschaften thun brauchen und dennoch ihr Gehalt fortbeziehen. Dies ist und Vereinen nur dann die Abhaltung von Festlichkeiten zu ge- nun gewiß eine schöne Einrichtung und die Unternehmer, die dem statten, wenn sie die Militärmusit engagiren! So erschwert der abgerackerten Arbeiter ein paar Tage Ruhe gewähren, verdienen alle Militarismus den um ihr Dasein kämpfenden Arbeitern ihre Anerkennung. Aus derartigen überaus vereinzelt auftretenden Er­Existenz! Nicht nur, daß Soldaten dazu verwendet werden, für scheinungen aber die Schlußfolgerung ableiten, daß die Ferien streifende Arbeiter in die Lücke zu springen und deren Wider­stand zu brechen, es wird sogar versucht, durch Soldaten Zivil­arbeiter brotlos zu machen.- Nun, es wird schon dafür gesorgt werden, daß die Bäume des Militarismus und auch die Bäume der Militärmusiker nicht in den Himmel wachsen!

für Arbeiter unter Fortgewährung des Gehalts in immer weiteren Kreisen als berechtigt anerkannt und auch von zahlreichen Fabrikanten erfüllt werden", das kann eben nur die schön­färberische Sozialforrespondenz", die euphemistisch trotz des ent feylichsten Elends rings umher zu allen Zeiten den sozialen