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Nr. 96. 28. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dirustag, 25. April 1912.

Der Parteitag

der schwedischen Sozialdemokratie.

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Hier handelt es sich zunächst um die Frage, in welcher Form man zur Sozialisierung. Weitere Ausdehnung des Boden den republikanisch- demokratischen Charakter der Partei festlegen wollte. Befizzes des Staates und der Kommunen. Der Boden ist entweder Die Abstimmung hatte schließlich zu entscheiden über einen Antrag zum Großbetrieb an Genossenschaften, oder unter bestimmten Höglunds, zu setzen: Einkammersystem, Republik ", und fol- Garantien für die Arbeiter an Privatleute zu überlassen, oder auch genden Vorschlag des Parteivorstandes: Allgemeines, gleiches und zum Kleinbetrieb unter Sicherstellung der Eristenz und der Rechte Während der Woche vor Ostern fand im Voltshause zu Sto d- direktes Wahlrecht bei politischen wie kommunalen Wahlen für des Bemuzers. Sicherung des Koalitionsrechtes der Land- und holm der 18. Kongreß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Männer und Frauen vom 21. Lebensjahre ab. Der Wahltag ein Forstarbeiter. Ausdehnung der Gewerbeaufsicht auf die größeren Schwedens statt. Vertreten waren 93 Arbeiterfommunen( Orts- Sonntag oder ein allgemein freier Tag. Verfassungsrevision, durch Betriebe der Land- und Forstwirtschaft. Landarbeitern und anderen abteilungen der Partei) durch 118 Delegierte, und im ganzen betrug die ein republikanisches und demokratisches Verwaltungssystem herbei wird Boden zu genossenschaftlicher Bewirtschaftung überlassen, der die Teilnehmerzahl 161. Vom Auslande nahm der dänische Partei- geführt wird." Dieser Vorschlag des Parteivorstandes wurde letzten Endes durch Zwangsentäußerung großer Güter( Aktien- und borsigende Stauning am Kongreß teil. schließlich mit 75 gegen 56 Stimmen gutgeheißen, und außerdem Herrengütern) erworben werden kann. Selbständige Kleinbauern wurde fast einstimmig auf Vorschlag des Bürgermeisters Lind und Kleinbesizer find gegen alle Art Gewaltherrschaft der Aktien­bagen erflärt: gesellschaften und Großgrundbesizer zu schützen. Das Genossen­ Nach Auffassung des Kongresses muß ein demokratisches Ver- schaftswesen, das dem Kleinbetrieb die Vorteile des Großbetriebes waltungssystem notwendigerweise zum Einkammersystem führen, zuführen soll, ist kräftig zu fördern. Der Kredit für landwirt und das besonders mit Rücksicht auf die Durchführung der schaftliche und Wohnungszwecke, besonders für die Minderbemittelten, Proportionalwahl." ist durch Staat und Gemeinden zu regeln."

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Die Abrüstung ist das prinzipiell Wesentliche, das mit aller Kraft angestrebt werden muß, während die futzessive Minderung der Militärlasten wohl ein energischer Versuch ist, den auf dem Bolte lastenden ökonomischen Drud zu erleichtern, aber doch nur den Weg zur Erreichung des Zieles bezeichnet, der gegenwärtig am besten betreten werden kann im Zusammenhang mit träftiger Betonung der pofitiven Friedensgarantien."

Bekämpfung des Alkoholismus in allen öffentlichen Schulen durch Unterweisung über die Natur des Alkohols und seine Wirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft, sowie durch eine Gesetzgebungsarbeit, die zu einem gefeglich festgelegten Rausch­getränkeverbot führt."

Der Parteivorsitzende Branting bemerkte in seiner Eröffnungs­rede, daß der Kongreß von besonders großer Bedeutung sei. Die Partei steht vor einer Wahlbewegung auf bisher unerprobter Grundlage. Im kommenden Herbst finden die Wahlen zur Zweiten Kammer des Reichstags statt, und zwar zum ersten Male auf Grund des verbesserten und erweiterten Wahlrechts. Um so mehr drängt fich jetzt die Frage auf, ob die Taktik, der die Partei bisher folgte, Mit besonderer Gründlichkeit wurde sodann der vom Militaris. Bolle Befriedigung hat das hier in Kürze wiedergegebene Agrars in jeder Hinsicht die richtige ist. Darüber sind Meinungsverschieden- mus handelnde Punkt des Parteiprogramms diskutiert. Es hatte in programm nicht erweckt. Ueber manche Punkte waren in der Debatte heiten innerhalb der Partei aufgetaucht, über die der Parteitag zu der diesjährigen Reichstagssession bei einem Teil der Parteigenossen abweichende Meinungen hervorgehoben worden. So äußerte der entscheiden hat. starte Opposition hervorgerufen, daß die sozialdemokratischen Ab- Genosse Carleson, daß die Formulierung teilweise als ein Erster Punkt der Tagesordnung war der Bericht des geordneten einen Antrag einbrachten, wonach die Militärausgaben Kompromiß mit der sozialistischen Anschauung anzusehen sei, und Barteiborstandes. Die Mitgliederzahl war am Jahresschluß zunächst einmal um 20 Millionen Kronen im Jahr herabgefeßt daß es noch keineswegs bewiesen sei, daß für die Landwirtschaft 1910 55 248. Jm Jahre 1911 hat sich wieder ein bedeutender Fort - werden sollten. Die oppositionellen Genossen meinten, daß andere technische Regeln und ökonomische Gesetze geltend wären als fchritt geltend gemacht. Die sozialdemokratische Presse zählt drei Tage- dies, gewissermaßen ein uhhandel mit dem Mili für die Industrie. blätter, die in 93 000 Exemplaren erscheinen, und 7 Blätter, die 3 oder tarismus sei und die prinzipiell antimilitaristische Auf- Der Parteitag beschäftigte sich dann noch mit einer ganzen Reihe biermal wöchentlich in 21 000 Exemplaren herauskommen. Bei den fassung darunter leiden müsse. Die Fraktion hatte jedoch in anderer Fragen und beschloß unter anderem über ein umfangreiches Kommunalwahlen im Jahre 1910 und Anfang 1911 wurden für die Uebereinstimmung mit dem geltenden Parteiprogramm gehandelt, und gründlich durchgearbeitetes Kommunalprogramm, das Bartei 90 000 Stimmen abgegeben, wogegen ihre Stimmenzahl bei das in dieser Hinsicht besagt: Kampf gegen den Militarismus. der sozialdemokratischen Gemeindepolitik als Richtschnur dienen soll der letzten Reichstagswahl 54 000 betrug. In der Zweiten Kammer Gradweise Herabsetzung der Militärlasten mit der Abrüstung als und im voraus eine besondere Konferenz der Gemeindevertreter der ist die Partei durch 37 Abgeordnete unter 230 vertreten. Der Be- Biel." Es lag nun dem Parteitag ein Antrag vor, diesen Baffus Partei beschäftigt hatte. Für das Organ der Genossinnen Morgon­richt der Reichstagsfraktion, der für die beiden lezten Jahre gedruckt einfach durch das Wort: Abrüstung" zu ersetzen, während der bris" wurde ein Jahresbeitrag von 1000 kronen bewilligt. Zur borlag, rief auf dem Stongreß eine lebhafte Debatte hervor. Es Parteivorstand Beibehaltung der alten Form vorschlug. Die Debatte Jugendorganisation nahm der Parteitag im Sinne des wurde an verschiedenen Punkten Kritik geübt und, namentlich auch von endete damit, daß der Vorschlag des Parteivorstandes in nament internationalen Kongresses in Kopenhagen Stellung. Zur Alkohol­dem Genossen Spat, einem sozialdemokratischen Geistlichen aus En- licher Abstimmung mit 84 gegen 48 Stimmen gutgeheißen wurde. frage wurde folgender Punkt in das Parteiprogramm auf­föping, verlangt, daß die Abgeordneten ihr Mandat im Reichs- Dazu beschloß der Kongreß mit 72 gegen 60 Stimmen noch genommen: tag mehr zu prinzipiell sozialdemokratischer folgende Erklärung: Agitation ausnutzen, ausnußen, statt fich allzu sehr mit der Realpolitik zu befaffen. Der Vertreter der Jugend­organisation 8. Höglund erkannte an, daß die Fraktion im allgemeinen gute und gediegene Arbeit geliefert habe, wandte sich jedoch namentlich dagegen, daß der Abgeordnete Torsson in die von der schwedischen Regierung eingejezte Zivil­tommission eingetreten ist. Diese Kommission hat die Aufgabe, eine bürgerliche Kontrolle über das Militärwesen auszu- Ferner beschäftigte sich der Kongreß mit der Aufstellung eines üben, und ihre Einsetzung wurde von der Fraktionsmehrheit als ein Agrarprogramms. Ein besonderes Komitee wurde eingefeßt, Fortschritt in antimilitaristischer Richtung aufgefaßt. Der Genosse um über diese Frage zu beraten. Der Vorschlag des Komitees fand Höglund vertrat demgegenüber die Meinung, daß es sich dann später die Zustimmung des Parteitages. Es ist der Punkt 12 hier nur um einen Bersuch der Reaktion handle, das Volt des politischen Programms der Partei, der hiermit festgestellt irre zu führen und eine Versöhnung mit dem Mili- wurde. Darin wird erklärt, daß die Erde und ihre Reich­tarismus anzubahnen. Darum schlug er eine Resolution vor, tümer, ebenso wie andere wesentliche Produktionsmittel, den Genossen Torsion aufzufordern, es sich zu überlegen, ob es Eigentum des ganzen arbeitenden Volkes werden nicht im Interesse der Partei geboten sei, aus der Zivilkommission auszutreten. Diese Angelegenheit wurde zunächst dem Decharge- betrieb gegenwärtig der Kleinbetrieb besteht und sich entwickelt, daß ausschuß zur Prüfung überwiesen und später dadurch erledigt, daß der Kapitalismus auf diesem Gebiete teilweise unter anderen Formen der Kongreß mit 58 gegen 51 Stimmen das Verhalten des Genossen als in der Industrie vorwärts drängt, und daß deswegen auch der Torsion billigte. Ferner wurde die Frage des Ministersozialismus Kampf gegen die Ausbeutung in teilweise anderen Linien geführt erörtert, die allerdings, wie Branting hervorhob, gegenwärtig werden müsse. Dann heißt es weiter: für Schweden praktische Bedeutung nicht hat. Sie wurde durch Bon der landwirtschaftlichen Bevölkerung Schwedens machen die folgenden Beschluß erledigt: Kleinbauern, Häusler sowie Landarbeiter den unverhältnismäßig größten Teil aus. Für die kleinen Bauern ist der Boden nicht ein Mittel, sich die Früchte der Arbeit anderer anzueignen, sondern er dient ihnen nur dazu, das für sich und die feinen zum Leben Notwendige zu zu erwerben. Sie gehören gleich den Lohnarbeitern den ausgebeuteten Verbeet Nieuwbendam bedauert das Ausscheiden der Volksklassen an. Eine Bodenpolitik, die diesen Benutzern des Bodens Genossin Roland Solst aus der Redaktion des Weekblad", Vorteil bringen will, muß folglich darauf hinwirken, den Boden auch daß diese, weil sie ihre Ansichten nicht durchsehen könne, sich ertrag zu steigern; sie muß vorbeugen, daß der Boden ein von ihrer Tätigkeit für die Arbeiterbewegung zurüdgezogen habe. fapitalistisches Monopol und Spekulationsobjekt wird, und statt Troelstra dankt namens der Kammerfraktion für die ge­dessen den Benußern die Früchte ihrer Arbeit sichern. Die All hörten zustimmenden Worte zu ihrer Tätigkeit. Das zeige, daß diese gemeinheit muß gleichzeitig dafür sorgen, daß brauchbarer Boden genau beachtet werde, während dies von sozialdemokratischer Seite zu billigen Bedingungen und unter gewissen Garantien allen zu außerhalb der Partei ohne irgendwelche Objektivität geschehe. Die gänglich gemacht wird, die ihre Arbeit darauf verwenden wollen." Tätigkeit der Frattion müsse als Ganzes beurteilt werden und nie­An diese Einleitung schließen sich dann die dementsprechenden mand von ihren Mitgliedern denke anders, als daß innerhalb der Forderungen, aus denen hier als die wichtigsten Herbor- Nammer wie außerhalb derselben ein rüdsichtsloser und gehoben seien: Sozialisierung privater Monopole an be selbständiger Kampf gegen die Bourgeoisie ge fonderen Naturreichtümern, wie größerer Wälder, Erzgruben, tämpft werden müsse. Das Sittlichkeitsgeseh habe die Fraktion, Wasserfälle und Torfmoore; Konzessionssystem als Uebergang gleich den Kritikern, als unbedeutend und gleichgültig angesehen. aus den Büchern verschwinden dann wird auch die Bensur mit anderem Gerümpel dahin wandern, wohin sie gehört, auf den Kehricht! K. T.

" Im Anschluß an die internationalen Kongresse in Paris und Amsterdam erklärt der Kongreß, daß der Eintritt von Sozial demokraten in ein bürgerliches Ministerium nicht anzuraten ist, es sei denn als eine außerordentliche Notstandsmaßregel in einer Zwangslage, und daß er unter feinen Umständen vorkommen darf, ohne daß die sozialdemokratische Reichstagsfraktion und der Partei­vorstand einer solchen Maßregel mit mindestens Zweidrittelmehr heit zugestimmt hat. Ein Parteigenosse, der ohne ein solches Mandat in eine bürgerliche Regierung eintritt, ist damit als aus getreten aus der Partei anzusehen."

Der Bericht der Reichstagsfraktion wurde schließlich mit 77 gegen 29 Stimmen uneingeschränkt gutgeheißen. Die Minderheit stimmte für einen Vorschlag des Genossen Fredrik Ström , der ben Fraktionsbericht nur unter Berücksichtigung der im Laufe der Debatte geübten Kritik gutheißen wollte.

Der nächste Punkt der Tagesordnung war das Parteiprogramm, das in einzelnen Teilen revidiert und ergänzt werden sollte.

Kleines feuilleton.

In den Parteivorstand wurden als Vorsitzender Hjalmar Branting , als Kassierer Wickman wiedergewählt, als Partei­sekretär wurde Fredrik Ström gewählt, und im übrigen wurde der gefchäftsführende Ausschuß, der seinen Siz in Stocholm hat, aus den Genossen Herman Lindquist, Erik Palm­tierna, Ibin Hansson und v. Lindbäck zusammengefeßt. Im ganzen besteht der Parteivorstand aus 23 Mitgliedern, von denen die übrigen 16 über das ganze Land verstreut wohnen. Siebzehnter Parteitag der fozial­

müssen, daß aber innerhalb der Landwirtschaft neben dem Groß- demokratischen Arbeiterpartei Hollands .

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Utrecht , 16. April. ( Eig. Ber.) Erster Tag. Nachmittag. Bei den fortgesetten Besprechungen über die Tätigkeit der Kammerfraktion und des Parteivorstandes schließt sich Tas Amsterdam IV. der Kritik der Kammerfraktion wegen ihres Auftretens beim Sittlichkeitsgesehe" an.

Müller- Arnheim bedauert gleichfalls, daß die Kammer. fraktion geschwiegen habe, als in der Kammer scharfmacherische Maßregeln gegen Ausständige verlangt worden seien.

balles leisten darf. Es ist gleichsam eine Zeitung in Bildern; auch der Schauerroman, die ullige Novelette fehlt nicht. Und auf eins mal ist das Kino, das man nicht ernst nimmt, ernsthaft geworden. Es wird mit der Zeit immer mehr eine Voltsbildungsstätte. Die Kunst und Zensur. Im Tag" schrieb dieser Tage der Aesthet Die Ueberproduktion in der Kunst. Aus Paris wird berichtet: Tages- und Kolportageattrattionen langen für das Programm Delar A. H. Schmitz über die Zensur. Schmiz ist für den Gegner Die großen Kunstausstellungen öffnen in diesen Tagen wieder ihre nicht mehr aus. Man wird also der Not gehorchend volfsbildend der Bourgeoisie wertvoll, weil er fast der einzige aus ihrem Lager Pforten, und eine fast unübersehbare Reihe von Kunstwerken erfordert und trägt Stoffe aus allen Wissensgebieten und allen Zeiten der ist, der sich unverblümt mit den unglaublichsten Ansichten hervor- die Aufmerksamkeit von Kritikern und Publikum. Ein Kunstkritiker, Historie und allen Gegenden der Erde zusammen. Jetzt ist auch wagt. Seine Ausführungen laufen in diesem Fall auf folgendes der einmal den Blick auf das Ganze lenkte und sich bergegenwärtigte, Bater Homer ins Kientopp gewandert. Ein findiger Impresario hinaus: Die jetzige Zensur ist ja allerdings ein unfug, weil sie von was diese Fülle bedeutet, stellt jetzt in einem Blatte einige Berech ließ den trojanischen Krieg aufnehmen". Selbstverständlich, daß Ungeeigneten ausgeübt wird. Das Ideal der Zensur wäre die, die nungen an, zu denen er auf Grund seiner Erfahrungen gekommen ist. er die boriliadische Vorausseßung der Entführung sich nicht ent­der großen Masse" den Schmuz in Wort und Bild" entzieht und Er schätzt die Zahl der neuen Bilder, die er von Berufswegen be- gehen ließ; weniger selbstverständlich, daß er ein bißchen ethisch ihn den Wählern der ersten Stenerklasse reserviert. Ich zitiere: trachten soll, auf 80 000 pro Jahr; denn der Kunstbetrieb beschränkt sich stilisiert hat und Paris durch Menelaos fallen läßt. Mit unge­Menschen mit sicherem Auskommen find sozial nicht leicht er- in Baris ja nicht auf die großen Sommerausstellungen, sondern setzt heurem Pomp ist der Fall Trojas inszeniert. An die 600 Personen regbar.... Es ist bekannt, daß die Frivolität der höheren Gesell- sich den ganzen Winter hindurch in den verschiedensten Salons mit find da aufgeboten; im Bild gibt das eine ganz respektable Schlacht. fchaftstreise nicht annähernd so bedenklich im Interesse der Allgemein vom ökonomischen Standpunkt, wieviel tatsächliche Ausgaben allein Herstellungszeit und an die 150 000 Stronen Herstellungskosten be fast ungeschwächter Kraft fort. Was bedeutet aber diese Produktion Leicht ist dieses Kunststück nicht gewesen. Es hat über ein Jahr heit ist wie die Verderbnis im Mittelstand oder gar im Volke. Aber vollkommen begreiflich wäre es, wenn die Polizei z. B. für das Material haben die Schöpfer all dieser Kunstwerke auf ansprucht. Das beweist drastisch genug, welche unglaubliche ökono dasselbe Stück im Deutschen Theater verbieten und in den Kanumer- bringen müssen? Wenn 80 000 Gemälde zur Ausstellung gelangen, mische Bedeutung das Kinotheater heute besitzt, wie gewaltig der spielen erlauben würde. Es ist auch ganz folgerichtig, daß fo find von den verschiedenen Jurys mindestens ebenso viele zurück- Zuspruch sein muß und wieviel kulturelle Bedeutung es noch ers " Frühlings Erwachen " von Wedekind in Berlin , in einem nur zu gewiesen worden; die Produktion an Bildern muß also wenigstens langen kann. Die Erfahrung lehrt, daß die tenren Preisen zugänglichen Theater erlaubt wird, während es in auf 160 000 geschätzt werden. Mittel- und Kleinstädten Durchschnittsfläche eines Bildes auf etwa einen halben Quadratmeter verboten wird... Die Frage wird verstummen, ob Zolas Nana gut oder schlecht angesetzt werden muß. Eine Leinewand von dieser Größe mit ihrem ist. Natürlich ist sie gut, aber zu einer Mart pro Band in Waren- Holzgestell fostet etiva 24 M.; der Preis des Rahmens, ohne den häusern verkauft, ist sie ein großes Uebel. Was wäre z. B. gegen den lein Bild auf eine Ausstellung gelangt, wird im Durchschnitt auf " Simplicissimus" zu sagen, wenn er heute nicht das beliebteste Familien- wenigstens 100 Fr.(?) veranschlagt werden müssen. Auch die Farben, blatt des deutschen Volfes wäre? Das Unglüd ist nicht, daß wir mit denen die Leinwandfläche bedeckt wird, erfordern einen nicht ihn haben, sondern daß er so billig ist... Auf guten Photo- geringen Aufwand; unser Kunstkritiker schäßt sie auf etwa 50 Fr. graphien ist natürlich bedeutend mehr erlaubt, als auf Ansichts- Dazu kommen bei sehr vielen Bildern noch die Kosten für Modelle, poftfarten zu 10 und 20 Pf., auch wenn sie Nachbildungen von Werken so daß alles in allem die Selbsttesten, die ein Künstler für sein Wert aufwenden muß, schwerlich unter 160 m. bleiben werden. So großer Künstler wie Corregio enthalten Also die Fähigkeit, Schmutz von Kunst zu unterscheiden, wäre fommt man zu dem Schluß, daß die 80 000 Gemälde, die der Kunst­eine Frage des Einkommens? Jedem Arbeiter sein Gebetbuch und freund in Paris alljährlich genießen fann, rund 13 000 000 M. an jedem Legationsrat seine Altstudien!- Die Erziehung zur Kunst Produktionskosten für Leinwand, Farben und Rahmen erfordern. geschieht natürlich nicht durch Verbieten", sondern durch Besserung Rimmt man die von der Ausstellung zurückgewiesenen Gemälde des Unterrichts( Schulelend, Herr Schmitz!) Es muß das immer hinzu, so ergibt sich, daß die französischen Maler Jahr für Jahr etwa wieder betont werden; denn dieser Schmitz ist der Typ des fatten 26 Millionen dafür ausgeben, die zahllosen Bilder zu malen, von Bürgers: sie sehen auf die ruhige Straße, in der sie wohnen, die denen doch nur ein recht geringer Teil einen Käufer zu einem Sonne scheint, nun, nach dem Mittagessen, einige fleine Boten, nicht normalen Breise findet. Der Kunstkritiker steht selbst entsegt vor wahr...? Warum auch nicht!. Wenn nur" denen da unten" diesem Ergebnis seiner Berechnungen. Leider bergißt er, die gesell­Dabei vergißt man ganz, daß bei schaftlichen Zusammenhänge der kapitalistischen Kunstproduktion dar­uns die Zenfur wesentlich aus politischen Gründen existiert. zulegen, die erklären, warum die Kunst bei der Produktion für den Mögen sich die Damen im Residenz- Theater jeden Abend bor warenmarkt vor die Hunde gehen muß.

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die Moral erhalten bleibt!

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Humor und Satire. Der alte Herr ruft auf zum Sturm. Gottchen, da hat im Herrenhause

( In Breußen natürlich) so ein Greischen Sich aufgerappelt mit seinem Steißchen Und dieses gehuſtet( Achtungspause):

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Tätä ich kann nun nicht mehr schweigen Bf- pfich fühle die Luft mir entschwinden ( und leide doch an verhaltenen Winden), Kurzum: die Fluten des Umsturzes steigen! Ich fühl's: es haben sich Katastrophen! Denn deh­

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der Geifer der roten Genossen Iftpf- nun schon bis zum Landrat geschossen! Kein Ferscht sitt mehr geruhig am Ofen! Mitgreise, Herrens und Patrioten- Gedenkt tätä der Pariser Kommune ! Bieht mächtig vom Leder- hup- die kühne Haltung entwaffnet schon die Roten ! Gottchen, so sprach im Herrenhause ( In Preußen natürlich) so ein Greischen Und jezte sich aufgeregt aufs Steißchen Und berlangte nach einer falten Brause. ( Peter Scher im Simplicissimus ".) Notizen.

der angenehm geligelten Zuhörerschaft an und ausziehen, wenn Homer im Kientop. Man schreibt uns aus Wien : Heute nur nicht eine Freie Boltsbühne" es sich einfallen läßt, ein soziales nimmt man das Kino freilich noch nicht recht ernst. Es gilt als Drama aufzuführen! Das Bildungsbestreben der proletarischen Massen Geschäftsunternehmen, das sich von anderen Vergnügungsetablisse­zu unterdrüden, ist das Bestreben der Bourgeoisie. Frivolität! ments allerdings durch ausgezeichnete Bilanzen vorteilhaft unter­Unzucht!" rufen sie, während sie es in ihren Streisen: Freiheit, scheidet. Kabarett- Krachs sind in Wien jetzt sozusagen in Mode. - Musikchronit. Die Romische Oper wird im Mai Sichausleben nennen. Privilegierte Unfittlichkeit ist schlimmer als Aber die Kino- Theater wuchern aus dem Boden. Sie sind die unter Guras Leitung zehn Festspielabende veranstalten, an denen eine, die von der Unbildung her tommt, und ein Bauernknecht, der stärksten Konkurrenten der Tingel- Tangel und zugleich auch der eine Anzahl auswärtiger Gäste mitwirken werden. Es gelangen einer Magd ein Kind macht, steht höher als der Greis, der mit ernsthaften Schauspielhäuser. Man sieht sich den letzten Weltring zur Aufführung:" Tosca "," Tiefland"," Don Juan"," Der Teufels. Bitterigen Händen widerliche Bilder betastet. Wir wollen dahin ge- fampf lieber im Kino als im Zirkus an, weil sich der Kino in der weg"( Uraufführung), Mastenball", Rigoletto", Boheme" Langen, daß Boten durch das Publikum von der Bühne und Reproduktion eben stets das Allersensationcüfte des ganzen Erd-( Puccini ) und Troubadour".