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GewerfcrcbaftUcbca« IMai-Husrpcrrungen. UeBer den Umfang der diesjährigen Mai-Aussperrungen liegen bisher nur wenig Nachrichten vor. In Berlin sind die Aussperrungen außer bei den Holzarbeitern offen bar nirgends erheblich. Von den Berliner Holzarbeitern wurden in 320 Betrieben 6768 ausgesperrt. In 17 Betrieben der Berliner Metallindustrie wurden 501 Personen ausgesperrt. Der größte der aussperrenden Betriebe setzte etwa 200 Personen auf die Straße. Die Berliner Z i m m e rer zählten 1-10 Mai-Ausgesperrte. Bei den Steinarbeitern sind 234 Kollegen aus gesperrt in 10 Sandstein-, 3 Marmor- und 2 Grabsteinge schäften. Die ziemlich umfassende Aussperrung in den Sand steinbetrieben ist zurückzuführen aus den Aussperrungsbeschluß des Verbandes der Baugeschäfte, dem der Verband der Stein- metzgeschäfte angeschlossen ist. In Hamburg sind zusammen etwa zehntausend Ar beiter ausgesperrt, davon 2 300 Bauarbeiter einen Tag, mehrere Tausend Metallarbeiter zehn Tage. Eine größere Aussperrung von Holzarbeitern dürfte rn Hannover erfolgen. Die Unternehmer hatten durch An schlag die Aussperrung im Falle der Arbeitsruhe angedroht. Nach vorläufiger Schätzung werden 600 Holzarbeiter davon getroffen. In G e r a sperren die Bauunternehmer die Arbeiter eine Woche lang aus. Neun Braunschweiger Maschinenfabriken haben wie die dortigeLandeszeitung" meldet, im ganzen drei tausend Arbeiter für die Dauer einer Woche aus gesperrt. Weiter wird aus Bremen mitgeteilt, daß die Aktien gesellschaftWeser " ebenfalls dreitausend Arbeiter bi Donnerstag ausgesperrt habe. Auf der Werft in F l e n s bürg sollen von zirka 2200 Arbeitern die Hälfte bis zum 5. Mai ausgesperrt sein. Alle diese Nachrichten sind für die Beurteilung der Ge- samtsituation um so weniger als zureichend zu betrachten, als sie mit Ausnahme der Berliner und Hamburger Meldungen durch bürgerliche Depeschenbureaus übermittelt wurden. Die Ziffern stammen also offenbar aus dem Unternehmerlager und haben kaum eine Nachprüfung von gewerkschaftlicher Seite erfahren. Berlin und Qmgegend. Die Lohnbewegung der Banklempner sollte am Dienstag vor dem Einigungsamt des Gelverbegerichts verhandelt werden. Anfangs schien es, es würden die Verhandlungen obgleich die Parteien über die Forderungen der Arbeiter ver- schiedcner Meinung waren, glatt vonstatten gehen. Aber da ein Jurist als Vertrauensmann der Arbeitgeber im Einigungsamt sah. war es nichts mit einer glatten Erledigung. Schon beim dritten Punkt der Forderungen machte der Syndikus der Klempner- innung, Justizrat Dr. l a s ch k a u e r. derartige Schwierigkeiten, daß die Verbandlungen abgebrochen werden mußten. Und das kam so: Als Grundlage der Verhandlungen diente eine von den Arbeitern eingereichte Vorlage, deren dritter Punkt lautet:Die Arbeit wird nur in Zeitlohn ausgeführt." Wie Cohen als Ver- treter der Arbeiter bemerkte, besteht über diesen Punkt Einig- keit zwischen beiden Parteien schon seit sder vorigen Lohn- bewegung. Die Vertreter der Arbeitgeber sagten zu dieser Erklärung zunächst nichts. Dann aber wollte Justizrat Dr. B l a s ch k a u e r die auf dieser. Punkl bezüglichen stimmungeu eines bor zwei Jahren abgelehnten Schiedsspruches den Verhandlungen zugrunde legen. Dem widersprach Cohen ganz ent- schieden. Dann machte Dr. Bla schlauer den Einwand, die Arbeitgeber hätten die jetzige Vorlage noch nicht studiert. Cohen verwies darauf, daß die Arbeitgeber Zeit genug zum Studium ge- habt hätten. Aber die Arbeitgeber traten nun aus die Seite ihres Vertrauensmannes Blaschkauer. Die Folge davon war, daß die Verhandlungen vertagt werden mußten. Die Arbeiter wünschten. daß die Fortsetzung am Donnerstag stattfinde, weil für diesen Tag eine Versammlung angesetzt ist. die über die Lohnbewegung zu beschließen hat. Nach längeren Verhand lungen wurde aus Wunsch der Arbeitgeber die Verhandlung bis Montag vertagt, womit sich die Vertreter der Arbeiter einverstanden erklärten unter der Voraussetzung, daß die Versammlung am Donnerstag ebenfalls damit einverstanden ist. Deutscher Bauarbeiterverband. Durch ein Versehen sind die Kontrollokale für Nord-Osten und Groß-Lichterfelde für mai- ausgesperrte und zurzeit arbeitslose Kollegen in der Anzeige nicht ausgeführt worden. Wir weisen darum darauf hin, daß sich die be- treffenden Kollegen in Groß-Lichterfelde noch im Kaiserhof, Am Kranoldplatz, melden mögen, da eS so in der Mai Versammlung durch Plakat bekannt gemacht worden ist. Im Nord- Osten gilt das Verkehrslokal, Späth. Georgenkirch st r. 63. auch als Kontrollolal. Der Zweigvereinsvorstand. Deutsches Kelch. Beendeter Töpfcrstreik in Posen. Nach vierwöchentlicher Dauer wurde der Streik der Töpfer beendet. Die Gehilsen erhalten eine durchschnittliche Lohnaufbesserung von 7>/z Prozent. Der drohende Ausstand der Zcmentierer und Patentdeckenleger w Posen ist durch Vermittelung bor dem Gewerbegericht abgewandt worden. Die berechtigten Wünsche der Arbeiter mußte auch die Einigungskommission, die unter Vorsitz eines Stadtrates tagte, an- erkennen. Transportarbeiterstreik. In Barmen und Elberfeld haben am 29. April 360 Fuhrleute und Ablader die Arbeit eingestellt, nachdem die Unternehmer auf ihre am Osterdienstag eingereichten Forderungen eine ablehnende Antwort erteilt hatten. Die Fuhrleute fordern einen Lohn von 27 M. und vom 1. Mai 1912 ab 28 M., eine Arbeitszeit von 6 Uhr morgens bis 7 Uhr abends, Bezahlung der Ueberarbeit und jeden zweiten Sonntag frei. Die Ablader haben ähnliche Forderungen gestellt. Die Arbeitseinstellung ist in den Betrieben einmütig er- folgt und es ist zu hoffen, daß die Streikenden mit ihren be- scheidcnen Forderungen durchkommen. Vor Zuzug von Transport- arbeitern nach den beiden Wupperstädten wird dringend gewarnt. Der Kamp? im Hafengebiet Mannheim- Ludwigshafen beendet! Unter dem Vorsitz des Gewerbegerichtsvorsitzenden Dr. Erde! ln Mannheim tagten die Parteien in voriger Woche täglich fast ununterbrochen; Sonnabend dauerte die Sitzung bis nach 10 Uhr abends. Am Mittwoch soll die Arbeit wieder ausgenommen werden. Es kamen fünf Tarifverträge zustande mit durchschnittlicher Lohn- erhöhung von 1,302, M. pro Woche auf vier Vertragsjahre ver- teilt. Ab 1. April 1912 tritt für die Mehrzahl der Arbeiter eine halbe Stunde Arbeitszeitverkürzung pro Tag ein. Für das Ma- schinenpersonal der oberrheinischen Reedereien wurden erhebliche Ver- besserungen erreicht in bezug aus Sonntags- und Nachtruhe sowie auch in den Löhnen. Huoland. Der Kampf der graphischen Arbeiter Finnlands , der Buchdrucker, Lithographen, Chemigraphen, Steindrucker, Buchbinder usw., an dem 2000 Arbeiter beteiligt waren, ist, wie bereits kurz berichtet, nach einer Dauer von drei Monaten und fünf Tagen beendet worden. Und zwar ist eS nach erneuten Verhandlungen zu einem Tarif- abschluß gekommen. Heute sind wir in der Lage, darüber näheres zu berichten: Die Arbeitszeit bleibt wie früher; für Litho- graphen und Chemigraphen täglich Z'/g und Sonnabends sechs Stunden; für Buch- und Stcindrucker usw. täglich neun und Sonn- abends sechs Stunden. Für die in zwei Schichten arbeitenden Maschinensetzer beträgt die tägliche Arbeitszeit acht und am Sonnabend sechs Stunden. Der Minimallohn der Buchdrucker. Steindrncker, Lithographen und Chemigraphen beträgt 27,54 Frank in der Woche, wozu noch ein Lokalzuschlag bis zu 23 Proz. kommt, je nach den versckiedenen Städten. Die Städte HelsingsorS, Abo und Wiborg gehören zur ersten Klasse. Es ist dies eine Erhöhung von etwa 6 Proz., gegenüber den früheren Minimallöhnen. Das Lehr- lin g s r e g u l a tiv bleibt wie früher. Die Gültigkeitsdauer des abgeschlossenen T a r i f e s ist auf fünf Jahre festgesetzt. Ein Schiedsgericht in Tarifstreitigkeiten soll eingesetzt werden. Jeder Verband wählt drei Repräsentanten. Diese Kommission hat alle Tarifstreitigkeiten zu entscheiden. Während der Gültigkeitsdauer des TarifeS darf es weder zur Aussperrung, noch zum Streik kommen. Wenn auch das Resultat eines 14 wöchentlichen verzweifelten Kampfes nicht dazu angetan ist, volle Befriedigung zu erwecken, so muß mgn aber andererseits in Betracht ziehen, daß bei den sinn- ländiswen Unternehmern die feste Absicht bestand, überhaupt kein Kollektivabkommen mehr zu treffen, und daß sich das gesamte Groß- kapital gegen die berechtigten Forderungen der finnischen Bucharbeiter verbündet hatte. Aus diesen Gründen können die graphischen Arbeiter Finnlands mir dem Erfolg zufrieden sein, und sie werden ihre Lehren aus dem. Kampfe zu ziehen wissen. Da noch ein größerer Teil der Ausständigen arbeitslos ist. soll Zuzug nach Finnland fern- gehalten werden._ Eisenbahnerkougrest in Italien . Rom , 29. April. (Eig. Ber.) Das Syndikat der italienischen Eisenbahner, die stärkste Organi- sation des Eisenbahnpersonals, hat an, 28. d. M. in Mailand ihren Kongreß beendet. Soweit sich die Verhandlungen um die Stellung- nähme gegenüber der Regierung drehten, wurde Ausschluß der Presse beschlossen. Es heißt, daß die Eisenbahner weitere Forde- rungen an die Regierung stellen und nach einein Monat, im Falle der Nichtberücksichtigung, zu passiver Resistenz schreiten würden. Es sei ausdrücklich hervorgehoben, daß wir hier nur ein Gerücht wiedergeben. Der Kongreß beschloß weiter, der Konföderation der Arbeit beizutreten. Auch wurde die Notwendigkeit betont, ein Organ zur Vertretung der Interessen der Eisenbahner zu haben, da die eine Zeitlang in Mai- land erscheinende Tageszeitung des SyndikatsLa Conquista" mit einem Defizit von 23 500 Lire ihre Veröffentlichungen einstellen mußte. Der Kongreß sprach in einer Tagesordnung der republi- kanischenNagione" für ihr Verhalten wahrend der Eisenbahner- agitalion seinen Dank aus._ Versammlungen. der Sterblichkeit vereinzelt noch Steigerungen gegenüber. Kon WOO ehelich Geborenen starben durchschnittlich im Jahre: SterblichkeitS» Verband der Brauerei- und Mühlenarbeiter, Zahlstelle Berlin . Der Generalversammlung, die am Sonntag nachmittag im Ge Werkschaftshause stattfand, lag der Geschäfts- und Kasienbericht vom ersten Quartal 1911 vor. Zunächst berichtete Schuldt über die Tätigkeit der Verwaltung, die stark in Anspruch genommen wurde. Die Arbeitslosigkeit, die im letzten Quartal 1910 schon einen großen Umfang erreicht hatte, nahm im ersten Quartal 1911 noch weiter zu. Die Benutzung des Arbeitsnachweises ist in erfreulicher Weise gestiegen; in der Berichtszeit sind 239 Stellen vermittelt worden, darunter 200 als feste Stellen. Die Erhöhung der Ver- bandsbeiträge hat wenige Fälle ausgenommen keine nach- teilige Wirkung für den Mitgliederbestand gehabt. Außer der Ge- neralversammlung fanden im Quartal 6 Gruppenversammlungen, 101 Betriebsversammlungen(darunter eine Versammlung aller Schultheißbetriebes, 11 Sitzungen des Vorstandes und der Ver- twuensleute, 3 Sitzungen des-Einigungsamtes und 32 Unterhand- lungen mit den Unternehmern statt. Bei diesen Unterhandlungen machten einige Mühlenbesitzer, die sehr anmaßend auftraten, be sondere Schwierigkeiten, indem sie die Anerkennung des Verbandes verweigerten. In 71 Fällen der Agitation, in 6 Fällen vor Ge richt und durch eine Bczirksleiterkonserenz wurden die Funktionäre des Verbandes ferner in Anspruch genommen, neben der großen Bureautätigkeit; das Bureau wurde durchschnittlich von 83 Per sonen pro Tag in der Berichtszeit besucht. Schuldt ging auf die Verhandlungen des Einigungsamtes näher ein, wobei er die Frage der Sonntagsarbeit der Biersahrer berührte und die Hoff- nung aussprach, daß die Frage in diesem Sommer zur Erledigung kommen werde. Den gedruckt vorliegenden Kassenbericht erläuterte H o dapp. Die Abrechnung der Hauptkasse zeigt in Einnahme und Ausgabe eine Bilanz von 28 093 M. Unter den Ausgaben stehen 9673 M. als Unterstützung für Kranke und 5046 M. für Ar­beitslose, 490 M. in Sterbefällen und 50 M. in Notfällen ver­zeichnet. Die Abrechnung der Lokalkasse zeigt ebenfalls für Ar- beitslose eine Unterstützung, und zwar im Bettage von 2365 M. Die Einnahme der Lokalkasse im ersten Quartal 1911 betrug 11 579,28 M., die Ausgabe betrug 5400,95 M., mithin wäre ein Ueberschuß von 6178,33 M. vorhanden, aber dazu gehört ein Dar- lehen von 5000 M. aus der Hauptkasse. Zum nächsten Punkt der Tagesordnung, die Maifeier betreffend, machte H o d a p p bekannt, welche Antworten von den Brauereien auf die Forderung, den 1. Mai freizugeben, eingegangen waren. Der Verein der Brauereien weist die Forderung wie bisher zurück, dagegen sind mit einigen Ausnahmen von einer ganzen Reihe Brauereien mehr oder weniger entgegenkommende Autworten ein- gelaufen. Dorvker entspann sich dann eine längere Diskussion. Die Versammctten beschäftigten sich zum Schluß mit verschiedenen Verbandsangelegenheiten interner Art und beschlossen unter an- derem auch eine Regelung der Entschädigung für die Einkassicrer. Hus der frauenbcwegung. Mutterschutz und Säuglingssterblichkeit. Mutter- und SäugliugSscbutz gehören zusammen. Ein guter Mutterschutz ist auch gleichzeitig ein guter Säuglingsschutz. Man kann daher einen Zusammenhang zwischen Säuglingssterblickikeit und Mutterschutz voraussetzen. Von dieser Voraussetzung ausgehend, ist ein gewisser Fortschritt in dem Schutz von Mutter und Kind zu konstatieren. In den letzten 30 Jahren hat die Säuglingssterblichleit in Preußen etwas abgenommen. Von 1000 Lebendgeborenen starben im ersten Lebensjahre durchschnittlich jährlich: in der Zeit von 1875 bis 1880 194, in der Zeit von 1331 bis 1890 194,8, von 1890 bis 1900 190,6 und von 1901 bis 1909 131,1. Diese Ziffern gelten für die ehelich geborenen Kinder. Für die unehelicb geborenen ergeben Ich die folgenden Angaben: 353,1, 354,7, 355,3, 312,5. In der Zeit der wirtschaftlichen Aufschwungsperiode nach der-schweren Krise in der zweiten Hälfte der 80er Jahre ist noch eine Zunahme der Säug- lingSsterblichkeit ersichtlich. Im letzten Jahrzehnt, in dem auf allen Gebieten der Gesetzgebung und Verwaltung die Sozialdemo- kratie einen größeren Einfluß ausübte, sieht man ein Sinken der Sterblichkeitsziffern. Sie sind trotzdem immer noch erschreckend hoch. Aber es muß auch festgestellt werden, daß die Sterblichkeit in den verschiedenen Bezirken und Städten sehr verschieden groß ist. Während z. B. im Regierungsbezirk Breslau von 1000 lebend- zeborenen ehelichen Kindern im letzten Jahrzehnt durchschnittlich ährlich im ersten Jahre 237 starben, waren es im Bezirk Aurich nur 97. Bei den unehelich geborenen Kindern kommt die Verschiedenheit der Sterblichkeit in folgenden Vergleichsziffern in die Erscheinung: Bromberg 408, Aurich 174. In geringem Maße mögen die klima- tischen und die besonderen örtlichen Verhältnisse die Differenzen er- klären, in der Hauptsache dürften sie jedoch auf soziale Faktoren zurückzuführen sein. Das wird bestätigt durch die Verschiedenheit in der SterblichleitSbelvegung. Stellt man z. B, die Ziffern aus der letzten Periode nach Regierungsbezirken und Städten zusammen, so ergeben sich sehr unterschiedliche Ziffern. Bon einer Parallelbewegung kann keine Rede sein. Ja. erheblichen Rückgängen stehen sogar in Es lassen sich zwei charakteristische Merkmale feststellen: In den Städten ist die Sterblichkeit heute zum Teil geringer als auf dem Lande, während früher das Land den Säuglingen hervorragend günstigere Lebensbedingungen bot. Mit Ausnahme von Königshütte ist die Sterblichkeit in allen Städten erheblich zurückgegangen, da- gegen zeigt die Vergleichimg nach Regierungsbezirken teilweise eine bedeutende Steigerung. Nur der Bezirk Potsdam kann eine starke Abnahme der Sterblichkeit nachweisen. Das flache Land dürfte daran aber weniger beteiligt sein, denn die Stadt Potsdam allein hat eine Abnahme von 27,5 Proz. zu verzeichnen. Die besseren Ver- hältnisse in den Städten erklären auch den Unterschied der Sterb- lichkeitsbewegung im Regierungsbezirk und in der Stadt Münster . Jener figuriert mit einer Steigerung der Sterblichkeit von 6,4 Proz., dagegen ist in der Stadt die Sterb» lichkeit der Säuglinge um 14 Proz. zurückgegangen. Es unter- liegt wohl keinem Zweifel, daß die ganz unverkennbare Verschiebung zugunsten der Stadt, wenigstens in der Hauptsache auf die bessere Fürsorge zurückzuführen ist, die speziell die Ortskranken- lassen in den letzten Jahren den Müttern angedeihen lassen. Als wcilere Ursache der Verminderung der Säuglingssterblichkeit in den Städten darf auch wohl die Säuglingssürsorge,' die sich zwar noch keiner hervorragenden, aber doch einer wachsenden Berücksichtigung erfreut, angesehen werden. Die Statistik ist eine gewichtige Stimme. die auf die Unterlassungssünden hinweist, die in der Frage des Mutter- und Säuglingsschutzes früher, und zwar besonders auf dem Lande, aber auch in den meisten Städten, begangen worden sind und auch heute noch begangen werden. Große Scharen Mütter und Kinder gehen noch immer zugrunde, die der Gesellschaft sehr gut erhalten werden könnten._ Versauunlnngen Veranstaltunge«. Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Heute Mittwoch. den 3. Mai, abends Sffz Uhr, imEnglischen Garten ", Alexander- straße 27o: Vortrag. Die erzieherischen Aufgaben vor und nach der Schulzeit". Referent: Heinrich Schulz. Gäste will« kommen._ Letzte ffaehrichten, Die Parlamentsbill im englischen Unterhause. London , 2. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus hat die zweiie Klausel der Parlamentsbill, die das Vetorecht der Lords in der allgemeinen Gcschgcbung einschränkt, mit 299 gegen 194 Stimmen angenommen. Man erwartet, daß die Diskussion über die übrigen Klauseln der Bill mvrgen abend zu Ende geführt werden wird. Unfallversicherung der Arbeiter vor der russischen Duma. �Petersburg, 2. Mai..(W. T. B.) Die Reichsduma crörterts heute die Regierungsvorlage über die Unfallversicherung der Ar- beiter. Der Referent, Baron Tiesenhausen, wies darauf hin, daß alle Mitglieder der Dumakommission für Einmischung deS Staates in die Beziehungen zwischen Kapital und Arbeit seien. Die Regierung sei jetzt entschlossen, die in den westlichen Staaten, besonders in Deutschland erprobten Maßregeln durchzuführen. Die Vorlage sei für Rußland bedeutungsvoll und müsse auf den«vette- ren Entwickelungsgang des russischen StaatSgedankens einwirken. Als Redner traten meist Sozialdemokraten auf. PokrowSki erklärte, die Sozialdemokraten feien für dio Versicherung, doch müßten die Kosten der Vorlage durch Besteuerung der Arbeitgeber aufgebracht werden; der Arbeitslohn, das Existenz- Minimum, dürfe nicht geschmälert werden. Da die Vorlage die Versicherung den Arbeitgebern übertrage, würden die Sozialdemo- traten dagegen stimmen. Der Kadett Stepanoff meinte, die Vorlage lasse zuviel Einmischungen der Lökalverwaltung zu und weise zu wenig Staatshilfe auf. Außerdem habe die Duma- kommission die Regierungsvorlage entgegen den Interessen der Arbeiter umgearbeitet�_ Vom marokkanischen Kriegsschauplatz. Tanger , 2. Mai. (Meldung des Reuterschen Bureau».) Briefe auS Alkassar, die gestern abgesandt worden sind, melden, daß die eingeborenen Soldaten in jenem Dijtrilt, die unter französischen Instrukteuren stehen, gemeutert haben, deserttert sind und sich weigern, unter den Franzosen Dienst zu tun. Die Nachricht, daß französische Truppen von Casablanca und Rabat nach Fes aufge- brachen sind, hat alle Stämme im Gharbgebiet in Aufregung ver» setzt. Tie Stämme proklamieren den heiligen Krieg. Unterschlagungen in einer städtischen Verwaltung. München , 2. Mai. (B. H. ) DerBayer. Kurier" meldet au» Burg-hausen: Eine noch nicht zum Abschluß gelangte Revision der städtischen Kassen weist seit den letzten drei Jahren Veruntreu» ungen in Höhe von 12 690 M. aus. Es wird befürchtet? daß die Unterschlagungen eine noch viel größere Summe erreichen. Von einer städtischen Kasse fehlen seit fünf Jahren sämtliche Belege. Außerdem zirkulieren Gerüchte, daß von den tzochwasserunter» stützungen des Jahres 1899 der größte Teil unterschlagen wurde. Ungluckssall beim schweizerischen Tunnelbau. Bern , 2. Mai. (W. T. B.) Beim Vortrieb des TunnelS durch den Mont d'or bei Vallorbe erfolgte heute abend ein Un» glücksfall durch eine zu spät explodierende Mine. Zehn Arbeiter wurden dabei verletzt, davon drei schwer. Ein Arbeiter hat beide Augen verloren, sein Zustand ist hoffnungslos. Große Brandkatastrophe. Limoges (Frankreich ), 2. Mai. (Meldung der..P. C. '.) Eine furchtbare Explosion erschreckte iheute morgen um Uhr die hiesigen Einwohner. In einer großen Schuhwarenfabrik explo- vierte beim Anzünden ein Gasofen, da man am Tage vorher ver- gessen hatte, den Hahn zu schließen, so daß sich das Zimmer fast völlig mit Gas angefüllt hatte. In wenigen Sekunden schlugen helle Flammen empor, und die Fabrik verwandelte sich in-ein Feuermeer. Obgleich die städtische Feuerwehr sowie die Hilfs- seuerwehr sofort zur Stelle waren, gelang es ihreen nicht, de» FeuerS Herr zu werden. Das Feuer griff so schnell um sich, daß 10 Minuten nach Entstehung deS Brandes bereits 10 Nachbar­häuser in Mitleidenschaft gezogen waren. Erst gegen Mittag ge- lang es, den Brandherd einzudämmen und ein weiteres Ueber- springen der Flammen zu verhindern. Einige Feuerwehrleute wurden verletzt. Der Besitzer der Schuhfabrik kam in den Flammen um, und sein Leichnam wurde völlig verkohlt unter den Trümmern _________ hervorgezogen.__ Lerantw. Redakteur: Albert Wach?, Berlin , Inseratenteil vergntw.; Zh. Glocke, Berlin . Druck». Verlag: Vorwärts Buchdr.iz Verlagsanstalt PauISingertCo..BerlivS1V. Hierzu gPeU(Jgrtz«.ttntrrji<»lt»»gSl£