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<3cwerkrchaftUcbe& Oer Bucbbindervcrband im Jakre 1910. Bei der starken Vertretung der weiblichen Arbeitskraft in der Buchbinderei und den verwandten Gelverben ist die starke Zunahme der weiblichen Verbandsmitglieder besonders erfreulich. Im Berichts- jähre hat der Verband 1S19 männliche und 3271 weibliche Mitglieder gewonnen, und er hat mit insgesamt 28 794 Mitgliedern eine Höhe erreicht wie nie zuvor. Der Kampf um Verkürzung der Arbeitszeit wurde in besonders Wirksamer Weise geführt. Für 4719 Arbeiter rind Arbeiterinnen wurde eine Arbeitszeitverkürzung von 7943 Stunden pro Woche erreicht, Lohnerhöhungen wurden für 7646 Personen mit S94 776M. pro Jahr erzielt; durch Abwehrstreiks wurde eine Lohnherabsetzung für 133 Per- sonen um 261 M. pro Woche verhütet. Diese Erfolge überragen die der letzten sechs Jahre. In den sechs Jahren 1993 bis 1919 wurden 1 433 224 Stunden Arbeitszeitverkürzung und 1 449 935 M. Lohnerhöhungen erreicht. Der Verband ist Tarifkontrahent bei 193 Tarifen, die für 1754 Betriebe mit 23 562 Personen Gültigkeit haben? die Buchbinderbranche ist mit 59 Tarifen für 1413 Betrieben mit 16 519 Personen am stärksten daran beteiligt, die anderen ver- teilen sich auf die Nebenbranchen. Neu abgeschlossen wurden im Berichtsjahre 59 Tarife für 919 Betriebe mit 8954 beschäftigte Personen. Für diese wirtschaftlichen Kämpfe hat der Verband rund eine Viertel Million Mark aufgewandt. Außerdem wurden nahezu 299999 M. an Unterstützungen aus- gezahlt. Davon entfielen 199 999 M. auf die Unterstützung Arbeits- loser und 79 999 M. auf Krankenunterstützung. Mit diesen Er- folgen des Jahres 1919 hat der Verband das zweite Bierteljahr- hundert seines Bestehens verheißungsvoll angefangen. Lerlln und Umgegend. Die Klempner der Gasmesserbranche stehen seit Mitke der nun Berflossenen Woche in einem Streik, der sich auf alle in Betracht kommenden Betriebe erstreckt, mit Ausnahme der Firma Baum- gärtner, die die Forderungen von vornherein bewilligt hat. Bei der Firma Elster dauert der Streik bereits acht Tage. Herr Elster hatte am 1. Mai die übrigen Firmen zu einer Sitzung zu- sammenberufen, um gemeinsam zu den eingereichten Forderungen Stellung zu nehmen. Es kam dabei auch ein Angebot zustande, aber mit so geringen Zugeständnissen, daß die Klempner unmöglich darauf eingehen konnten, und da aus dem Wege der Verhandlungen nichts weiter zu erreichen war, blieb kein anderes Mittel, als das der allgemeinen Arbeitsniederlegung übrig. Das Angebot der Unternehmer, die bindende Abmachungen überhaupt nicht treffen wollten, ging darauf hinaus, als Anfangslohn in der Branche 55 Pf., nach sechswöchiger Beschäftigung 69 Pf. die Stunde zu zahlen und bei Akkordarbeit den Verdienst auf 65 Pf. zu bemessen. Die Firma P i n t s ch, die ja einen gemischten Betrieb hat. von dem die Gasmesserfabrikation nur einen geringen Teil bildet, hat mit ihrem Arbeiterausschuß oderArbeitsrat" verhandelt und dabei 69 Pf. Stundenlohn und bei Akkord 65 Pf. geboten. Da die Gasmesser- illempner bei Akkordarbeit immerhin ihre 79, 75 bis 89 Pf. oder noch etwas mehr die Stunde verdienen, konnte natürlich auch das An- gebot dieser Firma nicht befriedigen. Gefordert werden in der Tarifvorlage als Mindestlohn 79 Pf.; für Jungausgelernte im ersten Jahre 69 Pf., im zweiten 65 Pf.-Die Akkordpreise sollen so geregelt werden, daß ein Durchschnittsarbeiter mindestens 89 Pf. die Stunde verdient. Am Sonnabendvormittag hielten die Gasmesserklempner eine Streikversammlung ab. Der Vertrauensmann D i d e r i ch be- richtete über die Lage. Es ist mehr als 15 Jahre her, daß in dieser Branche eine Lohnbewegung stattgefunden hat. Im Laufe dieser Jahre wurde durch die Einführung des Einheitspreises für Leucht- und Kochgas, die eine große Anzahl von Gasmessern überflüssig machte, eine sehr schlechte Konjunktur hervorgerufen, die eine schon lange notwendig gewordene Lohnbewegung nicht ratsam erscheinen ließ. Inzwischen haben sich in dieser Hinsicht die Verhältnisse ge- bessert, und es ist wieder ausreichend Arbeit vorhanden. Bewilligen könnten die Firmen die Forderungen um so leichter, als die gegen- seitige Konkurrenz bei ihnen keine große Rolle spielt, da der Kreis ihrer Abnehmer im wesentlichen aus den Städten Berlin , Char- lottenburg und Rixdorf besteht, während für die meisten anderen Bororte die englische Gasgesellschaft in Betracht kommt, die ihre Gasmesser im eigenen Betriebe anfertigt. Uebrigens scheint es, daß die Stadt Berlin den Unternehmern den Rücken zu steifen sucht. Wie berichtet wird, hat an der Sitzung der Unternehmer ein Vertreter der Stadt teilgenommen allerdingsinoffiziell", wie gesagt wird, und Herr E l st e r hat erklärt, es sei dafür gesorgt, daß die Streikenden weder bei der englischen Gasgesellschaft, noch bei der Stadt Berlin oder sonstwo Arbeit erhalten. Herr Elster Ist darüber unzufrieden, daß mit Genehmigung der Organisation einige in seinem Betriebe alt und grau geworbene Leute stehen­geblieben sind. Er findet das sehr verkehrt gehandelt von den Streikenden, solche Ausnahmen zu machen. Die alten Arbeiter, meinte er, kosteten ihm jährlich 5999 M., und da wäre es eine schlechte Humanität, ihm gerade diese Leute, denen er so etwas wie eine Pension zahlt, zu überlassen, während alle die voll- kräftigen Leute streiken. Derselbe Unternehmer bietet denen, die wieder arbeiten wollten, eine tägliche Zulage von 2 M., aber die Streikenden haben es selbstverständlich einmütig abgelehnt, sich für den Judaslohn zu verkaufen. Kann Herr E l st e r etwaigen Ar- kxitswilligen solche Zuwendungen in Aussicht stellen, so kann er um so eher die bescheidenen Forderungen der Streikenden bewilligen. Die Versammlung zeigte in ihrem ganzen Verlauf, daß die Strei- kenden einmütig zusammenstehen und nicht daran denken, bei irgendeiner Firma die Arbeit wieder aufzunehmen, solange nicht ein den Forderungen entsprechendes Uebereinkommen getroffen ist. Zu Verhandlungen sind sie selbstverständlich jederzeit bereit. Der Streik erstreckt sich auf die Firmen Jahn, Kiesewetter, B e s s in, Pintsch, Elster und Heise. Bon der Subkvmmisfion des ArbeiterauSschusseS der A. E. G. erhalten wir folgende Zuschrift: Die Notiz imVorwärts vom 26. April d. I.. betr. den Streik der Transportarbeiter der A. E. G., Brunnenftraße, bedarf einer Richtigstellung. Es heißt in der Notiz: Das, was sie(die Direktion) unter allen Umständen wollte: sofortige Einstellung der über drei Jahre im Werk tätigen Leute, wurde nicht erfüllt." Dieser Wortlaut trifft nicht vollständig die von der Direktion gemachte Zusage, denn das Zugeständnis ging nur dahin, daß die alteren Leute in erster Linie bei der Einstellung berücksichtigt werden sollten. Die Unterzeichneten erklären ferner, daß die nach Beendigung des Streiks stattgefundenen Verhandlungen des Arbeiterausschusses mit der Direktion durchaus sachlich geführt wurden. Bei dieser Verhandlung erklärte die Direktion, daß sie auch nach Möglichkeit die älteren Leute berücksichtigt habe. Die Subkommission des Arbeiterausschusses. Bentz. Ullrich. Baumgart. Grigoleit. Die Bäcker und Konditoren werden auf das Inserat in der heutigen Nummer besonders hingewiesen! Die Maschinisten, Heizer, Abschmiere? und Kohlenarbeiter der Brauereien versammelten sich am Sonnabend vormittag in den «rminhallen. Nachdem fie einen Vortrog von Jakoby über Sozialpolitik gehört hatten, brachte der Vorsitzende Schwittau die Fragen der Bezahlung der Feiertage und der Einteilung des Ur- laubs zur Sprack>e. In bezug auf den Urlaub ist darauf zu achten, daß für das Maschinenpersonal die Urlaubswocke sieben Tage be- trägt; die Beschränkung auf sechs Tage ist zurückzuweisen. Die Frage Berantw, Redakteur: Albert Wachs, Berlin . In /eratenteil vergntw. der Bezahlung der Feiertage kam am 24. Februar zur Entscheidung vor das Einigungsamt. Der Spruch des Einigungsamtes ging dahin, daß 1. Arbeit an in die Woche fallenden gesetzlichen Feier- tagen als Ueberarbeit gilt; 2. Arbeit, welche an in die Woche fallenden Oster-, Pfingst- oder Weihnachtsfeiertagen geleistet wird, gilt als Ueberarbeit, welche zu dem in Wochenlohn sich ergebenden Stundensatz zuzüglich 49 Pf. Zuschlag zu bezahlen ist; 3. Arbeit, welche an Oster-, Pfingst- und Weihnachtsfeiertagen, die auf einen Sonntag fallen, von den Maschinisten und Heizern geleistet wird, gilt nicht als Ueberarbeit und ist nicht besonders zu vergüten. Fleischergescllcn! In der Schinkensalzerei von Oskar Dörffler, Greifswalder Straße 33a, haben sämtliche Gesellen (23) die Arbeit eingestellt. Die Firma zahlt in Berlin mit die niedrigsten Löhne. Alle Versuche, diese zu erhöhen, waren ver- geben». Herr Dörffler erklärte der Organisationsleitung so- wie einer Kommission der Gesellen, daß er sich auf nichts einlasse; über Lohn- und Arbeitsbedingungen habe nur er zu entscheiden. Die Firma versucht, da sie Schlächter als Streikbrecher nicht erhält, ungelernte Arbeiter zu bekommen. Wir ersuchen alle Partei- und Gewerkschaftsgenossen, darauf zu achten, daß dies nicht gelingt. Zuzug ist streng fernzuhalten. Ferner ersuchen wir unsere Mitglieder, den Jnnungsarbeitsnachweis in der Mulackstraße 3 genau zu beobachten. Zentralverband der Fleischer. Ortsverwaltung Berlin . Achtung, Bäcker! Die Sperre über die Brotbäckerei Liebing, Reinickendorf , Residenzstratze 159, besteht nach wie vor weiter. Auch gegenüber von Schlichtungsversuchen von dritter unbeteiligter Seite war Herr Obermeister Liebing völlig unzu- gänglich. Er will der«Herr im Hause" bleiben, wie er sich nicht nur seinen Leuten, sondern auch dem vermittelnd eingreifenden Ge- Werkschaftsvertreter gegenüber hoheitsvoll abweisend erklärte. Der Herr ist froh, daß er dieAufhetzer", d. h. die jahrelang in seinem Betriebe arbeitenden, seinen Reichtum vermehrenden Verbandsmit- glieder losgeworden ist. Er scheint dafür seine ganz besonderen Gründe zu haben. Er erklärte nämlich seinen Gesellen gegenüber, daß er bei einer zehnstündigen Arbeitszeit, die der neue Tarif vor- sieht, sein Brot gar nicht fertig st ellen(s ch a f f e n") könne. Der Herr scheint bei seinem fabelhaften Reichtum, den er aus seiner Bäckereierworben" hat, noch gar nicht auf den Ge- danken gekommen zu sein, daß man auch in einem Großbetrieb, wie dieser Herr ihn hat, noch Arbeitskräfte einstellen kann, und trotz- dem noch jährlich Tausende und Zehntausendegutmachen" kann. Auch sonst hat Herr Liebing sich Aeußerungen bedient, die der Vermutung der Gemaßregelten und Streikenden recht zu geben scheinen, daß Herr Liebing nur seinen Betrieb von Ver- bandsge seilen säubern wollte, um nach Schaf- fung des Tarifes denselben nicht einhalten zu brauchen. In einer Quartalsversammlung seiner Innung hat er als Obermeister den recht eigenartigen Satz geprägt:Ja, wenn die Kollegen aber nachher den Tarif nicht halten, dann können wir auch nichts dagegen machen!" Der Herr Obermeister Liebing hat dabei selbst den Widerspruch von Bäckermeistern herausgefordert, die obigen Satz so aufgekaßt haben, als wenn er den Meistern für Durchbrechung des Tarifes schon vorher einen Freibrief ausstellen wolle. Aus alledem läßt sich das Vorgehen diesesHerrn im Hause" nur im arbeiterfeindlichen Sinne begreifen. Viele der Abnehmer des Liebingschen Brotes, die sehr zahlreich namentlich im Norden und in Rixdorf wohnen, werden dem Standpunkt ihres Brotlieferanten wenig Verständnis entgegenbringen können. Zuzug organisierter Arbeiter ist von der Brotbäckerei Liebing- Reinickendorf nach wie vor streng fernzuhalten. Der Vertrauensmann der Bäcker Berlins und Umgegend. OeutkcheB Reich. Auf der Streikbrechersuche. In den Bürgerlichen Zeitungen prangt in großen Lettern folgendes Inserat: Bäcker-Gesellen finden sofort lohnende Arbeit in Hamburg - Mona- Wandsbek. In Hamburg werden die höchsten Löhne im Bäckergewerbe Bezahlt. Reisegeld wird vergütet. Meldungen Hamburg 3, Holstenwall 19, Bäcker-JnnungS« haus. Mit keinem Wort sagen die.noblen" Inserenten den Reflek- tanten, daß es sich bei dieser.lohnenden Arbeit" um Streikbrecher- tätigkeit handelt. Die Hamburger Bäcker und Konditoren stehen in der Lohnbewegung. Die Arbeiter haben der eklen Komödie der Verhandlungen, die durch die Verschleppungstaktik der Meister unter Führung des Einpeitschers beim WahlrechtSraub in der Bürger- schaft, des Obermeisters Blinkmann, fünf Wochen dauerten, jetzt ein Ende gemacht. Ein Streikbeschluß liegt aber noch nicht vor, sondern es waren bereits neue Verhandlungen eingeleitet. Da kommen jetzt in allen Orten und bürgerlichen Zeitungen die Hamburger Meister her, um unter unverfäng« licher, falscher Flagge unerfahrene Leute nach Hamburg zu locken, um die Getäuschten an ihrer Arbeiterehre und auch finanziell schwer zu schädigen. Die bürgerlichen Zeitungen geben sich natürlich gern zu dieser schäbigen HandlungS« weise her, indem sie diese, für jeden Setzerlehrling auf den ersten Blick erkennbaren, verkappten, unlauteren Streikbrecher-Jnserate auf- nehmen. Die Bäckermeister von Hamburg treiben es mit Gewalt zum Streik: das zeigt diese hinterhältige Streikbrechersuche mit aller wünschenswerten Deutlichkeit. Kein Bäcker, kein Konditor gehe jetzt nach Hamburg ! Das gesamte Hamburg -Altonaer Städtegebie ist bis auf weiteres für Bäcker und Konditoren gesperrt. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten. Die Einigungsversuche zur gütlichen Beilegung der Lohn- iewegung der Breslauer Bäcker sind als gescheitert zu betrachten. Eine Einladung des Bürgermeisters T r e n l i n an die Innung so- wie auck, an den gelben Gesellenausschuß zur Aussprache über die Lohnforderungen wurde einfach ignoriert. Eine von mehreren hundert Gesellen besuchte Versammlung forderte einmütig die Lohn- kommission auf, nunmehr ungesäumt an das Werk zu gehen und den Meistern einzeln den Tarif vorzulegen. In allen Fällen, wo der Tarif nicht anerkannt wird, soll die Arbeit sofort eingestellt werden. Der Streik in der Gasanstalt Gotha ist wieder aufgehoben worden. Die Schwesterbetriebe der Gesellschaft in Dessau und anderen Städten hatten eine genügende Anzahl Streikbrecher zu stellen vermocht. Die Arbeit wurde wieder ausgenommen, nachdem das gcmaßregelte Ausschußmitglied erklärt hatte, auf eine Wieder- einstellung zu verzichten._ Die Hinkegarde in Gera . Bei der Firma Wilhelm Spaethe, Musikinstrumenten- fabrik, in Gera (Reuß) ist ein Streik ausgebrochen. Da die Be- mübungen der Firma, anständige Leute als Ersatzkräfle heranzuziehen, vergeblich gewesen sind, hat sie jetzt fünf Hintzemänner ein- gestellt. Diese sind mit Schlagringen, Guinmischläuchen und angeblich auch mit Revolvern ausgerüstet. Auch der Meister, der die.Arbeitswilligen" in ihr Quartier brachte, trug einen Schlag« ring offen in der Hand. Natürlich wurden die Herren ; Th- Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u Lerlagsanstali Arbeitswilligen' Bon einem Schutzmann begleitet. Zu Aus- schreitungen diesernützlichen Elemente" ist es�zioch nicht gekommen. Die Streikenden lassen sie nach Möglichkeit liias liegen. Ter Streik selbst steht günstig._ Seelenverkäufer an der Arbeit. Die Streilbrecheragenten sind noch mit allen Mitteln bestrebt Arbeitswillige nach Hamburg zu schaffen. Am 5. Mai kam ein Transport aus Berlin und einer aus Thüringen . Auguste Müller hat ihre Helfershelfer sogar unter den auS- wärtigen Tischlermeistern und diese Seelenverkäufer scheuen selbst vor den schofelsten Mitteln nicht zurück, um ihr Ziel zu erreichen. Ein drastisches Beispiel dafür. In Schleusingen bei Erfurt betreibt ein gewisser Adlung eine Möbelfabrik. Am Mittwoch trat der Inhaber� an seine Arbeiter heran und teilte ihnen mit, daß er einige Tischler für eine Man« tage in der Nähe von Bebra gebrauche. Von den dort Be- schäftigten meldeten sich dann drei Mann, um die Montagen sür den gebotenen Stundenlohn auszuführen. Der Meister fuhr mit den Arbeitern bis Bebra , wo man mit weiteren sechs Arbeitern zusammentraf, die von Erfurt kamen, dar- unter ein gewisser Hercht aus Wegelsberg. Mit diesem gemeinsam wurde der Hamburger Zug bestiegen und als dann Stunde um Stunde verrann, ohne zum Ziele zu kommen, wurde den Genossen aus Schleusingen , unter denen sich auch der Parteivertrauensmann befand, bei der Geschichte unheimlich, wurden aber ans ihre Anfragen mit Ausreden hingehalten. Erst als man in Harburg von ihnen verlangte, ein bereit stehendes Automobil zu besteigen, wurde ihnen klar, zu welchen verwerflichem Zweck man sie ge- brauchen wollte, und weigerten sie sich nunmehr, noch weiter mit- zufahren. Trotz der Bedrohungen, die ihnen zuteil wurden, ließen sie sich nicht einschüchtern, sondern begaben sich zum Streikbureau nach Hamburg . Mit dem Tischlermeister Adlung in Schleusingen wird der Holzarbeiterverband noch ein Wort zu reden haben. Der berüchtigte K a tz m a r e k verkauft den Hamburger Unter­nehmern nicht ollein Streikbrecher, sondern auch Jnvaliden- karten. In welch unverfrorener Weise der Bursche vorgeht, dafür folgender Fall. Vor 8 Tagen hatte er einen Trupp Arbeiter in Berlin angeworben. Von diesen, denen er die Jnvalidenkartcn abgenommen, gingen ihm in Hamburg 3 Mannverloren". Diese iourden vom Holzarbeiterverband wieder nach Berlin geschafft. Einige Tage später hat K. dann dieselben Arbeiter wieder in Berlin angeworben und weil sie nicht im Besitz von Jnvalidenkarten waren, weil die eigenen von K. den Holzindustriellen in Hamburg ausgehändigt wären, gab er ihnen Jnvalidenkarten ans andere Namen lautend, darunter diejenige des Bevollmächtigten des Holzarbeiterverbandes in Hannover ! K. erklärte hierbei:Ich muß Sie in Hamburg wenigstens abliefern, dann bekckmme ich mein Geld, zu arbeiten brauchen Sie ja nicht. Ich habe den Hamburger Arbeitgebern schon mindestens ein Dutzend Streikbrecher einige Male, jedesmal mit anderen Jnvalidenkarten abgeliefert und jedes- mal mein Geld dafür bekommen. Sorgt doch dafür, daß ich 29 Mann kriege, auf die ich mich verlassen kann, die die Kiste nicht verraten. Jnvalidenkarten hal« ich genug da, dann können wir ein Bombengeschäft machen, denn die Kerle in Hamburg sind ja zu dumm." Die dreiArbeitswilligen" haben sich dann aber nichtab- liefern" lassen, sondern haben sich auf dem Streikbureau in Ham- bürg gemeldet, weil es Mitglieder des Holzarbeiterverbandes waren, die sich anwerben ließen, um die Schliche dieses Burschen aufzudecken. Wer weiß, welches Gesindel die Hamburger Tischlermeister mit falschen Jnvalidenkarten in ihren Betrieben beherbergen. Vielleicht wäre manchergute Fang" für die Kriminalpolizei da- runter Katzmarek hat jaJnvalidenkarten noch genug da". Arbeiter, sorgt dafür, daß diesem Burschen das Handwerk gez legt wird. Ausland. Streik der römischen Straßenkehrer. Rom , den 4. Mai 1911.(Eig. Ber.) Am 3. d. MtS. sind die städtischen Straßenkehrer Roms in den Ausstand getreten, um eine Er- höhung ihres TagelohnS, der zwischen 3 Lire und 8,59 Lire schwankt, zu erzielen. Die Abholung des Abfalls aus den Häusern ist ein- gestellt worden und für die Straßenreinigung wird sehr notdürftig durch Streilbrecher, die unter polizeilicher Bewachung arbeiten, ge- sorgt. Der Bürgermeister fordert durch Anschlag die Bürgerschaft auf, den Absall auf die Straße zu tragen, von wo die Stadt- Verwaltung seine Wegräumung veranlassen würde. Die Zahl der Streikenden beträgt über 1999. Der durch den Streik brach gelegte öffentliche Dienst hängt von dem Stadtrat Genossen Rossi- Doria ab. Die Maureraussperrung in Madrid . In Madrid haben die Unternehmer des Baugewerbe? die organisierten Maurer seit dem 22. April ausgesperrt unter dem Vor» wand, daß die Gewerkschaft die Zusammenarbeit mit unorganisierten Maureni verweigert hat. In Wirklichkeit handelt es sich nur um einen Versuch, die starke Gewerkschaft niederzuzwingen, bevor diese die alten Arbeitsbedingungen auskündigle und neue mit Erfolge verlangen konnte. Die Unternehmer hatten mit der Spaltung unter den Arbeitern gerechnet; allein sie täuschte sich darin gründlich. Die Maurer Madrids können mit den Reserven in ihren Kassen mindestens 4 Wochen aushalten. Mit der Unterstützung der anderen Arbeitsorganisationen können sie 5 oder 6 Wochen kämpfen. Das erste Ergebnis dieser Aussperrung ist, daß die Zimmerleute und die Schmiede bald ohne Arbeit sein werden. Ein Generalstreik der Baugewerkschaften kann jeden Augenblick erklärt werden._ Hetzte Nachrichten« Ein Manifest der belgischen Sozialisten. Brüssel , 6. Mai. (W. T. B.) Die Sozialisten veröffentlichten heute ein Manifest gegen den Besuch des Präsidenten Fallieres, in dem es heißt, das heutige Frankreich berge unter seinem republi» kanischen Mantel monarchische Institutionen und stübc mit seinem Gelde den russischen Zarismus. Ferner kritisiert das Manifest das Verbot der Maifeierkundgcbungen und fordert die Arbeiterschaft auf. sich während des Besuchs Fallieres vollständig neutral zu ver- halten._ Aus dem türkischen Aufstandsgebiet. Saloniki, 6. Mai. (W. T. B.) Wie aus Skutari gemeldet wird, sind drei Torpedoboote in Schindjin eingetroffen und haben den Wachtdienst übernommen, um an der Küste die Landung von Frei- schärlern und Waffenschmuggel zu verhindern. Nachdem alle für das Wilajet Skutari bestimmten Bataillone in ihren Bestimmungs- orten eingetroffen sind, wird nun mit der Niederwerfung der 3ie- bellen nach den Weisungen der Regierung begonnen werden. Die gestern und heute eingetroffenen Truppen sollen von Uesküb nach den verschiedenen, strategisch wichtigen Plätzen an der Grenze weitergehen._ Die Rache des Zuchthäuslers. Trier , 6. Mai. (H. B.) In L o s h e i m(Kreis Merzig ) drang der zur Entlassung gekommene Zuchtbäusler Schmal in das Haus seiner inzwischen wieder verheirateten früheren Frau, um sie zu erstechen. Er kam aber an das Bell der l4jäb>igen Schwester der Frau und stach sie nieder. Der Zustand des Mädchens ist hoffnungslos. Der Täter wurde verhaftet._ Großer Theatcrbrand. SimbirSk (Rußland ). 6. Mai. (W. T. B.) Im hiesigen Theater 'ist ein Brand ausgebrochen. Das Feuer bedroht die benachbarten Häuser.______ Paul Singer& Co., Berlin SW. Hierzu 5 Beilagen.