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Ii. 106. 28. Zahigiwg. 2. Keilm des Jotmiirts" Kerlim loMntt AirtichaMIcher Aochendericht. Berlin , 6. Mai 1311. Keine Hochkonjunktur. Unsere Handelspolitik. Getreide- nnd Fleischteuerung. Disferenzen in den Montanverbänden. Wirt- schaftliche Folgen ultramontanrr Parteipolitik. Einen solchen Umfang und eine solche Intensität der Waren- prbl/ilktion, daß man allgemein von einer Hochkonjunktur sprechen könnte, haben wir in den letzten 4 Jahren noch nicht gehabt. Die Bewegungen des Wirtschaftslebens glichen mehr den Flügelschlägen eines verwundeten Vogels. Auch in den Vereinigten Staaten , wo sonst der Uebergang von der Krise zur Hochkonjunktur und um- gelehrt sich über Nacht vollzog, kann man nun aus dem Zustande des Dahinschleichens nicht herauskommen. Der viel gepriesene »Schutz der nationalen Arbeit" durch das Schutzzollsystem ist an dieser bemerkenswerten Erscheinung in hervorragendem Maße schuld. Besonders die Lebensmittelteuerung hält die Konsumkraft der großen Masse dauernd in engen Schranken gefangen. Gerade in der Schwäche, die nicht zu den Höhen einer Hochkonjunktur hinaufspringen läßt, tritt die verwüstende Mrkung des Lebens- mittelwuchers deutlich in die Erscheinung. Selbstverständlich wer- den nicht alle Industrien und Gewerbe in gleicher Weise durch die Teuerung geschädigt. Industrien mit mehr oder minder monopolartigem Charakter, die jede Belastung abwälzen können, werden natürlich am wenigsten getroffen. Dazu gehören, um nur auf einen wichtigen Zweig unseres Wirtschaftslebens hinzuweisen, in erster Reihe die sogen, gemischten Werke der Eisengroßindustrie. Die Stahlproduktion haben sie fast restlos unter ihrer Kontrolle, und da zudem ein Schutzzoll ihnen die ausländische Konkurrenz vom Halse hält, diktieren sie die Preise. Die allgemein aus der Wucher- Politik erwachsenen Kosten werden von ihnen auf die Abnehmer übergewälzt. Das erklärt die Zustimmung der Großindustriellen zu der herrschenden Schutzzollpolitik. Die Rohstoff- und Halbzeug- zölle können sie eben nur durch Zustimmung zu den wucherischen Lebensmittelzöllen erkaufen. Mögen in den grotzindustriellen Organen hin und wieder auch Klagelieder über die schädliche Wirkung der agrarischen Wirtschaftspolitik angestimmt werden, die um Hahn und Rösicke wissen ganz gut, daß das den Pakt zwischen den agrarischen und großindustriellen Hochschutzzöllnern nicht zerreißt. Daß von diesem Gesichtspunkte aus bei uns Handelspolitik gemacht wird, zeigt erneut der Abschluß des deutsch -schwedischen Handelsvertrages. Die agrarischen Interessen hat man nach Mög- lichkeit geschont und der von Schaden in petto gehaltene Aus- fuhrzoll aus Eisenerz ist verhindert worden auf Kosten der übrigen, speziell der Verfeinerungsgewerbe. Diese Praxis wird auch in Zukunft befolgt werden. Damit eröffnen sich für die Gesamtwirtschaft keine günstigen Aussichten. Allem Anschein nach neigt für die nächste Zeit die Kurve des wirtschaftlichen Lebens wieder nach unten. Die Verhältnisse am Geldmarkt find unbefriedigend, von einer die Unternehmungs- tust anreizenden Flüssigkeit und Billigkeit ist keine Rede. Dazu droht der Warenproduktion durch eine verschärfte Lebensmittelver- teuerung erneut Belastung und Hemmung. Die Getreidepreise schnellen wieder bedenklich hinauf und eine neue Fleischnot mit allen ihren Schrecken ist im Anzüge. Die Seuchen dezimieren die Viehbestände und die Aufzucht wird sehr stark vernachlässigt. Haben doch sogar schon die landwirtschaftlichen Interessenvertretungen sich demüßigt gesehen, auf die Konsequenzen der viel beobachteten Ver- nachlässigung IN der Fleischproduktion hinzuweisen. Vielen Erfolg darf man sip von solchen Mahnungen allerdings nicht versprechen. Ein erhebliches Interesse beanspruchen die Differenzen, die das Mefüge der großen Montanverbände: Kohlensyndikat und Stahl- Werksverband, bedrohen. Der Konkurrenzkampf, der ein Auffliegen der Verbände im Gefolge haben soll, wird im allgemeinen als die wichtigste Konsequenz und als wirtschaftliches Unglück bezeichnet. Wir sind, das wurde schon früher an dieser Stelle dargetan, nach dieser Richtung etwas anderer Ansicht; es erübrigt sich, auf diese Seite der Sache nochmals einzugehen. Mit den Konkurrenzkämpfen wird es übrigens gar nicht so schlimm werden, der Kreis der in Betracht kommenden Unternehmen, deren oberste Direktionsgcwalt zudem in den wenigen Großbanken ruht, ist klein genug, um wirk- lichruiniöse" Preiskämpse zu verhindern. Lehrreiche Beispiele liefern ja schon die Vorgänge nach dem Zusammenbruch des Roh- eisensyndikats und anderer Organisationen. Im Anschluß an die Auflösung von Verbänden in der Eisenindustrie ist allerdings viel von Preisrückgängen usw. orakelt worden. Solchen Auslassungen wollte man auch durch vergleichende Angaben über eingetretene Preisveränderungen den Stempel der absoluten Berechtigung aus drücken. Die an die tatsächlich eingetretenen Preisrückgänge ge knüpften Schlußfolgerungen sind aber doch falsch, denn die Ver- bandsauflöfungen waren nur sehr bedingt und höchstens für kurze Zeit ihre Ursache. Sie sind veranlaßt durch die in den letzten Jahren eingetretenen technischen Produktionsverbesserungen. Die Düsseldorfer Handelskammer macht darüber in ihrem letzten Jahres- bericht einige interessante Bemerkungen. Sie sagt, die Gewinn- resultate der großen Montanunternehmungen seien durch die tech- nischen Furtschritte in der Eisenindustrie in außerordentlichem Maße beeinflußt worden. Die Eisenpreise de? Jahre? ISIll blieben durchschnittlich um 25 bis 30 Proz. hinter den Preisen der Jahre 1306 und 1307 zurück und standen nur etwa S bis 10 Proz. höher als im Jahre 1309. Die guten Gewinne der(jroßen Hüttenwerke könne man nur zum Teil auf die besseren Preise und eine bessere Beschäftigung zurückführen; wesentlich seien die erheblichen Ver- besserungen ver Werkanlagen, die man in den geschäftsruhigen Jahren 1308 und 1303 vorgenommen habe. Ueberall ist auf den Werken modernisiert worden und eS wird noch immer weiter ver- bessert: insbesondere hat die zunehmende Verwertung der Hoch- ofengichtgase den Werken außerordentliche Ersparnisse gebracht. Während man früher die Gichtgase der Hochöfen entweichen ließ und zum Betrieb der Stahlwerke und Walzwerke große Mengen Kohlen außerdem verwandte, ist man in letzter Zeit immer mehr dazu übergegangen, die Gichtgase aufzufangen, zu reinigen und entweder zu Leuchtzwecken zu verkaufen oder damit GroßgaZ- Maschinen zu speisen, die mehr als ausreichend sind, um den ganzen Betrieb der Stahl- und Walzwerke mit Kraft zu versorgen. UnS interessiert hier die Frage: wie beeinflußt ein Auffliegen der Verbände das Verhältnis zur Arbeiterbewegung und zu den Arbeitsverhältnissen? Aus dem Unternehmerlager ist mit aller Schärfe betont worden, daß als eine Folge der Syndikatssprengung mit dem sicher einsetzenden Preiskampf auch die Löhne der Berg- arbeiter stark zurückgehen würden. Eine solche Möglichkeit ist aller- ding» vorhanden, aber die Schlußfolgerung ist nicht zwingend, ganz abgesehen davon, daß die Konsumenten von einer Preisreduktion einen erheblichen Vorteil haben würden. So einfach, als es den An- schein haben könnte, geht es mit den Lohnreduktionen den doch nicht. Man darf nicht vergessen: bei den Differenzen handelt eS sich in der Hauptsache um den Widerstreit zwischen den reinen und den sogenannten Hüttenzechen. Ein Preiskampf der reinen Werke gegen diese wäre aber ganz zwecklos, soweit eS sich um den Gelbstver- brauch handelt. Ob der Kohlenpreis hoch oder niedrig ist, daS bleibt für die Preisgestaltung der Stahlerzeugnisse wegen de» MonapolS oer gemischten Werke ohne großen Einfluß. Nur"in dem Matze, alS die Hüttenzechen über den Selbstverbrauch hinaus produzieren, würden sie durch ein Sinken der Kohlenpreise in Mitleidenschaft gc- zogen werden. Darin läge für sie dann jedoch wieder ein Anreiz. durch Erweiterung ihrer Hüttenwerke oder durch Angliederungen usw. deren Selbstverbrauch zu steigern. Selbstverständlich würden sie dann aber auch ihre Bergwerksanlagen restlos ausnutzen und die Zöicherung erhöhen. Die Leidtragenden werden auf alle Fälle die reinen Zechen sein. Nun sind diese aber auch so stark in wenige Hände konzentriert, daß man wohl über untere Preisgrenzen sich einigen könnte. Das würde auch leicht geschehen, wenn die Berg- Herren es mit einer einigen Arbeiterschaft und nicht mit einer durch ultramontanc Umtriebe in zwei Lager von allerdings sehr ver- schiedcner Größe gespaltenen zu tun hätten. Daß die Zentrumsdema- gogen aus parteipolitischen Erwägungen mit voller Ueberzeugung das Wohl der Arbeiter den Unternehmerinteressen opfern, daran kann nach den gemachten Erfahrungen kein vorurteilsloser Mensch mehr zweifeln. DaS wissen die Unternehmer ganz genau. Und daraus erwächst für die Bergarbeiter die Gefahr, daß die Unter- nehmer sich wahrscheinlich versucht fühlen werden, die im eigenen Lager bestehenden Differenzen auf Kosten der Arbeitslöhne auszu- fechten. Dann würden allerdings die Bergarbeiter nicht die alleini- gen Leidtragenden sein; die Einschränkung ihrer Konsumkraft müßte von unheilvollen Wirkungen für das ganze wirtschaftliche Leben des großen Industriegebietes sein. Das sind sehr böse Folgen, die nicht aus den Differenzen im Kohlensyndikat, sondern aus der verräterischen, von parteitaktischen Erwägungen diktierten Stellung des Zentrums und des christlichen Gewerkvereins zu erwachsen drohen. Von viel weniger allgemeiner Bedeutung, als die im Kohlen shndikat heranreifenden Ereignisse sind die Veränderungen, die eine Sprengung des Stahlwerksverbandes hervorrufen würde. Daß die wenigen herrschenden Hüttenwerke sich gegenseitig zerfleischen könn ten, daran denkt ernsthaft doch kein Mensch. Die Cäsarengelüste, die wohl vorhanden sind, werden gedämpft durch den mächtigen Eim flutz der Geldinstitute, ohne deren Willen kein Krieg ausbricht, sicheo lich kein solcher, bei dem sie auf alle Fälle selbst die Kosten tragen müssen. Bei der Frage der Erneuerung des Stahlwcrksverbandes handelt es sich vorwiegend nur um die Form, wie die kleinen Unter- nehmen von den großen, wie die reinen Werke von den gemischten Werken beherrscht werden und wie die Herrschaftsbasis der großen sich erweitern läßt. Den von den gemischten Werken irgendwie abhängigen Betrieben kann es schließlich gleichgültig sei, ob ihnen der Verband oder diefreie" Konkurrenz das schmerzstillende HalS� band anlegt. Solange die Schutzzölle auf Rohmaterial und HaUß zeug den Stahlwerken eine monopolistische Herrschaft sichern, bleiben ihre Abnehmer auch die Objekte ihrer Willkür. Selbstvev ständlich gibt es im Stahlwerksverbande selbst, wie auch unter den reinen Werken der Eisenindustrie und des Bergbaues noch manche gegensätzliche Interessen, die wenigstens zum Teil in die schweben den Differenzen mit hineinspielen und die im Falle des Auffliegens der Verbände nicht wirkungslos bleiben würden, aber diese Gegen- sätze und Wirkungen sind doch mehr sekundärer Natur und tan- gieren die Gesamtwirtschaft viel weniger als die erörterten Fragen. _ D. Hua Induftm und Rande!. Die Rentabilität der Staatsgruben im Ruhrredier. Man schreibt unS: Der gcschäftsgewandte Herr S t i n n e s hat die Absicht, die fiskalischen Gruben im Saarrevier und im Ruhrrevier zu pachten. Einen sehr detaillierten Plan soll er dafür schon haben ausarbeiten lassen. Daß die Ausführung des StinneSschen Projektes dem Interesse der Allgemeinheit dienen würde, diesen Nachweis zu führen, ist man geschäftig am Werke. Der Fiskus wird als recht schlechter Bergbautreibender hingestellt. Die Berechtigung solcher Charakterisierung kann allerdings nicht geleugnet werden. Der Fiskus besitzt im rheinisch-westfälischen Jndustriebezirk die Gruben Gladbeck , Bergmannsglück und Waltrop . Auf allen drei Zechen bestehen mehr oder weniger große Mängel, die die Ur­sache der Unrcntabilität sind. Gladbeck hat der Fiskus von Thyssen zu einem hohen Preise erworben. Ganz offenbar ist bei diesem Kauf die erforderliche Sorgfalt nicht hinreichend beobachtet worden. Durch die Gruben selber geht eine sogenannte Gebirgsstörung. Der Abbau solcher Gruben ist sehr schwierig, weil die Gebirgsstörung nicht mit Sicher- heit die Lagerung der Kohlen feststellen läßt. Ob Herr Thyssen von dieser Störung, als er sich zum Verkauf von Gladbeck entschloß, nichts wußte? Jedenfalls ist er froh, daß die Zeche nicht mehr sein Eigentum ist. Im Gegensatz zu Gladbeck könnte die zweite fiskalische Zeche BergmannSglück bei Buer eine der rentabelsten im ganzen Jndustrierevier sein. NjrgendS sind die unterirdischen Verhältnisse so glänzend, wie auf BergmannSglück. Die Flöze liegen günstig und die Kohle läßt sich ohne besondere Anstrengung mit der Hacke gewinnen. ES wird fast gar nicht geschossen. Indessen läßt die Leitung sehr zu wünschen übrig. Ueber eine Anzahl technischer Ein- richtungen auf BergmannSglück staunt man in Fachkreisen. So wird ganz schcmatisch in der Grube mit sogenannten Lufthaspcln gearbeitet, obwohl in vielen Fällen die kostenlose Schwerkraft' hätte benutzt werden können. Ein Lufthaspel kostet mehrere tausend Mark. Sein Betrieb erfordert Druckluft, Reparaturen, ferner nutzen sich die Haspel schnell ab. Sachkenner sind der Meinung, daß allein mit Lufthaspeln auf Bergmannsglück Zchntausende un- nütz vertan worden sind. Vor etwa zwei Jahren wurde sodann mit ganz erheblichen Kosten auf der zweiten Sohle eine zweigleisige Bahn erbaut und außerdem der Wassergraben ausgemauert, was vielfach Kopfschütteln erregte. Die nach den großen Vorbereitungen erforderliche Riesenförderung blieb aus. In den zwei Jahren hat der Gebirgsdruck die Schienen verschoben und den gemauerten Wassergraben beschädigt, so daß fast ständig außerordentlich große Reparaturkosten notwendig sind. Ein Steiger schickte vor einiger Zeit bei Uebernahme eines neuen Reviers für mehrere tausend Mark Armaturen, die unnütz in seinem Revier umherlagen und verrosteten, zutage, ohne sich hierfür den Dank deS Betriebsführers zu erwerben. In Fachkreisen ist man der Meinung, daß auf dieser Grube Unsummen an Material gespart werden können und daß auch eine größere Ausbeute zu erzielen wäre. Die dritte fiskalische Grube im Ruhrrevier ist die Zeche Wal- trop bei Dortmund , das größte Schmerzenskind des Fiskus. Die Zeche ist im Anfang des Jahres 1303 ersoffen, nachdem beim Ab- bau eine mächtige Wasserader angefahren worden war. Seit zwei Jahren versucht man ohne Unterlaß das Wasser aus der Grube zu heben, jedoch ohne den gewünschten Erfolg. Bei ununterbrochener, angestrengter Förderung sinkt das Wasser im Schacht nur wenige Meter pro Tag. hat man es schließlich um einige hundert Meter zum Sinken gebracht, dann tritt irgendeine der unausbleiblichen Störungen ein und in wenigen Stunden ist wieder soviel Wasser zugeflossen, als man in den vielen Wochen gehoben hatte. Die Kosten für die Wasserförderung betrugen im Jahre 1303/1310 nicht weniger als 1 373 300 M. Fachleute, die schon damals gleich nach der Katastrophe behaupteten, daß man aus die hier beliebte Weise des Wassers niemals Herr werde, behalten anscheinend recht. DaS Wasser ist nach Ansicht dieser Leute nur dann zu beseitigen, wenn die Grubenbaue von einer Nachbarzcche auS angefahren und auch die Wassermengen von dort gefördert werden. Die Nachbarzeche ge- hört den Freiherren von Stumm, die aber anscheinend keinerlei Neigung bekunden, dem FiSkuS in seiner fat«len Situation bei» zustehen. Weshalb die fiskalischen Zechen deS RuhrrevierS nicht rentabel sind, dürfte sich zum guten Teil auS den vorstehenden Ausführungen ergeben. ES liegt nicht die mindeste Veranlassung vor, den Plänen deS Herrn Stinnes irgendwelche Berechtigung zuzuerkennen. Ein hundertjähriges Jubiläum der Gasbeleuchtung in Deutsch- k-md fällt in da» taufende Jahr. 1811 erleuchtete Lampadius , Professor an der Bergakademie zu Freiberg , einen Teil der Stadt und die dortigen Amalgamierwcrke mit Gas. 1825 und 1826 mit der Einführung der Straßenbeleuchtung durch die Imperial Continental Gas-Assoziation in Hannover und Berlin hat die neue Beleuchtungsarr eine feste und dauernde Stellung erlvovben. Und wenn ihr auch in den letzten Dezennien die neue Kraft Elektrizität den alten Rang streitig macht, so kann trotzdem von einem Niedergang der Gasbeleuchtung durchaus keine Rede sein. Im Gegenteil: der Wettbewerb seitens der Elektrizität hat nur dazu geführt, die Beleuchtungstechnik zu verbessern und neue An- Wendungsmöglichkeiten zu schaffen. Auf die neueren elektrischen Lampen antwortete die Gasindustrie mit dem hängenden Glüh- licht; die Einrichtung der Gasautomaten hat die bedeutende Steigerung von Gasverbrauch in den weitesten Bevölkerung-- schichten bewirkt und nun schickt sich die GaSindustrie an, die elek- irische Kraftübertragung durch Schaffung der GaS-Ueberlandzen- traten zu überbieten. Amerika ist in dieser Beziehung mit dem guten Beispiel vorangegangen. Dort wird z. B. die Stadt Cleve- land von den Naturgasseldern in Westvirginien auf eine Eni- fernung von etwa 350 Kilometern durch Röhrenleitungen mit Gas (etwa 2 Millionen Kubikmeter in 24 Stunden!) versorgt. Das ist eine Leistung, die einer elektrischen Kraftübertragung von etwa 2 Millionen Kilowattstunden pro Tag entspricht. Auch auf dem Gebiete der Gasgewinnung sind viele Fortschritte zu verzeichnen, die die Konkurrenzfähigkeit der Gasindustrie bedeutend gesteigert haben. Es sei auch auf die neue Absatzmöglichkeit, die durch Ent- Wickelung der Luftschiffahrt gegeben ist, hingewiesen. Es ist des- halb nicht zu verwundern, daß sich die EntWickelung dieses In- dustriezweiges in schnellem Anwachsen des Gasverbrauchs sowie der Einnahmen aus dem Gasabsatz recht deutlich zeigt. Der Gasver- brauch ist von 44 Millionen Kubikmeter» im Jahre 1853 auf 1200 Millionen im Jahre 1300 und etwa 1800 Millionen im Jahre 1310 gestiegen. Die in Gaswerken investierten Kapitalien er- reichen gegenwärtig die respektable Höhe von mehr als 1/4 Mil- liarden Mark und die jährlichen Einnahmen aus dem GaSabsatz schwanken zwischen 180 und 200 Millionen Mark. Es scheint somit, daß der Kampf zwischen Gas und Elektrizität noch bei weitem nicht ausgefochten ist und daß, trotz der großen Fortschritte in der Ver- Wertung der elektrischen Kraft, die Rolle der GaSindustrie im Wirtschaftsleben eher im Steigen als im Sinken begriffen ist. Konzentratio» der Erdölindustrie. Die beiden größten Unker- nehmungen der deutschen Erdölindustrie, die Vereinigten Nord- deutschen Mineralölwerke und die Deutsche Minineralöl-Aktien- gesellschaft, wollen sich zusammenschließen. Die Transaktion wird wahrscheinlich in einer Kapitalserhöhung der Deutschen Mineralöl- Aktiengesellschaft und der Deutschen Tiefbohrgesellschaft ihren ficht- baren Ausdruck finden. Für die Deutsche Tiefbohrgesellschaft ist die Vermehrung deS Kapitals um 5 Millionen Mark auf 13 Mil- lionen Mark bereits angekündigt. Bisher lag der Schwerpunkt der Deutschen Tiefbohrgesellschaft, die ursprünglich eine reine Bohr- gesellschaft war, im Elsaß , wo sie die Pechelbronner Erdölwerke besaß. Doch hatte sie schon früher Verbindungen auch mit der hannoverschen Erdölindustrie, dem bedeutendsten Petroleumrevier Deutschlands . Diese hannoverschen Interessen sind durch die Ver- einigten Norddeutschen Mineralölwerke vertreten und im ver- gangenen Jahre zugleich mit einer Kapitalserhöhung konzentriert worden. Nun soll ein weiterer Zusammenschluß folgen, und zwar durch Annäherung an die Deutsche Mineralöl-Aktiengesellschaft, ein Unternehmen, das der Deutschen Bank und dem Schaaffhausenschen Bankverein nahesteht. Doch hat die Deutsche Bank seit längerer Zeit auch Fühlung mit der Deutschen Tiefbohrgesellschaft durch deren Kaliinteressen, und dürfte die treibende Kraft bei der jetzigen Finanztransaktion gewesen sein. Die Deutsche Mineralöl-Akticn- gesellschaft verfügt über das verhältnismäßig große Kapital von 16 Millionen Mark, auf das für die beiden letzten Jahre je 6 Proz. Dividende verteilt worden sind. Ueber das Ausmaß der Kapital- erhöhung, die eventuell bei dieser Gesellschaft erfolgen wird, ist noch nicht» bekannt geworden, i Die Kohlen- und Elsenproduktion der Welt im Jahre 1910. Nach einer vorläufigen Zusammenstellung aus den amtlichen Nachweisen hat sich 1310 die- K o h l e n Produktion in den sieben Hauptländern auf 1150 Millionen Tonnen belaufen. Gegen 1303 bedeutet dies eine Vermehrung um 40, gegen 1305 um über 150 Millionen Tonnen. An der Spitze stehen mit fast 440 Millionen Tonnen Anthrazit- und Weichkohle wie früher die Vereinigten Staaten von Nordamerika . Dann folgt noch Groß- Britannien mit 263,5 Millionen Tonnen; aber es hat feine Förderung nur gering erhöht, gegen 1307 sogar»m fast 4 Millionen Tonnen verringert. In absehbarer Zeit wird Großbritannien in der Kohlen« förderung auch von Deutschland überholt werden, das 1310 schon über 222 Millionen Tonnen Stein- und Braunkohlen registrierte. was gegen 1305 eine Erhöhung von über 30 Millionen Tonnen bedeutet. Oesterreich-Ungarn folgt dann in weitem Abstände mit 47>/2 Millionen Tonnen Stein- und Braunkoblenfvrderung; seine Brennstoffproduktion hebt sich nur mäßig. Stärker nahm sie zu in Frankreich , wo 1910 über 38 Millionen Kohlen zutage geschafft wurden, während eS vier Jahre vorher 34.1 waren. Belgien ? Kohlen- förderung ist seit 1306 mit 23,523,9 Millionen Tonnen fast stationär geblieben. Die russische Kohlenprodultiön bewegte sich in derselben Zeit zwischen 2126 Millionen Tonnen. Die drei erstgenannten Länder lieserten allein über 80 Proz. der registrierten Weltproduktion an Kohle. Ein ähnliches Bild bietet die Statistik der Eisen Produktion. Sie betrug in den dorgenannten sieben Hauptländern: 1885: 19,8 Millionen Tonnen 1305: 54,3 MMonm Tonnea» 1830: 27,9, 1909: 61,3 1900: 40,6,, 1910: 65.. Auch hierbei stehen die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 27.7 Millionen Tonnen(1910) weitaus an der Spitze. Dann erst folgt Deutschland mit 14,2 und Großbritannien mit rund 10 Millionen Tonnen. Seit 1903 ist das Mutterland der europäischen Eisenindustrie. Großbritannien , von Deutschland überflügelt. Der Abstand wird zugunsten dieses Landes immer größer. Frankreich brachte eS auf bald 4. Rußland auf bald S, Oesterreich-Ungarn auf 2 und Belgien auf 1,3 Millionen Tonnen Roheisenerzeugung. Ohne "weifel kann das russische Reich dank seiner unschätzbar reichen Isenerzlager seine europäischen Konkurrenten überflügeln, wenn im Zarenreiche der lähmende Absolutismus einer freiheitlichen Ver» fassung den Platz räumt._ WasserstandS-Nachrtchte» der LanieSanstalt für EewSsserlunde, mitgeteilt vom Berliner Wetterbureau vasserftimd M e m e l. TUM D r e g e l, Jiüterbmg V e i ch s e l. Thor» Oder . Ratibor » Krassen » FranNurt Warthe , Schrimm , LnndSberg Reh«, Vordamm S l b e, Lettmeritz , Dr-Sden . Bardo . Magdeburg Wasserssand Saale, Grochllh Havel . Spandaus , Rathenow ') Spree , Voremberg') , veestow Weser, Münde» . Minden R h e t«, MaftmUtanlan , Kaub Köln Neckar , Heilbronn Main , Wertheim Mosel. Trier am 5.5. am 30 88 144 80 114 -43 34 412 215 222 65 140 l-it 4.5. cm1) _ 2 4 0 0 4 8 4 6 1 2 0+ bedeutet Wuchs.~ ftl<*) Qntcchtga.