Die Döberitzer Wilderertragödie
vor Gericht.
Anlaß nnd Gelegenheit zu opulenten, abwechselungsreichen Schmaufereien gibt. Schon im April haben die Fleischpreise wieder einen bedrohlich hohen Stand erreicht. Nach den Aufzeichnungen der Statistischen Korrespondenz " über die Durchschnittspreise an 50 Marktorten loftete nämlich ein Kilogramm Pf.: Monat April
"
im April 1911 mehr
16,6
12,5
-
-7,1 11,1
beitslofenunterstübung, besonders aber gegen die Vorlage des Vorstandes. Prinzipielle Gegner sind eigentlich, von einigen Delegierten abgesehen, nicht vorhanden. In der Hauptsache richtet sich die Opposition gegen die Unterstüßung in der vorgeschlagenen Form. Es machten sich in der Debatte drei Strömungen geltend: Zwei gewerbsmäßige Wilderer hatten sich gestern vor den Geeine, die der Vorlage des Vorstandes zustimmt, das sind besonders schworenen zu verantworten. Aus der Untersuchungshaft wurden die Delegierten von Berlin , Breslau , Hannover , Dresden , Stutt der 51jährige Arbeiter Wilhelm Bunde und der 45jährige Gärtner 1909 1910 1911 gegen April 1909 gart und Konstanz , die zweite will die Vorlage des Vorstandes ab- Franz Arndt dem Schwurgericht des Landgerichts III vorgeführt. Kalbfleisch 170,8 176,7 187,4 ändern, da ihr die Beiträge zu hoch und die Leistungen zu niedrig Bunde wird beschuldigt, am 17. Februar dieses Jahres den Ge- Hammelfleisch 163,3 169,8 175,8 find, die dritte Strömung lehnt die Arbeitslosenunterstüßung zur freiten im Gardeschüßenbataillon Brandt erschossen zu haben und Schiveinefleisch 154,6 161,1 147,5 zeit überhaupt ab. Die letzte Richtung vertraten besonders die diese Tötung mit voller Ueberlegung ausgeführt zu haben. Arndt Rindfleisch 153,7 154,3 164,8 Delegierten aus Hamburg , Bremen , Leipzig , Stettin und Königs hat sich wegen Beihilfe zum Morde und wegen gewerbsmäßiger Also nur das Schweinefleisch ist jetzt billiger als vor atvei berg. Von dieser Seite wird vorgeschlagen, ohne Einführung der Hehlerei zu verantworten. Außerdem ist Bunde noch wegen ge- Jahren, dagegen sind die Preise der übrigen Fleischsorten ganz beArbeitslosenunterstüßung eine Erhöhung des Beitrags um 10 Pf, werbsmäßigen und mittels Schlingen ausgeführten Wilderns an um für tommende Kämpfe einen Kampffonds zu schaffen. geklagt. Den Vorsiz im Gerichtshofe führt Landgerichtsdirektor Den Vorsiz im Gerichtshofe führt Landgerichtsdirektor deutend gestiegen. Es kann nicht fehlen, daß bei solcher PreisMehrere Redner verlangen die Vornahme einer Urabstimmung. Sehmer. Zu der Verhandlung, welche zwei Sigungstage in An- entwickelung und solcher Preishöhe der Verbrauch zurückgeht. Für Dagegen verlangten die Anhänger der Arbeitslosenunterstüßung spruch nehmen wird, sind außer 56 Zeugen noch folgende 16 Sachy den preußischen Staat liegen die Ergebnisse der Schlachtvieh- und eine flare Entscheidung auf der Generalversammlung. verständige geladen: Medizinalrat Dr. Jaemide- Spandau, Fleischbeschau, sowie der Trichinenschau für das I. Vierteljahr 1911 Ein Antrag Levy- Hamburg, ohne Kommissionsberatung Medizinalrat Dr. Hoffmann, Kreisarzt Dr. Aust- Nauen , Gerichts- vor. Danach wurden geschlachtet: über die Einführung der Arbeitslosenunterstützung abzustimmen, wird mit großer Mehrheit abgelehnt und die Vorlage des Vorstandes und die hierzu gestellten Anträge einer fünfzehngliedrigen Kommission überwiesen.
Dem nächsten Bunkt der Tagesordnung:
Die gesundheitlichen Gefahren im Malergewerbe wohnte für die oberbayerische Gewerbeinspektion Herr Gewerberat Hertl- München bei. Der Referent, der Rendant der Berliner Malertrantentasse Buschold, hielt einen mehr wissenschaftlichen Vortrag über die Zusammensetzung der Farben und die Gefährlich keit der einzelnen Stoffe. Der Referent legte die Quintessenz seiner Ausführungen in Leitfäßen nieder, die im wesentlichen fordern: Berbot schädlicher Bleipräparate und Gleichstellung der Bleivergiftungen mit den gewerblichen Unfällen. Die Bleivergiftung müsse ebenso bekämpft werden wie die Tuberkuloje usw. Die chemischen Untersuchungen der Materialien sollen auf Staatsfosten aus geführt und den Arbeitgebern empfohlen werden, giftige Stoffe durch ungiftige zu ersehen. Das Referat und die Gefährlichkeit der Verwendung von Bleifarben wurde anschaulich durch im Saale aufgehängte Photographien unterstützt.
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Die 13. Generalversammlung des Verbandes der Maler usw. Deutschlands erneuert zur Frage der Bleigefahr ihre grundsäßliche Stellung, die sie auf ihren früheren Verbandstagen ein
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Bullen.
Kühe
im 1. Viertel 1911 mehr+ weniger
1 354
1. Viertel
1910
1911
Bferde und andere Einhufer Dchsen.
27 002
80 814
81 438
287 677
25 648 71 148 67 508 261 080
-
9 666
-
13 930
-
26 597
97 626
25785
572 395
153 430
2729 531 297 290 38 220 602
288 228
28 298
387
•
•
•
+ 1+ 11
32
chemiker Dr. Jeserich, Hofbüchsenmacher Barella, Bolizeisekretär Anita, Professor Dr. Scheffer, Forstmeister Nahn, Professor Lüdeling, Oberstabsarzt Dr. Nicolai, die Aerzte Dr. Wussow, Dr. Burau, Dr. Ohse und Dr. Schramm, und ferner die Forstauffeher Ladewig und Jute aus Döberih. Der Anklage liegt folgender Tatbestand zugrunde, welcher seinerzeit großes Aufsehen erregte: Seit langer Zeit treiben auf dem Truppenübungsplatz Döberitz Wilderer ihr Unwesen. Schon wiederholt war auf die dort statio= Jungrinder, über drei Monate alt 123 411 nierten Jagdaufseher geschossen worden, ohne daß es bisher geKälber bis drei Monate alt 725 825 lungen war, die Täter zu ermitteln. Zur Unterstützung der ForstSchweine. 2441 303 aufseher wird deshalb monatlich je ein Gefreiter der Gardeschüßen 325 588 Schafe. und der Gardejäger nach Döberis abfommandiert, zu deren Ob 37 833 Biegen. liegenheiten hauptsächlich die Beobachtung der zahlreichen Wilderer 634 Hunde. gehört. Der Gefreite Brandt von der 3. Kompagnie des Gardeschüßenbataillons, der im Februar dieses Jahres nach Döberit Der verhältnismäßig geringen Zunahme der Schweineschlach fommandiert worden war, ging stets schon beim ersten Morgen- tungen steht der unheimliche Rückgang bei dem übrigen Schlachtvieh grauen auf den Anstand, um die Wilderer abzufangen. Als Brandt gegenüber. Die 387 mehr geschlachteten Biegen fönnen den Kohl am 17. Februar in aller Frühe seinen üblichen Rundgang durch gegenüber. Die 387 mehr geschlachteten Ziegen können den Kohl den Forst unternahm, stieß er auf einen Mann, der ein mit der nicht fett machen. Berücksichtigt man übrigens die Trichinenschau, Schlinge gefangenes Neh fortschaffen wollte. The er überhaupt dann gestaltet sich das Verhältnis noch ungünstiger, denn hier redazu kam, den Wilderer anzurufen, lief dieser hinter einen Busch sultiert für das letzte Vierteljahr ein Ueberschuß von nur 281 326 In der Diskussion wurden die Ausführungen des Referenten und gab auf ihn einen Schuß ab, der ihn in den Unterleib traf. Schweinen gegenüber 288 228 nach der Statistik der Schlachtvieh allſeits unterſtüßt, darauf hingewiesen, daß die gefeßlichen Be- Gleich darauf frachte ein zweiter wohlgezielter Schuß, der den Ge- und Fleischbeschau. In ihrer strupellosen Habgier bereiteln die ftimmungen nach jeder Richtung unzureichend sind und ein aus freiten mitten in das Geficht traf und ihm die Sehkraft auf beiden Fleischwucherer eine Verbesserung der Verhältnisse am Fleisch- und reichender Schuß gefordert. Redakteur Mart- Hamburg erhebt Augen raubte. Ein weiterer Schuß zerschmetterte ihm den Ell- Viehmarkt, eine Unterernährung mit ihren unheimlichen Wirkungen insbesondere die Forderung der Anstellung der Arbeiterkontrolleure. bogen. Erst jetzt stürzte der Schwergetroffene zu Boden, während für weite Kreise der Bevölkerung ist die Folge. Dafür leben wir - Gewerberat erti erflärte, daß er mit den Ausführungen der Wilderer die Flucht ergriff. Nachdem Brandt wieder zum Be- aber auch im Staate der Junker- und Pfaffenherrschaft. des Referenten und den erhobenen Forderungen übereinstimmen wußtsein gekommen war, schleppte er sich mühselig nach dem etwa fönne. Er gab die Versicherung, daß die Gewerbeinspektion an den 100 Meter entfernten Aeroplanschuppen der Militärfliegerabteilung, Deutschlands Zigarrenausfuhr. Um die Mitte der neunziger Bestrebungen des Verbandes in dieser Hinsicht das größte Interesse eine breite Blutspur hinter sich lassend. Vor dem Schuppen brach Jahre war, nach der Süddeutschen Tabakzeitung", die österreichische nimmt und die Forderungen, die im Interesse des Bolts wohls er wieder zusammen. Der sofort hinzugeholte Oberarzt Dr. Tabakregie der beste ausländische Abnehmer von deutschen Zigarren. liegen, unterstüße.( Beifall.) Folgende Resolution wurde ein- Schramm erkannte sofort, daß die ernsteste Lebensgefahr vorlag. Der Export nach Desterreich war damals, allerdings nur vorüberstimmig zum Beschluß erhoben: Brandt wurde auch sofort in dem Automobil des Oberleutnants gehend, so groß, daß er den heutigen Gesamtexport von Bigarren v. Gerlach nach dem Garnisonlazarett in Spandau geschafft. Die aus Deutschland fogar überſtieg. Exportaiffern, wie wir sie in den Spandauer Polizei unternahm sofort mit Hilfe von Spürhunden Jahren 1895, 1896 und 1897 batten, find seitdem nicht wieder er Nachforschungen, die jedoch wegen des Regens keinen Erfolg hatten. reicht worden. Die Gesamtausfuhr deutscher Bigarren nach dem Am nächsten Tage gelang es jedoch, den in Elchgrund ansässigen Auslande hat betragen: 1890: 348 000 Kilogramm, 1895: 654 000 Angeklagten Bunde als den mutmaßlichen Täter zu ermitteln. Kilogramm, 1900: 482 000 Silogramm, 1905: 464 000 Kilogramm, In seinem Besize wurde unter Heu verstedt eine Wildererflinte 1910: 341 700 Silogramm. Die Ausfuhrziffer des Jahres 1895 tar gefunden, ferner wurde gehadtes Blei und ein frischgefangenes bisher die höchste. Am fleinsten war die Ausfuhr im Jahre 1892 Reh bei ihm beschlagnahmt. Bunde stellte jede Beteiligung in Ab- mit nur 317 000 Kilogramm. Ausfuhr und Einfuhr haben, für je rede. Er wurde jedoch von Brandt, als dessen Sehkraft auf dem fünf Jahre zusammengefaßt, seit 1891 betragen in Rilogramım: einen Auge noch nicht völlig verschwunden war, bestimmt wieder1891/95 1896/1900 1901/05 erkannt. Außerdem wurde festgestellt, daß Bunde am Tage vorher Ausfuhr. 2124 000 2 408 000 2130 000 1952 600 aus der Beilage der Allgemeinen Zeitung " Gewehrpfropfen her Einfuhr. 1 750 000 1 568 000 1785 000 2 199 500 gestellt hatte und in seine Büchse gestopft hatte. In den Wunden Abgesehen vom letzten Jahrfünft, war hiernach die Ausfuhr stets des Brandt wurden blutdurchtränkte und vom Pulverschleim fast verbrannte Papierfeben gefunden, die von dem Gerichtschemiter größer als die Einfuhr. Das heißt nur der Menge nach; was den Dr. Jeserich zusammengefeßt und dann photographisch vergrößert Bert anbelangt, so stellt sich dieser z. B. für das legte Jahrfünft in wurden. Es ergab sich, daß es die fehlenden Teile der genannten der Ausfuhr auf rund 25 Millionen Mark, in der Einfuhr aber auf Beitung waren. Troß diefer belastenden Momente blieb Bunde rund 35 Millionen Mark. Seit Herbst 1909 ist übrigens infolge ber dabei, mit der Tat nichts zu tun zu haben. Zwei Tage nach dem Bollerhöhung die Einfuhr wieder geringer als die Ausfuhr; im Jahre Borfall trat in dem Befinden des verlegten Brandt eine Verschlim- 1910 hat die Einfuhr nur 280 800 Kilogramm betragen, die Ausfuhr merung ein, die schließlich zu seinem Tode führte, da der erste Schuß aber 341 700 Kilogramm, und in den ersten drei Monaten 1911 die Nieren durchbohrt hatte. Die weiteren Ermittelungen ergaben, wurden eingeführt 70 600 Kilogramm, gegen 50 900 Silogramm Internationalen Beziehungen im Malergewerbe daß der verhaftete Bunde zehnmal, darunter dreimal wegen Jagd- gleichzeitig 1910, dagegen ausgeführt 77 000 Kilogramm gegen Krüger- Hamburg . Der Redner rekapitulierte den Verlauf der bergehens, vorbestraft ist und insgesamt schon 15 Jahre im Zucht- 71 700 Kilogramm gleichzeitig 1910. An der Einfuhr nach Deutsch Internationalen Konferenz, über die wir bereits eingehend be hatte, ließ er sich am Montag dem Richter vorführen, und erklärte, viele Bigarren aus Deutschland bezog, am stärksten beteiligt. Im ersten hause gesessen hatte. Während Bunde bisher alles in Abrede gestellt land ist jetzt Desterreich, das, wie bemerkt, vor 15 Jahren noch sehr richtet haben. daß er ein Geständnis ablegen wolle. In der gestrigen Verneh- Vierteljahr 1911 tamen 27 000 Kilogramm aus Desterreich, das find München , 11. Mai. ( Privattelegramm des„ Vorwärts".) Der mung, bei welcher der Angeklagte Arndt, als seiner Kinder Erwäh- beinahe 40 Broz. der Gesamteinfuhr; dagegen findet eine Ausfuhr Malerverbandstag lehnte bie erweiterte Kommissionsvorlage über nung getan wird, laut weint und schlucht, erklärte Bunde auf eine deutscher Bigarren nach Desterreich nicht mehr statt. Ein ähnlicher Frage des Landgerichtsdirektors Sehmer, daß er dieses Geständnis Wandel hat sich im Verkehr mit der Schweiz vollzogen. Früher die Erwerbslosenunterstübung mit 51 gegen 37 Stimmen ab. Mit abgelegt habe, als er aus der Anklageschrift ersehen habe, daß ein erhielt die Schweiz viel mehr Bigarren aus Deutschland , als fie 92 gegen 6 Stimmen wurde die Beitragserhöhung um 10 Pfennig Leugnen zwedklos sei. Borf.: Sie glaubten also, daß die einzelnen nach Deutschland lieferte. Heute ist es umgekehrt; im ersten Biertelbeschlossen. Momente, welche die Staatsanwaltschaft zusammengetragen hat, so jahr 1911 hat die deutsche Zigarrenausfuhr nach der Schweiz 4300 erdrüdend seien, daß ein Leugnen zwedlos fei? Angefl.: Jawohl. Kilogramm, die Einfuhr schweizerischer Bigarren nach Deutschland eine ausführliche Darstellung davon, wie sich der Vorfall abgespielt Bierteljahr 1911 deutsche Zigarren in einer Menge von 14 100 Stilo hatte. Er behauptet u. a., daß er in Döberib nie gewildert habe; gramm ausgeführt, nach Norwegen 8700 Kilogramm, nach Dänemark der eine Fall, bei welchem er von dem getöteten Brandt abgefaßt 4500 Kilogramm, nach Südwestafrika 4800 Kilogrami, nach England worden war, sei der einzige gewefen. Die Schlingen, die dort ge- 3500 Kilogramm, nach China 2600 Kilogramm, nach Rußland 1800 funden seien, wären nicht von ihm gelegt, sondern von einem an- Silogramm, nach Belgien 1300 Kilogramm. Die Gesamtausfuhr im deren Wilderer, der den Spiznamen ersten Vierteljahr hatte einen Wert bon 1 019 000 m.
genommen.
Sie erachtet als wirksamste Maßnahme gegen die Gefahren der Bleibergiftung ein gefeßliches Verbot der Verwendung aller bleihaltigen Farben.
Die Regierungen anderer Länder sind uns auf diesem Wege schon vorangegangen, da es an geeignetem Ersatz für Bleiweiß nicht fehlt.
Ferner weist die Generalversammlung auf die schweren Gefahren für die Gesundheit der im Maler und Ladiererberufe beschäftigten Arbeiter hin, die durch das Verarbeiten der Ersatzftoffe für Terpentin und Firnis entstehen. Die Versammlung erwartet auch in dieser Richtung, daß die Regierungen den Gefahren ihre besondere Aufmerksamkeit schenken und die nötigen Schutzvorschriften baldigst erlassen.
Die Generalversammlung erachtet es als ihre Pflicht, die bom Referenten aufgestellten Leitsätze zur Durchführung zu vom Referenten aufgestellten Leitsätze zur Durchführung zu bringen. Hierauf referierte über die
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1906/10
Die 12. Generalversammlung des Zentralverbandesh will auch ett die Wahrheit ſagen. Der Angeklagte gibt nun aber 11 800 Kilogramm betragen. Nach Schweden wurden im ersten der Schiffszimmerer Deutschlands
Fünfter Tag.
Bon den allgemeinen Anträgen an die Generalversammlung Bagen für die Schlußsizung noch verschiedene zur Beratung bor. Angenommen wurde ein Antrag des Zentralvorstandes, der lautet: " Die Veröffentlichung der tabellarischen Quartalsabrechnung fällt fort. Es wird nur über die von den einzelnen Zahlstellen eingegangenen Beiträge öffentlich quittiert." Zur Schlichtung einer Meinungsverschiedenheit über Berrech nung von etwa zuviel eingetragenen Beitragsmarken erklärte der Zentralvorstand, daß solche Marken zur Aufrechnung kommen sollen. Der folgende Antrag wurde ebenfalls angenommen: Mitglieder anderer Organisationen fönnen, wenn sie die Beiträge bis zum Uebertritt an ihre bisherige Organisation entrichtet haben, zum Verband kostenlos übertreten. In diesem Falle werden denselben die bisherigen Beiträge auf die Beiträge im Verband umgerechnet. Höhere Beiträge werden unseren Beiträgen gleichgeachtet."
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Ferner wurde bestimmt, daß Beitragsmarken, die verloren gegangen sind, aus dem örtlichen Lokalfonds gedeckt werden müssen: Die neuen statutarischen Bestimmungen treten vom 1. Juli
1911 ab in Kraft.
erledigt.
Der dicke Wilhelm"
Soziales.
Der Lehrer als Armenpfleger.
führt. Er sei zufällig vorbeigekommen und habe gesehen, daß sich ein Reh in der Schlinge gefangen habe. Dieses Reh habe er sich angeeignet und mit nach seiner Wohnung genommen, wo es dann auch gefunden worden sei. Als er das Reh aufheben wollte, sei plötzlich Der Lehrer Galler in Biebrich weigerte sich mehrfach, die auf der Gefreite Brandt auf ihn zugekommen und habe, als er flüchten wollte, fofort auf ihn geschoffen, ohne ihn aber zu treffen. Er habe ihn gefallene Wahl als Armenpfleger anzunehmen. Die Stadtver dann ebenfalls geschoffen, worauf Brandt zusammengebrochen sei. ordneten- Versammlung machte deshalb von den Strafbestimmungen Er habe jedoch keinesfalls die Absicht gehabt, den Gefreiten zu töten, der Städte- Ordnung Gebrauch, die geschaffen sind, um die Aber habe ihn lediglich kampfunfähig machen wollen, um flüchten zulehnung von Ehrenamtern in der Gemeinde, sofern triftige Gründe Die Vernehmung des Angeklagten, die sich mehrere Stunden hinzog, drehte sich in der Hauptsache um die Aufklärung nicht vorliegen, zu verhindern. Die Stadtverordneten- Versamm zahlreicher Widersprüche zwischen den früheren Angaben des An- lung beschloß nämlich, den Lehrer auf drei Jahre der Ausübung des geflagten und seiner jebigen Aussage. Hierauf wurde der An- Bürgerrechts für verlustig zu erklären und ihn um ein Achtel stärker geklagte Arndt vernommen. in den direkten Gemeindeabgaben heranzuziehen.
fönnen.
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Ein Zeuge befundete u. a., daß er den Angeklagten Bunde Der Lehrer klagte gegen die Stadtverordneten- Versammlung mehrfach in aller Frühe aus dem Walde habe kommen sehen. Er auf Aufhebung des Beschlusses und machte geltend: Er hätte das ( Beuge) habe dabei gesagt:" Jezt kommt Wilhelm wieder vom Raub. Bunde habe auch einmal zu ihm geäußert, daß man ihn, Amt ablehnen können, weil er unverheiratet sei und nur ein Eine Beschwerde über einen Rechtsschuhfall sowie der Bericht solange er seine Flinte habe, nicht kriegen werde, er habe schon möbliertes Zimmer zur Verfügung habe, welches er unmöglich als der eingesetzten Kommission zur Prüfung der ausgebrochenen einmal einem Förster etwas in das Geficht gepustet. Der Geschäftszimmer verwenden könne. Der Hausherr habe ihn für Differenzen zwischen Hamburg nebst einigen anderen Zahlstellen Schäfer von Ferbizz bekundete ebenfalls, daß Bunde in dem ganzen den Fall der Annahme des Amtes mit Kündigung bedroht, weil er und dem Hauptvorstand beschäftigten dann die Generalversammlung. Dorfe als Wilderer bekannt war. Er habe aber niemals bei ihm den damit verbundenen lebhaften Verkehr in seinem Hause nicht Die Differenzen wurden nach den Empfehlungen der Kommission ein Gewehr oder eine Flinte gesehen. Nach Vernehmung einiger bulden wolle, und schließlich mangele es ihm auch an der erforderanderer Zeugen erklärte Rechtsanwalt Walter Fränkel, daß der lichen Zeit. Der letzte Punkt der Tagesordnung, die Wahl der Vor- Angeflagte nunmehr auch das Geständnis ablegen wolle, daß er standsmitglieder, führte zu einer längeren Besprechung. Der Bezirksausschus in Wiesbaden wies jedoch die Klage ab gewildert habe. Der Angeklagte gab hierauf zu, etwa 3-4mal Der bisherige langjährige erste Borsigende W. Müller auf Wild geschoffen zu haben. Er habe jedoch gewöhnlich nicht ge- und führte aus: Die ausdrücklich in der Städte- Ordnung aufHamburg trat wegen hohen Alters von seinem Posten zurück. Die troffen. Als dann noch mehrere andere Zeugen vernommen wur- geführten Befreiungsgründe träfen auf den Kläger nicht zu. Unter Generalversammlung erkannte Müllers große Verdienste um den, die den Angeklagten im Walde gesehen hätten, erweiterte er diesen Umständen wäre die Ablehnung des Amtes durch den Kläger die Organisation der Schiffszimmerer rückhaltlos an und bewilligte sein Geständnis" und gab zu, auch mit Schlingen Wild gefangen nur dann berechtigt, wenn bei ihm besondere Verhältnisse als vora ihm ein Ruhegehalt. Die Vorstandswahl ergab folgendes Re- zu haben. Die Situng wurde um 47 Uhr abgebrochen und auf liegend erachtet werden könnten, die die Befreiung begründen fultat: Erfter Vorsitzender C. Schmidt Rathenow ; Kassierer Freitag 10 Uhr vertagt. würden. Zunächst könnten in der Richtung nur Umstände berücks C. Wichers- Hamburg ; Schriftführer D. Biehl- Hamburg . sichtigt werden, die in der Person des Ablehnenden selbst liegen. Eine Kommission von sieben Mitgliedern wurde als ein engerer Ausschuß für den Fall einer Batanz im Vorstande gewählt. Außer Betracht zu bleiben habe deshalb ohne weiteres, daß der Vera mieter den Kläger mit der Kündigung für den Fall bedroht habe, daß er das Amt annehme. Die übrigen Gründe des Klägers feien jedoch auch nicht schwerwiegend genug. Der Liebricher Stadt. bezirk sei in 15 Armenpflegebezirke geteilt, so daß die Geschäfte des einzelnen nicht zu umfangreich sein würden. Kläger könne fich darum nicht auf die beschränkten Wohnungsverhältnisse berufen, Daß er vor einem Examen stehe, sei ebenfalls kein ernstlicher Hin. derungsgrund. Kläger hätte somit die Annahme des Amies nicht
Den Zahlstellen with von der Generalversammlung noch empfohlen, die Statistit aber die Lohn- und Arbeitsverhältnisse threr Mitglieder mehr als bisher zu pflegen. Der Vorsitzende schloß die Generalversammlung mit einer furzen Ansprache an die Delegierten, die in Hochrufe auf die Organisation der Schiffszimmerer begeistert einstimmten.
Aus Induftrie und Handel.
Preissteigerung
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Konsumrückgang.
Die Enthaltsamkeit vom Fleischgenuß nur an jedem Freitage ist für die Katholiken ein kirchliches Gebot; für einen großen Teil der arbeitenden Bevölkerung aber ist die dauernde Einschränkung der Fleischnahrung oder gar der völlige Verzicht darauf eine wirt schaftliche Notwendigkeit geworden. Das verdanken wir der Wirt fchaftspolitik der Ritter und Heiligen, für die selbst die Fastenzeit