Einzelbild herunterladen
 
We Herr Cassel durch elne unvesonuene Bemerkung provoziert hatte. Vergebens bemühten sich die Herren Gyßling, Fischbeck und Dr. Wald- stein, die freisinnige Gegnerschaft gegen ein gleiches und allgemeines Kommunalwahlrecht halb zu leugnen, halb zu beschönigen. Liebknecht und S t r ö b e l gingen den gequälten Ausreden rücksichtslos zu Leibe. Dabei kam es zu einem lustigen Zwischenakt. Infolge der Ab- Wesenheit des Schluhmachers Arnim-Züsedom stellte Herr v. Pappen- heim in eigener Person einen Schlugantrag. Da die Abstimmung unentschieden blieb, ließ Herr von Kröcher durch Hammelsprung aus- zählen, was übrigens gegen die Geschäftsordnung verstößt, die bei Schlußanträgen Gegenproben und Auszählung nicht zuläßt! Die Aus- zählung ergab die Beschlußunfähigkeit des Hauses. Herr v. Kröcher vertagte das Haus auf fünf Minuten. Dabei vergaß er aber eine Tagesordnung festzusetzen, so daß Genosse Hoffmann bei Er- Öffnung der neuen Sitzung zur großen Heiterkeit des Hauses Vorschlug, um überhaupt einen Beratungsgegenstand zu haben, den freisinnigen Wahlrechtsantrag auf die Tagesordnung zu setzen. Doch ließ es der Antragsteller auf Zureden des allzu fixen Präst- deuten bei der Anregung bewenden. Im weiteren Verlaufe der Debatte wies Liebknecht noch einmal die Kläglichkeit des ganzen Zweckverbandsgebildes an der Hand der Resolution nach, dem Verbände den Ausgleich der Schul- lasten zuzuweisen,, die heute in Groß- Berlin bei seiner so überaus gegensätzlichen sozialen Struktur die ungeheuerlichsten Unzuträglichkeiten hervorrufen. Aber die unsoziale Mehrheit, die diesmal gerade der Freisinn mit bilden half, wollte auch nicht einmal davon etwas wissen. Der Zweckverband blieb, was er ist: ein allen wahrhaften Kulturforderungen Hohn sprechendes Verlegen- heitsgesetz, de! Vorläufer der Spreepräfettur. Nach Erledigung einiger Petitionen erfolgte die Vertagung. Am Mittwoch wird das FeuerbestattungSgesetz'zur Beratung gelangen._ Gegen die Konsumvereine! In der Handels- und Gewerbekommission wurde der konservative Antrag über eine weitere Be» steuerung der Konsumvereine beraten, der der Kommission vom Plenum überwiesen worden war. Der An- trag wurde nach längerer Debatte angenommen; da- gegen wurde der fortschrittliche Antrag, auch landwirtschaft- liche Genossenschaften zu besteuern, abgelehnt. In der Debatte tat ein frommer Zentrumsmann den christlichen Aus- spruch, daß die Konsumvereineeigentlich nicht mehr zeit- gemäht seien,weil die Bedürfnisse fast überall durch die Ladengeschäfte befriedigt werden könnten." Der deutsch  -schwedische Handelsvertrag. Die schwedische ReichstagSkommission für den schwedisch  -deuffchen Handelsvertrag hat heute, wie au« Stockholm   gemeldet wird, ihren Bericht erstattet, in welchem es heißt, die schwedischen Zugeständnisse seien bedeutend. Es sei offenbar, daß sie geeignet seien, in der Hauptsache Deutschland die Beibehaltung des schwedischen Marktes zu garantieren, wie sie auch volllonimeu die Opfer aus- wiegen, die von deutscher   Seite für die Aufrechterhaltung un- gestörter Handelsbeziehungen zwischen beiden Vertragsmächten gebracht worden seien. Indessen sei auch für Schweden  die Erhaltueg ungestörter Handelsbeziehungen von so wichtigen, Interesse, daß mit Rücksicht darauf von dem Umstände abgesehen werden könne, daß berechtigte schwedische Forderungen in dem neuen Vertrag nicht in voller Ausdehnung beachtet worden seien. Die Kommission empfahl dem Reichstage die Genehmigung des neuen Vertrags. In der heutigen Sitzung des Bundesrats wurde der Borlage betreffend den Handels« und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen   Reiche und Schweden   und der Vorlage betreffend die Be- schlösse des LandeSauSschusseS zu dem Entwürfe des Landeshaus- Haltsetats von Elsaß-Lothringen   für das Rechnungsjahr 1911 die Zustimmung erteilt._ ' Klerikale Gleichberechtigung. DieKölnische Volkszeitung" nimmt das Zentrum gegen den Verdacht in Schutz, als ob es fähig wäre, seine politische Machtstellung zu einer Günstlingswirtschaft, zu einer Bevorzugung seiner Partxiangehörigen auszunutzen. Worauf eS dem Zentrum an­komme. sei die Gleichberechtigung, sei die Gewähr, daß öffentliche Beamte aus ihrer Zugehörigkeit zum Zentrum keinen Nachteil zu be- fürchten hätten: Wir verlangen für die Anhänger des Zenttums nur Gleichberechtigung, aber keine Bevorzugung. Es kommt uns gar nicht in den Sinn, durch Hoffnung auf materielle Borteil« dem Zentrum Zuzug zu gewinnen. Dadurch würden wir der Partei einen schlechten Dienst erweisen. Wir wollen nur, daß diejenigen, die sonst sich al« ZentrumSmänncr fühlen, e» auch ohne Besorgnis vor beruflichem Nachteil zeigen dürfen. Nicht Günst- lingswirtschaft erstreben wir. sondern im Gegenteil Beseitigung alles dessen, was nach unberechtigter Be- günstigung aussieht. Wenn das Zentrun, in den Stadt- Vertretungen größeren Einfluß gewinnt, so erwächst daraus für seine jungen Akademiker durchaus nicht irgendwelche Hoffnung auf Bevorzugung, sondern eS vermindert sich für sie höchstens die Gefahr der Zurücksetzung. Wo das Zentrum in der Wacht ist, haben andere Richtungen kaum je Grund, sich über mangelnde Berücksichtigung zu beklagen." Das schreibt ein Blatt derselben Partei, die in Bayern  , wo das Zentrum die Macht in Händen hat. auf ihrem jüngsten Parteitag die Regierung auffordert, leinen Sozialdemokraten als Beamten, Angestellten oder Arbeiter in Staats- betrieben zu dulden, die von der bayerischen   Regierung verlangt, daß in Staatsbetrieben keine Agitation für die Sozialdemokratie und die freien Gewerk- fchaften geduldet werde, während natürlich für ultramontane Organisationen nach Herzenslust agitiert werden darf. Das schreibt ein Blatt derjenigen Partei. die in Preutzen dem Landwirtschaftsminisler Beifall klatscht, wenn er verkündet, daß er Sozialdemokraten und frei- gewerkschaftliche Organisationen nicht in der Forst Verwaltung dulde. Es ist eitel Heuchelei, wenn das Zentrum nach der Entrechtung der Arbeiterschaft in der Krankenkassenverwaltung noch von Gleich- berechtigung zu reden wagt. Das Zentrum fordert die Gleich- berechtigung. solange es selber unter der Minderberechtigung zu leiden hat; und es verweigert die Gleichberechligung, sobald es zur Macht und zur Teilnahme an der staatlichen Futterkrippe gelangt ist. Freisinnig-uationalliberale Techtelmcchtelcien in Westfalen  . Zwischen der uationalliberalen Partei und den Freisinnigen finden, wie uns aus Bochum   gemeldet wird, am 20. d. M. in Hagen  Wahleinigungsverhandlungen statt, die für den gesamten rheinisch- westfälischen Jndustriebezirk berechnet sind. Die Freisinnigen fordern von den Nationalliberalcn Wahlunterstützung in Hagen  . Sie drohen, sonst überall die Nationalliberalen durch Aufstellung eigener Kandidaten zu schwächen. Dadurch würde es- in verschiedenen Kreisen. u. a. in Bochum  , sehr fraglich sein, ob die Nationalliberalen in die Stichwahl kommen. Au« diesem Grunde ist auch die Aufstellung einer eigenen freisinnigen Kandidatur für den Wahlkreis Bochum Sjolgt..ft o?« inu Schwefe. Wahlen. Zürich  , 16. Mai.  (Etg. Ber.) JmKankonLuzern fanden gestern zum erstenmal die Kantonsratswahlen nach dem. Proporz statt. Der KantonSvat zählte bisher 143 Mitglieder, die sich mit 87 auf die Katholiken, 49 auf die Liberalen und 7 auf die Sozialdemokraten verteilten. Infolge der Vermehrung der Bevölkerung erhöhte sich die Mitgliedcrzahl auf 157, die sich nach den gestrigen Wahlen mit 88 aus die Konservativen, 82 auf die Liberalen und 7 auf die Sozialdemokraten verteilen, entsprechend der Stimmenzahl von 13 300, 14 450 und 2000. Die Vertretung unserer Partei, die in 7 von den 19 Wahlkreisen 32 Kandidaten aufgestellt hatte, bleibt also unverändert und bis auf ein Mandat fällt die ganze Vermehrung der Kantonsratsmitglieder auf die liberale Partei, die in heftigster Weise die Einführung der Pro- portionalwahl bekämpft hatte. Unsere Partei hatte auch für die Regierung in der Pexson des Genossen Payer einen Kandidaten aufgestellt, der 2000 Stimmen erhielt gegen 14 000 bis 18 000 Stimmen, die auf die Libevalen und Konservativen(Katholiken) fielen, von denen aber nur die drei der letzteren gewählt wurden, während die beiden Liberalen noch einen zloeiten Wahlgang passieren müssen, da sie das absolute Mehr nicht erreichten. In B a s e l wurden bei völliger Stimmenthaltung unserer Ge- nassen die beiden Freisinnigen in die Negierung gewählt, während in der Stadt Chur   von den acht Wahlen in den Kantonsrat nur eine zustande kam, so daß ein Witter Wahlgang notwendig ist, in dem dann die relative Mehrheit entscheidet. fratihmch. Die Mißwirtschast in den Ministerien. Paris  , 16. Atai. In dem Bericht des Rechnungshofes für 1908 Wirdan der Geldgebarung verschiedener Ministerien eine überaus scharfe Kritik geübt. U. a. wird der Mißbrauch lebhaft gerügt, den einzelne Ministerien dadurch begingen, daß sie ihren Beamten sogenannte Missionen im Auslande an- vertrauten, um ihre Bezüge dadurch zu erhöhen. Als Beispiel dafür wird angeführt, daß ein Angestellter des Arbeitsamts eine Mission zum Studium der Sp i elwa r e ne rz eugu n g' in Sichamerika veranstaltete, die 14 000 Frank verschlang. Ferner wird hervorgehoben, daß von mehreren Kolonien gleichzeitig zwei, ja drei Gouverneure bezahlt wurden; einer, der das Amt versah, einer, der sich in Frankreich   auf Urlaub befand, und ein dritter, dessen Ernennung bevorstand..' Sngfenck. Die Obcrhausfrage. London  , 16. Mai. Im Unterhause wurde die dritte Lesung der Parlamentsbill mit 362 gegen 241 Stimmen angenommen. Am Schluß der Debatte erklärte der Staats- sekretär des Innern C h u r ch i l l: Im Namen des Fortschritts und der Einigkeit fordern wir die Annahme der Bill und werden sie sicher auch erreichen. Das Oberhaus verhandelte gestern in zweiter Lesung über den Neform-Gesetzentwurf des Lord Land« down e. Viscount M o r l e h unterzog ihn einer scharfen Kritik. Mit besonderem Interesse wird die Haltung derjenigen Peers beobachtet,, die nach den Bestimmungen der Vorlage in das reformierte Oberhaus viel- leicht nicht wählbar sein werden. Mehrere unionistische PeerS sprachen gegen die Vorlage. Andere erklärten sich bereit, sie unter- stützen zu wollen, mit der Begründung, daß eine AenderMg der Zusammensetzung des Oberhauses notwendig sei. Marokko. Auf dem Wege nach FeS� Pari«, 16. Mai. Offiziös wird gemeldet,, daß die Kolonnen, B r u l a r d und G o u r a u d nicht den über den Zegvttapaß führen- den kürzeren Weg nach FeS nehmen, da er für Artillerie un- passierbar sei. General Moinier sei deshalb ermächtigt worden. den Weg längs des SebuflusseS zu wählen. Demgemäß werde die Vorhut der Kolonnen, falls sie nicht noch durch Gefechte aufgehalten werden, frühestens am Sonnabend oder Söngtag vor denMauernvonFes eintreffen. ßlexiko. Erfolge der Aufständischen. Mexiko  , 16. Mai. Die Aufständischen nahmen den 60 Weilen nordöstlich von Mexiko   gelegenen Ort Pächuca, der in einem der reichsten Bergwerksdistrikte liegt, ohne Widerstand. Der Gouverneur ist geflüchtet. Eine Telephonistip machte diese Mitteilung nach der Hauptstadt und fügte hinzu, die Aufständischen hätten die Regierungsgebäude mit Dynamit in die Luft gesprengt, die Gefangenen seien aus dem Gefängnis befreit worden; die Geschäftshäuser seien nicht geplündert, nur die Nationalbank und die Hidalgo-Bank seien beraubt worden. Ein blutiges Gemetzel. New Vork, 16. Mai. Der Berichterstatter desWorld" in Torreon kabelt: Ich war Augenzeuge eines furchtbaren Gemetzels in Sombrerete. 1700 Ausständische stürmten, auf- gebracht über Grausamkeiten, die BimdeSsoldaien an Landbe­wohnern begangen hatten, Sombrerete und metzelten fünf- hundert Bundessoldaten und Einwohner nieder, die sich weigerten, Hochrufe auf M a d c r o auszubringen. Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen. London  , 16. Mai. Wie dem Reuterschen Bureau über New Uork aus El Paso gemeldet wird, hat der Unterhändler der mexikanischen Regierung, Carabajal, den Auftrag er- halten, die Frieden sp er Handlungen wieder aufzu- nehmen. Hiis der Partei. Genosse Stadthagen  ist soweit wieder genesen, daß er heute, Dienstag, das Kranken- Haus verlassen und sich in den Reichstag begeben konnte.-y Gegen die M arokkohändel der französischen   und deutschen  Kapitakistengruppen schlägt dieLeipziger BolkSztg." unter HintveiS auf die aus diesen Händeln drohende Kriegsgefahr eine gemeinsame Protestaktion des französischen  und deutschen   Proletariats vor. Sie schreibt: Die französische  -Parket hat Protest erhoben gegen die Er- obcrungsgelüste, und je mehr die Pläne der deutschen   Regierung es zum Konflikt zu treiben, klar tverden, wird die deutsche Sozial- dcmokratie dagegen Front machen. Doch meinen wir, daß es da- mit nicht sein Bekvenden haben fall, sondern daß ein gemeinsames demonstratives Vorgehen der deutschen   und der französischen  Proletarier notwendig ist. Es müßte dies unverzüglich geschehen, es müßten unverzüglich die Vertreter der beiden Parteien sich über eine gemeinsame Aktion schlüssig werden. Die Erfahrung, lehrt, daß. wenn einmal der Konflikt bereits klare Formen angenommen bat, die Dinge sich überstürzen und die' Völker über Nach: urplötzlich vor verhängnisvolle Entschei- dung gestellt werden können. Deshalb gilt es, beizeiten hüben wie drüben die Macht des Proletariats zu mobilisieren, utQ der DsugsW Löst W einem ÄMW rn Dir&eifen. Eine solche gdMemfame Altion des ProleiariM Frankre'nK und Deutschlands   ist zweifellos das wirksamste M'/ltel, einer Kat-a- strophe vorzubeugen. Die Form ließe sich sehr liefst finden." Arbeiter als Minister. Die ,4? u m a n i/t e" berichtet von einem Besuch australischer, aus der Arbeiterklo/x hervorgegangener Minister auf ihrer Redaktion. Diese Vertrat der australischen  Regierung begeben sich nach London  , um. a«. der demnächst statt. findenden..Reichskonferenz." teilzunehmen, g.us.der das Verhältnis Englands zu seinen Kolonien behandelt wenden soll. Die Vertreter Australiens   sind: der Ministerpräsident Fisher, ein ehemaliger Bergarbeiter, der Minister für auswärtig- Angelegenheiten Bacheloo, ein ehemaliger Mechaniker,.-und der Minister für..die nationale Verteidigung", d. h. Krie�sminister Vcarce, ein ehe- maliger Tischler. Die Arbeitsr-Mi, ister. die von dem Fraktimis- fekretar der englischen Arbeiterpartei, dem Unterhausmitglicde Macdonald, begleitet waren, über/iiachten der..Humanite", wo sie vom Genossen Ianres empfangen wurden, die Zusicherung, daß die australischen Arbeiter für. ihre europäischen Brüder Gefühle engster Solidarität hegen. Rcichstagskandidatur. E/ne von 4000 Personen besuchte öfftnt- liche Versammlung der sozialdemokratischen Partei in Königs- b e r g t. P. bestimmte e/,f Vorschlag der aus 300 Personen be- stehenden Vertrauensm innerVersammlung den Genossen Rechts- amvalt Hugo Haa-fe einstimmig wieder zum Reichstags- kandidaten von Köni<�berg. Genosse Haas«>at den Kreis bereits vom Jahre 1897 bis zum Jahre 1906 im Reichstage vertreten. 'PolizeUichee, Omchtstehes ukw. Preßprozess.e. Wegen geringfügiger; formeller Beleidigungen dcS Vorsitzenden der polnischen BerwfSvereinigung, Sosinski, war Genosse, Ca s p a r i als Verantwortlicher unseres polnischen ParteiblatteL, der KattmoitzerGazeta Robotnicza" vom Bochumer   Schöffengericht zu 300 M. Geldstrafe verurteilt worden. Die Boch�imer Strafkammer als Berufungsinstanz erniedrigte die Strafe<im 11. Mai auf 100 M. Seit einiger Zeit weht in Stettin   ein ziemlich scharfer Wind. Während die Redakrenre unseres Parteiblattes früher in fast alle-n Fällen, in denen sie auf die Anklagebank mußten, mit Geld- strnfe davonkamen, erkennt das Gericht jetzt fast ausschließlich auf schwere Gefängnisstrafen. Erst kürzlich wurde Genosse Heise wegen Beleidigung eines Hafenpolizisten zu 3 Monaten Gefängnis ver- urteilt, und am Montag erhielt er 5 Wochen Gefängnis, weil er einem Bahnmeister Unregelmäßigkeiten vorgeworfen hatte. Hus Industrie und Kandel  . Die Aktiengesettschaften das wichtigste Werkzeug des Kapitalismus  . ImPlutus" wendet sich Professor Dr. G. v. Gaevernitz   gegen den Vorwurf, er sei mit Bernstein   der Ansicht, die zunehmende Ver- teilung des Aktienbesitzes Hedeute rkneDemokratisierung der Herr- schaft über das Kapital". Er zitziert dabei Darlegungen aus einem von ihm stammenden Aussatz überGesellschaftssteuer". Darin heißt eS: Die Aktiengesellschaft'fst keindemokratisches" Institut. Im Gegenteil, sie bedeutet ei'.ch außerordentliche Machterweiterung der leitenden Köpfe", die ihre Arme durch Zuhilfenahme fremden Geldes ins Ungemesse�e verlängern. Je zählreicher) wechselnder und unyrgaistsierter die Aktionäre, desto hilfloser sind sie jenen ausgeliefert. Dabei fallen die Interessen beider nur zu leicht aus- einander. Es dro�t bald die Gefahr der Ausraubüug, bald die der unwirtschaftlicher, Aufspeicherung durch Ausschüttung zu hoher oder zu niederer Dividenden, bald die Gefähr der Unterordnung des Unternehmen� stüter fremde Interessen, bald die. der Äursumm- pulation zuauusten des Börsenspiels der Eingeweihten. Wie oft haben iySbesllndere amerikanische Pluto   traten zuerst die Gesell- schaft durch wertlose Einbringungen ausgeraubt,. sodann bei noch hohem Kurse die?lktisn in blanko verkauft, um sie, wenn der Kurs ins Bodenlose gestürzt war, für ein Nichts zurückzukaufen, bei jeder Operation Millionen einheimsend, Mitgiften für euro- pciische Schwiegersöhne. Diese Gefahren sind so groß, daß meiner Meinung nach eine rein ökonomische Konstruktion der Aktiengesell- s-chaft überhaupt zum Scheitern verurteilt ist. Alles kommt darauf an, in welchem Maße das Gefühl der Verantwortlichkeit die Ver- waltuna fremder Gelder begleitet. Gewiß beruht die leidliche Gesundheit unseres deutschen   Aktienwesens in letzter Linie auf jenem StückKorrektheit", das wir von unseren weltanschauungs- mäßig disziplinierten Vätern geerbt haben. Aber wie dem immer fei, diese Gefahren sind in den Kauf zu nehmen. Denn die Aktien- gesellschaft ermöglicht uns den kapitalistischen   und technischen Fort- schritt im großen, wie schon ohne Aktiengesellschaft keine Eisen- bahnen gebaut worden wären. Sie allein sammelt in einem kapitalarmcn Lande die Mittel, zum industriellen Großbetrieb. Die Aktiengesellschaft ermöglicht es dort, wo keine kleinkapitalistischen Vorgänger den Weg ausgetreten haben,neue Industrien" aus dem Boden zu stampfen. Sie ist die Waffe der. Spätgekommenen.. Wenn wir heute wirtschaftlich und damit politisch mit Riesenschritten hinter Großbritannien   hereilen, so ist dies nicht zuletzt ein Erfolg der Aktiengesellschaft gegenüber dem Einzelunternehmen. Nicht als ob unter allen Umständen der Wirtschaftspolitik die Aufgabe der Reichtumsvermehrung gesetzt wäre. Einem wcltbeherrschenden Volke empfahlen Carlyle und Rusiin, die Fragen der Güterver- teilung und des Güterverbrauchs in den Vordergrund zu rücken. Aehnlich darf ein Kleinstaat empfinden, den die Eifersucht der Starken zwar sichert, aber von der Weltgeschichte abdrängt. Anders das Deutschland   von heute. Ihm ist Reichtumsvermehrung Pflicht Pflicht im Dienste kultureller, vor allem politischer Zielsetzung. Von der Lösung dieser Aufgabe hängt der Entscheid darüber ab, ob Deutschland   im 20. Jahrhundert seine Stellung unter den leiten- den Mächten der Welt behaupten oder zu einer Macht dritten Ranges von begrenzt europäischer Bedeutung herabsinken wird. In der Tat, aus Gründen der gegenwärtigen Weltlage sind wir genötigt, die kapitalistischen   Entwickelungstendenzen, für die deutsche Gegenwart wenigstens, zu bejahen, obgleich wir für ihr Gebrechen keineswegs blind sind und noch weniger sie für eine ewige Kate- gorie der Volkswirtschaft halten. Auf wirtschaftlichem Gebiete sind die großen und einheitlich geleiteten Kapitalzusammenballungen heute das, was auf maritimem die Drcadnoughts. Das wichtigste Werkzeug des modernen Kapitalismus aber ist die Aktiengesellschaft," Gaevernitz   sieht demnach in den Aktiengesellschaften einen Vor- teil, fast könnte man sagenein notwendiges Uebel". Daß sie sozial ein Uebel bedeuten, übersieht er nicht, aber da er die kapita- listische Grundlage der Gesellschaft nicht antasten will, mutz er auch die ausgeprägteste Form der Kavitalshcrrschaft akzeptieren, weil eS der beste Hebel der Gewinnmacherei ist. Die Aktiengesell- schaft ist kein Instrument der Demokratisierung, sondern des Kapitalsabsolutismus._ Deutschlands   Außenhandel. Der Wert des deutschen Speziak- Kandels im reinen Warenverkehr belief sich im April d. I. auf 7ö6,2 Millionen Mark in der Einfuhr und aus 601,4 Millionen Mark in der Ausfuhr, im abgelaufene» Jahresteil auf 3038,9 Millionen Mark in der Einfuhr gegciv 2954,1 Millionen Mark, in der Ausfuhr auf 2544,8 Millionen Mark gegen 2359,9 Millionen Mark im Vor» jähre. Außerdem erreichte die Einsuhr von Gold und Silber im April d. I. einen Wert von 20.6 Millionen Mark, im abgelaufenen JähreSIeu einen solchen von 79,9 gegen 1S2L Millionen Mark im Borjahre, die gleichzeitige Ausfuhr von Gold und Silber Werte von 12,7 und 27,3 gegen 73, ö Millionen Mark im Vorjahre. Der Ocltrust ungesetzlich. DaS Urteil des obersten Gerichts in dem von den Bundesbehörden gegen.die Standard Oil Co. an- gestrengton Prozeß ist am Montag verkistidet worden. Es lautet zu- Ungunsten der Gesellschaft und ordnet deren Auflösung an. Aber die Sache ist nicht allzu ausregend. Auch diesem Messer ohne Klinge fehlt das Heft. Das Urteil gibt d/n, Trust nämlich 0 Movaie Frist, um sich den Shernianngesetzen anpassen zu könne». Er wird sich fchw so anpassen, daß alles blM w,e es r- ist,