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War eine solche Behandln»!; dem Kutscher gegenüber notwendig? Wäre es nicht ein leichtes gewesen, die Personalien des Kutschers eventuell auf andere Weise festzustellen, da dieser ja im Begriff war abzuladen und außerdem jeder Wagen in Berlin mit einer Firma Versehen sein muß. BeimFischen" ertrunken ist gestern nachmittag der acht Jahre alte Sohn Willi des Arbeiters Lawatsch aus der Steinmetzstratze 17. Der Knabe stand mit seinem neun Jahre alten Bruder Fritz am Hafen gegenüber dem Feuerwehrgebäude in der Schönebergerstraße auf der Spundmauer des Ufers, um nach Fischen zu haschen und fiel dabei ins Waffer. Sein Bruder, der ihn retten wollte, stürzte ihm nach und ging mit ihm unter. In der Nähe liegende Schiffer brachten nach einigem Suchen beide Kinder ans Land. Wieder- bclebungSversuche, die auf der Feuerwehrwache gemacht wurden, hatten aber nur noch bei Fritz Erfolg. Willi war schon tot. Seine Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Der gerettete Fritz liegt noch im Krankenhause am Urban. Entgleisung auf dem Gleisdreieck der Hoch- und Untergrund- bahn. Die Gerüchte von einer Katastrophe bei der Hoch- und Untergrundbahn, die heute gegen Abend in Berlin umliefen, hatten große Beunruhigung in der ganzen Stadt hervorgerufen. Allgemein war verbreitet worden, daß am Gleisdreieck, wo am 26. September 1903 ein Zug herabstürzte und viele Personen tödlich verunglückten, wiederum ein Zug aus dem Gleise in die Tiefe gefallen sei. In- dessen konnten wir feststellen, daß nur der letzte Wagen eines Zuges auf dem Gleisdreieck aus den Schienen gesprungen war. Die Auf- regung der in den Wagen befindlichen Insassen war eine ungeheure, da durch die Erschütterung die Meinung aufkam, daß einZusammen- stoß stattgefunden habe. Der Verkehr auf der Hoch- und Unter- grundbahn mußte auf fast eine Stunde unterbrochen werden und wurde dann mit erheblichen Stockungen wieder aufgenommen. Per- sonen sind nicht verunglückt. Der Unglücksfall wird die Frage nach einem Umbau des Gleisdreiecks, die schon so oft lebhaft erörtert wurde, aufs neue auf die Tagesordnung bringen. " Hilflos aufgefunden wurde gestern morgen ein geisteskranker junger Mann in der Scharnhorststraße. Man brachte ihn nach der Charite. Seine Persönlichkeit konnte noch nicht festgestellt werden. Der Mann ist etwa 18 bis 20 Jahre alt und etwa 1,66 Meter groß, hat ein blasses, mageres Gesicht und einen grauen Jakettanzug mit Radfahrerstulpen an den Hosen. Bei sich hatte er Fahrradpedale. Ter Gauner mit dem Wertbrief, der seit einigen Monaten viele Zimmer- und Schlafstellenvermieterinnen betrogen hat. ist jetzt endlich unschädlich gemacht worden. Der Schwindler trat in der Regel als Optiker auf. Sobald er gemietet hatte, ging er unter dem Vorwande, sein Gepäck vom Bahnhof holen zu wollen, wieder weg. Dabei fiel ihm ein, daß er nicht genügend kleines Geld bei sich habe, um die Sachen auslösen zu können. Er erbat sich von den Wirtinnen, die froh waren, daß sie vermietet hatten, fünf Mark oder etwas mehr oder weniger und erhielt sie um so eher, als er einen mit einer Bankfirma versehenen Brief zur Sicherheit hinterließ, der 500 Mk. enthalten sollte. In anderen Fällen brauchte er angeblich das Geld, um den Kraftwagenführer zu bezahlen, der unten mit dem Gepäck schon wartete. Einen sehr niederträchtigen Streich spielte derselbe Gauner der Witwe des Arbeiters Herrmann, der bei den Moabiter Vorfällen sein Leben verlor. Bei dieser erschien er mit einem Brief, der eine Sammlung für sie enthalten sollte. Er nahm der armen Frau drei Mark ab, wieder unter der Vorspiegelung, daß er den unten haltenden Autokutscher bezahlen müsse. In allen Fällen enthielt der Brief nur Papierschnitzel. Schon vor mehreren Wochen ermittelte die Kriminalpolizei, daß der Gauner ein 46 Jahre alter aus Dresden gebürtiger früherer Handlungsgehilfe Max Lüttich war, aber eS wollte trotz aller Bemühungen nicht gelingen, ihn zu erwischen. Gestern endlich sah eine betrogene Frau den Schwindler in der Brunnenstraße und ließ ihn festnehmen. AuS dem Fenster des dritten Stockwerks gestürzt hat sich der sn der Stolpischenstraße 6 wohnhafte Maurer Wilhelm Musold. Auf dem gepflasterten Hof blieb er blutüberströmt und besinnungs- los liegen. Auf der Unfallstation in der Gaudystraße, wohin M. gebracht wurde, wurden schwere innere Verletzungen, Arm. und Beinbrüche, sowie ein Bruch der Wirbelsäule festgestellt. Noch lebend zwar, aber in völlig hoffnungslosem Zustande wurde der Schwerverletzte nach dem Rudolf-Virchow -Krankenhause übergeführt. Der Grund soll in häuslichen Zwistigkeiten liegen. Infolge eines Hitzschlages verstorben ist am Dienstag nach- mittag der 42 jährige Hausdiener Franz Schulz. Als Sch. gegen >)�4 Uhr, einen Handwagen vor sich herschiebend, die Chorinerstraße passierte, wurde er plötzlich an der Ecke der Fehrbellinerstratze von einem heftigen Unwohlsein betroffen und brach besinnungslos zu- sammen. Von Paffanten wurde der Erkrankte nach der Unfall- station in der Gaudystraße gebracht, wo festgestellt wurde, daß der Hausdiener einen Hitzschlag erlitten hatte. Unter den Händen des Arztes verstarb Sch. wenige Minuten nach seiner Einlieferung. Die Leiche wurde nach dem Schauhause übergeführt. Ein aufregender Borfall spielte sich in der Nacht zum Mittwoch am Tempelhofer Ufer ab. Dort sprang gegen-412 Uhr vor den Augen vieler Passanten ein junger, elegant gekleideter Herr in den Laudwehrkanal. Auf seine Hilferufe eilten zwei Arbeiter herbei, denen es gelang, den anscheinend Lebensmüden zu retten. Man brachte ihn nach der nahen Unfallstation, wo der Gerettete sich als der 23 jährige Leutnant im 2. Rheinischen Jnfanterie-Re- giment Nr. 29 von Scharnier-Gnischinski aus Trier , zurzeit Berlin , Monopol-Hotel wohnhaft, ausgab. Diese Angaben erwiesen sich dann auf der Polizeiwache als zutreffend. Der junge Offizier, der die Tat unter den Nachwirkungen einer durchzechten Nacht verübt haben dürfte, wurde nach dem Garnisonlazarett in Tempelhof übergeführt. i Durch die Explosion einer Petroleumlampe schwer verletzt wurde am Dienstag abend der an der Schleuse Nr. 9 wohnhafte Kellner Johann Scholz. Als er gestern abend gegen 10 Uhr nach Hause kam, zündete er eine Tischlampe an, die jedoch nicht hell genug brannte, weil sie nicht mehr genügend Brennstoff enthielt. Sch. wollte deshalb die Lampe nachfüllen, ohne sie vorher aus- gelöscht zu haben. Kaum hatte er ein kleines Quantum Petroleum aufgegossen, als plötzlich die Lampe mit fürchterlichem Knall explo- dierte. Die Kleidung des Kellners wurde dabei von den Flammen ergriffen und Sch. glich in wenigen Sekunden einer lebenden Feuer- fäule. Auf seine gellenden Hilferufe eilten Nachbarn herbei, die durch Aufwerfen von Decken die Flammen erstickten. Scholz hatte jedoch bereits schwere Brandwunden an der Brust, den Armen, am Kopf und im Gesicht davongetragen. Der Verunglückte erhielt auf der Unfallstation am Spittelmarkt die erste Hilfe und mutzte von dort nach dem Krankenhause Moabit übergeführt werden. Bergiftet und ertränkt hat sich der 34 Jahre alte Vergolder Otto Reichardt aus der Exerzierstratze 1. R. war seit einige» Tagen spurlos verschwunden und jetzt entdeckte man ihn im Herms- dorfer Fließ als Leiche. Am Ufer de? Wassers stehend, hatte der Lebensmüde Gift zu sich genommen und sich dann in daS Ge- Wässer gestürzt. Die Leiche wurde nun angeschwemmt und geborgen. In der Ausstellung für Kleinhinisbau und Eigenwohnung flg. bis 25. Mai in Kliems Saaletablissement in der Hasenheide) spricht heute Donnerstag, abends 3 Uhr, Professor Berlepsch- BalendaS über das Projekt der großen Gartenstadt München . Die Ausstellung Wird heute Donnerstag, vormittags 11 Uhr. eröffnet. Vorort- JVaefmehtem Wilmersdorf-Halensee. Eine BolkSversammlnng, in der die Sozialpolitik im Vilniersdorfer Rathaus Gegenstand der Tagesordnung war, fand am Dienstagabend im Gesellschaftshause, Wilhelmsaue 112, statt. Die sozialdemokratischen Stadtverordneten Riedel und Schröder schilderten vor den zahlreich erschienenen Zuhörern die Widerstände, die der konservative Großblock im Rathanse einer Machterweiterung der Arbeiterschaft und aller ernsthaften Sozialreform entgegenstellt; gleichzeitig wiesen sie auf die Minderung des Ansehens hin, das Wilmersdorf sich durch die bisher geübte Politik kurzsichtigen Eigen- nutzes in Groß-Berlin zugefügt hat. In der Diskussion ergänzte der demokratische Stadtverordnete Moll durch Anführung ver- schiedener Einzelbeispiele die Darlegungen der Referenten; andere Redner brachten ebenfalls bedenkliche kommunale Mißstände zur Sprache. Die Versammlung nahm den besten Verlauf und wird ohne Zweifel eine vortreffliche agitatorische Wirkung auf die Be- völkerung ausüben. Mit der ReichSverficherungSordnung wird sich heute Donnerstag, abends 9 Uhr. im GesellschaftShauS, Wilhelmsaue 112, eine öffent- liche Versamnllung der Mitglieder und Arbeitgeber der OrtSkranken- lasse für Wilmersdorf und Umgegend beschäftigen. Charlottenburg . Einen Blutsturz erlitt gestern mittag um �12 Uhr die im Hanse Helmholtzstr. 25 wohnhaste Frau Franke. Frau Fr. war gerade im Begriff, ihren in den Siemcnswerken beschäftigten Ehe- gatten das Mittagessen zu tragen, als sie plötzlich vor dem Haust Helmholtzstr. 21 von einem Blutsturz befallen zur Erde sank. Wie man uns mitteilt, verging beinahe eine Stunde, ehe ein Kranken- wagen eintraf. Kurz darauf starb die Frau. Eine neue Hilfsschule für schwachbefähigte Kinder beabsichtigt der Magistrat auf dem Grundstück Blcibtreustr. 43 mit einem Kosten- aufwand von 194 000 M. zu errichten. Augenblicklich besitzt die Stadt drei solcher Anstalten. Eine entsprechende Vorlage des Magistrats ist der Stadtverordnetenversammlung zugegangen. Nixdorf. Auf einem Neubau schwer verunglückt ist gestern morgen ein 48 Jahre alter Arbeiter Wcgehop auS Berlin , der auf dem Grundstück Bergstr. 6 beschäftigt war. Eine Steinmasse, die aus den oberen Stockwerken herunterfiel, zerschmetterte dem Arbeiter beide Füße. Der Verunglückte wurde mit einem Wagen nach dem Krankenhause in Buckow gebracht. Lichtenberg . Das hiesige Ortsblatt hält sich für berufen, den Beschluß der Rixdorfer Stadtverordneten-Versammlung auf Einrichtung einer städtischen Druckerei lächerlich zu machen. Diese Aufgabe macht sich daS Blättchen, das nur über einen Redakteur verfügt, insofern sehr leicht, als es eine bereits am 6. Mai in der .Wilmersdorfer Zeitung- erschienene hämische, nur vom Standpunkt kleinlicher Privatinteressen diktierte Notiz abdruckt. In der Notiz macht sich der Verfasser lustig über die geringen Mittel, die für die zur Herstellung der Stadtverordnetenvorlagen usw. einzurichtende Druckerei eingesetzt sind. Am Schlüsse derselben heißt eS: .Aber man sollte doch meinen, wenn die bisherige Ver- vielfältigung in der Kanzlei sich nicht bewährt hätte, läge erst mal der Versuch am nächsten, nun den Druckereien am Orte diese Vervielfältigungen zum Buchdruck anzuvertrauen. Auch bei der Herstellung der Magistratsvorlagen, die bekanntlich geheim gehalten werden müssen, läßt sich. wenn man nur will, ein Modus finden, der beiden Teilen, Magistrat und Druckereien, nach jeder Richtung hin gerecht wird. Der Wert einer städtischen Druckerei liegt nur in ihrer Leistungsfähigkeit. Wenn sie nicht in de: Lage ist, oft gewissermaßen über Nacht selbst um- fangreiche Verordnungen und dergleichen herzustellen, ist sie wert- los. Dazu aber bedarf es eines Kapitals, wie eS nur wenige Städte für diesen Zweck aufwenden können. Mit einer Schürze Schrift, einem Druckmaschinchen Format Westentasche und einigen»Stiften- ist da nicht weit zu kommen. Diese Erkenntnis wird auch den Rixdorfern bald kommen. Blättchen, die ihren Text nicht einmal in eigener Druckerei her- stellen können, sondern wahllos, ja zum Teil völlig falsch von einem anderen Unternehmer entnehmen müssen, sollten sich in bezug auf »Leistungsfähigkeit- etwas mehr Reserve auferlegen. Köpenick . Die FriedhofSverhältnisse in der hiesigen Gemeinde liegen sehr im argen. Ein Gemeindesriedhof ist leider bis heute noch nicht«in- gerichtet, obwohl die Sladt Köpenick eine alte Stadt ist und heute 31000 Eiuwohner zählt. Die Angehörigen Verstorbener sind aus- schließlich auf den kirchlichen Friedhof angewiesen. Die Kirchen- gemeinde betrachtet aber, wie überall, den Friedhof als gut« Er- werbSquelle. DaS unerhörteste ist, daß die Kirchengemeinde von Angehörigen von NichtMitgliedern noch eine Sondergebühr von 25 Proz. erhebt; auch sonst werden bei Beerdigung von Nichtmit- gliedern besondere Schwierigkeiten bereitet. Der Unmut der Be» völkerung über diese Zustände mehrt sich zusehends. Immer weitere Kreise erkennen den gegenwärtigen unhaltbaren Zustand, durch den die gesamte Bürgerschaft bei Todesfällen der evangelischen Kirchengemeinde in die Arme getrieben wird, und man verlangt energisch schleunigste Ab- Hilfe. Diesem Zwecke diente eine öffentliche Versammlung, die am DienS- tagabend im Stadt-Theater tagte und in der Stadtverordneter Karl Leid- Berlin die Friedhofsfrage eingehender behandelte. Der Referent wies nach, daß das BeerdigungSwefen nicht vom kirchlichen, sondern vom hygienischen Gesichtspunkte betrachtet werden müsse. Daraus ergebe sich die Pflicht der Gemeinde, das BeerdigungSwefen als Zweig der Gemeindcaufgaben zu betrachten. Die Erfüllung dieser Aufgabe sei von den städtischen Behörden der Stadt Köpenick in der ärgsten Weise vernachlässigt worden. Wenn zahlreiche Nachbnrgenicinden bereits«inen Gemeindefriedhof hätten, müßte die große Gemeinde Köpenick einen solche» schon längst haben. ES sei der Stadt unwürdig, sich in Lbhängiglcit einer kirchlichen Gemeinde zu begeben. ES wurde in der Versammlung eine Resolution be» schloffen, in der Protest eingelegt wird gegen den bisherigen Zu- stand und in der ferner von den städtischen Behörden schleunigst Ab- Hilfe gefordert wird durch Errichtung eine« GemcindestiedhofeS. Außerdem wurde eine zehngliedrige Kommission gewählt, die für eine den städtischen Behörden einzureichende Petition Unter- schriften sammeln soll. Neu-Golm(Kreis Beeskow-Storkow ). Ueber die Sünden der NcichstagSmchrheit sprach am Sonntag hier im Lokal von Robert Treblin der Genosse Stürmer. Die clwa 100 erschienenen Männer und Frauen gaben durch ihren Bei- fall kund, daß sie mit den Ausführungen des Redners durchaus ein- verstanden waren. Petershagcn bei Fredersdorf . In der Versammlung deS PeterShagener HanS- und Grundbesitzer- oercins ist die Behauptung aufgestellt worden, daß in der letzten Gemeindevertreterfitzung ein Antrag auf Erbauung eines Brunnens und einer Leichenhalle von unserem Geiwssen S t i m m i n g be- kämpft worden sei. und er sich sogar dazu verstiegen hätte, das Armenhaus als Leichenhalle vorzuschlagen. Um nun jenen unwahren Behauptungen entgegenzutreten, erklärr Genosse Stimming folgendes: t. lag uns ein Antrag auf Anlegung eines Brunnens vor; 2. habe ich verlangt, daß eine Leichenhalle erbaut werden soll. Ich habe nicht den Brunnenbau bekämpft, sondern denselben verlangt. Allerdings habe ich den Standpunkt vertreten, daß die Schaffung de» Brunnens und der Leichenhalle durch die Kirche zu geschehen habe, da der Friedhof doch, trotzdem die politische Gemeinde ihn bezahlt hat, der Kirchengemeinde gehört, dieselbe auch das Geld für die Grabstellen einsteckt und von den Dissidenten sogar lv M. mehr ver­langt als von ihren Schäflein. Die politische Gemeinde hat also doch schon die ganzen Kirchenlasten zu tragen. Haben die Herr- schaften nicht so viel Geld in ihrer Kasse, so mögen sie die Kirchen- stener einführen. Des weiteren habe ich nicht gesagt, daß eventuell das Armenhaus(übrigens nur eine baufällige Baracke) als Leichenhalle benutzt werden könnte, sondern aus hygie- nischen Gründen den Bau einer Leichenhalle verlangt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch der zweiten Lüge entgegen- treten, daß wir für die Müllabladestelle gestimmt haben. Dafür gestimmt haben sämtliche bürgerlichen Vertreter, dagegen die drei Sozialdemokraten. Daß die Herren des HauS- und Grundbesitzervereins mit solchen Segenden unter der hiesigen Bevölkerung Stimmung gegen die Sozialdemokratie machen können, glauben sie im Ernst doch wohl selbst nicht. Die Tatsache, daß sie sich bei der vorjährigen Wahl trotz reichsverbändlerischer Flugblätter und sonstiger unsauberer Mittel einen Durchfall geholt haben, sollte sie doch von einem solchen würdelosen Spiel abhalten. Herzfelde . In einer sehr gut besuchten Bollsversammlung referierte am Sonnabendabend im Jalsswen Lokale in Herzfelde der Genosse Redakteur Hugo P ö tz s ch- Berlin über das Thema:.Die politische Lage und die Entrechtung der Arbeiterklasse -. Redner legte der Versammlung in äußerst populärer Form das Treiben der Reaktion dar. Auch unterzog er die Reichsversicherungsordnung einer ge- bührenden Kritik. Ferner erörterte der Vortragende den Wert der Konsumgenossenschaften, er empfahl den Versammelten den Beitritt in den im Enlstehen begriffenen Konsumverein für Herzfelde und Umgegend. Die trefflichen Ausführungen deS Referenten wurden von den Versammelten, unter denen sich auch viele fremde Ziegelei- arbeiter(Deutsch- Russen) befanden, mit lebhaftem Beifall auf­genommen. Neinickendorf-Ost. Der Bilduiigsansschusi veranstaltet heute abend 8'/z Uhr im .Schützen haus-, Residenzstraße 1/2, einen Lichtbildervortrag. Herr Felix Linke wird über das Thema.Werden und Vergehen der Welten- sprechen. Der gute Erfolg der bisherigen Vortragsabende lassen auch diesmal ein gutes Resultat erwarten. Der Eintritts» preis beträgt 20 Pf. Jugendliche unter 18 Jahren haben wie bisher freien Eintritt. Weisieufee. Der Hausarzt des Arbeiters. In der letzten Gemeindevertreter- fitzung kritisierte der Gemeindevertreter Leß beim Bericht des Sckml- arztes die Tatsache, daß der Schularzt den Eltern öfter den Rat erteilt, sich mit ihrem Kinde in eine Spezialklinik zu begeben; die hiesigen Aerzte fühlten sich durch solche Ratschläge benachteiligt, da die meisten Arbeiter ihren Hausarzt haben, so muß man auch die Kinder zum HauSarzt schicken. Unsere Vertreter gaben ihrer Ver- wundernng darüber Ausdruck, wie Herr Leß behaupten könne, daß sich die Arbeiter den Luxus eines Hausarztes leisten. Auf die be- scheiden« Aufrage an Herrn Leß. meinte dieser, daß in seinem Ge- schüft viele Arbeiter Einlaufe machten, von denen er wisse, daß sie auch einen HauSarzt haben. Der anwesende Gemeindearzt mußte erst die Erklärung abgeben, daß sich die Arbeiter leider keinen HauS- arzt leisten können, bevor sich Herr Leß ganz beruhigte. Unsere Genossen verlangten vom Schularzt, daß er sich nicht davon ab- bringen lassen niöge, den Ellern erkrankter Kinder weiter mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wegen Totschlag? wurde ein Kutscher Hermann Schmidt fest« genommen. Er wird beschuldigt, in der vergangenen Nacht den Steinkutscher Julius Müller bei einer Schlägerei an der Ecke der Lothringen - und Straßburgstraße so lange mißhandelt zu haben, bis er tot war. Pankow . Dir Gemeindevertreterfitzung am Dienstag beschäftigte sich zu» nächst mit der Bewilligung der Kosten für den ErweiterungS- und Umbau der Oberrealschule. Hochbaumeister Fentea begründete die Forderung damit, daß die Schulräume nicht mehr ausreichend seien und es namentlich an einer geeigneten Turnballe mangele. Nachdem nunmehr auch die Regierung auf den Bau einer Turnhalle dränge, fei eS zweckmäßig, hiermit gleichzeitig die Erweiterung der Schule zu verbinden. Die Kosten des Er- Weiterungsbaues, in welchem außer der Neueinrichtung von Klasien- und sonstigen Schulräumen die allen modernen An- forderungen entsprechende Turnhalle untergebracht werden soll, find auf 165 000 M. veranschlagt, wozu dann noch die Kosten für die dabei erforderlichen Umbauten und Wiederinstandsetzung der alten Schule in Höhe von im ganzen 25 000 M. kommen. Nach längerer Debatte stimmte die Vertretung dem Projekt zu und bewilligte die erforderliche Summe von insgesamt 190 000 M., die durch Anleihe gedeckt werden soll. Da die Kesselanlagen für Heizung des Rathauses und der Oberrealschule seit längerer Zeit nicht mehr tanglich und der Betrieb mit allerlei Hilfsmitteln in Gang gehalten, dazu für den Erweiterungsbau der Oberrealschule eine Heizanlage beschafft werden muß, empfiehlt die Hochbau- und Finanzkominijsion den Anschluß des Rathauses und der Oberreal» schule an die SchulheizungSzentrale in der Görschftraße, was einen Kostenaufwand von 45 000 M. erfordert. Nach längerer Debatte. in der von bürgerlicher Seite lebhaste Bedenken gegen daS Projekt laut wurden, stimmte die Vertretung demselben dennoch zu. Für den Bau der Bedürfnisanstalt an der Ecke der Berliner und Mühlenstraße, der nun endlich in Angriff genommen werden soll, wurde die Bewilligung der Mehrlosten gefordert. Bekanntlich waren für dieses Projekt bereits in den borjährigen Etat 10 000 M. eingestellt. Trotz mehrfacher Ausschreibung ist eS nicht gelungen, das Projekt in der vom Hochbauamt vorgesehenen Form für die disponiblen Mittel ausgeführt zu erhalten. DaS letzte Angebot übersteigt letztere immer noch um 2800 M., die nach kurzer Debatte bewilligt wurden. Die Beschlußfassung über die Breite des FahrdammeS der Kaiser-Frtedrichftraße bei deren Ncupflasterung zeitigte ausgedehnte Auseinandersetzungen. Entgegen den AuS- führungen deS Herrn Stadtrat a. D. Stawitz und einer Reihe bürgerlicher Vertreter, die die Breite de» FahrdammeS auf 7>/z Meter festgesetzt wissen wollten, vertraten unsere Genossen und einige bürgerliche Vertreter den Standpunkt, daß eS sich hier um eine VcrkehrSstraße handle, deren Fahrdamm in der bisherigen Breite von 10 Metern zu belassen, nniideftenS aber auf 9 Meter festzusetzen sei. Ein dahingehender Antrag unserer Genossen wurde gegen den Antrag auf 7'/z Meter Fahrdammbreite abgelehnt. Daun ge­nehmigte die Vertretung einen Vertrag mit der Ncuchatcl Asphalte Compagnie zu verlin, wonach dieser Gesellschaft die Hälfte der Neu« Pflasterungen und Reparaturen aus Pankower Ashaltstraßen zu- gesichert wird. Ein Antrag deS Ausschusses der Berliner Tnnrgaue um Gewährung eineS Beitrages zu den Kosten der Hundertjahrfeier zur Eröffnung des Turnplatzes in der Hafenheide fand warme Befürwortung durch den Bürgermeister. Unser Genosse B r a l l wandte sich ganz entschieden gegen die Bewilligung von Gemeinde- mittel» für derartigen Klimbim. Wie vorauszusehen, predigte er tauben Ohren, die 200 M. wurden für diese» Zweck bewilligt. Ganz anders aber stellte sich der Bürgermeister zu dem nun folgenden Berotungsgegenstand. Von verschiedenen Gemeindevertretcrn war beantragt worden, die Arbeiter in der Friedhofsverwaltung während des Sommer- und Winterhalbjahres im Lohne gleichzustellen. Hier ließ Herr Bürgermeister Kühr die vorher bekundete Wärme vermisjen und erklärte die gegenwärtige Bezahlung der drei in Frage kommenden Arbeiter im Einverständnis mit der Friedhofs- kommifsion für angemessen. Im übrigen seien die Arbeiter niemals an ihn mit einer Forderung herangetreten, woraus er schließe, daß sie mit ihrer Bezahlung sehr zufrieden seien. Genosse Kubig wies namentlich darauf hin, daß. wenn die Arbeiter auch im Winter eine Stunde weniger als im Soimner arbeiteten, sie dennoch genau dieselben, wenn nicht erhöhtere Bedürfnisse hätten. Bedauerlich sei allerding», daß die Arbeiter nicht mit Forderungen an den Bürger-