Mr. 4.
Erscheint täglich außer Montags. Abonnements Preis für Berlin : Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit bem ,, Sonntags= Blatt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter Kreuzband : Für Deutschland u.Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste
für 1891 unter Nr. 6469.
Vorwärts
8. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3 bis 7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
Fernsprecher: Amt 6, Nr. 4106.
Redaktion: Beuth- Straße 2.
Quittung.
Im Monat Dezember 1890 gingen für die Parteikasse folgende Beiträge ein:
Mühlheim a. R. 17,50 M. Groß- Auheim bei Hanau 35 M. A. 2. Ftbrg. 1 M. H. K. 6 M. J. M. 160 M. Potsdam 50 M. Eßlingen i. W., Waldfest 30 M. D. M., Leipzig 50 M. Tempelhof 35 M. Aus dem 6. Berl. Wahlkreis 60 M. Wahl freis Straßburg i. Els., Land 20 M. Straßburg Stadt 50 M. Halberstadt 51,35 M. Berlin 2. 2. 75 M. Forst i. 2. 100 M. Von den Frauen Gaardens 10 M. Gaarden 100 M. Dr. Br., Berlin 10 M. N. München 1 M. Putzerkolonne Dertel, Berlin 7 M. Die lustigen Kameruner F. M., Altona 150 M. Alten burg 50 M. Von 3 Vergnügten aus Schkeudig 125 M. Werther 4000 M. Von Arbeitern in Bant 74 M. Reichenbach- Ernsdorf i. Schl. 10 M. Northeim 3,25 M. Pianoforte Fabrit Quandt, Berlin 18,10 M. Rockwill Ver. Staat. 20,60 M Gd. Berlin 50 M. Meldorf 3 M. Hagen i. W. 100 M. W. Gr. Hamburg 11 M. Spremberg 50 M. Suhl 5,75 M. Gera 50 M. Pegau 18 M. Löbau i. S. 4,05 M. Pazenhofer Tonne Berlin 3,55 M. Bau Ritterstr. 47 Berlin , gesammelt 18,15 M. Ueberschuß Berlin 8,85 M. Puzzer Bau Altonaerstr. 21/22, Berlin 5 M. B. F. in R. 10 M. B. B. 150 M. S. B. 50 M. In der Quittung für November( Nr. 293 d. B. V.") wurde durch einen Druckfehler für Ohlaut i. Schl. der Betrag nicht angegeben. Dhlau i. Schl. sandte 30 M.
Alle Geldsendungen für die Partei sind zu richten an A. Bebel, Berlin W., Groß- Görschenstr. 22 a. Berlin , den 5. Januar 1891. Der Parteivorstand.
Dienstag, den 6. Januar 1891.
Ursache oder Zweck
Lohnerhöhung und andere ZuLohnerhöhung geständnisse. Gegen Lohnreduktion Streitigkeit wegen Regelung der Unzufriedenheit mit den Arbeits-, Lohnfrage den Arbeitszeitbedingungen, dem Material
Gegen Aenderung der ArbeitsStreitigkeiten unter verschiedenen bedingungen Arbeiterkategorien wegen der Preise, der Arbeit Für Einführung und Vertheidigung gewerkschaftlicher Vorschriften und Grundsätze und zur Vertheidigung von GewerkvereinsGenossen Vertheidigung oder Abweisung von unzufriedenheit mit Vorgesetzten Arbeitskollegen Für Vorgesetzte
•
Sympathie mit oder Einschüchte rung infolge von Streiks. Ursache unbekannt
•
Gesammtzahl
Gelungen
Theilweise
gelungen
Mißlungen
Unbekannt
299 195 66 59
1
619
149
43
95 10
•
12
8
20
5
20 10
4
42
49
2
4
139
62
31
41
16
9
15
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36
18
29
29
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20
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Ст
73
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A
2
61
7
3
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283
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Expedition: Beuth- Straße 3.
bei den Zusammenstößen zwischen Unternehmerthum und Industrie- Arbeiterschaft sich als schneidige Waffen be währen. Es geht aber auch ferner daraus hervor, daß in Zeiten einer steigenden Konjunktur, in der Periode eines wirthschaftlichen Aufschwungs der Streif am günstigsten sich durchführen, insbesondere die Vergrößerung des Arbeitseinkommens am leichtesten sich durchsetzen läßt. So lange die Prosperität anhält, sind die Unternehmer am ehesten im Stande und am meisten dazu gedrängt, diesem Ansinnen sich schnell zu fügen. Je besser ausgebildet die gewerkschaftliche Organisation der Massen ist, desto sorgfältiger wird die Gelegenheit zum rechtzeitigen Losschlagen benützt, desto peinlicher die ungünstige Zeit vermieden werden. Die Gewerkschaftsleitung folgt den Bewegungen des Marktes, sie disziplinirt die Truppen, sie sorgt für die Aufschatzung von Geld, sie wird zur berufenen Organi fatorin des Sieges.
Nicht weniger als 139 Streifs entsprangen aus allgemeiner Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen; von diesen waren 47,9 pCt. ganz, 30,2 pCt. theilweise erfolgreich, 30,2 pt. ohne Erfolg.
Faßt man das Gesammtresultat zusammen, so ergiebt
4 sich, daß von den 1145 unternommenen Ausständen 41,6 pCt. ganz, 32,1 pCt. theilweise erfolgreich waren, 18,1 pct. mißlangen, und bei 8,2 pCt. der Ausgang 4 nicht bekannt wurde.
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Wie die 1145 Streifs endgiltig ausgingen, darüber Insgesammt: 1145 476 368 207 94 weiß für 1061 Herr Burnett Folgendes zu melden. In Wie man sieht, dreht sich mehr als die Hälfte der 62,3 pCt. der Fälle kam es zur Vereinbarung, in 4,2 pt. Ausstände um Lohnerhöhung und wenn man die Streifs griff ein Schiedsgericht regelnd ein, in 12,2 pct. fam es hinzuzählt, die wegen Steigerung der Löhne und Erreichung zur Niederlage und absoluten Unterwerfung der Arbeiter, anderer Konzessionen in Szene gesetzt wurden, so beziffern in 4,3 pCt. wurden die Streifenden durch Streikbrecher
Englische Auslände. fich die Lohnkämpfe auf 768, oder 67 pCt. aller Streits erfekt, in 1,8 pGt. kam es zur theilweiſen Unterwerfung Der Arbeitersekretär des englischen Handels- Amts, des Jahres 1889. Von den Arbeitseinstellungen, welche und theilweisem Ersatz der Ausständigen durch andere Mr. Burnett, ein alter Trades- Unionist, hat kürzlich zum Zwecke der Lohnerhöhung unternommen wurden, waren Hände". 3,3 pCt. wurden durch Vereinbarung und Unterseinen Bericht über die Ausstände und Aussperrungen des 40,3 pCt. vollständig erfolgreich, 31,5 pCt. führten zu werfung, 3,5 pCt. durch eine Verschmelzung der VereinJahres 1889 im Vereinigten Königreiche der Deffentlich- einem theilweisen Erfolg, d. h. ein Theil der Forderungen barung und des Ersatzes durch andere Hände" erledigt. feit übergeben. Seine Mittheilungen geben ein anschau- wenigstens wurde zugestanden, nur 10,7 pCt. schlugen fehl, Soweit Nachrichten darüber eingingen, betrug die liches Bild von der Lebhaftigkeit der Arbeiterbewegung, und in 9,5 pCt. der Fälle blieb das Ergebniß Herrn durchschnittliche Dauer eines Streits 18 Tage, die Zahl der Straffheit der Gewerkschaften, dem Auf und Ab der Burnett unbekannt. Es ist sicherlich keine übermäßige der in Mitleidenschaft gezogenen Personen 200 527. Die Vorgänge des Arbeitsmarktes; sie ergänzen zugleich die Schätzung, wenn man die Ansicht vertritt, daß auch für Gewerkvereine, welche die Fragebogen des Arbeitssekretärs Daten, welche wir vor einiger Zeit aus dem trefflichen diese lettgenannten ein gleiches Verhältniß wie für die auch betreffs dieses Punktes beantworteten, gaben 1889 Jahresbericht des Herrn Peck, des New- Yorker Arbeits- übrigen Fälle angenommen werden kann, sodaß demnach für Streifzwecke 1 272 220 M. aus. statistikers, mitgetheilt haben. der weitaus größere Theil dieser unter der Rubrik:„ ErEngland ist der größte Industriestaat der Welt, der Die nachfolgende tabellarische Uebersicht giebt die vergebniß unbekannt" angeführten 59 Streits der Arbeiter Nationalreichthum", mill sagen der Besitzstand der schiedenen Ursachen und Zwecke der Streits und die Zahl schaft gutzuschreiben ist. Kapitalistenklasse, ist ein riesenhafter, trotz der Streifs, der Arbeitseinstellungen an, welche ganz oder theilweise Diese Erscheinung ist ein trefflicher Beleg für die trotz der Gewerkschaften, trotz der ausgiebigen Koalitionserfolgreich waren, und die, welche miẞlangen: Tüchtigkeit der gewerkschaftlichen Organisationen, die freiheit, wie sie jenseits des Kanals herrscht.
Feuilleton.
Nachbruc verboten.]
Bei Mama.
[ 4
sie das große Fallissement; die Hauptfrage war, ob die
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Es war wohl am klügsten, nicht Alles zu glauben, was sich die Kinder an sie und baten, mit ihr gehen zu dürfen; man hier hörte, dachte Frau Holmisen. Jedoch die Stadt ich möchte mit Dir nach Hause, Mama," jammerte Tom, mußte ohne Zweifel sich verschlechtert haben. In ihrer ich möchte mit Dir!" Kam dann Jungfer Henriksen wieder Jugendzeit hatte sie wohl von untreuen Männern ver herein, so stahlen sie sich hinweg, jedes in seinen Winkel, nommen, allein von untreuen Frauen niemals. Ja, unter ganz verbrechenbewußt anzuschauen. Fanny, die sich noch ganz simplen Leuten vielleicht und dann ein vernicht zu beherrschen verstand, schrie wie besessen, so oft die einzeltesmal unter den allerfeinsten, wie z. B. die Kammer- Mama sich zeigte:„ ich will mit! ich will mit!" Und es Roman oon Arne Garborg. frau , die jedesmal aufs Schloß mußte, wenn der König da wurde immer schwieriger, ihr zu entkommen. war: aber das war ja ganz etwas Anderes. Nun, es Sier lernte sie Kleider machen und hörte Geschichten; würde hübsch aussehen in der Welt, wenn die Frauen besonders am Sonntag, und es war traurig anzusehen, Frau Holmsen brachte ihnen gern etwas Gutes mit, -die Mädchen, mit welchen sie beisammen saß, wußten nun begönnen mit den Männern um die Wette wild zu mit welcher Gier sie es verzehrten. Und der böse Blick, mehr, als ihnen eigentlich gut that. Derzeit beschäftigte leben!- Es wurde ein unangenehmer, nasser Herbst, ewiger die am meisten Herrin über sich war, steckte in der mit welchem Jungfer Henriksen sie dabei betrachtete. Lea, vornehmen Verwandten des Groffierers ihn vor dem Regen und Koth, so daß die Stadt sich nicht gerade gut Regel das Brötchen in die Tasche, mit der Bemerkung, Zuchthause retten konnten. Seine Liebes Abenteuer ausnahm. Natürlich! etwas mußte ja die Freude stören! sie wolle es essen, wenn sie hungrig würde"; wurden eingehend und fachkundig erwogen und es ging und am schlimmsten war es mit den Füßen; der Schuster ja wohl, das redete sie einer Anderen ein!- Kindern ganz deutlich hervor, daß der Grossierer auch in dieser hatte schon dafür gesorgt, daß die Sohlen nicht wasserdicht thut es nicht gut, zwischen den Mahlzeiten zu essen," erRichtung ein Arger gewesen. Allerdings gab es einige, waren. Jedoch luftig blieb es dennoch in der Stadt. die behaupteten, er sei durchaus nicht der Aergste. Ein klärte Jungfer Henriksen. Mensch, wie Thomas Thronby, habe noch mehr Sünden Es wohnte so viel Lebhaftigkeit in den Leuten; man auf dem Gewissen, von Henrik Lund gar nicht zu reden. ging hier nicht und trabte und trodelte her, wie unter Aber Henrik Lund , der hatte dafür wieder diese den Bauern droben; man fühlte ordentlich neuen Muth in Frau; sie war ja auch nicht viel besser. Ja, ja, die sich, wenn man bloß auf die Straße kam. war schon von der richtigen Sorte; sie hatte mehr Ges Und wie groß die Stadt wurde! Sie genoß es wie ein Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie so... schichten als Frau Grom und Madame Striffenbach. Es Märchen. Mitten im Stadttheil, wo sie daheim war, wo sie menschlich find," antwortete Frau Holmsen zögernd; aber war wirklich schwer zu entscheiden, wer von ihnen die jeden Stein, jedes Loch, jede Pfütze gekannt hatte, stand ich möchte auch, wissen, wie es einem in der Todesstunde zu schlimmste sei; man durfte ihnen niemals recht trauen, sie fremd und verwirrt in neuen Straßen, die sie niemals Muthe wäre, der sich erinnerte, daß er ein Kind habe hungern diesen seinen Damen. Das sahen wir, als damals der vorher gesehen; sogar der Erdboden hatte sich verändert; lassen!" große Standal ans Licht kam; denkt Euch, sie hielten sich Höhen waren verschwunden und Senkungen ausgefüllt. ganz gewöhnliche Burschen, die sie bezahlten... Und da Jedoch Jungfer Henriksen wurde ihr stets antipathischer fie zur Polizei mußten, denn soweit ging es, daß und ihr Verdacht, daß die Kinder es im Hause nicht hatten, in die Polizei einschritt, ja, denkt Euch: sie wollten sich wie sie sollten, wurde immer stärker. Es deutete gewiß auf noch vertheidigen." Was sollen wir machen?" sagten sie; nichts Gutes hin, daß Lea und Tom so still geworden. So fie unsere Männer haben ihre Mädchen!" oft sie einmal mit ihnen allein beisammen war, schmiegten
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Ich denke, es thut ihnen gut, zu essen, wenn sie
hungrig sind," meinte Frau Holmsen.
Sie glauben doch wohl nicht, daß sie bei mir hungern?" fragte Jungfer Henriksen mit gezwungenem Lächeln.
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Mir ist nicht so zu Muthe," sagte Jungfer Henriksen, und Sie brauchen der Kinder wegen sich wahrhaftig nicht Uukosten zu stürzen."
von mir bekommen," erwiderte Frau Holmisen. ,, D, wie ich merke, haben sie noch Platz für das, was
Es gab kleine Szenen. Die beiden Frauen vermochten