Nr. 118. 28. Jahrgang. 5. DeilM des„Nomiilts" Kerlllltt Ugldsdllllt. 2-°°"-. A Sl-i lM Leleabenä der stauen: Morgen Montag, den 22. Mal. Partei-?Zngelegenkeiten. Zur Lokalliste! Di« Partcigenossen Berlins und der Provinz Brandenburg werden nochmals daran erinnert, daß Anfang Juni eine neue Lokal- liste erscheint. Aenderungen und Neuausnahmen sind bis spätesten« Mittwoch, den 24. M a i, an die Mitglieder der Lokalkommission der einzelnen Kreise zu richten. In Marirndorf, Stcglili Titdende, Lankwitz und Trmpclhof be- mühten sich seit einiger Zeil der Borstand des dortigen Gastwirte- Vereins sowohl wie die Lokalkommission, die Lokalinhaber zu be- ivegen, sämtlich ihre Säle auch der Arbeiterschaft zur Verfügung zu stellen. Die Bemühungen sind nun an dem Widerstand einzelner Bast- wirte gescheitert und ist es daher Pflicht aller Parteigenossen, die Lokalliste genau zu beachten. Insbesondere sind in Südende die Lokale von Dahl und Schultheß und in Mariendorf GraßlS GesellschaftShauS streng zu meiden. Auch in Neue Mühlc-Nicderlehme ist das Riedelsche Lokal nach wie vor gesperrt. In KaulSdorf K-B. steht Hamanns Gesellschaftsbaus fJnhaber Knoetschke), Frankfurter Chaussee, der Partei und den Gewerkschaften zu allen Veranstaltungen zur Verfügung. Die Lokalkommission. Schoneberg . Am Donnerstag, den 2S. d. M.(HimmelfohrtStag), veranstalten die Mitglieder des WahlvereinS einen AuSflug nach Wannsee . Pfaueninsel , NikolSkoe, Moorlake, Potsdam . Die Teil- nehmer benutzen die Bahn ad Großgörschenstrahe früh 7,l4 Uhr bezw. 7,34 Uhr und vom Bahnhos Friedenau ab 7,19 Uhr bezw. 7,39 Uhr. Nachzügler werden nur bis 8,8 Uhr in Wannsee er- wartet. Von Wannsee ab wird die Strecke durch den Wald zu Fuß zurückgelegt. Der Vorstand. Wilmersdorf- Halensee. Dienstag abend 8 Uhr findet von den Bezirkslokalen au§ eine Handzettelverbreitung zu den Bewerbegerichtswahlen statt. Zchlrndorf(Wannseebahn ). Dienstag, den 28. d. M., abend« 8'/, Uhr: Wahlvereinsversammlung bei Benno Mickley, Potsdamer Straße 25. 1. Vortrag des Genossen Ucko über.verfasiungswesen'. 2. Vereinsangelegenheiten. 8. Verschiedenes. Der Vorstand. Steglitz - Friedenau . Am HimmelfahrtStage: Familien» Partie. Treffpunkt morgens 8 Uhr Grunewald -, Ecke Kaiser- Wilhelm-Straße in Steglitz . 9—11 Uhr: Spiele am Grunewaldsee. gegenüber Jagdschloß. Nachzügler 3 Uhr in gehlendorf, Alsenstr. 12, Restaurant Schwarz, zum Kaffeekochen. Der BildungSauSschuß. Lichtenberg . Wegen Verlegung und Neuregulierung der Bibliothek bleibt dieselbe vom 24. Mai ab geschlossen. Sämtliche ausgeliehenen Bücher find bis zum 24. Mai zurückzugeben. Den Tag der Wieder- eröffnung geben wir später bekannt. Die Bezirksleitung. Stralau. Die Genossen treffen sich heute Sonntag, früh 8 Uhr, zwecks Gewinnung von Wahlvereiyjmitgltedem im 2. Bezirk im Lokal des Genosse» Gundlach.-"; Karlshorst . Am Dienstag, den 23. Mai, abends 8'/, Uhr, Mit- gliederversammlung bei Bartels, Fürstenbad. Vortrag deS Genoffen Fritz Düvell über.Arbeiterdichtung�. Rieder-Schonhausen-West. Montag, den 22. Mai, abend« 8 Uhr. im Lokale de« Genossen Juncker. Sachienstr. 13: Oeffentliche Ver- sammlung. Vortrag de» Genossen Redakteur Karl Mermuth über.Schulfragcn'."oiBitP Tegel. Heute Sonntaq, imchmiitagS 2 Uhr, in Heiligensee . Restaurant Waldschloß, öffentliche Versammlung. Vortrog des Genoffen B ü h l e r Über: Die Bescherung de« Volkes durch den Reichstag und die nächsten Wahlen. Die Genoffen und Genosfinnen, welche daran teilnehmen, treffen sich um>/«1 Uhr bei Drewitz . Schioßstr. 23. Am DonnertStag<Himmelfahrt»tag). Serrenpartic nachHeiligensee, Nieder-Neuendorf, Fmkenkrug. Treffpunkt früh 8 Uhr bei Drewitz , Schloßstr. 23._ Die Bezirksleitung. Berliner J�aebriebten« Die Ehrung Jahns. An dem auf dem Tempelhofer Felde und in der Hafen- Heide beabsichtigten Rummel zur Ehrung des Turnvaters Jahn sollen unter anderem auch lOlXX) Schulkinder teilnehmen. In den Schulen»vird jetzt zur Teilnahme an der „vaterländischen Gedenkfeier" Propaganda gemacht. Ein Zwang wird zwar nicht ausgeübt, die Teilnahme ist eine frei- willige. In einer Schule in der Manteuffelstraße hielt der Rektor an die Kinder eine Ansprache. Es wurde gewünscht, daß die Teilnehmer bezw. Teilnehmerinnen blaue Turnhosen für den Festtag sich zulegen möchten. Anscheinend soll durch die Farbe der Hosen zum Ausdruck kommen, daß die Ver- ansiMM�cr Feier, die Deutsche Turnerschaft, auf die blaue Fgibe Wert legt. SMft'ohne Interesse ist gerade in der Jetztzeit ern Artikel in Der„Staatsbürger-Zeitung". in dem nachgewiesen wirdrivir- unzulänglich die Turngelegenheit in den Berliner Gemeindeschulen ist. In diesem Artikel heißt es unter anderem: «Bereits vor 10 Jahren ist für eine Anzahl der damals vor- handencn Turnhallen festgestellt worden, daß sie sehr überlastet waren. So wurde z. B. in drei Hollen wöchentlich 24 bis 29 Stunden, in lieben Hallen wöchentlich 30 bis 39 Stunden, in acht- zehn Hollen jL bi« 49, in neun Hallen 50 bis 59, in vier H-allcn K0 und wehr Stunden wöchentlich geturnt, also täglich 4 bis 10 und mehr Stunde». Die Zahl der turnenden Kinder belief sich damals in einer Halle wöchentlich auf 6400 in zwei Hallen auf 4950 vis 5100, in sieben Hallen auf mehr als 4000, in neun Hallen aus mehr als 3000. in zwölf Hallen aus mehr als 2000 usw. Seit- her»st ein« neue Feststellung in bezug auf Benutzung der Turn - hallen nicht getroffen worden. Sicher ist aber, daß sich die Ver- hältnisse nicht gebeffert. eher noch verschlechtert haben. Denn seit- her ist die dritte Turnstunde eingeführt worden. Turnten schon damals stets zwei Klaffen zusammen, so ist das natürlich jetzt erst recht der Fall, ja mitunter muffen nun wohl drei Klaffen gleich- zeitig turnen,»vie das bei Kombinationen, die durch Vertretungen nötig werden können, geschehen kann. Nun wird dies ein letzter Notbehelf sein und bleiben, aber die Folge der dritten Turnstunde ist gegenwärtig ein stark vermehrter Nachmittagsunterricht, der in manchen Fällen auch auf den Sonnabend ausgedehnt werden muß. Im Sommer freilich werden die Turnhallen�— gutes Wetter tioravsgesetzt— durch die Benutzung des TurnhofeS entlastet. Im Winter jedoch wird der Mangel an Turnhallen recht unangenehm bemerkbar, ebenso bei Regenwetter im Sommer. Es ist ohne weiiereS �lar, daß der Turnunterricht in überlastete» Hallen nicht � gesundheilfördernd wirken kann. ES wird lebhaft darüber -rgs. daß in der. Turnhallen eine stark verbrauchte Luft herrscht, «inem jast den Atem benimmt, und die auch durch Oeffnen aller Fenster nicht wesentlich besser wird. ES ist eben ein ordent- liches Durchlüften der Turnhallen zwischen je zwei Stunden un» möglich. Ebensowenig ist ein gründliches tägliches Reinigen der Hallen, das im Interesse der Gesundheit durchaus nötig ist, durchführbar. Gründlich gereinigt werden kann nur noch in den Ferien. Soll der Turnunterricht, dessen Förderung man sich heute so viel Geld, Zeit und Mühe kosten läßt, auch wirklich den erhofften gesundheit- lichen Erfolg haben, so muß mit der Forderung Ernst gemacht werden, für jede Schule möglichst eine Turnhalle zu beschaffen. Der Raummangel auf den Schulgrundstücken kommt jetzt nicht mehr entscheidend in Frage, denn unsere Architekten und Bau- meister verstehen sehr wohl, zweistöckige Turnhallen zu bauen. Es wäre die beste und würdigste Ehrung Jahns, wenn man der Turn- stättennot gründlich steuerte, anstatt daß mehrere Tausend Mark für Pomp und Prunk ausgegeben werden, der nur für eisten Tag geht. Wir bezweifeln allerdings, daß unser Magistrat ntib die Stadtverordneten jemals zu dieser Erkenntnis kommen werden." Die„Staatsbürger-Zeitung" hat hier weniststßns einmal einem vernünftigen Gedanken Raum gegeben. Auch wir glauben, daß durch Vermehrung der Turnhaltv»' Jahn am besten geehrt würde.> -. n. 15; Die Ueberwachung deS Entladens v«« Rindvieh auf den Bahn» Höfen der Berliner Vororte regelt eine soeben erlassene Verfügung des Regierungspräsidenten zu Potsdam . DkS�Stzsttzer des auf den Bahnhöfen der Kreise Nicderbarnim und Teltow zur Entladung kommenden Rindviehs sind verpflichtet, die Tier« bei der Ausladung durch den zuständigen KreiStierarzt oder dessen Stellvertreter auf ihren Gesundheitszustand untersuchen zu lassen. Von der Ankunft des Transports ist der Kreistierarzt mindestens 24 Stunden vorher zu benachrichtigen, damit er die Untersuchung so rechtzeitig vor- nehmen kann, daß die Ausladung ohne Verzögerung erfolgt. Beim Ausladen der Tiere muß der Kreistierarzt oder sein Vertreter zu- gegen sein. Er hat über das Ergebnis der Untersuchungen dem Besitzer auf Verlangen eine Bescheinigung auszufertigen. Die Untersuchung des zur Entladung kommenden Rindviehs darf unter- bleiben für das vom Zentralviehhofe in Berlin oder vom Mager- Viehhofe in FriedrichSfclde stammende, mit einer Bescheinigung über seinen Gesundheitszustand versehene oder daS zwecks sofortiger Abschlachtung, ohne Umladung, den Schlachthäusern zuge- führte Vieh. Die Kosten der Untersuchung fallen, sofern das zur Entladung kommende Rindvieh durch Händler(Schlächter) zu Zwecken deS öffentlichen Verkaufs oder der Abschlachtung eingeführt wird, dem Besitzer zur Last. Dagegen sind die Kosten auf die Staatskasse zu übernehmen, wo die Einführung durch oder für Landwirte zum eigenen Bedarf erfolgt. Die Höhe der von den Besitzern an die beamteten Tierärzte zu zahlenden UntersuchungS- gebühren richtet sich nach der Kaiserlichen Verordnung vom 25. Juni 1905. Bei Untersuchungen mehrerer Transporte verschiedener Händler an einem Orte sind die Kosten auf die einzelnen zahlungs- Pflichtigen Besitzer nach Verhältnis der Stückzahl der untersuchten Tiere zu verteilen. Die Maulkorbfrage im Kreise Teltow . Der erste Ort im Kreise Teltow , der den Maukorbzwang aufhebt und damit dem Berliner Beispiel folgt, ist die Stadt Köpenick , wo von heute ab die Hunde Maulkorbfreiheit genießen. Nachdem die Amtsvorsteher des Kreises Teltow sich im Prinzip sämtlich für die Aufhebung des MaulkorbzwangeS entschieden haben, werden die anderen Orte voraussichtlich bald nachfolgen. Heber den Termin der Aufhebung des MaulkorbzwangeS im Kreise Niederbarnim verlautet noch nichts. Eine Schiebung? Da» Restaurant.Zum EierhäuSchen' in Treptow gehört der Stadt Berlin und ist an einen Restaurateur verpachtet. Der Vertrag läuft am 1. April 1912 ab. Wie wir hören, will man diesmal von einer öffentlichen Ausschreibung, wie da» sonst in der städtischen Ver« waltung üblich ist. Abstand nehmen und ohne Sang und«lang dem bisherigen Pächter die Bewirtschaftung de« Lokal» auf weitere sechs Jahre überlassen. Die städtische CrundeigentumSdeputation soll in diesem Sinne bereit» entschieden haben. Diese» verfahren ist recht auffällig und muh die sonderbarsten Vermutungen auskommen lassen. Einmal muß darauf hingewiesen werden, daß öffentliche Au»« schreibung der Verpachtung zu erfolgen hat, damit auch andere Interessenten Pachtgebote abgeben können. Privilegien für einzelne Personen dürfen in der städtischen Verwaltung nicht bestehen. Ruch die Steuerzahler haben an einer öffentlichen Ausschreibung ern Interesse, denn e» ist ein öffentliche« Geheimnis, daß die gegen- wärttge Pachtsumme für da» Lolal eine außerordentlich geringe ist. Auf diese Tatsache ist bereits in den Verhandlungen de» Etat«- ausschusses hingewiesen worden. Dann aber muß darauf auf- merksam gemacht werden, daß weder die GrundeigentumSdepiitation noch der Magistrat selbständig mit dem jetzigen Pächter den Verlrag auf sechs Jahre schließen können. Dieser Vertrag muß. wenn er rechtsgültig sein soll, der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt iverden, wie da« auch in früheren Fällen geschehen ist. Durch den bisherigen Gang der Verhandlungen in dieser Sache muß öffentlich die Frage aufgeworfen werden: Was geht hinler den Kulissen vor? SonntagS-SanftätS-Wachtdienst auf den Bahnhöfen. Die Un- fälle, die an Sonntagen durch den Massenandrang der Ausflügler auf den Bahnhöfen entstehen, haben in einer ganzen Anzahl an der Eisenbahn belegenen Vororte zur Einrichtung eines SanitätS- WachtdiensteS geführt. Die Mannschaft wird von den örtlichen Sanitätskolonnen gestellt. Den Dienst, der mittag» beginnt und bis in die spät« Nacht hinein dauert, verschen abwechselnd zwei oder drei Samariter, damit bei Unglücksfällen ohne ZeitvcrsäumntS sofort Oilfe geleistet Iverden kann. Teilweise ist sür die Dauer dieses WachtdiensteS in dem Bahlisteig-Dienstrcmm auch eine Trag- bahre untergebracht. Wie's gemacht wird. Im Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts Berlin-Mitte ist folgende niedliche Eintragung zu lesen: Inhaber der Firma A. Brandt. Kaffee-Großrösterei und Versand. Berlin , sind jetzt der minderjährige HanS Eberl, Berlin , und der minderjährige Ulrich Eberl. Berlin , beide vertreten durch ihren Vater, den Kaufmann Gustav Eberl. Der Uebergang der in dem Betriebe des Geschäftes begründeten Verbind- lichkeiten ist bei dem Erwerbe deS Geschäftes durch die minder» jährigen HanS und Ulrich Eberl auegeschlossen. Subventionierung des Ueberlandwettfluges durch die Stadt Berlin . Für den deutschen Ueberlandwsitfliig 1911/12 zwischen Berlin - tamburg-Hannover wollen diese Städte dem gcschäitSführenden usschuß deS Tauerflugeö zusammen 125 000 M., die je zur Hälfte in diesem und nächsten Jahre gezahlt werden sollen, zur Verfügung stellen. Davon sollen Berlin und Hamburg je 50 000 M. und Han- nover 25 000 M. zahlen. Hamburg und Hannover haben die Summe bereits bewilligt. Der Magistrat Berlin hat gestern beschlossen, vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung, die Summe von 50 000 M. zu dewilligen. Ferner sollen sür den in der Zeit vom 11. Juni bis 7. Juli d. I. unter Leitung des Verein» Deutscher Flugzeugtechniker nach den Bestimmungen des Deutschen LuftschifferverbandeS veranstalteten deutschen Rundflug um den B.-Z.-Preis der Lüste, der auf dem Flugplatz in Johannis- thal beginnt und endet, 5000 M. zur Beschaffung von Ehrenpreisen gestiftet werden. Den Stadtverordneten ist eine entsprechende Vor- läge gemacht worden._ Endlich erwischt wurde der„König der Pelzdiebe", der 55 Jahre alte Kaufmann Karl Göbel, dessen plötzliches Verschwinden in dem großen PelzdicbstahlSprozeß im vergangenen Monate Aufsehen er- regte. Göbel hatte seinerzeit sich unter der Vorspiegelung, daß er sich im Auslande aufhalte, während er tatsächlich im Inlands Hehlerei betrieb, mit Hilfe von Freunden sicheres Geleit verschafft und eine Bürgschaft von 20 000 Mark geleistet. Er wohnte auch der Haüptverhandlung biS zum vorletzten Tage bei. MS dann aber der Staatsanwalt ö Jahre Zuchthaus gegen ihn beantragte, blieb er am letzten Tage aus. Vergeblich suchte man ihn, er war nirgends zu finden. Das Urteil lautete nach dem Antrage des Staatsanwalts auf 6 Jahre Zuchthaus, nachdem das Verfahren jahrelang geschwebt hatte. Jetzt war Göbel natürlich erst recht darauf bedacht, sich der Verfolgung zu entziehen, und es gelang ihm auch wirklich, sich ver- borgen zu halten, bis er endlich nach wochenlangem Beobachten gestern früh erwischt wurde. Die Kriminalpolizei nahm von vorn- herein an, daß er auch jetzt nicht inS Ausland gegangen sei. De- aurte, die sich durch falsche Barte und alle möglichen Verkleidungen unkenntlich machten, beobachteten ohne Unterbrechung den ganzen Anhang Göbels. Diese Beobachtungen führten endlich zu der Per» Haftung des G. in einem Hause KönigSweg 21 zu Schöneberg . Reaktionäre Berliner Sprcchnraschinenhändler gegen den»Vor» wärts". Als wir im Herbst v. I. das Vorgehen der kleinen Zeit- schrift„Die Sprechmaschine" gegen die Erweiterung der Sonntags- ruhe als reaktionär bezeichneten, erboste sich diese über die zu- treffende Charakteristik so, daß sie deshalb zum Boykott deS„Vorwärts" seitens der Inserenten aufforderte. In dasselbe Horn stößt nun auch in seinem Jahresbericht der„Bund der Sprechmaschinen- Händler". Man braucht diese Anwandlung nach den Machtgelüsten und ungehörigen Kcnnpfmethoden des Bundes der Landwirte bei den Sprechmaschinenhändlern allerdings nicht allzu tragisch zu nehmen, denn dieser„Bund" hat nur 104 wirklich zahlende Mit- glieder in ganz Deutschland um seine Fahnen zu scharen gewußt, und auf Groh-Berlin entfallen davon noch nicht vier Dutzend. Die diese reaktionären Bestrebungen des Bundes nicht teilenden Sprechmaschinenhändler beginnen denn auch deutlich von ihm ab- zurücken, wie Jnjerate, In denen ausdrücklich„händlerbundfrei" vermerkt ist. bewerfen._ Der Bilderhauflertr, der für ein Bildcrgeschäft sozialdemokratische Haussegen vertrieb und in nachweislich mehreren Fällen sich als Beauftragten der s o- zialdemokratischen Partei gab, hat nichts mehr von sich hören lassen. Als wir die ersten Notizen über seine Schwindeleien veröffentlicht hatten und die Ankündigung hinzufügten, daß wir auch die Firma des Geschäfts und den Namen des Reisenden noch feststellen würden, meldete sich bei un» unaufgefordert Herr Erich Rumpf, Inhaber eine» Bildergeschäfts in der Düschingstraße. Uns wurde nicht klar, woher Herr Rumpf bereits wußte, daß eS sich um einen von seinen Reisenden handelte. Wir selber hatten daS in- zwischen einwandfrei ermittelt und wollten nunmehr das Nötige darüber veröffentlichen, aber jene Notizen hatten noch keinen dies- bezüglichen Hinweis enthalten. Herr Rumpf versicherte unS jetzt, daß er von dem geschilderten Treiben seine? Reisenden Raeck keine Ahnung gehabt habe und er aufs schärfste mißbillige und wir teilten daS unseren Lesern mit. Davon, daß der Reisende im Auf- trage seines Arbeitgebers geschwindelt haben könnte, war ja auch mit keiner Silbe die Rede gewesen. Nachträglich sind wir nun auf«inen Umstand aufmerksam gemacht worden, der der ganzen Affäre in wenigstens einem Punkte einen beinahe heiteren An» strich gibt. Ausgerechnet Hern» Rumpf muß da» Mißgeschick wider- fahren, daß sein Reisender bei dem Bertrteb sozialdemokratisch« Haussegen den Kniff probiert, sich als Beauftragten der sozial- demokratischen Partei einzuführen. Ausgerechnet dem Bilderfabri- kanten Erich Rumpf, der vor noch gar nicht langer Zeit demonstrativ von der Sozialdemokratie abgerückt war! Unsere Leser werden sich erinnern, daß im vorigen Jahre sich in einer Armenkommission ein großes Hallo gegen einen Sozialdemokraten erhob» der in sie hineingelangen sollte. ES handelte sich um die 120. Armenkommission, zu deren Bezirk ein Teil der Büschingstraße gehört. Von den bürgerlichen Herren, die in dieser Kommission bisher unter sich gewesen waren, erklarten die meisten, daß sie mit dem Sozialdemokraten nicht zusammenarbeiten würden. Ihr Wider- stand nützte ihnen nichts, und es blieb ihnen dann nur übrig, ihre Aemtcr niederzulegen. Unter ihnen war auch besagter Herr Rumpf. Und nun muß eS Herrn Rumpf passieren, daß sein. Reisender Raeck. sein Beauftragter, sich als Beauftragter der Sozialdemokratie aufspielt! Daß das ohne Wissen und Willen des Herrn Rumpf geschehen ist, ergibt sich schon au? seinem Widerwillen gegen die Sozialdemokratie» den er in jenem Armenkommissionsstreit bekundet hat. Eben deshalb wird es Herrn Rumpf erwünscht fein, daß wir jenen Umstand hier ausdrücklich hervorheben. Aber ein klein wenig hat er doch selber sein Miß- geschick verschuldet. Warum mußte er just mit jjozialdemo» l ra t i s ch en HauSsegen handeln? Auch sie empfehlen sich al»„Genossen". Nicht nur Bilder- reisende, sondern auch Versicherungsagenten, die bei ihren Hausiergängm sich als.Genossen" vorstellen, müssen mit Vor- ficht aufgenommen werden. In Rixdorf hat ein Parteigenosse B. ein sonderbares Erlebnis mit zwei Besuchern gehabt, die anscheinend Agenten einer Versicherungsgesellschaft waren und bei ihm ein Ge- schäft zu machen hofften. B.»st bernts bereits bei der.Viktoria" gegen Feuerschaden versichert, aber das braucht den Besuchern nicht bekannt gewesen zu sein. Wohl um sich darüber zu informieren, führte der Aeltere, der den Sprecher machte, sich ein mit den Worten:„Wir kommen von der.Viktoria". Haben Sie denn schon unsere neuen Statuten bekommen?" Als V. antwortete: „Die kriege ich doch dann zugesandt l' fuhr der Agent fort:„Der Inspektor war schon hier, er hat niemand angetroffen." Er fügte dann hinzu:„Könnte ich vielleicht mal Ihre Police sehen? Wir müssen nachsehen, ob der Stempel draufgeklebt ist." V. zeigte die Police , und nun fragte der Agent:„Wollen Sie sich nicht bei unS in die Lebensversicherung aufnehmen lassen?" AIS V. das als zu teuer ablehnte und sich auch für die ihm plS billiger angebotene VolkSversicheruny der„Viktoria" nicht begeistern wollte, erklärte der Agent:.Wir sind doch von der Parteil" Er redete dann allerlei von einem auf Bebels Standpunkt stehenden Verein, in dem er sei, und fragte:„Sie sind dock) auch in der Partei? Sie sind doch„VorwärtS"-Lcser?" Auch forschte er nach der Adresse des Bezirlsführers. weil er bei diesem sich die Adressen anderer Genossen geben lassen wolle, um auch fie auszu- suchen. Da B. mißtrauisch war, so warf er ein:»Na, dann haben
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