Nur der Reaktion nicht wehe tun.Ein Parteitag der rheinischen Fortschrittler wurde am Sonntagin Solingen abgehalten. Der Bericht über den Stand derParteibewegung behauptet, dak die Fortschrittler seit der Ver-schmelzung der linksliberalen Parteien im Rheinlande starke Fort-schritte gemacht hätten. Die Zunahme der Organisierten betrageseit vorigem Jahre 72 Proz. Nur im Wahlkreise Eickhoffs,Remscheid, ist ein Rückgang zu verzeichnen, was daraus zurück-zuführen ist, dast Eickhoff dem Parteisekretär verbot, inseinem Wahlkreise zu agitieren. Er rechtfertigte dies Ver-bot damit, daß wegen der rücksichtslos auftretendenSozialdemokratie die Fortschrittler es in seinem Kreisenicht mit den rechtsstehenden Parteien ver-derben dürften. Die offiziellen Parteivertreter undder Abg. K o p s ch verteidigten die Haltung Eickhoffs, während einanderer Teil ihn scharf angriff.Eigentlich ist es nicht recht zu verstehen, weshalb der Abg. EickHoll nicht längst sich seine» Platz in den Reihen der Konservativengesucht hat, mit denen er schon vielfach, im Gegensatz zu seinenParteifreunden, gestimmt hat. Der Wahlkreis Remscheid war bereits im Besitz der Sozialdemokratie; Herr Eickhoff hat nur dannAussicht, wiedergewählt zu werden, wenn die Christlichsozialen undda? Zentrum für ihn stimmen. Um den Preis des Mandats istdiese Zierde des Liberalismus schließlich auch bereit, einen ReligionsWechsel zu vollziehen. Das ganze Vorgehen ist aber kennzeichnendfür die Ueberzeugungstreue der Kopsch und Wiemsr, die dieseEickhoffsche Mandatspolitik ausdrücklich billigen.Wer begnadigt wird.Der Polizeiinspektor E n gler in LandShut(Schiesten) warwegen Vergehens im Amte, von der Strafkammer in Hirschberg zuvier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der HerrGesetzeswächter hatte ein Mädchen auf der Polizeiwoche mißhandelt.um ein Geständnis zu erzwingen. Daß der Polizeiinspektor auchein tapferer Kämpe gegen die Mächte des„Umsturzes" war, verstehtsich von selbst. Jetzt wird nun bekannt, daß die vier Monate GefängniS im Gnadenwege in zweiMonate Festung um-gewandelt worden find.— Die zwei Monate.Ehrenhast" werdendem Herrn fichec nicht allzu beschwerlich werden.Militärisches Schreckensurteil.Wegen Fahnenflucht im Rückfalle wurden die Mlitär-Straf-gefangenen Tänzler und Grün vom jkricgSgericht zu Neißezu schweren Strafen verurteilt. Tänzler erhielt 6 Jahre Zucht-haus, Grün 2 Jahre Gefängnis. Beide gaben als Motivihrer Flucht aus dem Militärgefängnis an, daß sie dort ungerechtbehandelt worden seien._Marohho.Bor Fes.Das für Sonntag oder Montag angekündigte Eintreffender Kolonne Brulard in Fes scheint noch nicht erfolgt zu sein,wenigstens liegt heute keine Meldung darüber vor. Dieeinzige Nachricht über diese Ersatzkolonne besagt, daß sichOberst Brulard mit dem Konsul Boisset vereinigt habe, dervon El Ksar mit 50 Kamelreitern nach Fes marschiert war.Daß diese kleine Schar ohne Schwierigkeiten zu der fran-zöstschen Kolonne stoßen konnte, beweist, wie unwahr dieNachrichten waren, die über die bedrohliche Lage in und umFes in die Welt gesandt wurden. Muß man doch schon zwgeben, daß seit dem 11. Mai kein Angriff mehr auf Fes erfolgt sei und daß ein großer Teil der belagernden Stämme inihre Heimat abgerückt sei.Bei Taurirt wurde am Sonntag morgen ein französischerPosten angegriffen; die Marokkaner wurden zurückgeschlagen,sie verloren fünf Tote.Die spanischen Truppen bei Ceuta sollen ihre Stellungweiter vorgeschoben haben, obgleich der Generalgouverneurden Duars der Umgebung erklärt hatte, daß er nur soweitvorrücken werde, als es der Mit dem Machsen abgeschlosseneVertrag gestatte.Hmeriha.Tie Wahrheit über Miltvaukee.5!ach bewährten Mustern hat sich in der Kapitalistenpreffe einganzes Lügenshstcm über die rote Stadtverwaltung eingenistet.Man beschuldigt sie der Vergeudung öffentlicher Gelder, der An-stellung unfähiger Beamter. Man hat ihr die Steuererhöhung,die doch noch von der früheren bürgerlichen Vertretung festgesetztivar, aufs Konto gesetzt, die Fabel von einer unerhörten Arbeits-losigkeit verbreitet usw. Unsere Genossen sind dabei, die nötixstn100 OVO Dollar in Anteilen aufzubringen, die zur sofortigen undständigen Widerlegung solcher Lügen durch ein Tageblatt er-forderlich sind. Erfreulicherweise aber gibt es auch jetzt schonbürgerliche Blätter, die sich die Mühe nehmen, die Wahr-heit zu ermitteln, und auch ehrlich genug sind, sie zu schreiben. Soberichtete die Redaktion des republikanischen„Evening Wisconsin"auf Anfrage eines kalifornischen Blattes: Vor allem habe Mil-waukee jetzt eine ehrliche Verwaltung. Viele Mißständefeien beseitigt, unfähige Beamte entfernt, die Einnahmen durchHeranziehung der Steuerhinterzieher verbessert. Die Arbeitslosenseien eher weniger als anderswo. Und der„Star" in Indiana-polis, der jede Sympathie für den Sozialismus ablehnt, hat einenFachmann eigens nach Miltvaukee gesandt. Sr ist auch Antisozialist,hat aber die Dinge unbefangen geprüft. Zuerst wandte er sich andie Ankläger, die bürgerlichen Redaktionen, erhielt aber dortnur allgemeine Redensarten al Auskunst. Ein Zeuge für dieMißwirtschaft, der ihm genannt wurde, war nicht aufzufinden.Dann ging er zu dem Stadtkontrolleur, einem Genoffen, der ihmdie Bücher— die jedem offenstehen— zur Prüfung vorlegteund die Vorwürfe als Lügen nachwies. Von seinem Svstem derRechnungsführung sagt ein anderer bürgerlicher Sachverständiger:danach fei jede Art„Graft" unmöglich. Milwaukee schulde dafürden Sozialisten ewige Dankbarkeit.„In diesem Stadthaus schauteuch jeder gerade in die Augen. Niemand scheint etwasverheimlichen zu wollen.... Man hat den Sozialisten nie diePraxis zugetraut, eine große Stadt zu verwalten. Aber diesescheinen es zu können. Sie haben eine vernünftige, befriedigendeAntwort auf jede vernünftige Frage."— So bricht sich die Wahr-heit, allen Verleumdungen zum Trotz, doch Bahn. Und dutzendeamerikanischer Gemeinden haben gezeigt, daß sie nach der jähr-hundertlangen Täuschung und Ausplünderung durch die alten Par-teien den Sozialisten die Ehrlichkeit und die Einsicht zutrauen, diezu gründlicher Befferung führen können. Bald werden es hunderteund bald werden es ganze Staaten der Union sein. Das Eis istgebrochen 1j�lexiko.Die Uuterzcichniing des Friedens.New Kork, 22. Mai. Nach einem Telegramm ausZuarez ist das Friedensuberelnkommen gesternabend unterzeichnet worden. iMadero nahm auf dem Schlachtfelde von dem HeereAbschied und erklärte dabei, er gehe nach der StadtMexiko, um die Verwaltung zu modernisieren und einneues Mexiko aufzubauen. Die aufrührerischen Mexikanerim Norden zerstreuen sich, in Juarez bleiben fünfhundertzurück.Wie aus Mexiko gemeldet wird, haben die Bundes-truppen Manzanillo ohne Kampf übergeben. Eben-so hat sich Colima-City beim Erscheinen der Rebellen ergeben.Klus der Partei.Zum Kampfe gegen die Reichsverstcherungsordnung gibt soebender Verlag von Landgraf u. Co.(„Chemnitzer Volrsstimme")eine neue Broschüre aus der Feder des Genossen HermannMolkenbuhr heraus. Molkenbuhr hat eine Fülle von schlag-kräftigem Material zusammengestellt, das im Interesse des Kampfesgegen die Verschlechterung der Arbeiterbersicherung sehr viel zurAufklärung der Arbeiter beitragen kann. Die 40 Seiten starke, gutausgestattete Broschüre kostet im Einzelderkauf 15 Pf. Sie eignetsich vorzüglich zur Massenverbreitung unter den Parteigenossen,Polizeiliches, Gerichtliches ufw»Zurückgewiesene Reichsverbandsklage.Vor dem Schöffengericht in Buttstädt war der Landtags-abgerordnete Genosse B a u d e r t- Weimar wegen Beleidigung desGutsbesitzers Julius Hesse, der sich als„Vertrauens-mann des R ei ch s v e r h a n d e s zur Bekämpfung derSozialdemokratie" präsentierte, angeklagt. Die Be-leidigung sollte in einem Artikel des Volkskalenders,„T h ü-ringerLandbotefür 1911", enthalten sein. In dem frag-lichen Artikel wird, ohne ten Ort und den Namen des Guts-besitzers anzuführen, geschildert, wie eine russisch-polnische Land-arbeiterin im Dienste deutscher Landwirtschaft einen Arm verliert.Sie erhält Rente, im Winterhalbjahr mutzte sie aber Deutschlandverlassen, sie ging während dieser Zeit ihrer Rente verlustig. Alssie später nach Deutschland zurückkam, wurde sie von dem Guts-bcsitzer nicht wieder aufgenommen und schließlich als„lästige AuS-länderin" ausgewiesen. Ganz nebensächlich wird in dem Artikelangeführt, daß der Gutsbesitzer sich vordem recht zutraulich derschonen Polin genähert habe, aber das Mädchen sei den Lockungennicht gefolgt. In dieser Darstellung erblickte der Gutsbesitzer einenAngriff auf seine Familienehre. Der Angeklagte habe als Sozial-demokrat die Tatsachen bewußt entstellt, um ihn als Vertrauens-mann des ReichsverbandcS herabzusetzen und die landwirtschaftlichenArbeiter der Sozialdemokratie zuzuführen. Als es dem Anwaltdes Klägers nicht gelungen war, die Glaubwürdigkeit der Zeuginund eines Zeugen, die nicht nur das vollauf bestätigten,was in dem Artikel nur lose angedeutet war, sondern den Guts-bcsitzer noch viel stärker belasteten, zu erschüttern, ver-suchte er, die„Vernichtung der Familie und des Staates durch dieSozialdemokratie" mit Reichsverbandsmaterial nachzuweisen. Nachmehr denn vierstündiger Verhandlung erfolgte Freisprechung;die Kosten hat der Privatkläger zu tragen. Das Gericht nahm diein dem Artikel angeführten Tatsachen als erwiesen an und er-kannte dem Angeklagten zu, daß er berechtigt gewesen sei, dieInteressen der Arbeiter zu wahren.Wofür ein bayerischer Bürgermeister keine Zeit hat.In Schauerheim(Mittelfranken) wollten die Sozialdemo-kraten eine Versammlung abhalten. Der Vertrauensmann ging zumBürgermeister, um die Versammlung anzumelden und auch gleich dieVersammlungSplalate abstempeln zu lassen. Der Bürgermeister er-klärte, dazu habe er keine Zeit, und aui die Frage, wann er dennZeit habe, erwiderte er, für Sozialdemokraten habe erüberhaupt keine Zeit. Auf die Bemerkung, daß dann dieAnmeldung schriftlich erfolgen werde, drohte er mit HinauSwurf.Die Genossen haben sich beschwerdeführend an das Bezirksamt gewandt.Soziales.Prinzipielles von den StaatSbeitrstgcn zurLehrerbesoldung.Das Lchrerbesoldungsgesetz vom 20. Mai 190S, das den Staathinsichtlich leistungsfähiger Gemeinden von den Staatsbeiträgcnund AlterSkassenzuschüssen befreien will, bestimmt in der Be-Ziehung im§ 50:„Die StaatSbeiträge und Staatszuschüsse(Z 43— 46,49) fallenvom 1. April 1909 ab in Gemeinden endgültig weg, wo sie denBetrag von 2 vom 100 desjenigen Veranlagungssolls nicht über-steigen, das nach den Vorschriften des Kommunalabgabengesetzesder Gemeindebesteuerung der Einkommen von mehr als 900 M.für das Rechnungsjahr 1908 zugrunde zu legen war. Matzgebendist einerseits das Veranlagungssoll nach dem Stande des 1. Ja-nuar 1901, andererseits der Betrag an StaatSbciträgen und Zu-schüffen, wie er am 1. Januar 1909 zuzüglich der nach§ 45 etwagekürzten Summe zu zahlen war."Nun bestimmt aber§ 47 Absatz 1:„Wenn innerhalb mehrerer Gemeinden die Grenzen ge-ändert werden, so wird der Betrag, um den sich der für samt-liche beteiligte Gemeinden zu gewährende Staatsbeitrag ver-ringern� würde, auch fernerhin fortgezahlt."Die Stadt Düsseldorf, die unzweifelhaft zu den leistungsfähigenGemeinden im Sinne des§ 50 gehörte, der an sich also nach demGesetz keine Beiträge mehr zustanden, der aber vom 1. April 1909ab sieben leistungs u n f ä h i g e Gemeinden eingemeindet wordenwaren, verlangte die diesen Gemeinden zustehenden Beiträge undZuschüsse nunmehr für sich, indem sie sich auf den zitierten 8 47Absatz 1 berief.Die Regierung verhielt sich ablehnend. Der Bezirksausschußbeschloß jedoch im Sinne der Stadt und der Provinztalausschuß derRheinprovinz bestätigte diesen Beschluß, wonach der Stadt Dussel-dorf als Beiträge und Zuschüsse zusammen 65 000 M. zukommensollten, nämlich der Betrag, den die eingemeindeten nichtleistungs-fähigen Gemeinden sonst bekommen hätten.Der Oberpräsident beanstandete den Beschluß des Provinzial-rats als gesetzwidrig und nunmehr hatte das Oberverwaltung?-gericht auf Antrag des Provinzialrats darüber zu befinden.Der Kultusminister und der Finanzminister ließen sich durchje einen Staatskommissar verkreten. Diese suchten aus der Eni-stehungsgeschichte deS Gesetzes herzuleiten, daß solche Gemeinden,die, wie Düsseldorf, vom 1. April 1909 an überhaupt keine Staats-beitrage und Zuschüsse erhalten, auch dann solche nicht erhalte»dürfen, wenn ihnen Gemeinden einverleibt werden, die an sichAnsprüche hätten.Das Obervcrwaltungsgericht entschied zu U n g u n st e n deSOberpräsidenten und der Minister. Es sprach aus: Der 1. Januar1909(siehe§ 50) sei insofern ein Stichtag, als diejenigen Zuschüsse,die nach der an diesem Tage festgestellten Relation einer Gemeindezukommen, ihr auf alle Fälle verbleiben, ganz gleichgültig, ob sied e m n ä ch st eingemeindet wird oder nicht, also auch dann,wenn sie in eine leistungsfähige Gemeinde ein-gemeindet wird. Ihre Ansprüche gingen dann auf dieleistungsfähige Gemeinde über, in die sie eingemeindet wordenseien. So sei es auch hier mit Düsseldorf. Düsseldorf habe auf diejraslicheg Zlsstsbeiträge Anspruch.§smi es M W die staatlichen Zuschüsse ißt MerS-ZuIckMtckasse hättbele(33000 M.)', fei EüfBeschlutz des Provinzialrats insofern nicht richtig, als diese Zu-schüsse der Alters-Zulagenkasse selber und nicht der Stadt als solcherhätten zugesprochen werden müssen. Insoweit könne deshalb dieBeanstandung des Beschlusses des Provinzialrats nicht aufgehobenwerden. Im übrigen(betreffend die Staatsbeiträge zur direktenLehrerbesoldung) sei aber die Beanstandung des Oberpräsidentenaufzuheben und der Beschluß des Provinzialrats zu bestätigen.Im Prinzip ist also die Stadt Düsseldorf Mit ihrem An-spruche völlig durchgedrungen.Die Arbeitsordnung ans den stäbtischen Gaswerkenspielte eine Rolle gelegentlich eines am Sonnabend vor dem Ge-werbegcricht verhandelten Rechtsstreits. Der Retortenarbeiter B.klagte gegen die Verwaltung auf Zahlung einer Entschädigung inHöhe von 10,35 M., weil er für beide Osterfeiertage zur Arbeit be-stellt und an beiden Tagen, ohne beschäftigt zu werden, wieder nachHause geschickt worden war. Der Vertreter der Beklagten wendeteunter Berufung auf die Arbeitsordnung ein, daß es der Verwaltungfreistehe, jederzeit Aenderungen an der Arbeitszeit vorzunehmen.Der Vertreter des Klägers hielt dem entgegen, die Arbeitsordnungsei erst kürzlich von der Verwaltung erlassen worden, ohne daß derVorschrift des§ 1346 der Gewerbeordnung, den Arbeiterausschußdarüber zu hören, genügt worden sei; darum sei sie ungesetzlich.Zwar sei dem ArbeiterauSschuß eine neue Arbeitsordnung vorgelegtworden, die aber nicht die Fassung hatte, wie die jetzt erlassene. Essind einige den Arbeitern ungünstige Bestimmungen darin aufge-nommen worden, nachdem der ursprüngliche Entwurf bereits denArbeiterausschuß passiert hatte. UeberdieS könne auch die ange-zogene Bestimmung der Arbeitsordnung auf den vorliegendenFall nicht angewandt werden. Der Vertreter der Beklagten meinte,es müßte erst die untere Verwaltungsbehörde eingreifen, solangedas nicht geschehe, bestehe die Arbeitsordnung zu Recht.Das Gericht erklärte, die Arbeitsordnung sei rechtswirksam,aber auf den vorliegenden Fall nicht anwendbar, weil eS sichnicht um eine Aenderung der Arbeitszeit, sondern um den Ausfallzweier angesagter Arbeitstage handele. Die beklagte Verwaltungwurde verurteilt, an den Kläger 8,28 M. zü zahlen. Die Mehr-forderung für die Extraentschädigung für Sonntagsarbeit erkanntedas Gericht nicht an._Hus Induftrie und Kandel.Victoria.Die Versicherungsgesellschaft Victoria zeichnet sich auS durch dieZahlung hoher Dividenden— im letzten Jahre 60 Prozent— undniedriger Löhne. Kürzlich brachte es die Verwaltung sogar fertig,ihren Angestellten die Beantwortung von gewerkschaftlichen Frage-bogen, die dem Zwecke der Ermittelung der Arbeitsverhältnissedienen sollten, zu verbieten. Bei Gefahr des Hinauswurfes l Sogreift man in die privaten Angelegenheiten der Angestellten ein.Die Verwaltung mutz ja wissen, ob sie das Licht der Oeffentlichkeitzu scheuen hat. Nun sind aber aber auch die Aktionäre unzufrieden.Sie bekommen zwar nette Batzen, aber sie wollen mehr haben. Sofordert jetzt ein Aktionär durch Inserat im„Börsen-Courier"(Nr. 226)seine Leidensgenossen von der Kuponschere auf, in der nächstenGeneralversammlung gegen die Praxis der Verwaltung, diewieder mehr Tantieme als Dividende verteilen Ivolle, zu pro-testieren.Der Gramgebeugte schreibt:„Für die Generalversammlung am 27. Mai schlagen Vorstandund Aujsichtsrat wieder mehr Tantieme als Dividende zu verteilenvor. Die Abtragung auf Altionärweck>sel soll nur 500000 M. be-tragen gegen 800 000 im Borjahre, obschon man allgemein an-nahm, daß der ganze Rest von 900 000 M. abgetragen würde,wodurch die Aktien jetzt börsenfähig geworden wären. Ferner erklärte der Generaldirektor dem Unterzeichneten jüngst, daß er auchnach Tilgung der Wechsel die Dividende nur um 25 M. pro Jahrund Akne steigen lassen wolle, obschon man glaubte, wie dieStatuten annehmen lassen, daß dann die bisher für Abtragungder Wechsel benutzten Summen zur Dividende geschlagen werdensollten.Diese und andere Benachteiligungen der Aktionäre müssen einEnde haben. Sie waren nur dadurch möglich, daß z. B. in derletzten Generalversammlung außer Vorstand und AufsichtSrat nurder Unterzeichnete erschien. Nach dem Verteilungsmodus anderer,solider Konkurrenzgesellschaften könnte die Victoria die 10— lafacheDividende verteilen, wenn man auch nicht so weit zu gehenbraucht. Mögen Borstand und AufsichtSrat ihre hohen Dividendenruhig weiter beziehen, aber auch den Aktionären endlich das zu-kommen lassen, was ihnen gebührt."Wer das Kreuz hat, segnet sich zuerst und oftmals: Die Haupt-macher heimsen an Tantiemen und sonstigen Tiinkgeldern Hundert-tausende ein. Daraus kann man ermessen, welche Riesensummen beidem Versichcrungsgeschäft„verdient" werden.Aus dem letzten Geschäftsbericht macht das ,T. B." folgendeAngaben: Der Gesamtüberschuß auS allen Abteilungen beziffert sichauf 34 286 636 M.(32 896 795). Hiervon eefordert die Auszahlungder von unS bereits bekanntgegebenen Dividende von 375 M.(360)750 000 M.(720 000); 500 000 M.(800 000) werden zur Tilgungder Wechsel der Aktionäre verwendet. Die Tantieme deS Vorstandeshat sich von 580 579 M. auf 634 244 M., also um nahezu 10 Proz.erhöht. Da sich der Vorstand der Victoria aus vier Personen zu-sammensetzt, entfallen auf jedes Mitglied durchschnittlich 158 560 M.Der AufsichtSrat erhält wie im Vorjahre 150 000 M. Tantieme.Insgesamt empfängt demnach die Verwaltung aus dem Erträgnis784 244 M. Sonach kommt auf jede Person im Durchschnitt an-nähernd 200 000 M. Und die Beamte» werden mit Gehältern biszu 700 M. abwärts— entlohnt.Bvm Krach im Hefcsyndikat. Herr Sinner hat feinen Antragauf Herabsetzung der Hefepretse vorläufig zurückgezogen. Er willsich in der bevorstehenden Generalversammlung die Vollmacht gebenlassen, im Falle der Ablehnung seines Antrages von seinem Veto-rechte Gebrauch zu machen. Der Konflikt im Hefesyndikat ist alsodurch einen Waffenstillstand unterbrochen.Die Bcrwertnng der Gicht- und Hochofengase.In den letzten Jahren hat man im rheinisch-wesifälischen In-dustriegcbiet der Verwendung der Gicht- und Hochofengase größereAufmerksamkeit geschenkt. Zum Teil werden die Abgase in elektrischeEnergie umgewandelt, zum Teil dienen sie der Beleuchtung mittelsFernleitung. In Amerika ist man uns in dieser Beziehung voraus.In welchem Umiange die Gicht- und Hochofengase in den einzelnenLändern verwendet werden, zeigt folgende Tabelle, die die»Jron CoalTr. Rev." vor kurzem veröffentlicht hat.PferdekräfteLand ver- aus-sügbar genutztDeutschland und Luxemburg 2 075 000 481428Vereinigte Staaten.... 2 620 000 Ig? 4goFrankreich....... 448 000 66 050Belgien........ 225 000 46 714Oesterreich-Ungarn.... 260 000 25 500Großbritannien..... 1720000 24 986klebrige Länder..... 815 Ovo 64 541AuS-NutzungProz.23.212,912,320,89.81.57,9Insgesamt 8 163 000 1 035 7ü9 12,6Die Tabelle ist berechnet auf Grund der Ziffern für 1908. InDeutschland wird nnttlerweile eine nicht unbeträchtliche Steigerungder Verwendung eingetreten sein.