GewerfefcbaftUcbcs.Ein Schlag für die ßlffd�-Dunckcrfche«Gcwcrlmmne.Der Verein deutscher Kaufleute beschloß auf seinem amSonntag abgehaltenen Delegiertentag den Austritt des Ver-eins aus dem Verbände der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine.Der von 30 Ortsvereinen gestellte Antrag wurde von demFührer der Gewerkvereine G o l d s ch m i d t entschieden be-kämpft, doch er vermochte den Austrittsbeschluß nicht zu ver-hindern. Für das Ausscheiden aus dem GewerkvereinsverbandWurde zwar geltend gemacht, daß Goldschmidt in der Arbeits-kammerfrage nicht den Standpunkt des Vereins deutscherKaufleute, sondern den des antisemitischen deutsch-nationalenHandlungsgehilfenvcrbandcs vertreten habe; die eigentlichenGründe sind wohl aber noch wo anders zu suchen. Im Vereindeutscher Kaufleute ist die Meinung sehr stark vertreten, daßder Gewerkvereinsverband dem Verein der Kaufleute wenignützen könne und die Mitgliedschaft des Vereins beim Ver-band nur den Verein unnötig belastet. Der Austritt desVereins mit seinen 18 000 Mitgliedern aus dem angeblichrund 120 000 Mitglieder zählenden Verband der GeWerk-vereine bedeutet eine erhebliche Schwächung der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine, die in dem letzten Jahre schonüber zunehmende Bedeutung sich nicht freuen konnten.Berlin und Ctmgcgend.Die Eisenformer und Bcrufsgenossen haben im Monat Aprileine Statistik über die Zahl der beschäftigten und der organisiertenArbeiter in den Eisengießereien von Grotz-Berlin aufgenommen.Ueber das Resultat dieser Aufnahme berichtete Sellrich in einerBranchenversammluug, die am Donnerstag abend in den„Bo-russia"-Sälen, Ackerstraße, stattfand. Unter den Beschäftigten stehendie Former in der Zahl von 1170 an der Spitze, davon sind 1072organisiert, fast sämtlich im Deutschen Metallarbeiterverband.Neben den Formern werden noch 80 Handformcr und 663 Maschinen-former angeführt. Ferner sind beschäftigt 007 Kernmacher, 03Kernmacherinnen, 012 Schleifer und Putzer, 777 Schmelzer undHilfsarbeiter, 177 Schmiede und Schlosser, 82 Tischler und Zimmer-lcute.In den 33 Betrieben in Groß-Berlin sind 4080 Personen be-schäftigt, dazu kommen noch 186 Lehrlinge. Das Organisations-Verhältnis hat sich stetig gebessert, die Zahl der Gelben ist starkzurückgegangen. Unter etwa 1000 Unorganisierten befinden sichnoch nicht 200 Gelbe. Von den 4080 Beschäftigten sind 3042 orga-nisiert, davon die übergroße Mehrzahl im Deutschen Metallarbeiter-verband. Nur 92 waren Mitglieder im Hirsch-Dunckerschen Ge-tverkverein, und christlich organisiert waren gar nur 7. Denallgemeinen Geschäftsgang bezeichnete der Referent als glänzend.soweit gegenwärtig die Berliner Eisengießereien in Betrachtkommen. An, letzten Sonnabend meldeten sich nur 21 arbeits-lose Berufsgenossen.Außerhalb Berlins ist es vielfach gelungen, die Lohn- undArbeitsverhältnisse in den Eisengießereien etwas zu verbessern undeine bestimmte Ordnung einzuführen. In 306 Betrieben sind festeEinstellungslöhne vereinbart worden; in 228 Betrieben wird derStundenlohn bei Mordarbeiten garantiert. F e h l g u ß wird in383 Betrieben ganz, in 300 Betrieben teilweise bezahlt; in 382Betrieben wird für Fehlguß keine Bezahlung geleistet.In den Berliner Gießereien sind die Arbeiter, wie sich ausder Diskussion über Sellrichs Referat ergab, mit den bestehendenVerhältnissen durchaus nicht zufrieden. Sie verlangen eine be-stimmte Festsetzung der Stundenlöhne, eine Garantie des Stunden-lohnes bei den Akkordarbeiten und eine bessere Regelung der Fehl-gußfrage. Die jetzige Regelung dieser Frage ist unzulänglich undführt fortgesetzt zu Differenzen.— Auf einige Vorkommnisse inhiesigen Gießereien wurde die Aufmerksamkeit der Versammeltengelenkt. Unter anderem wurde dringend gewarnt vor dem Eintrittin gelbe Vereine. In einigen Fabriken, wie bei Locwe, suchtman die Arbeiter durch eine Unterschrift, die von ihuen verlangtwird, zur Mitgliedschaft zu pressen. Mancher Arbeiter glaubt, eine..Fabrikordnung" zu unterschreiben oder in eine Unterstützungskasseeinzutreten; es handelt sich aber gewöhnlich um den gelben Verein.Gegen ein Gerücht, daß streikende Former von Härtung inMoabit die Polizei zur Beilegung des Streiks angerufen hätten,wandte sich Sellrich, indem er erklärte, daß bei dem Streik, derAnfang April stattfand, Leutnant Folte(Moabiter Angedenkens)und ein anderer Leutnant ihre Vermittelung selbst angebotenhatten. Die Streikkommission hatte nichts dagegen einzuwendenund es kam bald darauf zu Verhandlungen mit der Firma, dieeinen befriedigenden Abschluß fanden. Die Verhandlungen wurdennicht in Gegenwart eines Polizeileutnants geführt. Um seineBeweggründe befragt, antwortete Leutnant Folte, daß es ihmdarum zu tun war, einer Neuauflage von Moablter Krawallenvorzubeugen._Die Lohnbewegung der Bäcker.Etwa 60— 70 Meister hatten bis gestern beim Bäckerverbandeden Abschluß eines Vertrages nachgesucht. Diesen Meistern ist imLaufe des gestrigen TageS ein Vertragsformular zur Unterschriftvorgelegt worden. Der Vertrag deckt sich bezüglich der Arbeitszeit,der Löhne, der Abschaffung des Kost- und LogiSzwangeS sowie dersanitären Bestimmungen vollkommen mit dem vom EinigungSamtgefällten Schiedsspruch. Doch weicht er von diesem ab in derFestsetzung des Ruhetages, der Lehrlings ftala und der Arbeits-vermittelung. Der Schiedsspruch wollte eine 3Kstündige Ruhe-pause gewähren: Jede Woche in Betrieben mit 0 und mehr An-beitnehmern, alle zwei Wochen in Betrieben mit 3—4 Arbeitnehmern,all 4 Wochen(vom 1. April 1913 ab alle 3 Wochen) in Betrieben von1—2 Arbeitnehmern.Diese Bestimmung des Schiedsspruchs hat bei den Mitgliederndes Bäckerverbandes besonders lebhafte Unzufriedenheit hervorge-rufen, weil sie keinen Fortschritt bedeutet, denn was der Schieds-spruch über den Ruhetag festsetzt, das besteht schon seit Jahrenin allen Bäckereien, die mit dem Verbände im Vertragsverhältnisstanden. Der jetzt zur Unterschrift vorgelegte Vertrag geht einenSchritt weiter zur schließlichen Verwirklichung des wöchentlichenRuhetages. Der Vertrag bestimmt, daß der 36stündige Ruhetaggewährt werde jede Woche in Betrieben mit 3 und mehr Arbeitern,alle zwei Wochen in Betrieben mit 1—2 Arbeitern. Vom 1. April1913 ab sollen auch diese Betriebe den Ruhetag jede Woche ge-währen.Die Lehrlingsskala des Vertrages bestimmt, daß in Betriebenohne Gesellen nicht mehr als ein Lehrling, bei mindestens zweiGesellen höchstens zwei Lehrlinge, mehr wie zwei Lehrlinge aber inkeinem Betriebe beschäftigt werden dürftn.— Nach der Lehrlings-skala des Schiedsspruchs war die Höchstzahl der in einem Betriebezugelassenen Lehrlinge drei und zwar bei zwei und mehr Gesellen.während schon in Betrieben mit einem Gesellen zwei Lehrlingegestattet wurden.Die Bestimmung des Schiedsspruches, welche die Errichtungeines zentralen paritätischen Arbeitsnachweises vorsieht, ist jadurch die Ablehnung des Spruches seitens der Meister von selbsthinfällig geworden. Anstelle dieser Bestimmung ist im Vertragedie nachstehende getreten:„Die Einstellung von Arbeitskräften erfolgt, soweit nichtSonderverträge mit dem Zentralvorbande der Bäcker und Kon-diwren dem entgegenstehen, durch den paritätischen Arbeits-Nachweis, Rückerstratze 9. Das Bureau des Bäcker- und Kon-diwrenverbandes nimmt Arbeitsbestellungen Tag und Nacht ent-gegen."__SSerantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Inseratenteil vergntw.zWie man sieht, halten sich die Forderungen, welche der Bäcker-verband den zum Vertragsabschluß geneigten Meistern borlegt,in bescheidenen Grenzen. Selbst in dieser Situation, wo dieInnungen im Bunde mit den Gelben und unter dem Vorsitz desHerrn R a h a r d t den Schiedsspruch des Einigungsamts umge-stoßen haben, hält sich der Bäckerverband noch in allen wesentlichenPunkten— mit Ausnahme des Ruhetages— an den Schiedsspruch.Die Erweiterung der Ruhetagsforderung ist in der Tat die einzigewesentliche Abweichung. Daß der Verband in dieser Hinsicht seinemZiele, den Bäckereiarbeitcrn jede Woche einen vollen Ruhetag zuverschaffen, bei dieser Gelegenheit näherzukommen sucht, kann ihmgewiß niemand.verdenken.Eisenplatzarbeiter und Kutscher!Durch den mit großer Einmütigkeit geführten Streik der Arboilervon den Konstruktionswerkstätten befinden sich die Herren Arbeit-geber sehr in der Klemme. Täglich kommen Eisenbahnwaggons undKähne mit Eisen beladen an, die eine sofortige Entladung erfordern.Die notwendigen Arbeitskräfte, die diese Arbeiten verrichten können,fehlen.Es wird nun versucht, die Entladungen von den Arbeitern der-jenigen Firmen ausführen zu lassen, die am Streik nicht beteiligtsind. Die Firma D e l l s ch a u läßt ihre ankommenden Ladungennach dem Eisenplatz von I. E. D e g n e r, Sickingenstraße, dirigieren.Wie gemeldet, sollen heute ebenfalls wieder einige Ladungen, derFirma D e l l f ch a u gehörig, bei I. E. D e g n e r ankommen. Esist daher nicht ausgeschlossen, daß bei anderen Firmen derselbe Ver-such unternommen wird.Wir ersuchen unsere Kollegen Platzarbeiter und Kutscher, aufdie ankommenden Ladungen genau zu achten und in Fällen, woLadungen von bestreikten Firmen eintreffen, dem Bureau des Verbandes sofort Mitteilung zu machen.Jede Art von Stceikarbeit ist streng zu vermeiden.Deutscher Transportarbeiterverband.Sektion 0. Industriearbeiter.Der Streik bei den Vereinigten Berliner Mörtelwerke» dauertfort. Die lieben Arbeitswilligen bereiten der Betriebsleitung rechtunangenehme Stunden. Viel Geld, gut essen und wenig arbeitenist bei ihnen die Losung. Die ganze Ueberredungskunst wird an-gewandt, um die Streikenden wankelmütig zu machen und sie zurAufnahme der Arbeit zu bewegen, jedoch vergebens. Da auch dieWerkleitung einsieht, daß mit den Hintzemännern nicht zu arbeitenist, bemüht man sich, aus der Provinz Arbeiter heranzuziehen. Bisjetzt ohne Erfolg. Die bürgerlichen Zeitungen, besonders der„Lokal-Anzeiger", verbreiten Nachrichten über Streikunruhen undExzesse, die von Anfang bis Ende erfunden sind. Die Arbeiter derKalksandsteinfabrik von Guthmann haben sich dem Streik an-geschlossen, weil man ihnen zumutete. Streikarbeit zu verrichtenund mit Arbeitswilligen zu arbeiten. Die Haltung der Streikendenist mustergültig. Niemand wüßte, daß hier Streik ist, wenn nichtdurch die Anwesenheit einer ganzen Anzahl berittener Gendarmendas Straßenbild verändert würde.Die in der Kolonie wohnenden Streikenden erhielten eineZustellung vom Gericht, worin sie aufgefordert werden, die Woh-nungen zu räumen.Zuzug nach Niederlehme ist streng fernzuhalten. Alle arbeiter-freundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten.OeuvkcKes Reich.Ein Ausstand der Porzcllanarbeiter ist wegen einer Lohn-reduzierung von 4 bis 00 Proz. in Vordamm ausgebroiben. DieFirma Steingutfabrik Bordamm sucht in bürgerlichen Blättern beihohem Lohn Streikbrecher. Als Anfangslohn für dieselben zahlt sie3 bis 3,00 M., später, wenn sie eingearbeitet wären, würden sie imAkkord bis 45 M. verdienen. Der höchste Lohn bei den nichtreduzierten Akkordsätzen betrug wöchentlich 30 M., bei täglich zehnstündiger Arbeitszeit durchschnittlich 32 M.Zuzug ist fernzuhalte». Besondere Anstrengungen sind an-scheinend gemacht worden, die bei dem Bau der Berliner Unter-grundbahn Beschäftigten als Arbeitswillige zu gewinnen, von denenbereits einige nach Vordamm kamen, welche die Streikenden aberabschieben konnten._Eine neue Heldentat der Gelben,In Melsungen bei Kassel hat kürzlich ein Bezirkstag derBäckerinnungen von Kurhesien stattgefunden, an dem auch die Leiterder gelben Bäckergesellcnorganisation. Wisch newski- Berlin undDrewitz- Frankfurt a. M., teilnahmen. Diese unternehmerfrommenLeutchen haben einem Bericht der.Marburger Landeszeitung" zu-folge dort alle bisherigen gelben Heldentaten übertrumpft. Alsnämlich ein Antrag der Bäckerinnung von Marburg zur Beratungstand, der die Herbeiführung eine« ReichsbackverboteS von Sonn-abendabend bis Sonntagabend für das gesamte Bäckergewerbeforderte, nahmen auch die beiden Gelben da« Wort, um sich ent»schieden gegen den Antrag zu erklären. Diese sonder»baren Arbeitervertreter haben durch ihre den Arbeiterforderungenund dem sozialen Fortschritt inS Geficht schlagenden Auslassungendenn auch erwirkt, daß der Antrag Marburg mit 60 gegen02 Stimmen abgelehnt worden ist,Höher geht'S selbst bei den Gelben wohl nimmer l Zeigen dieUnternehmer wirklich einmal einiges soziale Verständnis für dieVerbesserung im Gewerbe und etwas Entgegenkommen den Arbeiter-forderungen gegenüber, dann kommen diese gelben Biedermännerdaher und schlagen diese loyale Gesinnung zu Boden.Zu der Lohnbewegung auf den Rheindampfern.Die Lohnbewegung der Maschinisten und Heizer bei derPreußisch-Rheiniscken DampfschiffahrtSgesellschast in Köln ist mitErfolg beendet. Bei der Verhandlung am Sonnabend, den 20. Mai,kam ein dreijähriger Tarif zustande, der den Maschinisten und Heizerneine Lohnerhöhung von 3—5 M. pro Woche bringt. Die bisher ge-zahlte wöchentliche Sommerzulage von 2 M. für die Monate Mai,Juni, Juli, August und September bleibt bestehen. Die Arbeitszeitim Hafen ist aus b'/z Stunden festgelegt. Der Arbeitsnachweis desZentralverbandes der Maschinisten und Heizer ist anerkannt.— Mitdiesem Vertragsabschluß sind die Lohnbewegungen auf den Personen-dampfen, beendet. Die Erfolge für die Arbeiter sind in jeder Be-ziehung ganz beachtenswert._Die Differenzen auf der Sceschiffswerft Blohm u. Boß inHamburg sind erledigt. Die Arbeiter nehmen am Mittwoch, den20. MKi, die Arbeit wieder auf. Der Kampf wird abgebrochen, umdie schwebenden Verhandlungen über die Einstellungslöhne zwischendem Vorstande des Deutschen Metallarbeiterverbandes und demVorstande des Mctallindustriellenverbandes Hamburg nicht zuunterbinden.Achtung, Optiker und Mechaniker! Bei der Aktiengesellschaft.ahn für Optik und Mechanik in Jhringshansen bestehenunhaltbare Arbeitsverhältnisse. Die Firma, die früher selbständigwar, aber seil dem 1. Januar d. I. der Berliner AktiengesellschaftGoertz angegliedert ist, hat früher ein einigermaßen erträg-liches Verhältnis mit den Arbeitern gepflegt. In allen dieArbeitcrangelegenheiten betreffenden Fragen wurde der Arbeiter-ausschuß gehört. Seitdem Herr Wagner, früher bei Goertz,Obermeister ist und der Betrieb nach seinen Maximen geleitet wird.ist das anders geworden. Statt den Wünschen der Arbeiter ent-gegen zu kommen, brüskiert Herr Wagner diese in unerhörter Weise.Bei Einführung der Akkordarbeit wurden die Akkordpreise so niedrigangesetzt, daß ein Verdienen über den Stundenlohn ausgeschlossenist. Arbeiter, die auf die marktschreierischen Inserate der Firma vonweit hergekommen sind, erhallen nach kurzer Zeit, wenn sie HerrnWagner nicht passen, den Stuhl vor die Tür gesetzt.In einer Versammlung haben die beschäftigten Arbeiter zudiesen Zuständen Stellung genommen und, um besonders die von aus-wärts zureisenden Kollegen vor Schädigungen zu schützen, beschlossen,Zh.Glocke. Berlin. Druck y. Verlag: BorwärtsBuchdr. u Verlagsanstalt'über den Betrieb die Sperre zu verhängen. Kein Metallarbeiterirgend einer Branche darf bis auf weiteres bei der Firma Aktien-gesellschaft Hahn für Optik und Mechanik wegen Arbeit anfragenndch welche annehmen. Der Betrieb ist unter allen Umständen strengzu meiden.Metallarbeiter aller Branchen? Im Osnabrücker Stahlwerksind wegen schlechter Entlohnung Differenzen ausgebrochen. DerBetrieb ist bis auf weiteres gesperrt.Die Ortsverwaltung Osnabrückdes Deutschen Metallarbeiterverbandes.Einigungsversuche im Hamburger Holzgewerbe.Am 20. d. Mts. trat das Einigungsamt des Hamburger Ge«Werbegerichts zusammen, um den Versuch einer Einigung zu unter-nehme». Es wurde zunächst nur die Frage des paritätischen Ar-beitsnachweiseS verbandelt. Der Arbeitgeberschutzverband ließ er-klären, daß er den paritätischen Arbeitsnachweis anerkennen würde,wenn die Unternehmer berechtigt seien, sich auch anderweitigArbeitskräfte zu beschaffen, während die Arbeitervertreter betonten,daß der Nachweis ohne Obligatorium wertlos sei. Der VorsitzendeDr. B o y s e n machte den Parteien den Vorschlag, einen pari-täuschen Arbeitsnachweis einzurichten, doch sollten die Unter-nehmer die Berechtigung haben. auch außer dem Nach-weis Arbeitskräfte einzustellen. Die Arbeitervertreter erklärten,den Vorschlag in dieser Form nicht akzeptieren zu können, weil inder Praxis nach dem Wortlaut des Vorschlages das Obligatoriumdes Nachweises vollständig beseitigt sei. Im weiteren Verlaufe derVerhandlungen stellte sich heraus, daß sowohl die Arbeitgeber- wieArbeiterbeisitzer nur in wenigen bestimmten Fällen Einstellungenaußer durch den Arbeitsnachweis zulassen wollten; die Arbeiter-Vertreter verlangten, daß diese Fälle genau umschrieben werdensollten. Der Vorsitzende des Einigungsamtes verkündete darauf, daßdas Einigungsamt beschlossen habe, am Dienstag, den 23. Mai, indieser Frage einen Schiedsspruch zu fällen, der den Parteien dannschriftlich zugestellt werden sollte.Zum Streik bei den Hafenbauten in Wilhelmshaven.Etwa 400 Arbeiter der Firma P. Holzmann u. Co. habendie Arbeit eingestellt, weil die Firma nur 39— 42 Pf. Stundenlohnzahlt. Der Tariflohn für das Tiefbougewerbe am Ort beträgt02 Pf. für für Arbeiter und 08 Pf. für Rammer und Einbauer dieStunde. Die Arbeiter sind zur Hälfte Deutsche, die übrigen sindPolen und Ruthencn.Am 18. d. Mts. fanden Verhandlungen statt. Die Forderungder Streikenden lautete auf Anerkennung des Vertrages. Das An-gebot der Firma war: den Stundenlohn für die Nachtschicht von42 Pf. auf 40 Pf. zu erhöhen. Die Arbeiter der Tagschicht sollennach Schichtwechsel abends noch 2 bis 3 Stunden mit anderer Arbeitbeschäftigt werden, damit auch für diese der Schichtlohn steigt. Dieübrigen Arbeiter, die beim Schichtwechsel nicht in Frage kommen.sollen täglich 13 Stunden arbeiten, damit auch für diese der TageS-verdienst steigt. Dieses Angebot war eine Verhöhnung der Arbeiter,es wurde in der Versammlung denn auch einstimmig abgelehnt.Hierauf stellte die Firma den Arbeitern eine Bedenkzeit bis zum19. d. Mts., wer bis dahin nicht die Arbeit wieder aufgenommenhätte, sei als entlassen zu betrachten. Dieser Schreckschuß ließ jedochdie Streikenden kalt.Die Firma Holzmann u. Co. führt fast in allen größerenStädten Deutschlands sowie des Auslandes Arbeit aus. Ihre Aus-beutnngspraxis geht dahin, daß sie 10 Pf. pro Stunde und darüberweniger zahlt wie die übrigen Firmen in den betreffenden Orten.Um aber einen Lohnausgleich zu schaffen, läßt die Firma Pf. Holz-mann u. Co. täglich 12. 13 und 14 Stunden arbeiten, auch anSonntagen läßt sie arbeiten. Einen lOstündigen Arbeitstag erkenntdie Firma grundsätzlich nicht an, auch dann nicht, wenn am Orte mitder Organisation der Unternehmer für den Tiefbau ein Tarifvertragabgeschloffen ist.Zuzug ist streng fernzuhalten lDie Lohnbewegung der Bäcker in Südwestdeutschland.Mit der Bäcker-Zwangsinnung in F e u e r b a ch bei Stuttgartund dem Zentralverband der Bäcker wurde ein Tarifvertrag ab-geschlossen, der die Kost im Hauke des Meisters beseitigt und einenMindestlohn von 20 M. pro Woche festsetzt. Außerdem find dieFerien tariflich geregelt. Während vor den Toren Stuttgartsdas Unternehmertum im Bäckergewerbe eine Refomiierungder veralteten Lohn- und Arbeitsbedingungen mit derGesellenorganisation durchführte, sträuben sich die Bäckermeisterin Stuttgart mit Händen und Füßen, von den bestehendenZuständen abzulassen. Hier hat die Innung jede Unterhandlungabgelehnt und mit dem gelben Gesellenausschusie einen Tarifvertragvereinbart, in dem das Bestehende sankioniert wurde. Von einerVerbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen ist überhaupt keineRede. Mit diesem Schachzug wird aber die Innung nicht auf ihreRechnung kommen; jetzt hat sich das Gewerkschaftskartell der Lacheangenommen.In K a r l« r u h e hat die Innung jede Unterhandlung mit derLohnkommission abgelehnt, auch die Vennittelungsversuche des Ge-werbegenchtSvorsitzenden sind an dem ablehnenden Verhalten derUnternehmervertreter gescheitert.In Mannheim finden zurzeit Unterhandlungen mit denUnternehmer und Arbeitervertretern vor dem Gewerbegericht statt.Zu einer Einigung ist eS dort noch nicht gekommen.letzte Nachrichten.Der französische Ministerpräsident außer Gefahr.Paris, 22. Mai.(W. T. B.) Dr. Lannelongue erklärteüber den Zustand des Ministerpräsidenten Monis, daß jede Furchtvor einer Komplikation infolge innerer Verletzungen zerstreut sei.Die Reform des englischen Oberhauses.London, 22. Mai.(W. T. B.) Die zweite Lesung deS Gesetz»entwurfs des Lord Lansdowne für die Reform des Oberhauses istheute nach dreitägiger Debatte im Oberhause einstimmig ange-nommen worden. Mehrere unionistische Peers sprachen sich gegeneinzelne Punkte der Vorlage aus, aber die Mehrheit bracht« ihreBilligung der Vorlage zum Ausdruck. Der Kriegsminister LordHaldane erklärte, die Regierung erkenne an, daß die Vorlage einenFortschritt bedeute. Die allgemeine Debatte über die Veto-Billwird im Oberhause morgen beginnen.Aus der österreichischen Wahlagitation.Lemberg, 22. Mai.(W. T. B.) In einer Wählerversammlungdes Paters Senyk, der wegen ruffophiler Agitation von seinemgeistlichen Amte enthoben worden ist, kam es gestern in LipicaDolna zu blutigen Ausschreitungen, bei denen ein Bauer getötetwurde._Weitere Hiobsnachrichten aus dem Reiche der Aviatik.Dessau, 22. Mai 1911.(B. H.) Der Maler Theile aus Bern-bürg unternahm einen Aufstieg mit einem selbstkonstruiertenFlugapparat. In einer Höhe von etwa 10 Metern überschlug sichder Apparat. Theile stürzte auf die Erde und wurde schwer ver-wundet.Reims, 22. Mai 1911.(Meldung der„P.-C.") Ein neuerFlugunfall hat sich schon wieder auf dem Flugplatz vonBetheny ereignet. Der bekannte Flieger B a r d e a u stürzte heuteaus beträchtlicher Höhe mit seinem Apparat herab. Sofort herbei-geeilte Hilfsmannschaften zogen den Verunglückten vorsichtig unterzen Trümmern seines Apparates hervor. Bardeau, der eineSchulter gebrochen hatte, war ohne Bewußtsein und mußte in dieKlinik von Reims übergeführt werden.Etampes, 22. Mai.(W. T. B.) Der Flieger Frey ist heute aufdem Flug Paris— Madrid bei Lardh abgestürzt, sein Flugzeugwurde zertrümmert. Frey selbst blieb unverletzt._BMlSingeraCo.,BerlinLW. Hierzu 3 Beilage««.Uaterhalwngsbl.