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Nr. 119. 28. Zahrgallg. 2. Stilip Ks Jorniätls" Sttliict Wksdlck. SMig, 2B. P«i 1911. partci- Hngelcgcnbcitcn. Verband sozialdemokratischer Wahlvereine Berlins und Umgegend. Am Freitag, den 26. Mai, abends, findet eine Flugblattverbreitung in Berlin und den größeren Vororten statt. Das Nähere wird morgen bekannt ge° geben. _ Der Zentralvorstand. Boxhagen-Rummelslurg. Am Donnerstag, den 2S. d. M. tHimmelfavrtStag) veranstalten die Mitglieder des Wahlvereins einen Ausflug nach RiiderSdorfer Kalkberge. Die Teilnehmer benutzen die Bahn ab Bahnhos Stralau-Rummelsburg 8.153, 7.09, 7.20 Uhr, Kietz. Rummelsburg 6.60, 7.12, 7.23 bis Wilhelmshagen, hier Treffpunkt, dann über Schönbltck nach Kalkberge. Freitag, den 28. Mai, abends 7 Uhr: Flugblattverbreiwng. Die Genossen treffen sich in den bekannten Lokalen. Wilhelmsruh , Niederschönhausen » West. Mittwoch, den 24. Mai, abends S Uhr: Oeffeutliche Volksversammlung im Lokal von Mühlburg , Kronprinzenstratze. Die Handzettelverteilung zu dieser Versammlung findet heute abend 7'/, Uhr von den Bezirks- lokalen aus statt. Der Vorstand. Nieder-Schönhausea-Rordend. Am Donnerstag IHimmelfahrtS« tag) findet eine Herrenpartie statt. Treffpunkt früh V,7 Uhr am Straßenbahnhof. Abmarsch 7 Uhr. Die Bezirksleitung. Berliner JVachncbten. Mißstände im polizeilichen Leichentransport. ES bestehen genaue ministerielle Vorschriften, tvio sich die Polizei in Selbstmordfällen und in Unglücksfällen mit tödlichem Ausgang zu verhalten hat. Diese Vorschriften beziehen sich eben» sowohl auf die Behandlung der Leichen wie der Verwandten oder sonst nächstbeteiligter Personen. Sie werden aber nicht immer so befolgt, wie es die Oeftentlichkeit verlangen muß. Sobald das nächste Polizeibureau von einem Selbstmord oder einem tödlich verlaufenen Unglücksfall benachrichtigt ist, wird allerdings sofort ein Schutzmann beordert, um die Leiche, die aus verständlichen kriminellen oder vermögensrechtlichen Gründen zunächst am Fund- orte liegen bleibt, mit einem Sackleinenwch zu verhüllen und Wache zu hallen, daß nicht Unberufene aus Neugier oder sonstigen Interessen sich an der Leiche zu schaffen machen. Ueber das zu langsame Verfahren bei Fortschaffung der Leiche vom Fundorte nach dem Leichenschauhause ist wiederholt geklagt worden. ES sind vier und mehr Stunden vergangen, ehe der ObduktionSwagen zur Stelle war. Im Bureau des Königlichen Leichen. kommissariats in der Hannoverschenstraße ist folgende Aus. kunft erteilt worden: Es ist für ganz Berlin nur ein einziger ObduktionSwagen mit Pferdebetrieb vorhanden, der aber nicht, wie fast allgemein ange» nommen wird, seinen Standort auf dem Grundstück des Leichen- schauhauseS, sondern eine reichliche halbe Wegstunde entfernt in der Georgenkirchstraße auf dem Fuhrhof deS Fuhrherrn Scharfenberg hat, an den al» Unternehmer der polizeiliche Leichentransport vergeben ist. Das Fuhrgeschäst stellt auch die Kutscher , die also keine Beamte sind. Sobald nun beim Leichenkommissariat die Polizeimeldung über eine abzuholende Leiche eingeht, ganz gleich. ob eS sich um Selbstmord oder Unglücksfall handelt, wird unver- züglich das Fuhrgeschäft telephonisch benachrichtigt. Während dort der Kutscher anspannt, fährt ein beamteter Leichendiener nach dem Fuhrhof oder, wenn eine WegerfparniS möglich ist, direkt nach dem AbholungSorte. Muß der ObduktionSwagen das Leichenschauhaus kreuze», also beispielsweise von der Georgenkirchstraße nach Moabit fahren, so fährt er in der Hannoverschen Straße vor, um hier den Leichenhausdiener mitzunehmen. Geht nun, während der Wagen auf der Tour ist, eine zweite Abholungsmeldung ein, so wird dies« unter Umständen sofort an da? für den ersten AbholungSort zu- stündige Polizeibnreau weitergegeben, damit der Wagen, der technisch entsprechend eingerichtet ist, möglichst auf demselben Wege auch die zweite Leiche aufnehmen und somit Zeit sparen kann. Nicht selten trifft aber die weitergegebene Depesche erst ein, wenn der Wagen mit der ersten Leiche schon unterwegs ist, so daß er dann hinterher zimlich denselben Weg noch einmal zurücklegen muß Richtig ist eS, daß die Abholungsmeldungen seitens des RevierbureauS nicht sofort nach dem Auffinden der Leiche einlaufen, sondern oft erst eine Stunde hinterher und noch später. Darauf hat aber das Leichenkommissariat keinen Einfluß Der Wagen wird mit zwei Kutschern, die sich ablösen, stets gebrauchsfähig geHallen. Ebenso sind stets Leichendiener zum Transport bereit. Mitunter geht in 24 Stunden nicht eine einzige Meldung ein. Dann wieder häufen sich die Meldungen zu gleicher Zeit, und nun entstehen allerdings, wenn die AbholungSorte weit auseinanderliegen, Schwierigkeiten mit erheblichem Zeitverlust. Um diese nach Möglichkeit auSzu- gleichen, wird in solchen Fällen das Transportinstitut für erste Hilfe mit in Anspruch genommen. Diese Wagen sind aber fast immer so begehrt, daß sie nicht in jedem Falle mit der gewünschten Schnelligkeit zur Verfügung stehen. Grundsatz ist es, in erster Linie für schnelle Fortschaffung der von öffentlichen Orten, also von Flußläufen, Straßen, Restaurants, Badeanstalten usw. ab- zuholenden Leichen Sorge zu tragen. Wenn auch zugegeben werden muß, daß hierbei zuweilen vier und mehr Stunden vergehen, so kann doch das Leichenkommissariat mit den gegenwärtigen Einrich­tungen beim besten Willen nicht schneller arbeiten. Nach dieser erfreulich deutlichen Auskunft, die das Leichen- kommissariat entlastet, liegt ein dreifacher Mißstand vor. Erstens muß die Abholungsmeldung seitens des Polizeibureaus schneller erstattet werden. In der Regel ist doch auf dem ersten Blick zu übersehen, ob irgendwelche kriminelle Bedenken vorliegen oder nicht. Zweitens muß der ObduktionSwagen auf dem Grundstück des Leichenschauhauses stationiert sein. Wie uns weiter erklärt wurde, ist für Stallung. Remise usw. genügend Platz vorhanden. Drittens ist die Umwandlung des Pferdebetriebes in Auto. mobilbetrieb unbedingt notwendig. ES haben nach dieser Richtung auch mehrfach Verhandlungen stattgefunden, doch bisher ohne Erfolg. Mcm scheut vor den Kosten zurück und bedenkt nicht, daß der«utomobilbetrieb sehr bald daS Anlagekapital rentieren würde. Recht bedenttich erscheint die Benutzung von Kranken- wagen für den offiziellen Leichentransport auS ästhetischen wie aus hygienischen Gründen. Viel zu langsam geschieht ferner die Ermittelung und Be- nachrichtigung der Verwandten von Selbstmördern, wenn aus den bei der Leiche gefundenen Papieren nicht sofort alles Nähere ersichtlich ist. Uns sind aus neuerer Zeit Fälle bekannt, in denen «jt 19 Stunden mich der Anzeige bei dxx Pplizei die erst? Nachfrage; an beteiligter Stelle erfolgte, obwohl genau bekannt war, wohin sich die Polizei zu wenden hatte. Ebenso sind die dann ermittelten An- gehörigen amtlich erst von dem Selbstmorde benachrichtigt worden, als bereits die Beerdigung vollzogen war, zu der nun selbstverständ- lich die Angehörigen, besonders wenn sie auswärts wohnen, nicht rechtzeitig erscheinen können. Nach unserer Ansicht sollte eS sehr wohl möglich sein, daß alles in spätestens 24 Stunden zu erledigen, sobald mal erst bekannt ist, wie der Selbstmörder heißt und wo er zuletzt gewohnt hat. Ein schnelleres Verfahren ist schon deshalb zu verlangen, weil sonst die Gefahr besteht, daß der Selbstmörder, ehe noch die Angehörigen die nötigen Schritte tun können, als Armenleiche" verscharrt wird. DaS Berliner Polizeipräsidium befolgt jetzt die Praxis, diejenigen Personen, die Mitteilungen zur Sache machen können, schriftlich vorzuladen. Das ist bureau- kratisch und verkehrt. Eine sofort ins Haus geschickte Ordonnanz kann in einer halben Stunde das Erforderliche feststellen, und noch innerhalb 24 Stunden nach Auffindung der Leiche können dann selbst entfernt wohnende Angehörige schonend telegraphisch be nachrichtigt sein. LolkSbibliothek für Musik. AuS dem Rathause wird geschrieben Erfreulicherweise werden neuerdings, einem lebhasten Bedürfnis der Zeit entsprechend, in verichiedenen Städten Volksbibliotheken stir Musik eröffnet, wodurch der Allgemeinheit Gelegenheit geboten wird. unentgeltlich Musikalien und Musikliteratur zu entleihen. In Berlin ist eine derartige Einrichtung bereits feit 1903 vorhanden. Damals beschloß der seit 1844 bestehende Berlmer Tonkünstlerverein seine reichhaltige Bibliothek, die über 6000 Bände umfaßt, als eine öffentliche Musik-Volksbibliothek der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Die Stadt Berlin gewährt seit 1909 dem Verein zur Deckung der hauptsächlich durch Abnützung und Neubeschaffunz von Musikalien entstehenden Unkosten eine jährliche Unterstützung, die in den ersten Jahren 600 M. betrug und in diesen, Jahre auf 760 M. erhöht wurde. Die Bibliothek erfreut sich großer Beliebtheit und außerordentlichen Zuspruchs von selten des Publikums. Sie befindet sich im Bureau des Tonkanstler-Bereins, Bülowstr. 81, Hof links 1 Treppe, und ist täglich von 1112 geöffnet. Wieder eine Bespitzelung? Vor mehreren Wochen teilten wir mit sin Nr. 78), daß ein Schlosser T. in seiner Wohnung von einem fremden Menschen auf gesucht worden war, der sich ihm als.Kollege" vorstellte. Der an­gebliche Kollege meldete ihm, auf dem Verbandsbureau sei ein Mit- gliedsbuch gefunden worden, daß dem T. zu gehören scheine. Da T. gar kein Mitgliedsbuch verloren hatte und derKollege" bei einem mit ihm angestellten Verhör sich in arge Widersprüche verwickelte, so schöpfte T. Verdacht. Er nahm an, daß eS nur darauf abgesehen sei, auS ihm herauszukriegen, ob er überhaupt Mitglied deS Ver- bandeS fei. Dem Besucher, der sich alsKollege" eingeführt hatte, sagte er inS Gesicht, er sei wohl ein.Kollege vom Alexanderplatz ". Inzwischen hat nun T. erfahren, daß wenige Tage nach jenem sonderbaren Erlebnis, daS er für ein plumpes B e s p i tz e l u n g s- manöver hält, auch Bekannte von ihm durch einen höchst ver- dächtigen Besucher über ihn ausgefragt und dabei beschwindelt worden sind. In einer Familie, bei der T. vor einigen Jahren längere Zeit in Chambregarnte gewohnt hatte, erschien ein Mann, der sich als Sohn des Inhabers einer Mechanikerwerkstatt vorstellte. Er wolle, erzählte er, über T. Erkundigungen einziehen, weil er die Absicht habe, diesen als Betriebsleiter aufzunehmen oder ihn vielleicht auch zu seinem Sozius zu machen. Auch über T.s politische Ge- sinnung wünschte er Auskunft; daß werde man, sagte er, nach Lage der Sache wohl begreiflich finden. T. hörte erst nach Wochen ganz zufällig, welches Jnteresie für ihn jener wißbegierige Fremde gezeigt und mit welchen Angaben er cS begründet hatte. Er konnte nun die Familie darüber aufklären, daß er von alledem absolut nicht» wisse. Weder habe er in einer derartigen Werkstatt sich um eine Stellung beworben, noch kenne er irgendeinen Unternehmer, dessen Sohn Lust hätte, ihn zu seinem Kompagnon zu machen. T. nimmt an, daß auch hier wieder nur ein Be- spitzelungSmanöver versucht worden sei.Spitzel u. Co." sei die Firma des Kompagniegeschäfts, von dem der angebliche Unternehmer- lohn geschwindelt habe. Merkwürdig bleibt nach wie vor, weshalb ein der Polizei dienender Spitzel sich so sehr für T. interessiert haben sollte. T. hat bisher nur einmal einen Anlaß gegeben, sich mit ihr zu beschäftigen. Er hat von ihr die Ausfertigung eines Führungs- attestes gefordert, das er für ein Stellungsgesuch brauchte. Die Zeit am Montag" glaubt Gelegenheit nehmen zu sollen, demVorwärts" gute Lehren zu erteilen. Anlaß dazu gibt ihr eine an anderer Stelle unseres Blattes wiedergegebene Gerichts­verhandlung gegen zwei Jnseratenacquistteure, die in Zittau für ein BezugSguellenvcrzeichniS der Firma Ulbricht in Dresden Inserate gesammelt, dabei aber in der skandalösesten Weise Geschäftsleute zur Ausgabe von Inseraten genötigt haben..Die Zeit am Montag" meint nun, daß die Parteiblätler, die das BezugSqnellenverzeichniS der Firma Ulbricht in Dresden gebracht hätten, feststellen möchten, ob auch bei ihren Inserenten durch Jnseratenacquistteure unlautere Mittel angewendet worden seien, und daß sie dann, wenn daS fest- gestellt würde, dazu kommen werden, ihre Verpflichtungen zu der Firma Ulbricht zu lösen. Wörtlich heißt eS dann in der Notiz: .DerVorwärts", der gerade in jüngster Zeit allerlei Schwin- deleien von Hausierern ausgedeckt hat, die arme Arbeiter unter Berustmg aus die Partei zu neppen versuchen, wird sicher diese moralische Verpflichtung anerkennen und danach handeln. DaS sozialdemokratische Zentralorgan veröffentlicht nämlich gleichfalls ein BezugSqnellenverzeichniS, welches die Dresdener Firma bei ihm aufgegeben hat." Hierzu möchten wir bemerken, daß das imVorwärts" er- scheinende BezugSquellenverzeichnis mit der Dresdener Firma nicht das geringste zu tun hat. Für daS BezugSquellenverzeichnis im Vorwärts" kommt der Zentralverlag von Wichterich in Leipzig in Frage, der seinen stlequisiteuren zur Pflicht gemacht hat, nach jeder Richtung hin mir einwandfreie Geschäfte abzuschließen, und eS wäre von der.Zeit am Montag" zu erwarten gewesen, daß sie sich erst ge- wiffenhafter informierte, bevor sie unbegründete Behauptungen auf- stellt und daraufhin uns anrempelte. Abgesehen davon, daß eine Zeittmg für daS Verhalten von Lcquifiteuren wenigstens nicht für die Nichlangestellten verantwortlich gemacht werden kann, so glauben wir sagen zu können, daß in jeder sozialdemokratischen Zeitung der Schwindel bekämpft wird, auch wenn er bei Erlangung von Inseraten für die Zeitung betrieben werden sollte. So weit das Bezugsquellen- Verzeichnis von Ulbricht-DreSden in Frage kommt, sind unseres Wissens die bestehenden Verträge von Parteiblättern mit dieser In- seratenfirma teils gekündigt, teils gelöst. Ueber ein Bootöunzlück anf der Obcr-Spree berichteten gestern morgen die meisten MontagSblättcr. Am.Neuen EierHänschen" in Treptow , heißt eS, kenterte ein mit drei Personen, zwei Herren und einer Dame besetztes Ruderboot, weil die Insassen während der Fahrt die Plätze wcchielten. Alle drei Personen fielen in das insolgo böigen Windes bewegte Wasser, Hilfe wurde ihnen von den Insassen eines vorüberfahrendcn Motorbootes, die den mit den Wellen kämpfenden Verunglückten ein Rettungskissen zuwarfen, an dem sie sich so lan�e anklammerten, bis sie in das Boot gezogen werden konnten. Wie berichtet wird, handelte es sich um eine wohlvorbereitete kinemato- graphische Aufnahme. Der Aufnahmcapparat stand und arbeitete so offensichtig, daß ein Irrtum über das Unglück nicht leicht mög- lich war. Warum die Anschlußstrecke Wannsee Stahnsdorf nicht gelaut werden kann. Als die Berliner Sradtsvnode das Terrain für den Südwest-Zentralfriedhof dort draußen in Stahnsdorf ankaufle und dasselbe für den Beerdigungszweck einrichtete, war ihr bereits von den Aufsichtsbehörden dte Genehmigung zum Bau eines Anschluß- gleises an die SiaatSbahn von Wannsee aus erteilt. Dieser Bau ist unumgänglich notwendig, damit wenigstens den Angehörigen der auf dem Zentralfriedhof Begrabenen die Möglichkeit gegeben werden kann, den immerhin schon recht weiten Weg von Berlin wenigstens per Bahn zu erreichen. Um den Bahnbau ansführen zu können, muß aber von dem Prinzen Friedrich Leopold der für diesen Zweck notwendige Waldstreifen in der Nähe des Jagdschlosses Dreilmden erworben werden. Alle Verhandlungen mit dem Besitzer resp. der prinzlichen Hofkammer sind bisher gescheitert. Es bleibt also nichts weiter übrig, den Weg von Wannsee nach Stahnsdorf auch für die Zukunft zu Fuß zurückzulegen oder den von der Stadtsynode ein- gerichteten AutomobilomnibuSverkehr zu benutzen. Recht kostspielige und dabei zeitraubende Erschwernisse, um die Ruhestätte verstorbener Angehöriger zu besuchen. Erhebliche Veruntreuungen sind auf dem GSrlitzer Bahnhof entdeckt worden. Ein Assistent Hcinze und eine Assistentin Margarete Michaelis, die dort im Fahrkartenverkouf beschäftigt waren, haben jeder 7000 bis LOOO M. amtliche Gelder unterschlagen. Die 41 Jahre alte Assistentin hatte kürzlich einen Erholungsurlaub von 10 Tagen. In dieser Zeit kamen Unregelmäßigkeiten ans Licht. Nachdem man die Assistenttn bei ihrer Rückkehr zur Rede ge- stellt hatte, sah sie wohl ein, daß jetzt ihre ganzen Verfehlungen aufgedeckt werden würden, und kam am nächsten Tage nicht mehr zum Dienst. Nur einen Tag hatte sie nach dem Urlaub wieder Dienst getan. Seit Donnerstag voriger Woche ist sie spurlos ver- schwanden. Zu gleicher Zeit blieb auch Heinze dein Dienste fern. Er kam auch ebenso wie Margarete Michaelis nicht wieder nach der Wohnung in der Frankfurter Chaussee. Die Aufdeckung der Unregelmäßigkeiten und das Verschwinden der beiden Beamten gab nun Vemnlassung zu einer größeren Revision, und hierbei kam heraus, daß beide in den letzten Jahren Unterschlagungen begangen haben, die nach den bisherigen Ermittelungen nach und nach die genannte Höhe erreichten. Vielleichtz�sind sie aber noch höher. Die von den Veruntreuungen in Kenntnis gefetzte Kriminalpolizei begann alsbald mit Nachforschungen und Beobachtungen. Lichten- berger Beamten gelang es Sonniagmorgen, Heinze festzunehmen, als er nach seiner Wohnung kam, um seine Frau und seine beiden Kinder zu besuchen. Er wurde dem Polizeipräsidium zugeführt. Heinzu behauptet, daß er von den Unterschlagungen der Assistenttn Michaelis ebensowenig gewußt habe, wie diese von den seinigen. Die Assistentin Michaelis ist noch nicht ermittelt. Sie hat hinter- lassen, daß sie sich das Leben nehmen müsse, und war als vermißt gemeldet worden. Beim Rangieren schwer verunglückt ist Sonntag auf dem Tegeler Güterbahnhof der Hilfsweichensteller Karl Schafte aus der Schlieper- strahe 76 zu Tegel . Der Mann kam in die Gefahr, zwischen den Puffern zweier Wagen erdrückt zu werden. ES gelang ihm im letzten Augenblick noch auf die Seite zu springen. Hierbei stolperte er jedoch und fiel so unglücklich hin, daß ihm ein Rad über den rechten Fuß ging und ihm die Zehen abquetschte. Der Verunglückte wurde nach der Charits gebracht. Ertrunken find am Sonnabend nachmittag bei dem herrschenden Sturme zwei Ruderer, Söhne eines Potsdamer RegierungSrates, auf einer Ruderpartie zwischen Sakrow und Pfaueninsel. Die Leichen konnten bis Montag mittag noch nicht geborgen werden. Da» Boot wurde führerlos aufgefunden. Ein Revolverheld feuerte am Sonntag nach einem Streit in einem Lokal in der Korsörcrstraße plötzlich auf einen Gast einen Schuß ab, der glücklicherweise fehl ging. Der Rowdy, ein auf der Durch- reise befindlicher Maler Hippel, wurde von den erbitterten Arbeitern gehörig verprügelt und schließlich in Polizeigelvahrsam genommen. Heinrich Heine hat au« dem Olymp einen giftigen Pfeil auf uns abgeschossen. Er protestiert gegen unsere SonntagSnotiz, in welcher ihm nachgeredet wird, daß er bei seinem Berliner Aufenthalt sich auf den Terrassen des Jostyschen Cafäs am Potsdamer Platz aufgehalten habe. Die Jostysche Konditorei, von der er in seinen Briefen erzählt habe, habe damals.an der Stechbahn" in der Nähe des Schlosses sich befunden, ungefähr an der Stelle, wo heute ein Kaiserdenkinal erstanden ist. Daß diese Wandlung ein Gewinn gegen stüher zu nennen sei, könne er heute noch nicht einsehen. In einer Laube erschossen hat sich am Sonnabend nachmittag der 20 Jahre alte Schrauoendreher Ernst Lcistert. Finowstraße 19. Seit sechs Wochen war er Lungenkrank und arbeitsunfähig. Rndfahrunfälle. Zwei schwere Unglücksfälle trugen fich am Sonntagnachmitlag fast zu gleicher Zeit a»f und in der Nähe der Olympia-Radrennbahn in Plötzensee zu. Während deS gtennenS kam der 35 Jahre alte Kaufmann Fritz Semmrau aus der Brüsseler Straße 37 versehentlich den Drahtgittern der in der Rennbahn be- findlichen Spielplätze zu nahe und wurde von einem ihn über- holenden anderen Fahrer mit seinem Rade so unglücklich zur Seite mid gegen die Gilter geschleudert, daß er schwere Verletzungen an den Augen, den Wangen und den Händen erlitt. Er wurde von den anwesenden Samaritern der freiwilligen Sanitätskolonne verbunden und nach seiner Wohnung geschafft. Auf dem Wege zur Rennbahn erlitt der 16 Jahre alte Kiirschnerlehrling Paul Günther aus der Waldstr. 89 durch Sturz mit seinem Fahrrade einen schweren Unglücksfall. Er geriet, nachdem er fich»och vorn überschlagen halte, so unglücklich unter eine hinter ihm in schneller Gangart herfahrende Taxameter- droschke, daß er von dieser überfahren und an allen Teilen des Körpers durch Ouctschwunden und Knochenbriiche schwer verletzt wurde. Nach Anlegung von Notverbänden auf der Unfallstation in der EraSmuSstraße wurde er dem Rudolf Birchow-Krankenhause zu- geführt. Weil er In Berlin keine Stellung gefunden, hat sich der 21 Jahre alte Kaufmann Willi Schröder aus Posen erschossen. Der junge Mensch war voller Hoffnungen nach Berlin gekommen. Er glaubte, hier eine günstige Stellung zu bekommen, doch sollte er sich bitter getäuscht haben. Vergeblich lief er von morgens bis abends von einem Bureau zum anderen. Gestern jagte sich der Verzweifelte im Plänterwald, dicht an der Eichbnsch-Allee, eine Revolverkugel in die Brust. Spaziergänger nahmen sich des Lebensmüden an n»d brachten ihn zu einem Arzt, der aber nur noch den Tod bei ihm feststellen konnte. Straßensperrung. Der Landrat von Teltow macht bekannt: Wegen starker Reparatur wird die Steinbahn der Chaussee Wannsee Kohlhasenbrück vom 24. bis 31. d. M. gesperrt. Fuhr- werke, die den Sommerweg nicht benutzen können, werden auf die Provinzialchaussee Berlin Potsdam bezw. Neubabelsberg Kaiser- straße Klein-Glicnicke verwiesen. Einen erheblichen Berlnst hat am Sonntagabend ein junger Arbeiter erlitten, der in dem VergiiügungSpark tu der Gleimstraße ein schwarzes Lederportemonnaie mit 16 M. Inhalt und ein Lotterie- los verlor. Der Finder wird um Abgabe an Cornelius bei Schulz. Ollitzolvstr. 129, Seitenflügel I, gebeten.