sicherlen SaS in Sen leßlen fünf Jahren Lür'chschniitliH bezogeneKehalt nicht übersteigen.Das Ruhegeld beträgt nach Zahlung von 120 Beitragsmonatenein Biertel dieser Beiträge; die darüber hinausgehenden Beiträgewerden mit einem Achtel in Anrechnung gebracht.Bei weiblichen Versicherten kann die Rente nach 60 Beitrags-monaten bezahlt werden; sie beläuft sich dann auf ein Viertelder gezahlten Beiträge.Für oie Witwe, die ohne Rücksicht auf ihre Hilfsbedürftigkeiteine Rente erhält, beträgt diese Rente% des Ruhegeldes.Nach der Reichsversicherungsordnung soll die Witwenrente nurdann ausgezahlt werden, wenn die Witwe zwei Drittel ihrer Er-werbsfähigkeit eingebüßt hat.Die Waisen erhalten bis zum 18. Jahre je ein Fünftel,Doppelwaisen je ein Drittel des Betrages der Witwenrente.Witwen- und Waisenrente dürfen zusammen den Betrag desRuhegeldes nicht übersteigen, das der Ernährer zur Zeit seinesTodes bezog oder bei seiner Berussunfähigkeit bezogen hätte.Für die ersten zehn Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzesist die Wartezeit für die W i tw e n r e n t e auf fünf Jahre herab-gesetzt.Weibliche Versicherte, die auS einer versicherungspflichtigenBeschäftigung ausscheiden und die Versicherung nicht fortsetzenwollen, können die Gewährung einer sogenannten Leibrente be-antragen, die nach einer noch aufzustellenden Skala berechnetwerden soll. Wie hoch diese Rente sein wird, kann vorläufignicht einmal vermutet werden.Die Organisation ist wie im Vorentwurf geblieben. DerRentenauSschuß prüft unter Hinzuziehung der Versicherten undder Unternehmer und entscheidet auch in erster Instanz überRentenansprüche. Gegen die Entscheidung ist Berufung an dasSchiedsgericht zulässig und Revision an daS Oberschiedsgericht inBerlin. Die finanzielle Verwaltung ruht in den Händen derReichsversicherungsanstalt, der ein Verwaltungsrat aus Ver-sicherten und Unternehmern mit einigen gutachtlichen Befugnissenbeigeordnet ist.Bedeutsam ist, wie schon erwähnt, die Stellung der Pension ö-kassen. Hier ist der Entwurf den Industriellen entgegengekommen.Der erste erschien gerade nach der Richtung sympathisch, daß erden PensionSkassen nur in sehr beschränktem Maße ein Sonder-xecht zuerkannte.Die Stellung unserer Partei zu den PensionSkassen derFabrikbetriebe ist bekannt. Solche Kassen sind für den Ange-stellten nur eine Fessel; sie hemmen die freie Bewegung, weilmit dem Austritt aus dem Betriebe auch die Ansprüche an dieKasse verlorengehen. Natürlich sind die Unternehmer darauf be-dacht, gerade dieses Mittel ihren Zwecken weiter dienstbar zumachen.Die Vorlage hat nun diese Kassen in Zuschußkasscn und Ersatz-kassen geteilt. Die Zuschußkassen sollen wie im ersten Entwurfdie Beiträge für die Mitglieder ihrer Kassen an die Reichsvcr-sicherungSanstalt in Höhe der im Gesetz vorgesehenen Beiträgeabliefern. Beim Rentenanspruch entscheidet der Rentenausschußund die Reichsversicherungsanstalt zahlt die Rente für den Ver-sicherten an die Pensionskasse, die wieder diese Rente auf ihreLeistungen anrechnen kann. Tritt der Versicherte auS der Pensions-lasse aus, bleibt ihm doch sein Anspruch auS der Reichsversicherung.Die Ersatz lassen, von denen man annimmt, daß siekeine größeren Leistungen übernehmen können, sollen nur für denFall des Rentenbezuges eines Versichert?« ein Deckungskapitalan die Reichsversicherungsanstalt einzahlen. Wie hoch das DeckungS-kapital bemessen wird, läßt sich nicht feststellen; es besteht nur daSBedenken, daß bei einer niedrigen Bemessung den Kassen Vor-teile gegen die andern Versicherten gewährt werden können unddamit der alte Uebelstand bestehen bleibt. Zu bemerken ist aller-dings, daß neue Kassen nicht mehr zugelassen werden.Die Vorlage hat alle Mängel, die der Vorentwurf enthielt.aufrechterhalten und einen neuen hinzugefügt: die Begünstigungder Pensionskassen. Der große Fehler bleibt aber, daß die ganzeVersicherung nicht im Anschluß an die Reichsversichcrungsordnunggeregelt wurde. Hier wäre der organische Ausbau zu höherenVersicherungsstufen möglich gewesen und die Einrichtungen derArbeiterversicherung hatten auch diesem Zweige der Oozialvsr-sicherung dienstbar gemacht werden können. Das Ergebnis ist:die Zersplitterung in der Arbeiterversicherung wirb sortgesetzt—nicht zum Nutze» dex Versicherten.Die lilahl In Stuttgart.In der württembergischen Kammer brachte GenosseH e i m a n n am Dienstag bei der Beratung des Etats desInnern den..Staatsanzetger"-Artifel zur Sprache, ans demallgemein gefolgert wurde, daß die württembergische Re-gierung den Genossen Lindemann im Falle seiner Wahl nichtbestätigt haben würde. Die Debatte nahm, wie uns einPrivattelegramm meldet, folgenden Verlauf:Genosse Hermann führte unter anderem aus:„Der Artikelwerde allgemein als eine DeSavouierung der früheren Haltungder Regierung gegen Ortsvorsteherwahlen aufgefaßt. Die von demArtikel angemaßte Zensur fordere die schärfste Zurück,Weisung heraus, weil der..Staatsanzeiger" ein Organ desStaate? und feine Redakteure Staatsbeamte seien. Ob dieRegierung fernerhin ein Recht habe, als über den Parteienstehend betrachtet zu werden, hänge wesentlich davon ab. wie siedie Haltung ihres Organs rechtfertige. Der Artikel enthalte eineKlassifizierung und Disqualifizierung größerer Wählerschaftsteil«.Er habe den gegen das allgemeine, direkte und geheime Wahlrechtauftretenden konservativen Tendenzen unmittelbar Vorschub ge-leistet. Mit der Aufstellung eine» Oberbürgermeisterkandidatenhabe die Sozialdemokratie nicht einen Gewaltsanspruch oder einenAnspruch auf Massenherrschaft erhoben, wie der Artikel behaupte.sondern nur den Anspruch auf gesetzlich garantiertesRecht. Im übrigen sei weder in der Verfassung noch in /derGemeindeordnung ein Grund für die eventuelle Nichtbestätigungzu finden. Noch 1901 habe der Minister ausdrücklich erklärt, daßeine Bestätigung wegen der Parteizugehörigkeit nicht versagtwerden könne. Die sozialdemokratische Partei betrachte den�Staatsanzeiger"-Artikel als eine Herausforderung.Minister Dr. von Pischek erklärte, der Artikel im„Staats-anzeiger" sei reine Redaktionsarbeit und vollinhaltlichvon der Redaktion allein ausgegangen. Regierung und Kronehätten zu der Frage der Bestätigung des sozialdemokratischen Kan-didaten keine Stellung genommen. Durch die Wahl desbürgerlichen Kandidaten sei sie dessen überhoben worden. Die Re-gierung als solche sei an der Freude der Redaktion des„Staats-anzeigerS" über den Ausfall der Wahl nicht beteiligt, denn die Rc-gierung sei ein unpersönliches Wesen. Er selber aber habe einegroße und tiefe Freude über das Wahlergebnis gehabt.Mit Rücksicht darauf, daß durch dieses Wahlergebnis die Haupt- undResidenzstadt Württembergs von der nahegelegenen Möglichkeit, einsozialdemokratisches Etadtobcrhaupt zu erhalten, befreit wordensei. Er hätte eine sozialdemokratische Obcrbürgermeisterschaftschon mit Rücksicht aus die Mr naheliegende Gefahr einer g t-wissen Abhängigkeit 8 es StadkoLer Haupte Svon den Beschlüssen der Parteileitung für sehrwenig erwünscht gehalten. Namentlich freue er sich aberauch deshalb über das Ergebnis, weil durch dasselbe die Regierungjeder weiteren Erwägung enthoben worden sei, ob eine solcheWahl mit dem Wohle der Stadt vereinbar sei oder nicht. DerZweifel, ob die Bestätigung einer sozialdemokratischen Ober-bürgermeisterschaft in der Residenzstadt erfolgen könne, sei einin weiten Kreisen gehegter gewesen.In der weiteren Debatte wetterte der Konservative N i e b l u n ggegen das allgemeine gleiche Wahlrecht zum Landtag und in derGemeinde. Der Führer der Zentrumspartei von Kiene erklärte,in den offiziellen Erklärungen des Ministers sei nicht die Antwortgelegen, die er von dem Minister erwartet habe. Ein Staatswesendarf seinen Feind nicht selbst großziehen und auchnicht an die Spitze des größten Gemeinwesens stellen. GenosseKeil stellte fest, das wichtige Resultat der Debatte sei, daß einVertreter des Bundes der Landwirte offen seineGegnerschaft zum allgemeinen Wahlrecht ausgesprochen habe. Aus den Erklärungen des Ministers gehe hervor,daß, wer eine sozialdemokratische Neberzeuguna habe, damit einMensch minderen Rechts sei. Wenn die württembergische Regierungdie Bestätigungsfrage in einem solchen Falle anders ansehe als inanderen Fällen, so beweise eben damit auch die württembergischeRegierung, daß sie nicht aus ihrer Haut heraus könne und ein-seitig vorgehe. Die württ�mbergische Regierung habe diebrutale Niederknebelung der Sozialdemokratie seither nicht be-trieben, aber sie habe durch ihre heutige Erklärung bewiesen, daßsie die Sozialdemokratie anders ansehe als dieanderen. Das werde die Sozialdemokratie sich merken und daswerde ihre Haltung der Regierung gegenüber beeinflussen.Auf eine weitere Provokation des Führer des Zentrums er-klärte der Minister v. Pischek. daß er allerdings fchwereBe-denken gegen einen sozialdemokratischen Oberbürgermeister habe;eS müsse vor allem auch darauf hingewiesen werden, daß sich seitseiner Erklärung vom Jahre 1904 manches geändert habe.ES sei vor allem auf dem Magdeburger Part ei tag derrevolutionäre und republikanische Charakterder Partei betont und der Revisionismus überBord geworfen worden. Er erinnere auch daran, daß nochauf der letzten LandeSversammkung der württembergischen Sozial»demokratie der LandtagSfraktion ein Mißtrauensvotum aus-gesprochen und damit der Revisionismus gleichfalls abgetan wordensei. Würde ein sozialdemokratischer Kandidat sich auf einen Be-schluß verpflichten, wie er bei der letzten Oberbürgermeisterwahldem Kandidaten Lindemann von der Parteileituns unterbreitetworden war, wonach der Gewählte sich nach dem Willen der Organisation zu richten hat, so könnte ein solcher Kandidat natürlichnicht bestätigt werden. Bei dem weiteren Beschluß, der danngefaßt und durch den der Kandidat lediglich auf die Beschlüsse derPartei verpflichtet wurde, sei nicht gesagt, ob es sich nur um ver-gangene Beschlüsse oder auch um die zukünftigen handelt.Darauf wurde die Debatte vertagt.',Die Rede des Ministers und die Betonung der„großenVorsicht", die gegen einen sozialdemokratischen Bürgermeistergeübt werden müsse, läßt deutlich erkennen, und das hat ja Gen.Keil trefflich hervorgehoben, daß eben Sozialdemokraten andersund schlechter behandelt werden als andere Staats-bürger. Herr v. Pischek möchte es mit der sozialdemokratischenLandtagsfraktion nicht ganz verderben, andererseits diebürgerlichen Parteien darüber beruhigen, daß in der Praxisder Sozialdemokrat nicht bestätigt werden wird. Aber diesesTpiel ist zu durchsichtig, um nicht durchschaut zu werden.polfrtlcke Gcberficbt.Berlin, den 23. Mai 1911.Teutschland und der amerikanische Schiedsvertrag.Das amerikanische Staatsdepartement erklärte, wie au» Washingtontelegraphiert wird, neuerlich, der Entwurf des S ch i e d s-gerichtSvertrageS bilde die Grundlage, auf der Amerika mitjedem Lande in Unterhandlungen einzutreten bereit fei, das einensolchen Wunsch hege. Deutschland sei aufmerksam gemachtworden, daß derselbe Entwurf auch Deutschland zur Ber-fügung stehe, falls es dafür Interesse habe. Der Entwurf feiFrankreich und England zugegangen, nur weil beide den Schiedö-gerichtSgedanken, den Taft in seiner Red« vom Dezember angeschnittenhabe, zu erörtern wünschten.Offiziös wird dazu bemerkt: Wir find in der Loge, bestätigenzu können, daß das Staatsdepartement in der Tat die Bereitwillig-keit zu erkennen gegeben hat, mit Deutschland einen analogenSchiedsvertrag abzuschließen, eine Erklärung, die die deutsche Re-giernng mitsympathischemJnteresse entgegengenommen hat.DaS ist also mehr eine höfliche Ablehnung als«ineAnnahme der amerikanischen Ablehnung. Aber seit der Rede Beth-manns weiß man ja. daß die deutsche Regierung ernsten Schieds-gerichtsverträgen feindlich gegenübersteht.Nationalliberale und Sozialdemokratie.Der Abg. S t r e s e m a n n hat Montag, den 22. Mai. inden Prachtsälen des Westens zu Berlin in einer jung-liberalen Versammlung einen politischen Bortrag gehalten.Besondere Weisheiten hat er dabei nicht ausgekramt, aber eslohnt sich im Hinblick auf die kommenden Reichstagswahlendoch festzuhalten, daß er mit Nachdruck betonte:„Der größte bestehende historische Gegensatz ist der zwischenSozialismus und Liberalismus.Ich hoffe, die nationalliberale Partei— und so lange ich inihr wirke, werde ich in diesem Sinne wirken— wird sich niedazu hergeben, einem Sozialdemokraten ihre Stimmen zu leihen."Herr Stresemann hätte sich diese feierliche Beteuerungsparen können. Eine andere Stellungnahme hat kein ver-nünftiger Mensch von den naftonalliberalen Helden erwartet.Ungefähr in dasselbe Horn wie Herr Stresemannblies der nationalliberale Landtagsabgeordnete Dr. Loh-mann am Sonntag aus dem Vertretertage des national-liberalen Verbandes für Ost- und Westpreußen in Lätzen.Herr Dr. Lohmann erklärte in seinem Vortrage über diepolitische Lage im Reiche und in Preußen:„Töricht ist es. von dem Abmarsch der nationalliberalenPartei nach links zu sprechen. Bei Stichwahlen zwischen Konser-vativen und Sozialdemokraten weiden wir immer den Koiiser-vaüven unsere Stimmen geben. Aber von den Konservativenhaben wir eine entsprechende Aeußerung noch nicht gebärt.Es gibt keinen Abmarsch der Nationaltiberalen nach links, sondernnur einen lebhasten Wunsch der Konservativen, daß wir nachlinks marschieren.„Herr Dr. Lohmann sagte auch:„Wir sind ausgesprocheneSchutzzöllner und lassen daran nicht rütteln." Dann stellte erest, daß die Nationalliberalen nicht in Ostpreußen ein-gedrungen, sondern von der Bevölkerung gerufen wordenwären. Die Politik deö konservativen Führers v. Hehdedrandkennzeichnete er als«DcSperado-Politik"»Was Herrn Lohmann und seine Freunde nicht hindernwird, diese„Desperado-Politik" zum größten Teile mit-zumachen. Denn das bißchen Katzbalgerei zwischen National-liberalen und Konservativen im Osten ist wirklich nichternst zu nehmen. Die Abneigung gegen„links" ist beidengemeinsam._Freifinnig-nationalliberaler Kuhhandel.Die zwischen den Freisinnigen und Nationalliberalen gepflogenenVerhandlungen über«in gemeinsames Vorgehen in den KreisenBochum-Gelsenkirchen, Dortmund, Hamm-Soest, Altena-Jserlohn,Hagen, die in Hagen gepflogen worden sind, haben zu keinem Re-sultat geführt. Am 61. Mai soll nochmals eine Verständigung ver-sucht werden._Das ergrimmte Zentrum.Die„Kölnische Volkszeitu n g" ist über die durchdie Spaltung der Konservativen erfolgte Annahme des Feuer-bestattungsgesctzes tödlichst erzürnt. Sie schreibt:„Für den Liberalismus war es ein« Machtfrage undeine Machtprobe, das wurde mit jedem Tage offenkundiger.Es ist wenig verwunderlich, daß die preußische Regierung demLiberalismus so entgegenkam, sie ist jetzt mindestens zu zweiDritteln aus liberalen Parteigängern zusammengesetzt, liberalwenigstens in allen kulturellen und Weltanschauungsfragen.Aber daß Koservative dem Liberalismus einen sobilligen Triumph in dieser ausdrücklich zur Weltanschauungsftagegewordenen Machtprobe gewährten, zeigt von einem bedauer-lichen Mangel an Klarheit der politischen lieber-zeugungen und Weltanschauung, von einer großenpolitischen Kurzsichtigteit einer beträchtlichen AnzahlKonservativer... Solche Unklarheit mit solchen Zugeständnissen nachlink« in Weltanschauungsfragen wird sich röchen... Die Stärke derkonservativen Partei und ihr großes moralisches Gewicht fließenaus ihrer positiv christlichen Grundlage, auf der das gläubigeprotestantische Volt steht. Wird diese Grundlage unsicher, wirddie positiv christliche Weltanschauung mit Zugeständnissen nachlinks vermischt und verdunkelt, verwischt sich auch die Grenz-linie nach links. Dann wird es schwer sein, nochzu unterscheiden zwischen Konservativen undNationalliberalen, zumal in Preußen. ZwischenFreikonservativen und Nationalliberalen istdieser Unterschied heute schon kaum sichtbar«worden und er wird sofort ganz verschwinden, sobald dieationalliberalen vollends Regierungspartei geworden find."Die Konservativen werden diese Abkanzelung mit Ge-lassenheit hinnehmen, denn sie wissen ja, daß das Zentrum inallen tvichtigen politischen Fragen doch mit ihnen zusammengeht.Nur in der W a h lr e ch ts fr a g c könnte es den Konser-vativen unangenehm werden. Aber wenn es in dieser Fragekünftig den Junkern minder eifrige Schleppenträgerdtenstcleisten sollte, wird das sicherlich auf die Empörung derschmachvoll betrogenen Volksmassen und nicht auf die Ver-ärgerung wegen des Feuerbestattungsgesetzes zurückzuführenfein>_Die Nachwahl im!V. Berliner Landtagswahlbezirt.Bei der Nachwahl im IV. Berliner Landtagswahlbczirkwurde am Dienstag der Abgeordnete Kreitling mit 245Stimmen wiedergewählt, während auf unseren Genossen MaxGrunwald 194 Stimmen entfielen. Von den freisinnigenWahlmännern fehlten 16, von den sozialdemokratischen 6;ferner wurden 20 Mandate von freisinnigen und 12 vonsozialdemokratischen Wahlmännern wegen nicht vorschrifts-mäßiger Zusammensetzung der Wahlvorstände kassiert.Eine Landiagsersatztvahl in Bayern.Im pfälzischen LanbtagSwahlkreise Franke nthal-Dstrk»heim hat am Montag eine Ersatzwahl stattgefunden. Der bürger-liche Kandidat, Konnnerzienrat Kopp, der sich liberal nennt, erhielt6101, der sozialdemokratische Kandidat, Rechtsanwalt Ackermann.erhielt 471? Stimmen. Obwohl sich aus den„liberalen" Kommerzien-rat die Stimmen der Liberalen, Bauernbündler und des Zentrumsvereinigten, hatte er knapp 400 Stimmen Mehrheit. Der Zuwachsder sozialdemokratischen Stimmen beträgt gegen dieHauptwahl 17 04 oder 66 Prozent. Die bürgerlichen Parteiendnben gegen die Hauptwahl, bei der das Zentrum einen eigenenKandidaten neben dem liberal-banernbündlerifchen aufgestellt hatte,264 Stimmen verloren.Die„Fränkische Tagespost" bezeichnet das Ergebnis der Franken-thaler Wahl als«nie der schwersten Niederlagen, die die bürgerlichenParteien seit der Reichsfinanzreforn, und her bayerischen Stencr-reform erlitten haben._Die„Entschädigung" für die Opfer des EsienerMcineidsprozcsses.Nach einer Meldung aus Essen ist dem GenossenLudwig Schröder für die unschuldig verbüßteUntersuchungshaft und für die voin 3. Ok-tober 189:; bis zum 3. April 1898 erlitteneZuchthausstrafe aus Anlaß des EssenerMeineidsprozesseö vom Justizministerium eine„Eni-schädigung von 52o0 M. zugesprochen worden. Der Berg-mann Friedrich Thiel, der sechs Monate Gefängnis un-schuldig verbüßte, erhielt eintausend Mark zugebilligt: erhatte 2000 M. beansprucht. Die Entschädigungen für dieübrigen Opfer des Justizmordes sind noch nicht geregelt. DieAnsprüche des dauerndem Siechtum verfallenen Bureau-beamteu Johann Meyer stellen sich auf 50 000 M. Selbst-verständlich bedarf es keines Hinweises, daß die Oualen derZuchtbausmartcr und die daraus entstandenen körperlichenund seelischen Leiden durch keinerlei„Entschädigungen" auf-gewogen werden können._Hintze vor dem Kriegsgericht.Der bekannte ArbeitSwilligenhäuptling H i n tz e, der feineschätzenswerte Kraft überall zur Verfügung stellte, wo Arbeiter mitden Unternehmern im Kampfe standen, hat sich auch in Leipzigbetätigt. Im Monat Mai 1910 rückte er dort mit seiner Kolonneein, um den Kofferfabrikanren, deren Sattler streikten, Hilfe zuleisten. Als ein Streikposten der Kolonne zurief:.Hier wird ge-treikt", sprang Hiutze vom Wagen und brüllte den Posten an:„Halt's Maul. Du Affe l" Ein Kriminalbeamter hatte zunächst„keine Zeit", den Namen des Beleidigers festzustellen, ver-prach dann aber, ihn dem Streikposten schriftlich mitzu-teilen. Einen Tag später, als einige Hintzebriider wiederabreisten, schrie Hintze auf dem Berliner Bahnhof einenAusständigen, der vorher in Gohlis Streikposten gestanden,letzt aber seine Frau zur Bahn begleitet hatte, an:„Ver-olgst Du mich immer noch. Du Lump I Vagabund. Haderlump ver-luchter, ich box Dir«ine rin l" AIS der Sattler sich nach einemSchutzmann umsah, verdustele Hintze schleunigst in einer Droschke.Wegen dieser Delikte hatte sich Hintze. der als unsicherereerespflichtiger zum 3. ostpreußischen Grenadicrregimenteingezogen wurde, vor dem Kriegsgericht der zweiten Diviston inR a st e n b u r g zu verantworten. Er fand milde Richter, denn dasGericht verurteilt« ihn wegen öffentlicher Beleidigung in zwei Fälle».begangen vor dein Diensteintritt, zu S(drei) Marl und 5(fünf)Marl Geldstrafe, eventuell je einen Tag Hast.