Einzelbild herunterladen
 

®te hessische Wahlreform. Die hessische Erste Kammer hat die Wahlreformvorlage in der von der Zweiten Kammer festgelegten Form angenommen._ CmmarlÄ? der franzofen in fcs. Tanger , 23. Mai. Di« Kolonne des Generals Moinier ii't am 21. Mai abends ohne Schwert- streich in Fes eingerückt. Alle Europäer sind wohlauf. Dieser unblutige Einmarsch in dasbelagerte" Fes stellt die von der Presie der französischen Marokkotreiber ver- breiteten Tartavennachrichten über die bedrängte Lage des Sultans und der eingeschlosseneni Europäer in das rechte Licht. Im Mulujagebiet schlagen sich die Franzosen mit den Eingeborenen herum. Die Artillerie beschießt Ansiedlungen angeblich feindlicher Marokkaner, wodurch die Erbitterung gegen die fremden Eindringlinge natürlich gesteigert und An- laß zu immer neuen Zusammenstößen gegeben wird. Was wohl auch der Zweck der Uebung sein soll. Denn sonst würde sich die Konzentration des ca. 20000 Mann starken Muluja - korpS von den Franzosen nicht rechtsertigen lassen. Zur Abwechselung soll wieder einmal ein neuer Gegensultan aufgestanden sein und zwar ein Scherif Djibula, der sich den Namen des früheren Prätendenten, Bu Hamara, zulegte. Der bekannteGouverneur" Raisuli und spanische Agenten sollen den neuen Prätendenten unterstützen. Da das Gegensultan- spielen in Marokko aber etwas ziemlich Alltägliches ist. braucht man diesen neuen Fall nicht besonders emst zu nehmen. veftemich. Zweijährige Dienstzeit. Budapest . 23. Mai. Die Negierung hat dem Abgeordneten- hauS vier die gemeinsame Armee sowie die ungarischen Landwehr»(Honved) Truppen betreffende Gesetzentwürfe vor­gelegt. Durch diese Gesetzentwürfe wird daS Rekrutenkontingent der gemeinsamen Armee von 103 000 auf 159 000 Mann und daS Rekrutenkontingent der Honvedtruppen von 12 500 auf 25 000 Mann erhöht. Die Dienstzeit wird von drei auf zwei Jahre herabgesetzt. Die Kavallerie und die reitende Artillerie behält die dreijährige Dienstzeit bei. Gleichzeitig wird ein neues Militärstrafverfahren eingeführt. Das Verfahren ist öffentlich und mündlich. Zivil- advokaten können als Verteidiger tätig sein. Die Verhand- lungSsprache der in Ungarn fungierenden Militärgerichte ist ungarisch, mit Ausnahme des Falles, daß der Angeklagte nicht ungarisch versteht, aber der deutschen Sprache mächtig ist. franfcmcb. Ein Vertrauensvotum für Monis. Baris, 23. Mai. Der Vollzugsausschuß der radikalen und sozialistisch-radikalen Partei hat in einer außerordentlichen Sitzung einen Beschlußantrag angenommen. worin er seinem Schmerz über den tragischen Tod des Kriegs- minister» und dem Wunsche nach baldiger Genesung deS Minister- Präsidenten Monis Ausdruck gibt und der Regierung, die dieser mit solcher Energie leite, volles Vertrauen für die Ver. tvirklichung der von der Partei angestrebten demokratischen und sozialen Reformen wie der Verweltlichung ausspricht. Das Befinden Monis. Paris , 23. Mai. Der Ministerpräsident Hat eine gute Nachl verbracht. Heute früh wurde ihm vom TodedesKriegs- Ministers Mitteilung gemacht. Monis rief mehrere Male unter Tränen aus:. Mein armer Freund! und widmete dem Dahin- geschiedenen warme Worte des Lobes. Ein Nachruf. Paris , 23. Mai. In der Kammer hielt der Präsident Brisson heute eine Gedächtnisrede auf Berteaux, dessen Tod ein Verlust sei für die Republik , das Heer und das Vaterlands und brachte die Wünsch« für die Wiederherstellung des Ministerpräsidenten Monis zum Ausdruck. Die Kammer be- willigte darauf die Kredite für die Beisetzung Berteaux auf Staats- tosten gnd vertagte sich pcnin auf Montag. Portugal . Eine Gegenrevolution? London . 23. Mai. Wie ein diesige« Blatt meldet. Hoben hier ansässig« Portugiesen die Nachricht erhalten, daß eine Gegen- revolution gegen die Republik sorgfältig vorbereitet sei und daß ihr Ausbruch in Lissabon unmittelbar bevorstehe. Es sei beabsichtigt, daß die Monarchisten in Oporto daS Zeichen zur Erhebung geben sollen. Verhaftungen. Lissabon , 23. Mai. Im Norden Portugals hat man verschiedene Personen verhaftet, die angeklagt sind, alarmierende Gerüchte verbreitet zu haben. Einige von ihnen sind am Bord desAdamastor" gebracht worden. Eine Anzahl Matrosen dieses Schiffes sind gelandet worden, um an den Ufern des Minho Polizeidienste zu leisten. England. Der amerikanische Schiedsvertrag. London , 23. Mai. Unterhaus. Auf mehrere Anfragen, welcher Art der englifch-amerikanifch« Schi-dsgerichtsvertrag fei und ob jetzt Verhandlungen mit Frankreich oder irgendeiner anderen Rtacht bezüglich ihrer Einbeziehung in den Vertrag im Gange feien, erklärte Sir Edward Brey: Ich habe den vollen Wortlaut des Vertragsentwurfes bis jetzt noch nicht erhalten, aber ich nehme nicht an, daß ein Bertrag zwischen drei Par- t e i e n beabsichtigt ist. Ich tanu hinzufugen, daß nach dem. waS ich von der Art der Vorschläge erfahren habe, jede Aussicht vor- Händen ist auf einen beträchtlichen Fortschritt in der Gewährleistung einer praktischen Beilegung von Streitfragen, ohne Krieg herbeizuführen. D i l l o n stellt die Anfrage, ob die britische Regierung die französisch« gedrängt habe, das Vorrücken der französischen Truppen auf Fes zu beschleunigen und ob sie der französischen Regierung erklärt habe, daß sie sich gezwungen gefühlt haben würde, die französische Regierung zur Entsendung einer Expedition nach Fes aufzufordern, wenn diese nicht ohne- dies schon erfolgt wäre. Endlich, ob Greg alle Mitteilungen ver- öffentlichen wolle, die zwischen Frankreich und Großbritannien über die Expedition ausgetauscht worden feien. Sir Edward Grey erwiderte: Die britische Regierung hat die französische nicht zu irgendwelchen aktiven Schritten gedrängt, aber ich habe in allen Unterhaltungen über den Gegenstand meiner Meinung dahin Ausdruck gegeben, daß ich ohne die von der französischen Regierung ergriffenen Matzregeln nicht imstande gewesen wäre, auf an mich gestellte Fragen über die Sicher- h e i t b r i t i s-ch e r Untertanen zu antworten, und daß die französische Regierung keine andere WqHI gehabt habe, als Fes mit möglichster Beschleunigung zu entsetzen. Ten letzten Teil der Frage muß ich verneinen. D i l l o n fragte sodann, ob daS Unterhaus nicht das Recht habe, zu erfahren, ob England mit dieser grausamen Expedition von schlechter Vorbedeutung etwas zu tun habe. Sir Edward Grey antwortete, daß England nichts mit der Expedition zu tun habe. Rußland. Preßverfolgunge«. Eine selbst in Rußland ungewöhnliche Polizeiaktion wird aus Moskau gemeldet. Dort wurde der Redakteur der marxistischen ZeitschriftM h s l"(Gedanke) und der Inhaber der Druckerei, wo diese Zeitschrift gedruckt wird, von der politischen Polizei verhaftet. Die Ursache war folgende: Die Polizei hatte in Erfahrung gebracht, daß in der in Druck befindlichen Nr. 5 der Zeitschrift ein Artikel von Kautsky :Die tak- tischen Richtungen in der deutschen Sozial- d e m o k r a t i e", erscheinen würde. Ohne von dem Inhalt des inkriminierten Artikels auch nur.Kenntnis genommen zu haben, ordnete die politische Polizei die Verhaftungen an. während das Pressekomitee die ganze Auflage konfiszierte und gegen den Redakteur ein Strafverfahren einleiten ließ. An demselben Tage, wo diese Aktion in Moskau stattfand, wurde in Petersburg die neueste Nummer der wöchentlich einmal erscheinenden marxistischen ZeitungSwesda"(Stern) konfisziert. In den Redaktions- und Expeditionsräumen wie in der Druckerei, wo die Zeitung angefertigt wird, fanden Haus- suchungen statt. Fast zu gleicher Zeit wurde in Petersburg Nr. 4 der marxistischen Zeitschrift»Djelo Schisni" konfisziert und gegen den Redakteur ein Strafverfahren eingeleitet. Das Vor­gehen der Polizei gegen die genannten Organe zeigt deutlich, daß die Polizei auch die schwachen Ansätze der marxistischen Presse in Rußland mit Stumpf und Stiel ausrotten will. Frühzeitiger Schluß der Dnmasesfion. Wider Erwarten hat die Regierung beschlossen, die Duma bereits am 23. Mai in die Ferien zu schicken, obgleich noch eine ganze Reihe wichtiger Vorlagen unerledigt geblieben sind. Der Grund dafür ist recht interessant. Schon seit Wochen wurden Verhandlungen gepflogen, daß die Session um zwei Wochen ver­längert werde. Die maßgebenden Tumaparteien versprachen als Entgelt dofiir die nationalistischen Regierungsvorlagen darunter auch die F i nn la nd Svo r l a g el vorzunehmen. Run läuft aber am 28. Mai die zweimonatige Frist ab. nach welcher die auf Grund des NotgefetzeS(Z 87) von Stolhptn durch- gt führte Semfttvovorlage der Duma unterbreitet werden muß. Aber nach dem Mißtrauensvotum wegen der Verletzung der Grund- gesetze vertraut Stolypin der Duma diese Vorlage nicht mehr an. Angesichts der drohenden Niederlage nimmt er sogar blutenden Herzens Abstand von der Einleitung einer neuen Finnlands , hetze, die ihm jetzt sehr gut in den Kram gepaßt hätte. Eine vcrtresflich« Illustration zu der vertvorrenen politischen Lage in Rußland . Indien . Stammeskämpfe. Kalkutta , 23. Mki. StammeSzwistigkeiten zwischen Muhammedanern und den Ramasudras, einem ackerbautreibenden Hindustamm von niedriger Kaste, haben plötzlich in dem Khulnadistrikt, westlich Kalkutta , eine ernste Wendung ac- nommen. Tausend bewaffnete Muhammedaner plündern die Dörfer der Ramasudra und brennen sie nieder. Die Behörde des Distrikts zeigt sich der Lage nicht gewachsen. Der BezirkSkommissar hat sich mit 85 Polizeibcamten nach dem Schauplatz der Ruhe- srörungen begeben. parlamentanfcbcö« DaS Einfiihrungssesetz zur Reichsverlicherungserdnung wurde in der Sitzung der Kommission am Dienstag zu Endebe- raten. Eine den bürgerlichen Parteien sehr unangenehme Er- innerung verursachte ein Antrag unserer Genossen. daß den Witwen, die nach diesem Gesetz einen Anspruch erheben können, auch rückgangig die Renten bis zum 1. Januar 1910 gewährt werden. Die Genossen Molkenbuhr und Hoch wiesen darauf hin, daß der Zollgesetz-Paragraph 15 vom Jahre 1902 die Bestimmung ent- hielt, daß vom 1. Januar 1910 den Witwen und Waisen die Rente versprochen- wurde. Der Ministerialdirektor Caspar wendete sich gegen den Antrag, weil diese Ansprüche nicht erfüllt werden können, weil man die Mittel dafür nicht bereitstellen kqnn. Hitze(Z.) bedauert, daß das seinerzeit gegebene Versprechen nicht erfüllt worden kann. Er verlangt zür Beruhigung der bürgerlichen Parteien eine Aufstellung der Kosten, die von der Regierung als sehr erheblich bezeichnet wurde. Bon unseren Ge- nassen wurde den, entgegengehalten, daß durch die Beitrags, erhöhung und die beseitigte Zurückzahlung der Beiträge erhebliche Mittel zur Verfügung stehen, die der Witwen- und Waisenunter- stützung dienen könnten. Außerdem handelt es sich für die Regie- rung um die Einlösung eines Versprechens, das beim Zolltarif gegeben wurde. Ferner erhalte das Reichsschatzamt rund 50 Mil- lionen Mark durch die Aufhebung des tz 15 des Zolltarifaesetzes zurück, so daß für eine lange Zeit die zurückliegenden Renten ge- deckt werden können. Horn(nail.) erklärt, daß seine Freunde gegen den sozialdemokratischen Antrag seien. Ter Redner stützt sich im wesentlichen aus die entschieden ablehnende Stellung der Regierung. Die Ablehnung deS Antrages wurde mi\ Hilfe des Zentrums, der Konservativon, der Nationallivcralen. der Freisinnigen Volks- Partei und des Vertreters der Wirtschaftliche» Vereinigung herbeigeführt. Der Rest der Porlage wurde yhnk Debatte angenommen. )Ziis der parte!* Besuch aus Belgien . Längst betrachtet man in der Internationale die Organs- sationen, die sich in zähem Kampfe die deutsche Arbeiterklasse ge- schaffen hat, in vielen Beziehungen alS vorbildlich für die eigene Eniwickelung und groß ist der Einfluß, den daS deutsche Vorbild auf die proletarische Bewegung in anderen Ländern gewonnen hat, wie ja auch unsere eigene Bewegung die Erfahrungen der Bruder- Parteien zu benützen verstanden hat. Mit dem Erstarken der Ar- beiterbewegung wächst auch die Notwendigkeit des gegenseitigen Gedankenaustausches und wächst die Möglichkeit, sich nicht bloß auf zufällige Gelegenheiten zu beschränken, sondern durch systematische Studienreisen sich jene intimere Kenntnis der Details anzu- eignen, die für den praktischen Organisator von so großer Wichtig- kcit sind. Dies haben unsere belgischen Genossen erkannt, die bereits zum zweitenmal eine Anzahl von Genossen, die im Vordergrunde der gewerkschaftlichen und politischen Bewegung stehen, nach Berlin entsandt haben. Man weiß, daß es besonders die hohe Stufe der EntWickelung ist, die unsere Gewerkschaften dem Zentralisationsprinzip verdanken, die die Auf- merksamkcit im Auslande erregt hat. In Belgien leidet die Ge- Werkschaftsbewegung durch die Zersplitterung und es bestehen noch manche Vorurteile gegen die straffere deutsche Organisationsform. Da wollen sich unsere Genossen durch eigenen Augenschein über- zeugen, ob diese Abneigung berechtigt, was von der deutschen Form auf ihre Verhältnisse anwendbar ist. Die Genossen, die ein« Woche zur Verfügung haben, sind wieder, wie ihre Vorgänger, unermüb- lich. die Zeit für das Studium auszunützen. Neben den gewerk- schaftlichen Einrichtungen sollen sie ja auch möglichst viel von den politischen und Bildungsorganisationen kennen lernen. Dienstag- abend aber wurde ihr Studium unterbrochen durch einen Empfangs- abend, den ihnen die Gewerkschastskon, Mission im Gc- werkschaftShause bereitete. Das einfache Fest diente zugleich dazu, um unsere Gäste mit den Leitern unserer Organisationen perionlich bekannt zu machen. Es sind diesmal 17 Genossen zu uns ge- kommen, 7 Vertreter der Bergarbeiter, 4 der Metallarbeiter, 2 der Textilarbeiter und 4 Parteifunktionare. darunter als Vertreter de» Parteivorstandes Genosse De Brouckere. In warmen Begrüßungsansprachen wurden sie vom Genossen Bauer im Namen der Gewerkschaftsiommissioii und vom Ge- nosfen Pfaunkuch namens des Parteivorstandes herzlich will- kommen geheißen. Genosse De Man dankte und schilderte den Zweck der Reise. Daran schloß sich ein gemütliches Beisammensein. Ein kaltes Buffett sorgte für die leiblichen Bedürfnisse und als diese befriedigt waren, da wurde dne angeregte Unterhaltung oft durch die proletarischen Gesänge unterbrochen, an denen allerdings unsere belgischen Gäste den größerem Anteil hatten. Erst lange nach Mitternacht ging man auseinander. Eine Richtigstellung sendet uns Genosse Hitzler-Heilbronm. Er schreibt: Von Stuttgart aus wurde imVorwärts"(Nr. 114) behauptet, ich hätte mich bei der Kandidatenaus�tellung zur Heilbronner Land­tagsersatzwahl zuder Drohung verwiegen", ich wollte imNeckar- Echo" die notwendige Wahlagitation nicht leisten. Daran ist soviel richtig, daß mir in einer Sitzung än Gegenwart von zwei Ver- trctern des Landesvorstandcs eine Ähnliche Äeußerung zum Bor- wurf gemacht worden ist. Ich habe aber sofort erklärt, daß ein Genosse, der zu solchen Dingen fähig sei, sofort von seinem Amt entfernt werden müßte. Ich habe mit aller Kraft am Wahlkampf teilgenommen und hatte die Genugtuung, einen großen Teil des schönen Erfolges in den Reden am Wahltagabend demNeckar- Echo" zugeschrieben zu sehen. Aas der anderen Seite habe ich mir, was mir nicht leid tut. erst recht den bitteren Haß der Volkspartei zugezogen. Dem Landesvorstand hat also der Anlaß gefehlt, mich auf meine Pflicht hinzuweisen. EimesVerbrechens" habe ich mich allerdings schuldig gemacht. Ich war nämlich der Ansicht, man sollte mir wenigstens für die Dauer des Wahlkampfes e,ne Hilfs- kraft beigeben, denn bis heute redigiere ich dasNeckar-Echo", das jetzt eine Auflage von 8000 hat. ganz allein, habe auch mein eigener Berichterstatter zu sein, von kleinen Ausnahmen abgesehen. Diese meine Ansicht hat man mir jiehr übel genommen. Das ist aber auch alles...... Heilbronn a. N._©»(sltf- Vom tschechisch-,»zialistischen Kriegsschauplatz. Der bisherige Abgeordnete der tschechischen Sozialdemokratie, Genosse P. C i n g r. ein alter Vo-rkämpfer der Bergarbeiterorgani- sation. wurde von der Parteileitung aufgefordert, vor seiner Wiederaufstellung eine Erklärung zugunsten de« Separatismus ab- zugeben. Er beantwortete dieses Ansinnen mit dem Austritt aus der Partei. Bekanntlich haben die wegen ihrer Treue zur gewerkschaftlichen Zentralisation aus der Partei Ausgeschlossenen und eine Reihe ihrer Gesinnungsgenossen eine neue Parier auf dem Boden des Internationalismus und der Erhaltung.der gemeinschaftlichen wirtschaftlichen Organisation deö Proletariats gegründet, die am 14./lS. Mai in Brünn ihre Organisation er. hielt. Ucber Cingrs Austritt wird in der separatistischen Presse geschrieben, daß er zu dieser Handlung, mit der erm, seiner ganzen Vergangenheit Selbstmord und an seiner Ehre ein Harikirr begangen" habe, von den zentralistischen Sekretären gezwungen worden sei.Dieser Vorfall zeigt, daß diese Sekretäre die groß- ten Schufte unter der Sonne sind, denen nichts heilig ist. Sie verstehen es. einen Renschen materiell zu vernichten, ihn mo- ralisch zu ermorden, lind dabei tun diese B e st i e n so. als ob sie es im Namen des unverfälschten Sozialismus täten." Ratio- nalistische Brüderlichkeit! Landtagskandidatnr. Für die durch den Tod des Landtags- abgeordneten Dr. Heermann-Wittcn notwendig gewordene Land- tagSersatzwaHl für den Wahlkreis Witten - Hattingen wurde an Stelle des erkrankten Genossen Wetzker. der eine Wieder- anfstellung abgelehnt hat, Genosse Linu« Scheibe, Partei- sekretär des Wahlkreises Bochum aufgestellt. Spitzel, eider. Am 14. Mai berichtete derVorwärts" von einem Majestätsbeleidigungsprozeß gegen zwei polnische Genosse,, in Essen . Dabei war auch von zwei Lockspitzeln die Rede, dm von einein Polizeikommissar einen JudaslolM, von je 150 M. er- halte» haben sollen. W>e uns mitgeteilt wixd, ist diese Summe nicht richtig. So hoch stehen die Dienste der dunkle» Ehrenmänner selbst bei der Polizei mcht im Kurs. Die Heiden Spitzel haben nur ie 15 M. bekommen._ Soziales. Wie schön. Die Budgetkommission des Reichstags befaßte sich vor einiger Zeit mit den Rechts- und Dienstverhältnissen der Dienstboten. Bei dieser Gelegenheit wurde festgestellt, daß von den noch heute geltenden Gesindeordnungen drei aus der Zeit vor dem Jahre 1800 stammen, dreizehn wurden erlassen in der Zeit von 1801 bis 1830, xinundztvanzig von 1831 1850, der Rest ist späteren Datums. Di« älteste Gesindeordnung ist wohl die für das Herzog- tum Lauenburg , sie wurde erlassen im Jahre 1732, besieht heute noch und enthält u. a. folgende zwei Paragraphen: ß 14. Sollten Dienstboten einander zu Widersetzlichkeiten verleiten, ja sogar unter sich gegen die Herrschast verbinde». sollen dieselben nach Befinde» mit Gefängnisstrafe zu Masser und Brot oder dem Karrenschieben nach Größe deL Vorbrechens auf kurze oder längere Zeit bestraft werden. § 18. Dienstboten, welche sich volliäufen, in ibrer Herrschast Wohnung sich schelten oder schlagen, sollen mit Gefängnisstrafe belegt«verden. Wie schön wäre es doch, wenn diese verstaubten Bestimmungen wieder wortgemäße praktische Bedeutung erlangen könnten. Wer so stech ist, arm zu sein und zu arbeiten, der muß auch gezüchtigt werden. Göttlich-junstrliche Weltordnung. Amiliche Bekämpfung der Konsumvereine. Gegen die Konsumvereine gehen jetzt auch die Handwerks» kommet» zum Angriff vor. Die Schreinerhandtverkskammer ver- sandte an ihre Vertrauensleute dieses Zirkular: Mecklenburgische HandwerlSfammer z» Schwerin . O.-Nr. 3824. Schwerin , den 1. Rai 1911. Geehrter Herr! Auf dem nächsten Deutschen Handwerks- und Gewerbe- kammertage wird namentlich auch die Frage der Konsumvereine und besonders auch die Zugehörigkeit von Beamten zu solchen Vereinen erörtert werden. Um das hierzu erforderliche Material aus unseren, Kammer- bezirk beibringen zu können, ersuchen wir Sie. beim dortigen Amtsgericht durch Einsicht in das(jedermann zur Durchsicht vor- zulegende) GenossenschaftSregister festzustellen: 1. Welche Konsumvereine im dortigen Amisbezirk bestehen. ö. Welche Reichs-, Staats- und Gemeindcbeamte denselben als Mitglieder angehöre». Wir ersuchen um gcfl. Erledigung innerhalb 14 Tagen. Der Vorstand der Mecklenburgischen Handwerkskammer. L. Elewe. Vorsitzender. H. Schwabe, Sekretär. Danach scheinen auch die Jnnungskrauter den Genossenschaften an den Kragen zu wolle,,. Ob's aber was helfen wird?...