unv Heiterkeit� Man per�orreSziert nur dieZenigen Kon-zessionen, welche einem selbst unangenehnr sind.<Sehrrichtig!) Deshalb müssen die Negieriingeu sich in sedemeinzelnen Falle* fragen: ist der Gewinn das Opfer,den Einsatz wert? Trotz aller Angriffe, die von mir, weilsie von nationaler Sorge diktiert werden, gewiß nicht leicht ge-nommen werden, halte ich an meiner Ansicht fest, daß die Fort-bildung der reichsländischen Berfassung eine Notwendigkeiti st.(Veisall links.) Man hat mir gesagt:.Gut. annektieren könnenwir nicht mehr. Bis zu den 80 er Jahren haben wir den Reichs-landen schrittweise größere Selbständigkeit eingeräumt, aber jetzt einenSchritt weiter machen und noch dazu einen so großen Schritt,dazu ist die Zeit noch nicht gekommen, dazu ist Elsaß-Lothringennoch nicht reis."Reis? Wofür? Daß die reichsländische Regierung im Bundesratmitstimmt? Man wird diese durch Vermittelung des Statthaltersausgeübte Befugnis nicht unter denr Gesichtspunkte der politischenReife ansehen können, oder glauben Sie etwa, daß dnrch dieBundeSratSstimmen die Verbindung der Reichslande mit dem Reichegelockert wird? Im Gegenteil, b e f e st i g t wird sie durch sie. Nichtreif dafür, daß ein in den Reichslanden einzurichtendes Ober-h a u s in der Landesgesetzgebung die Funktivnen übernimmt, diegegenwärtig der Bundesrat ausübt? So hoch die Schaffungeines neuen reichsländischen gesetzgebenden Organs als Be-standteil einer größeren Autonomie der Reichslande geschätztwerden muß, wenn Sie hier von einem gefährlichen.riskanten Vorgehen sprechen wollen, dann ist das nicht diese Stelle,dann ist es das Gesetz von 1877 gewesen, das den Landesausschußan die Stelle des Reichstages setzte. Denn damit ist der Schwer-Punkt der Landesgesetzgebung in das Land selbst gelegt worden.lind in noch höherem Grade gilt dies von dem Verfassungsgesetzvon 187g. das ein selbständiges, reichSländisches Ministerium, daseinen Staatsrat schuf, das den Landesausschuß in seinen Befugnissenneu regelte.(Sehr richtig l> Ja I Damals hätte man fragen können:ist Elsaß-Lothringen denn reif dazu, diese Einrichtungen staatlichenund verfassungsmäßigen Eigenlebens zu bekommen? Aber heute?Die Gegner der Borlage verschieben dieSituation. Es wird der Anschein erweckt, als ob Elsaß-Lothringen gegenwärtig noch kein derartiges Staats- und Ver-fassungsleben besüße, als wären wir eS jetzt, die wir mit dieserVorlage ein solches Leben neu schüfen und als ob wir damit danndas Reich in Gefahr stürzen. Nein, meine Herren, so liegt dieSache nicht. Dieses selbständige Leben in den Reichs-landen existiert bereits, es ist unvollkommen.es hat Mängel an sich, die beseitigt werden � müssen, dieman meiner Ueberzeugung nach schon längst hätte be-fettigen müssen. sHörtl hört! bei den Sozialdemokraten. Beifalllinks.) Aber es ist kein neues HauS, was wir aufrichten, sondernwir versuchen da ein vorhandenes Hans wohnlicher einzurichten undso muß nach meiner Ansicht auch die Uebertrngung landesgesetzlichcrBefugnisse an daS Oberhaus beurteilt werden. Diese Uebenragungist lediglich eine natürliche und notwendige Folge jenesGesetzes von 1877, das für die Landesgesetzgebung dem Reichstageden Landesausschuß substituiert hat. Und endlich daS Wahlrecht zurZweiten Kammer.ES ist sehr heikek, darüber zu urteilen, ob ein Boll für diesesoder jenes Wahlrecht berufen sei.ES ist sehr heikel. Wenn hier in diesem Saale ein jeder ganzfreiweg von der Leber spräche, ich glaube, dann würdenwir auch, abgesehen von Elsaß-Lothringen, ganz eigenartigeDinge zu hören bekommen.(Heiterkeit und Zustinrmung.) Ein jedesWahlrecht können wir nach den Reichslanden nicht importieren. Runbin ich weit davon entfernt, alle Abänderungen, welche Ihre Kom-misfion an dem Wahlrecht vorgenommen hat, für Verbesserungenanzusehen. Ich bedauere es nur, meine Herren von der k o n s e r-vativen Partei, daß Sie von vornherein in der Kommissionpassiv beiseite gestanden haben.(Sehr richtig 1 imZentrum.) Hätten Sie das nicht getan, dann wäre es möglich ge-Wesen, manchen Vorschriften eine andere Fassung zu geben.(Sehrrichtig!) Ich bitte, vergegenwärtigen Sie sich doch noch einmalden Verlauf der ganzen Sache. Seit zehn Jahren wird derReichskanzler in diesem hohen Hause alljährlich gefragt.lvie es mit der Weiterbildung der r e i ch s-ländifchen Verfassung stehe. Seil Jahren wird dieseWeiterbildung von der reichsländischen Regierung befürwortet. Alsich vor einein Jahre den Entschluß ankündigte, ein entsprechendesGesetz vorzulegen, da ist diese Absicht von dem überwiegenden Teilediese? hohen HauseZ mit Genugtuung begrüßt worden. Reichs-länder. und zwar Reichsländer, die über jeden Verdacht deutschfeind-licher Gesinnmig weit erhaben sind, haben mir immer ivieder gesagt:der Druck, der auf unserer politischen Entfaltung lastet, ist das Gefühl.daß wir als Deutsche zweiter Klasse behandelt werde».(Sehr richtig!bei den Elsässern.) Diesen Druck wollen ivir mit der Vorlage be-festigen und damit schädigen wir niclit das Reich, sondern wir fördern«S.(Sehr richtig!) Gewiß, jede Maßnahme, die sich mit Elsaß-Lothringen beschäftigt. schließt eine große Verantwortungin sich. Aber ich frage, welche Verantwortung ist die größere:Untätig mit den Händen im Schoß dem Fortexistieren von Zu-ständen zuzusehen, die kein Mensch für richtig, für befriedigend, sürsördernd ansehen kann, oder aber die Verantwortung dafür, zu versuchen, die bestehenden Mängel zu beseitigen?(Sehr richsig!) Ichwill die Verantwortung für die Untätigkeit nichttragen.(Beifall.) Damit wende ich mich zu den Parteien, diesich entschlossen haben, die Regierung bei ihrem Vorgehen zu unter-stützen. Bei dieser Gelegenheit ist uns draußen in der Presse, mirund der Vorlage, der Vorwurf gemacht worden, daß ja selbst d i eSozialdemokraten anscheinend die Absicht hätten, die Vor-läge zu unterstiitzen. Eine rechtsstehende Zeitung hat vor einigenTagen von der Morgengabe gesprochen, die die Sozialdemokratcuden, deutschen Kaiser mit diesem Gesetz darbringen. Das ist einSchlagwort, das ziehen soll, aber es ist unwahr.(Sehr richtig!)So wenig wie ich es Ihnen von der konservativen Partei verargenkann, daß Sie Ueberzcugungen und preußisches Empfinden nichtausgeben wollen, das Ihnen verbietet, für die Vorlage zu stimmen,so wenig kann ich de» Herren Sozialdemokraten verbieten, für dieVorlage zu stimmen, falls Sie die Absicht dazu haben.(Heiterkeit.)Ich kann nicht etwa dcsivegen die Vorlagezurückziehen. Das würde doch gerade der Auffassungvon der unabhängigen Haltung der Regierung widersprechen,die gerade von der rechten Seite des Hauses mit Recht von der Re-gierung gefordert wird.(Sehr richtig!) Aber ich schließe darausnoch ein weiteres. Der Weg. den die Kommissionsverhandlungengegangen sind, ist so voll Dornen gewesen, wie es selten der Fallgclvesen ist.(Sehr richtig!) Eine Ueberzeugung wird sich da Ihnenallen aufgedrängt haben: daS, worum wir hier kämpfen, steht zuhoch, als daß FraktionS- oder Parteiintercsse dabei denAusschlag geben könnte.(Sehr richtig I) Wir alle habe»ein gleichmäßiges Interesse.daran, daß sich Elsaß-Lothringen politisch uud lvirtschaftlich tüchtigentfalte.(Sehr richtig I) Das ist das sicherste Mittel für seineVerschmelzung mit dem Reich. Das Land ist uns vor 40 Jahrendurch das Vertrauen unserer Väter geworden. Durch dieses Ver-trauen werden wir auch jetzt vorwärts kommen.(Beifall: DerReichskanzler verläßt den Saal.)Abg. Wöhle(Toz.):Ich habe schon gelegentlich der Beratung des Gesetzentwurfesin erster Lesung von dieser Stelle aus aus die Wirtschaft-lichen schweren Nochteile hingewiesen, die Elsaß-Lothringen in den letzten Jahren dadurch erfahren hat,das es im Bundesrat nicht vertreten war, daß eö seinewirtschaftlichen Interessen dort nicht verteidigen konnte.Ich glaube auch, ich brauche nicht näher ans Einzelheiten einzugehen,sondern will mir konstatieren, daß die KommissionSbeschlüsse demRcgierungseiitwnrs gegenüber einen Fortschritt bedeuten, so-weit cS sich um den Artikel I handelt. Im Artikel U werden dieseFortschritte allerdings wieder h e r a b g e»u» d e r t. Dort wirdden Wünschen der großen Mehrzahl der elsaß-lothringischen Be-bölkerung nicht mehr in der Weise entgegengekommen, wie eSnotwendig geioesen wäre. Den Herren der Rechten gehen zwardie geringen Zugeständnisse, die gemacht worden sind, zu weit, undsie kämpfen mit aller Energie dagegen au. ES ist eigen-artig, daß misgerechnet ein sächsischer Richter berufensein mutz, die Interessen der preußischen Junker hier zuvertreten.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Nach meinerAuffassung hätten gerade die Herren aus Sachsen alle Veranlassung,diese Bortage namentlich in ihrem ersten Teil mit freundlichen Augenanzusehen und sich nicht alsBorspann für die preußischen Junkergebrauchen zu lassen.(Sehr richtig! links.) Wir wissen, daß dieserGesellschaft jedes Verständnis dafür abgeht, daß die elsaß-lothringischeBevölkerung ein Recht daraus hat, ebenfalls als gleichberechngterBundesstaat, als Glied des Reiches betrachtet zu werden.(Beifallbei den Sozialdemokraten.) Mit diesen Menschen sich übersolche Dinge auseinanderzusetzen, halte ich für voll-st ä n d i g überflüssig. Die Herren wollen sich nicht bekehrenlassen. Die Konservativen, die noch entschlossen sind, gegen dieVorlage zu stimmen, werden dadurch der Bevölkerung zeigen, w oeigentlich die wahren Feinde de r elsaß-lothrin-gischen Bevölkerung sitzen. Die Vorgänge hier werfenein grelles Schlaglicht auf die politischen Verhältnisse in Deutschlandüberhaupt.Sie zeigen, daß die preußischen Junker jedem noch so kleiürnFortschritt in Deutschland abhold find.(Sehr richtig I links.) Die sozialdemokratischen Vertreter habenin der ersten Lesung durch ihre Anträge die Wünsche der großenMehrheit der elsaß-lorhringischen Bevölkerung vertreten. Elsaß-Lothringen soll einen selbständigen Bundesstaat imDeutschen Reiche bilden im wahren Sinne des Wortes, und dieBundesratsstimmen sollen ihm ohne jede Einschränkung gewährtwerden. Das ist der Wille der elsaß-lothringischen Bevölkerung, unddas wollte auch unser Antrag. Wir beanttagten weiter: die Staats-gewalt übt das Volk durch die aufGrund desGe-setzes berufene Regierung aus, die Regierungs-geschästes werden durch einen vom Landtag aus seinerMitte gewählten RegierungSausschuß besorgt. Auchhiermit hatten wir den Wünschen der Mehrheit des elsaß-lothringischen Volkes Rechnung getragen. Diese unsere An-träge in der Kommission sind aber von den Vertreternsämtlicher bürgerlicher Parteien abgelehnt worden, ob-wohl man anerkannte, daß sie in der jetzigen Situationdie konsequentesten waren. Wenn wir in �der zweiten Lesung davonabsehen, diese Anträge wieder im Plenum zu stellen, so geschieht eSnur deshalb, weil wir die Nutzlosigkeit einsehen, hier im Plenum dieZustimmung der Mehrheit dafür erreichen zu wollen. Wir haltenaber nach wie vor diese Anträge für durchaus berechtigt. MeineFreunde betrachten die Vorlage alseine Abschlagszahlung,einen Anfang zum Besseren. Im Artikel I sind Verbesserungen ent-halten, denen wir zustimmen können. Die Zustände in Elsaß-Lothringen beweisen, daß der Regierungskarren voll-ständig in den Sumpf gerät, wenn dos Volk von derRegierung ausgeschlossen ist und diese nur von einer bestimmtenKlasse ausgeübt wird. Unsere Notabeln in Elsaß-Lothringen habenin den letzien Jahrzehnten bewiesen, daß sie unfähig sind, die Jnter-essen des Volles zu vertreten. Die Vorlage soll den Ansang bildenzu einer vernünftigen Verfassung, mit der der Regierungskarren inElsaß-Lothringen aus dem Sumpf gezogen wird. Wir stimmen ihrdeshalb zu.(Beifall bei den Sozialdemokraten.)Abg. Dr. Schädler(A.): Gerade das. was die Konservativen ander Vorlage bekämpfen, ist für uns das Erfreuliche. Wirbegrüßen es, daß durch die Gewährung der drei Stimmen Elsaß-Loibringen auf dem Wege zuin Bundesstaat ist. In dem bisherigenZustand mußte Elsaß-Lolhringen eine Zurücksetzung sehen.— DaßPreußen nicht gern Konzessionen macht, wie der Herr Reichskanzlerbetonte, haben wir im Reichstag oft genug erfahren. Freilichmachen auch die Parteien nicht gern Konzeisioncn, lieber nehmen siesolche entgegen.(Heiterkeit.) Auch bei dieser Vorlage werden wirnoch gern einige Konzessionen entgegennehmen. Die StellungPreußens im Bundesrat ivird durch die drei Stimmen nicht alteriert.Auch wir hoffen, wie Herr Kollege B ö h l e, daß die Vorlage einAnfang zum Besseren ist. Wenn seine Freunde bereit sind, hierpositiv mitzuarbeiten, so wird daS auch hoffentlich ein Anfang zumBesseren sein.(Heiterkeit und Bravo! im Zentrum.)Abg. Basserniann(natl.): Der starke Wille der Kommisston,über alle Schwierigkeiten hinweg schließlich doch zu einem positivenErgebnis zu kommen, entsprang der Ueberzeugung von der Not-wendigkcit, daß der bisherige Zustand in Elsaß-Lothringen unhaltbar war. Die Erfahrung beweist eben,daß überall da, wo veraltete Verfassungen und Wahlrechtssormendie EntWickelung des Volkes einengen, sichGärungsprozessegeltend machen. Das sehen wir bi« weit hinein in die Orient-st a a t e n. DaS Gesetz bedeutet ein großes Entgegenkommen gegen-über Elsaß- Lothringen. Wir hoffen, daß in die Hand, die derReichstag hier bietet, von der anderen Seite eingeschlagen werdenwird.(Bravo! bei den Nationalliberalen.)Abg. Dr. Müller-Meiningen(Vp.): Luch wir sind der Meinung,daß der kleinliche FraktionS st andpunkt bei dieser Vor-läge nicht ausschlaggebend sein darf. ES handelt sich hier um einnationales Werk, für dessen Zustandekommen jede der zustimmende»Parteien Opfer bringt. Die Konservativen möchte ich darauf hin-weisen: welch hämische Freude würde eS im Auslande er-regen, wenn es nickt gelänge, den Reichslanden wenigstens einHauplstllck der Autonomie zu verleihen. Au» kleinlichempreußischen Partikularismus undauS Furcht vor dem allgemeinen Wahlrechtsind die Konservativen zu Bundesgenossen der ärgstenNationalisten in Elsaß-Lothringen geworden. Wir hoffen, daß derWunsch des Grafen Wedel nicht in Erfüllung gehen wird, daß dieKonservativen über die Asche der Vorlage hinweg dem Reichskanzlerdie Freundeshand reichen werden. Mit je größerer Mehrheit dieBorlage angenommen wird, desto besser für daS Ansehen Deutsch-landS.(Bravo I links.!Abg. v. Dircksen(Rp.): Ein großer Teil meiner Freundestimmt der Vorlage zu. Auch wir bringen damit große Opfer undbedauern vor allem dieBerbeugung vor der Sozialdemokratie,die in dem Verzicht auf die Alterspluralstimmen liegt.Abg. Graf Miclczynski(Pole): Wir sind in diesen, Falle mitdem Vorgeben der Regierung e i u v e r st a n d e n. Sie hat Ver-ständnts für die Gefühle der elsaß-lothriiigischen Bevölkerung ge-zeigt. Mit dem Sprachenparagraph aber würde sür uns die Vor-läge unannehmbar. Möge die Regierung hier wirklich hart bleibenund Front machen gegen die Scharfmacher, die bei jederGelegenheit den preußiichen Standpunkt hervorkehren, wenn eS gilt,einen Fortschritt zu verhindern.(Bravo!)Abg. Graes(Wirtsch. Vg.): Die KommissionSverhandlungenwären gescheitert, ivenn nicht Dr. Frank-Mannhcim der Regierungals rettender Engel erschiciien wäre.(Heiterkeit und Hört I hört!)Uns muß die Tatsache, daß die Sozialdemokratie dieser hochpolitischenVorlag« zustimmt, äußerst mißtrauisch machen. Wir sehenin der Vorlage ein Ausnahmegesetz gegen Preußen.Abg. Hautz(Eis.): RamenS meiner politischen Freunde habe ichzu erklären, daß wir den, konservativen Antrag auf Streichung desAbsatz 8 im Artikel I zustimmen werden. Wir erblicken auchin dieser Bestimmung ein Ausnahmegesetz gegenPreutzen.(Große Heiterkeit.) Als Gegner aller Ausnahmegesetze stimmen wir auchgegeil dies« AuSnahinebestiinmuug. wem, sie sich diesmalauch gegen Preuße» richtet.(Heiterkeit.) Wir wollen«in outonomerBundesstaat sei», wie alle anderen. Wir bedauern deshalb dieFassung der Vorlage, die einen Stachel der Unzufriedenheit in denHerzen der Elsässer zurücklasse» muß. Ich bin nicht Jurist und binfroh, daß ich es nicht bin.(Heiterkeit.) Spezialisten aber, wieMinister v. Delbrück, der frühere Minister Gras Posadowskyund Hans v. Delbrück haben ausgesprochen, daß Bundesrats-stimmen für Elsaß-Lothringen so lange keinen Wert haben, als derStatthalter sie nach dem Willen des Kaiser? instruiert.Auch wir meinen, daß eS zu Konflikten zwischen Landtag und Statt-Halter, ja auch zwischen Landtag und Kaiser führen muß, wenn inder von der Regierung vorgeschlagenen Weise die BundeSratsslimmeninstruiert werden.(Abg. E m m e l sSoz.j ruft: Sie haben esja selbst beantragt! Große Heiterkeit.) Fälschen Sie doch nichtdie Geschichte, ich habe das niemals beantragt. Der Redner be-gründet schließlich einen Antrag seiner Freunde,_ wonach derStatthalter selbständig die Beamten in Elsaß-Lothringenernennen soll.Abg. v. Oldeuburg-Januschau(k.): Der Abg. Dr. Wagnerhat die Meinung meiner Freunde zu dieser Vorlage schon aus-gesprochen. Unsere preußischen Kreise, die wir zu beuteten die Cchrthaben, würden es aber nicht verstehen, wenn in dieser sür unserpreußisches und deutsches Vaterland so ernsten Stunde nichtauch ein Preuße spräche. Der Reichskanzler hat gesagt, es wärebedauerlich, daß wir die Mitarbeit versagt hätten. Ja. wenn wirselbst in der Lage gewesen, wenn wir den Zeitpunkt jetzt für ge-kommen gehalten hätten, diese Gesetzgebung ffür Elsaß-Lothringenzu inszenieren, die Art, wie die BundeSratSstimmen wirken sollen,hätte uns jede Mitarbeit unmöglich gemacht, denndas ist für uns ein Ehrenpunkt. Ich möchte die Herren,die diese Empfindung mit nnS teilen, bitten, die Gegnerschaft gegendiese Bestimmung nicht eine rein platonische sein zu lassen,sondern auch einem Gesetz die Zustimmung zu versagen, welchediesen Absatz enthält. Denn entweder sagt dieser Absatz nichts—nun. dann ist es doch eine sehr bittere Empfindung für Preußen,wenn eS in dem Bewußtsein, daß es seine nationalePflicht in den 40 Jahren, seitdem das Reich besteht, erfüllt hat. nunerlebt, daß doch ein so erhebliches Mißtrauen gegen seine Führungobwaltet, daß eine derartige Einschränkung der Stimmen notwendigerscheint, oder es bedeutet etwas. Ich bedauere eS, Herr Reichs-kanzler, daß in dieser Frage wirvollkommen außer Fühlunggekommen find mit dem Herrn Reichskanzler und dem preußischenMinisterpräsidenten.(Lautes Lachen links.) Denn wir erblicken indieser Sache einen Schlag gegen die Ehre und daS An-sehen Preußens.(Oho! links und vereinzeltes Bravo! rechts.)DaS auszusprechen, ist meine bittere Pflicht und Schuldigkeit, ob eömir angenehm ist oder nicht.(Sehr richtig I rechts.)Der Reichskanzler hat auf den Fürsten Bismarckexemplifiziert. Es ist aber etwas anderes, ob Fürst Bismarck,der drei große Kriege für die Ehre unseres Vaterlandes geführthatte(Bravo! rechts), um das Vertrauen der süddeutschen Slämmezu gewinnen, bis an die Grenze des Möglicken ging, oder ob nach40 Jahren irgend einer seiner Herrest Nachfolger(StürmischesGelächter links) sich auf den Weg der AuSnahmegesetzgebunggegen Preußen begibt; denn darauf käust die Klausel letztenEndes hinaus. Wir Konservative, die wir nur schweren Herzensgegen die Regierung stimmen, die wir e« sonst alsunsere Aufgabe betrachten, die Regierung zu unterstützen(Lachenlinks), für uns ist eS eine schwere Entscheidung in dieser Frage,gegen die Regierungsvorlage aufzutreten. Wenn der Herr Reichs-kanzler auf die preußische Geschichte einging, so muß ichsagen, im Privatleben gilt wohl der Satz: Edel seider Mensch, hilfreich und gut! in der Politik hat zugroße Nachgiebigkeit aber niemals dem Vaterlandgenutzt, vom kaudinischen Joch bis Olmütz.(Lachen links.) Un«Konservativen wird es sehr schwer gemacht, die Regierung zu unter-stützen, denn oft genug mußten wir erleben, daß die Regierung vonihr als richtig festgelegten Grundsätzen selbst abweicht. Bei derersten Reichsfinanz reform habe ich gegen meineUeberzeugung gestimmt für die Einführung derErbschaftssteuer, weil der Finanzminister v. Rheinbaben und derReichskanzler Fürst B ü l o w eindringlich nachwiesen, daß dieSteuer in der vorgelegten Form dem Wohle des Vaterlandes entsprichtund keine berechtigten Interessen verletzt, was ist miraber passiert? Nach zwei Jahren hat derselbe Finanzministerv. Rheinbaben eine ebenso glänzende Rede gegenseinen früheren Standpunkt gehalten(Heiterkeitlinks) und der Reichskanzler Fürst B ü l o w hat gesagt, daß wir einfrivoles Spiel trieben mit de» Interessen de« Baterlandes, wenn wiranderer Meinung sein würden. Durch die preußische kleine Wahl-reform haben wir sechs Sozialdemokraten ins Abgeordnetenhaus gebracht.(Große Heiterkeit bei den Sozialdemo-kraten.) Ich stimmte damals dafür, unter der Wucht der Erklärungdes jetzigen Reichskanzlers, daß damit allein Notwendigen für Jahrehinau« Genüge geschehen sei. Zwei Jahre später brachte dieNegierung schon eine neue Wahlreform, sogar inder feierlichen Form der Thronrede.(Große Heiterleit links.)Der hochverehrte Herr Reichskanzler(Heiterkeit links) hat im preutzi-schen Abgeordnetenhause auf die großen Bedenken aufmerksam gemacht, die dem allgemeinen Wahlrecht entgegenstünden. Er hat vongottgewollten Abhängigkeiten gesprochen und jetzt wirdvon mir verlangt,daß ich für daS allgemeine Wahlrecht stimme.(Erneutes Lachen links.) Wer noch vor acht Tagen wie einWinkel rieb die Speere auf sich gelenkt und die Regierungim Kampfe gegen die Sozialdemokratie unterstützt hat,der würde heute die Zustimmung zu dieser Borlage nichtverantworten können, weil sie nicht zustande kommen kann ohnedie Hilf« der Sozialdemokratie.(Ruf links: Es gehteben auch ohne Sie!) Nun hat der Reichskanzler sehr richtiggesagt, er könne die Sozialdemokraren nicht daran hindern, für dieVorlage zu stimmen. Selbstverständlich können wir Sie(zu denSozialdemokraten) auch nicht daran hindern, wenn Sie einmal mituns stimmen. Aber ein« muß ich sagen: ich danke den Herren, diedieses Kompromiß inauguriert und gefördert haben, daß sie unsausließen am Schluß der Verhandlungen.(Lebhafte Zustimmungrecht«.) lieber das Ausmaß der Macht des deutschen Kaisersin Elsaß-Lothringen oder über den Punkt mit den preußischenStimmen im Bundesrat können wir nichr verhandeln mit Ihnen,meine Herren von der Sozialdemokratie.(Lautes Gelächter bei denSozialdemokraten. Lebhafter Beifall rechts.) DaS werden wir nichttun, so lange die kaiserliche Standarte über demSchlosse von Berlin weht.(Lautes Lachen links.) Dasverbietet uns der Respekt vor der Stellung unseres kaiserlichenHerrn, das verbietet uns unser Gewissen und die G e-schichte unseres Vaterlandes und unserer Partei.(LautesLachen links, wiederholter Beifall rechts.)Reichskanzler v. Bethmaun-Hollweg: An, Schlüsse seiner Aus-führungen bat der Vorredner von den kaiserlichen Rechtenin Elsaß-Lothringen gesprochen, über die er nicht mit den HerrenSozialdemokraten verhandeln könnte. Sie, meine Herren von derkonservativen Partei, werden den verbündeten Regierungen nichtden Vorwurf machen können, daß Sie die kaiserlichen Rechte in dervon Ihnen eingebrachten Vorlage nicht hochgehalten haben, nnd nichtbis zum Schluß hochhalten werden.(Bravo!) Der Vorredner hat weiterder Auffassung seiner Partei über die BundeSratSstimmeneinen scharfen Ausdruck gegeben. Er hat dabei die Wendung gebraucht.die den BundesratSstimmcu angefügte Klausel sei ein Scfclag gegendie Ehre Preußens. Er hat vom kaudinischen Joch und von Olmützgesprochen. Ich habe im preußischen Abgcordnetcnhauseund daS habe ich heute hier andeutend wicdcc�lt— da«Opfer anerkannt, das Preußen in der Gewährung dieser Klauselder Vorlage und dem Deutschen Reiche gebracht hat. Ich habe auS-drücklich ausgesprochen, daß ich volles Verständnis und mehr alsvolles Verständnis— denn ich selber bin Preuße— dafür habe,daß Sie(zu den Konservativen) au dieser Klausel Anstoßnehmen. Aber e-Z handelt sich um die Bedeutung dieserKlausel, um die Bedeutung der Macht Preußens im Bundes-rat, und vor allem um die Tatsache, daß der Einfluß Preußens imBundesrat nicht von Zahlen abhängt, sondern von derHaltung.