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Gesetz Knüppel zwischen die Beine werfen. Trotz aller Mängel der Borlage halten wir ihre Annahme für unumgänglich notwendig, wenn in Elsatz-Lothringen   Ordnung geschaffen werden soll, eine Ordnung, die einen großen Fortschritt bedeutet.(Bravo  ! im Zentrum.» Abg. Winkler(k.): Auf den Vorwurf des Vorredners möchte ich mit der Frage antworten, ob denn seine Partei noch niemals Ver- besserungsanträge gestellt hat bei Vorlagen, die sie im ganzen ab- lehnte. Herrn Bebel möchte ich erwidern, daß unser Antrag in der Sprachenfrage eine Einschränkung des Kommissionsbeschlusses will. Abg. Graf Oppersdorf(Z.): Die Erklärung des Staatssekretärs zur Sprachenfrage hat unsere Bedenken in dieser Sache nicht ganz beseitigen können. Für uns handelt es sich vor allem um das Prinzip. Im übrigen herrscht durchaus keine Uebereinstimmung darüber, was eigentlich in der Sprachenfrage geltendes Recht ist. Staatssekretär Dr. Delbrück: Das Regulativ vom 4. Januar 1874 regelt die Sprachcnfrage in klarer Weise und der Erlaß vom 26. März 1310 steht mit diesem Regulativ nicht in Widerspruch. Abg. Hauß(Elf.): Ich verstehe den Beifall, den Herr Gröber gefunden hat, denn es muß für Sie(zur Linken) eine besondere Freude geloesen sein, Freunde und Frakrionsgenossen des Herrn Gröber, die bisher nur zum Zentrum gestanden haben, von ihm dem Gespött- preisgegeben zu sehen.(Bewegung Unruhe im Zentrum.) Seine Worte werden ihm bei Erörterung des ToleranzantrageS des Zentrums vorgehalten werden. In namentlicher Abstimmung wird der konservative An- trag zum§ 24a mit 209 gegen 108 Stimmen bei 10 Stimm­enthaltungen abgelehnt. Der konservative Antrag zum Sprachenparagraphen wird mit großer Mehrheit gleichfalls abgelehnt. Der Antrag Dr. Will(Elf.) über die Konfesfionsschulen wird zurückgezogen. Die Abstimmung über den§ 24b(Sprachenparagraph) ist eine namentliche. Sie ergibt die Annahme des Paragraphen mit 220 gegen 100 Stimmen bei 5 Stinimenthaltungen. Der Rest des Gesetzes wird debattelos angenommen. Das Hans vertagt sich. Nächste Sitzung: Mittwoch 12 Uhr.(Wahlgesetz für EIsaß> Lothringen  , Kleine Vorlagen.) Schluß 7»/« Uhr._ Hus Induftrie und f)andel. Steigende Lebensmittelpreise. Die Preisrichtung am Lebensmittelmarkt ging im April nach aufwärts und zwar im Gegensatz zum Vorjahre, wo derselbe Monat eine Ermäßigung des Preisniveaus gebracht hatte. Selbst im Jahre 1909, in dem die Nahrungsmittelpreise von März auf April ebenfalls in die Höhe gingen, ist die Steigerung nicht so groß ge Wesen wie dieses Jahr. Der Nahrungsmittelaufwand einer vierköpfigen Familie, berechnet nach der Ration des deutschen Marinesoldaten, stellte sich für 55 deutsche Städte im März d. I. pro Woche durchschnittlich auf 23,59 M. und im April auf 23,72 Dt. Die Standardziffer hat sich demnach um 0,13 M. erhöht. Von Januar auf April ist die Standardziffer in diesem Jahre um 0,19 M. hinaufgegangen, während sie im vorigen Jahre in der gleichen Zeit um 0,04 M. gesunken war. Gegenüber dem Monat April 1909 weist sie noch einen Vorsprung von 0,87 M. auf. Zölle in den Kolonien. Wiederholt schon haben wir auf die Bestrebungen hingewiesen, die darauf abzielen, die deutschen Kolonien in den deutschen Zoll- tarif einzubeziehen, so daß ihr Handelsverkehr(Ein- und Ausfuhr) mit Deutichland zollfrei, mit anderen Ländern dagegen denselben Zöllen unterworfen wäre, wie der deutsche. An der Hand der Tat- fachen haben wir gezeigt, daß damit nur dem privaten Interesse einiger Kaufleute und Industriellen gedient wäre. Nun weist Karl Rathgen   in einem Aufsatz in Schmollers Jahrbuch nach, daß eine solche Erschwerung des freien Handelsverkehrs der Kolonien mit fremden Ländern dem allgemeinen Verkehr unter allen Um- ständen mehr hinderlich als nützlich sein müßte. In den englischen Kolonien kommen nur 46 Proz. der Einfuhr aus dem Mutterlande, in den französischen   abgesehen von Algier   und Tunis  , die ja dem Mutterlande so nahe liegen, daß sie wirtschaftlich fast als dessen Provinzen anzusehen sind beträgt der Anteil des Mutterlandes an der Ein- fnhr ebenfalls kaum die Hälfte, in den deutschen dagegen un- gefähr zwei Drittel. Natürlich ist das Verhältnis in den ver- schiedenen Schutzgebieten verschieden. In Südwestafrika stammen nur 19 Proz. der Einfuhr(6,3 Mill. Mark) aus fremden Ländern, in Kamerun   29 Proz.(4,6 Mill. Mark), in Togo  41 Proz.(2,9 Mill. Mark), in Ostafrika   59 Proz.(14 Mill. Mark), in der S ü d s e e 73 Proz.(5,5 Mill. Mark). Ein größeres all- gemeines Interesse an der Erschwerung der Einfuhr au  « außer- deutschen   Ländern, wenn man ein solches überhaupt zugestehen will, würde also höchstens in Ostafrika   und der Südsee vorliegen. Gerade dort stehen solchen Versuchen internattonale Verträge(die Kongo  - Akte und das Samoaabkommen) im Wege. Da außerdem manche Artikel des kolonialen Bedarfs in Deutschland   überhaupt nicht produziert werden, so würde nach Rathgens Schätzung als Er gebnis solcher zollpolitischen Experimente höchstens eine Förderung der deutschen   Ausfuhr um 6 7 Mill. Mark zu erhoffen sein. Da aber die anderen Staaten zweifellos mit einer Erschwerung der deutschen   Ausfuhr nach ihren Kolonien antworten würden, so wäre eine ungleich größere Schädigung des deutschen   Exports zu ertvarten. Denn nach fremden Kolonien betrug unsere Ausfuhr schon 1898 182 Mill. Mark, die sich 1901 auf 246 und bis 1908 auf 324 Mill. Mark gesteigert hatte. Also selbst vom Standpunkt der be- schränktesten bürgerlichen Handelspolitik wäre es ein höchst törichtes Beginnen, die deutschen   Zollniauern auf die Kolonien auszudehnen. Einige wenige Interessenten hätten Vorteil davon, die große Mehr zahl immensen Schaden._ Auf dem Wege zum Eisentrust. In der österreichischen Eisenindustrie, die etwa den achten Teil der reichsdeutschen Erzeugung produziert(1908=- 1,467, im ganzen Reiche, mit Ungarn   und Bosnien  , 2,042 Millionen Tonnen) vollzieht sich die gleiche Enttvickelung zu umfassenden Riesenbetrieben wie bei uns. Vor kurzem hat die'Prager Ei s e n i n d u st r i e g e s el l- fchast die Böhmische Montangesellschaft aufgesogen. Sie besitzt auch einen erheblichen Teil der Aktien der namentlich in Steiermark   arbeitenden Alpinen Montangesellschaft. Und jetzt ist diese daran, in Steiermark   weitere bedeutende Erzgruben zu erwerben. Die alte Fabrikantenfirma S ch o e l l e r u. C o., die im vorigen Jahre schon ihre Zuckerfabriken in Aktienbetrieb verwandelt hat. ist nun im Begriff, ihre zum T ernitz er Walzwerk in Niederösterreick gehörenden Betriebe gleichfalls an Aktiengesellschaften abzugeben. Der Preis ist 12>/z Millionen Kronen. Während die Alpine Montangesellschaft   die Gruben erwirbt, geht das Walzwerk selbst in die Hände der Oesterreichischen Berg- und Hüttenwerksgesellschaft über, der Erwerberin der großen Eisenwerke des Erzherzogs Friedrich, die erst vor kurzem den zweit» größten Steinkohlenbergwerksbesitz zusammengekauft hat. Diele wird aber voraussichtlich das Werk nicht weiter betreiben. Sie wird den ihm zustehenden Anteil von 4 Proz. der durch Kartellvcrtrag ge- regelten österreichischen Stabeisenerzengung erwerben und daS Werk selbst voraussichtliw eingehen lassen, um auf ihren schlesischen Hütten den Mehrbetrog billiger zu erzeugen. Mus der Frauenbewegung Ausdehnung der Gesindeordnung? In einem längeren Artikel, betiteltDie Aufwartefrau", veröffentlicht ein gewisser Freiherr von Liebenstein, Dr. jur., im Berliner Tageblatt" Nr. 259 vom 22. Mai d. F. juristische Be- trachtungen über die ungünstige Rechtslage, in der sich die armen, geplagten bürgerlichen Hausfrauen den übermütigen und ver- änderungssüchtigen Auftvärterinnen gegenüber befinden. Die Aufwartefrau wird bekanntlich nur zur Verrichtung bestimmter Dienste auf bestimmte Zeiten des Tages gemietet und zählt da sie nicht wie ein Dienstmädchen in den Familienverband auf- genommen wird nicht zum Gesinde, unterliegt also auch nicht der Gesindcordnung. sondern den Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches über den Dienstvertrag. Der freiherrliche Jurist nimmt nun alsallgemein bekannt" an,daß gerade Aufwarte- frauen, wenn und wann es ihnen beliebt, dem angenommenen Dienst fernbleiben und die Hausfrau in unangenehmster Lage sitzen lassen". Verklagt die Hausfrau nun eine solche Vertrags brüchig gewordene Aufwärterin auf Schadenersatz, so erzielt sie bestenfalls mit einem Kostenaufwand von 50 M. eine Verurteilung der Ausreißerin, die der Gnädigen aber nichts nützt, da eine Pfändung der Verurteilten gewöhnlich fruchtlos ausfällt. Als Ausweg aus diesem Dilemma empfiehlt der Jurist einmal den Versuch, die Aufwärterin zur Gestellung einer Kaution(!) zu bewegen, die durch Kontraktbruch durch jene verfiele. Noch besser aber erscheint ihm das Mittel der Unterstellung der Auf- warte frauen unter die Gesindeordnung mittels Gesetzes, um das rasch wirkende, ausgleichende Eingreifen der Polizei auch in diesem Arbeitsverhältnis zur Hand zu haben. Bisher bestand der einzige Vorzug, den diese meist elend be- zahlten und ständig abgehetzten Gehilfinnen der Hausfrau in ihrer Stellung besaßen, darin, daß die verrotteten Bestimmungen der Gesindeordnung keine Gewalt über sie hatten. Natürlich ist es eine nichtsnutzige Uebertreibung, daß die Aufwärterinnen gewohn- heitsmäßige Kontraktbrecherinnen smd. Wo sie anständig bezahlt und gut behandelt werden, pflegen sie erfahrungsgemäß zuverlässig und ausdauernd zu arbeiten. Diese Vorbedingung trifft aller- dings nicht gar zu häufig zu. Ein ständiger Streitpunkt zwischen den Beteiligten ist z. B. die willkürliche Ausdehnung der Arbeits- zeit durch die Hausfrau, ohne daß Extrabezahlung für Ueberzeit- arbeit geleistet wird. Wenn die Aufwärterin in solchem Falle kurzen Prozeß und der Auswucherung ihrer Arbeitskraft ohne alle Formalitäten ein Ende macht, wer kann es ihr verdenken-? Und um den unreellen Hausfrauen das Rückgrat zu steifen, eine Aus- dehnung der Gesindeordnung, die so verhaßt ist bei allen, die ihr unterstellt sind, weil sie sie zu Arbeitern zweiter Klasse macht? Ein linksliberales Blatt, wie dasBerliner Tageblatt" es sein will, sollte sich schämen, einem so reaktionären Vorschlag kritiklos Ver- breitung zu verschaffen. Nicht Ausdehnung, sondern Aufhebung des hundertjährigen Unrechts der Gesindeord- nung ist die Losung! Die organisierten Hausangestellten, die in diesem Sinne für eine Besserung ihrer Lage kämpfen, sehen an dem Beispiel desBerliner Tageblatt" wiederum, wie wenig sie sich auf bürgerliche Unterstützung verlassen können. Da- gegen fanden und finden sie tatkräftigen Rückhalt und jede nur denkbare Förderung ihrer Bestrebungen in der mündlichen Agi- tation, sowie in der Presse und in den Parlamenten durch die Vertreterin des klassenbewußten Proletariats, die Sozialdemokratie. Das Frauenwahlrecht in den deutschen   Gemeinden. Im Auftrage des Allgemeinen Deutschen Frauenvercins hat die Leiterin der Frankfurter   Auskunftsstelle für Gemeindeämter, Jenny Apolant  , eine Arbeit herausgegeben:Stellung und Mitarbeit der Frau in de-n Gemeinden", die auf Grund des von der Auskunftsstelle gesammelten Materials«ine Zusammenstellung all der verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen bringt, nach denen Frauen in deutschen Bundesstaaten und Bezirken das kommunale Wahlrecht besitzen. Zunächst sei betont, daß nirgends in Deutschland   die Frauen das passive Wahlrecht besitzen. Auch das aktive Wahlrecht können sie da, wo es ihnen zusteht, meist nur-durch einen Bevollmächtigten ausüben lassen. In Preußen besitzt die Frau dieses aktive indirekte Wahlrecht in den Bezirken von Ostpreußen  , Westpreußen  . Brandenburg  , Posen, Schlesien  , Sachsen  , Westfalen  , Heffen-Nassau und Schleswig-Holstein  . In Hohenzollern   besitzen sie das indirekte Wahlrecht sowohl in den Land- als auch in den StadtgemeinÄen. In der Provinz Hannover   können sie ihr Wahlrecht persönlich aus- üben. Ein an den Grundbesitz gebundenes Wahlrecht besteht im Königreich Sachsen. Unverheiratet« Grundbesitzerinnen haben hier sogar das persönliche Stimmrecht, während verheiratete sich durch ihren Gatten vertreten lassen müssen. Kein kommunales Wahlrecht besitzen die Frauen im Königreich Württemberg, ferner in der Rheinprovinz  , im G-rohherzogtum Baden, Oldenburg  , Elsaß Lothringen  , in den beiden Mecklenburg  . Anhalt, Reuß j. L. In Hessen   besitzen sie es zu den Kreiswahlen. Das indirekto Wahlrecht sowohl zu den städtischen als auch den ländlichen Gemeinden steht den Frauen zu in Sachsen-Mei ningen. Reuß j. L., Sachsen-Coburg-Gotha, und Reuß ä. L. Nur in den Landgemeinden, aber dafür persönlich darf sie wählen in Schwarzburg-Sondershausen  , Rudolstadt  , Braunschweig  , Schaum- burg-Lippe, Lippe-Detmold. Sachsen-Altenburg. In den drei Hansestädten ist das Frauenwahlrecht folgendermaßen geregelt. In Hamburg   besitzen sie das indirekte Wahlrecht, in Bremen   steht ihnen das persönliche Wahlrecht zu den Gemeinde- und Kreistags Wahlen zu, in Lübeck   endlich können sie persönlich in den Land- gemeinden wählen. Diese Zusammenstellung beweist, daß die Frauen in Deutsch  - land heute bereits ein viel größeres Wahlrecht besitzen als allgemein angenommen wird und als sie es daher auch tatsächlich gebrauchen. An den Frauen ist es daher, überall da, wo die gesetzlichen Bor  - schritten es ihnen in irgendeiner Form gestatten, von dieser Waffe Gebrauch zu machen, um so die kommunalen Körperschaften in ihrem Interesse zu beeinflussen. Mus aller Alelt. Cm ecbt nimrcbca Stück. Vor einigen Jahren hatte der Petersburger Stadtrat Generalmajor Medwedjew die Verwaltung der städtischen Gaswerke unter sich. Bei einer Revision der Kohlenvorräte waren vier Millionen KilogrammSteinkohle verschwunden. Da Medwedjew ein tadelloser russischer Ehrenmann ist, gab er für das Verschwinden der Vorräte die originelle Erklärung, daß die in Petersburg   herrschenden starken Winde die ver- lustig gegangenen vier Millionen Kilogramm Kohlen fortgeweht hätten. Die ebenso tadellos ehren- hafte Stadtverwallung glaubte an die Macht der Winde. DaS ist um so verständlicher, als auch in anderen städtischen VerwaltungS- körpern die Naturkräfte ähnlich stark gehaust haben. Der jetzt mit der Revision der Stadtverwaltung betraute Senator Neidt- Hardt ist weniger gutgläubig. Neben anderen Musterbeamten hat er auch gegen Generalmajor Medwedjew Anklage erhoben, weil dieser die Steinkohlen verkauft und das Geld eingesteckt hat. Im Zeichen der Wettflüge. In Deutschland   finden zurzeit zwei aviatische Wettbewerbe statt: der sächsische Rundflug und der rheinische Zu- verlässigkeitsflug. Der sichstsch« Rundflug nahm am Sonntag in Chemnitz   seinen Anfang. Infolge des Pechs verschiedener Flieger kam es jedoch nur zu einigen besseren Leistungen. WienczierS, der neben Lindpaintner   als Favorit galt, hatte nur einen Morane-Eindecker zur Stelle, der sich als fluguntauglich erwies. WienczierS, der sich bekanntlich durch vor- züyliche Flugleistungen ausgezeichnet hat und auch Inhaber des deutschen Höhenrckords ist, wird mit einem Bleriotapparat erst in einigen Tagen in die Konkurrenz eingreifen können. Von den übrigen Fliegern tat sich Lindpaintner   hervor, der auf einen Farman- Doppeldecker einen 30 Kilometer-Ueberlangflug ausführte und beim Höhenflug eine Höhe von 1500 Metern erreichte. Am Dienstag nachmittag stieg Lindpaintner   zum ersten Etappen. fluge nach Dresden  , wo er um 7% Uhr landete. Wegen Motor- defekts hatte L. zwei Zwischenlandungen vornehmen müssen. Beim rheimschrn Zuverlässigkeitsflvg starteten 5 Flieger, von denen jedoch nur zwei, Brunhuber (Albatros-Doppeldecker) und Hirth(Etrich-Rumpler-Eindeckcr) die ersten drei Etappen Baden-Baden   Frciburg, Freiburg   Mül­ hausen   und Mülhausen   Straßburg   mit den vorgeschriebenen Zwischenlandungen, insgesamt 250 Kilometer, einwandfrei absol- vierten. Jeannin mußte infolge Defekts aus dem Zuverlässig- keitswettbewerbe ausscheiden, ebenso Thelen. Straßburg   haben mit Verspätung noch Witten   st ätter und L a e m l i n erreicht. Am Mittwoch findet der Weiterflug statt. Paris   Madrid  . Bei dem großen Ueberlandflug Paris Madrid sind die ersten beiden Etappen Paris   Angouleme   und Angouläme San Sebastian  nur von zwei Fliegern vorschriftsmäßig zurückgelegt worden, näm- lich von V e d r i n e(Morane-Eindecker) und G a r o S(Bleriot- Eindecker). Die beiden Strecken stellen die höchst respektable Distanz von zusammen 800 Kilometern dar. Am Donnerstag ist die letzte Etappe San Sebastian Madrid zurückzulegen. In Angouleme   kau, es am Montag zu schweren Exzessen deS Publikums, da des schlechten Wetters wegen die in Aussicht ge- stellten Schauflüge nicht stattfinden konnten. Tödlicher Absturz in Sttastburg. Wie uns ein Telegramm aus Straßburg   i. Elf. meldet, ist der an dem Zuverlässigkeitsfluge beteiligte Aviatiker L ä m m l i n heute abend bei Schauflügcn auf der Polygon- Flugbahn in Straßburg   aus einer Höhe von dreißig Meter abgestürzt. Lämmlin war sofort tot. sein Apparat wurde vollständig zertrümmert. Die Tragödie einer Mutter. In dem sächsischen Orte Brambach, nahe der böhmischen Grenze durchschnitt in der vergangenen Nacht die E h e f r a u des Hilfsweichenwärters Adler ihren ältesten Kindern im Alter von vier, sieben und acht Jahren mit einem Rasier- messer die Kehle und erträntte sich sodann mit ihren beiden jüngsten Kindern im Alter von wenigen Wochen und ändert» haw Jahren im Mühlengraben. DiebstahlSderdacht hat die Frau, die in einem Briefe ihre Unschuld beteuert, zu der furchtbaren Tat veranlaßt. Die Ueberfchwemmung in Tchlefie«. DaS feit einigen Tagen gemeldete Hochwasser der Oder und ihrer Nebenflüsse hat in Schlesien   zu großen Ueberschwem- mungen geführt. Die ganze Oderniederung bildet einen großen See. In Niebotschau und Buckau   find j««in Arbeiter dem Hochwasser zum Opfer gefallen. Aus R a t i b o r wird ge- meldet, daß ein Gendarm aus Mährisch-Ostrau   und zwei andere Personen ertrunken sind. In T r o p p a u ist ein Hau« eingestürzt. Der Wasserspiegel der Oder ist gestern etwa» gefallen, doch wird ein erneutes Steigen befürchtet, da im Gebiet der Oderzuflüff« wieder große Regenmengen nieder- gegangen sind. Ländlich, fittlich. Im.Negat-Boten", einem fränkischen Lokalblatt, findet sich folgende originelle Schilderung über einen widerspenstigen Gemeinde- bullen:.Im nahen Wernfel» ist dieser Tage ein heitere« Stückchen passiert. DaS ist«in Kreuz, sagte der Heiner, der jetzige Zuchtbullenhalter und Polizeidiener a. D.. wenn man für eine ganze Gemeinde einen Bullen kaufen soll. Borige» Jahr haben wir einen gekaust, der war allen Leuten zu klein. Heuer haben wir einen schönen Kerl, sagt er, und der Gemeindekassier sagt es auch, der Bürgermeister war selbst dabei, wie wir ihn gekaust haben, aber springen will er nicht. Nun warten wir halt, meinte er; und sie haben gewartet. Richtig sollte er wieder einmal seines Amte» walten. Di« ganze Nachbarschaft war neu- gierig und hatte sich versammelt, aber eS war wieder nichts. Den heben wir hinauf, sagte so ein Pfiffikus. Ein Paar Schubkarrenttäger her, haben» geschrien und gehoben Habens, ein Wirt, der Gemeindekasfier und noch zwei bis drei tüchtige Handfeste, daß sie geschwitzt haben, aber in die Höhe ge- bracht Habens ihn nicht. Laßt ihn gehen, sagte der Gcineindekassier, und jagt ihn zum Teufel, wenn uns jemand sieht, werden wir auf die Fastnacht gespielt. Donnerwetter, sagte darauf der Heiner, wenn's nicht anders geht, müssen wir eine Winde nehmen, da geht mir zuviel Geld verloren. Sonst hat mir mein Ochs etwas ein» getragen und mit dem ist'S nichts, seufzte er schwer. Und beinahe wären ihm die Tränen gekonmien. Nun wollen sie extra eine Patentwinde bestellen, wie eS mit der geht, müssen"wir halt abwarten." Hoffentlich gehts den Wernfelsern dabei nicht so wie den Schildbürgern, als sie ihren Ochsen zum Grasen auf die Stadt- mauer zogen._ Kleine Notizen. Eine menschliche Fackel. Auf gräßliche Weise hat in Solingen  ein zunges Mädchen Selbstmord verübt. ES übergoß seine Kleidung mit Petroleum und zündete sie an. Unter fürchterlichen Schmerzen starb das Madchen bald darauf. Durch Einatmen giftiger Gase wurden in der Fabrik für Teer- Verwertung in D u i S b u r g- M e i d e r i ch fünf A r b e i t e r be- täubt. Sie wurden in bedenklichem Zustande dem Hospital zu- gefuhrt. Einer derselben ist s ch w e r e r k r a n k t. Fleischvergiftung. In dem belgischen Orte Lembeek sind 15 Personen infolge Genusses verdorbenen Fleisches unter Verglftuiigserscheimingen erkrankt; zwei von ihnen find be- reitS gestorben. Schweres Bootsunglück. Bei einer Fahrt auf der Seine kenterte m ParrS ein mit vier Arbeitern und zwei Kindern besetztes Boot. Alle sechs Insassen ertranken, ehe Hilfe gebracht werden konnte. Mutter Erde Meere spendet Segen. Auf der im Kaspischen liegenden Insel T s ch e l e k e n wurde eine neue Naphthaquelle angebohrt. Ihr Erti»; ist täglich etwa- ine Million Pud da» sind 16 850 000 Kilogramm Rohpetroleum. Der gespendete Reichtum kommt natürlich nicht den, russischen Volke, sondern einer privaten Gesellschaft zugute. '�Verantwortlicher Redakteur: Klbert Wachs, Berlin  . Für den Jnjeratenicilverantw.: Th. Glocke, Berlin  . Druck».Verlag: Vorwärt» Buchdruckerei u. Berlagsanstalt Paul Singer u-Co.. Berlin