Gesetz Knüppel zwischen die Beine werfen. Trotz allerMängel der Borlage halten wir ihre Annahme für unumgänglichnotwendig, wenn in Elsatz-Lothringen Ordnung geschaffen werdensoll, eine Ordnung, die einen großen Fortschritt bedeutet.(Bravo!im Zentrum.»Abg. Winkler(k.): Auf den Vorwurf des Vorredners möchte ichmit der Frage antworten, ob denn seine Partei noch niemals Ver-besserungsanträge gestellt hat bei Vorlagen, die sie im ganzen ab-lehnte. Herrn Bebel möchte ich erwidern, daß unser Antrag in derSprachenfrage eine Einschränkung des Kommissionsbeschlusses will.Abg. Graf Oppersdorf(Z.): Die Erklärung des Staatssekretärszur Sprachenfrage hat unsere Bedenken in dieser Sache nicht ganzbeseitigen können. Für uns handelt es sich vor allem um dasPrinzip. Im übrigen herrscht durchaus keine Uebereinstimmungdarüber, was eigentlich in der Sprachenfrage geltendes Recht ist.Staatssekretär Dr. Delbrück: Das Regulativ vom 4. Januar1874 regelt die Sprachcnfrage in klarer Weise und der Erlaß vom26. März 1310 steht mit diesem Regulativ nicht in Widerspruch.Abg. Hauß(Elf.): Ich verstehe den Beifall, den Herr Gröbergefunden hat, denn es muß für Sie(zur Linken) eine besondereFreude geloesen sein, Freunde und Frakrionsgenossen des HerrnGröber, die bisher nur zum Zentrum gestanden haben, von ihmdem Gespött- preisgegeben zu sehen.(Bewegung—Unruhe im Zentrum.) Seine Worte werden ihm bei Erörterungdes ToleranzantrageS des Zentrums vorgehalten werden.In namentlicher Abstimmung wird der konservative An-trag zum§ 24a mit 209 gegen 108 Stimmen bei 10 Stimmenthaltungen abgelehnt.Der konservative Antrag zum Sprachenparagraphen wird mitgroßer Mehrheit gleichfalls abgelehnt.Der Antrag Dr. Will(Elf.) über die Konfesfionsschulen wirdzurückgezogen.Die Abstimmung über den§ 24b(Sprachenparagraph) ist einenamentliche. Sie ergibt die Annahme des Paragraphenmit 220 gegen 100 Stimmen bei 5 Stinimenthaltungen.Der Rest des Gesetzes wird debattelos angenommen.Das Hans vertagt sich.Nächste Sitzung: Mittwoch 12 Uhr.(Wahlgesetz für EIsaß>Lothringen, Kleine Vorlagen.)Schluß 7»/« Uhr._Hus Induftrie und f)andel.Steigende Lebensmittelpreise.Die Preisrichtung am Lebensmittelmarkt ging im April nachaufwärts und zwar im Gegensatz zum Vorjahre, wo derselbe Monateine Ermäßigung des Preisniveaus gebracht hatte. Selbst imJahre 1909, in dem die Nahrungsmittelpreise von März auf Aprilebenfalls in die Höhe gingen, ist die Steigerung nicht so groß geWesen wie dieses Jahr. Der Nahrungsmittelaufwandeiner vierköpfigen Familie, berechnet nach der Ration des deutschenMarinesoldaten, stellte sich für 55 deutsche Städte im März d. I.pro Woche durchschnittlich auf 23,59 M. und im April auf 23,72 Dt.Die Standardziffer hat sich demnach um 0,13 M. erhöht. VonJanuar auf April ist die Standardziffer in diesem Jahre um0,19 M. hinaufgegangen, während sie im vorigen Jahre in dergleichen Zeit um 0,04 M. gesunken war. Gegenüber dem MonatApril 1909 weist sie noch einen Vorsprung von 0,87 M. auf.Zölle in den Kolonien.Wiederholt schon haben wir auf die Bestrebungen hingewiesen,die darauf abzielen, die deutschen Kolonien in den deutschen Zoll-tarif einzubeziehen, so daß ihr Handelsverkehr(Ein- und Ausfuhr)mit Deutichland zollfrei, mit anderen Ländern dagegen denselbenZöllen unterworfen wäre, wie der deutsche. An der Hand der Tat-fachen haben wir gezeigt, daß damit nur dem privaten Interesseeiniger Kaufleute und Industriellen gedient wäre. Nun weist KarlRathgen in einem Aufsatz in Schmollers Jahrbuch nach, daß einesolche Erschwerung des freien Handelsverkehrs der Kolonien mitfremden Ländern dem allgemeinen Verkehr unter allen Um-ständen mehr hinderlich als nützlich sein müßte. In denenglischen Kolonien kommen nur 46 Proz. der Einfuhraus dem Mutterlande, in den französischen— abgesehenvon Algier und Tunis, die ja dem Mutterlande so naheliegen, daß sie wirtschaftlich fast als dessen Provinzenanzusehen sind— beträgt der Anteil des Mutterlandes an der Ein-fnhr ebenfalls kaum die Hälfte, in den deutschen dagegen un-gefähr zwei Drittel. Natürlich ist das Verhältnis in den ver-schiedenen Schutzgebieten verschieden. In Südwestafrikastammen nur 19 Proz. der Einfuhr(6,3 Mill. Mark) aus fremdenLändern, in Kamerun 29 Proz.(4,6 Mill. Mark), in Togo41 Proz.(2,9 Mill. Mark), in Ostafrika 59 Proz.(14 Mill. Mark),in der S ü d s e e 73 Proz.(5,5 Mill. Mark). Ein größeres all-gemeines Interesse an der Erschwerung der Einfuhr au« außer-deutschen Ländern, wenn man ein solches überhaupt zugestehen will,würde also höchstens in Ostafrika und der Südsee vorliegen. Geradedort stehen solchen Versuchen internattonale Verträge(die Kongo-Akte und das Samoaabkommen) im Wege. Da außerdemmanche Artikel des kolonialen Bedarfs in Deutschland überhauptnicht produziert werden, so würde nach Rathgens Schätzung als Ergebnis solcher zollpolitischen Experimente höchstens eine Förderungder deutschen Ausfuhr um 6— 7 Mill. Mark zu erhoffen sein. Daaber die anderen Staaten zweifellos mit einer Erschwerung derdeutschen Ausfuhr nach ihren Kolonien antworten würden, so wäreeine ungleich größere Schädigung des deutschen Exports zu ertvarten.Denn nach fremden Kolonien betrug unsere Ausfuhr schon 1898182 Mill. Mark, die sich 1901 auf 246 und bis 1908 auf 324 Mill.Mark gesteigert hatte. Also selbst vom Standpunkt der be-schränktesten bürgerlichen Handelspolitik wäre es ein höchst törichtesBeginnen, die deutschen Zollniauern auf die Kolonien auszudehnen.Einige wenige Interessenten hätten Vorteil davon, die große Mehrzahl immensen Schaden._Auf dem Wege zum Eisentrust.In der österreichischen Eisenindustrie, die etwa den achten Teilder reichsdeutschen Erzeugung produziert(1908=- 1,467, im ganzenReiche, mit Ungarn und Bosnien, 2,042 Millionen Tonnen) vollziehtsich die gleiche Enttvickelung zu umfassenden Riesenbetrieben wie beiuns. Vor kurzem hat die'Prager Ei s e n i n d u st r i e g e s el l-fchast die Böhmische Montangesellschaft aufgesogen.Sie besitzt auch einen erheblichen Teil der Aktien der namentlich inSteiermark arbeitenden Alpinen Montangesellschaft. Undjetzt ist diese daran, in Steiermark weitere bedeutende Erzgruben zuerwerben. Die alte Fabrikantenfirma S ch o e l l e r u. C o., die imvorigen Jahre schon ihre Zuckerfabriken in Aktienbetrieb verwandelthat. ist nun im Begriff, ihre zum T ernitz er Walzwerk inNiederösterreick gehörenden Betriebe gleichfalls an Aktiengesellschaftenabzugeben. Der Preis ist 12>/z Millionen Kronen. Während dieAlpine Montangesellschaft die Gruben erwirbt, geht das Walzwerkselbst in die Hände der Oesterreichischen Berg- undHüttenwerksgesellschaft über, der Erwerberin der großenEisenwerke des Erzherzogs Friedrich, die erst vor kurzem den zweit»größten Steinkohlenbergwerksbesitz zusammengekauft hat. Diele wirdaber voraussichtlich das Werk nicht weiter betreiben. Sie wird denihm zustehenden Anteil von 4 Proz. der durch Kartellvcrtrag ge-regelten österreichischen Stabeisenerzengung erwerben und daS Werkselbst voraussichtliw eingehen lassen, um auf ihren schlesischen Hüttenden Mehrbetrog billiger zu erzeugen.Mus der FrauenbewegungAusdehnung der Gesindeordnung?In einem längeren Artikel, betitelt„Die Aufwartefrau",veröffentlicht ein gewisser Freiherr von Liebenstein, Dr. jur., im„Berliner Tageblatt" Nr. 259 vom 22. Mai d. F. juristische Be-trachtungen über die ungünstige Rechtslage, in der sich die armen,geplagten bürgerlichen Hausfrauen den übermütigen und ver-änderungssüchtigen Auftvärterinnen gegenüber befinden. DieAufwartefrau wird bekanntlich nur zur Verrichtung bestimmterDienste auf bestimmte Zeiten des Tages gemietet und zählt—da sie nicht wie ein Dienstmädchen in den Familienverband auf-genommen wird— nicht zum Gesinde, unterliegt also auch nichtder Gesindcordnung. sondern den Bestimmungen des BürgerlichenGesetzbuches über den Dienstvertrag. Der freiherrliche Juristnimmt nun als„allgemein bekannt" an,„daß gerade Aufwarte-frauen, wenn und wann es ihnen beliebt, dem angenommenenDienst fernbleiben und die Hausfrau in unangenehmster Lagesitzen lassen". Verklagt die Hausfrau nun eine solche Vertragsbrüchig gewordene Aufwärterin auf Schadenersatz, so erzielt siebestenfalls mit einem Kostenaufwand von 50 M. eine Verurteilungder Ausreißerin, die der Gnädigen aber nichts nützt, da einePfändung der Verurteilten gewöhnlich fruchtlos ausfällt. AlsAusweg aus diesem Dilemma empfiehlt der Jurist einmal denVersuch, die Aufwärterin zur Gestellung einer Kaution(!) zubewegen, die durch Kontraktbruch durch jene verfiele. Noch besseraber erscheint ihm das Mittel der Unterstellung der Auf-warte frauen unter die Gesindeordnung mittelsGesetzes, um das rasch wirkende, ausgleichende Eingreifen derPolizei auch in diesem Arbeitsverhältnis zur Hand zu haben.Bisher bestand der einzige Vorzug, den diese meist elend be-zahlten und ständig abgehetzten Gehilfinnen der Hausfrau in ihrerStellung besaßen, darin, daß die verrotteten Bestimmungen derGesindeordnung keine Gewalt über sie hatten. Natürlich ist eseine nichtsnutzige Uebertreibung, daß die Aufwärterinnen gewohn-heitsmäßige Kontraktbrecherinnen smd. Wo sie anständig bezahltund gut behandelt werden, pflegen sie erfahrungsgemäß zuverlässigund ausdauernd zu arbeiten. Diese Vorbedingung trifft aller-dings nicht gar zu häufig zu. Ein ständiger Streitpunkt zwischenden Beteiligten ist z. B. die willkürliche Ausdehnung der Arbeits-zeit durch die Hausfrau, ohne daß Extrabezahlung für Ueberzeit-arbeit geleistet wird. Wenn die Aufwärterin in solchem Fallekurzen Prozeß und der Auswucherung ihrer Arbeitskraft ohne alleFormalitäten ein Ende macht, wer kann es ihr verdenken-? Undum den unreellen Hausfrauen das Rückgrat zu steifen, eine Aus-dehnung der Gesindeordnung, die so verhaßt ist bei allen, die ihrunterstellt sind, weil sie sie zu Arbeitern zweiter Klasse macht?Ein linksliberales Blatt, wie das„Berliner Tageblatt" es sein will,sollte sich schämen, einem so reaktionären Vorschlag kritiklos Ver-breitung zu verschaffen. Nicht Ausdehnung, sondern Aufhebungdes hundertjährigen Unrechts der Gesindeord-nung ist die Losung! Die organisierten Hausangestellten,die in diesem Sinne für eine Besserung ihrer Lage kämpfen,sehen an dem Beispiel des„Berliner Tageblatt" wiederum, wiewenig sie sich auf bürgerliche Unterstützung verlassen können. Da-gegen fanden und finden sie tatkräftigen Rückhalt und jede nurdenkbare Förderung ihrer Bestrebungen in der mündlichen Agi-tation, sowie in der Presse und in den Parlamenten durch dieVertreterin des klassenbewußten Proletariats, die Sozialdemokratie.Das Frauenwahlrecht in den deutschen Gemeinden.Im Auftrage des Allgemeinen Deutschen Frauenvercins hatdie Leiterin der Frankfurter Auskunftsstelle für Gemeindeämter,Jenny Apolant, eine Arbeit herausgegeben:„Stellung undMitarbeit der Frau in de-n Gemeinden", die auf Grund des von derAuskunftsstelle gesammelten Materials«ine Zusammenstellung allder verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen bringt, nach denenFrauen in deutschen Bundesstaaten und Bezirken das kommunaleWahlrecht besitzen.Zunächst sei betont, daß nirgends in Deutschland die Frauendas passive Wahlrecht besitzen. Auch das aktive Wahlrecht könnensie da, wo es ihnen zusteht, meist nur-durch einen Bevollmächtigtenausüben lassen. In Preußen besitzt die Frau dieses aktiveindirekte Wahlrecht in den Bezirken von Ostpreußen, Westpreußen.Brandenburg, Posen, Schlesien, Sachsen, Westfalen, Heffen-Nassauund Schleswig-Holstein. In Hohenzollern besitzen sie das indirekteWahlrecht sowohl in den Land- als auch in den StadtgemeinÄen.In der Provinz Hannover können sie ihr Wahlrecht persönlich aus-üben.Ein an den Grundbesitz gebundenes Wahlrecht besteht imKönigreich Sachsen. Unverheiratet« Grundbesitzerinnenhaben hier sogar das persönliche Stimmrecht, während verheiratetesich durch ihren Gatten vertreten lassen müssen. Kein kommunalesWahlrecht besitzen die Frauen im Königreich Württemberg, fernerin der Rheinprovinz, im G-rohherzogtum Baden, Oldenburg, ElsaßLothringen, in den beiden Mecklenburg. Anhalt, Reuß j. L. InHessen besitzen sie es zu den Kreiswahlen.Das indirekto Wahlrecht sowohl zu den städtischen als auchden ländlichen Gemeinden steht den Frauen zu in Sachsen-Meiningen. Reuß j. L., Sachsen-Coburg-Gotha, und Reuß ä. L. Nur inden Landgemeinden, aber dafür persönlich darf sie wählen inSchwarzburg-Sondershausen, Rudolstadt, Braunschweig, Schaum-burg-Lippe, Lippe-Detmold. Sachsen-Altenburg. In den dreiHansestädten ist das Frauenwahlrecht folgendermaßen geregelt. InHamburg besitzen sie das indirekte Wahlrecht, in Bremen stehtihnen das persönliche Wahlrecht zu den Gemeinde- und KreistagsWahlen zu, in Lübeck endlich können sie persönlich in den Land-gemeinden wählen.Diese Zusammenstellung beweist, daß die Frauen in Deutsch-land heute bereits ein viel größeres Wahlrecht besitzen als allgemeinangenommen wird und als sie es daher auch tatsächlich gebrauchen.An den Frauen ist es daher, überall da, wo die gesetzlichen Bor-schritten es ihnen in irgendeiner Form gestatten, von dieser WaffeGebrauch zu machen, um so die kommunalen Körperschaften inihrem Interesse zu beeinflussen.Mus aller Alelt.Cm ecbt nimrcbca Stück.Vor einigen Jahren hatte der Petersburger StadtratGeneralmajor Medwedjew die Verwaltung der städtischenGaswerke unter sich. Bei einer Revision der Kohlenvorräte warenvier Millionen KilogrammSteinkohle verschwunden.Da Medwedjew ein tadelloser russischer Ehrenmann ist, gab er fürdas Verschwinden der Vorräte die originelle Erklärung, daß die inPetersburg herrschenden starken Winde die ver-lustig gegangenen vier Millionen KilogrammKohlen fortgeweht hätten. Die ebenso tadellos ehren-hafte Stadtverwallung glaubte an die Macht der Winde. DaS istum so verständlicher, als auch in anderen städtischen VerwaltungS-körpern die Naturkräfte ähnlich stark gehaust haben. Der jetztmit der Revision der Stadtverwaltung betraute Senator Neidt-Hardt ist weniger gutgläubig. Neben anderen Musterbeamten hater auch gegen Generalmajor Medwedjew Anklage erhoben,weil dieser die Steinkohlen verkauft und das Geld eingesteckt hat.Im Zeichen der Wettflüge.In Deutschland finden zurzeit zwei aviatische Wettbewerbestatt: der sächsische Rundflug und der rheinische Zu-verlässigkeitsflug. Dersichstsch« Rundflugnahm am Sonntag in Chemnitz seinen Anfang. Infolge des Pechsverschiedener Flieger kam es jedoch nur zu einigen besserenLeistungen. WienczierS, der neben Lindpaintner als Favoritgalt, hatte nur einen Morane-Eindecker zur Stelle, der sich alsfluguntauglich erwies. WienczierS, der sich bekanntlich durch vor-züyliche Flugleistungen ausgezeichnet hat und auch Inhaber desdeutschen Höhenrckords ist, wird mit einem Bleriotapparat erst ineinigen Tagen in die Konkurrenz eingreifen können. Von denübrigen Fliegern tat sich Lindpaintner hervor, der auf einenFarman- Doppeldecker einen 30 Kilometer-Ueberlangflug ausführteund beim Höhenflug eine Höhe von 1500 Metern erreichte.— AmDienstag nachmittag stieg Lindpaintner zum ersten Etappen.fluge nach Dresden, wo er um 7% Uhr landete. Wegen Motor-defekts hatte L. zwei Zwischenlandungen vornehmen müssen.Beimrheimschrn Zuverlässigkeitsflvgstarteten 5 Flieger, von denen jedoch nur zwei, Brunhuber(Albatros-Doppeldecker) und Hirth(Etrich-Rumpler-Eindeckcr)die ersten drei Etappen Baden-Baden— Frciburg, Freiburg— Mülhausen und Mülhausen— Straßburg mit den vorgeschriebenenZwischenlandungen, insgesamt 250 Kilometer, einwandfrei absol-vierten. Jeannin mußte infolge Defekts aus dem Zuverlässig-keitswettbewerbe ausscheiden, ebenso Thelen. Straßburg habenmit Verspätung noch Witten st ätter und L a e m l i n erreicht.Am Mittwoch findet der Weiterflug statt.Paris— Madrid.Bei dem großen Ueberlandflug Paris— Madrid sind die erstenbeiden Etappen Paris— Angouleme und Angouläme— San Sebastiannur von zwei Fliegern vorschriftsmäßig zurückgelegt worden, näm-lich von V e d r i n e(Morane-Eindecker) und G a r o S(Bleriot-Eindecker). Die beiden Strecken stellen die höchst respektable Distanzvon zusammen 800 Kilometern dar. Am Donnerstag ist die letzteEtappe San Sebastian— Madrid zurückzulegen.—In Angouleme kau, es am Montag zu schweren Exzessen deSPublikums, da des schlechten Wetters wegen die in Aussicht ge-stellten Schauflüge nicht stattfinden konnten.Tödlicher Absturz in Sttastburg.Wie uns ein Telegramm aus Straßburg i. Elf.meldet, ist der an dem Zuverlässigkeitsfluge beteiligte AviatikerL ä m m l i n heute abend bei Schauflügcn auf der Polygon-Flugbahn in Straßburg aus einer Höhe von dreißigMeter abgestürzt. Lämmlin war sofort tot. seinApparat wurde vollständig zertrümmert.Die Tragödie einer Mutter.In dem sächsischen Orte Brambach, nahe der böhmischenGrenze durchschnitt in der vergangenen Nacht die E h e f r a udes Hilfsweichenwärters Adler ihren ältesten Kindern im Altervon vier, sieben und acht Jahren mit einem Rasier-messer die Kehle und erträntte sich sodann mit ihren beidenjüngsten Kindern im Alter von wenigen Wochen und ändert»haw Jahren im Mühlengraben. DiebstahlSderdachthat die Frau, die in einem Briefe ihre Unschuld beteuert,zu der furchtbaren Tat veranlaßt.Die Ueberfchwemmung in Tchlefie«.DaS feit einigen Tagen gemeldete Hochwasser der Oderund ihrer Nebenflüsse hat in Schlesien zu großen Ueberschwem-mungen geführt. Die ganze Oderniederung bildet einen großenSee. In Niebotschau und Buckau find j««in Arbeiterdem Hochwasser zum Opfer gefallen. Aus R a t i b o r wird ge-meldet, daß ein Gendarm aus Mährisch-Ostrau und zweiandere Personen ertrunken sind. In T r o p p a u ist ein Hau«eingestürzt.— Der Wasserspiegel der Oder ist gestern etwa»gefallen, doch wird ein erneutes Steigen befürchtet, daim Gebiet der Oderzuflüff« wieder große Regenmengen nieder-gegangen sind.Ländlich, fittlich.Im.Negat-Boten", einem fränkischen Lokalblatt, findet sichfolgende originelle Schilderung über einen widerspenstigen Gemeinde-bullen:.Im nahen Wernfel» ist dieser Tage ein heitere«Stückchen passiert. DaS ist«in Kreuz, sagte der Heiner, der jetzigeZuchtbullenhalter und Polizeidiener a. D.. wenn man für eine ganzeGemeinde einen Bullen kaufen soll. Borige» Jahr haben wir einengekaust, der war allen Leuten zu klein. Heuer haben wir einenschönen Kerl, sagt er, und der Gemeindekassier sagt es auch,der Bürgermeister war selbst dabei, wie wir ihn gekaust haben,aber springen will er nicht. Nun warten wir halt, meinteer; und sie haben gewartet. Richtig sollte er wieder einmal seinesAmte» walten. Di« ganze Nachbarschaft war neu-gierig und hatte sich versammelt, aber eS warwieder nichts. Den heben wir hinauf, sagte so ein Pfiffikus.Ein Paar Schubkarrenttäger her, haben» geschrien und gehobenHabens, ein Wirt, der Gemeindekasfier und noch zwei bis dreitüchtige Handfeste, daß sie geschwitzt haben, aber in die Höhe ge-bracht Habens ihn nicht. Laßt ihn gehen, sagte der Gcineindekassier,und jagt ihn zum Teufel, wenn uns jemand sieht, werden wir aufdie Fastnacht gespielt. Donnerwetter, sagte darauf der Heiner,wenn's nicht anders geht, müssen wir eine Winde nehmen, da gehtmir zuviel Geld verloren. Sonst hat mir mein Ochs etwas ein»getragen und mit dem ist'S nichts, seufzte er schwer. Und beinahewären ihm die Tränen gekonmien. Nun wollen sie extra einePatentwinde bestellen, wie eS mit der geht, müssen"wir haltabwarten."Hoffentlich gehts den Wernfelsern dabei nicht so wie denSchildbürgern, als sie ihren Ochsen zum Grasen auf die Stadt-mauer zogen._Kleine Notizen.Eine menschliche Fackel. Auf gräßliche Weise hat in Solingenein zunges Mädchen Selbstmord verübt. ES übergoß seine Kleidungmit Petroleum und zündete sie an. Unter fürchterlichen Schmerzenstarb das Madchen bald darauf.Durch Einatmen giftiger Gase wurden in der Fabrik für Teer-Verwertung in D u i S b u r g- M e i d e r i ch fünf A r b e i t e r be-täubt. Sie wurden in bedenklichem Zustande dem Hospital zu-gefuhrt. Einer derselben ist s ch w e r e r k r a n k t.Fleischvergiftung. In dem belgischen Orte Lembeek sind15 Personen infolge Genusses verdorbenen Fleischesunter Verglftuiigserscheimingen erkrankt; zwei von ihnen find be-reitS gestorben.Schweres Bootsunglück. Bei einer Fahrt auf der Seine kentertem ParrS ein mit vier Arbeitern und zwei Kindern besetztes Boot.Alle sechs Insassen ertranken, ehe Hilfe gebracht werdenkonnte.MutterErdeMeerespendet Segen. Auf der im Kaspischenliegenden Insel T s ch e l e k e n wurde eine neue Naphthaquelleangebohrt. Ihr Erti»; ist täglich etwa- ine Million Pudda» sind 16 850 000 Kilogramm Rohpetroleum. Der gespendeteReichtum kommt natürlich nicht den, russischen Volke, sondern einerprivaten Gesellschaft zugute.'�Verantwortlicher Redakteur: Klbert Wachs, Berlin. Für den Jnjeratenicilverantw.: Th. Glocke, Berlin. Druck».Verlag: Vorwärt» Buchdruckerei u. Berlagsanstalt Paul Singer u-Co.. Berlin