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Nr. 121. 28. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Bounerstag, 25. Mai 1911.

Stadtverordneten  - Versammlung.

20.( außerordentliche) Sigung vom Mittwoch, den 24. Mai, nachmittags 5 Uhr.

Uhr.

Der Vorsteher- Stellvertreter Cassel eröffnet die Sigung nach Für die Vorbereitung der Vorlage wegen Anlaufs eines der Attiengesellschaft Friedrich Krupp  - Essen gehörigen Terrains in Tegel   für 3wede der dortigen städtischen Wasser­werte ist ein Ausschuß gewählt worden, dem von der sozialdemo­fratischen Fraktion die Stadtvv. Bruns, Ewald, Manasse, Sassenbach angehören.

Zur Beratung steht zunächst die Vorlage betreffend die Aufhebung der Jahrmärkte.

Der hierfür eingesetzte Ausschuß hat bekanntlich die Vorlage ab­gelehnt, ebenso einen Antrag, die Aufhebung erst mit dem 1. Ja

nuar 1915 eintreten zu lassen. Referent ist

Im Anschluß an die Vorlage wegen Abschlusses eines Nachtrags­

hältnisse in Berlin   betrifft, so muß doch bemerkt werden, daß für! den einen ausreichen mag, was für den anderen nicht genügt. In vertrages mit der Imperial Continental Gas Association   kommt gewissem Alter können sich ja die Lehrer mit einer Wohnung für Stadtv. Jacobi( A. 2.) auf den Beschluß des Gasturatoriums 800 M. begnügen; mit der fortschreitenden Entwickelung der zurück, mit der Einführung mehr faufmännischer Prinzipien in der Familie und mit zunehmendem Alter fommt in 800 m. nur das Gaswerksverwaltung vorzugehen und legt den Antrag bor  , den äußerste Minimum zum Ausdrud. Kann also mehr nicht gegeben Magistrat zu erfuchen, in der 3. Nevierinspektion mit dieser De­werden infolge der gefeßlichen Bestimmungen und des Wider- zentralisation einen Verfuch zu machen. standes der Staatsorgane, so ist nur auf dem Wege der Ortszulage Athilfe möglich. Im Ausschuß ist auch auf die prefäre Lage der städtischen Finanzen hingewiesen worden; da rächt sich eben, was die Versammlung bei der Etatsberatung getan hat, indem sie unsere Anträge auf bessere Fundierung der Finanzen ablehnte. Ich kann nur empfehlen, ten Ausschußantrag möglichst einmütig anzunehmen. Die Ausschußanträge werden hierauf fast einstimmig an­genommen.

Zur Einrichtung eines stenographischen Unterrichtskurfus für

Nach längerer Aussprache, in welcher Bürgermeister Reide mitteilt, daß die Erörterung über die Anregung des Kuratoriums im Magistrat direkt vor ihrem Abschluß stehe, wird der Gegenstand späterer Berhandlung vorbehalten.

Die Vorlage betreffend den Verkauf des Grundstücks Köpenicker Straße 83/85, Rungestr. 8 und Am Köllnischen Park geht auf An­trag Mann( Soz.), der vom

Stadtb. Tolksdorf( Soz.) kurz begründet wird, an einen Ausschuß.

städtische Beamte sollen 150 m. aufgewendet werden. Die Teil- arates bei der Krantenstation für geschlechtstrante Anläßlich der Vorlage wegen Einstellung eines vierten Assistenz­Frauen im städtischen Obdach und Bewilligung der dazu be­nehmerzahl foll 30 betragen. stimmten Mehrausgaben fragt Stadtv. Dr. Ritter an, wie es mit dem Neubau des Geschlechts­frankenhauses steht.

der

Die Versammlung stimmt zu.

Von der sozialdemokratischen Fraktion ist am 18. Mai folgen­Antrag eingebracht:

Die Versammlung ersucht den Magiftrat, daß am 16. Fe­bruar beschlossene Orts statut über die

Sonntagsarbeit im Handelsgewerbe

Bom Magistratstisch erfolgt zunächst keine Antwort. Stadtv. Mommsen wiederholt die Anfrage; man höre immer nur von Personalvermehrung und nichts von der längst verlangten Ausführung des Neubaus einer besonderen Anstalt.

Stadtrat Benzky vermag keine Auskunft zu geben. geeinigt, daß die Errichtung dieses Geschlechtskrankenhauses in aller­Stadtv. Dr. Weyl: Die Krankenhausverwaltung hat sich darüber erster Reihe zu stehen hat, jetzt liegt die Sache beim Magiftrat. erster Reihe zu stehen hat, jetzt liegt die Sache beim Magistrat. Vertagung der Beratung dieser Vorlage. Stadtv. Mommsen beantragt, da keine Auskunft gegeben sei,

Stadtv. Zucht( Soz.): a bitte dringend, diesen Antrag ab zulehnen. Der vierte Arzt arbeitet dort schon lange und wird bringend gebraucht. Was foll bei einer Bertagung herauskommen? Vorsteher- Stellvertreter Cassel: Es handelt sich hier nicht um eine Anstellung, sondern um die Genehmigung einer Einstellung. Bürgermeister Reide: Die Frage ist bei uns sachlich so gut wie erledigt; es handelt sich nur noch um die Wahl des Grund­Der Antrag Mommsen auf Vertagung wird angenommen. Die Vorlage wegen Bewilligung von 10 000 m. für einen feftlichen Empfang des Internationalen Hotelbefizerfongresses im Ottober in den Festräumen des Rathauses wird ohne Debatte abgelehnt. Die Vorlage wegen

ſtüds.

Stadtb. Bamberg  ( A. L.). Dieser verweist auf die zahlreichen Bittschriften und Vorstellungen, die gegen die geplante Maßnahme eingegangen sind, während der Magistrat der Meinung sei, daß die Jahrmärkte sich überlebt hätten und den Verkehr störten. Aus der Mitte des Ausschusses sei auf die Ladenbefizer verwiesen worden, die unter der Konkurrenz der Jahrmarktsware, die vielfach Schund set, schwer zu leiden hätten. Auch handle es fich keineswegs nur um arme Händler, sondern auch um Unternehmer mit größerem Kapital. Die Mehrheit habe schließlich die Vorlage abgelehnt. Stadtv. Sinte( S.): Die fragliche Angelegenheit ist hier am unverzugang zur Einführung zu bringen." Stadtv. Goeroldt( Fr. Fr.) plädiert für Aufhebung der 22. Dezember 1910 zuerst beraten und dann einem Ausschusse Märtte am 1. Januar 1915. Auf Märkte, die nur wenige Tage überwiesen worden. Der Magistrat hatte mitgeteilt, daß er auch im Jahre abgehalten würden, laffe sich doch keine Existenz gründen, mit den Vororten in Verhandlung getreten sei und daß die maß­es tonne also auch feine durch die Aufhebung ruiniert werden. Aus gebenden Vororte sich zustimmend geäußert hätten. Der Ausschuß der Aufhebung der Jahrmärkte folge noch keineswegs die Beseiti- hat einstimmig die Vorlage angenommen. Dann kam aber im gung des Weihnachtsmarktes. Der folle im Interesse der ärmeren Blenum der Antrag Sonnenfeld, der eine verschiedene Bevölkerung beibehalten werden. Stadtv. Mann( Soz.): Wir können unsererseits nur dem Arbeitszeit für den Winter und für den Sommer festsehen wollte, und zwar im Sommer von 8 bis 10 Uhr, im Winter von 12 bis Ausschußantrage zustimmen. Die Gründe für den Magistrats­antrag reichen für uns nicht aus, um einen so folgenschweren Be- 2 Uhr. Der Ausschuß wurde wiederholt mit der Sache befaßt, schluß zu rechtfertigen. Der Rüdgang der Zahl der Händler, die blieb aber bei seinem Beschlusse stehen, der dem Magistratsvor Verminderung der Bedeutung der Märkte fann für uns fein Grund schlag entsprach; das Plenum nahm dann aber den Antrag Sonnen sein, dieses Absterben zu beschleunigen, da dach Tausende bon feld an. Weder im Ausschuß nach im Plenum ist damals gesagt leinen Leuten start an den Märkten interessiert sind. Wir können worden, daß die Durchführung dieses Vorschlages davon abhängig also unmöglich die Sand dazu bieten, die Märkte aufzuheben. Die lei, daß die Vororte ihre Zustimmung erteilen.( Sehr richtig!) Aufhebung der Märkte in Berlin   würde die Händler nicht so schwer Wir haben ja bedauerlicherweise noch nicht den Zweckverband, der treffen als die daraus folgenden Konsequenzen, da die Mittelstädte ia bielleicht vasch in dieser Frage zu einem einheitlichen Beschluß der Provinz dem Berliner   Beispiel sehr rasch folgen würden. gekommen wäre. Einzelne Gemeinten haben sich nun, nachdem der Wenn weiter gefagt wird, die Jahrmärkte bildeten ein Verkehrs- Magistrat den Versammlungsbeschluß angenommen hat, dem an­hindernis, so würde das doch nur zutreffen, wenn sie im Bentrum geschloffen, andere nicht. Nachdem der Magistrat zugestimmt hat, Ankaufs eines Schulgrundstücks abgehalten würden. Das ist aber schon längst nicht mehr ber Fall. hätte er doch auch für die Durchführung Sorge tragen und bas Die Jahrmärkte find immer weiter nach der Peripherie hinaus- Statut dem Oberpräsidenten zur Genehmigung vorlegen müssen. an der Straße 28b, nördlich der Seestraße, westlich der Müllerstraße, gebrängt worden und finden jekt auf sehr breiten Straßen statt, s find mehr als brei Monate feit der ersten Beschlußfaffung ver- für 252 000. wird genehmigt. Dem geschäftsführenden Ausschusse des Die einen größeren Verkehr nicht aufzuweisen haben. Wenn man floffen; alle Intereffenten haben sich auf die Durchführung ge Deutschen   Dauerfluges 1911/12 auf die Beschädigung der Anlagen Hinweist, so sind auch die 1000 freut, aber wir haben schon drei Maisonntage hinter uns und man Mart, die die Wiederherstellung der Anlagen in der Warschauer weiß nicht, ob das Ortsstatut in diesem Sommer überhaupt noch foll nach einem Antrage des Magistrats für 1911 und 1912 je Straße geloftet hat, noch lange nicht so viel wert wie die Eristenz in Straft treten tann. Ein Stadtrat hat mir mitgeteilt, daß der ein Betrag von 25 000 W., insgesamt 50 000 M., dem Organisations der kleinen Leute, die durch die Aufhebung geschädigt wurden. Magistrat von Wilmersdorf   zwar dasselbe Ortsstatut annehmen, ausschusse des Deutschen Rundfluges 1911 um den B. 3.". Preis der Sehr viele Bersoneh sind gezwungen, diese Märtte zu besuchen, aber erst die beteiligten Gewerbetreibenden hören will; Weißensee Lüfte zur Beschaffung von drei städtischen Ehrenpreisen ein Betrag fich ausschließlich diesem Handel zu widmen, weil sie infolge unserer will erst folgen, wenn die anderen borangegangen sind; Char  - von 5000 m. bewilligt werden. ganzen Staats- und Gesellschaftsordnung eine andere Existenz und Sommer die Arbeitszeit von 8 bis 10 Uhr sein soll. Banton fördern und die Technit auszubauen, ist es Ehrenpflicht der Stadt, lottenburg hat die Vorlage in der Form angenommen, daß Winter Stadtv. Dr. Weyl: Wenn es gilt, Runst und Wissenschaft zu überhaupt nicht mehr finden, vielmehr in diesem Handel einen letten Rettungsanker soll beschlossen haben, 8 bis 10 und 12 bis 2 Uhr Winter und Beiträge zu geben, aber sie muß auch die kritische Sonde Sommer gleichmäßig festzuhalten. Ich kann meinerseits mitteilen, anlegen, da wir nicht nur die finanzielle, sondern auch tag schon Ende Februar Rigdorf das Berliner   Ortsstatut ange bie Soweit moralische Verantwortung mittragen. es sich nommen hat, ebenso Lichtenberg   Ende vorigen Monats, desum gleichen Borhagen- Rummelsburg  . deutschen   Dauerflug handelt, sollten wir schon bei Auch Schöneberg   hat Ende der Etatsberatung 30 000 9, bewilligen. Der Ausschuß hatte ge vorigen Monats die Berliner   Regelung angenommen. In der Tat wisse Bedenken, und die Forderung wurde abgelehnt. Zum Dank haben also die maßgebenden Vororte bem Ortsstatut sollen wir jetzt mit 66% Prozent bestraft werden und ihre Zustimmung 50 000 Mart geben! Es fehlt an jeder Aufklärung über In erster Reihe haben doch Reich und gegeben, und es liegt kein Anlaß vor, noch weiter eine abwartende diese Differenz. ein Intereffe an der Forderung einer leistungs­Stellung einzunehmen. Wir richten daher an den Magistrat das Staat dringende Ersuchen, nunmehr dem Ortsstatut unverzüglich fähigen Flugzeugindustrie; wir erfahren aber darüber nicht wir hören bloß bon einem Organisations Geltung zu verschaffen. In dem Augenblid, wo die Genehmigung ein Wort; das 125 000 Mart von drei Großstädten haben für Berlin   erteilt ist, werden die anderen Vororte sofort folgen, es tomitee, Die Aviatik wird in legter Zeit von muß aber einer mit dem guten Beispiel vorangehen, und das kann will. auffallend nur die größte Gemeinde, das kann nur Berlin   sein. Ein Anfang zahlreichen Unglücksfällen heimgesucht. In Frankreich   hat muß gemacht werden, und das geht auch bei gutem Willen. Wir anläßlich der letzten großen Statastrophe sich herausgestellt, daß die stehen jetzt vor den Pfingstfeiertagen; schon im Dezember sprach Organisation des Sicherheitsdienstes versagte. Magistrat und der Kollege Kollotowsky von dem den Angestellten zu machenden städtische Verwaltung gehören, wenn fie so hohe Beiträge leisten, Weihnachtsgeschent. Jest aber ist schon ein halbes Jahr vorbei; in das Organisationskomitee; mindens muß verbürgt werden, daß die vielleicht ist es noch möglich, den Interessenten ein Pfingstgeschenk Ordnung bei den Flügen aufrecht erhalten, der Aufenthalt von zu machen. Es handelt sich um 60 000 Angestellte und 20 000 Buschauern innerhalb des Flugplages verboten wird. Ohne sport­liche Sensation und ohne militärische Hintergedanken geht es ja Gewerbetreibende.( Beifall bei den Sozialdemokraten.) nun einmal bei solchen Dingen nicht; das müssen wir ja mit in den Stauf nehmen.

fehen müssen, an dem sie sich langsam wieder aufrichten tönnen. Reichen die bis jetzt benutten Straßen und Pläße nicht aus oder wäre der Schaden der Anlagen nachweislich zu groß, so ließen sich die Märkte immer noch verlegen. Es sind tatsächlich nicht nur fleine Leute, die diese Märkte beziehen, sondern auch eine Reihe großer Fabriten und Geschäfte ist daran interessiert wegen der Zubereitung der Waren, die doch auf Vorrat gearbeitet werden müssen. Es kommt auch nicht etwa hauptsächlich Ramsch in Frage, fondern Maffen von Böttcher, Töpfer-, Klempnerwaren usw. Wenn das Ausschreierwesen auf den Märkten auf das Publikum, besonders auf die Kinder, verrohend wirken soll, so würden unsere Rummelpläge für diese Beschwerden empfindsamer Naturen ein viel geeigneteres Feld bieten; die Polizei hat wenigstens bisher noch nicht Anstoß daran genommen. Sie laffen den Weihnachts martt bestehen, laffen Sie auch die Jahrmärkte bestehen!( Beifall bei den Sozialdemokraten.)

Stadtv. Rosenow( n. 2.) bittet, den Antrag Goeroldt abau lehnen und die Jahrmärkte im Interesse der kleinen Eristenzen be­ftehen zu laffen. Die Märkte würden, wenn sie fein Gristenzrecht mehr hätten, von selbst eingehen.

Stadtrat Ramslau: Die Jahrmärkte paffen nicht mehr für Berlin  , fie ragen nur noch wie eine Ruine in die Gegenwart hinein. Das feßhafte Gewerbe wird durch sie schwer geschäbigt. Maßgebend für den Magistrat war aber die Rücksicht auf den Verkehr. Die 1000 M. Kosten störten uns nicht, wohl aber der Umstand, daß die Wiederherstellung der devastierten Anlagen lange Zeit braucht und eben solange ihr Anblid ein trostloser ist. Man spricht von fleinen Existenzen, die erhalten werden müßten; das ist eine eingebildete Fürsorge, die den tatsächlichen Verhältnissen nicht entspricht. Nehmen Sie wenigstens den Antrag Goeroldt an!

Stadtv. Giese( A. 2.): Es geht doch manchem sehr an die Nieren, wenn so plöblich die Aufhebung ausgesprochen wird. Nach vier Jahren würde das Berhältnis genau dasselbe sein wie heute. Wenn auch nicht die ganze Existenz, so hängt doch ein Teil der Existenz vieler dieser kleinen Händler an den Berliner   Jahr­märkten. Ich bitte auch um Ablehnung des Antrags Goeroldt. Nachdem der Referent noch hervorgehoben hat, daß in anderen europäischen   Großstädten die Märkte nach wie vor be­ftehen, wird bei der Abstimmung der Antrag Goeroldt und die Borlage abgelehnt.

Ueber die neuerlichen Ausschußverhandlungen betr. die Mietsentschädigung für das Lehrpersonal der Gemeindeschulen

berichtet

Stadtv. Dr. Glazel( Fr. Fr.): Der Ausschuß empfiehlt, nachdem eine Erhöhung über 800 M. für die Lehrer sich als unerreichbar er­wiesen, den Magistrat zu ersuchen, mit Rüdjicht darauf, daß 1. nach der Erklärung des Magistrats eine Erhöhung beim Cberpräsidenten nicht zu erlangen sein wird,

2. bei den städtischen Beamten und Oberlehrern die Erhöhung des staatlichen Wohnungsgeldzuschusses bei der Festsetzung der Gehälter berücksichtigt worden ist, eine entsprechende Erhöhung der Ortszulagen ter Lehr­träfte an den Voltsschulen eintreten zu lassen.

Stadtrat Maas: Bisher fonnten wir die Genehmigung nicht nachsuchen, weil die maßgebenden Vororte zubor zugestimmt haben sollten, wie wir es in der Vorlage und im Ausschusse als Voraus­sekung hingestellt haben. Von Seiten des Magistrats ist nichts ver­fäumt worden. Die Vororte sind zum Teil noch nicht so weit; wir erwarten die definitiven Entschließungen in allernächster Zeit. Bankowo allein hat abgelehnt. Wir können nicht einseitig borgehen, Damit unsere an der Grenze des Weichbildes wohnenden Mit­bürger nicht geschädigt werden.

Stadtv. Bamberg  : Wir bitten, den Antrag Wrons abzulehnen. Auch wir bedauern die Verzögerung. Es geht aber doch nicht an, daß in der Kurfürstenstraße auf der einen Seite der Geschäftsmann schließen muß, auf der anderen Seite aber der Konkurrent offen halten darf. Ich beantrage, den Magistrat zu ersuchen, schleunigst nochmals mit den Vororten dieserhalb in Verbindung zu treten.

Stadtv. Mommsen( Fr. Fr.): Ich bitte die Antragsteller, nicht unnötig die Verhandlungen des Magistrats, die doch Erfolg zu versprechen scheinen, dadurch zu stören, daß man ihn zu ein feitigem Vorgehen zwingt; sie sollten lieber ihren Antrag zurüd­ziehen. Auch der Antrag Bamberg   ist nach den Erklärungen des Stadtrats überflüssig.

Stadtv. Goldschmidt( N. 2.): Nach den Mitteilungen des Magistratsvertreters ist also ein Rundschreiben ergangen und am 11. Mai nochmals eine Mahnung zur Stellungnahme nachgesandt worden. Der Haten scheint mir bei Charlottenburg   zu liegen; Bankow fann nicht ausschlaggebend sein. Mit der Besprechung scheinen mir beide Anträge ihren Bwed erfüllt zu haben.

Stadtv. Bamberg   hält an seinem Antrage fest. Stadtv. Ulstein( foz.- fortschr.) muß anerkennen, daß die Stellungnahme der Vororte Voraussetzung für die Infraftfegung des Ortsstatuts ist, bedauert aber, daß sich die Sache so sehr ver­Bögert. Stadtb. Mommsen: Wir allein haben ja drei Monate für Stadtv. Gaffel( A. L.) geht auf die Geschichte dieser Frage ausführlich ein. Es sei ungerecht, in Berlin   nur das gesetzliche unseren Beschlußz gebraucht; über Berzögerung zu flagen oder gar Minimum zu gewähren, nachdem die Versammlung 1909 fich für dem Magistrat Vorwürfe zu machen, ift fein Anlaß. die Erhöhung ausgesprochen habe. Die Konsequenz müsse gezogen Stadtv. Hinge( Schlußwort): An der Verzögerung find nicht werden; gehe es nicht mit der Erhöhung der Mietsentschädigung, wir Schuld, auch nicht der Magiftrat, sondern die Vorortgemeinden so müsse der Ausgleich bei den Ortszulagen erfolgen. Bei den Be- un Berlin, die sehr langsam gearbeitet haben in einer so be­amten und den höheren Behrern habe der Magistrat ja aus der Er- deutenden sozialpolitischen Frage, die längst geklärt ist und feiner höhung des staatlichen Wohnungsgeldzuschusses die Konsequenz ge- langen Erwägung mehr bedurfte. Die Vororte konnten längst mit zogen, obwohl bazu ein 3wang nicht vorgelegen habe. Es tomme ihren Entschließungen fertig sein. Immerhin hätte der Magistrat auf die tatsächlichen Mietspreise gar nicht an, sondern auf die Er früher die Mahnung ergehen lassen können. Die maßgebenden Vor­höhung des staatlichen Minimums auf 800 M. Der Ausschußantrag orte Charlottenburg  , Nigdorf, Schöneberg  , Wilmersdorf  , Stralau sei daher wohlberechtigt. haben sich doch bereit erklärt, das Ortsstatut einzuführen; daß Charlottenburg   noch etwas weiter geht, kann doch für uns kein Hindernis sein. Warum will also der Magistrat die Genehmigung nicht beantragen? Meine Parteigenossen in den Vororten werden dann sofort an die Gemeindevorstände mit der Aufforderung heran­treten, ebenfalls die Genehmigung nachzusuchen. Berlin   aber muß bahnbrechend vorgehen.

Stadtv. Dr. Ritter( Fr. Fr.) und Stadtv. Rosenow schließen fich diesen Ausführungen an, es wäre ein schreiendes Unrecht, wenn man gerade bei den Lehrern halt machte, nachdem auch die Lehrerinnen berücksichtigt worden seien.

Stadtv. Pfannkuch( Soz.): Wir werden nicht mit einigen wenigen Ausnahmen", wie Herr Gaffel für die Alte Linke" er lärt, sondern geschlossen für den Ausschußantrag stimmen, weil wir tie Maßregel für notwendig halten. Was die Wohnungsver-| genommen.

Der Antrag Arons wird abgelehnt, der Antrag Bamberg   an­

Es sollen

Stadtrat Namslau  : Die Verfammlung hat im März grund­fäßlich der Unterstützung zugestimmt. Jede sportliche Rücksicht scheidet hier aus; es kommt auf die Förderung unserer heimischen Industrie und die Interessen der Landesverteidigung an. jest zwei Jahre zusammengenommen und pro Jahr 25 000 m. ge geben werden. In das Komitee sind wir nicht eingetreten, weil wir doch noch nichts für die Sache geleistet haben; wir würden mit offenen Armen empfangen werden.

Stadtv. Körte befürwortet Ausschußberatung, um alle Bedenken gegen den von seinen Freunden sehr sympathisch aufgenommenen Antrag des Magistrats aus dem Wege zu räumen.

Der Antrag auf Ausschußberatung wird angenommen. Der Ausschuß soll sofort vom Vorstand ernannt werden. Schluß 49 Uhr.

10. Generalversammlung der Glasarbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands  .

Jimenau, 23. Mai 1911. Zweiter Verbandstag.

In der festgesetzten Debatte über die Geschäftsberichte, die sich noch sehr lange hinzog, regte Müller- Wirges die Herausgabe besonderer Agitationsnummern des Verbandsorgans für die Frauen an. Weitere Redner gaben Schilderungen des örtlichen Berhältnisses. Sie zeigten, welch erbärmliche Zustände in der Glasindustrie noch vorhanden sind, wie die Arbeiter bei geringer Entlohnung und langer Arbeitszeit fargen, und mit welchem rüd­fichtslosen Unternehmertum fie tämpfen müssen. Zum Ausdruck gefommene Befürchtungen über die Einführung der Flaschen. Die von den Industriellen auf die Einführung der Flaschen­maschine weist Rösler- Nienburg   als nicht zutreffend zurück. maschine gefekten Hoffnungen hätten sich nicht erfüllt. In Deutschland   stelle sich die Produktion der Flaschen( ohne Maschine) durch die niedrigen Löhne bedeutend billiger als in Amerita bei den hohen Löhnen. Auch sei die Glasmasse in Deutschland   infolge der schlechteren Zutaten bei der Flaschenmaschine schwieriger gu bearbeiten wie in Amerika  , wo die Maschine in größerem Umfange eingeführt ist. In Deutschland   sei daher zu Befürchtungen kein großer Anlaß vorhanden, wenn ja noch zugegeben werden müsse, baß in der Flaschenindustrie eine Umwälzung vor sich gebe. In den Schlußworten gingen die Referenten ausführlich auf die in der Diskussion erhobenen Einwände ein und rechtfertigten ihre Haltung in diesen oder jenen Fragen. Dem gesamten Vor­stand wird Entlastung erteilt. Ueber die Verschmelzungsfrage referierte sodann Günzel- Berlin  . Redner unterbreitete folgende Resolution:

" Die Generalversammlung bestätigt die Beschlüsse der Generalversammlung in Hannover   betreffend Verschmelzung zu einem Seramarbeiterverband,"