vative n werden von ihr deshalb, weil sie die ultra-montanen Wünsche in Sachen der preußischen Wahl-»Reform" in letzter Stunde doch nicht erfüllt haben,eifrig ins Gebet genommen, und der Jammer über dieBegünstigung der Plutokratie, der Großgeldherrschaft, ist� groß. Die Wahlgesetznovelle ficht nämlich den ultramontanenBesitzstand, namentlich in den rheinisch-westsälischen Ge-uieindevertretungen, zu gunsten der nationalliberalen Groß-kapitalisten an. Uns läßt der Froschmäusekrieg kühl bisans Herz hinan, da die Wahlschinerzen des Zentrums nichtüber das K l a s s e n w a h l s y st e m hinausgehen, woranauch die Ultramontanen aus Heller Angst vor der Sozial-demokratie sich festklammern. Dieser soziale Unverstand wirdin absehbarer Zeit die Macht des Zentrums bei den kleinenLeuten brechen.—Ter Prozeß Müller-Simonis gegen Feichter ist,wie schon gemeldet worden ist, vertagt worden. In der amts-gerichtlichen Zuschrift heißt es:„In Sachen des PriestersDr. Paul Müller-Simonis, dahier Münstergasse 8, Privatklägers, gegen den Polizeipräsidenten Feichter dahier,Privatbeklagten, wegen Beleidigung, wird auf Antrag desLetzteren vom heutigen Tage: In der Erwägung, daß derDertheidiger des Privatbeklagten glaubhaft dargethan hat,daß Privatbeklagter wegen durch nervöse Ueberreizung de-dingter Krankheit in der Hauptverhandlung vom 17. d. M.nicht erscheinen kann, daß aber das persönliche Erscheinendesselben wegen der Tragweite der gegen ihn erhobenen An-klage im Anteresse seiner Vertheidigung geboten ist. Ansdiesen Gründen wird der Termin vom 17. August auf-gehoben und neuer Termin zur Hauptverhandlung anberaumt aus den 21. September 1893. Die Kosten derVertagung hat Privatbeklagter Feichter zu tragen. Straß-bürg, den 15. August 1893. K. Amtsgericht: gez. Grob-hoffer, Amtsgerichtsrath."—Fusangel, von der Zentrumsfraktion trotz des Lieber'schenNiemals! in Gnaden aufgenommen, von dem Zentrumsverlag,dessen Blatt er leitete, an die Luft gesetzt, läßt vom 1. Oktoberdieses Jahres ab in Hagen i. W. ein neues Blatt erscheinenunter dem Namen„Westdeutsche Volkszeitun g".—3lus dem Reiche des Herrn Thielen. Um die zumilitärischen Uebungen jetzt wieder eingezogenenArbeiter der Staatseisenbahn- Verwal-t u n g einigermaßen für den Ausfall an Lohn währendder Uebungszeit zu entschädigen, werden nach der„Bresl.Morg.-Ztg." auf Anordnung des Ministers sür die öffentlichen Arbeiten während der Uebungen Unterstützungenbeziehungsweise Beihilfen an die Betreffenden gezahlt, undzwar erhalten Unverheirathete 20 M, Berheirathete 40 M.Eines Antrages seitens der Arbeiter zur Zahlung derUnterstützung bedarf es nicht, denn es werden seitens derBehörden Listen zusammengestellt; auf grnnd dieser Listenwird die Unterstützung an die Betreffenden gezahlt. Warumgicbt Herr Thielen uns nicht öfter Anlaß, solche Maß-regeln zu verzeichnen.—Frankreich. Die Schmutzkonkurrenz, die niedriger ge-lohnte italienische Arbeiter den einheimischen Arbeiternmachen, hat in A i g u e s- m o r t e s(Departement Gard,Südsrankreich) zu Reibereien geführt, bei denen verschiedeneJtalrener schwer verletzt und getödtet worden sein sollen.Sogar das offiziöse Wölffchen meldet, daß die Zusanimen-stöße deshalb erfolgten, weil„die italienischen Arbeitergegen einen äußer st geringen Lohn arbeiteten".Die Italiener haben ferner nach Wolff's Tel. Bur. Streitgesucht und mehrere französische Arbeiter verwundet. DieSchuld an solchen betrübenden Kämpfen trägt die profit-wüthige Unternehmerschaft, die Kulis einführt, um die hei-mischen Arbeiter, die eine höhere Lebenshaltung haben,uiederzukonkurriren.—Wolff's Telegraphen-Bureau meldet:A i g u e s- M o r t e s, 18. August. Der Maire(Bürger-meister) hat eine Bekanntmachung anschlagen lassen, in der ermiltheilt, daß die Salinengesellschaft den italienischen Arbeiternalle Arbeit abgenommen hat und die Werkstätten morgen wiedereröffnen wird. Gleichzeitig fordert der Maire die Bevölkerungzur Ruhe, Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Wieder-aufnähme der Arbeit auf, da die französischen Arbeiter Genug-lhuung erhalten hätten.Hieraus ergiebt sich, daß die französischen Arbeiter dieAngegriffenen waren.—Der englische Grubenarbeiter» Ausstand. Nacheiner Wolff'jchen Depesche vom 18. August ist in C u m b e r-l a n d die Arbeit nach einer Lohnerhöhung von10 pCt. wieder aufgenommen worden. In Wales ge-währen einige Grubenbesitzer eine Lohnerhöhung von20 pCt. Die Grubenarbeiter von D u r h a m haben denBeschluß gefaßt, nicht in den Ausstand einzutreten. Siehandeln, ebenso wie die Grubenarbeiter von Northumber-l a n d, gegen den Rath des nationalen Bundes.Am 17. August früh wurde in Ebbw Bale(Wales)eine Versammlung von 10 000 streikenden Kohlenarbeiterndurch nicht streikende Arbeiter angegriffen und in dieFlucht geschlagen, wobei viele verwundet wurden. AlleGruben in Süd-Wales find geschlossen. An mehrerenOrten versuchten die streikenden Arbeiter die nichtstreikendenzum Verlassen der Arbeit zu zwingen. Wer mag wohl dieStreikbrecher, die„Schwarzbeine" zum heldenhaften Angriffauf die Ausständigen„augeregt" haben?—Eine bürgerliche Zeitungskorrespondenz berichtetüber den 17. August:»Infolge der Ruhestörungen in Wales stiegen Maschinen-kohlen auf der gestrigen Londoner Kohlenbörse nm 2 ob. bis2 sb. 6 ä. die Tonne. Seekohlen notirten 2«b. die Tonnehöher als am Montag. Die Kohlenzusuhr nach London, sowohlzu Wasser wie mittels Bahn, ist noch immer beträchtlich. Ineinigen Theilen L a n c a s h i r e s in das Elend unter denden Ausständigen schon groß. Viele Bergmannsfamilien nagenam Hungerluche. In Leigh gehen Weiber von Haus zu Hausbetteln. Eine Suppenküche ist eingerichtet worden. Die Haus-besitzer können die Miethe nicht einziehen, da das Ausstands-gelv nicht zum Lebensunterhalt genügt.— In Derby-s h i r e feiern jetzt 40 000 Arbeiter.— Das Ergebniß dernamentlichen Abstimmung der Bergleute von Durham, obsie allein vorgehen oder sich nach den Beschlüssen des nationalenVerbandes der Bergleute richten sollen, ist noch nicht bekannt.Allem Anschein nach ist die Mehrheit aber dafür, Durhamsolle nur seine eigenen Interessen zu Rathe ziehen.— InNew-England bei Petcrborough werden die Lokomotivführer und Heizer der Great Northern Eisenbahn von jetzt annur 4V2 Tage die Woche beschäftigt.Ter Führer des Ausstaudes, der ParlamentsabgeordneteP i ck a r d, ist gegen jede Verhandlung mit dem Verbände derGrubenbesitzer, wenn irgend welche Lohnherabsetzung statt-sinben loll. Die Folgen des Ausstandes machensich bereits in vielen Industrien geltend. Er hatim ganzen bis jetzt 1 000 000 Arbeitern das Brotgenommen. Die großen Frodinghameschen Eisen- undStahlwerke haben schließen müssen. Die Hochösen der Gesell-schaft waren schon früher ausgeblasen woroen. Vielfach wirdjetzt in den betheiligten Kresien die Frage erörtert, ob es nichtan der Zeit sei, daß das Parlament Aemter zur Beilegungvon Arbeitsstreitigkeiten einsetze.— Die Abstimmung der Berg-leute von Northumberland über die Frage, ob sie feiernsollten, falls ihnen nicht eine Lohnerhöhung von ILVe pCt. bewilligt würde, kam gestern zum Abschluß. Zwischen 13—14 000Arbeiter gaben ihre Stimmen ab. Die Mehrheit gegen denAusstand betrug 1300—1600 Stimmen. Trotzdem gehören dieBergleute von Northumberland dem nationalen Verbände an.Es heißt jedoch, daß sie keine Vertreter zu der am 26. d. M. inBirmingham stattfindenden Konserenz des nationalen Verbandesschicken wollen.—VarketnsStrtlhkezt.Unterfränkischrr Parteitag. Die Tagesordnung für denam Sonntag, den 27. August, in Würzburg stattfindendenunterfränkischen Parteitag ist nunmehr provisorisch wie folgtfestgesetzt: 1. Beschlußfassung über die Geschäftsordnung undWahl des Bureaus; 2. Organisation und AgUation. Referentendie Genossen Lock und Fülle: 3. Wahl einer Zentral-Leitung fürUntcrsranken; 4. Unsere Parteipresse. Referent: Genosse Fülle;3. Der Kölner Parteitag; 6. Verschiedenes. Etwaige noch be-absichligte Anträge sind an den Vertrauensmann I. Fersch,Petrinistraße 8, III Würzburg zu richten.***Die Jntoleraaz der Sozialdemokratie suchten kapita»listische Blätter an einer aus Braunschwcig gebrachten Notizdarzulegen, nach welcher der sozialdemokratische StadtverordneteZigarrenfabrikant Wassermann in Schöningen seinen Gehilfen,den bei der letzten Reichstagswahl aufgestellten sozialdemokratischenKandidaten Wentzel, wegen„politischer Meinungsverschiedenheiten"entlassen habe.Wie immer in solchen Dingen, so hatten die Gegner nattir-lich auch mit dieser Freudenbotschaft Pech. Wassermann undWentzel haben in vollem Einversländniß ihre Geschäftsverbindunggelöst und beide erklären im„Braunschw. Volkssreund", daß vonParteistreitigkeiten oder politischen Meinungsverschiedenheiten alsUrsache gar keine Rede dabei ist.Es wäre so schön gewesen, den taufenden Maßregelungengegenüber, durch welche Ordnungshelden in gemeinster WeiseSozialdemokraten zu schädigen suchen, auch einmal mit einersozialistischen Maßregelung im kapitalistischen Glasschrank para-diren zu können.*»Polizeiliches, Gerichtliches ee.— In der Berufungsinstanz wurden heute die ParteigenossenJähnig und Schellenbeck in Halle von der Anklage des Vergehensgegen das Vereinsgesetz(§§ 1 und 12) freigesprochen.— Jüngst wurde in Hartha. Sachsen, ein Parteigenossebeerdigt. Einer der Leidtragenden hatte hierbei einen Kranzmit rother Schleife getragen. Auf 8 Tage Gefängniß erkanntedas Gericht.— Eine Verurtheilung unter ganz eigenthümlichen Umständenist seitens der Elberfelder Strafkammer gegen den RedakteurGewehr von der Elberfelder„Freien Presse" ausgesprochenworden. Vor längerer Zeit hatten sich die ehemaligen Vorstands-Mitglieder der Allgemeinen Ortskasse in Elberfeld durch ein vonder Generalversammlung dieser Kasse gefaßtes Mißtrauensvotumbeleidigt gefunden, das in der„Freien"Presse" ohne jeden Zusatzzum Abdruck gebracht worden war. Die sich.beleidigt fühlendenVorstandsmitglieder stellten Strafantrag. jedoch nicht gegen denRedakteur, sondern gegen die vermeintlichen Einsender der betr.Resolution. Gegen letztere wurde das Verfahren eingestellt, da-gegen erhob die Staatsanwaltschaft gegen den Redakteur GewehrAnklage. Zwar hatte die Strafkammer anfangs das Verfahrenabgelehnt, doch ordnete das Oberlandesgericht auf Beschwerdeder Staatsanwaltschaft das Hauptverfahren an. Gewehr erklärte,daß er in dem Abdruck der Resolution durchaus nichts Straf-bares habe erblicken könne», indem die aus Vertretern bestehendeGeneralversammlung ohne Zweifel im Interesse der Kassehandele, wenn sie ihre gefaßten Beschlüsse den Mitgliedern mit-theile und in der fraglichen Generalversammlung sei ausdrücklichbeschlossen worden, daß die„Freie Presse" das Publikationsorgander Kasse sein solle. Der Staatsanwalt gab zu, daß dieBeweisaufnahme Thatsachen ergeben habe, wonach die MitgliederUrsache gehabt haben könnten, mit einigen Mitgliedern ihresVorstandes unzufrieden zu sein, doch bestritt er Gewehr trotz desfraglichen Generalversammlungs-Beschluffes das Recht, die betr.Resolution zu veröffentlichen. Er beantragte 100 M. Geldstrafeund die üblichen Nebenstrafen. Vergebens suchte der VertheidigerRechtsanwalt Land« nachzuweisen, daß die Anklage schon alleindeswegen juristisch unhaltbar sei, weck gegen Gewehr gar keinSrrafantrag gestellt worden und gegen die Mitangeschuldigtendas Verfahren eingestellt worden ist; das Gericht erklärte Gewehrder Beleidigung schuldig und erkannte dem Antrage dos Staats-anwalts gemäß. Natürlich wird Revision eingelegt.— Es seibemerkt, daß die betreffenden Vorstandsmitglieder der Kasse schonlängst nicht mehr wiedergewählt sind.Soziale Ueberftrlzi.An die Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen s ä m m tk i ch e rBranchen für Berlin und Umgegend! Kollegen undKolleginnen! Durch die Wahl vom 23. Jnli in der Versamm-lung in Sanssouci habt Ihr uns beauftragt, für die Interessenunserer Gewerkschaft einzutreten und uns verpflichtet, unsereGcwerksorganisation zu fördern und zu heben. Um dieserAufgabe gerecht zu werden, müssen wir um die Unterstützungaller unserer Kollegen bitten. Unsere erste Aufgabe wird sein,die indifferenten Arbeiter und Arbeiterinnen der Organisationzuzuführen, sowie die zersplitterten Kräfte und kleinen Vereinezusammenzuschmelzen.Kollegen und Kolleginnen! Es ist unsere Pflicht, unterden gegenwärtigen traurige» Verhältnissen uns zu ver-einigen. damil wir so im stände sind, unseren Unter-drückern erfolgreich entgegenzutreten. Wir wollen hierbei nichtversehlen, auf den Leitartikel im„Vorwärts" in Nr. 192 hinzu-weise»(Die Vernachlässigung der Gewerkschaftsbewegung), demwir voll und ganz zustimmen. Kollegen und Kolleginnen l AmMittwoch, den 23. August, Abends 8'/, Uhr, findet bei Boln,Alle Jakobstraße 73, eine öffentliche Versammlung statt, wirbitten alle Hilfsarbeiter und.Arbeiterinnen, gleichviel in welchemBeruf oder Branche dieselben arbeilen, in der Versammlung zuerscheinen. Da die Kollegen in der Gummibranche schon be-schlössen haben, sich den Hilfsarbeitern und-Arbeiterinnen anzu-schließen, so ersuchen wir uin deren Besuch. Gleichzeitig ist esnothwendig, daß die Mitglieder der Agitationskommission, welcheam 2. Jnrn 1891 bei Norbert gewählt wurde, in der Versammlungerscheint.Die Agitationskommissionder Hilfsarbeiter und-Arbeiterinnen fü«Berlin und Umgegend.Oskar Schüler. W. Arndt.Für die OrtSkraukeufasse der Mechaniker.Optiker und verwandten Gewerbe findet am Sonntag, den 20. August, VorniittagS 9 Uhr, in den Arminhallen,Kommandantenstr. 20, die Wahl von 63 Delegirten zur General-versanimlung statt. Bei der Wichtigkeit der Wahl ist esunbedingt nothwendig, daß sich die Mitglieder recht zahlreich anderselben betheiligen. Eine starke Wahlbetheiligung ist um somehr geboten, als von anderer bisher leider maßgebender Seiteversucht werden wird, uns den Sieg und zugleich die Leitungder Kasse vorzuenthalten, damit wie bisher weiter gewirthschaftelwerden kann. Wir erinnern auch an die vor einiger Zeit be-gangenen Unterschlagungen, durch welche die Kasse um ca. 4000 M.geschädigt wurde. Unsere Stimmzettel, welche im Wahllokalezur Ausgabe gelangen, enthalten 63 Namen von Kandidaten, dievon den Kollegen der einzelnen Werkstätten aufgestellt und vonder am 16. d. M. Annenstraße 16 stattgehabten öffentlichen Ver-sammlung der Mechaniker, Optiker und verwandten Berufs-genoffen bestätigt worden sind. Um Verwechselungen mit der vonreaktionärer Seite aufgestellten Kandidatenliste zu vermeiden.machen wir darauf aufmerksam, daß die Liste der von der Mehr-zahl der Kollegen aufgestellten und bestätigten Kandidaten mitWilhelm Buckisch, Alte Jakobstraße, beginnt und mit VincenzNeumann, Kottbuserstraße, endigt. Nur diese Liste ist abzu-geben!Wahlberechtigt sind alle großjährigen, d. h. 21 Jahre alte»Mitglieder. Das Mitgliedsbuch ist zur Legitimation mitzubringen.Die Vertrauensmänner.In der Flnßstahlfabrik von Ebert in Pieschen inSachse» sollte den dort beschäftigten 3 Ge lbgießern ein ganzhorrender Lohnabzug gemacht werden. Während sie bisher fürden Kasten(Maschinenformerei) 40 Pfennig erhielten, solltensie jetzt nur 23 Pfennig bekommen. Da sie bei solcherBezahlung nicht bestehen können, so legten sie die Arbeitnieder.Eine grössere Arbeitsniederlegung ist in Ober-r ö b l i n g e n bei Halle erfolgt. Dort sind 130 Arbeiter, die mitden Ausschachtungsarbeiten für die Legung von Wasserleitungs-röhren beschäftigt waren, wegen zu geringen Lohnes ausständiggeworden. Die Arbeiter hatten den steinigen Boden 160 bis170 Zentimeter tief auszuschachten und erhielten für dieseschwere Arbeit den außerordentlich geringen Lohn von 1 Markpro 3Vz Meter. Etwaigen Arbeitergesuchen in kapitalistischenBlättern wolle man die gebührende Beachtung schenken.GutSherrliches ans dem gelobten Laude Mecklenburg.Die„Mecklenburgische Volkszeitung" schreibt: Der GutsbesitzerR. auf Buschmühlen bei Neubukow hat mit seinen Arbeitern denFeierabend auf 8 Uhr Abends vereinbart und, damit jeder weiß,„was die Glocke geschlagen hat", eine Uhr auf dem Hofe an-bringen lassen. Am 4. d. M., Abends 3 Uhr, verließ ein Ar-beiter den Hof. um feine müden Glieder nach Hause zu schleppen.Der Inspektor befahl den dort noch anwesenden drei Arbeitern,welche sich ebenfalls anschickte», nach Hause zu gehen, noch einauf dem Hose stehendes Fuder Roggen abzubringen. Der Ar-beiter R... erwiderte, daß die Feierabendstunde geschlagenhabe und auch bereits einer von den Leuten weggegangen sei.Daraufhin erschien der Gutsbesitzer R. und drohte dem vorgenanntenArbeiter mit Stockschlägen, worauf dieser treffend replizirlel:„Na, man ruhig bi de Sak, so geht nich los; wi Heft uns mödarbeit' un könn'n ohne Schläg to Beed gahn!" Das war demabsoluten Beherrscher Buschmühlens denn doch zu viel, er vergaßsogar das Fuder Roggen und befahl dem Arbeiter, sofort denHof zu verlassen, widrigenfalls er von feinem Hausrecht Ge-brauch machen würde. Aus diese„höfliche" Ausforderung hinempfahl sich der Arbeiter, die anderen erhielten um gr/s UhrFeierabend. Doch der Gutsbesitzer hatte seinen Plan gefaßt,denn wozu wäre die Gesinde-Ordnung und als deren trefflicherAusleger das ritterschaftliche Polizei-Amt da, wenn letzteres auchin diesem Falle nicht gute Dienste leisten sollte. Am 11. d. M.erhielten die Arbeiter folgende Strafvcrsügnng:(Abschrift.)Der Tagelöhner........ zu Buschmühlen hat am4. August, Abends 8 Uhr, die ihm von seiner Dienstherrschaftangewiesene Arbeil(Abladen von Roggen in die Scheune) eigen-mächtig ohne Rcchtsgrund(?) niedergelegt.Beweismittel:Der Antrag auf Strafe ist von dem Gntsbesttzer R....ans Buschmühlen am 3. August d. I. gestellt.Es wird deshalb hiermit gegen den Tagelöhner........auf grund des ß 1 der Verordnung vom 3. August 1392, betr.die Bestrafung der Dienstvergehen, eine an die Kasse des unter-zeichneten ritterschaftlichen Polizeiamts einzuzahlende Geldstrafevon 6 M., im Falle die Strafe nicht beigetrieben werden kann,eine Haftstrafe von 3 Tagen verfügt.Gebühren und Auslagen 1,20 M. fallen dem Beschuldigtenzu; zusammen 7,20 M.Neubukow, den 11. August 1893.Vereintes ritterschaftliches Polizeianit für Buschmühlen.(gez.) Krüger.Ausgefertigt: C. Klüffendorf, Aktuar.—Sind nun auch die Arbeiter über solche Handhabung desRechts empört, so wagen sie doch kaum Berufung gegen diese„Verfügungen" einzulegen, weil die„Göttin Gerechtigkeit" dieArbecker im Klasjeiistaat gewöhnlich mit scheelen Augen an«zusehen pflegt.Vom Schlachtfelde der Arbeit. Die Jahresübersicht derVerunglückungen mit Todeserfolg auf den unter preußischen Auf-sichtsbehörden stehenden Bergwerken aus dem Jahre 1892 wirdletzt veröffentlicht.„Auf den unter der Aufsichtsbehörde stehen-den Bergwerken Preußens waren im Jahre 1392 367 343 Arbeiter beschäftigt, von denen 721 bei der Ausübung ihres Berufszu Tode kamen. Im Vergleich zum Vorjahre ist die Zahl derbeschästiaten Arbeiter nm 3833 gestiegen, diejenige der tödtlichenVerunglückungen jedoch nm 143 oder 16,74 pCt. gefallen.Beim Steinkohlen-Bergbau waren 239 031 Arbeiter be-chäftigt; von diesen" verunglückten 372 oder 2203 auf1000, d. i. je einer von 433 Arbeitern, gegen 731 oder2,339 auf 1000, d. i. je einer auf 436 im Jahre 1881.— Von den Oberberganits-Bezirken traf die höchste den BezirkDortinund mit 2,3 auf 1000 Arbeiter, gegen 3,233 im Jahrevorher; die niedrigste Ziffer hatte der Bezirk Clausthal mit1,006 auf 1000. Im Bezirke Dortinund verunglückten tödtlich364 Manu, im Bezirke Breslau 30, im Bezirke Halle 71, im Be-zirke Clausthal 11 und im Bezirke Bonn 137. Die häufigsteVerunglückungsart geschah durch Stein- und Kohlenfall; eskamen hierbei 274 Arbeiter zu Tode, gegen 323 im Vorjahre.Hierauf folgen die Verunglückungen in Bremsbergen und Brems-schachten, welchen 90 Arbeiter gegen 87 im Vorjahre erlagen. InSchächten verloren 87 ihr Leben, gegen 83 im Vorjahre. UeberTage verunglückten 67, gegen 83 im Vorjahre, und durch schlagendeWelter kamen 33 Leute um, gegen 107 im Vorjahre. Beider Schießarbeit stieg die Verunglückungsziffer wiederum, sie de-trug 0,114 aus 1000, gegen 0,030 im Vorjahre." Sind das nichterschreckende Zahlen? Dazu komme» noch die weit zahlreicherenFälle von Verunglückungen ohne direkten Todeserfolg, die jähre-langes Siechthum, lebenslängliche Verkrüppelnng und kleinereVerstümmelungen einzelner Glieder zur Folge haben. Und beisolch' lebensgefährlicher Arbeit werden den Bergleuten Löhne ge-zahlt, die man als Hungerlöhne bezeichnen muß. Der reicheDividendensegen, der in die Taschen der Aktionäre fließt, ist mitdem Blute der vielen Bergleute gedüngt. Denjenigen, die unterLebensgefahr die Schätze aus der Tiefe hole», Hunger und Elend;den Nichtsthuern den Millionenertrag der Arbeit Jener ohneeine Gegenleistung, das ist das Bild unserer herrlichen Gesellschasts.ordnung.