Neven den Herren PachnlS«. Eickhoff usw, die sich immer,einem Zuge ihre-Z Herzens folgend, gern zu der Reckten gesellen,haben leider auch Friedrich Raumann und einige andere,sonst weniger schivachmiitige Abgeordnete sich dem schwarz-blauenBlock und den Nationalliberalen angeschlossen. Auf die Motive,denen diese Herren gefolgt sein mögen, wollen wir nicht eingehen;dag diese Molive immer ganz sachlicher Natur gewesensein sollten, ist ziemlich a u sg e s ch l o s sen. da die fort-schvittlichen Abgeordneten in der Diskussion das Gesetz jamit erfreulicher Energie bekämpft hatten. In jedem Falleaber haben die vierundzwanzig Forlschrittler dem schwarz-blauen Block seine Position wesentlich erleichtert.Wie soll man auf die skandalösen, antisozialen.volksfeindlichen Bestimmungen, welches dieses Machwerkeiner Reich-Zversicherungsordnung enthält, noch hinweisen, ivie sollman diese Attentate gegen die Volksgesundheit unddiese Eingriffe in die Selbstverwaltung noch brand-marlen, wenn man die Antwort erwarten muh.„ganz schön, abervierundzwanzig Abgeordnete der Fortschrittlichen Volkspartei habenja auch für das Gesetz gestimmt"? Die Fortschrittliche Eolkspartei,die i» der letzten Zeil ini allgemeinen glücklich operierte, hat gesterneinen unglücklichen Tag gehabt I"Noch deutlicher schreibt die„Berk. VolkSztg.":.Das traurige Versicherungsgesetz ist unter Dach und Fach ge-bracht. Dies« Spottgeburt, zusammengeleimt aus bureaukratilcherKiiebelwnt gegen die freie Selbstverwaltung und aus agrarischerSchamlosigkeit in der Abwälzung sozialer Pflichten, kennzeichnet injeder Zeile den Geist der V o l k S f e i n d li ch k c i t, der ausallen parlamentarischen Sünden des schwarzblauen Blocks spricht.Eine Schmach für das Deutsche Reich hat man im Parlamentselbst die Nichtherobsetznng der Altersgrenze von 70 aus05 Jahre genannt; eine Schmach ist serner die Herabsetzung derWöchnerinnenunterstützung von acht auf vier Wochen auf dem Lande.Die agrarische Scham- und Gewissenlosigkeit hat sich bei dieser Be-ftimmung ohne jedes Feigeliblatt gezeigt.Alles das hätte jeden liberalen und jeden sozial denkendenMann veranlassen müssen, diesem Gesetz seine Zustimmung zu v e r-sagen. Er hätte dem schwarzblancn Block rein und unverkürztden traurigen Ruhm lassen müssen, diese Karikatur einessozialen Gesetzes allein verbrochen zu haben. Statt dessen habensich nicht bloh Nationalliberale gefunden, die diesem sozialen Wechsel-balg ihren Segen gegeben haben. Auch ein Teil der Fort-s ch r i t t« p a r t e i hat so viel politische Kurzsichtigkeit und Ge-schmacklosigleit und einen solchen Mangel an sozialem Willen be-iviesen. dah er es über sich gewann, dem schwarzblauen Block Be-spanndienste zu leisten.Als sich die Fortschrittspartei auf den Trümmern der drei ver-schiedenen liberalen Parteien neu ausbaute, haben wir mit unseremUrteil über fie zurückgehalten. Wir meinten, die neue Parteihabe daS Recht, nach ihren neuen Taten beurteilt zu werden. Jetztliegt eine so eklatante Tal vor, daß eS eine Sünde am liberalenGedanken wäre, zu dieser Tat zu schweigen. Dah es in derFraktion dieser Partei nur 10 Mann gegeben hat. die die Forderungder Siunde richtig begriffen und danach gehandelt hoben, zeigteinen so betrübenden Tiefstand politischer Einsichtund sozialen Empfindens in der Fraktion dieser Parteian, dah kein Wort deS Tadels und der Abwehr gegen den Geist,der aus dieser beschämenden Tatsache spricht, scharf genug ist."Zu diesen Urteilen wäre nur noch hinzuzufügen, dast dieSchuld der Fortschrittler nicht erst bei dieser Ab-ftimmung zutage tritt. An der verlogenen Hetze gegen dieXlrankenkasscn, an der gewissenlosen Stimmungsmache, die demEntrechtungsblock sein niederträchtiges Vergewaltlgungswerkso sehr erleichtert hat, haben sich nicht zuletzt einige Fort-schrittler— mit dem Dr. M u g d a n, dem Kronzeugen der„Deutschen Tageszeitung", an der Spitze— hervorragendbetätigt. Die Abstimmung der Fortschrittspartei ist nur daslogische Ende eines unrühmlichen Anfangs gewesen.Hege« die lvcrpfaffung der Fortbildungsschule»wendet sich in bemerkenswerter Weise im„Tag" Dr. O ttoK n ö r k. Direktor der kaufmännischen Schulen in Berlin. Ersagt u. a.:.lkonservativ-klerikale Kurzfichtigkeit gegenüber den Forde-rungen der Zeit sucht hier ein Werk zustande zu bringen, da» dieauch im ganzen Auslände gerühnite deutsche Fach- und Fort»bitdung auf ein bedauernswertes Niveau herab-drückt und der preuhifchen und deutschen Volkswirtschaft schwereWunden schlägt. Denn die Einführung des R e l i�j i o n S-Unterrichts in die Fach« und Fortbildungsschulen nimmtdiesen BildungSanstolten wieder den in folgerichtiger Entwickelungerworbenen beruflichen und fachlichen Charakter und drücktihnen von neuem den Stempel der längst über»Wunden«» Wiederholungö» und Sonntagsschuleauf, die auhcr auf Lesen, Schreiben und Rechnen den Haupt-wert aus die religiöse Gesinnung ihrer Zöglingerichtete. Seitdem aber haben sich die gesamten wirtschaftlichen.sozialen und religiösen Verhältnisse vollständig verändert.Die geplante Einführung deS Religionsunterrichts in dieseBildungSanstalien übt auf Lernende. Lebrende undArbeitgeber die gleichen ungünstigen Folgenaus, ohne irgendwelche nennenswerte Ergeb-nisse zu erzielen.Die Fach- und Fortbildungsschullehrer und ihreLeiter steven einmütig der geplanten Neuregelungnicht nur mit Gleichgültigkeit, sondern geradezu mitFeindseligkeit gegenüber. Denn einerseits läht sich ihreeigene GeisteSrichning nicht mit Gewalt um Jahrhunderte zurück-schrauben, onderetseiiS sehen sie den wegen der geringen Stunden-zahl ohnehin schon für die wichtigen beruflichen Fächer beschränktenLehrplan durch das neue Fach als noch mehr eingeengt an. WaSsoll dabei herauskommen, wenn sie selber diesen Unterricht mitdem gröstten innere» Widerwillen erteilen, oderwenn aar Geistlich» aller Schattierungen den Schülern, die siegar nickt genauer kennen lernen, wöchentlich eine Mehr»predigr halten?"Wir haben diese, l Auslassungen eines Fachmannes nichtshinzuzufügen._Von der Landratsdespotie.Im östlichen Holstein liegt an der Ostsee da« kleine StädtchenNeustadt, wo wir eine kleine, aber rührige Parteiorganisationhaben. Die Genossen suchte» zum l. Mai bei der Polizeibehördeum die Genehmigung elneö Maifestzuge» nach; das Gesuch wurdejedoch abgelehnt. Der Vorsitzende der Parteiorganisation beschwertesich dann beim Landrat, und dieser hat jetzt die Begründung fürdas Verbot gegeben. Der Herr Landrat. Springer ist seinName, hält daS Verbot des Festzuge« für gerechtfertigt, weil nachseiner Ansicht ganz Neustadt zu Gewalttätigkeitenneigt: die bürgerlichen Elemente, die Arbeiterschaft und derGenosse. der den Festzug veranstalten wollte. Man höreaus der Begründung solgenveS„schmeichelhafte" Kompliment für daSNeustädter Bürgertum:„Eine solche Gefahr iGefahr für die öffentliche Sicherheit) hatdie Polizeiverwaltung dem geplanten Umzüge gegenüber mit Rechtals gegeben angenommen. Denn wenn sie die Besorgnis einersolchen Gefahr ans der Erwägung herleitet, dah der geplante Um-zug sich wie alle Maifcierkundgebungen der Sozialdemokraiie alsDemonstration gegen die heutige staatliche und wirischaftli<heOrdnung darstelle, die in Neustadt von allen der Sozioldemokratreabgeneigten Einwohner» mit Unruhe, zum Teil sogarmir Erbitterung aufgelroinmen iverde, und da-durch die Möglichkeit von Ausschreitungenin unmittelbar« Nähe rücke, so sind dasnicht bloh allgemeine Vermutungen, welche die mehr oderweniger entfernte Möglichkeit einer Gefährdung der öffentlichenSicherheit eröffnen, sondern Tatsachen, welche in Verbindung m i tden allgemein bekannten Erfahrungen be» denvorjährigen Dahlrechtsdemonstrationen derSozialdemokratie in Neumünster und anderenStädten der Provinz dies« Gefährdung absehbarerweisebesorgen lassen."Soweit bei den Wahlrechtsdemonstrationen Gewalttätigkeitenverübt worden find, geschah dies ausschliehlich von der Polizei, inNeumünster sogar in unerhört blutiger Weise.— In der Begründungheiht es dann weiter, dah die Gefahr dadurch vergröbert wurde,daß„in Neustadt alljährlich im Frühjahr zahlreiche jüngere Arbeiteraus den Grobstädten, der Provinz und des benachbarten Staats-gebietes(gemeint ist daS zum Grobherzogtum Oldenburg ge-hörende Fürstentum Lübeck, wo die sozialdemokratische Bewegungstark entwickelt ist. D. Ber.) zuziehen, welche die unruhigenund zu Ausschreitungen geneigten Elemente der Einwohnerschaftgerade in der hier in Betracht kommende» Zeit in erheblichem Maßevermehren".Zuletzt muß noch der Veranstalter deS FestzugeS herhalten. Erschreckt nach der Begründung„gegebenenfalls auch borAusschreitungen nicht zurück", weil er einmal als Vor-sitzender der Neustadter Zahlstelle des Holzar beiter-VerbandeS eineöffentliche Tanzlustbarkeit veranstaltet hat, obwohl diese von derPolizeibehörde ausdrücklich verboten und ihre Verhinderung durchZwang angedroht war.Das sind die Gründe, die der Sozialistenhasier Springer fürdas Verbot des Maifestzuges angibt: Vermutungen neben vollständigauf den Kopf gestellten Tatsachen. Um aber zu zeigen, wo die Ge-neigtheit zu Gewalttätigkeilen vorliegt, seien folgende zwei Tatsachenfestgestellt: Herr Landrat Springer ist der preutzische Beamte, derdaS galizischeDieu st mädchen Josepha Ciaston auf derInsel Fehmarn ohne jeden Grund einsperren und vomö. Januar bis 10. Aug» st 1910— also länger als7 Monate— rechtswidrig in Haft behalten li�ß.Diese Mastnahme rief selbst bis weit in d'ie bürgerliche Presie hineinAufregung hervor und kam auch im preubischen Dreiklassenhause zurSprache. In jedem anderen Lande auber Preuben, und vielleichtnoch Ruhland. wäre«in Beamter, der daS auf dem Kerbholz hat,unmöglich. Aber Herr Springer sitzt heute noch als Landrat inCismar und sucht Geneigtheit zu Gewalttaten, wo sie gar nicht zufinden find.Mit der gegen daS Verbot der Neustädter Polizeibehörde ab-gehaltenen Tanzlustbarkeit hat es auch eine eigene Bewand-nis. In Wahrheit war es ein geschlossenes Vergnügen der Zahl-stelle deS Holzarbeiterverbandes, da« weder amneldepsttStig warnoch einer Genehmigung bedurste. Trotzdem hat eS der Polizeimeister von Neustadt, der stellvertretende Bürgern, eister, mir Ae»walt verhindert, indem er mit zwei Polizisten in den Sualdrang und den Musikern unter der Androhung der BerHaftung da» Spielen verbot. Die Polizei hat die RechtsWidrigkeit ihres Vorgehens später selbst«ingesehen, denn die späterenVergnügungen der Zahlstelle hat sie unbeanstandet stattfinden lassen.Landrat Springer aber war es. der damals imletzten Augenblick noch telephonisch angeordnethatte, das Vergnügen eventuell gewaltsam auf-z u l ö s« n._Agrarisch- antisemitische KampfeSweife.Im November v. I. berichtete der„VoHvärtS" über eineVerhandlung vor dem Schöffengericht Erfurt gegen denkonservativen Parteihäuptling und Agitator deS Sundes derLandwirte, Gutsbesitzer Hugo Gräfe in Walschleben beiErfurt, wegen Hausfriedensbruchs, begangen in einervon den Erfurter Fortschrittlichen im Juni v. I. nach Malschleben einberufenen Versammlung. Die SchöffcngerichtSverhand-lung endete mit Fr ei s prechung, weil däs Gericht' ännähmTf�rbettflGräfe sei in dem Glauben gewesen, daß dem Einberuferder Versammlung, dem Professor Hoffmann, das. Hausrechtvom Wirte nicht übertragen gewesen sei. Der AmtSanwalthatte 20 M. Geldstrafe beantragt. Infolge der Freisprechunglegte der Amtsanwalt Berufung ein, die am Montag vor derStrafkammer in Erfurt verhandelt wurde. Hier wendetesich daS Blättchen. Es wurde dem BundesagitatorGräfe auch hier wieder von einer Anzahl Zeugen bestätigt, daßer in Gesellschaft mit anderen konservativ-antisemitischenOrdnungsstützen die Versammlung in einen wahren Hexensabbat verwandelt hatte, nachdem seinem dreisten Ver-langen, den Vorsitz der Versammlung dem Ortsschulzen vonWalschleben, einem ergebenen Diener Gräfes zu übertragen,selbstverständlich nicht nachgekommen war. Den Hinweis aufden Hausfriedensbruch, dessen er sich schuldig mache, tat ermit der schnodderigen Bemerkung ab:„Ach was, dasmachen wir mit ein paar Groschen Geld ab!"Vor Gericht versuchte der tapfere Mann die Schuld an demRadau den Sozialdemokraten zuzuschieben. WaS aberkläglich an den Aussagen deS Prof. Hoffmann scheiterte.Auch der Gendarm, die Säule der preußischen Herrschaft.hatte nicht vermocht. Gräfe zum Anstand zu bewegen.Die Strafkammer erkannte auf 1 00 M a r k G e l d st r a f e.Beantragt waren nur 70 M. In der Begründung führteLandgerichtLdirektor W i n k l e r aus. daß sich der Prof. Hoff-mann in rechtmäßiger Ausübung seines HaiiSrechts befundenhabe. Der Angeklagte Gräfe habe sich als Führer einer poli-tischen Partei einen erheblichen TerroriSmnS in der Ver-sammlnng zu schulden kommen lassen.Gräfe ist der konservative Wahleinpeitscher im WahlkreiseErfurt-Schleusingen-Ziegenrück. Die HauS-sriedenSbruchSaffäre dieser OrdcnSstütze wird den Herr-schasten böse im Magen liegen.weriien. Bte» nskflrlich die Aussichten ver«rSeT!««ff Btffekurze Dienstzeit verschlechtern muß. Für diese„Konzessionen"und die Anpassung des Militärstrafprozesses an die Gegenwartmüssen aber S6000 Mann jährlich mehr angestelltwerden, obgleich der Ausgleich für die Verkürzung der Dienstzeitnur 29 000 erfordern würde. Der Friedenspräsenzstand deS Heeresohne Landwehr wird von 295 000 auf 344 090 Mann erhöht. Einesolche Reform glaubt man in der Wahlbeivegung veröffentlichenzu dürfen. Die Regierung weiß, daß in dem durch jahrhunderte-lange Klerusherrschaft verdummten Land daS Verständnis füralle ernsten Fragen auf die organisierte Arbeiterschaft be»schränkt ist.fssrankrekcb.Die Unterschleife im französische» Auswärtigen Amt. �Paris, 31. Mai. Der Berichterstatter Poincarre hatseinen Bericht über daS Budget des Ministeriums des Aeußeren be-endet. In seinem Bericht beschäftigt er sich mit den VerwaltungS-und finanziellen Gepflogenheiten, die seit langem im Ministeriumdes Aeußeren herrschen. Poincarre erklärte, daß seit mehrerenJahren im Auswärtigen Amt eine unglaubliche admini-strative Unordnung herrsche und daß jede regelrechte Buch-führung außer acht gelassen wurde. Er schließt mit der Be-merkung, eS sei unfaßbar, daß die erteilten Anordnungen in derVerwaltung deS Auswärtigen Amtes so wenig befolgt worden sind.Portugal.Die Wahl in Lissabon.Lissabon, 31. Mai. In Lissabon haben 30 070 Wähler vo»69 955 ihre Stimmen abgegeben, gegen 23 079 von 43 190 im Jahre1910. Im zweiten Lissaboner Wahlkreise erhielt der an ersterStelle stehende Theophil Braga 13 373, Machado Santo?16537 Stimmen.Marokko.Die Franzosen in Fes.Paris, 31. Mai. Nach einer Meldung aus JcS verbleibendort vorläufig fünf Kompagnien Infanterie, eine BatterieArtillerie, eine Schwadron Kavallerie und ein Feldlazarett.15000 Mann sollen zur Anlegung von Etappen»st a t i o n e n zwischen Rabat und der Hauptstadt sowie zur Lc-ruhigung des Gebietes verwendet werben.Em der Partei.Die Breslau» Genosse» und die Etatsbewilligung ihre»Stadtverordnetenfraktion.Bekanntlich haben die sozialdemokratischen StadtverordnetenBreslau« in diesem Jahre zum erstenmal bei der Gesamtabstimmungüber den städiischen Etat diesem zugestimmt, nachdem sie vorher ineiner Erklärung dargetan, daß der Etat zwar noch lange nicht ihrenj Wünschen entspreche, aber immerhin Vorteile auf sozial-politischen Gebieten bringe. Mit dieser Abstimmung beschäftigtestw an, Montagabend eine im BreSlauer Gewerkschaftshause ab-gehauene Mitgliederversamnilung de« sozialdemokratischen Vereins.Geuofl» Löbe rechtfertigte das Verhalten der Fraktion an der Handder einzelnen Positionen deS Etat« und vom Parteistandpunlt au«in einstündiger Rede. Da Parteibeschlüsse oder daS Programm wkeiner Weise verletzt wurden, da ferner das Breslauer Stadtoberhaupt die Gleichberechtigung der Sozialdemokraten als Staatsbürgerin jüngster Zeit anerkannt und die Löhne der städtischen Atbeiter inden letzten Jahren eine Erhöhung erfahren haben, habe die Frakliongeglaubt, diesmal ohne Bedenken dem Etat die Zustimmung gebe»zu können.Genosse Schiller war dagegen der Meinung, daß der Etatunter allen Umständen hätte abgelehnt werden müssen. So großseien die sozialpolitischen Fortschritte wirklich nicht, daß sie einsolches Vertrauensvotum für den bürgerlichen Magistrat auch niu:rechtfertigen könnten. Wegen der niedrigen Löhne der städtischenArbettsk llUd."N0ch aitderer ünholllommenor Positionen de« Etats.sei da» Verhalten der Fraktion nickt zu verstehen. In Zukunft dürfedie Stadtverordnetenfraktion nicht so voreilige Beschlüsse fassen.Die Genossen R e u k i r ch und Schulz verteidigen die Ab«stimmung der Fraktion unter Hinweis auf die erzielten positivenErfolge, während Genosse Schramm sich mit den AusführungenSchillers einverstanden erklärte.Nach dreistündiger Debatte wurde«in Vertagungsantrag ab-gelehnt, ein Antrag aus Schluß der Debatte aber angenommen.Eine Resolution des Genossen Schiller, die zum Ausdruck bringt.daß die Zustimmung der Fraktion zum städtischen Etat weder taklischnötig noch sachlich begründet war, und die verlangt, daß die Fraktionin Zukunft bei ähnlichen Anlässen vorher einen Meinungsaustauschherbeiführe, um die Verantwortung einer solchen Abstimmungnicht allein zu tragen, wurde mit übergroßer Mehrheitabgelehnt._Gestörte» ist im Kloster der Karmeliterinnen zu Düsseldorf dergtmrum»adgeordnete Kirsch im Aller von 64 Jahren. Der Ver-storbene vertrat KreiS mtd Stadt Düsseldorf im Reichstage und warMitglied des preußischen Landtages. Kirsch wurde in der Stichwahl>907 mit 33317 Stimmen gegen den Genossen Brimpe gewählt, der25233 Stimmen erhielt._Oefterrdch-Öiiganf.Die Militär„reform".Achtzehn Jahre nach Deutschland, zehn nach Frankreich undzwei Jahre selbst nach Italien soll nun die zweijährige Dienstzeiteingeführt werden. Aber nur für die Infanterie und Fuß.artillerie. Die Marine soll vier Jahre, die reitenden Truppendrei Jahre weiterdienen. Alle Unteroffiziere vom Korporal auf-wärts müssen auch bei den Fußtruppen drei Jahre dienen. Unddamit sich nicht infolgedessen die Begeisterung für da» Unter-offizierwerden vermindere, werden so viele Mannschaften nochüber zwei Jahre hinaus behalten, als der Gesamtzahl der Unter-offiziere entspricht— daß wird bei der Infanterie nahezu einDrittel bedeuten, bei der Artillerie noch mehr. Während jetztdie Begünstigung der mit a ch t w ö ch i g e r Dienstzeit in der Ersatz.rcserve(die in Oesterreich zur Ausbildung und zu Waffen»Übungen herangezogen wird) tvahlloS nach der Losnummer verteiltwird, soll sie in Zukunft, unter Berücksichtigung der landwirtschast»lichen und bürgerlichen ErwerbSverhältnisse, also zu einer Be-gimstigung für das Gewerbe und die Agrarier.ausgestaltet"So» der Entwickelung der Parteipresse. Die„VolkSwacht*in Bielefeld steht vor einem umfangreichen Erweiterungsbau.Schon längst nicht mehr genügen Druckereieinrichtung bezw. acht-fettige RotationSmaschin«. Druckerei« und Setzereiräume werden umda» Doppelte vergrößert und eine moderne ZwillingSrotationS-Maschine wird ausgestellt. Im Erdgeschoß werden die Geschäft»-räume, Buchhandlungsladen, Dnickerei und Buckbinderei untergebracht; im ersten Stock Zeitung«- und Akzidenzsetzerei undStereotypie; im zweiten Stock werden die RedaktionSräum« er»wettert und Konferenzzimmer und Bureauräume eingerichtet. Außer»dem sind da drei Wohnungen und im Dachgeschoß ebenfall« Woh-»ungen, Badeeinrichtungen und AufbewahruitgSräume vorgesehen.Der Bau soll bi« zun, Herbst fertiggestellt sein, um den erhöhtenAnforderungen, die die Wahlagitation zur ReichStagSwahl an dieParteidnickerei stellt, nachkommen zu können. Dt«„Volksmacht" er»scheint zurzeit in einer Auflage von 1b 500 Exemplaren.polizeiliches, Ocnchtitdus usw.Die Folgen einer Krankenkassen-Hetz».Wegen Beleidigung des Berichterstatters der„LeipzigerSolkSzeitung". de» Genossen«reffin, wurde der Chef»redakteur der„Leipziger Neuesten Nachrichten", Dr.Grauthoff. zu 100 M. Geldstrafe verurteilt. Im vorigen Jahrehatte Grauthoff in seinem Blatte eine Hetze gegen die Leitungder Leipziger Ortskrankenkasse inszeniert und wardaraus von dem Vorsitzenden der OrtSkrankenkasse P o l l S tl d e rwegen Beleidigung verklagt worden. Grauthoff wurde zu 300 M.verurteilt, legte aber gegen da» Urteil Berufung ein. vordem Landgericht erklärte Grauthoff, daß er den Beweisfür die von ihm gerügten Mißstände nicht führen wolle.Der Bericht über die Verhandlung, der in der„LeipzigerVulkSzeitung" veröffentlicht wurde, soll nun nach GrauthoffSBehauptungen eine bewußte und dreiste Fälschung deS geschlossenenVergleichs enthalten haben. Pollender erließ darauf eine geharnischteErklärung gegen Grauthoff, die Pollender eine Geldsiras» von 3Ü0Mark eintrug. Genosse Kressin verklagte Grauthoff; Grauthofferhob Widerklage und behauptete. Kressin sei Verfasser eine« gegenihn gerichteten Artikels. Zum Beweise für diese Behauptung ließGrauthoff den Genossen Herr« als Zeugen laden. GenosseHerre lehnte den ihm zugemuteten Verrat des Redaktions-gebeiinnisses ab und verweigerte sein Zeugnis. Darauferklärte Grauthoff, er wolle auf daS Zeugnis verzichtenund zog seine Widerklage zurück. Außerdem erklärte er,»r habenicht den Genossen Kressin treffen wollen, sondern er habe die Lei-tung der„Leipziger VolkSztg." gemeint. Kressin komme nur alsZeuge für die von der Redatiioi, vorgenommene Fälichnng in Frage.Trotz solcher Ausflüchte crlannte das Gericht auf 100 M. Geldstrafe.In dem Urteil wird ausdrücklich hervorgehoben, daß der von der„Leipziger VolkSztg." veröffentlicht« Bericht wahrheitsgemäß gewesen> sei. wahrend Grauthoff in dem von ihm selbst»«faßten Berich!s einen ganzen Passu» de« Vergleich«.vergessen' habe.