GcwevkrchaftUcbea* Sine zweite belgifcbc 8tu«iienkommisfion besuchte Deutschland vom 21. bis 28. Mai, um die Organi- sationen und Institutionen der politischen und gewerkschaft- lichen Arbeiterbewegung Deutschlands kennen zu lernen. Dieser belgischen Studienkommission, die wieder unter der Fichrung des Genossen Hendrik d e Man stand, bestand aus 17 Personen, unter denen sich diesmal 4 Parteifunktionäre befanden, darunter das Parteivorstandsmitglied Genosse Brouck6re. Da außer vier Metallarbeitern und zwei Textilarbeitern die Bergarbeiter mit sieben Delegierten ver- treten waren, so machten diese auf der Herreise nach Berlin zunächst einen Abstecher nach Bochum , um dort das eigene Verwaltungsgebäude des Bergarbeiterverbandes und dessen Einrichtungen zu besichtigen. In den sechs Tagen Berliner Aufenthalts wurde dasselbe umfangreiche Arbeitspensum erledigt, wie es die erste bei- gische Kommission erledigt hat: auch in der Art des Arran- gemenis waren wenig Aenderungen getroffen. Nur, daß unsere belgischen Freunde diesmal das Innere des Reichstags- gebäudes besichtigen konnten und am gleichen Tage nach- mittags lHimmelfahrtstag) eine kleine körperliche Erholung auf einem Ausfluge in Berlins Umgebung genossen. Sonst wurden die Einrichtungen der Generalkommission, des Zentralarbeitersekretariats, der Berliner Gewerkschasts- kommission und des Arbeitersekretariats besichtigt, worauf ein Rundgang durch das Gewerkschaftshaus und die Herberge folgte. Montag abend vereinigte unsere belgischen Freunde mit Vertretern der Gewerkschaften und der Partei ein ge- mütliches Beisammensein. Besichtigungen der �entralver- waltung des Holzarbeiterverbandes und dessen Berliner Lokal- Verwaltung, der Lokalverwaltung des Metallarbeiterver- bandes, der Zentralverwaltung des Textilarbeiterverbandes, der Arbeiterwohlfahrts-Ausstellung, des Jugendheims,� der Heimannschen Bibliothek und Lesehalle, des paritätischen Arbeitsnachweises und der Parteiinstitutionen folgten an den anderen Tagen. Während nach einem Vortrage des Genossen Legten über die Grundlagen und die Entwickelung der deutschen Gewerkschaftsbewegung in nachfolgender zweistündiger Tis- kussion besonders die belgischen Gewerkschaftsvertreter zahl- reiche Auskünfte verlangten, interessierte sich Genosse Broucksre vom belgischen Parteivorstand besonders für die Organisation und Institution der Partei, die Genosse Müller vom Parteivorstand in einem in der Parteischule gehaltenen Referate in anschaulicher Weise zum Vortrag brachte. Be- sonders eingehend waren auch die Informationen, die die Belgier in den musterhaft eingerichteten Verbandsräumen der Zentralbureaus der Holzarbeiter durch den Zentralvorsitzenden Leipart über die organisatorischen Einrichtungen des Holzarbeiterverbandes erhielten. Und nicht wenig Eindruck vom Umfang der deutschen Gewerkschaftsbewegung dürfte die Einrichtung der Lokalverwaltung der über 70 000 Mitglieder zählenden Berliner Zahlstelle des Metallarbeiterverbandes gemacht haben, die ihnen Cohen erklärte. Mit Eindrücken, Notizen und Material reich beladen, nahmen unsere belgischen Freunde am Sonnabend von uns Abschied, mit dem beiderseitigen Gelöbnis weiterer guter internationaler Kameradschaft und dem Versprechen der Bel- gier, im Sinne der musterhaften Institutionen der deutschen Partei, und Gewerkschaftsorganisatroneu.mld deren straffeÄr- ganisationen in ihrer Heimat zu wirken. Wie wir hörten, werden die belgischen Genossen ihre Studien und Erfahrungen über die deutsche Arbeiterbewegung in einer Broschüre niederlegen, die demnächst erscheinen wird und den belgischen Geiverkschaften zugestellt werden soll. Ende Juli wird eine Vertretung der französischen Ge- werkschaften den belgischen Delegationen folgen, um Deutsch- land zu dem gleichen Zwecke einen Besuch abzustatten. Berlin und dmgegend. Der Streik in den Eisenkonstruktionsbetrieben. In voller Zahl versammelten sich die Streikenden am Mitt- Wochvormittag in den„Pharussälen",. um den Bericht des Streik- leiterS Maus über die Situation zu hören. Tie Anstrengungen der Unternehmer, Arbeitswillige heranzuziehen, sind teilweise von Erfolg begleitet. Aber dieser Erfolg beeinflußte die Situation nicht ungünstig, denn die gewonnenen Arbeitskräfte sind von einem so fragwürdigen Werte, daß es nirgends gelingt, die Ar- beiten in Gang zu bringen. Alle großen Arbeiten ruhen, und doch kosten die Arbeitswilligen den Unternehmern ein schweres Stück Geld. Zu der Firma D e l l s ch a u wurden diese Leute— dreißig Mann an der Zahl— in zwei Kremsern gefahren, die wie zu einer Landpartie ausgeputzt waren. Die Firma Stein, Lehmann u. Co. läßt sich die Arbeitswilligen in zwei bestellten Wagen der Großen Berliner Straßenbahn täglich kommen. Die Firma Steffens u. Nolle hat sich geneigt gezeigt, mit den Platz. arbeitern zu verhandeln, woraus zu erkennen ist, daß die Firma auch für die Platzarbeiter nur sehr ungenügenden Ersatz gefunden hat.— Alle Versuche, Arbeiten an andere Firmen abzugeben, werden überwacht und jede Streikarbeit wird zurückgewiesen. Mit den Bauarbeitern haben die Streikenden größere Schwierigkeiten, als sie zuerst erwartet hatten. Erneut appellieren sie mit allem Nachdruck und Ernst an das Solidaritätsgefühl der Arbeiter auf den Bauten; sie verlangen als streikende Arbeirer Entgegenkommen und Förderung in ihrem Kampfe gegen die Unternehmer. Maus betonte dies besonders, begleitet von der Zustimmung der Versammelten. Wieder wurden lebhafte Klagen erhoben über das Vorgehen der Behörden gegen die Streikenden. Während vor manchen Be- trieben die Streikposten nicht gestört werden und alles in Ruhe und Frieden vor sich geht, ist vor anderen Betrieben um�so mehr Grund zu Klagen vorhanden, besonders aber in X e m p elho f. Mehrere Streikposten berichteten, daß sie beschimpft und sogar tär- lich beleidigt wurden von den Gendarmen, die dort Dienst hatten. Gegen diese Beamten soll Beschwerde geführt werden.— Unge- achtet aller Schwierigkeiten sind die Streikenden zum festen Aus- harren entschlossen, ihre Reihen stehen fest und sind noch nirgends wankend geworden, von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen. Dagegen drängt in allen zehn Betrieben, besonders auf den zahl- reichen Bauten, die Arbeit, so daß nicht anzunehmen ist, daß der gegenwärtige Stand der Dinge von langer Dauer sein kann. «* Die Mitteilungen, daß trotz der gewonnenen Streikbrecher did großen Arbeiten vollständig ruhen, wird durch eine Bekanntmachung der betreffenden Firmen bestätigt. In derselben wird den Arbeitern wie üblich die Schuld an den gescheiterten Verhandlungen zu- geschoben und der Kundschaft erklärt, daß vom 2. Juni ab sämtliche Lieferungen eingestellt werden. Der Berliner Bäckerstreik. Auch der gestrige Tag brachte weitere Erfolge. Es bewilligten 101 Betriebe mit 143 Bäckern, 7 Konditoren und 23 Lehrlingen. Reueingestellt wurden außerdem 51 Bäcker. Insgesamt haben bis jetzt bewilligt 2157 Bäckereien mit 4287 Bäckern. 295 Konditoren und 552 Lehrlingen. Demnach arbeiten jetzt außer den Lehrlingen 4532 Bäcker- und Konditorge Hilfen zu den neuen Perantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Inseratenteil verantw.; Bedingungen.— Die Liste der Streikenden, die gestern noch 837 zählte sim gestrigen Bericht ist die Zahl der Streikenden mit der Zahl der in Arbeit Getretenen verwechselt), hat sich um 201, die in Betrieben mit geregelten Arbeitsbedingungen Arbeit genommen haben, vermindert. Es sind also nur noch 636 Streikende vorhanden. So groß Pflegt in normalen Zeiten auch die Zabl der Arbeitslosen in Berlin zu sein. Demnach könnte der Kanipf als für die Arbeiter vollständig gewonnen gelten. Der Streik wird aber noch nicht aufgehoben, weil sicher darauf zu rechnen ist, daß in den nächsten Tagen eine Anzahl von Bäckermeistern, welche die vor dem Streik bei ihnen beschäftigt gewesenen Gesellen wieder haben wollen, die Forderungen be- willigen werde». 133 Händler holten fish gestern Plakate und Legitimationskarten, so daß jetzt 1118 Händler Ausweise dafür besitzen, daß sie nur solche Ware feilhalten, die in geregelten Betrieben hergestellt ist. Die Spandauer Bäckergesellen hatten sich dem Streik nicht voll- zählig angeschlossen, weil ihnen die dortigen Meister den Abschluß eines Tarifs mit dem Verbände in Ausficht stellten. Daraus ist jedoch nichts geworden. Die Verhandlungen hatten keinen Erfolg. Deshalb haben die Spandauer Bäckergesellen am Dienstag mit 53 gegen 4 Stimmen den Streik beschlossen und die Arbeit nieder- gelegt. Die Bäckermeister haben dem Aufruf ihrer Führer, am DienS- tag in den Volksversammlungen ihren Standpunkt zu vertreten, nicht Folge geleistet. In keiner einzigen Versammlung bemerkte man einen Bäckermeister. Selbst der Führer im Kampf, Ober- meister Schmidt, sowie die stbrigen Jnnungshäupler glänzten durch Abwesenheit. Offenbar hielten sie es für nutzlos, für ihre völlig verlorene Sache öffentlich einzutreten. Buben st ück eines Gelben. In der Nacht vom Montag zum Dienstag standen am geöffneten Fenster der Bäckerei von Papst in der Bandelstraße Kuchenwaren zum Abkühlen. Da lenkte jemand von draußen einen Strahl Urin auf die Ware l Der Schweinigel wurde durch einen Schutzmann festgenommen. Zur größten Ueberraschung des Meisters Papst, der dem Jnnungsvorstande angehört, wurde der Bube als der Bäcker- geselle Schmiegert, Mitglied des gelben Bundes, erkannt.— Warum mag dieser.meistertreue Geselle" an der Ware eines JnnungS- Vorstandsmitgliedes die ekelhafte Schmutzerei verübt haben? Es gibt dafür nur eine Erklärung: Bei Papst arbeiten nur Verbandsmitglieder. Diesen wollte der Bube wohl einen Streich spielen, indem er durch seine Schmutzerei die Ware verdarb.— Eine ekel- hafte Frucht gelber Agitationsarbeit. Achtung, Bauarbeiter Z ES wird hierdurch nochmals darauf auf- merksam gemacht, daß der Bettieb der Jalousiefabrik von Heinrich F r e e s e, Nieder-Schönhausen, Blankenburger Sttaße 34, immer noch gesperrt ist und bleibt, bis Herr Freese seinen Arbeitern das ihnen zustehende Koalitionsrecht einräumt. Ferner sei mitgeteilt, daß Herr Freese einen unserer Kollegen auf die Anklagebank brachte wegen Vergehens gegen§K 240—43 deS St.-G.-B. Aber die Anklage brach in sich zusammen und das Ber- 'ahre» endete mit Freispruch. Des weiteren machen wir noch samt- liche Bauarbeiter darauf aufmerksam, daß von der Branche der Jalousicarbeiter Kontrollkarten ausgegeben sind. Dieselben sind aus grauem Leinenpapier und tragen die Aufschrift:.Deutscher Holz- arbeiter-Verband. Zahlstelle Berlin . Kontroll-Karte", sowie den Bcanchenstempel. Auf der Innenseite befinden sich die Buchnummer owie die genaue Adresse des Inhabers, sowie die Stempel des laufenden MonatS......______ Wir ersuchen daher alle auf dem Bau Beschäftigten, jeden Jalousiearbeiter nach dieser Kontrollkarte zu fragen. _ Die Branchenkommission. An die organisierte Arbeiterschaft Grosi-B erlins! Den Arbitern zur Ausklärung, daß der Deutsche Portier-Verband als keine moderne Organisation anerkannt werden kann, da derselbe weder der Gewerkschaftslommission noch der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands angeschlosien ist. Als Borsitzender dieser Vereinigung fungiert ein in Wilmersdorf wohnender Zigarren- Engros-Händler. Die GewerlschastSgenoflen werden daher ersucht, sofern sie mit Fahrstuhlführern oder Portiers in Berührung kommen, dieselben auf ihre Berufsorganisation, den Deutschen Transport- arbeiter-Verband, aufmerksam zu machen. Die Brauchenleitung der Fahrstuhlführer und Portiers des Deutschen TranSportarbeiter-BerbandeS. Oeutlches Reich. Zur Formerbewegung im Pommersch en Industriegebiet- Nachdem die Forderungen dem Berein der Eisenwerke Pommerns und der Mark sowie den 28 Firmen eingereicht waren, hat der ge- nannte Berein den Bezirksleitern des MetallarbeiterverbandeS und des Gewerkvereins(Hirsch-Duncker) schriftlich mitgeteilt, daß er zu Verhandlungen mit den Organisationsvertretcrn bereit sei. Diese Verhandlungen haben am Dienstag, den 23. Mai, stattgefunden, ohne ein endgültiges Resultat zu zeiligen. Es sollte am 30. Mai weiter verhandelt werden. Kurz vorher aber wurde den OrganisationSverlretern mitgeteilt, daß nicht vor dem 1. Juli ver- handelt werden könne. Diese Verzögerung der ohnehin schon zu lange sich hinziehenden Verhandlungen faßten die Arbeiter als Ver- schlcppungstaltik der Unternehmer auf, und es wurde nunmehr be- schlössen, dort, wo eine Kündigung besteht, das Arbeitsverhältnis zu kündigen. Das ist in drei Orten mit zirka 1290 Arbeiter der Fall. Die Kündigung erfolgt am Montag und zwar, soweit bis jetzt zu übersehen ist, in voller Einmütigkeit. Inzwischen ist mit zwei Firmen, die dem Verein der Eisenwerke nicht angehören, verhandelt worden. Eine Firma hat die allge in einen Arbeitsbedingungen vollkommen nach dem Vorschlage der Organisation ange- n o m m e ii, auch nennenswerte Erhöhungen der Akkordpreise be- willigt. Die Verhandlungen mit der zweiten Firma schweben noch. — Durch die Bewilligung der Forderungen von der einen Firma ist der Beweis erbracht, daß die Forderungen durchaus zu erfüllen sind, und damit fallen die Argumente der Unternehmer von den un- erfüllbaren Forderungen der Arbeiter in sich zusammen. Es mutz nunmehr abgewartet werden, ob die Unternehmer bei der Fortsetzung der Verhandlungen den Arbeitern genügend entgegenkommen, um den Frieden aufrecht zu erhalten. Streik auf der Grube„Stadt Görlitz " in Kohlfurt. Schon vor einigen Wochen hatten die Arbeiter dieser Grube an die Verwaltung das Ersuchen gerichtet, die bis auf den tiefsten Stand herabgesnnkeiien Löhne um ein paar Pfennige aufzubessern. Löhne von 3 M.. 2,50 M.. 2 M. und niedriger waren keine Selten- heit. Aber auch die Behandlung der Arbeiter durch einige Beamte und den Direktor war unerträglich geworden: sogar Schläge wurden den Arbeitern angeboten. Statt nun diese unerhörten Vorgänge und die niedrigen Löhne aus der Welt zu schaffen, ging der Herr Direktor dazu über, die gesamte Orlsverwaltuiig des Bergarbeiter- Verbandes sowie den Knappfchastsältesten unter Konttaktbruch sofort zu entlassen.� Die sechs Schichten Kontrnktbruch wurden den Eni- lassenen natürlich gezahlt. Auf diese Provokation erfolgte nun am Dienstag die Arbeitscinstellimg. C-inigen ausländischen Arbeitern wurde der verdiente Lohn und die Arbeitspapiere ciubehalten. Auf eine Anfrage der betreffenden Arbeiler. warum das geschehe, soll der Herr Direktor erwidert haben, wenn diese Ausländer nicht arbeilen wollten, wurde erste einfach mit der Polizei über die Grenze bringen Zh. Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u, Verlagsanstals' lasten. Der Vertreter deZ BergarveitervervanbeS. Genosse Sötte, versuchte für die österreichischen Kameraden die Papiere und da? Geld zu erlangen; er frug zu diesem Zwecke telephonisch beim Herrn Direktor an. Aber da kam er schön an; es wurde ihm in derben Ausdrücken bedeutet, daß ihm das nichts anginge usw. Auf denselben Stand- Punkt lvie der Herr Direktor stellt sich nun auch die königk. Bergbehörde. Der Herr Bergrai aus Görlitz , der sich zur Untersuchung eines Un- falleö aus der Grube„Stadt Görlitz " befand, gab auf Aufrage dem Genossen Götte dieselbe Antwort. Es schien fast, als ob der Herr die Antwort vom Herrn Direktor H i ck e t i e r übernommen habe. DaS österreichische Konsulat in Breslau beschäftigt sich mittlerweile mit der Angelegenheit. Da die Grube der Stadt Görlitz gehört, werden die Arbeiterverlreter bei der eisten sich bielenden Gelegenheit' im Stadtverordnetenkollegium schon ein ernstes Wort zu reden wissen._ Konkurrenz im Strcikbrechervermittclungsgewerbe. In Hamburg hat sich anscheinend eine neue Streilbrecher- vermiltelungsfirma etabliert, die in bekannter Weise durch Prospekte ihre Ware anbietet und die Unternehmer bittet,„ihr junges Unter- nehmen gütigst unterstützen zu wollen". Karl Blankenburg heißt der neue Seelenverkäufer, der in Hamburg , Humboldtstr. 155, wohnt. Großmäulig verspricht er. innerhalb sechs Tagen un- organisierte Leute jeder Branche, Schlosser, Dreher, Former, Tischler, Sattler usw. liefern zu können. Diese Firma läßt es aber nicht bei der einfachen Geschäfts» reklame durch Prospekte bewenden, sondern sie merkt auf, wo ein Streik ist und bietet den Unternehmern dann ihre Ware besonders an. So ist der Arbeitgeberverband für die Steinindustrie in Gommern , wo die Steinarbeiter sich gegenwärtig im Ausstande be- finden, mit einem Anschreiben dieser Firma behelligt worden. Als Bedingung für die Lieferung der lebenden Ware normiert die Firma: „Die Permittelungsgebühr beträgt 6 M. pro Mann und ist nach Eintreffen der Leute zahlbar. Reise zum Bestimmungsort so- wie Zehrgeld während der Fahrt gehl zu Lasten der austrag- gebenden Firma und muß vor Abfahrt der Leute eingezahlt werden. Bei Ankunft der Leute ist, um unnötiger Belästigung aus dem Wege zu gehen, für genügenden Polizeischutz zu sorgen. Die Leute erhalten freie Unterkunft und Verpflegung in den am Arbeitsplatz befindlichen Räumlichkeiten." Diese neue Firma tritt also in„unlautere" Konkurrenz mit der „weltbekannten" Streikörechervermittelungsfirma Witwe Müller in Hamburg . Hoffeiirlich ist die Qualität der von ihr gelieferten Ware eine beffere als die von Müller gelieferte, denn von den in den Herbergen zusammengelesenen Arbeitswilligen bekommen die be- drängten Unternehmer nachgerade doch ein Grauen. Aber die Kon- kurrenz aus dem Felde zu schlagen, wird schwer halten. Der Kampf im Hamburger Holzgewerbe wird von beiden Seiten mit Erbitterung weitergeführt. Die Unternehmer inserieren immer noch in ganz Deutschland nach Arbeitswilligen und einige Unternehmer bemühen sich sogar per- sönlich in Berlin und anderen Großstädten um Arbeitswillige. Die Rausreitzer, die bisher nach Hamburg geschleppt wurden, sind den Unternehmern zu gönnen; einen nennenswerten Einfluß aus chen Gang des Kampfes können diese Leute nicht ausüben. Größere Streikbrechertrupps konnten in der letzten Zeit nicht mehr nach Hamburg gebracht werden; dagegen finden sich immer noch ein- zelno Leute ein, die aber zum größten Teil wieder abgeschoben werden, konnten. Zum SO. Mai hatte der Gewerbegerichtsvorsitzende Dr. B o y s e n Vertreter der streitenden Parteien zu einer Besprechung nach dem Gewerbegericht geladen. Der Arbeitgebcrschutzverband teilte ihm jedoch mit, drß er weitere Verhandlungen ablehne und darum keine Vertreter senden werde. In der Versammlung der Unternehmer wurde mitgeteilt, daß der Schutzverband Kommissionen eingesetzt habe, die eine Revision der Akkordtarife vornehmen sollten, und zwar solle eine Herab- setzung der Akksrdvreise�stattftnden."""• In einer Mitgliederversammlung der Zahlstelle H a m b u r a des Holzarbeiterverbandcs wurde beschlossen, den kämpfenden Kckl» legen zum 1. Juni eine Extraunterstützung von 10— 15 M. zur Miete zu gewähren. Außerdem wurde einstimmig beschlossen, Extrabeiträge von 2—6 M. pro Woche zu erheben, um den Streiken- den weitere Zuschüsse zur Unterstützung zuteil werden zu lassen. Weiter wurde beschlossen, den Kamps mit aller Entschiedenheit bis zum günstigen Ende zu führen.— Dringend wird, vor Zuzug gewarnt._ Kandidatur im 37. Kommmml- Wahlbezirk. Eine Kommunalwählerversammlung im 37. Kommunal- Wahlbezirk beschäftigte sich gestern abend nach einem Referat des Genossen Dr. Weyl mit der Nachfolge für den ver- storbenen Genossen Hermann Borgmann. Ms Kandidat für die am 14. Juni stattfindende Ersatz- wähl wurde Genosse Max Grunwald aufgestellt. Hetzte Nacfwicktesi. Tumult in der belgischen Kammer. Brüssel , 31. Mai. (W. T. B.) In der Deputiertenkammer kam es bei Fortsetzung der Beratung über die Zulassung des Schul- gesetzentwurfs wiederum zu großen Tumulten, die fast eine halbe Stunde andauerten und die Verhandlung unmöglich machten. VerkchrSstrcik in Rom . Rom , 31. Mai. sP. C.) Die Angestellten der Omnibus- und Straßenbahn-Gcsellschaften haben der die Ankunft der Flieger de» Fernfluges Paris— Rom mit Spannung erwartenden Bevölkerung der italienischen Hauptstadt eine schwere Enttäuschung bereitet. Als heute früh Taufende nach dem Flugfeld fahren wollten, legten gegen 10 Uhr die Angestellten plötzlich die Arbeit nieder. Die Er- regung der Bevölkerung über diesen unerwarteten Ausstand ist un- geheuer. Einzelne Trupps von Straßenbahnangestellten wurden von der sich vor den Llbfahrtsstellen stauenden Menge angegriffen. Es kam zu regelrechten Prügeleien, bei denen eine Reihe von Omnibus- und Straßenbahn-Angestellten Verwundungen erlitten. Ob der Ausstand länger anhalten wird, ist noch ungewiß. Die Omnibus- und Straßcnbahn-Gescllschaftcn zeigen bisher wenig Neigung, auf die Forderung der Angestellten einzugehen. Erdbeben in Spanien . Madrid , 81. Mai. Heute nachmittag erfolgte ein heftiges Erdbeben, begleitet von unterirdischem Getöse. Der Bevölkerung bemächtigte sich große Erregung. Deutsche Falschmünzer in Holland . Amsterdam , 31. Mai. (H. B.) Hier wurden zwei Deutsche verhaftet, die in großem Umfange sehr gut nachgemachtes Geld und zwar sogenannte Reichstalcr im Werte von 5 M. in den Verkehr gebracht haben. Ter 24iährige Maler Paul Röhler stellte das Geld in einem Keller her, während sein Komplize, Josef Schmidt , das Geld in den Verkehr brachte. Die beiden Falsch» IssünZ�r konnten mehrere Monate" hindurch große Summen um» Verheerende Brände in Russland . Petersburg, 31. Mai. kW. T. B.) In dem Städtchen Schu. Micha bei Tscheljabinsk sind vierzig Häiiscr und viele Warenlager niedergebrannt. Der Schaden beträgt eine halbe Million Rubel. In dem Dorfe Karaulowka bei Ufa hat eine Feuersbrunst 360 Wohngebäude und Kornspeicher eingeäschert. 264 Stück Rind- vieh sind mitverbrannt._ Paul Singer öi Co., Berlin LW. Hierzu 4 Beilagen v.UnterhaltungSbl.
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