Einzelbild herunterladen
 

9t. 129. 28. AahrglMg. 2. Knlage Ks Jonäctf ßttlintt AlksM SiJitrtaü, 1. z II Iii 1911, Die Berliner Gewerttfcbafteo im Jahre 1910. Der soeben herausgegebene Jahresbericht der Berliner Ge- tverlschastskommission gibt ein erfreuliches Bild von dem Fort- schritt der gewerkschaftlichen Organisationen. Während im Jahre 1909 alle der Kommission angeschlossenen Gewerkschaften 233 060 Mitglieder hatten, stieg diese Zahl im Jahre 1910 auf 2 6508 9 freigewerkschaftlich organisierte Arbeiter und Arbeiterinnen in Berlin . Das ist gegen das Vorjahr eine Zunahme von 32 029 Mitgliedern oder 12,4 Prozent. Bisher wies das Jahr 1906 die höchste Mitgliederzahl auf. Sie ist nun durch den Bestand des Jahres 1910 um 13 020 überholt. Der Mit- gliederrückgang von 16 189 und 12 174, den die Krisenjahre 1907 und 1903 brachten, ist also reichlich wettgemacht, und es geht weiter vorwärts. Die Mitgliederzunahme ist nicht bei allen Gewerkschaften in gleichem Maße erfolgt, ja, einige haben trotz des erfreulichen all: gemeinen Fortschritts eine Abnahme von Mitgliedern zu verzeich nen. Besonders macht sich dies im Baugewerbe bemerkbar, wo ja im Berichtsjahre keine gute Konjunktur herrschte. Der Mitglieder- Verlust betrug bei den Maurern 1339, den Zimmerern 968, den Malern 514, den Bauhilfsarbeitern 429. Außerdem verzeichnen fünf Organisationen verschiedener Berufszweige geringe Verlust- zahlen(14 bis 40). Bei drei kleinen Gewerkschaften blieb die Mit- gliederzahl unverändert. Alle übrigen haben eine manchmal nur geringe, manchmal aber sehr erhebliche Zunahme von Mitgliedern zu verzeichnen. Die verhältnismäßig stärkste Zunahme, nämlich 39,3 Prozent, hatte der Verband der Buch- und Steindruckereihilfs- arbciter. Dann folgt der Kürschnerverband mit 36.9 Proz., der Metallarbeiterverband mit 19,7 Proz.. der Transportarbeiterver- band mit 13,1 Proz., der Verband der Bäcker und Konditoren mit 17,7 Proz. Eine unerfreuliche Erscheinung im Organisationsleben bildet immer noch die Fluktuation, die Unbeständigkeit eines großen Teils der Mitglieder. Im Berichtsjahre wurden insgesamt 85 454 männ- liche, 19 636 weibliche, 3066 jugendliche, zusammen also 109156 Mitglieder neu aufgenommen. Die wirkliche Zunahme beträgt aber nur 32 029, demnach sind 77 127 Mitglieder wieder ausge- treten bezw. gestrichen. Am günstigsten stellt sich das Verhältnis bei den Jugendlichen. Hier steht einer Aufnahme von 3066 ein Abgang von 1137 gegenüber. Es sind also 1929 oder 63 Proz. der llteuaufgenommenen in der Organisation geblieben. Von den 83 454 neu aufgenommenen männlichen Mitgliedern blieben nur 24 580, das sind nicht ganz 29 Proz., und von den neu aufgenom- menen 19 636 weiblichen Mitgliedern nur 5445 oder 28 Proz. der Organisation treu. Hinsichtlich der Unbeständigkeit in der Organisation haben sich also Männer und Frauen nichts vorzu werfen. Vergleicht man die alten Mitgliederbestände mit den Zahlen der Zu- und Abgänge, dann sieht das Bild wesentlich anders aus. So betrachtet, erscheint die Fluktuation der weiblichen Mit- glieder geradezu enorm, während bei den männlichen Mitgliedern eine viel größere Beständigkeit in der Organisation herrscht. Ver- gleiche in dieser Hinsicht lassen sich in bezug auf die Jugendlichen nicht anstellen, weil sie im vorliegenden Bericht zum erstenmal auf- treten. 3706 Jugendliche verteilen sich auf 13 Gewerkschaften. Der De> richt sagt aber, sicher sei die Zahl der gewerkschaftlich organisierten Jugendlichen noch etwa? höher. Die Zahl der weiblichen Mit- glieder beläuft sich auf 23 527. Im Vorjahre betrug sie 17 966, ist also um 23,2 Proz. gestiegen. Männliche Mitglieder sind 237 703 vorhanden. Nach dem Stärkeverhältnis geordnet, verteilen sich die Mit jzkieder auf die einzelnen Gewerkschaften so: Metallarbeiter 79 854(im Vorjahr 64 081), Transportarbeiter 39 400(32 264), Holzarbeiter 26 064(24 017), Buchdrucker 11225 (10 237), Schneider und Wäschearbciter 8914(7603), Maurer 8373 (9712), Staats- und Gemeindearbeiter 7465(6636), Fabrikarbeiter 7255(6674), Buchbinder 6924(6348), Buch- und Steindruckereihilfs- arbeiter 5073(4802), Maler 4890(5404), Brauereiarbeiter 4601 (2976), Lithographen und Steindrucker 3789(3570), Bäcker und Konditoren 3746(3082), Sattler und Portefeuiller 3348(2843), Textilarbeiter 3237(3006), Schuhmacher 2686(2504), Zimmerer 2634(3602), Schmiede 2554(2362), Bauhilfsarbeiter 2547(2976), Töpfer 2103(2095), Steinsetzer 2059(1308), Tapezierer 1970 kleines f cuUlcton. DaS Biktor-Emannel-Denkmal in Rom . Am 4. Juni wird in Rom daS Viktor-Emanual-Denkmal eingeweiht werden, das größte Monument, das das dritte Italien zur Feier seiuer Einigung und Befreiung errichtet hat. Das Denkmal liegt zwischen der Piazza Benezia und dem Forum Romanum, und seine Achse wird durch die Linie gebildet, die von der Piazza del Popolo au« den Korso in zwei gleiche Hälften teilt. Eine 114 Meter lange Säulenhalle, deren Säulen 14,8 Meter hoch sind, bildet den Abschluß des Denkmals nach Süden und ist mit den Statuen der italienischen Regionen geziert. Die Reiterstatue Viktor Emanuels IL, die nach der ursprünglichen Absicht das Ganze überragen sollte, wird in der heutigen Aus- führung ganz durch die riesige Säulenhalle überwältigt: auS dem Denkmal für einen König ist immer mehr ein Nationaldenkmal teworden. ein italienisches Fonim, anstatt eines Biktor-Emanuel- ZenkmalS, Der Bau ist in zwei Sandsteinsorten, in Botticino und Mazzana ausgeführt. Der Entwurf des Denkmals, der in seinen korinthischen Gäulen und seiner ganzen Anordnung sich an klassische Muster hält, stammt von dein Architekten G. Sacconi. die Reiterstatue in Bronze von E h i a r a d i a. Der erste Wettbewerb für daS Denkmal wurde im Jahre 1880 ausgeschrieben: da er international war, wurden 392 Entwürfe eingereicht, von denen ober keiner brauchbar war. Zwei Jahre später blieb Sacconi Sieger in einem nationalen Wett- bewcrb, der den kapitolinischen Hügel als Standort festsetzte und die Ausgabe auf 8 Millionen angab. Im März 1886 er- folgte die Grundsteinlegung und mau ging dann gleich an die Expropriierungen und Demolierungen, die bis 1888 allein beinahe 4 Millionen Lire kosteten. Die größten Schwierigkeiten stellten sich aber bei dem Bau der Fundamente heraus. Man hatte geglaubt, der kapitolinische Hügel sei niassiv und fand statt dessen, daß er zum großen Teil hohl war, von Galerien durchzogen, oder aus dem Schutt gebildet, der bei der von Trojan vorgenommenen Durchschneidung zwischen dem Kapitol und dem Ouirinal hierher gebracht worden war. Man mußte Grabungen bis zu 25 Meter Tiefe anstellen, so daß die Fundameute 10 Meter unter dem Niveau der Piazza Vcnezia liegen. Auf der Südseite stieß man auf ein vollständiges Elephantcnskelett, von dessen Bergung man aber absehen inußte wegen der ungeheueren Kosten: das Skelett ist in die Fundamente eingemauert. Die riesigen Arbeiten des Untergrundes, für den eiserne Senkkasten verwendet wurden, führten zu einer Erhöhung des Voranschlages auf 26'/, Millionen. Geldmangel verzögerte dann den Bau, den der Staat in eigener Regie ausführte. Der Architekt Graf Sacconi erkrankte und starb im Jahre 1905 an pro- gresjiver Paralyse. Eine Kommission von Künstlern hat dann den Bau im Sinne deS ursprünglichen Entwurfs und mit den Modifikationen, die sich aus den Ueberraschungen des Untergrundes ergaben, zu Ende geführt. DaS ganze Werl wird nahezu 40 Millionen Lire kosten. In seiner Gesamtwirkung, wie in vielen seiner Einzelheiten, wird es als großartig und würdig bezeichnet. Daß man den kapitolinischen Hügel zu seinem Standort gewählt (1695), Handlungsgehilfen 1796(1504), Maschinisten und Heizer 1721(1738), Gastwirtsgehilfen 1555(1310), Kürschner 1503(947), Bureauangestellte 1473(1380), Gärtner 1352(923), Hutmacher 1180 (1006), Glasarbeiter 1996(803), Cafcangestellte 978(567), Bild- Hauer 910(872). Dachdecker 876(691), Tabakarbeiter 808(909), Steinarbeiter 855(732), Fleischer 823(609), Stukkateure 710(709), Kupferschmiede 632(575), Glaser 631(593), Böttcher 597(576), Weißgerber 594(579), Barbiere und Friseure 576(502), Haus- angestellte 575(302), Hoteldiencr 461(502), Musiker 367(367), Porzellanarbeiter 334(283), Mühlenarbeiter 330(310), Lohgerber 327(230), Asphalteure 320(240), Isolierer 310(350), Xylographen 170(170), Bühnenarbeiter 150(150), Blumenarbeiter KW(68), Lagerhalter 100(86), Zigarrensortierer 70(56), Schiffszimmerer 53(67). Da die wirtschaftliche Konjunktur im Berichtsjahre günstiger war als im Vorjahre, so stieg auch die Zahl der Lohnbewegungen von 305 auf 539. Davon waren 328 Angriffstreiks(im Vorjahre 100) und 211 Abwehrstreiks(im Vorjahre 205). Die Angriffftreiks erstreckten sich auf 812 Betriebe. An ihnen waren 12 362 Personen, darunter 616 weibliche beteiligt. An den Abwehrstreiks, die sich auf 243 Betriebe erstreckten, beteiligten sich 7910 Personen, darunter 956 weibliche. Die Ursache der Angriffftreiks war in 21 Fällen Verkürzung der Arbeitszeit, in 197 Fällen Lohnerhöhung, in 65 Fällen Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit, in 71 Fällen Einführung eines Tarifs, in 9 Fällen Erfüllung tariflicher Verein- barungen, in 50 Fällen handelte es sich um andere Forderungen. Die Abwehrftreiks wurden geführt in 3 Fällen wegen Verlangen des Austritts aus der Organisation, in 93 Fällen wegen Lohn» Herabsetzung, in 18 Fällen wegen Verlängerung der Arbeitszeit, in 36 Fällen wegen Verstoßes gegen die allgemeinen Lohn» und Ar« beitsbedingungen, in 5 Fällen wegen Einführung einer Fabrik- ordnung. in 27 Fällen wegen schlechter Behandlung und in 45 Fällen wegen anderer Ursachen. Die Resultate der Streiks waren: Bei den Angriffftreiks in 172 Fällen voller, in 22 Fällen tetlweiser, in 28 Fällen kein Erfolg. Die Abwchrstreiks brachten in 59 Fällen vollen, in 26 Fällen teilweisen, in 28 Fällen keinen Erfolg. 9 Ab- Wehrstreiks waren am Schluß des Berichtsjahres noch nicht beendet. Obgleich die Streiks zahlreicher waren wie im Vorjahre, so ist doch die Gesamtsumme der Streikunterstützung von 551 633 M. auf 470 921 M. zurückgegangen. Wohl deshalb, iveil in Zeiten guter Geschäftslage die Lohnkämpfe schneller erledigt werden wie in Zeiten ungünstiger Konjunktur. Der Schutz, den Polizei und Justiz bei Lohnkämpfen den Arbeitswilligen und den Unternehmerinteressen angedeihen lassen, fordert bei jedem Streik Opfer an Geld- und Freiheitsstrafen. Ins- gesamt wurden 100 männliche und 3 weibliche Personen wegen ihrer Tätigkeit bei Streiks verurteilt und zwar in 62 Fällen zu Geld- strafen im Gesamtbeträge von 1239 M. und in 41 Fällen zu Ge- fängnisstrafen. 19 Personen wurden allein aus Anlaß des Schmiedestrciks bestraft. Nachdem wir hierdurch daS wesentlichste über die Ausbreitung der Organisationen und ihre Lohnkämpfe mitgeteilt haben, werfen wir noch einen Blick auf die Finanzverhältnisse der Gewerkschaften. Der Kassenbestand am Jahresschluß belief sich insgesamt auf 3 174 023 M. Das sind 458 248 M. mehr als im Vorjahre. Von den Gesamtausgaben, die 9 366 996 M. betragen, entfallen auf Streikunterstützung 470 921 M., Maßregelungsunterstützung 127 181 Mark, Reiseunterstützung 50 442 M., Arbeitslosenunterstützung 1 615 013 M., Krankenunterstützung 1 414 380 M., Sterbegeld 126 859 M., Jnvalidenunterstützung 143 224 M., Rechstschutz 52 891 Mark, besonder« Unterstützung 383 924 M. Sehen wir ab von der Streik- und Gemaßregeltenunterstützung, die ja im Interesse des gewerkschaftlichen Kampfes geleistet werden, und lassen wir auch noch die Ausgaben für Rechtsschutz außer Betracht, weil auch sie zum Teil zu den Kriegskosten der Gewerkschaften gehören, dann ergibt sich, daß für reine Unterstützungszwecke die Summe von 3 739 345 M. ausgegeben wurde. Eine Summe, aus Arbeiter- groschcn zusammengetragen, und verwendet, um Not und Elend der Arbeitsbrüder zu lindern, Wunden zu heilen, die der brutale Kapitalismus den Arbeitern geschlagen hat. Doch das ist ja nur die eine Seite der gewerkschaftlichen Tätigkeit. Von größerer Be- deutung ist die andere Seite der gewerkschaftlichen Aufgaben: Die Verbesserung der Lohn- und Arbeitszeit. Daß die Berliner Ge- werkschaften durch Lohnbewegungen mit und ohne Streik, sowie durch Tarifabschlüsse wesentliche Vorteile für die Arbeiter erreicht haben, ist zweifellos. Die errungenen Vorteile zahlenmäßig fest- zustellen ist ja schwer, aber doch nicht unmöglich Einige Gewerk- bat und eS so zwischen die antiken Kaiserfora: das Forum Romanum, das Trojansforum und daS Kapitol gestellt hat, ist von verschiedener Seite getadelt worden. Ein Instrument deS Herrn als Instrument des Hochverrats. Im letzterichienenen Band dem 14. seines Werkes über das .Liberale Kaisertum" berichtet der letzte Minister Napoleons HI. , Emile Ollivier folgendes: General Ducrot hat mir erzählt, daß er sich zur Zeit, da er in Straßburg kommandierte, heimlich zum Großherzog von Hessen nach Darmstadt begeben habe. Dieser Fürst gab ihm seinen Abscheu gegen Preußen und seine herzlichen Gefühle für Frankreich kund:.Sagen Sie dem Kaiser. daß ich aufseiner Seite bin. Ich werde ihm Mainz und das linke Ufer(des Rheins) abtreten. Er wird mir dafür eine Entschädigung auf Kosten meines verabscheuten Nachbars (deS Großherzogs von Baden) geben. Nur muß er zu Beginn des Krieges auf das rechte Ufer herüberkommen und uns hindern, uns mit den Preußen zu vereinigen. Läßt er uns die Zeit, uns zu engagieren, wird'S zu spät sein." Dieses patriotische Heldenepos des glorreichen Krieges von 1870/71 wird ja immrr erbaulicher, je mehr Details daraus bekannt werden. Allerdings durften sich die mittel- und süddeutschen Legitimen, die dem Dezembermann deutsches Land in die Hände zu spielen bereit waren und mit dem Auslände hochverräterische Umtriebe gegen die Gemcinintcressen Deutschlands pflogen, auf das erhabene Vorbild der größten Heroen der Hohen- zollernlegende vom g oßen Kurfürsten bis zum großen Friedrich berufen. Der deutsche Oberlehrer aber wird sich nach wie vor über die Mainzer Demokralen entrüsten, die. von der französischen Revolution begeistert, den freundschaftlichen Anschluß an die Republik beschlossen. Theater. Lessing-Theater. Gastspiel des HamburgerThalia- Ensembles.Sommerspuk". Ein fröhliches Spiel von Kurt Kühler. Der in seiner Grundidee nickt üble, aber allzu breit auSgesponnene und mit geschmacklosen Entgleisungen behaftete Sckivank brachte eS bei dem temperamentvoll frischen Spiel der Hamburger zu einem Lacherfolg. Die geschickte Servierung des Gerichtes entschädigte zu einem Teil für seine Magerkeit. Eine jugendlich-abenteuerlustige Artistin, die der Zufall für ein paar Tage in eine kleine Universitätsstadt unter Professoren und Studenten ver- schlägt, vergnügt sich, von ihrem Liebsten, einem krassen Fuchs, dabei assistiert, als angebliche Studentin die Herrschaften am Narrenseil herumzuziehen. Ihr hübsches Lärvchen weckt mehr Bewunderung als alle nock so glänzend bestandenen Examina eS könnten. Der Hüter philosophischer Weisheit, dem sie mit Augenaufschlag Elogen über sein .berühmtes Werk" versetzt, schwört, daß er kaum je bei einem Wesen weiblichen Geschlechts so viel Verstand gefunden, und das feudale Korps der Marcomannen läßt sie gar eine Ehre, die noch keiner Evatochter zu teil ward bei der offiziellen Kneiptafel präsidieren. Indessen, die paar Trümpfe sind bald ausgespielt. Im dritten Akte muß ein Gewaltcoup herhalten. Das Fräulein revanchiert sich für die Einladung zum Sommerfest des Herrn Professors, indem sie vor den entrüsteten Dame» in dekolletiertestem Kostüm Kankan tanzt und nimmt am Morgen nach der Tat dann schaften pflegen in ihren Jahresberichten anzugeben: Wir haben für so und so viele Arbeiter so und so viele Lohnerhöhung, so und so viele Arbeitszeitverkürzung, die und die sonstigen Vorteile erreicht. Im Bericht der Gewerkschastskommission werden die Summen der Streikunterstützung, die durch Streiks verlorene Arbeitszeit und der Lohnverlust angeftihrt, also nur die Opfer der Lohnkämpfe. Es wäre ein verdienstliches Werk, wenn daneben auch gezeigt werden könnte, welche Vorteile durch diese Opfer erreicht worden sind. Vielleicht läßt sich diese Lücke beim nächstenmal ausfüllen. Der schon jetzt recht wertvolle Bericht der Gewerkschaftskommission würde dadurch noch an Wert gewinnen und das Material für bis Agitation vermehren. Außer dem hier Angeführten enthält der Bericht noch manche lesenswerten Angaben über das Berliner Gewerkschaftsleben und die Gebiete, auf denen Partei und Gewerkschaft gemeinsam arbeiten. Die soziale Seite der Arbeiterbewegung: Arbeiterversicherung und Arbeiterschutz würdigt der Bericht des Berliner ArbeitersekvetariatS, der mit dem Bericht der Gewerkschastskommission zu einem Bande vereinigt ist. Das Sekretariat wurde im Berichtsjahre von 23 780 um Rat und Auskunst cn> gegangen. Außerdem nahmen es 200 selbständige Gewerbetreibende sowie 53 Vereine nnd Behörden in Anspruch. Insgesamt wurde in 25 328 Fällen Auskunst erteilt. 95,86 Prozent der Auskunst suchenden Personen waren gewerkschaft- lich organisiert. 4629 Schriftsätze wurden augefertigt. Persönliche Vertretung in Klagesachen erfolgte in 452 Fällen mit 620 Terminen. Von 657 dem Sekretariat bekannt gewordenen RechtSfalleil endeten 489 mit Erfolg für die klagenden Arbeiter, rartelllteratnr. Die bürgerlichen Parteien. Im Verlage von D i e tz in Stuttgart hat soeben Genosse Dr. Ludwig Franck eine kurze historische Skizze über»die bürgerlichen Parteien des Deutschen Reichs- tag es" erscheinen lassen.(Kleine Bibliothek Nr. 13. Vereins- ausgäbe 50 Pf.) Schon seit Jahren hat sich das Bedürfnis nach einen: solchen Much immer dringender fühlbar gemacht. Denn es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Kenntnis der Programme und Grundanschauungen der bürgerlichen Parteien bei uns noch viel zu wenig verbreitet ist. Und doch liegt es auf der Hand, daß wir solche Kenntnis zur wirksamen Bc- kämpfung unserer Gvgner dringend brauchen. So kommt das Buch zum bevorstehenden Wahlkampf gerade zur rechten Zeit. Allerdings ist zu bedauern, daß es sich einer übergroßen Kürze befleißigt. Die Schuld hieran scheint den Verlag zu treffen: er hat nicht genug Papier spendiert. Auf nicht ganz 100 Seiten be- handelt Genosse Frank die Konservativen, die Antisemiten, das Zentrum, die Polen , Dänen, Elsaß-Lothringer, Welsen, den bahe- rischen Bauernbund und den gesamten Liberalismus in seinen verschiedenen Richtungen. Daß da auf jede einzelne Partei nicht viel kommt, versteht sich von selbst, zumal der Verfasser mit Recht an der Geschichte und den T a t e n der Parteien ihr Wesen auf. zuzeigen unternimmt. So bekommen wir keine abstrakte Erörte» rung ihrer Theorien, die dbn meisten Lesern langweilig geworben wäre, sondern eine lebendige Darstellung ihres geschichtlichen Werdens, die und das ist die Hauptsache den Lesern instand» setzt, sich ein eigenes Urteil über den Charakter der ver- schiedenen Parteien zu bilden. Aber freilich, eine Geschichte de» Parteien erfordert noch viel mehr Raum, als etwa ein paar kritische Glossen zu ihren Programmen, und so ist denn leider bei weitem kein so vollständiges Gesamtbild herausgekommen, wie es zur Bildung eines klaren politischen Urteils notwendig wäre. Trotzdem begrüßen wir die Schrift mit Freuden, und zwar nicht nur miS den bisher angeführten Gründen, sondern besonder» auch deshalb, weil die Genossen in ihr ein zutreffendes Bild vomdeutschenLiberalismus finden. Aus dem zutreffen. den Bild ergibt sich die zutreffende Kritik von selbst, und so predigt denn Franks Schrift auf jeder derjenigen Seiten, die dem Liberalis- muS gewidmet sind, die eindringliche Lehre: nichts ist in der unter bengalischer GefühlSbeleuchtung und schönen Reden auf die Jugend von dem Liebsten Abschied. Centa Brü gab daS Per- sönchen höchst munter mit einem Air natürlich-liebenSwürdiger Un« Verschämtheit. Herr Möller, ihr Partner in der Liebe, war ein flotter Bursch, Albert Bozenhard. ein total alkoholisiertes ältestes Semester von stark satirischer SimplicissimuSlomU. ät. Humor und Sattre. SäuglingSfllrsorge und Reichstag. Wieder hat daS.Christentum" gesprochen, Das die blau- und schwarzen Herzen schwellt: Gebt den armen Frauen nicht acht Wochen Nein, vier Wochen Wöchnerinnengeld l" Geht'S den armen Frau'n auch miserabel, 's fällt kein Brosam von deS Blocke» Tisch! Allerchristlichst ist ja nur der Schnabel, Doch das Portemonnaie ist ketzerisch. Mag die Säuglingssterblichkeit sich mehren, Unseren Junkern ist das ziemlich gleich. Darf'S der Zentrumsmann dem Säugling wchreu, Daß er zeitig kommt inS Himmelreich? Wahrlich, wahrlich, sie sind Christi Erven, Der einherging in der Armut Rock, Der da sagte:.Laßt die Kindlein sterben" Oder sprach er anders, frommer Block? Karlchen in der.Jugend". Notizen. -Ein Reinfall Jagows. Daß die Polizei, wenn sie ihre Allgewalt m der Kunstzensur betätigt, meist die Rolle deS Ochsen ,m Porzellanladen spielt, ist bekannt. Sie hat für ihre Zensurtapsigkeiten schon oft Prügel bekommen, ohne dadurch klüger geworden zu sein. So wird auch die derbe Lektion, die jetzt die Berliner Polizeizensur erhalten hat, kaum zu ihrer Besserung bei- tragen. In Gerbart HauptmannsNatten" war eine Stell- 2ie das Mißfallen des Herrn v. Jagow erregt hatte. Es war da die Rede von einem Theaterdirektor, der sich seiner Bekanntschaft mit dem früheren Berliner Polizeipräsidenten v. Madai rühmte. Herr v. Jagow erhob gegen die Stelle Einspruch, weil er eS für einen Polizeipräsidenten höchstvernnglimpfend" hielt, wenn er Bekaunischaft mit einemSchmierendireftor" habe. Der Direktor des LessingtheaterS. Dr. Brahm, hatte gegen das Verbot des in Theater- fragen so sonderbarlich empfindenden Polizeipräsidenten Klage beim Bezirksausschuß erhoben, der sich dieser Tage mit der Angelegenheit befaßt hat. Der Bezirksausschuß hob nach ganz kurzer Beratung d,e Verfügung des Polizeipräsidenten auf. Herr v. Jagow hat eben bei allen Aktionen, die er in die Welt der Kulissen hinein unternimmt, kein Glück. » neue Oper MaScagniS.Jsabeau" hat am Freitag m BuenoS Aires unter Leitung deS Komponisten ihre Urauffnhrung erlebt. Dir Telegraphenbureaus melden einen.sen- sativnellen Erfolg' deS Werkes.