dortigen Militarderein einen Fragebogen zur Beantwortung zugesandt, der folgende Fragen enthält: 1. Gehört der Verein dem preußische» LandeZlriegerVerbande an? 2. Namen der dem Verein als Mitglieder angehörenden Offiziere z. D. oder a. D. oder des BeurlauStenstandes? S. Zahl der Mitglieder?(Sollte die Zahl gegen das Vorjahr zurückgegangen fein, so wird um eingehende Begründung ge- beten.) 4. Versuchen Oppositionsparteien Einfluß auf den Verein zu ge- Winnen? 5. Namen und Stand des Vorsitzenden? Eine nähere Erläuterung, was unter„Oppositions- Parteien" zu verstehen sei, hat das Bezirlskommando nicht ge- geben. Die nicht immer leichte Entscheidung darüber hat es dem Vorsitzenden überlassen. Die Sozialdemokratie kann es damit nicht gemeint haben, denn diese versucht keinen Einfluß in den Kriegervereinen zu erlangen, sie fordert im Gegenteil die Arbeiter auf, diese Schutztruppe der Reaktion zu meiden. Die Kriegervereine sind für Leute da, die den Kasernendrill auch in ihrem Zivilleben nicht missen wollen. Das Vorgehen des Liegnitzer Bezirkskommandos, das sicher nicht vereinzelt dasteht, beweist, daß der Einfluß der Kaserne auf die Militär- vereine noch viel größer ist, als man bisher annahm. Die Krife in Belgien . * Nach Coorcinan hat auch der frühere Minister L i b a c r t die Bildung des neueil Kabinetts abgelehnt. Tarauf berief der König den bisherigen Eisenbahnminister de Broque- v i l l e, der die Kabinettsbildung übernommen hat. Das M a n i f e st, das die sozialdemokratischen und libc- ralen Kammermitglieder erlassen haben, hat folgenden Wort- jsaut: An das Land? Das Ministerium Schollaert ist zurückgetreten. Daö gegen die Verfassung gerichtete und parteiliche Gesetz, dem es sein Geschick anvertraut hatte, ist verurteilt. Das ist ein großer Sieg für uns. Die Ehre dafür kommt allen zu, Ad- beitern und Bürgern, die in öffentlichen Versammlungen und in der Presse die Anstrengungen der Linken unterstützt haben, um die Verfassung und den staatlichen Unterricht zu verteid'igen. Aber man muß in der Bresche stehen bleiben. Der Ur- teilSspruch der öffentlichen Meinung muß bestätigt werden, wenn nach Vermehrung der Abgeordnetensitze daS Land berufen ist, sich endgültig bei den Wahlen zu entscheiden. e» Der Generalrat der Arbeiterparte! beschloß in einer gestern im Volkshause abgehaltenen Sitzung, im Einvernehmen mit der parlamentarischen Sozialistenfrak- tion, zusammen mit der liberalen Linken den K a m p f zur Erlangung des agegent einen, gleichen Stimmrechtes energisch fortzusetzen. Gleich- zeitig wird die Auflösung des Parlaments ver- langt. Die liberale Presse feiert den Sturz des Ministe- riums als einen Sieg der geeinigtcn liberalen und sozia- listischen Parteien. Die klerikale Presse ist nieder- geschlagen. XX. Sidcle sagt, ein vom König in voller Frei- heit gebilligter Gesetzentwurf falle einer Politik der Vor- zimmer zum Opfer und den Drohungen der Opposition. Fest steht, daß das Schulgesetz gefallen und daß ein neues klerikales Ministerium die Regierungsgeschästtz bitz zu den Wahle» im Mai 1312 fortführen wird., � �' franhrelcb. .■ Die Kosten der Winzerunruhe». Paris , 3. Juni. Der Winzerausschuß in Bar-sur- Nabe hat nach Prüfung des Beschlusses des Ministerrats eine Resolution angenommen, worin er sein Bedauern darüber aus- spricht, daß Ministerpräsident Monis, dem der Ausschuß bisher das größte Vertrauen entgegengebracht habe, die Weine aus dem Aubegebiet durch die neuen Bestimmungen in Mißkredit bringe. Dem„Petit Journal" zufolge belaufen sich die Kosten der durch die Winzerunruhen hervorgerufenen militärischen Besetzung des Champagnegebiets auf 420000 Frank täglich. Die Gesamtkosten belaufen sich bisher auf annähernd 2 2 Mil- lionen Frank. CUrheu Der albanische Aufstand und die Mächte. � Es heißt, daß Rußland die Absicht habe, eine K o n- ferenz der Großmächte vorzuschlagen, die der Türkei den Weg zur Beendigung des albanischen Aufstandes weisen solle. Auch England habe die Absichl, den Mächten eine gemeinsame Aktion zur Beendigung des Blutvergießens vor- zuschlagen. Mag auch die Nachricht den Ereignissen voran- eilen, so zeigt sie deutlich, wie das Prinzip der Nichtinter- vention in die inneren türkischen Angelegenheiten, das nach der Revolution verkündet wurde, bereits in Vergessenheit gerät. Die Pforte sucht sich natürlich gegen diese Ein- Mischungen in ihre inneren Angelegenheiten zu wehren. Sie hat den türkischen Botschafter in Wien beauftragt, dem Mi- nister des Aeußeren Grafen Aehrenthal mitzuteilen, daß die publizistischen Auslassungen der offiziösen„Wiener Presse" betreffs Albanien von falschen Voraussetzungen ausgehen und deshalb bei der türkischen Regierung großes Befremden hervorgerufen haben. Die österreichisch- ungarische Regierung müsse wissen, daß die Behauptung, die Albanicr würden mit übergroßer Härte behandelt, falsch fei und daß die türkische Regierung gewillt sei. im ganzen Reich Reformen durchzuführen. Die türkische Presse führt natürlich noch eine schärfere Sprache. Die Frage ist nur. ob das der Türkei viel helfen wird. Ihv europäisches Gebiet wird von Rußland , Italien und Oesterreich, ganz zu schweigen von den kleineren Balkan - staaten, als künftige Beute betrachtet. Gelingt es der tiir- kischen Regierung nicht, in kurzer Zeit, sei es durch Waffen- gewalt, sei es durch Nachaiebigkeii, Ruhe in Albanien zu schaffen, so wird die Intervention der Mächte wahrscheinlich eintreten, es sei denn, daß ihre Rivalität ein gemeinsames Vorgehen hindert._ Ausbreitung des Ausstandes. Wien , 8. Juni. Wie der Neuen Freien Presse aus Bel- grab gemeldet wird, ist in Djakova ein Aufstand ausgebrochen; in der Umgebung wüte zwischen Militär und Albancfen ein heftiger Kampf. IMarokko. Ter spanisch-französische Marokkokonflikt in der spanischen Kammer. . Madrid , 8. Juni. In der Kammer interpellierte der der liberalen Partei angchörige frühere Minister Villanueva über Marokko . Er verlangte klare und bestimmte Erklärungen über die Grenzen der spanischen Einflußzone, deren kein Bertrag Erwähnung NküikLmg iMe tea frgssöiijKefxsB'Men Geheim vertragvon 1904 zur Kekntnis bringen. CanalejaS unterbrach Villanueva und erklärte, die Stunde fei noch nicht ge- kommen. Villanueva drückte fein Bedauern darüber aus, denn Spanien hätte ein Recht, diesen Vertrag zu kennen. Der Vertrag setze die Einflutzzoue fest, die begrenzt sei von dem Maluja, von Janncm und Lukku. Er bestimme außerdem, daß während der nächsten fünfzehn Jahre Frankreich in dieser Zone eine Aktion durchführen solle, die der Spaniens entspreche mit der Einschrän- kung, daß es Spanien Neckenschast über seine Pläne gebe und daß nach Ablauf dieser Frist Frankreich immer mit dem Vorgehen in Marokko betraut werden solle mit der Verpflichtung, sich die Ein- willigung Spauiens zu verschaffen. Die Spanier könnten also nach Tewan, Larrasch oder anderen Orten, wo es das Leben von Landsleuten zu verteidigen gelte, gehen, aber sie hätten nicht das Recht, von dem Gebiet Besitz zu ergreifen. Villanueva wiederholte, die spanische Grenzzone sei durch den letzten Vertrag klar festgelegt. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten erklärte dies für unrichtig. Villanueva erklärte weiter, daß es jetzt zu spät sei, sich nach Deutschland hinzuwenden. Spanien habe den günstigen Augen)- blick, der sich IMS geboten, vorübergehen lassen und sei jetzt von keinem Interesse für Deutschland . Zu wem solle es also seine Blicke wenden? Spanien müsse gewissenhaft die Verträge be- obachten. Seine finanzielle und innere Lage untersagten ihm ge- wisse Unternehmungen, auch könne eine Verständigung mit Frank- reich nicht schwer sein. Ministerpräsident Canalejas erwiderte, er rönne nicht in voller Freiheit antworten, weil die Verhandlungen zwischen Frankreich und Spanien noch an-- dauerten. Keine Regierung könne man weniger beschuldigen, sich in kriegerische Unternehmungen zu stürzen sowie in Akte der Ge- Walttätigkeit zum Schaden der Rechte anderer Nationen. Die Un- ruhen in Marokko , fuhr der Ministerpräsident fort, haben uns dazu geführt, gegenüber den Stämmen Sicherheitsmaßregeln zu er- greifen. Man wundert sich, daß wir nicht gegen die französisch« Expedition nach Fes protestiert haben-. Was hätten wir tun können? Frankreich hat in Fes eine von den Mächten anerkannte Mission. Die spanische Einflußzone bei Larrasch ist nicht durch Verträge fest- gesetzt, sondern durch die Geschichte begründet. Wir werden uns weder von den abgeschlossenen Verträgen entfernen noch von denen, die sich aus den Verhandlungen mit Frankreich ergeben. Ohne Einzelheiten hierüber mitzuteilen, versicherte Canalejas , daß es sich keineswegs darum handle, den bestehenden Rechtszustand zu ändern. „Unsere historischen Rechte sind gut festgelegt und definiert; wir gehen auf keine Eroberung aus, es gibt keine internationale Ge- fahr." Darauf wurde die Sitzung aufgehoben. General Moiniers Strafexpeditionen. Tanger , 0. Juni. General Moinier hat am S. Juni Fes mit 2 Bataillonen Fußsoldaten und 600 Mann der Sultans-Mahalla verlassen. Nach einem äußerst schwierigen Marsch, bei dem»r vielfach von einheimischen Stämmen angegriffen wurde, erreichte er gestern M e k i n e s. Er wird sich dort nur kurze Zeit auf- halten, da er sich an den Sebufluh begeben will, um dort mit einer Truppe von 8000 Mann ein Strafgericht über den Stamm der Abega zu halten. Eine amtliche Bestätigung über den Einmarsch der Franzosen in Melines(eine Stadt» ungefähr 50 Kilometer südwestlich von Fes) ist in Paris noch nicht eingegangen, Eine Mannesmann-Ente. Paris , 9. Juni. Mehrere Berliner Blätter hatten ssor einigen Tagen gemeldet, die deutsche Regierung habe eine Untersuchung über die Ausweisung eines Ingenieurs der Firma Mannesmann aus Debdu eingeleitet. Nach den von französischer amtlicher Stelle eingezogenen Erkundigungen liegen dieser Meldung folgende Tat- fachen zugrunde: Die französischen Behörden hatten bei der Be- setzung von Debdu vorsichtshalber alle Europäer ersucht, die Gegend vorläufig zu verlassen. Sämtliche Europäer unterwarfen sich auch dieser Aufforderung, ohne Einspruch zu erheben. Auch der in Rede stehende deutsche Ingenieur folgte dem Beispiel der übrigen. Es handelt sich daher nur um eine ausgehguschte Nach- richt, welcher leine Wichtigkeit beizulegen ist, �—">< Hub der parte!* Der nächste Parteitag. Der Magdeburger Parteitag hat die Festsetzung des Ortes für den nächsten Parteitag ausnahmsweise dem Parteivorstand überlassen, der nun als Tagungsort Jena gewählt hat. Der Parteitag wird in dem dazu besonders geeigneten Volks- Haus in der Zeit vom 10.— 17. September tagen. Die provisorische Tagesordnung lautet: 1. Geschäftsbericht des Parteivorstandos. Berichterstatter: H. Müller und Fr. Ebert. 2. Bericht der Kontrollkommission. Berichterstatter: A. Kaden. 3. Parlamentarischer Bericht. Berichterstatter: A. Geck. 4. Die Neichsversicherungsordnung. Berichterstatter: H. Molkenbuhr. 5. Die Reichstagswahlen. Berichterstatter: A. Bebel. Vor dem Parteitag, am 3. und 9. September, wird die Frauenkonferenz tagen. Die vorläufige Tagesordnung lautet: 1. Geschäftsbericht des Frauenbureaus. Berichterstatterinnen: O. B a a b e r und L. Zieh. 2. Die Frauen und die Reichstagswahlen. Berichterstatterin: Klara Zetkin . 3. Die Frauen und dieGemcinbepolitik. Berichterstatterin: Klara Wehl. Die Behandlung des Genossen Mehlich im Gefängnis. Soeben wird bekannt, daß dem Genossen Mehlich nach wie vor die Selbstbeköstigung und Selbstbeschäftigung versagt bleibt. Er geht auch noch immer in Sträflingskleidern. Dagegen sind ihm in den letzten Tagen doch einige Vergünstigungen gewährt worden. und zwar ist ihm gestattet loordcii, die.Rhcinisch-Wcstfäiischc Ztg." zu lesen mid französische Sprachstudien zu treiben. Das ist zwar schon etwa?, aber doch noch völlig ungenügend. Aus verschiedenen Uniftänden ergibt sich, daß die Strafvollstreckungsbebörde die an- acbliche Strastüt Mehlichs als eine solche ansieht, die eine besonders schwere Sühne erfordert. Er bat einen Kaplan gekränkt und das ist das schlimmste, was in Rhelnland-Westfalcn ein Prcßsünder sich zuschulden kommen lassen kann. Hoffentlich wird unserem Genossen »un bald volle Selbsibesckäftigung gewährt, so daß er von der An- fertigung von Papierhülsen für Sprengstoffe gänzlich befreit ist. Wie ivir hören, befindet sich Mehlich gesundheitlich wohl. LaudtagSwahIsieg. Im ersten städtischen LandtagSwohltkeiS des Fürstentums R e u ß j. L. fand am Donnerstag Ersatzwahl für den verstorbenen Genossen Fiedler statt. Der Kreis wurde der Partei erhalten; Genosse F i> ch e r siegte mit 636 Stimmen Übtr den bürgerlichen Gegner, der 538 Stimmen erhielt. Verhaftung türkischer Sozialisten. In Saloniki, wo zur- zeit der türkisch« Sultan weilt, sind nach einer Meldung der „Humanite" drei der tätigsten Sozialisten, die Genossen Benaroga, Savetarh Loloi und Jona verhastet worden. Für die Verhaftung liegt nicht der geringste Grund vor. Es handelt sich offenbar um einen albernen Akt von„Anarchistcn"-Riecherei. den die Polizei des„fortschrittlichen" jungtürkischLn Systems yog per Polizei per rpesteuropäischm„Kulturländer� gÄMl Mi./* � Y' r poUze(l(dus, OerlehtKchea ufw. Vom ostelbischcn Versammlungsrecht. In R a g n i t(Ostpreußen ) stehen der Sozialdemokratie keine Lokale zu Versammlungszwecken zur Verfügung. Einer Wirtin, die ihren Saal hergeben wollte, wurde sofort mit Herabsetzung der Polizeistunde gedroht, und einem anderein Lokalinhaber wurde an- gekündigt, daß er bauliche Veränderungen vornehmen müsse, wenn er das Lokal den Arbeitern gebe. Endlich war es gelungen, ein Geländs zu einer Versammlung unter freiem Himmel zu mieten. Die Polizei aber stellte folgende Bedingungen für die Benutzung: Der Abort sollte innerhalb fünf Tagen geleert, ein größerer Müllhaufen. der schon recht lange auf dem Platz sein stilles Dasein gefristet hatte, entfernt, der Schornstein ausgebessert, eine massive Dunggrube angelegt und schließlich noch ein Graben gereinigt werden, in den die Abwässer der Gas- anstatt fließen. Und all das, weil eine öffentliche sozialdemokratische Versammlung geplant war. Bisher hatte die Polizei Nicht daran gedacht, auf Beseitigung der Mißstände zu dringen. Nunmehr wird die Polizeibehörde sicherlich auch von den anderen Hausbesitzern verlangen, daß sie de» Unrat beseitigen, die Gräben reinigen, die Schornsteine ausbessern und massive Dunggruben anlegen. Dann werden für die Stadt Ragnit herrliche Zeiten komnien. Und die besseren hygienischen Zustände haben die Bürger dann der Sozial- deinolratie zu verdanken._ Jugendbewegung. Die Lehrerschaft auf dem Jugendfang. Der ostpreußische Lebrertag hat einstimmig beschlossen, sich an der„nationalen Jugendpflege" zu beteiligen. Diese sei, wie der Referent anführte, aus„nationalen Rücksichten notwendig geworden". Besondere Aufgabe des Lehrers werde es sein, dabin zu wirken, daß bereits die Schüler der oberen Klassen für die Beranstallungen der Jugendpflege gewonnen werden. Aus dem Lande klaffe eine breite Kluft zwischen Be- sitzenden und Besitzlosen, und da wäre es wohl des Schweißes der Edlen wert, die Kluft zu überbrücken.... Die Folge davon dürfte mehr Heimatliebe, weniger Landesflucht sein. Das sind die richtigen Schulmeister, die im Dienste der Ost- elbier die Aufklärung der Jugend verhindern, um sie der agrarischen Ausbeutung zu erhalten. Und dieselben Schulmeister klagen mit Recht über elende Bezahlung und Behandlung in Ostelbien und verlangen, daß man sie in ihrem Kampfe unterstütze. Was ihnen unwürdig dünkt, für den Arbeiter wollen sie es erhalten und festigen. Sozialdemokratischer Jugendkongrcß in Norwegen . An den beiden Pfingsttaaen fand zu Lilleström der erste Kongreß deS norwegischen sozialdemokratischen Jugendverbandes statt. Daran nahmen teil 29 Delegierte und Vorstandsmitglieder sowie als Gäste ein Vertreter der norwegischen Arbeiterpartei und»in Vertreter der schwedischen Jugendorganisation. Der Verband zählt jetzt zirka 650 Mitglieder und entfaltet eine eifrige Agitation im Sinne des Parteiprogramms. Dem dient auch daS Verbandsorgan„Klasse- kampen'(„Der Klassenkampf"), daS bisher monatlich erscheint, aber, so bald genügend Mittel vorhanden sind, alle 14 Tage herauskommen soll. Im übrigen faßte der Kongreß verschiedene Beschliiffe, die weitere Förderung der AgitationS- und Aufklärungsarbeit zum Ziele haben und dafür zeugen, daß der Verband eine gründliche Durchbildung der Jugend und des Volkes in sozialistischem Geiste anstrebt. Dazu hält man auch, wie in einer besonderen Reso- lution ausgesprochen wurde, den Kampf gegen die Alkoholgetränke und kräftige Förderung der Abstincnzbewegung für notwendig. Ebenso wendet sich der Verband scharf gegen den Militarismus wie auch gegen die religiöse Verdummung. In einer ziemlich langen Resolution wurde die Taktik des JugendverbandeS dar- gelegt und zwar in einer radikal-sozialdcmokratischen Weise und in einem gewissen Gegensatz zu der Auffassung, die jetzt, wie man an- nimmt, die Oberhand in der Norwegischen Arbeiterpartei zu ge- Winnen scheinl. Soweit in der Resolution der zu Ostern dieses Jahre« ab- gehaltene Parteitag der norwegischen Sozialdemokratie erwähnt ist, handelt es sich offenbar hauptsächlich um den auch im„Vorwärts" Nr. 98 mitgeteilten Beschluß, wonach sozialdemokratische Gemeinde« Vertreter unter gewissen Voraussetzungen für einen bürgerlichen Vorsitzenden des Gemeinderats stimmen können. Aus Industrie und Kandel . Ein Bankkrach in England. Aus London wird der Zusammenbruch der Birckbeck- Bank gemeldet. Durch den Zusammenbruch der Bank sind viele kleine Leute ruiniert. Gestern in den späten Abendstunden hatten sich taufende Personen bor dem Gebäude der Bank im Holborn- distrikt eingefunden, die in das Gebäude einzudringen versuchten; sie wurden jedoch von der Polizei zurückgehalten. Vor dem Bank- gebäude spielten sich bewegte Szenen ab. Eine Frau hat ihre ge- samten Ersparnisse in Höhe von 1000 M. verloren, mit denen sie in wenigen Tagen mit ihrer Familie nach Amerika abreisen wollte. Einer der Polizeibeamten, die bor der Bank die Ordnung auf- rechterhalten, ivar ebenfalls Kunde der falliten Bank und be- fürchtet den Verlust seines Vermögens. Der Gesamtverlust wird von einzelnen aus 775 000 Pfund berechnet, während die Bank selbst erklärt, daß er sich höchstens auf 250 000 Pfund belaufen werde. Die Direktion der Bank erklärt in einem Rundschreiben, daß der Zusammenbruch auf die Finanzpolitik des gegenwärtigen Schatzkanzlers Lloyd George zurückzuführen sei, namentlich auf den Rückgang des Kurses der englischen Staatspapiere, in denen die Bank einen großen Teil der Depositen angelegt habe. In Wirklichkeit scheint jedoch daS Fallissement eine Nachwehe des An- stürme» auf die Bank zu sein, der im vorigen Jahre gelegentlich des Zusammenbruchs deS kleinen DarlehnSinstitutS Sharing Croß- Bank erfolgte. Damals soll die Bank in wenigen Tagen 60 Mil- lionen Mark Depositen zurückgezahlt haben; das Institut wurde damals von der Bank von England unterstützt. Die Bank hatte schon zweimal seit ihrem sechzigjährigen Be- stehen einen Run auszuhalten. Zuerst im Jahre 1892 während des berüchtigten Kraches der Liberator-Baugesellschaft. Das zweitemal im November des Jahres 1910, als ein Darlehnsinstitut, das sich Charing Eroß-Bank nannte, zum Schaden bieler kleiner Leute zusammenbrach. Damals lieh die Bank bon England der Birckbeck-Bank ihre Unterstützung, indem sie ihr binnen zwei Tagen zwei Millionen Pfund zur Befriedigung von Depositengläubigern zur Verfügung stellte. Die Birckbeck-Bank hatte das kleine Publi- kum dadurch an sich gezogen, daß sie auf Depositen eine feste ZtnS- Vergütung bon Proz. gab, während die Großbanken einen ver- ändcrlichcn und niedrigeren Zinsfuß gewähren. Diö Jahresbilanz per Ende 1910 fehlt noch. Nach der letzten Bilanz per 31. März betrugen die Depositen 10� Millionen Pfund. (Britische Staatspapiero und andere erstklassige britische Anlage- Papiere sind in der Bilanz mit 3 Millionen Pfund, andere Effekten mit 59L Millionen Pfund angegeben.) Die Bank fungierte auch alS Baugesellschaft und besitzt 36 Grundstücke in Londoner Vor- orten. Die Hypotheken sind aber in der letzten Bilanz bloß mit 715000 Pfund ausgewiesen, fallen also nicht ins Gewicht. Der Posten„Andere Effekten" enthält fast 2 Millionen englische Kolonialpapierc, während fast 3 Millionen Pfund aus sremdL Staatsanleihe«, ameufonflchg und andere KisendqhnschMvex, schreibungen etitMei�.....•
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