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GewerkfcbaftUchca» Berlin   und llmgegend. Ter Abschluß eines neuen Tarifvertrages für das Schmiedegewerbe scheint jetzt gesichert zu sein, nachdem die weiteren Verhandlungen mit der Berliner   Schmiedeinnung zu einem Ergebnis geführt haben, mit dem sich am Sonntag eine Versammlung der Jnnungs- gesellen, die den grotzen Saal von Boeker in der Weberstraße füllte, einverstanden erklärte. Wie der Altgeselle Engelhardt dort berichtete, haben die Meister nun bei den letzten. Verhandlungen noch die Forderung anerkannt, daß Sonnabends eine Stunde früher Feierabend gemacht wird, jedoch ohne Bezahlung für die ausfallende Stunde. Sollte es, bis die Kundschaft sich an diese Neuerung ge- wöhnt, hier und da einmal vorkommen, daß Sonnabends länger gearbeitet werden mutz, so mutz auch diese Stunde als Ueberstunde mit dem allgemeinen Zuschlag von 20 Pf. bezahlt werden. Bei den Bestimmungen über die Mindestlöhne, die wir ja bereits in Nr. 133 desVorwärts" mitteilten, haben die Meister sich damit einver- standen erklärt, daß der Nachsatz gestrichen wird, der besagt, daß solchen Arbeitnehmern, die sich weiter ausbilden wollen, geringerer Lohn bezahlt werden kann. Da es ja das Bestreben jedes Gesellen ist und sein mutz, sich weiter auszubilden in seinem Beruf, mutzte es Wohl als selbstverständlich gelten, daß eine solche Bestimmung nicht in den Tarifvertrag hineinkommt. Nicht verzichten wollen die Meister auf die Bestimmung, daß der Lohn für Ausgelernte und Zugereiste nach Leistungen vereinbart werden kann. Für Gesellen, die schon einmal in Berlin   gearbeitet haben und von neuem zu- reisen, soll diese Bestimmung keine Geltung haben. Es wird jedoch noch notwendig sein, festzulegen, innerhalb welcher Frist die Aus- gelernten und Zugereisten den Mindestlohn erreicht haben müssen. Eine allgemeine Lohnzulage für diejenigen Gesellen, die die neuen Mindestlöhne schon erreicht haben, lehnen die Meister nach wie vor ab. Auch hinsichtlich der Abschaffung der Arbeitsvermittelung an den Sonntagen verhielten sie sich nach wie vor ablehnend, erklärten jedoch, daß die Gesellen sich ja nochmals an die Behörden wenden könnten und dann vielleicht mehr Erfolg als bisher haben würden. Der neue Vertrag soll bis zum 31. Mai 1914 gelten, jedoch ohne die für das Jahr 1913 geforderte weitere Lohnerhöhung. Die Bestim- mung, daß Abmachungen, die dem Tarifvertrag zuwiderlaufen, keine Gültigkeit haben, wurde von den Meistern abgelehnt, jedoch soll statt dessen folgende Erklärung aufgenommen werden: Die Jnnungsversammlung gibt die Erklärung ab, daß diese Abmachungen innegehalten werden." Im übrigen will der Jnnungsvorstand auch dahin wirken, daß bei Klagen vor dem Jnnungsschiedsgericht die Abmachungen als rechtsverbindlich anerkannt werden. Weitere Zugeständnisse waren bei den Verhandlungen nicht zu erzielen. Es hatte sich nun bereit» am Sonntagmorgen um 7 Uhr eine Konferenz der Gesellenaus- schüsse, der Vertrauensmänner und der Ortsverwaltung des Schmiedeverbandes mit der Frage befaßt, ob die Abmachungen, wie sie jetzt vorlagen, gutgeheißen werden könnten, und sie war nach eingehender Beratung zu dem Entschluß gekommen, der Versamm- lung die Annahme zu empfehlen. In der Versammlung entspann sich über einzelne Punkte eine lebhafte Diskussion und es zeigte sich, daß man in mancher Hinsicht von den Abmachungen nicht befriedigt war. Dabei wurde es unter anderem auch scharf verurteilt, daß die Innung sich nicht zur Beseitigung des skanda  - lösen Zustandes der Arbeitsvermittelung an den Sonntagen aufschwingen konnte, und es wurde betont, daß, wenn auch die weiteren Eingaben an die Behörden erfolglos bleiben sollten, es Sache der Arbeiter sein mutz, durch energische Anwendung der Selbsthilfe mit der sonntäglichen Arbeitsver- Mittelung gründlich aufzuräumen. Die Abmachungen wurden dann schließlich von der Versammlung gegen ungefähr 19 Stimmen gut- geheißen. Damit scheint die Lohnbewegung, soweit die Berliner  Jnnungsbetriebe in Frage kommen und die Abmachungen endgültig festgelegt werden, erledigt. Von der Charlottenburger   Schmiede- Innung liegt bereits eine Erklärung des Obermeisters vor, wonach sie sich dem, was in Berlin   zustande kommt, anschließen wird. Von der Rixdorfer Innung ist eine Antwort noch nickt eingegangen, je- doch wurde von jener Seite im vorigen Jahre erklärt, daß man sich ebenfalls mit dem einverstanden erklären wollte, was in Berlin   an- erkannt würde, und eS darf wohl erwartet werden, dah die Jnnungsmeister sich dort auch jetzt auf denselben Standpunkt stellen werden. ES wird nun sofort dafür gesorgt werden, daß der Tarif- vertrag mit der Berliner   Innung endgültig festgelegt wird, um ihn dann auch den Innungen in den verschiedenen Vororten Berlins  sowie den Meistern, die einer Innung nicht angehören, zur Auer- kennung vorzulegen, so daß er über das ganze Gebiet Grotz-Berlins  Geltung erhält. Arbeitgeber, die die Anerkennung des Vertrages ablehnen, haben mit der Arbeitsniederlegung zu rechnen. Die- jenigen Arbeitgeber, die bereits vordem bewilligt hatten, sollen eben- falls um Anerkennung der Abmachungen in der Form, wie sie durch die Verhandlungen mit der Berliner   Innung zustande gekommen sind, ersucht werden. Die Versammlung erklärte sich auch mit diesen Vorschlägen einverstanden. In einem Schlußwort erklärte der Vorsitzende Siering, datz die Lohnbewegung keineswegs auf der ganzen Linie als abgeschlossen anzusehen sei, sondern daß es noch einer energischen Tätigkeit bedürfe, um die Abmachungen auch wirk- lich überall und dauernd zur Geltung zu bringen. Voraussetzung dazu sei vor allem festes Zusammenhalten in der Organisation. Der Streik der Parkettbodenlcger. Neue Bewilligungen sind noch nicht wieder erfolgt, jedoch stehen mehrere Firmen mit der Streikleitung in Verhandlung. Wie in der Versammlung der Streikenden am Montag mitgeteilt wurde, sollen die Unternehmer in ihrer Zusammenkunft beschlossen haben. die Forderungen der Streikenden nur zum Teil zu bewilligen, das heißt, vorläufig nur 89 Pf. Grundtaxe zu bezahlen und dieselbe später auf den geforderten Satz von 99 Pf. zu erhöhen. Hierauf werden die Streikenden nicht eingehen. Dagegen ist die Streik- leitung bereit, mit den Unternehmern, wenn sie es wünschen, zu verhandeln. Die Firmen, welche bewilligt haben, stellten am Montag eine Anzahl neuer Arbeitskräfte aus den Reihen der Streikenden ein. Bei der Firma E l b i n g e r sind zwei ArbeUSwillige be- fchäftigt, die es wirklich nicht nötig hätten, den Streikenden in den Rücken zu fallen, denn die beiden Leute betreiben gutgehende Schankwirtschaften. Blümke ist einer der beiden. Er hat auch bei früheren Lohnkämpfen schon Arbeitswilligendienste verrichtet. Er hat zwei Schankwirtschaften. Spenerstraße 5 und Birkenstraße 66. Der andere Arbeitswillige heißt Daugutt und betreibt eine Schank- Wirtschaft in Charlottenburg  . Marchstr. 23. Die Firma Kamps- meier sucht sich auf dieselbe Weise wie bei früheren Streiks Ar- beitswillige zu beschaffen. Sie verlangt durch Inserate in der ..Morgenpost" und in der..Voltszeitung" Holzarbeiter, als Tischler. Stellmacher. Zimmerer, die zum Bodenlegen angelernt werden sollen. Dabei werden den Leuten Verdienste in Aussicht gestellt, die sehr geübte Bodenleger nur unter günstigen Verhältnissen erzielen können. Die Streitleitung hat natürlich Vorsorge getroffen, daß Leute, die sich etwa auf solche Inserate melden sollten, über die Sachlage unterrichtet werden. Bezeichnend ist. daß vier Zimmerer von der Lokalorganisation Katcrscher Richtung bei Kampfmeier als Streikbrecher eingetreten sind. Ueber ihr Verhalten zur Red- gestellt, sagten sie. in ihrem Organ, derEinigkeit", stehe nichts über den Streik und denVorwärts" lesen sie grundsätzlich nicht. Die Herren haben aber auch, nachdem sie durch mündliche Mittel- lung Kenntnis von dem Streik erhalten hatten, ihre Arbeits- Willigentätigkeit fortgesetzt, Sie können sich also nicht mehr mit Unkenntnis entschuldigen, sondern sind bewußte Streikbrecher. Mühlcnarbeiter. Die Differenzen mit der Goldacker-Mühle bc- stehen unverändert fort. Dieser Betrieb, Besitzer Großbäckereibesitzer Eduard Goldacker, Brumienstr. 129/139, ist wegen Tarifbruch und Maßregelung der Mühlenarbeiter gesperrt. Zuzug ist strengstens fernzuhalten._ Die Ortsverwaltung Berlin  perantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  . In jeratenteil verantw Stellmacher i Unter Chiffreadreffe werden durch das Annoneen» Bureau von Rudolf Masse Kastenmacher. Kastenhelfer und Stell- macher nach Berlin  , Arbeitsnachweis der Stellmacher-Jnnung, gesucht. Da dieses Inserat auch in Parteiblätter» Aufnahme gefunden hat, ersuchen wir, zu untersuchen, ob.die Stellmacher für Berlin   be- stimmt sind. Der Arbeitsnachweis der Stellmacher-Jnnung ist g e- sperrt, das Umschauen streng verboten. Die Vermittelung von Stellmachern findet nur durch den paritätischen Arbeitsnachweis Gormannstr. 13, vormittags von 819 Uhr, statt. Wer ohne diesen Nachweis in Arbeit tritt, wird als Streikbrecher betrachtet. Alle arbeiterfreundlichen Blätter ersuchen wir, hiervon Notiz zu nehmen. Die Zentralkommission der Stellmacher Deutschlands  . Deutsches Belch. Die Bewegung der Former. Am letzten Donnerstag fanden in P a s e w a l k weitere Ver» Handlungen mit dem Verein der Eisenwerke statt. Es waren 22 Unternehmer, drei Vertreter der Arbeiterorganisationen und sieben noch in den Betrieben beschäftigte Arbeiter vertreten. Nach siebenstündiger Verhandlung wurde folgendes Ergebnis erzielt: 1. Die S>/zstündige Arbeitszeit wird bewilligt. 2. Für Uberstunden, die vom Unternehmer angeordnet werden, sollen 25 Proz. Auf- schlag zum Lohn oder Äkkordverdienst kommen. 3. Bestehende Akkordpreise sollen nicht herabgesetzt werden; bei neuen Akkord- sätzen wird der Durchschnitlsverdienst der letzten sechs Wochen ein- schließlich des Akkordes für den betreffenden Arbeiter der Berech- mmg zugrunde gelegt und gewährleistet. 4. Unverschuldeter Aus- schütz wird in voller Höhe des Aklordpreises bezahlt; zur Prüfung der Schuldfrage wird eine paritätische Kommission eingesetzt. 5. Ueber Betricbseinrichtungcn(Sicherheitsvorrichtungen, Hilfs- arbeiter, hygienische Einrichtungen nsw.) soll betriebsweise verhandelt werden. 6. Lohnberechnung findet 14tägig statt, Lohnzahlung am Freitag jeder Woche. An den Zwischenfreitagen, an denen nicht ge- rechnet wird, soll der volle Durchschnittsverdienst zur Auszahlung kommen. 7. Einsetzung eines Arbeiterausschusses durch freie Wahl der Arbeiter selbst. Soweit war daS Ergebnis der Verhandlungen durchaus zu- friedenstellend. Die beiden wichtigsten Punkte waren aber noch im- erledigt: Aufhebung der vierzebntägigen Kündigung des Arbeits- Verhältnisses und Erhöhung der Stundenlöhne und Akkordsätze. Die Aufhebung der Kündigungsfrist ist ganz besonders für Torgelow  unbedingt notwendig; das geht schon daraus hervor, daß die Torgclower Unternehmer keine Bindung auf 1, 2 oder 3 Jahre ein- gehen wollen; wenn sie die Vereinbarungen nicht innehalten, ist ein schnelles Handeln der Arbeiter ausgeschlossen. Die Forderung der Erhöhung der Lohn- und Akkordsätze liegt in den gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnissen begründet, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß 1993 und 1999 geradezu ungeheuerliche Abzüge gemacht wurden und datz das Einkommen der Lohnarbeiter in einzelnen Ve- trieben geradezu erbärmlich niedrig ist. Vor und nach dem 1. Juni haben Verhandlungen mit einzelnen Unternehmern stattgefnnden. Die Firma Bähr u. Co. in Torgelow  hat einen Vertrag mit zweijähriger Gültigkeit mit dem Metall- arbeiterverbande und dem Gewerkverein abgeschlossen und darin die vorstehenden allgemeinen Arbeitsbedingungen angenommen und außerdem nennenswerte Zulagen zu den Äkkordpreisen und Stundenlöhnen bewilligt. In Prenzlau   haben die beiden dortigen Gießereifirmen den gleichen Vertrag angenommen; dort find Akkord- zulagen von 1525 Proz. und mehr und Stundenlohnzulagen bis zu 6 Pf. bewilligt worden. Mit zwei Torgelower   Firmen wird noch verhandelt. Der Verein der Eisenwerke PommernS und der Mark hat am Mittivoch eine Sitzung abgehalten und danach dem Bezirksleiter des MctallnrbeiterverbandcS seine Entschließung übermittelt, nach der die Kündigung des Arbeitsverhältnisses für jeden Ort besonders ge- regelt werden soll; eine Erhöhung der Löhne und Einzelverhand- lungen mit den Werken werden abgelehnt, Das ist die Kriegserklärung. Die Torgelower   Unternehmer hatten schon vorher beschlossen, die Abschaffung der Kündigungsfrist unbedingt abzulehnen. Nach dieser Provokation ist nicht daran zu zweifeln, daß die Arbeitsniederlegung auf der ganzen Linie be- schloffen werden wird; ausgenommen werden nur die Firmen sein, die etwa in letzter Stunde noch bewilligen werden. Im Hamburger   Holzgewerbe wird der Kampf mit Erbitterung von beiden Seiten weitergeführt. Der Sekretär de? ArbeitgeberschntzverbandeS, Herr Gurlitt, will den Holzarbeiterverband mit allen Mitteln niederringen, und um dieses Ziel zu erreichen, sind den Herrschaften alle Mittel recht. Weil die Streikenden eine musterhafte Haltung bewahren und sich zu Ausschreitungen nicht hinreißen lassen, sucht der Schutzverband elende Subjekte, die bereit sind, für 59 M. aus ihrer regen Phantasie etwas zurechte zu machen. In den Hamburger bürgerlichen Blättern erscheint folgendes Inserat: .Zunr Schutze der Arbeitswilligen des Holz« gewerbes. Infolge der wiederholt vorgekommenen Mitzhand- lungen von Arbeitswilligen durch Streikposten oder andere Ar« beiter ersuchen wir das gesamte Publikum, uns derartige Fälle mitzuteilen. Jeder, der hinreichendes Material bringt, sodatz die gerichtliche Bestrafung des Schuldigen erfolgen kann, erhält eine Belohnung von fünfzig Mark. Arbeitgeber-Schiitzverband der Holzindustrie von Hamburg  und Nachbarstädten(E. V.). Bohnenstr. 12/14." Unter dem Gesindel, das nach Hamburg   geschleppt wurde, befinden sich nun Leute, die den ganzen Tag weiter nichts machen, als von Betrieb zn Betrieb zu ziehen, um die Streikposten zu provozieren und die 59 M. Judaslohn für jeden einzelnen Fall ein- ziiheimsen. Daß es unter diesen Umständen einer geradezu eisernen Disziplin bedarf, um sich durch solche Burschen nicht zu Un« besonnenheiten hinreißen zu lassen, kann jeder ermessen. Daß es den Streikenden in der vorigen Woche gelungen war, rund 59 Streikbrecher aus den Betrieben wieder herauszuholen, hat bei den Uiiternchmern helle Wucht entfacht. Die Streikbrecher« agenten, mit denen sie dieGeschäftsverbindung" abgebrochen hatten, sind sämtlich wieder engagiert, und auch die Tischlermeister bereisen in großer Anzahl Schlesien  , Mittel- und Süddeutschland  , um den Ausfall wieder weit zu machen. Einem der Agenten ist es am Mittwoch gelungen, zehn Arbeitswillige in Berlin   zu kapern, die nach Hamburg   und dort unter Polizcibedeckung in die Betriebe transportiert werden. Die Hamburger Holzarbeiter bitten darum, diesen Menschenhändlern möglichst daS Handwerk zu legen. Schlechte Erfahrungen mit italienischen Streikbrechern machten die Ziegel- und Tonwerke in Bamberg  -Bischberg  . Wie sich die Leser erinnern, haben sich vor einigen Monaten dort aufregende Kämpfe abgespielt, weil die Direktion die minimalen Forderungen ihrer sehr miserabel bezahlten eingearbeiteten Arbeiter schroff ab- lehnte und einen Transport Streikbrecher aus Italien   kommen ließ. Die ganze Bevölkerung nahm gegen dieses Vorgehen Stellung, und es kam oft zu turbulenten Szenen mit Polizei-Massen- aufgeboten, brutalem Einschreiten usw. Aber die Firma behielt die Oberhand, die einheimischen Arbeiter wurden brotlos gemacht, an ihrer Stelle blieben die Italiener. Doch selbst diese konnten auf die Dauer die Verhältnisse in dem Werk nicht ertragen, es kam so weit, datz sie jetzt selbst in den Streik eingetreten sind. Sie machen auch noch Forderungen auf rückständige Löhne geltend, aber die Direktion erklärt, datz die Firma nicht nur nichts schuldig, sondern durch die Italiener auch schwer geschädigt worden sei. Vorher waren es aberfleißige und tüchtige Arbeiter", denen eine Anzahl braver Familienväter geopfert wurde, Hust*n4* Ter Streik der Maurer iu Madrid. Aus Madrid  , unterm 5. Juni, wird UNS geschriekSK?------ Die erste Woche der Aussperrung hat mit guten Absfichteki fuö die Arbeiter begonnen. Bis jetzt hat es den Streikenden an Unter- stützungen nicht gefehlt. Heute hat man die Unterstützungen der siebenten Woche verteilt. Ein Mitglied des spanischen   Adels hat den Streikenden die Summe von etwa 29 999 M. gespendet, um sie in ihrem Kampfe zu unterstützen. Das beweist, daß man selbst in der Klasse, die den Arbeitern feindlich gegenübersteht, die Gerech- tigkeit des Kampfes der Madrider Maurer anerkennt. Ihre Käme- raden zahlen regelmäßig pro Woche 1 M. Daraus läßt sich schließen, daß auch für die neunte Woche Mittel vorhanden sein werden. Auf diese Weise werden die Maurer keine Hypothek auf dasVolks- haus" aufnehmen brauchen und eS wird selbst nicht nötig sein, die Reservefonds anzugreifen. Die Unternehmer, welche nicht über große Mittel verfügen und welche infolgedessen hätten kapitulieren müssen, sind durch die mäch- tigeren Unternehmer unterstützt worden. Die Madrider   Arbeiter­syndikate haben schon mehrmals die Notwendigkeit eines General- streiks erwogen. Aber da der Ausgang des Streiks für die Maurer günstig zu werden scheint, haben sie es für besser gehalten, noch da- mit zu warten. Das hat sie aber nicht verhindert, eine Monster- Versammlung abzuhalten, in welcher die Vertreter aller Syndikate das Wort ergriffen haben, um gegen die Gewalttätigkeit der Polizei gegen die Manifestation der Streikenden in der Puerta del Sol zu protestieren. Die Arbeiterorganisationen sind fest entschlossen, bis zum Ende und bis zur Erschöpfung aller ihrer Fonds zu kämpfen. Sie sind sogar entschlossen, selbst ohne Geld zu kämpfen und sich nicht pro- vozieren zu lassen. Angesichts eines solchen Entschlusses und des Zusammenhaltes der Arbeiter darf man annehmen, daß der Streik bald mit einem Siege enden wird. Versammlungen. Verband der Lederarbeiter. Die Zahlstelle Berlin   hielt am Donnerstag ihre regelmäßige Versammlung ab. Beim 1. Punkt: Vorstandswahl, wurde der alte Vorstand wiedergewählt. Dann erstattete B u r k a r d Bericht vom letzten Verbandstag, aus dessen Verlauf und Ergebnis er ein günstiges Resümee zog, mit Ausnahme des Beschlusses, nach dem einem Kollegen, der freiwillig die Arbeit niederlegt, keine Unterstützung ausgezahlt wird. Doch könne ja auf der nächsten Generalversammlung gegen diesen Beschluß aufs neue angekämpft werden. Im übrigen ermahnte der Redner, sich mit den Tatsachen abzufinden und mit aller Kraft auch fernerhin für den Verband zu wirken. Den zweiten Teil des Berichts gab Krüger, der ebenfalls sich befriedigend über die Arbeit des Verbandstages äußerte. Auf eine Anfrage aus der Versammlung erklärte Krüger, daß er ebenso wie Burkard, gegen die das freiwillige Niederlegen der Arbeit be- treffende Bestimmung gestimmt habe. Dieser Beschlutz löste denn auch in der weiteren Diskussion lebhaften Unwillen aus. desgleichen die Anstellung eines neuen Beamten. Es seien Beschlüsse gefaßt worden, die unbedingt zum Schaden der Mitglieder ausschlagen würden und die auf dem nächsten Verbandstage unter allen Um- ständen wieder umgestoßen werden müßten. Auch die Aufhebung der Pretzkommission wurde moniert. Zum Teil kam aber doch auch Befriedigung mit dem Gesamtergebnis des Verbandstages zum Ausdruck. Gegen den bewilligten Wohnungsgeldzuschuß für die Angestellten wandte sich sehr scharf ein Redner unter lebhafter Zu- stimmung der Versammlung. Ein weiterer Redner hob die guten Seiten der gefaßten Beschlüsse hervor und ermahnte dringend zum Frieden im Interesse der Organisation. Auch der nächste Redner betonte die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit der Neueinrichtun- gen, wenn er auch den Beschluß über die Verweigerung der Unter- stützung in seiner jetzigen Form mißbilligte. Nachdem noch E i t» l i n g e r, 2. Vorsitzender des Zentralvorstandes, in ruhiger, säch- licher Weise den Opponenten entgegengetreten war und noch einige Redner geantwortet hatten, trat Schluß der ausgedehnten Debatte ein. Hierauf wurden noch einige Ersatzwahlen vorgenommen. Letzte JVachncbten. Vom deutschen   Rundflug. Magdeburg  , 12. Juni.  (W. T. B.) Dr. W i t t e n sich e i n ist mit seiner Gattin als Passagier um 3 Uhr 29 Minuten auf dem Flug- feld in Magdeburg   glatt gelandet. Felix L a i t s ch. der ebenfalls aufgestiegen war, hat 1 Kilometer vor Magdeburg   eine Notlandung vornehmen müssen und ist dann um 8 Uhr 49 Min. in Magdeburg  eingetroffen. Der Flieger Schauenburg  , der gestern bei Brandenburg   gelandet war, ist heute abend 8 Uhr 29 Min. nochmals aufgestiegen, mutzte aber um 8? Uhr bei Genthin   abermals landen. Der Flieger Karl Müller, der heute abend 7 Uhr 25 Min. von Stahnsdorf   obge- flogen war, mußte auf dem Exerzierplatze in Brandenburg   wegen eines Motordefektes landen. Nachklänge vom Essener Meineidsprozetz. Essen, 12. Juni.  (H. B.) Der im Essener Mcineidsprozetz zu drei Jahren Zuchthaus   verurteilte, im Wiederaufnahme- verfahren freigesprochene Bergmann Friedrich Beckmann  aus Hamborn   hatte einen Schadenersatz von 5483 M. gefordert. Da das Ministerium des Innern aber nur 3999 M. bewilligte, hat Beckmann den FiSkuS auf Zahlung des Restes verklagt. Internationaler Kongreß für Frauenstimmrecht. Stockholm  , 12. Juni.  (W. T. B.) Der sechste internationale Kongreß für Frauenstimmrecht ist in Anwesenheit von etwa tausend Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus allen Ländern Europas  , den Vereinigten Staaten von Nordamerika  , Südafrika  und Australien   hier eröffnet worden. Portugiesische Eisenbahner drohen mit dem Generalstreik. Lissabon  , 12. Juni.  (H. B.) Die Eisenbahner der Ost- und dev Südostlinien haben beschlossen, vom Justizminister die Freilassung von 29 verhafteten Kollegen zu fordern, widrigenfalls der General- streik verkündet werden soll._ Mordtat eines Wahnsinnigen. Paris  , 12. Juni.  (P. C.) Heute mittag gegen 12(4 Uhr er- eignet sich im Hotel de Bleu, dem großen Hospital von Paris  , eine schreckerregende Szene. Ein wahnsinnig gewordener Kranker stürzte sich plötzlich auf den im Krankenhaus weilenden Chirurgen Dr. G u i n a r d und versuchte, ihn mit einem Revolver niederzu- schießen. Er gab schnell hintereinander vier Schüsse ab, die den Arzt, der bewußtlos zusammenbrach, schwer verletzten. Guinard ist einer der angesehensten Iterzte von Paris  , der sich durch seine Leistungen aus chirurgischem Gebiete große Verdienste erworben hat. Unwetter in Ungarn  . Budapest  , 12. Juni.  (H. B.) Schwere Unwetter haben im Komitat Virovitica   unberechenbaren.Schasden angerichtet. Die Feldsaaten sind gröhtenteils, die Obsternte vollständig ver- nichtet. In E s s e g g fielen taubeneiergrotze Hagelkörner, die die städtischen Anlagen und die Militärschwimmschule verwüsteten. Große Feuersdrunst. Minsk  , 12. Juni.<W. T. B.) Im Städtchen Korelitschi ist das Zentrum der Stadt von einer Feuersbrunst heimgesucht worden. 399 Häuser sind verbrannt. Th. Glocke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärt? Bnchdr.n Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   S\V, Hierzu2 Beilagen«.tlnterhaltungshl,