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GeMSftSvericht (für 1910, und zwar den allgemeinen Bericht Herr Seberling- Hamburg. Die Zahl der Gesellschafter der G.-.E.-G stieg im Jahre 1910 auf 675 gegen 633 im Jahre 1909. Der Warenum­satz stieg von 74 915 813,39 M. im Jahre 1909 auf 88 669 649,27 Mark, das Mehr beträgt also über 13Vj Millionen Mark. Die L ä g e r der Gesellschaft in Hamburg  , Erfurt  , Chemnitz  » Berlin  , Düsseldorf   und Mannheim   zeigt ein Bild stetig fortschreitender EntWickelung und Inanspruchnahme. chatte einen Mehr u m s a tz voin 144 027 Kilogramm zu verzeichnen, Die Kaffeerösterei hatte erfreulicherweise im Berichts- jähre einen Mehrum satz von 144 027 Kilogramm zu verzeichnen, der Gesamtumsatz betrug 1 698 161 Kilogramm. Der Warenbezug der G.-.E.-G. von genossenschaftlichen Organisationen des In- und Auslandes beziffert sich auf 3599 915 M. Alle diese Angaben sind Beweise des prächtigen Aufschlvungs der G.-.E.-G., die ein mäch- tiger Faktor im WirtschaftslebeÄ geworden ist. Geschäftsführer Lorenz-Haanburg berichtete nun über die Pro- duktionsbetriebe der Gesellschaft. Die genossenschaftliche Eigenproduktion für den organisierten Konsum in die Wege zu leiten, sei eine der wichtigsten Aufgaben der G.-.E.-G. Gelöst könne diese Aufgabe nur werden, wenn die Voraussetzungen für die Eigenproduktion: genügender zentralorganisierter Umsatz, die erforderlichen Betriebsmittel filr die Errichtung von durchaus modern eingerichteten Betriebsstätten, sowie die genossenschaftliche Einsicht und Treue der Konsumvereine vorhanden sind. Diese Voraussetzungen herbeizuführen, müsse deshalb das Bestreben aller fortschrittlich gesinnten Genossenschafter sein. In diesem Jahre fei die Gesellschaft zum ersten Male in der Lage, über die eigenen Produktionsbetriebe zu berichten. Die Zigarrenfabriken in Frankenberg  , Hamburg   und Hockenheim   litten in der ersten Hälfte des Jahres noch stark unter den Wirkungen de? Tabakz olles. Der Umfatz betrug 30 113 Mille Zigarren, gegen 27 807 Mille bei der Tabakarbeitergenossenschaft, deren Fabriken die G.-.E.-G. übernahm. Der Mebrumsatz beschränkt sich aber fast ausschließlich auf die unteren Preislagen, der Umsatz bei den besseren Qualitäten ist zurückgegangen. Das ist die Wirkung des Tabakwertzolles. Die Leidtragenden dieses ZÄles find diejenigen Arbeiter, die bisher die besseren Sorten Zigarren angefertigt haben, und diejenigen Konsumenten, die ihren Erwerbs- Verhältnissen entsprechend nicht mehr in der Lage sind, die höheren Preise für die besseren Sorten zu zahlen. Die Zahl der in den Zigarrenfabriken beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen beträgt 565 gegen 438 bei Beginn des Berichtsjahres, und die Ge- samtzahl der überhaupt von der G.-.E.-G. beschäftigten Personen stieg im Berichtsjahre von 334 auf 1155. Die Seifenfabrik in Riesa   hat ihren Betrieb im Juni aufgenommen. Im Juli betrug der Umsatz 59 336 Kilggramm oder 27 151 M., im Dezember aber 670 827 Kilogramm oder 325 744 M. An die Berichte schloß sich eine Debatte, in der auf die Not» wendigkeit hingewiesen wurde, daß alle Vereine ihre Wjaren von der G.-.E.-.G. beziehen. Nach dem Revisionsbericht des Herrn G a u ß- Stutt- gart ist bei der Revision alle? in bester Ordnung befunden worden. Er beantragt Entlastung der Geschäftsführer und des AufsichtsrateS. Diesem wird entsprochen; ebenso wird die Jahres- rechnung genehmigt. Der Revisor, Herr G a u ß, wurde wieder- gewählt. Der 1910 erzielte Reingewinn von 1 015 757,46 M.(gegen 852 681,92 M. im Vorjahre) wurde nach dem Vorschlage der Ge» ischäftsführer und des Aufsichtsrates verteilt. Dem Reservefonds wurden 46 852,55 M. und dem Dispositionsfonds 327 967,87 M. überwiesen. Der Reservefonds hat nun eine Höhe von über drei Millionen Mark erreicht, das sind über 150 Proz. der Anteile der Gesellschafter, also ein überaus günstiges Ergebnis. Die Generalversammlung stimmte ferner einem Antrag der Geschäftsführer und des Aufsichtsrates zu, nach dem die zum Zwecke der Errichtung neuer Produktiv nsbetriebe sich nötig machenden Neubauten die auf dem Gelände der G.-E.°G. -in Riesa   erstellt werden sollen von der Generalversammlung bewilligt werden. Die Geschäftsführung und der Aufsichts- rat werden ermächtigt, die weiteren Maßnahmen zu treffen. Die jetzt ausscheidenden Aufsichtsratsmitglieder Junger- Berlin, Koch- Leipzig, Hübner- Gersdorf, Mar­ius» Remscheid   und B e r n ha r d- Frankfurt a. M. wurden wiedergewählt. Hoff mann- Magdeburg neugewählt. Der lang- jährige Vorsitzende Kaltofen- Dresden hatte eine Wiederwahl wegen Krankheit abgelehnt. Nachmittag? 2 Uhr waren die Arbeiten der Generalversammlung beendet. pariamentarilcbes. Zweckvcrbandsgesetz Gro�-Berlin  . Die Kommission deö Abgeordnetenhauses hat am Freitag früh zu den vom Herrenhause an dem Entwurf eines Zweckverbands- gesetzes für Groß-Berlin vorgenommenen Abänderungen Stellung genommen. An den Z 1 knüpfte sich eine Generaldebatte. Das Herren- haus hat hier einmal die Ziffer 4 gestrichen, wonach zu den Auf- gaben des Verbandes auch die Erwerbung von Flächen für den Bau vonKleinwohnungen gehört, und zweitens hat es den letzten Absatz gestrichen, wonach der Landkreis Ost- Havelland oder Teile desselben mit Zustimmung des Kreises durch Beschluß der VcrbandSversammlung mit dem Verbände ver- einigt werden können. Der Vertreter der Sozialdemokratie beantragt in beiden Teilen die Wiederherstellung der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses, während die Vertreter des Zentrums nur insoweit die Wiederherstellung beantragten, als es sich um die Er- Werbung von Flächen für den Bau von Kleinwohnungen handelt. In der Debatte, die sich im wesentlichen um die W o h n u n g S- frage drehte, gaben die Redner der Konservativen, der Freikon- servativen und der Nationalliberalen zu, daß das Herrenhaus das Gesetz in mancher Hinsicht erheblich verschlechtert hat, sie erklärten sich aber im Interesse des Zustandekommens des Gesetze» mit den Beschlüssen des anderen Hauses einverstanden. Sämtliche Redner dieser Parteien vertraten die Ansicht, daß es nicht möglich sei, das Herrenhaus zu einer anderen Stellung zu bewegen, und oatz man deshalb am besten tue, mutig zurückzuweichen. Auch der Minister des Innern bat dringend, von Aenderungen Ab- stand zu nehmen; er bedauerte die Streichung der Ziffer 4, machte aber darauf aufmerksam, daß diese Streichung fast einstimmig er- folgt und dah auf eine Aenderung des Herrenhauses nicht zu rech- neu sei. Die Annahme des sozialdemokratischen An- träges würde mit dem Scheitern des Gesetzes identisch sein, die ganze Arbeit der Session wäre dann erfolglos. Auch möge man den Verband nicht von Anfang an mit Dingen belasten, die geeignet sind, seine Tätigkeit zu erschweren. Im übrigen werde die Regierung die Wohnungsfrage, deren Lösung sie für eine der dringendsten Aufgaben halte, nicht aus dem Auge lassen. Ein Red- ner der fortschrittlichen Volkspartei erklärte, daß seine Freunde grundsätzliche Gegner des Gesetzes seien, daß sie sich der Stellung von Anträgen zwar vorläufig enthalten, aber für Ver- besserungsanträge stimmen würden. Ein freikonservativer Redner wünsckte von der Regierung Auskunft darüber, ob ein Gesetz über die Wohnungsfürsorge für Groß-Berlin zu erwarten sei. Der. V e r t r et e r der Sozialdemokratie bedauerte die Verschlechterungen des Herrenhauses und wies darauf hin, daß die Erklärung der Regierung zur Wohnungsfrage n i ch t g e n ü g e. Die Lösung der Wohnungsfrage sei so wichtig, daß man die Ge> legenheit, wenigstens einen Anfang zu machen, nicht vorübergehen lassen dürfe. Ebenso notwendig sei die Einbeziehung von Teilen des Kreises Ost Havelland, der, soweit es sich z. B. um die Ufer der Havel   handle, weit enger mit Berlin   verbunden sei als die entfernteren Teile der Kreise Niederbarnim und Osthavelland  . Nachdem der Minister nochmals erklärt hatte, daß die Regierung den Gedanken ihres Wohnungsgesetzentwurfs aus dem Jahre 1904 nicht fallen gelassen habe und bereit sei, den Gedanken weiter zu verfolgen, wies ein Redner des Zentrums auf die Bedeu- tung der Wohnungsfrage speziell für Groß-Berlin hin. Ein Mit- 8Iied der fortschrittlichen Volkspartei betonte, daß er 1t die sozialdemokratischen Anträge stimmen werde, namentlich auch für die Einbeziehung von Osthavelland  . Sollte das abgelehnt werden, dann bitte er aber, daß die Regierung nicht erst dann ein Gesetz vorlegt, wenn der ganze Kreis Osthavclland einbezogen werden soll, sondern schon dann, wenn die Einbeziehung einzelner Orte unmittelbares Bedürfnis sei. Die Wohnungsfrage werde der Verband nicht lösen können. Gewiß seien in Berlin   in hygieni- scher Beziehung Uebelstände auf dem Gebiet des Wohnungswesens vorhanden, aber es sei jetzt schon besser geworden, und vor allem sei es nicht schlimmer als in anderen Großstädten. Deshalb dürfe ein Wohnungsgesetz auf keineu Fall ein Ausnahmegesetz für Groß- Berlin sein. Ein Vertreter der Regierung bemerkte, so sehr die Regierung die Einfügung der Ziffer 4 begrüßt habe, so dürfe man doch diese Bestimmung nicht überschätzen. Weit wichtiger als der Bau von Wohnungen sei die Mitwirkung des Verbandes bei der Festsetzung von Baufluchtlinien, und in dieser Beziehung habe das Herren- haus Vorsorge getroffen. Das sozialdemokratische Mit- g l i e d erwiderte, daß auch er die Bestimmung nicht überschätze� ob der Verband etwas zur Linderung des WohnungSelends tun könne oder nicht, das hänge ganz von der Zusammensetzung der Ver- bandSversammlung al>. U eberwiege das hausagrarische Element, dann sei freilich nicht viel zu erwarten. Ein besonderes WohnungS- gesetz für Groß-Berlin sei nicht nötig, hier gelte eS, ganze Arbeit für den gesamten Ilmfang des Staates zu machen. Nachdem noch ein frcikonservatider Abgeordneter, um in der Wohnungsfrage prak- tisch vorzugehen, bei Groß-Berlin anzufangen empfohlen hatte, wurde die Generaldebatte geschlossen. Unter Ablehnung aller Anträge wurde 8 1 in der Fassung des Herrenhauses genehmigt. Auch der Rest des Gesetze? erfuhr gegenüber den Beschlüssen des Herren- Hauses keine Aenderung. ES lag nur noch ein einziger, von dem Vertreter der Sozialdemokratie ausgehender Antrag auf Wieder- Herstellung des 8$6 vor, der die Einsetzung eines sachverständigen Beirats aus Vertretern der Baukunst, des Verkehrswesens, der i(Nachdruck verboten.) Gornpm über die verhsltniiie In Europa  und fluKrilia. Bon Fritz Kummer  . l. Die Anwesenheit Samuel GomperS  ', des Präsidenten her American Federation of Labor, wird den deutschen   Arbeitern noch in Erinnerung sein. Seinen zwölftvöchigen Aufenthalt in Europa   hat, er dazu benutzt, die alte Welt wm Liderpool bis Neapel   und vom Haag bis Budapest   zu durchflügeln, und er hat dabei so tiefe Blicke in die politischen, wirtschaftlichen, sozialen, gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse der von ihm besuchten neun Länder getan, daß er damit ein Buch(S. Gompers: I-sdor in Europe   and America) füllen konnte. Das Auffälligste am Buche Gompers' ist seine eherne Sicher- heit im Urteil. Neben den Eisenbahnfahrten und offiziellen Be- suchen blieb ihm doch kaum mehr als ein Dutzend ganzer Nach- «nittage zum eigentlichen Studium der vielgestaltigen, für den Landes- und Sprachfremden ungeheuer schwierigen Probleme, wie cS die politischen, wirtschaftlichen, gewerkschaftlichen und sozialen Verhältnisse von neun Ländern mit verschiedenen Rassen, anderen Gewohnheiten, mit tiefgehenden Unterschieden in Geschichte, Wirt- schaftlicher EntWickelung, Politik und Tradition sind. Aber da? hinderte dengroßen alten Mann" nicht, über alles, was sich seinem Touristenauge zeigte, mit Autorität zu sprechen; seine Ten- lenzen sind apodiktisch, seine Schlußfolgerungen weder durch Zweifel noch durch Einschränkungen getrübt. Keckes Selbstbewußt- sein und Voreiligkeit im Urteil mag als Anmaßung buchstabiert, oder von einer Geistesbescljaffenheit, die jenseits von Gut und Böse liegt, hergeleitet werden. Allein, wer dieamerikanische Rasse", bekanntlich diesmarteste in der Welt" und dengrößten Arbeiterführer, den die Welt jemals hervorgebracht hat", näher lennt, wird alles in Ordnung finden oder auch nicht I Die Art der Darstellung GomperS' läßt es geboten erscheinen, einiges in Paranthes' einzuflechten: Der Amerikaner liebt sein Land allen anderen Ländern weit voran zu stellen. Bon der Güte und Ueberlegenheit seines Vater- Sandes ist er ehrlich überzeugt. Er glaubt Gründe genug dafür zu haben, Gründe, die der erfahrene Kenner allerdings auf eine mit Naivität gepaarte Unkenntnis zurückführt. Besonders demalten Land", seinen Einrichtungen und Leuten gegenüber tritt der amerikanische   Patriot mit überlegener Miene, herablassenden Gesten, ranzigem Spott und Anmaßung auf.Amerika   erleuchtet die Welt!" Was kann von der alten Welt, wo es nur Untertanen und Herrscher, viel Dämlichkeit und keine Smaxjneß gibt, tvohl Beachtenswertes kommen? Der Aus- sprnch des biblischen Pharisäers rutscht unwillkürlich durch das Gehege seiner Speisetafel. Vom Auftreten des Fremdlings allem schon leitet der patriotische Schreihals seinen Glauben an die Berechtigung seiner und seines Landes Ueberlegenheit ab: Die Einwanderer kommen mittellos, ohne Kenntnis der Sprache und der Verhältnisse an. Dieser Mangel zeitigt bei ihnen eine Schwäche des moralischen Mutes, Unsicherheit im Auf- treten, und nimmt ihnen die Lust und die Möglichkeit, mit den patriotischen Prahlhänsen zu rechten. Der leere Geldbeutel und hohle Magen zwingen sie gebieterisch, willig, fügsam, nachgiebig und verträglich zu sein. Dies« Fügsamkeit, die Unlust zum Wider- tand toerdeu als Merkmale europäischer Rückständigkeit, als Pro- dukte einer im Untertanenverhaltnis gewordenen Entwickelung angesehen. Solchen armen Teufeln von Einwanderern gegenüber bleibt der zunaenbetvehrte Eingeborene natürlich Sieger. Das Großschnauzentum ist auf der Ostseite der Union   noch stärker als auf der Westseite, in den(schnell emporgekommenen) Nittelschichten noch mehr als bei der Arbeiterklasse zu finden. Aber dieser Unterschied will nicht allzuviel besagen. Denn auch in den Fabriken und Unionstempeln zeigt es sich weit über das erträgliche Maß hinaus. So ziemlich alle Einwanderer wissen lavon ein gallenbitteres Lied zu singen. Ein aus der Art gc- chlagener Fremdling, d. i. einer, der Behauptungen Zweifel, leberhebungen Kritik, patriotischem Geschrei unpatriotischen Spott entgegensetzt, hat bald einen mit Spucksalven und noch saftigeren Goddams arbeitenden Feind mehr. Die Manie des Prahlens entbehrt ganz gewiß nicht der Komik. Wer Lust und das Zeug dazu hat, mit den Mnkees auf ihrem vielgeliebten Fcchtboden ein Sträußchen auszufechten, wird heitere Erinnerungen sammeln können. Am Ende überwältigt ihn die Unschuld oder Naivität einer Partner, und er kann ihnen nicht mehr gram sein. Der Psychologie des Uankeetums hätte auch unser öfter- reichischer Genosse H u e b e r Rechnung tragen sollen, als er auf der internationalen Konferenz der Gewerkschafts« ekretäre in Paris Gomper« an den Wagen fuhr. Wie komne er sich nur unterstehen, den amerikanischen   Trade-UnionismuS zu kritisieren, seine Erfolge und Ueberlegenheit zu benörgeln, und die Nichtigkeit seiner Politik anzuzweifeln! Diese Vermessenheit wird prompt gerochen durch Aufzählung aller der ungalanten Be- merkungen, die einige Pariser Blätter, fast alle halb und ganz özialistenfeindlich. an seine, Huebers, Rede knüpften. Und dann wird auch noch, nachdem die Stärke der österreichischen   Gewerk- chaften an der der amerikanischen   gemessen worden ist ein Ver- gleich, der, wie natürlich, in ein Lob der letzteren ausklingt in )em Buche gesagt:Für den amerikanischen   Beobachter wird sich an diese statistische Aufstellung der österreichtschen Gewerkschaften insofern eine Bedeutung knüpfen, als auf der internationalen Ge- Werlschaftskonferenz zu Paris   der österreichische Delegierte der Volkswirtschaft und des Gesundheitswesens vorsieht. Der Antrag fand vor den Augen der Mehrheit keine Gnade. Im Interesse der Besckleunigung der Verabschiedung des Ge- setzes, das am 1. April nächsten Jahres in Kraft treten soll, wird sogar von einer schriftlichen Berichterstattung abgesehen. Die Mehr- heit will, daß die Vorlage schon am Montag vom Plenum beraten wird._ Hus Induftrie und FfondeL Steigende Erträgnisse von Ban-«nd Terraingesellschafte«. 149 in der Form von Aktiengesellschaften bestehende Bau- und Terraingesellschatten haben in den ersten vier Monaten dieses Jahres ihre Gewinnergebnisse so veröffentlicht, daß sich die Gewinne resp. Verluste denen des Vorjahres gegenüberstellen lassen. Es schlössen im Jahre 1909 mit einem Reingewinn 118 Bau- und Terrain» gesellschaften ab, mit Verlust arbeiteten 31. Die Summe des Rein- gewinn« belief sich bei den 118 Gesellschaften auf ein gesamtes Aktienkapital von 204,74 Millionen M. am 24,12 Millionen M.. während die 31 Verlustgesellschaften auf ein Aktienkapital von 42,17 Millionen M. insgesamt 4,80 Millionen Mark Verlust zu verzeichnen hatten. Im Jahre 1910 hat sich das Bild sehr günstig verändert; die Zahl der gewinnbringenden Gesellschaften nahm von 118 auf 123 zu, die der verlustbringenden sank von 31 auf 26. Der Rein- gewinn betrug im Jahre 19!0 bei den 123 Gesellschaften mit 219,70 Millionen Mark Aktienkapital 27,13 Millionen Mark, der Verlust stellte sich bei den 26 Gesellschaften mit 34,40 Millionen Mark Aktien» kapital auf 5,24 Millionen. Bei den mit Gewinn arbeitenden Ge- sellschaften stellten sich für die beiden letzten Jahre die einschlägigen Ziffern wie folgt: SS ÄÄ" ,n m. 1900 1910 1909 1910 1909 1910 Baugesellschaften. 60 62 51420 52891 6706320 6 328635 Terraingesellschasten 58 61 153319 166821 18398461 20801853 Znsammen 118 123 204739 219712 24104781 27130483 Bei den mit Verlust abschließenden Gesellschaften gestalteten sich die Lbschlüffe folgendermaßen: W* ÄW««u»- w m. 1900 1910 1009 1910 1909 1910 Ballgesellschaften. 8 6 3 309 3 213 918506 1 207591 Terraingesellschasten 23 20 38867 31183 3881440 4035051 Zusammen 31 26 42166 34396 4799946 5242642 Insgesamt ergibt sich für 149 Geselltchasten mit einem von 246,91 auf 254,11 Millioneir Marl   erhöyten Aktienkapital im Jahre 1910 ein Geivinniiberschiiß von 21,89 Millionen Mark gegen 19,30 Millionen im Jahre 1909. Er ist also von 1909 auf 1910 um 13>/z Proz. ge- stiegen. Trotz der Zunahme der Verlustsumme hat sich der lieber- schuß noch kräftig gehoben. Besonders günstig haben die Terrain- gesellschaften abgeschnitten, während bei den Ballgesellschaften die Gewinnsteigerung weniger kräftig war. Bei ersteren ging der lieber» schuß von 14,52 Millionen Mark im Jabre 1909 auf 16,77 Millionen im Jahre 1910 hinauf, bei letzteren stieg er von 4,79 auf 5,12 Millionen. Mit einer bemerkenswerten Gewinnsteigerung ragen unter den Terraingesellschasten die Terraingesellschaft Berlin   und Vororte, die Zehlcndorf-West-Terrain-A.-G., die Heilmannsche Immobilien- ?esellschaft München, sowie die Hannoversche Jmmobiliengesellschaft ervor._ Gemischte Werke. Der Prozeß der Vereinigung von Hüttenwerken mit Kohlen» zechen nimmt seinen unaufhaltbaren Fortgang. Augenblicklich vev- handeln die Eisenwerke Buderus mit der Bergbaugesellschast Maße« über eine Vereinigung der Betriebe. Damit schwindet aus dem Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat wieder eine Zeche und dem Syndikat geht mit den Buderusschen Eisenwerken   wieder ein Ab- nehmer verloren. Auf die Bedingungen der Fusion wird erst dann näher einzugehen sein, wenn sie genau festgestellt worden sind, waS gegenwärtig noch nicht der Fall ist. Augenblicklich verdienen nur die allgemeinen volkswirtschaftlichen Gesichtspunkte der Veveini» gung hervorgehoben zu werden: Die Buderusschen Eisenwerke stellen in erster Linie Roheisen her und verbrauchen dazu eine be- deutende Menge Koks. Sie haben alljährlich in ihrem Geschäfts- bericht schon darüber geklagt, daß sie bei den hohen Preisforderun- gen des Kohlensyndikats keinen Gewinn mehr erzielen können. Auf der anderen Seite hat die Bergbaugesellschaft Maßen unter der Ungunst der Verhältnisse der reinen Zechen sehr zu leiden gehabt. Daher war eine Fusion sofort gegeben, sobald sich nur die Ver- waltungen und Großaktionäre über das Umtauschverhältnis klar geworden waren. In der Regel verderben die Aktionäre und die Börsenspekulation solche technisch nützlichen Pläne dadurch, daß sie in übereiltem Optimismus die Kurse derart in die Höhe setzen, daß dann kein« Einigung mehr erzielt werden kann. Bei der in Rede stehenden Vereinigung ist zu bemerken, daß dem neuen ge- herbste und beharrlichste Kritiker derkonservativen" Politik der amerikanischen   Unions war." Leider ist aus dem Buche nicht zu ersehen, wie GomperS über jene Arbetterversammlung in Berlin  , wo er inter. pelliert wurde, denkt. Diese Veranstaltung zu seinem Empfang muß ohne jede Bedeutung gewesen sein, denn sonst hätte sie GomperS auf keinen Fall in seiner sonst sehr detaillierten Bericht- erstattung übersehen. Amerika ist das am meisten entdeckte Land unter der Sonne. So ziemlich jeder Reisende llsaubt seine Pflicht nicht ganz erfüllt zu haben, wenn er die neue Welt nicht beschreibt. Die Zeit zwischen Tocqueville und James Bryce   hat einen recht hohen Berg Bücher, zum Teil sehr gründliche Werke über die Vereinigten Staaten   ge- bracht, von den ständigen Zeitungskarressondenzen gar nicht zu reden. Heber die allgemeinen Verhältinsse der Union   ist daS lesende Publikum Europas   gut unterrichtet, man möchte fast sagen, besser als die Amerikaner selbst. Umgekehrt liegen die Dinge viel ungünstiger, ein Zustand, der zum Teil in der größeren Schwierigkeit seine Erklärung hat. Ernste Werke über die vielgestaltigen Verhältnisse der europaischen Länder sind in Amerika   relativ selten, und was davon vorhanden ist, wird wenig gelesen. Viele der billigen Tageszeitungen bringen in ihren Sonntagsausgaben zwar ständig eiv- Seite MitNcuig- kciten aus dem alten Land". Aber diese Berichte sind, von spar- lichcn Ausnahmen abgesehen, derart verdrehte Stimmungsbilder, oberseichte Tarstellungen, dämlicher Hofklatsch, ekelhaste VerHerr- lichungen der Potentaten und ihres Geschmeißes, daß selbst die deutschen   General- und Lokalanzeiger sie aufzunehmen nicht wagen könnten. DieseNeuigkeiten" bilden für breite Schichten des arbeitenden Volkes die einzige Kenntnisquellc. Wenn man sie ständig liest, so muß man gezwungenermaßen zu der Ansicht kommen, daß es in Europa   neben den gekrönten Häuptern und ihren Frauen kaum noch etwas gäbe, was der Beschreibung wert ei. Wie das arbeitende Volk lebt und streitet, wie es strebt, sich ulturell und wirtschaftlich zu heben, wie es gegen den feudalen Druck und die politische Reaktion und wirtschaftliche Knechtung ankämpft und darin Fortschritte macht, davon weiß der Durch- schnittSamerikaner herzlich wenig. Nun ist hierin allerdings in oer allerletzten Zeit eine merkliche Besserung eingetreten, dank dem regere» Verkehr und Meinungsaustausch mit der alten Welt. Zu- meist sind es wiederum Europäer, die sich an die schwierige Auf- gäbe machen, den Landsleuten ihrer Wahl die alte Heimat geistig näher zu bringen, die versuchen, die tiefeingcfressenen Vorurteile und falschen Meinungen zu beseitigen. Schade nur. daß ihre Werke dorthin den Weg am seltensten finden, wo sie am allernot- wendigsten sind, auf den Lcsetisch deS Arbeiters. To liegt Grund und Bedürfnis, Aufklärung über die Lage und Kämpfe der europäischen   Arbeiter zu schaffen, in Amerika  genug vor. Bor allem sind Berichte nötig von Arbeitern über die