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Gewerkschaftliches.

Berlin und Umgegend.

Zur Lohnbewegung der Bretterträger

Deutfches Reich.

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Aus dem Lager der Scharfmacher!

Bum Schluß wollen wir noch bekannt̃geben, daß auch der Stellennachweis des Christlichen Kellnerheim", Hamburg , Espla­nade, in diesem Streit nach dem Ausland Streifbrecher liefert. Deutscher Transportarbeiterverband. Ortsverwaltung Hamburg I. Settion: Seeleute.

vorstand das Bedürfnis Halle, sich an die Oeffentlichkeit zu wenden, er eben so gut den Vorwärts dazu benutzen konnte.

Die Versammlung protestiert auf das entschiedenste gegen die im letzten Absatz des Artikels Solidarität oder Disziplinbruch" enthaltene Ausdrudsweise, die durchaus nicht geeignet ist, das Solidaritätsgefühl der Berliner Mitgliedschaft zu heben oder zu fördern.

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ift zu berichten, daß der bekannte Kazmared, Berlin N., Bankstr. 83, als Streifbrecheragent für die Firma Belt u. Elbe Arbeitswillige Die wichtigste neue Entwickelung im Seemannsstreit ist die Aus allem diefem mißbilligt das Berliner Buchdruckhilfe bermittelt, jedoch scheint die Qualität dieser Leute sehr minderwertig Beendigung des Kampfes in Southampton . Das Zusammen­zu sein, denn die Hälfte hat nach kurzer Zeit den Arbeitsplatz wieder gehen der Dockarbeiter mit den Seeleuten hat den Widerstand der personal den vom Zentralvorstand und der Gauleiterkonferenz ein berlassen. Hoffentlich findet bei dieser Firma eine baldige Verständis Reeder gebrochen. Die White Star, Union Castle und Royal Mail genommenen Standpunkt in der schärfsten Weise und drückt ihnen gung statt. Vorläufig bleibt dieser Platz ohne weiteres gesperrt. Die Linien haben sich mit den Arbeitern geeinigt, so daß der Hafen gleichzeitig ihr Mißtrauen aus." Der Versammlung hatte noch eine andere Resolution borge­Sperren über die Firmen Schiffer u. Sohn, Schönfeld- verkehr in normaler Weise vonstatten gehen kann. Dagegen scheint Charlottenburg und Beher u. Erdmenger Treptow bleiben der Kampf in den nordenglischen, schottischen und irischen Säfen legen, die weniger scharf abgefaßt war und deshalb abgelehnt nach wie vor bestehen und sind diese Plätze streng zu meiden. einen erbitterteren Lauf zu nehmen. In Liverpool haben bis- wurde. Im übrigen aber sprach die Versammlung ihre Miß­Deutscher Transportarbeiterverband. her fast alle segelbereiten Schiffe die Forderungen der Seeleute billigung darüber aus, daß der Redakteur Pucher den Saal vers Die Lohukommission. bewilligt, aber die Reeder drohen jetzt den Entscheidungs- laffen hatte, ohne der Versammlung Rechenschaft über seinen Ar­tampf an. In einem Falle sind die Dodarbeiter in den tikel in der Solidarität zu geben. Es war der Versammlung aber auch mitgeteilt worden, daß Sympathiestreit getreten. Sehr scharfe Formen hat der Kampf in Hull angenommen, wo die Docker ganz allgemein mit den See- sowohl der Redakteur wie die Verbandsvorsitzende die Versamm­In einer fürzlich abgehaltenen Ausschußsizung des Vereins leuten gemeinsame Sache gemacht haben. Dort steht fast der ganze lung borzeitig verlassen mußten, um noch vor ihrer Abreise nach Deutscher Arbeitgeberverbände wurde über den während der vor- Hafenverkehr still und die Reeder bemühen sich, Streifbrecher aus dem Gewerkschaftskongreß an einer Konferenz teilzunehmen. jährigen Aussperrung der Arbeiter im Baugewerbe Reeder ihre Zuflucht nehmen, davon zeugt ein blutiger Vorfall. Als eine gutbesuchte Versammlung der bei den B. E.-. beschäftigten anderen Gebieten hinzutransportieren. Zu welchen Elementen die Zentralverband der Maschinisten und Heizer. Am Sonntag fand errichteten Unterstüßungsfonds" berichtet. Die Einnahmen be- der Dampfer Ladywood vor einigen Tagen, mit Streitbrechern be­trugen: Ginzahlungen von Mitgliedsverbänden des Vereins Deut- mannt, den Hafen verließ, feuerte ein Mordgeſelle Arbeiter statt. Hartmann referierte über die Pflichten des scher Arbeitgeberverbände 319 521,91 M. Von Firmen und Ver- einen Schuß auf den Streifposten steher Welsh ab, Arbeiterausschusses. Die Diskussion beschäftigte sich nach dem Vor bänden, die dem Verein der Arbeitgeberverbände nicht angeschlossen der jetzt in lebensgefährlichem Zustand darnieder- trage speziell mit den Verhältnissen in dem Betriebe der B. E.-W. find, 618,45 M. Zinsen bis 31. Dezember 1910 2551,35 M. Summa: liegt. Eigentümlicherweise ließ man das Schiff mit dem Der Ausschuß habe daselbst nichts zu sagen, er diene nur als 322 691,71 M. Davon erhielten die Mitglieder des Deutschen mörder entkommen und hielt es auch in Grimsby nicht an. Staffage. Das habe sich bei den verschiedensten Anlässen deutlich Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe 268 274,05 M. Porto und Jezt kommt die Nachricht, daß der Mörder in Rotterdam festge- gezeigt, u. a. bei Unglücksfällen. Die Verhältnisse in diesem Be­Bestellgelder 124,60 m., so daß noch ein Ueberschuß von 54 293,06 nommen worden ist. In Glasgow haben die Streifenden einen triebe seien nichts weniger als mustergültig. So hatte der Ausschuß an Mark verblieb. Dieser Ueberschuß wird laut Beschluß, wie es großen Erfolg erzielt, indem die Anchor- und Donaldson- Linien die Direktion das Ersuchen gerichtet, gemäß der Bestimmung, nach der seinerzeit 1908 bei dem Unterstüßungsfonds für die Holzindustrie nicht nur die Lohnforderungen bewilligen, sondern auch die Organi - ein Arbeiter bei fünfjähriger Tätigkeit eine Woche Urlaub erhält, geschehen ist, an die Verbände zurückgezahlt und zwar so, daß der fation anerkennen mußten. Später beschloß aber eine Versamm- auch eine solche zu gewähren. Unter einer Woche seien sieben Tage über 42% Pf. pro Kopf des Arbeiters in den Unterstübungsfonds lung der dortigen Reeder, den Kampf von neuem zu beginnen. In zu verstehen, die Urlaubszeit betrage aber jetzt nur sechs Tage. für das Baugewerbe gezahlte Betrag an die betreffenden Ver- Dublin breitet sich die Bewegung immer mehr aus. Die Ar- Hierauf antwortete die Direktion, eine Verhandlung mit dem Aus­bände zurüdvergütet wird. Der unverteilbare Rest wird der Kasse beiter sind mit dem Verhalten des Handelsministeriums schuß erübrige sich, da auch weiterhin wie bisher verfahren werde. des Vereins Deutscher Arbeitgeberverbände zugeführt. sehr unzufrieden, weil es durch die lage Handhabung der gesetzlichen Vorschriften über die Schiffsbemannung den Reedern zu Hilfe fommt.

In derselben Siẞung wurde dann auch noch kurz über eine Eingabe an den Herrn Staatssekretär des Reichsjustizamts betr. das Streikpostenstehen berichtet. Bekanntlich hatte der Verein Deutscher Arbeitgeberverbände im vorigen Jahre seine Verbände aufgefordert, einwandfreies" Material zu sammeln, um gegen die verübten Mißbräuche und Ausschreitungen der Streikposten vor­zugehen. Auf Grund dieses Materials wurde dann die schon er­wähnte Eingabe an das Reichsjustizamt gerichtet, in welcher ersucht wurde, daß in die Strafgesegnovelle oder in die Novelle der Straf­prozeßordnung Bestimmungen aufgenommen werden möchten, durch welche 1. das Streitpostenstehen allgemein untersagt, 2. den r- beitswilligen ausreichender Schutz durch Androhung von hohen Strafen gewährleistet, 3. eine sofortige Aburteilung der Erzedenten herbeigeführt wird. Auf diese Eingabe hin ist seitens des Reichs­fanzlers ein entgegenkommendes Antwort schreiben(!) eingegangen, von welchem der Ausschuß mit Be­friedigung Kenntnis" nahm. Kommentar ist überflüssig. Nur ein Mittel gibt es hiergegen. Ein jeder Arbeiter muß sich seiner Gewerkschaft anschließen.

In Berliner Abendblättern vom Montag lesen wir über den internationalen Seemannsstreit folgende Nachrichten: London. Der Seemannsstreit, der bereits zum teilweise durchschlagenden Sieg der Ausständigen geführt hat, tritt in eine afute Phase. Mit Ausnahme von Southampton, wo der Streit beigelegt ist, leiden alle englischen Häfen, besonders jetzt Hull. In feinem einzigen Dod wird dort gearbeitet. 6000 Dod arbeiter haben mit den Seeleuten gemeinsame Sache gemacht. Am Mittwoch wollen auch die dortigen Eisenbahnarbeiter streifen. Havelock Wilson, der Führer der Ausständigen, verlangt für Hull Einsetzung eines gemeinsamen Ausschusses und die Anerkennung der Arbeiterunion durch die Arbeitgeber. Ohne das sei in Hull feine Verständigung möglich. Der Bürgermeister von Hull ist auf dem Wege nach London, um die Hilfe des Arbeitsministeriums an zurufen. Auch in Liverpool ist der Handel außerordentlich be­droht. In London soll eine gemeinsame Versammlung der Lokal­bereinigung von Schiffseignern stattfinden, um über die zukünftige Wie Streikenden der Kampf erschwert wird, Haltung gegenüber der Bewegung zu beraten. Man fühlt in diesen zeigen zwei Strafbefehle, die der Amtsvorsteher von Agendorf im Kreisen, daß die schnelle Nachgiebigkeit einiger großer Firmen die mitteldeutschen Braunkohlengebiet zwei Streifposten zugestellt hat. Gesamtlage der Arbeitgeber gegenüber den Seeleuten sehr ver­Es heißt darin: Sie haben am 14. d. m. gegen 1% Uhr nachmittage schlechtert hat. auf einem auf der Chauffee von Azendorf nach Athensdorf auflader Amsterdam. Die Syndikate und Vereinigungen der Aus­gemeterten Stieshaufen gesessen, wodurch derselbe auseinandergewühlt leute durch Verkündigung des Generalstreifs zu unter­gemeterten Rieshaufen gesessen, wodurch derselbe auseinandergewühlt lader und Hafenarbeiter haben beschlossen, das Vorgehen der See und in Unordnung gebracht wurde. Diese Uebertretung wird be­wiesen durch den berittenen Gendarmeriewachtmeister Lietjen in stüßen. Infolgedessen ist heute( Montag) bei fünf der größten Förderstedt. Es wird deshalb gegen Sie auf Grund des§ 18 der Reedereien der Streit ausgebrochen. zusätzlichen Vorschriften zum Chausseegeldtarif vom 24. Februar 1840 beztv. ber§§ 1-3 der Regierungsverordnung vom 25. April 1846 auf eine bei der hiesigen Amtstaffe zu erlegende Geldstrafe von 3 M. erkannt, an deren Stelle, wenn sie nicht beizutreiben ist, eine Saft von einem Tage tritt.

Ein anderer Streitposten wurde aufgefordert, fein Rad vom Ader zu nehmen. Bu allgemeiner Erheiterung wurde dann der Gefeßeshüter darauf aufmerksam gemacht, daß das Feld, auf dem fich das Nad befand, Besitz und Eigentum des Streitpostens felbst war.

Erfolgreiche Lohnbewegung in der fächsischen Waggon­fabrik in Werdau.

Aus der italienischen Landarbeiterbewegung. Rom, den 24. Juni 1911. Am Vorabend der Erntearbeiten läßt fich die italienische Landarbeiterbewegung ziemlich lampftüchtig an. In der Tiefebene von Ferrara hat die organisierte Arbeiter schaft von 32 Gemeinden beschlossen, die Erntearbeiten nicht zu be­ginnen, che nicht neue und angemessene Tarife bewilligt wurden. In Sala Bolognese ist wegen Tarifftreitigkeiten über einen Großgrundbesitzer der Boykott verhängt worden. Zur Ginbringung der Ernte hat der Boyfottierte von auswärts Streitbrecher kommen lassen, zu deren Bedeckung 200 Mann Militär zur Verfügung ge­stellt wurden. Beim Einzug der Streitbrecher fam es zu einer lebhaften Demonstration der organisierten Arbeiterschaft, bei der das Militär die Demonstranten gewaltsam zurüdtrieb und mehrere Frauen und Kinder verlegte. An vielen Orten Ober- und Mittel­ italiens stehen ausgedehnte Agrarbewegungen bevor.

Verfammlungen.

Nach langen Verhandlungen und erst, als für eine größere An­zahl von Arbeitern die Kündigungsfrist abgelaufen war und fie in ben Kampf eintraten, ist nun eine Verständigung erzielt worden. Die Arbeitszeit wird sofort von 60 auf 57 Wochenstunden verkürzt. Die Stundenlöhne der Lohnarbeiter werden um 3-5 Bf. und die Lohnsäge der Affordarbeiter um 5 Pf. aufgebessert. Die Affordsätze werden so bemessen, daß ein bestimmter Ueberverdienst über den Stundenlohn erzielt werden muß; dementsprechend sollen die ge- Die Buchdruckerei- Hilfsarbeiter Berlins über die Vorgänge bei den ringeren affordfäße aufgebessert werden. Den Güterwagenbauern wird Holz und Material an die Arbeitsstelle geliefert. Ale bereits im Streit befindlichen Arbeiter werden wieder eingestellt.

Die Lohnbewegung der Huf- und Wagenschmiede in Frankfurt a. M. hat den Abschluß eines forporativen Lohn- und Arbeitsvertrages zwischen der Meistervereinigung und dem Zentralverband der Schmiede auf die Dauer von vier Jahren für das Frankfurter Schmiedegewerbe gezeitigt. Die tägliche Arbeitszeit wird stufen weise auf 93% und 91/2 Stunden verkürzt mit Lohnausgleich und Lohns erhöhung von 4 Pf. die Stunde, verteilt auf die Dauer des Ver­trages. Die Mindestlöhne betragen: Feuerschmiede 56 Pf., Bant und Beschlagschmiede 46 Pf.. Jung- und Beschlagschmiede 42 Pf. und Jungschmiede 40 refp. 38 Pf. und erhöhen sich um 3 Pf. die Stunde während der Tarifdauer. Ueberstunden werden mit 10 Pf., Nachts und Sonntagsarbeit wird mit 25 Pf. Aufschlag die Stunde vergütet.

Bäckerstreik in Danzig.

Am letzten Donnerstag haben die Bäckergesellen in Danzig mit 141 gegen 1 Stimme den Streit beschlossen. Bis jetzt haben 22 Bäckereien mit 61 Gesellen bewilligt, 164 Gefellen haben sofort, 29 am nächsten Tage die Arbeit niedergelegt. Unter den neuen Be dingungen arbeiten bis jegt 61 Bäcker, 14 sind abgereist, im Streit stehen noch 118. Es sind außerordentlich wenig Streitbrecher nach Danzig gekommen. Zuzug ist weiter fernzuhalten.

Ausland.

Zum Seemannsstreit.

unter Hinweis auf eine Bemerkung in unserer Sonnabend­rummer, daß 27 deutsche Streifbrecher aus Hamburg in Amsterdam angefommen seien, von denen aber 12 nicht in Arbeit traten, er­halten wir folgende Zuschrift:

In der Zentrale Oberspree fomme es oft vor, daß einem Ar beiter erst in letter Stunde gesagt wird, es müsse an dem Tage bis nachts um 12 oder 1 Uhr gearbeitet werden, Dadurch würden die Arbeiter geschädigt, denn sie müßten sich Essen aus dem Lokale holen. Eine Besserung der Verhältnisse tönne nur eintreten, wenn alle Ar­beiter der Betriebe straff zusammenhielten.

Letzte Nachrichten.

Ein schweres Automobilunglück ereignete sich gestern nachmittag auf dem Wege zwischen Tasdorf und Salfberge- Rüdersdorf. Ein des Weges daherrasendes Auto tippte an einer scharfen Kurve um und die Insassen flogen in den Chauffeegraben. Ein Herr und eine Dame wurden schaver an topf und Körper verwundet und mußten ärztliche Hilfe in An­spruch nehmen, während man den Chauffeur als Reiche vom Orte des Unfalles trug.

Bienerth demissioniert.

Wien, 26. Juni. Wie das K. K. Telegr. Korresp. Bur. erfährt, hat Ministerpräsident Frhr . v. Bienerth der allerhöchsten Stelle die Bitte um Enthebung vom Amte unterbreitet. Freiherr von welche bereits bei der Auflösung des Abgeordnetenhauses maß Bienerth hat sich hierbei von jenen Erwägungen leiten lassen, gebend waren. Schon damals stand die Ueberzeugung fest, daß eine Konsolidierung der parlamentarischen Verhältnisse notwendig fei, wenn die großen, über die Abwidelung der laufenden Geschäfte weit hinausgehenden Aufgaben, vor die der Reichsrat gestellt ist, einer zuverlässigen und befriedigenden Lösung zugeführt werden sollen. Je mehr aber die Mandatsdauer des früheren Hauses sich ihrem Ende näherte, desto geringer wurde naturgemäß die Neigung der Parteien, ihr Verhältnis zu einander einer Aenderung zu unterziehen, sowie sich wechselseitig für einen längeren Zeitraum und für ein umfangreiches Programm zu binden. Von dem neuen Hause darf aber erwartet werden, daß in ihm der ernste Wille zu weitausgreifender und fruchtbringender Arbeit nicht nur vorhanden ist, sondern auch in der Bildung einer großen, einheitlich ge­stimmten und schaffensfreudigen Mehrheit seinen Ausdruck und die Möglichkeit erfolgreicher Betätigung finden kann. Läßt nun diese Annahme es geboten erscheinen, für das Verhältnis der Regierungsgewalt und der Parteien in gegenwärtigem Zeits punkt eine neue Orientierung zu versuchen, so tommt in­sofern noch ein weiterer unmittelbarer Anstoß hinzu, als zwei großen Gruppen der bisherigen Mehrheit angehörige Mitglieder aus dem Kabinett ausgeschieden sind und dieser Umstand eine Aussprache, die wohl nicht abgesondert, sondern im Rahmen einer allge. meinen Auseinandersetzung mit den Parteien des Ab­geordnetenhauses erfolgen muß. Freiherr v. Bienerth hat sich nicht für berufen erachtet, diese durch die Situation gegebene Aufgabe auf sich zu nehmen, weil er glaubt, daß Verhandlungen mit den parlamentarischen Gruppen nicht durch von früher bestehende nähere Beziehungen oder Differenzen beeinflußt sein, sondern in boller beiderseitiger Unbefangenheit lediglich unter dem Gesichts­unft der künftigen politischen Notwendigkeiten geführt werden sollen.( Siehe aus Politische Uebersicht.)

Firmen Scherl, Mosse und Ulstein u. Co. Die außerordentliche Mitgliederversammlung der hiesigen Ortsverwaltung des Verbandes der Buch- und Steindruckerei­Hilfsarbeiter und-arbeiterinnen, die sich mit den Ereignissen in den drei Zeitungsbetrieben beschäftigte, füllte am Sonntag den großen Saal in der Wiclefstraße 24 bis auf den letzten Stehplatz. Bunächst hatte der Ortsvorsitzende Morih das Wort, um einen fachlichen Bericht über die ganze Angelegenheit zu geben, deren Entwicklung und Verlauf ja nun im allgemeinen bekannt ist. Hierauf nahm die Verbandsvorsitzende Frau Thiede das Wort, um das Verhalten des Verbandsborstandes flarzulegen und zu rechtfertigen. Die Rednerin wurde bei ihren Ausführungen wiederholt durch mißbilligende Zwischenrufe unterbrochen, und im Wien, 26. Juni. Der Kaiser hat, wie die Neue Freie Presse" weiteren Verlauf der Diskussion sprachen sich fast alle Redner dahin meldet, die Demission des Ministerpräsidenten Freiherrn v. Bienerth aus, daß die Arbeitsniederlegung wohl zu begreifen und nicht zu angenommen. Zum Ministerpräsidenten wird Freiherr v. Gautsch verurteilen fei. Besonders scharf wandte man sich auch gegen den designiert werden, der versuchen wird, mit dem Kabinett in seiner Artikel der Solidarität" über die Angelegenheit und gegen den Redakteur Pucher, der einen ähnlichen Standpunkt dazu einnimmt bisherigen Zusammenseßung eine Majorität für das zukünftige wie die Redaktion des Korrespondent". Der Gauleiter Schmidt Arbeitsprogramm des Hauses zu bilden. Die Einberufung des aus München, der von der Gaufonferenz hier noch anwesend war, Reichsrates im Juli hängt von dem Gang der Verhandlungen mit um sogleich nach Dresden zum Gewerkschaftskongreß zu fahren, den Parteiführern ab, die Freiherr v. Gautsch morgen einleiten betonte jedoch, daß man in allen derartigen Angelegenheiten ruhiges wird. Blut und klaren Stopf behalten müsse. Nach mehr als dreistündiger Debatte wurde fast einstimmig folgende Resolution angenommen:

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Die außerordentliche Mitgliederversammlung beschäftigte sich mit dem Solidaritätsstreit der Hilfsarbeiter des Berliner Lokal­Anzeigers. Sie erklärt, daß formell ein Tarifbruch des Hilfs personals zu verzeichnen ist, nimmt aber mit Entrüstung Kenntnis von der provokatorischen Haltung der Geschäftsleitung des Lokal­Anzeigers gegenüber dem gesamten Bersonal, insbesondere aber gegenüber den Rotationsmaschinenmeistern und deren Vertrauens­leuten.

Die Versammlung ist ferner der Ansicht, daß dem Hilfspersonal von Scherl, Ulstein und Mosse gar kein anderer Weg übrig blieb, Wohl wird vor allem von den holländischen Reedern mit aller als Solidarität zu üben, und daß dies Solidaritätsgefühl ein Macht versucht, speziell hier in Hamburg Streitbrecher anzuwerben, ehrendes und ehrliches entgegen der Ansicht des Redakteurs der jedoch sind die Leute, die man bisher hier angeworben hat, nur Solidarität" genannt werden muß, welches nur geeignet sein kann, in ganz verschwindenden Ausnahmefällen das Zusammengehörigkeitsgefühl der Rotationsmaschinenmeister beutsche Seeleute gewesen. Man hat hier nach Beginn und Rotationsarbeiter auf das Vorteilhafteste zu stärken und zum des Streits aus allen zweifelhaften Winkeln die Leute zusammen- Ausdruck zu bringen. gesucht und ist nicht davor zurüdgeschredt, selbst die Verbrecherteller Die Versammlung sieht auch in dem Spruch des Tarifamtes, von ihrem Inhalt zu leeren. Auch ist jene Streifbrecherlieferungs- das auch in Hilfsarbeiterfragen zu entscheiden hat, einen unbe­firma Auguste Müller" in Aktion getreten und hat ihre Hinze- dingten Fehlspruch. Weiter sieht die Versammlung in dem Ver­männer an die holländischen Reeder als Seeleute" abgegeben. Bu halten des Verbandsvorstandes, der Mitunterzeichnung der er gegeben muß allerdings werden, daß es den Streitbredjeragenten schienenen Ertrablätter sowohl wie auch in dem Säulenanschlag gelungen ist, auch skandinavische und englische Seeleute anzu- cine Handlung, die aller bisherigen Auffassung in der gesamten werben. Immerhin muß auch hierbei wieder hervorgehoben Arbeiterbewegung bei Ausständen direkt ins Gesicht schlägt. werden, daß es zum größten Teil die heruntergekommensten Ele- Außerdem hat die Versammlung die Auffassung, daß Arbeiter­mente sind, die sich von diesen Nationen zum Streifbrecher her- vertreter nicht dazu da sind, der bürgerlichen Presse die Wege zu geben. ebnen. Das Hilfspersonal meint auch, daß, wenn der Zentral Berantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. In Jeratenteil verantw.a Eh, Glode, Berlin. Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u Berlagsanstals

Flugfahrt München- Berlin.

Flugfeld Buchheim, 26. Juni .( W. T. B.) Oberingenieur Sirth ist heute nachmittag 6 Uhr 41 in Begleitung des Luft­schiffers Dierlamm aus Stuttgart, als Bewerber um den Kathreiner- Preis von 50 000 m., nach Nürnberg und Berlin ab­geflogen.

Treuchtlingen, 26. Juni .( M. T. B.) Oberingenieur Hirth mußte wegen Motordefektes zwischen Treuchtlingen und Tauber­feld landen.

Aus Sibirien.

wollten, töteten einen Gefängnisauffeher und verwundeten einen Krasnojorst, 26. Juni .( W. T. B.) Zwei Sträflinge, die flüchten anderen. Die Schildwache tötete einen Flüchtling, der andere entfam.

Eine Episode aus der merikanischen Revolution. New York, 26. Juni .( H. B.) Der deutsche Gesandte in Merito verlangt Genugtuung für eine dem deutschen Ingenieur Franz Reiter in Bega de Mezitlan Hidalgo angetane Unbill. Der Ingenieur mußte barfus einer Gruppe von Revolutionären Kellner­dienste leisten. Auch wurde auf ihn geschoffen und die Warennieders lage der Gesellschaft, die ihn beschäftigte, geplündert. Reiter erklärt, er habe nur eine Abteilung Maderisten, deren Gegenwart Anlaß zu Rubeftörungen gab, ersucht, sich zu entfernen. Paul Singer& Co., Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen u. Unterhaltungsbl.