Nr. 153. 28. Jahrgang.
Dienstag, 4. Juli 1911.
Die franzöfifche Gewerkschaftskonferenz. Berbenen möglich feiten fortaufegen. Sie be- trag auf Bulassung der liberalen Berufe in die C. G. E.,
Der im Herbst in Toulouse abgehaltene Gewerkschaftskongreß hatte infolge des endlosen Gezänkes über gewisse Gegenstände der Berwaltung so wenig praktische Arbeit geliefert, daß es notwendig wurde, fast die ganze Tagesordnung einer gemeinsamen Konfe=
tionen die vollständige Freiheit, ihre Propaganda für die Abkür- Antrag auf Schaffung eines internationalen Gewerkschaftszeichens zung Arbeitszeit, mit Rücksicht auf die in ihrem( label) fand einstimmige Annahme. Verworfen wurde der Anschließt, die Kundgebungen der verschiedenen Organisationen in ebenso der auf tägliche Herausgabe des Verbandsorgans Voir du einer allgemeinen Kampagne für einen ganzen Peuple". Der Vorschlag stieß auch bei den führenden AnarchosynRuhetag oder einen Teil eines Wochentags, außer dikalisten auf kein Interesse mehr, da sie fast alle an der„ Bataille dem wöchentlichen Ruhetag und ohne Rückwirkung der Arbeitszeit Syndicaliste" mitarbeiten. verkürzung auf die Löhne, zu vereinigen."
renz der Verbände und Arbeitsbörsen zur Erledigung unter st üßung. Es wurden drei Auffassungen vertreten. Gin Konferenz der Freien Vereinigung der Krankenkaffen
zu überlassen. Diese Konferenz hat hier von Donnerstag bis Sonnabend getagt, und auch sie konnte nicht das ganze Material aufarbeiten. Sie hat aber immerhin eine Reihe von Fragen durchberaten und mehrere für die Entwickelung der Gewerkschaftsbewegung wichtige Beschlüsse gefaßt.
Zu einer ausführlichen Diskussion führte die Frage der Reisc= Teil der Delegierten war der Meinung, die Nciseunterstübung solle fakultativ und in den Händen der Föderationen bleiben. Von den der Provinz Brandenburg . jenigen, die dagegen die Einführung des Viatikums durch die C. G. 2. wünschten, waren die einen für ihre Organisation durch die Stongreßlofal, im Schweizergarten", die VII.& onferenz der Am Sonntag fand in Brandenburg a. H. im städtischen Sektion der Föderationen, die anderen für die durch die Arbeits- Freien Vereinigung der Krankenkassen der Pros Der erste Tag war wieder ganz mit einer Debatte über die börsen. Yvetot erklärte sich für die Uebertragung an die Seftion vinz Brandenburg statt. Der Vorsigende der Vereinigung, Altersversicherung ausgefüllt. Sie zeigte insofern einen Umschwung der Föderationen. Das sei wohl Zentralismus, aber ein notwendiger Simanowski Berlin, eröffnete die Tagung und stellte zunächst der Meinungen, als die meisten Redner nicht mehr, wie dies die Zentralismus. Bei der Abstimmung ergaben sich 77 Stimmen für feit, daß Einladungen zur Teilnahme an der Konferenz an den Mehrheit von Toulouse getan hat, das Hauptgewicht auf den Kampf das obligatorische, durch die Konföderation zu organisierende Viati- Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg , an die Vergegen die Kapitalisation legten, sondern vor allem den Arkum, 35 dagegen und 15 Delegierte enthielten sich. beiterbeitrag angriffen. In diesem Sinn äußerte sich besonwaltung der Landesversicherungsanstalt und an den Am dritten Tag tam die finanzielle Organisation des Viatikums Magistrat von Brandenburg ergangen seien. Oberpräsidium und ders der Vertreter der Bauarbeiter Péricat, der erklärte, Kapi- zur Verhandlung. Die zur Ausarbeitung eines Projektes gewählte Verwaltung der Landesversicherungsanstalt waren die Antwort schuldig talisation oder Umlageverfahren sei schließlich einerlei, solange der Kommission beantragte, durch mehrere Monate Versuche anzustellen geblieben. Als Vertreter des Brandenburger Magistrats hieß Herr Arbeiter zahlen müsse. Dagegen vertrat Luquet( Coiffeur und und die Entscheidung dem nächsten Kongreß anheim zu geben. Der Bürgermeister Voigtel die Delegierten willkommen. Bei derzeitiger Redakteur der„ Humanité") den Standpunkt von Tou- Antrag wurde mit 78 gegen 17 Stimmen bei 11 Enthaltungen an der sodann vorgenommenen Bureauivahl wurden Simanowski louse. Ein Provinzdelegierter meinte sogar, daß jegliche gesetzliche genommen. Zur Dedung der Kosten werden die Konföderations Berlin zum 1. und Buchdruckereibesiger Fleischer Brandenburg Altersversicherung dem revolutionären Ideal zuwiderlaufe. Cleu et beiträge um einen Zuschlag von 20 Proz. erhöht. ( Amiens ) sprach für die Annahme der Beitragspflicht. Bestehe diese zum 2. Vorsitzenden gewählt. nicht schon tatsächlich im geschlichen Recht der Greise, von ihren Kindern eine angemessene Alimentation zu fordern? Auch der reformistische Buchdrucker Liochon sprach für die Annahme des Gesetzes. Blanchard von den Metallarbeitern hingegen forderte einen 24 st ündigen Generalstreit am 3. Juli zum Protest gegen das Gesetz. Der Antrag wurde indes gar nicht in Beratung Zum Punkt: Arbeitsbörsen lag ein Antrag vor, der die gezogen. vetot erklärte, die Konferenz müsse ihre Entscheidung Abschaffung der Sektion der Börsen forderte. Einige Delegierte forim Hinblick auf die Aufnahme treffen, die das Gesetz im Lande derten die Ersetzung der Börsen durch regionale Verbände. gefunden habe. Es herrsche eine Atmosphäre der Opposition gegen vetot bestand auf der Erhaltung des jebigen Zustandes. In der die Beiträge. Janvion sagte, wer zwischen Kapitalisation und C. G. T. habe die Sektion der Föderationen zentralistische und Umlage einen Unterschied mache, sei schon ein Reformist. Andere administrative Aufgaben, die der Arbeitsbörsen dezentralistische und Rebner wieſen insbesondere auf den Widerstand der Bauern föderaliſtiſche. Die Arbeitsbörsen seien die Werbepläße der Berufsgegen die Zahlungspflicht hin. Es ist zweifellos, daß das Schlagwort des Nichtzahlens viel populärer werden kann, als das des Nampfes gegen die Kapitalisation, um die sich die Massen nicht viel scheren. Aber diese taktische Schwenkung, die Konzentration des Angriffs gegen den Zeitragszwang, der auch den Bauern und den gewerblichen Unternehmern unwillkommen ist, sieht sehr nach politischem Opportunismus aus.
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Am zweiten Tag verhandelte die Konferenz zunächst über einen Antrag, der eine Kampagne für die Durchseßung der englischen Woche"( des freien Sonnabendnachmittags) forderte. Die Distussion führte zur einstimmigen Annahme folgender Resolution: " Die Konferenz hält das Prinzip des Achtstunden= tags bollkommen aufrecht. Sie läßt den Gewerkschaftsorganisa
Kleines feuilleton.
Felig Mottl, der Leiter der Münchener Sofoper, ist in München am Sonntag nachmittag gestorben. Er ist einem Herzleiden, das ihn erst fürzlich bei einer Aufführung zusammenbrechen ließ, erlegen. Nur 55 Jahre ist er alt geworden. Mottl ist der typische Repräsen tant des Wagnerdirigenten gewesen. Wagner hatte er sich von früh er war Wiener und Schüler des Wiener Konservatoriums gewidmet. Zuerst als Dirigent des Wiener akademischen Wagnerbereins, dann als musikalischer Leiter des Karlsruher Hoftheaters und seit 1903 an der Spizze der Münchener Hofoper.
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Beim Punkt: Statutenänderungen lag ein Antrag vor, den Ge wertschaftsfunktionären die Bewerbung um ein politisches Mandat zu untersagen. Die Konferenz begnügte sich indcs, in einer mit 75 gegen 43 Stimmen angenommenen Resolution auszusprechen, daß der politische Ehrgeiz" eine große Gefahr" für die Arbeiterorganisationen sei.
verbände, aber auch ein Gegengewicht gegen den zünftlerischen Geist ind die Zentren der syndikalistischen Propaganda. Würde man die Settion der Börsen aus der C. G. T. ausscheiden, würde sie außerhalb wiederauferstehen, der Einheit der Arbeiterbewegung zu schaden. Die Angriffe gegen diese Sektion rührten von den Reformisten her, die die Unmöglichkeit gewahr worden seien, in ihr das Uebergewicht zu erlangen, was sie, wenn auch grundlos, für die Berufsverbände noch immer hofften. Der Reformist Liochon erklärte, es handele sich nicht um die Auflösung der Ortsverbände, sondern um die Abschaffung ihrer zwedlosen Zentralorganisation. Die Konföderation solle nur aus den Berufsverbänden bestehen.- Die Abstimmung ergab die Aufrechterhaltung des status quo mit einer überwältigenden Mehrheit.
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Erledigung der Tagesordnung begann, sind folgende Angaben von Aus dem Geschäftsbericht. mit dessen Erörterung die allgemeinem Interesse. In der Arzt- Angelegenheit haben sich besondere Ereignisse nicht abgespielt. Im allgemeinen wird aber doch das frühere friedliche Zusammenarbeiten zwischen Kassen und Aerjten vermißt.
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Verhalten des Leipziger Aerzteverbandes zurück. Zwischen Stranfen Diesen unerfreulichen Zustand führen die Krankenkassen auf das tassen und Apothekern machten sich ebenfalls nicht erhebliche Streitigkeiten bemerkbar. Differenzen waren u. a. in einigen Vor orten von Berlin zu verzeichnen. In einem Falle tam es zu einem Stampfe, in dem die Apotheker einen ganz bedeutenden echaben erlitten. – Im Laufe des Geschäftsjahres fanden zwei Sizungen des geschäftsführenden Ausschusses statt. In die Vereinigung neu eingetreten sind 2 Stassen mit 3913 Mitgliedern. Ihren offiziellen Beitritt zu der Vereinigung haben 55 Krankentajien aus der Provinz erflärt. 161 Stranfenfassen sind offiziell nicht beigetreten, haben aber an den Konferenzen usw. teilgenommen. 89 Krankentajien haben insgesamt an den Konferenzen seit Be stehen der Vereinigung( 6. November 1904) teilgenommen, aber nie zur Deckung der Unkosten beigetragen.
als in den Vorjahren. Es ist ein kleines Defizit getilgt und ein Der Stassen bericht verzeichnet ein günstigeres Resultat Ueberschuß von 452,07 M. erzielt. C. Koblenzer aus Berlin unterzog die legte große" Tat des schwarz- blauen Blocks, die Reichsversicherungsordnung,
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Schließlich wurde mit 104 gegen 11 Stimmen, bei 12 Enthaltungen, eine Resolution angenommen, die erklärt:" Indem die Konferenz von neuem das Prinzip der Altersrente anerkennt, beschließt fie, das auf die Arbeiterbeiträge basierte Geseß zu Fall zu bringen. Sie fordert demgemäß die Organisationen auf, sich diesen Beitragsleistungen mit allen in ihrer Macht stehenden Mitteln zu widersetzen." Angenommen wurde ferner eine Der Kassierer Mard beklagte sich beim folgenden Punkt, der Zusakresolution, die als Mittel die Beitragsverweigerung die nachlässigen Organisationen behandelte, besonders und die zerstörung der Versicherungshefte am über die Organisationen, die nur für einen fleinen Teil ihres einer gründlichen Kritik. Er betonte, daß die Reichstagsmehrheit 3. Juli empfiehlt. Die von Cleuet und Liochon eingebrachte Gegen- Effektivbestandes Leiträge zahlen. Er nannte vor allem die fich bei ihrer Gejegesmacherei einzig und allein von ihrem Haß resolution sagte unter anderem:" In Erwägung, daß unter dem Arbeitsbörse von Roubaix , die 20 000 Angehörige habe gegen die Sozialdemokratie habe leiten lassen. Die Geschädigten kapitalistischen Regime die dem regierenden Unternehmertum abge- und nur 1200 Beiträge zahle. Auf diese Art scheine die C. G. T. aber seien die Versicherten. Der Referent wies das an der Hand rungenen Sozialgesetze der Arbeiterklasse niemals volle Genugtuung schwächer, als sie in Wirklichkeit sei und werde in den Augen der der zahlreichen entrechtenden Bestimmungen deutlich nach. geben können und selbst ein besseres Gesetz der Arbeiterklasse noch ausländischen Kameraden herabgesetzt. Die Tatsache, von der Mit einem Appell an Arbeiter und Unternehmer, sich auf dem immer unannehmbar erscheinen müßte, erklärt die Konferenz, daß Mard sprach, ist bekannt. Es sind namentlich die reformistischen neutralen Boden der Krankenversicherung gegen die staatlicher Bes die durch das Gesetz geschaffene Situation, die an die Stelle der Tegtilarbeiter, die nur für eine Minorität ihrer Mitglieder Bei- vormundungsgelüfte zu verbinden, sowie an die Verwaltungen, die Unterstützung das Prinzip der sozialen Versicherung zu sehen strebt, träge an die C. G. T. zahlen. Sie tun dies einerseite, um gegen ichlechte Gesezgebung durch eine humane Ver derjenigen vorzuziehen ist, die sich aus dem Fehlen jedes Gesetzes das bestehende Vertretungssystem, das auf die Stärke der Gewert- waltungspragis soviel als möglich zu mildern, schloß de ergäbe und fordert die Arbeiterklasse auf, sich zu ausdauernden Be- schaften feine Rücksicht nimmt, zu protestieren, andererseits, weil sie Redner unter stürmischem Beifall seinen zirka anderthalbstündigen mühungen für die Verbesserung des Gesetzes zu vereinigen." die spezifisch anarcho- syndikalistische Propaganda, die die Leiter der Vortrag. Der Beschluß der Konferenzmehrheit gibt, wie man sieht, dem T. G. E. betreiben, nicht materiell fördern wollen. An diesen schloß sich ein Referat des Herrn Prof. Dr. Lenn Widerstand gegen das Gesetz eine andere Achse, als der GemertDer Kouföderationssekretär Jouha ur, der den Protest Mards off aus Berlin über die schaftskongreß. Es ist immerhin merkwürdig, daß sich eine Konfe- gegen dieses Vorgehen unterstützte, erklärte, daß die C. G. T. gegen- Behandlung und Bekämpfung der Tuberkulose in den renz über Kongresbeschlüsse souverän hinwegsest. über der Gewerkschafts- Internationale nicht ebenso Krankenkassen. handeln solle und beantragte, den Konföderationsvorstand zu er- Die ungemein intereffanten Ausführungen des bekannten Hygienifers mächtigen, an das internationale Bureau Beiträge für gipfelten in der Forderung nach hygienischer Steinarbeit". Hier450000 Mitglieder abzuführen, was der wirklichen Mit- unter versteht Herr Lennhoff die Einrichtung von Fürsorgegliederzahl entspreche. Der Antrag wurde angenommen. stellen, von denen aus für eine hygienische Wohnungshaltung Unter Verschiedenem wurde die Errichtung einer fon- der erkrankten Kassenmitglieder Sorge getragen werden soll, sowie föderalen Streiffaffe mit allen gegen eine Stimme abgelehnt. Ein die Errichtung von Walderholungsstätten und Liegehallen ichauungs- und Gefühlsweise heben sie sich erfrischend von der absinth vor allem die kleine gutbekannte Mia Werber brillant, fie lieg dunstenden Argotliteratur der Pariser Deflajsierten ab. Wohl ist die alle Humore und Lustigkeiten los und erfüllte mit ihrer ansteckenden Revolte Coutés gegen die soziale Ordnung nicht ganz mit jener identisch, Laune bie sich im proletarischen Stlaffentampi emporrect. In seinem Haß fie das Haus, daß man gar nicht merkte, gegen die Ausbeuter und Boltsverderber lebt der Bauernhaß gegen Sängerin erwies sich Mary Sagen( die Inhaberin der gefühlvollen einen Teil ihrer Stimme gelassen hat. Als gute Die unheimliche Weltstadt, die die gesunden Dorfdirnen in ihre Fänge Bartie). Zum Schluß der Aufführung( fie müßte um 4 Stunden zieht und an Leib und Seele verdirbt, in seinem Antimilitarismus gekürzt werden, gabs auf der Bühne ein Familienfest mit Lorbeer der Zorn des Bauern, den das von den Herren in der Stadt ge- und Produkten der Britzer Blumenkultur. Es schienen jämtliche Vermachte Gesetz vom Schaffen auf dem Acker in die Dede der Kaserne wandten, Bekannten, Angestellten des Komponisten, des Direktors, holt, in seinem Antiflerifalismus der Aerger des triebstarken und des Theaterbesizers daran teilzunehmen, was ja sicher sehr nett war. natürlich denkenden Dorfburichen über den Geschäftsbetrieb des Vielleicht läßt man in Bufunft auch Deputationen der Kritik und des scheinheiligen und anmaßenden Pfaffen. Coutó war ein Enkel jener Bublifums dabei zu. von ungestümem Freiheitsdrang erfaßten Bauern, die nach dem Bastillesturm die Schlösser der Grundherren mit der Brandfackel vers nichteten und vor der Schranke des Stonvents der jungen Republik Danubien, seine Königin zu küssen, wenn schon ein Thronerbe da ihre Treue schworen. Seit einem Jahre hat er in der„ Guerret. Das junge Thronpaar aber reißt in Verkleidung aus, um sich Sociale " Hervés in einem wöchentlichen Chanson die Tagesgeschichte füssen zu können. Im lustigen Gasthaus Zur blinden Eule" mit scharfem und derbem Wiz begleitet. Auch in diesem Genre war treffen sich alle Verliebten, einschließlich der drei geprellten Ein revolutionärer Chansonnier, der beste von allen, Gaston er weit beffer als die marklofen Wiglinge der eleganten Esprit- Minister, und schließlich müssen die Hüter des Staatsgesetzes es Couté, ist faum 30 Jahre alt, in Paris von einer jähen Strant- Schänken und der Boulevardblätter, hinter deren erzwungenen fallen lassen, nachdem verschiedene Tanzduette, Ministerwize und heit dahingerafft worden. Das Brettel ist auch in Frankreich zu Grimasse oft ein alter Verrat hervorschaut. Aber seine wertvollsten, dergleichen für Ausfüllung des Abends gesorgt haben. einem trübfeligen Vergnügungsbetrieb herabgesunken. Jules Lemaitre originalsten Leistungen bleiben doch die Bauernstüde:„ Les Gour- Den sommerlichen Ansprüchen, mit denen ins Gebäude der fagt in der Vorrede zu einer Anthologie aus dem alten Chat Noir , gandines"( Die Dirnen), Les Conscrits"( Die Stonftribierten) u. a. So mischen Oper" die Direktion Heinz Gordon eins das Kabaret sei die Versöhnung der Bohême mit der Bourgeoisie Sie reihen ihren Schöpfer in die Schar der besten und tapfersten gezogen ist, genügt allerdings der mehr als lose Aufbau und Text gewefen. Es wurde aber namentlich eine„ Anpassung" an den bour- Dichter der Armen, neben die Beranger, Dupont , Pottier ein. der Operette„ Der berbotene Kuß", die wir am Sonngeoisen Geschäftsgeist. In dem mondänen Kabaret auf Montmartre , abend dort hörten. Komponiert ist sie von Siegmund Vincze. wo das„ Bock- Entree" 4 und 5 Franken beträgt, ist der SchiverAuch er ist ein Komponist, der besseres kann; er macht zarte, übers punkt der politischen Satire die stereotype Berhöhnung des dicken Neues Theater: Der Rodelzigeuner, Operette von Triviale hinausstrebende, zurückhaltend instrumentierte Begleitun plebejischen Präsidenten Fallières , und die Glossierung der politischen Kastner, Mufit von Josef Snaga . Die Menschheit muß im gen zu hübschen Melodien. Aber bald gehts auch ihm so, wie wir und sozialen Aktualität hat den Stich ins Reaktionäre, wie er der anti- Sommer ein ungeheures Bedürfnis nach trivialer Unterhaltungskost, es schon kennen: die Ensemblestücke, die dem Publikum gefallen demokratischen, parfümiert fatholischen, patriotiich traditiona- nach aufgewärmten Späßen, törichten Verwickelungen, unmöglichen sollen, ziehen ihn hinab in die Tiefen oder Untiefen.... Listischen Strömung bestimmter Gesellschaftsschichten entspricht. Albernheiten haben. Wenigstens scheinen die sommerlichen Theaters Eine gute Sängerin, die nur mit den deutschen Vokalen im Im billigen Borstadtkabaret dagegen bedient man das„ Volt" unternehmer das zu meinen. Sonnabend gab es auf den Berliner Bühnen Kampfe liegt, A. b. Cwiklinska aus Warschau , und ein bergröberten Spiel des Sauglöckleins eine atute Epidemie in diesem Genre: zwei Operetten, ein militärisder wirkungsvoller Komifer, R. A. Roberts aus Hamburg , waren mit einem übeln Salut von Trivialpatriotismus, Chauvinismus, Schwank( mit deffen Inhalt wir unsere Leser verschonen), der aber als Gäste bezeichnet. Wenn die Regie für besseres Dialogfprechen fühnen Ausfällen gegen Monopolzündhölzchen und dergleichen und der mildernden Umstände der Mujit entbehrte, ein Gastspiel von und manchmal für ein flotteres Tempo sorgte, würde man sich wohl fozialem Sentimentalismus des goldenen Herzens". Doch gibt es Harry Walden warben als Novitäten um frische Gunst. Dazu noch besser unterhalten auch einige revolutionäre Chansonniers, die sogar in einem Verband spielten alle anderen Theater( bis auf Kroll) ihre Repertoirstücke, die organisiert sind und namentlich in den eigentlichen Arbeiterbezirken als Lustspiel oder Operette sämtlichen Anforderungen des„ Sommerund bei Organisationsfesten zu Worte kommen. Montéhus, der bes theaters" gerecht werden. triebsame Unternehmer in dem Geure, der besonders mit antifleri- Der Rodelzigeuner hatte in diesem Zusammenhange das besondere talen Reimereien die revolutionäre klientel anzieht, ist der bekannteste, Verdienst, Winterlandschaften, Winterkostüme und Schnee auf die aber nicht der talentierteste und sympathischeste Vertreter dieser Bühne zu bringen( Kontrastwirtung neunt's der Aesthetiker). Außer Tendenz. Unter den anderen revolutionären Chansonniers findet dem bot er eine lebersicht über die Hilfsmittel der Possenmache von man hin und wieder sehr hübsche lyrische Begabungen und einen Blautus bis auf heute. Es gab da zwei Personen, die erst zuletzt tünstlerischen Ernst, der den glücklichen Routiniers der Mode- Kabarets ihre Väter und Onkel fanden, ferner mehrere Millionen, die zu verund Music Halls längst verloren gegangen ist. Gaston Couté ragte erben waren, einen jungen Leutnant, der aus Verzweiflung und um indes in dieser Gruppe beträchtlich hervor. Seine Vorstellungs- und der Erbschaft willen die Schwiegermutter statt der( aus Liebe zur Strauß nämlich. Er hat zwar Don Quichote und Nietzsche verEr komponiert teine fauren Gurten, Richard Empfindungswelt war nicht die des Großstadtproletariers, des Ellaven Kunst) entfloffenen Braut heiratet, eine Maschinerie, die eine tont und die altgriechische Elektra und die neugriechische Salome in der Großindustrie. Er war vom Lande gekommen, das Kind eines armen Amorgrotte bedient. Diese komplizierten Vorgänge wußte indes der Musik übertragen, aber gegen die Zumutungen der unbezahlten Dorshandwerkers, und der Bauer jaß ihm auch noch im Nacken, Komponist durch Rodelgefänge, schmachtende Liebesduette( von echt Reklamemacher in den Kunstnachrichten protestiert er mit den Einals er aus der Schulbank aufs Podium stieg. Das ist jetzt etwa Wiener Sentimentalität), hübsch kostümierte und trefflich ausgeführte gangsworten. Also( vorderhand) komponiert Strauß weder eine zwölf Jahre her. Zigeunertänze zusammenzuschweißen. Neminiszenzenjäger fommen Birkusoper noch eine Pantomime noch die Nacht einer Parijer Coutés besten Dichtungen find in der Atmosphäre des armen dabei auf ihre Kosten, aber im ganzen ist die Musit doch unterhalt- Sturtifane"( Tegt von d'Annunzio ) sondern nur eine Alpen Landbebauers erwachsen. In ihrer fräftigen Sprache, in ihrer An- lich und gelegentlich fogar charakteristisch. In der Darstellung war| sinfonie.
Ein getreuer Jünger Bayreuths hat er hauptsächlich als Theatertapellmeister, aber auch als Konzertdirigent( in Berlin bei den Phil harmonikern) sachlich, überzeugend und ohne die Wäschen der Bult birtuosen seiner großen Sache gedient. Mit Recht hat man ihn als den Dirigenten charakterisiert, der Wagner im großen Stile( al fresco) dirigierte und dirigieren lehrte.
außer mit
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Musik.
Ein altes Repetierurhebergeset" verbietet dem König von
Notizen.
SZ.
- Die Bukunft des Leffing Theaters wird, wie die Franki. 8tg." erfährt, voraussichtlich sein Ende sein. Direktor Brahm wird die im Jahre 1913 ablaufende Pachtzeit des Theaters ist der Luftspielfabrikant Blumenthal nicht erneuern. Vesizer Db er einen Nachfolger erhalten wird, ist zweifelhaft. Denn die . E.-G., die Nachbarin des Grundstüds, braucht Platz und besitt das Vorkaufsrecht auf das Terrain.
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