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Der Protest Dke 31 VersaMmIuttgSK, die Dienstag abend in Berlin  abgehalten wurden, waren masseichast besucht. Die meisten Säle mußten bald nach Beginn gesperrt werden. Dort, wo neben den Sälen auch Gärten zur Verfügung standen, wurden auch im Freien Versammlungen abgehalten. Die Tausende, die nicht mehr in die Säle konnten, warteten auf den Straßen den Ausgang der Versaminlungen ab. Namentlich in den proletarischen Zentren erhielt so das Bild durch die in Scharen die Straßen einnehmenden Wahlrechtskämpfer ein charakteristisches Gepräge. Besonders die in und bei Rixdorf gelegenen Lokale übten eine große Anziehungskrast aus. Originell wirkte der Zuzug nach dem Gewerkschaftshause, wohin die> Besucher teilweise in geschlossenen Missen anrückten. Im vierten Wahlkreise waren besonders die Prachtsäle des Ostens stark gefüllt. Tie Brauerei Friedrichshain im fünften Kreise übte ebenfalls die gewohnte Anziehungskraft aus. Aber imponierend war das Straßenbild vor allem in Rixdorf und im sechstm Wahlkreise, wo die Besucher bis auf die Straße hinaus standen. Beson- ders vor dem Prater in der Kastanien-Allee und in der Bad- straße sowie vor den Pharussälen in der Müllerstraße hatte die Straße ihr gewohntes Aussehen völlig verloren. Die Bürgersteig? waren dort auf beiden Seiten durch Tausende von Personen besetzt, denen der Eintritt in die überfüllten Säle unmöglich war. Nach Schluß der Versammlungen bildeten sich spontan einzelne Demonstrationszüge. Die Marseillaise   ertönte und Hochrufe auf das Wahlrecht wurden laut. Im oberen Teile der Schönhauser Allee   kam es leider zu einem durch die Nervosttät der Polizei verursachten Zwischen- fall. Tort erhebt sich oberhalb des Ningbahnhofes ein neues Stadtviertel von der Größe einer mittleren Provinzstadt. Dieses ganze Stadtviertel besitzt als Zugang zur inneren Stadt nur die Brücke über den Nordring beim Bahnhof Schönhauser Allee  . Es war ganz natürlich, daß sich nach Schluß der Versammlung im Prater eine auf zirka 7000 Per­sonen geschätzte Menschenmenge auf dem Heimwege durch die Schönhauser Allee   nach jener Brücke hin ergoß. Jeder, der die dortigen Verhältnisse kennt, wird das. begreifen können. Aber was an sich natürlich ist, ist es noch nicht in den Augen unserer Berliner   Polizei. Diese.machte den Versuch, die Menge in bekannter Manier an der Stargarder Straße zu zerstreuen. Wie überflüssig dieses Manöver war, ergab die Entwickelung der Dinge. Die Menge gelangte trotz der poli- zeilichen Strategie über die Brücke und zerstreute sich dann ohne jedefreundliche" Nachhilfe ap der Ecke der Schivel- beiner Straße, wo sie rechts und lin/s Gelegenheit zum Aus- einandergehen fand. In den Versammlungen begründeten die Redner folgende Resolution: Die Versammlung nimmt mit Entrüstung davon Kenntnis, daß die Majorität des preußischen GeldsackparlameNts die Forde- rung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahl- rechts verworfen und damit die dringend st e Aufgabe der Gegenwart wiederum verschleppt hat. Sie konstatiert, daß die konservativen WahlrechtSfeinde allein zu schwach wären, der Forderung des gleichen Rechts länger Widerstand zu leisten, wenn sie nicht die Unterstützung des Zentrums und der Nationalliberalen gefunden. Sie brandmarkt das Verhalten der Nationalliberalen, die im Bunde mit den Konservativen das gleiche Wahlrecht zu Fall brachten; aber die Versammelten durchschauen auch das heuchlerische Spiel des Zentrums. Dieses stimmte für das gleiche Wahlrecht in der Gewißheit, daß es durch die Nationalliberalen ohnehin verworfen wird. Es eilte aber den Konservativen sofort zu Hilfe, als eS galt, die abscheuliche Ungerechtigkeit der Wahlkreis- e i n t e i l u n g aufrechtzuerhalten. Die Versammlung betrachtet es als eine Mißachtung des Volkes, daß die Regierung ihre Demut vor den herrschenden Parteien des DreiklassenhauseS soweit getrieben hat, in dieser wichtigsten politischen Frage des preußischen, und deS deutschen  Volkes nicht einmal das Wort zu ergreifen. Die Versammelten erklären, alle Kräfte einsetzen zu wollen. um dem allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht zum Siege zu verhelfen. Sie empfinden es als eine unerträgliche Schmach, daß Preußen dem Dreiklassenunrecht ausgeliefert bleiben soll, während das Volk von Elsaß-Lothringen   bereits im Herbst seinen Landtag nach dem gleichen Wahlrecht wählen wird. AIS   eines der wichtigsten Mittel im Kampfe um die Wahl- reform erkennt die Versammlung den richtigen Gebrauch des ReichstagSwahlrechtS. Keine Stimme soll' einem Wahlrechtsfeind gegeben werden. Die Niederwerfung der volksfeindlichen Reaktion bei den ReichstagSwahlen schafft zugleich freie Bahn für die Wahlreform in Preußen. Deshalb werden die Versammelten all ihre Kraft aufbieten, um bei der ReichstagSwahl den Sieg der Sozialdemokratie zu einem überwältigenden zu gestalten." Tie Versammlungen gestalteten sich zu einer ein- drucksvollcn Kundgebung der Arbeiter Berlins   für die Er- oberung der politischen Freiheit und zu einer imposanten Bekundung der internationalen proletarische« Solidarität. Erster Wahlkreis. Außergewöhnlich zahlreich hatte sich die Bevölkerung deS 1. Wahlkreises in Trösels großem Saal in der Neuen Friedrich- straße versammelt. Die Sitzplätze reichten lange nicht aus, und es zeigte sich, daß auch in dieser Stadtgegend, wo doch im Ver- hältnis wenige Arbeiter wohnen, die Komödie, die die Regierung und ihre Helfershelfer mit der Wahlrechtsfrage zu spielen suchen, aufpeitschend gewirkt hat. Das trefstiche Referat deS Genossen Pieck fand stürmischen Beifall, und ebenso die darauffolgende Ansprache des ReichStagSkandidaten Redakteur Düwell, der mit beißendem Spott das Verhalten der Regierung und ihres schwarz- blauen Anhangs geißelte und in kraftvollen Worten zum Kampf gegen die Wahlrechtsfeinde aufforderte.. Im zweite» Wahlkreis im großen Saal der Bockbrauerei. Tempelhofer Berg, sprach unter großem Beifall der Reichstagsabgeordnete Eichhorn vor einer dichtgedrängten Menge von Männern und Frauen. In der Nähe de« Lokals lag die Polizei bereit, als fürchte man Siraßcndemonstrationen. ober die Menge dachte nicht an Demon- strationen anderer Art, sie begnügte sich damit ihren Willen und ihre Meinung klar und deutlich in friedlicher Versammlung zum Ausdruck gebracht zu habe». In KliemS Festsälen, Hasenheide, war der große Saal schon vor 8 llhr so gefüllt, daß der Vorsitzende die Ver- sammelte» auffordern mußte, reckt eng zusammenzurücken, um für die Andrängenden noch Platz zu schaffen. Der Redner. Genosse Düwell, fand die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anwesenden und allgemeine stürmische Zustimmung. Die Polizei beobachtete die Versammlung sehr scharf. Zwei radfahrende Beamte standen vor dem Tor bereit. Polizeiosfizicre kamen und ließen sichl berichten, waS etwa im An» äuge sein könnte, aber es geschah nichts; die Versammelten zer­streuten sich in größter Ruhe. Ansammlungen auf der Straße fanden nicht statt._ Perontw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  . In jeratenteil vergntw./ der Masten. Dritter Wahlkreis.' Vor einer erdrückend überfüllten Versammlung sprach in den Arminhallen Genosse Mermuth  . Saal und Galerien konnten die Massen kaum aufnehmen, in dem Vorraum standen die zu spät ge- kommenen Vcrsammlungsbesucher Kopf an Kopf. Graumanns Saal in der Naunhnstraße und das Gc- werkschaftshaus, Engelufer, waren schon kurz nach Uhc polizeilich abgesperrt. Im großen Saal des Gewerkschaftshauses sprach, oft von Beifall unterbrochen, Genosse Hildebrand und nach ihm Frau M c i st e r, die einen außerordentlich wrrkungs- vollen Appell an die zahlreich anwesenden Frauen richtete. Hun- dcrte von Wahlrechtsdemonstranten warteten im Hofe des Gewcrk- schaftshauses und auf der Straße den Versammlungsschluß ab. Als dieser mit einem begeisterten Hoch auf die Sozialdemokratie und auf das freie Wahlrecht gegen 10 Uhr erfolgte, bildete sich ein aus etwa 100 Personen bestehender Zug, der seinen Weg über die Adal- bertbrücke, durch die Adalbertstraße nach der Oranienstraße nahm, ungehindert bis nach dem Moritzplatz gelangte, wo er sich unter be- geisterten Hochrufen von selbst auflöste. Als dieser nächtliche De- monstrationszug in der Naunhnstraße, wo bei Graumann Genosse Kubig referierte, beantwortete die dort vor dem Lokal harrende mehr als hundertköpfige Menge das Wahlrechtshoch der Vorüber- ziehenden mit einem begeisterten Hoch auf die Sozialdemokratie. Unter stürmischen Hochrufen verließen die Versammlungsbesucher das Lokal in der Naunhnstraße, um den Heimweg einzuschlagen, Vierter Kreis. Sämtliche Säle im Osten, die unsere Genossen belegt hatten, waren überfüllt in einem Maße, wie es wohl selten vorkommt. Das Wort vom allerletzten Platz, der besetzt gewesen, traf niemals mehr zu, als diesmal. In den AndrcaS-Festsälen schaffte man schon von vornherein mehr Platz durch Hinausbringen von Tisckjen, und doch wollten Saal und Lalerien nicht ausreichen für alle, die herzuströmten, um ihre Stimme zu erheben für ein gerechtes Wahl- recht und gegen die selbstsüchtigen Frevler, die in unverantwort- licher Weise mit den Gefahren eines Völkerkrieges spielen. Bald mußten viele davon absehen, noch unterzulommen. Ebenio war es bei L i t f i n in der Memeler Straße, wo Genossin I u cha r e z re- fcrierte. Nachdem im Saal und im Vorraum beim besten Willen fchon frühzeitig kein Plätzchen mehr zu haben war und die Polizei abgesperrt hatte, fluteten noch lange die Ueberzähligen auf der Straße hin und her oder verweilten auf dem nahen Platze. Die gleichgültigen Passanten wurden so daran erinnert, daß das Voll wieder ,mal die vorenthaltenen Rechte forderte. DiePrachtsäle des Ostens" wurden schon gegen 8 Uhr poli- zeilich gesperrt. Eine erhebliche Zahl von Demonstranten mußte umkehren. Viele füllten den großen Vorhof beziehungsweise Garten. Draußen in der Landsberger Allee   war dasElhsium" das Ziel von Tausenden. Im großen Saal waren mindestens 2000 Per­sonen versammelt und im Garten vor den geöffneten Fenstern lauschten noch Hunderte den Ausführungen des Genossen Oscar Cohn, während im kleinen Saal schnell noch eine zweite Versamm- lung improvisiert wurde, an der auch 000 Personen teilnahmen. Hierzu kommen noch die anderen, welche sich im Garten zerstreuten. Sicher waren es so an 3500 Personen, die ssich zur Versammlung in diesem Etablissement eingefunden hatten. Der fünfte Kreis hatte nur eine Versammlung einberufen und zwar nach der BrauereiFriedrichshain  ". Schon in den frühen Abendstunden fanden sich die ersten Versammlungsbesucher ein und nicht lange dauerte es, da war der große geräumige Saal samt seinen Gallcrien dicht besetzt. An die 5000 Menschen waren es sicher, die sich hier zusammengefunden hatten. Genosse Adolf Hosfmann refe- rierte. Seine an sich schon sarkastische Rede tonnte er, infolge seiner Kenntnisse, die in seiner Tätigkeit als Landtagsabgeordneter beruhen, mit recht drastischen Bildern aus dem Dreiklassenparla- ment zieren. Es ist wohl selbstverständlich, daß seine Ausführungen den ungeteilten Beifall der Versammlung fanden. Nur ein Herr Schneider, der sich in der Diskussion zum Worte meldete und sich sofort als Gegner vorstellte, hielt eS nicht für richtig, daß die Versammlung sich auch mit der Marokkofrage beschäftige: sie sollte es bei dem Protest gegen das Wahlunrccht bewenden lassen, weil auch die Arbeiterbevölkerung an dem Bc- streben, die kolonialen Besitzungen zu vergrößern, interessiert wäre. Der Genosse Wels verwies den Herrn auf den im Abendblatt deSBerliner Tageblatts" enthaltene» Artikel: Die Vorgeschichte der Pantherfrage betitelt, die ihm hinsichtlich der Behauptung, daß die Frage der Entsendung eincS Kriegsschiffes erst Wochen nach dem Dementi derNorddeutschen Allgemeinen Zeitung" akut ge- worden wäre, gänzlich ins Unrecht setze. Redner verlangte, daß die Regierung den Reichstag  , die Volksvertretung zusammen- berufen und dem Volke über die Angelegenheit Aufklärung gebe» solle, wie es in Frankreich   und England geschieht. Genosse Hoffmann machte sich in seinem Schlußwort über die Moral des Herrn Schneider natürlich unter fortwährenden HeiterkeitSausbrüchen der Versammelten recht lustig. Die Resolutionen wurden beide einstimmig angenommen. Ein kräftiges Schlußwort des Vorsitzenden Friedländer, ein Hoch auf die Partei und die Versammlung ging unter Absingung der Mar- seillaise auseinander. Sechster Kreis. Die Germania  -Festsäle waren wohl selten bei ernsten Anlässen von lo gewaltigen Menschenmasscn besucht, wie am gestri- gen Abend. Schon vor 8 Uhr war der große Saal gefüllt. Aber es kamen immer mehr Menschen herbeigeströmt, und man drängte sich im Saale   so eng wie nur irgend möglich zusammen, um Raum zu schaffen, doch gelang es bei weitem nicht, allen Einlaß zu ge- währen. Es war kaum HQ Uhr, da ließ die Polizei den Torweg absperren. Die Empörung des Volkes über die fortdauernde Wahl- rechtsschmach in Preußen, wie über die neuesten weltpolitischen Machenschaften der ReichSregicrung im Bunde mit den kapitalisti- scheu Parteien, durchzitterte die versammelten Missen und kam in der kernigen Rede deS Reichstagsabgeordneten Ledebour  zum Ausdruck. Im Prater-Tbeater in der Kastanienallee war der Saal sehr bald überfüllt. Selbst in den Vorballen und Nebenräumen standen die Massen dicht gedrängt Kopf an Kopf. Der große Garten mußte schließlich ein gut Teil der Besucher aufnehmen. Im Saale   behandelte Genosse Davidsohn unter wiederholtem Beifall der Versammelten das Thema des TageS. Die vorgeschla­genen Resolutionen wurden einstimmig angenommen. Mit dem begeisternden Hoch auf die Partei schloß die Versammlung. In F r a n k e S F e st f ä l e n in der B a d st r a ß e hatte man vorsichtigerweise sämtliche Tische und Stühle aus dem Saale cnt- fcrnt. Aber um �8 Uhr schon standen Männer und Frauen Kopf an Kopf dicht gedrängt und es war noch nicht 8 Uhr, da gab? auch schon in dem geräumigen Garten fast kein Plätzchen mehr. Von draußen her drängten aber immer neue Massen herein und man war gezwungen, die Rednertribüne im Garten zu plazieren. Die kühle Temperatur vermochte der Versammlung unter freiem Himmel keinen Abbruch zu tun. Der Ernst der Sache ließ bei der den Worten deS Redners lauschenden Menge körperliches Un- behagen nicht aufkommen. Draußen auf der Straße wogte bis Schluß der imposanten Versammlung eine tausendköpfige Menge hin und her, ernst und ruhig, ohne den bei hurrapatriotlschen An- lassen üblichen Spektakel. Ernst und ruhig gingen die Tausende nach der eindrucksvollen Kundgebung auseinander. Eine gewaltige Demonstration sah die M ü l l e r st r a ß e. Das große Etablissement derPharussäle" war von Menschen- masscn geradezu überflutet. Beide Säle sollten der Kundgebung dienen, sechs solcher Säle aber wären notwendig gewesen, die Bataillone der anmarschierenden Proletarier aufzunehmen. Wer konnte sie zählen, die Massen, die im oberen Saale   Schulter an TH.Glockr, Berlin  . 2 ruck n. Verlag; Vorwärts Luüdr. lt«erlagSanstalt| Schulter standen, litt unleren Saale wie festgemauerl jeden Versuch. durchzukommen, unmöglich erscheinen ließen und in den Fluren und Treppen sich stauten, den riesigen Garten schwarz belagerten! Und Hunderte und neue Hunderte drängten fortgesetzt heran. Es war ein imposantes Bild, als einer der Redner hoch von der Freitreppe aus begann zu den Massen zu sprechen, während ein zweiter Redner im oberen Saale seiner schweren Aufgabe gerecht wurde. Und draußen auf der breiten Straße wimmelte es von Demonstranten, die ruhig ausharrten, bis der gewaltige Strom aus den Sälen und dem Garten sich zu ihnen ergoß. Im Moabiter Ge s e l l sch a f t sh a u s war der Andrang der Massen schon lange vor der angesetzten Zeit so stark, daß der Vorsitzende gezwungen war, einen Teil der Versammlung in den zweiten unteren Saal, und da sich auch dieser als viel zu klein er- wies, in den großen Garten zu verlegen. Genosse Grunwaldt fand die begeistertste Zustimmung, als er der Versammlung einen Nachsatz zu der verlesenen Resolution vorschlug: Die Versammlung verurteilt zugleich auf das schärfste den eben von neuem ausgebrochenen Marokkorummel und verpflichtet sich, einmütig für den Frieden und gegen den Krieg zu kämpfen. In diesem Sinne grüßt sie voll brüderlicher Eintracht die Pro- letarier aller Länder." Im großen Garten sprach unterdes Genosse M o s e S. Sowohl im großen Saal als auch hier wurde die Resolution einstimmig angenommen� Außerdem fanden noch eine Anzahl Versammlungen in den Vororten statt, über die wir aus Raummangel morgen berichten müssen.-# Frankfurt   a. M.. 4. Juli.(Privattelegramm deS Vorwärts".) Die Arbeiterschaft von Frankfurt   a. M. pro- testierte heute abend in einer imposanten Versammlung gegen daS Verhalten des schwarzblauen Blocks im Landtag. Die Versamm- lung fand gleich nach Arbeitsschluß unter freiem Himmel im großen Tivoligarten auf dem Sachsenhauser Berg statt. Von zwei Tri- bünen hielten die Genossen E m m e l- Mülhausen und Dr. Q u a r ck- Frankfurt a. M. zündende Ansprachen. Unter stürmischer Zustimmung der über 5000 Versammelten geißelten die Redner die Haltung der Mehrheit des preußischen Geldsacksparla- ments und der Regierung. Sie erhoben unsere Forderung deS gleichen, allgemeinen, freien Wahlrechts. Sie kündigten die Ab- rechnung mit der Reaktion bei den ReichstagSwahlen an. Die Berliner   Resolution des PartcivorstandeS wurde angenommen. Die Polizei hatte wieder umfassende Vorkehrungen getroffen, die Main  . brücken besetzt und auch sonst an verschiedenen Stellen Mannschaften untergebracht. ES kam aber zu keinen Zwischenfällen. Die De- monstranten zogen in losen Gruppen, teilweise die Marseillaise singend, heimwärts. Ii Gewerkschaftliches siehe 1. Beilage. Hetzte Nachrichten. Tie deutsche Marokkoaktion. Paris  , 4. Juli.  (H. B.) Der heute nachmittag auS Anlaß der Marokkoereignisse abgehaltene Kabinettsrat war nur kurz. Die endgültige Antwort der englischen   Regie- rung zur deutschen   Intervention lag noch nicht vor, weil in London   selbst ein KabinettSrat zur Verhandlung anberaumt war. Infolgedessen wurde auch keinerlei offizielle Note über die Bc- ratung deS französischen   Ministeriums ausgegeben. Offiziös wird jedoch versichert, daß nach den bisher auS London   und Petersburg  eingetroffenen Berichten keinerlei Grund vorliege, an der voll- kommenen Uebereinstimmung der englischen  und russischen Regierung mit der französischen   Repu- blik zu zweifeln._ Frankreich   über Teutschlands Vorgehe«. PariS  - 4. Juli.  (Privattelegramm d eS.Vor- wärtS".) In einem Leitartikel führt.. TempS" aus, daß er nicht glaube, Deutschland   wolle sich in Aga dir festsetzen, dazu hätte eS nicht ein einfaches Kanonenboot geschickt, auch wäre eine Kohlenstation in Agadir   im Kriegsfalle nicht sehr nützlich. Für eine mittelmäßige Erwerbung würde Deutschland   nicht den Ge- winn der fortgesetzten Bemühungen der englischen  -deutschen und französisch-deutschen Annäherung der letzten Monate riskieren. Die Demonstration von Agadir   ist wahrscheinlich nur ein Mittel. um Frankreich   an die Nützlichkeit einer Verständigung zu mahnen. die P i ch o n 1909 erfolgreich begonnen, 1910 über verschiedene Gegenstände sortgesetzt hat, Monis aber 1911 fallen ließ. Was Deutschland   will, ist ein G e s chä f t, was Frankreich   bieten wird. ist ungewiß. ES wäre jedenfalls lächerlich, daS kleine Boot tragisch zu nehmen. Die von der Presse demonstrierte Kaltblütigkeit wird vom Publikum nicht ganz geteilt und auch heute schloß die Börse mit einem Rückgang der Kurse. TempS" berichtet über die Landschaft S u S. daß eS agri- kolen Reichtum besitzt, aber furchtbaren Trockenheiten ausgesetzt ist. Ob der Bergbau so ertragreich, sei erst noch zu beweisen. In Agadir   ist zurzeit kein Europäer; in Tarudat drei oder vier. Der gesamte deutsche Handel beträgt 75 000 Pesetas. ES komme hauptsächlich Mannesmann in Frage, daneben zwei andere Häuser, die besonders Zicgenfelle kauften. Für Europäer   ist derzeit eine Landung unmöglich: der einzige Punkt, wo Deutsche   sind, ist 80 Kilometer von der Küste entfernt, 100 Kilometer von Aga- dir, so daß eS sehr fraglich wäre, waS die Besatzung Panther im Notfall nützte. Interpellationen in der französischen   Kammer. PariS  , 4. Juli.  (W. T. B.) Deputiertenkammer. Im Laufe der Sitzung heute nachmittag erklärte Präsident Brisson, er habe von den Deputierten Pourquery, de Boisserin. I a u r e s und V a i l l a n t Juterpcllationsanträge betreffend die deutsche   Tcmonstration in Marokko   erhalten. Ministerpräsident Caillaux   erklärte, da der Minister des Aeußcren abwesend sei, könne ein Zeitpunkt für diese Interpellationen nicht festgesetzt werden, falls die Regierung sie annehme, bevor der Minister zu» rückgekehrt sei. Die Festsetzung deS Zeitpunkte» wurde darauf ver- tagt._ Spanien   in Marokko  . Madrid  , 4. Juli. Die spanischen   Truppen nahmen gestern neue Stellungen im Rifgebict ein, die den oberen und unteren K e i n t f l u ß sowie das linke Ufer des M u l u j a beherrschen. Sie besetzten ebenfalls die nächste Umgebung von Tetuan  , so daß diese Stadt tatsächlich in ihrer Gewalt ist. Tie Räumung Ceutas durch die Strafkolonie wird eiligst bewerkstelligt� da Ceuta   in einen Hand<stsplatz umgewandelt werden soll. Die Wohnungen der che- maligcn Sträflinge sollen zu Kasernen umgewandelt werden. Eine Ortschaft in Tirol   abgebrannt. Bozen  , 4. Juli.  (W. T. D.) Die Gemeinde Valfloriana im F l e i n ß t a l e ist bei einem starken Swrme niedergebrannt. jaulSingerLEo., Berlin   LW. Hierzu 3 Lkilogca«.Uaterhaltungsbl.