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DeleassS vsrantwarMH, ftrt!n fcindm ohne MUlvissen SeS Ministerrats 190-1 abgeschlossenen Geheimvertrag mit Spanien  diesem nicht nur das ganze Hinterland von Tanger   und das Debouchs, der einzigen praktischen Verbindung von Fez und der Wiste, preisge geben habe, sondern mich eine Enklave im äußersten Süden, in der Region von Ihm, kaum 100 Kilometer von Agadir  . Ihm ist ganz nahe von den kanarischen Inseln, auf denen Deutschland   seinen Einfluß bedeutend gestärkt hat und zwischen diesen und Agadir   wird ein eifriger Waffenschnauggel betrieben. Aus all' dem will der »Figaro� auf einen sehr engen Kontakt zwischen Madrid   und Berlin   schließen. Immerhin klarer sind die Aus führungerr des reaktionären Deputierten Delafosse imGaulois". Auch Delafosse hält es für sicher, daß Spanien   von Deutschland   ge- schoben wag, als es in Laroche landete. Er hält die Bluffabsicht der deutschen   Regierung für wahrscheinlicher als die Hypothese der dauernden Okkupation. Fiir diese sprechen aber seiner Meinung nach Handelsintere�ffen. Er zitie rt einen im Gelbbuch von 1905 registrierten Bericht des damaligen gesandten in Berlin   Bihourd über eine Eßlinger   alldeutsche Versammlung, die einstimmig folgende Resolution faßte: ES ist wünschenswert, daß die Reichsregierung das Nair wendige tue, um in d er westlichen Region von Marokko   festen Fuß zu fassen, wo der d eutsche Handel eine bedeutende, ja oft vor- wiegende Stellung hat und namentlich N ulidia und Agadir   zu besetzen,, um die deutsche   Interessensphäre klar zu zeigen und zu betonen." Der Vorwand, sich dort festzusetzen, sei leicht gefunden. Man brauche es nur zu ma chen, wie die Spanier  . In Agadir   seien genug Deutsche  , um einige Prügeleien zu simulieren. Nebenbei, ist es wahr, daß überhaupt Deutsche   dort sind? Wie in der ganzen Marokkoaffäre wird auch diese Episode von denFachinännern" mit einer souveränen Unkenntnis der Tatsachen politisiert, die doch zu allererst kontrolliert werden sollten und könnten. Ttas die andere Möglichkeit, die derBluffs" anlangt, so ist Delafosse der Meinung, man sollte sich zu Korn- pensationen verstehen, um des dringenden Bedürfnisses willen, einmal mit dem Marokkohandel fertig zu werden. Aber angesichts der Tatsache der deutschen   Demonstration solle Frankreich   die englische Regierung zur Entsendung eines Kanonenbootes nach Agadir   auffordern und selbst eins hinschicken, die dann gegebenenfalls zusammenpazifizieren" könnten. Wobei Deutsch  - land klargemacht würde, daß die territoriale Integrität Marokkos  keine leere Formel sei. Diese üble Scharsmvcherei, die gewissenlos mit dem Völker- frieden spielt, um aus der nationalistischen Erregung einen Profit für den Monarchismus herauszuschlagen, wird von dem weitaus größten Teil der Presse nicht mitgemacht, aber eine Beruhigung ist auch die Kaltblütigkeit nicht, mit der z. B. derMatin" die Koni- pensationSpolitik entwickelt. Das anscheinend gut informierte Blatt schreibt: Die französische   Regierung hätte daS Recht, die deutsche zu fragen: Vor 14 Tagen hat Herr Jules C a in b o n unser Bot­schafter Herrn Kiderlen-Wächter  , Ihrem Minister des Auswärtigen mitgeteilt, daß er geneigt sei, mit Vorbehalt der Zustimmung feiner Regierung, mit Deutschland   Unterhandlungen anzuknüpfen, um zu einem Einvernehmen zu gelangen, das Deutschland   gewisse wirtschaftliche Borteile gäbe und unS in Marokko  volle Freiheit ließe. Herr Cambon, der vor einer Woche nach Paris   kam, hat Herrn Caillaux   von seiner Unterredung mit dem deutschen   Staatssekretär des Auswärtigen Bericht erstattet. Der Ministerpräsident zeigte sich von dieser Unterredung sehr be- friedigt. Die deutsche Regierung wüßte, daß die französische die Gesichtspunkte der Herren Cambon   und Kiderlen-Wächter   teilte." Da sieht man nun die Schuldigen auf beiden Seiten. Wenn der Vertrag von Algeciras   noch zu Recht besteht, wie kann Frankreich   freie Hand fordern und wie kann Deutsch- land sie geben? Und wie kann die deutsche Kapitalistenpresse die Intervention mit der französischen   Uebertretung deS Vertrages legitimieren, über den sich die deutsche Regierung selbst hinweg- setzen wollte! Natürlich sind die Abmachungen von Algeciras   längst Makulatur geworden. Sie waren von Anfang an auf die Fiktion zugeschnitten, daß in Marokko  Ordnung" herrsche und tatsächlich in dem Augen- blick über den Haufen geworfen, wo die französischen   Jnstruktoren HeereSkommandanten des Sultans würden. Damit war die Jnter» vention Frankreichs   vorbereitet und die Spaniens   ließ sich nicht mehr durch Vertragsparagraphen aufhalten. ES gehört eine eiserne Stirn dazu, wie derTemps" zu behaupten, daß die französische  Okkupation Marokkos  , die tatsächlich auch eine Beschränkung der Souveränität des Sultans ist, ein Ausfluß eben dieser in Algecira« anerkannten Souveränität sei, da der Sultan   in Aus- Übung seiner Unabhängigkeit Frankreich   und niemand anderen um Unterstützung angegangen habe. Wenn sich Deutschland  , wie dies unleugbar ist, sich über den klaren Wortlaut des Abkommens von 1909 hinwegsetzt, so steht die sittliche Entrüstung den französischen  Kapitalistenorganen ebenso übel an wie den deutschen   die ihre. ES mag sein, daß man internationale Verträge mit mehr oder weniger Eleganz brechen kann, aber'daß daS Völkerrecht nicht ein Feld sittlicher Betätigungen, sondern der skrupellosen Interessen- jagd und brutalen Gewalt ist, wird so lange wahr sein, als die internationale Politik   daS Kampffeld der nationalen kapitalistt- schen Rivalitäten bleibt. Darum ist denn für den Kampf gegen Kriegsgefahr und Aben- teuer dem Proletariat nur eine Taktik gegeben, die nicht den tm- bermeidlichen Enttäuschungen jener ausgesetzt ist, die die Fahrt der kapitalistischen   Kolonialpolitik nach dem Kompaß deSRechtS" oder derHumanität" richten zu können wähnen. Und diese Taktik heißt: Unerbittlicher, energischester Widerstand gegen die Imperialisten deS eigenen Landes, in brüderlicher, sich zur gemeinsamen Aktion er- weiternden Verständigung mit der Arbeiterschaft der in den Konflikt hineingezogenen Staaten. WaS will Deutschland  ? Paris  , 5. Juli. Die meisten Blätter erörtern auch heute eifrig die FrageWas will Deutschland  ". Die Mehrzahl der Zeitungen sckeint immer mehr zu der Ansicht zuzuneigen, daß Deutschland  durcy die Entsendung eines Kriegsschiffes nach Agadir   ein Pfand in der Hand haben will, um für etwaige Verhandlungen meiner vorteilhafteren Lage zu sein.Matin" berichtet, der Minister- Präsident habe gestern verschiedenen Persönlichkeiten gegenüber geäußert, daß Frankreich  , wie der Botschafter C a m b o n dem Staatssekretär v. Kiderlin-Waechter bereits in Kissingen   erklärt habe, durchaus bereit sei, mit Deutschland   in Besprechungen einzutreten. Deutschland   müsse aber sagen, was «S wolle. ES seien bereits gewiffe Vorschläge gemacht worden, er. der Ministerpräsident, habe jedoch zu verstehen gegeben, daß er es vorziehen würde, die Gesamtheit der afrikanischen Fragen zu erärtern und nicht eine nach der anderen, damit die Verhandlungen möglichst rasch angeknüpjt werden könnten. Es wäre wünschenswert. zu wissen, warum Deutschland   die Absendung eines Kriegsschiffes an die marokkanische Küste angeordnet habe, o bw o h l eS durch den Botschafter Cambon erfahren habe, daß Frankreich   zu Be- sprechungen bereit sei. [ Der Ersatz des KaffötMbootes Panther durch den Kreuzer Verlin" fwird ebenfalls heute in mehreren Blättern erörtert. Journal de Paris" meint, die deutsche Regierung verstehe. die Effekte zu steigern.Figaro" sagt, die Maßnahme sei nicht ohne Bedeutung, derPanther" hätte nur schwer Landungstruppen liefem können. Gewiß, die Entsendung des KreuzersBerlin  " beweise noch nicht, daß eine Landung vorge- nommen werden solle. Jedenfalls hätten die Deutschen   aber nun» mehr die Mittel dazu. Keine österreichische Bundespflicht. Budapest  , 5. Juli. Im ungarischen Abgeordnetenhaus erklärte der Ministerpräsident: Es ist natürlich, daß wir jeden Schritt unseres Bundesgenossen mit Sympathie begleiten und ihm Er- folg wünsche n. �Zwischenruf der Opposition: Möglicherweise wird uns Marokko   noch näher interessieren als Albanien I) Ministerpräsident fortfahrend: Marollo liegt soweit von jenen Fragen, hinsichtlich deren unser Bnndesverhältnis besteht, baß daraus meines ErachtenS wenigstens für uns keinerlei Komplikation erwachsen kann. Da kann sich ja eine nette Isolierung Deutschlands  vorbereiten! Interpellationen. Rom  , 5. Juli. In der Kammer beantwortete der UnterstaatS fekretär der auswärtigen Angelegenheiten, Fürst d i S c a l e a. die Anfrage betreffend Marokko  . Er erklärte, daß keine Ausschiffung deutscher   Truppen in Agadir   stattgefunden habe und gab dann den Inhalt der deutschen   Note bekannt. Die deutsche Regierung habe hinzugefügt, daß das nach Agadir   entsandte Schiff den Hafen verlassen werde, sobald die Angelegenheiten in Marokko   wieder in den früheren ruhigen Zustand zurückgekehrt" sein würden. Von den Fragestellern erwiderte zunächst Galli, er glaube das Vorgehen Deutschlands   sei eine Kundgebung der Absicht, den tatsächlichen und rechtlichen Status guo unverändert ausi recht zu erhalten, der auf der A l g e c i r a S a k t e be< ruhe. Darin) stimmten die politischen �Anschauungen Deutsch  lands mit den Interessen Italiens   überein. Er würde wünschen, daß die italienische Regierung den Beweis der notwendige n Energie in der Vertretung des italienischen Standpunktes in den Mittelmeerangelegenheiten gebe.(Beifall.) B a s l i n i erklärte sich von der Antwort nicht befriedigt und wandelte die Anfrage in eine Interpellation um. P a l a erklärte, die Verpflichtungen auS der AlgeciraSakte beständen weder für Frankreich  , noch für Spanien  , noch für Deutschland   mehr. Er hoffe, daß die Regierung angesichts der neuen internationalen Lage die Interessen Italiens   zu wahren wissen werde. Paris  , 4. Juli. Der radikale Deputierte Leboucque kündigt eine Interpellation an, welche Maßnahmen die Regierung zu er- greifen gedenke, um den von französischen, belgischen und schweize- rischen Geldinstituten vermittelten Zufluß französischen  Kapitals an die deutschen   Großbanken zu der hindern. Das spanische Proletariat gegen das Marokkoverbrechen. Madrid  , 4. Juli. Gestern fand in Valencia   ein von len Republikanern und Sozialisten einberufenes großes Meeting statt, in dem gegen das Vor- gehen Spaniens   in Marokko   Protest erhoben wurde. Die Versammlung war von 20 000 Personen besucht. Es wurden von den sozialistischen   und republikanischen Führern zündende Reden gehalten; u. a. sprachen Perez Galdos  und Pablo Jglefias, welche erklärten, daß die spanische Regierung die Akte von Algeciras   vergewaltigt habe, und daß das Land dem marokkanischen Abentener feind- lich gegenüberstehe. Die Redner fügten hinzu, daß Frank- reich und Deutschland   Spanien   bald aus Maro k-ko vertreiben werden. Es kam zu stürmischen Demon- strationen, die das Einschreiten der Polizei notwendig machen. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Sie Liberalen und die Vahlrechtttrsge. Aus Brüssel   wird uns geschrieben: Die belgische Arbeiterpartei hat an den Schulkampf die politische Lebensfrage des belgischen Proletariats, die Abschaffung des Pluralvotums, die Erringung des gleichen Wahlrechts für alle Staatsbürger vom 21. Lebensjahre für Staat, Provinz und Gemeinde ge- knüpft. Die vom Parteitag beschlossene Taktik einer gemein- samen Aktion in der Schulkampagne mit der liberalen Opposition hat das Wahlrechtsproblem auch für die libe- rale Partei notgedrungen aktuell gemacht und sie zur neuer- lichen Stellungnahme und schließlich zur Revision früherer prinzipieller Entscheidungen gedrängt. Es ist natürlich kein Wort über das alberne Gefasel der klerikalen Presse zu verlieren, die schon jetzt ihre Wahlmanöver damit einleitet, daß sie die Liberalen als Gefangene derRevolutionspartei" hinstellt. Auch dem letzten klerikalen Winkelblatt ist die politische Weisheit nicht verborgen, daß über alle antiklerikalen Bündnisse und gemeinsamen Aktionen hinweg die Kluft zwischen dem armen Bergarbeiter desCentre" und etwa dem liberalen Schloß- und Grubenbesitzer von Mariemont WarocquS, dem belgischen Rothschild, auch fortan bestehen bleibt und dem demokratischen Rausch, den jetzt ein Teil der liberalen Presse zeigt, die Nüchternheit des Klassenkampfes folgen wird, wenn das Proletariat seinen Kulturkampffreunden die rüden wirtschaftlichen Forderungen präsentieren wird. Aber selbst bei Abzug aller Entstellungen bleibt nichtsdestoweniger richtig, daß die von den Sozialisten in Fluß gebrachte Wahlrechtsbewegung die Liberalen in gewissem Sinne mit- und herübergezogen und nicht nur zur Aussprache, sondern auch, wie sich zeigt, zum teilweisen Nachgeben in der Wahlrechtsfrage geführt hat. Zur Charakterisierung der Stufenfolge der EntWickelung. die die Haltung der Liberalen in der letzten Zeit genommen, mag die Anfiihrung folgender Momente dienen. In dem ersten großen Meeting, das in der Schulkampagne von Sozialisten und Liberalen gemeinsam veranstaltet wurde, hatte der parlamentarische Führer der liberalen Schulkampagne, Hymans, kein Wort über dasWahlrecht ge- s p r o ch e n. Das erwartete Wort über das Wahlrecht, äußerte damals Vanderveld-e enttäuscht, kam nicht... Am vergangenen Sonntag erklärte Hymans. daß die liberalen Vereinigungen sich dem Demonstrationszug der Arbeiterpartei am 15. August anschließen würden. Diese Demonstration der Arbeiterschaft ganz Belgiens   aber gilt nun nicht dem schließlich schon begrabenen Schulgesetz, sondern vor allem dem Wahlrecht. Und nun hat die liberale Linke von Senat und Kammer eine Erklärung akzepttert, die sich für das allgemeine Wahlrecht pur et simple", also für die Formel: eine Stimme, ein Mann, ohne Einschränkung ausspricht. Wie wir seinerzeit berichtekett Yak kn der ersten stammer- sitzung unter der neuen Regierung die liberale Linke die Be- merkung Vanderveldes über den zu unternehmenden Kampf für die Erreichung des gleichen polittschen Rechtes bis auf einige Doktrinäre mit minutenlangem Beifall aufgenommen. Die Erklärung der letzten liberalen Beratting kleidet diese Zu- stimmung in eine offizielle Parteikundgebung, die nun in aller Form die Liberalen als Anhänger des gleichen Rechtes bindet. Die Liberalen erklären damit, daß sie ihre frühere Forderung, eine zweite Stimme für den über 35 Jahre alten Familienvater beim Ge- mein de Wahlrecht fallen lassen eine Forderung, die ja allerdings nur von den Doktrinär-Liberalen verföchte» wurde. Die Differenzen in der Wuhlrechtsfrage«wischen den Linksparteien bestehen sonach nur mehr in dem einen Punkt über das w a h l b e r e ch t i g te Alter und die Auf- enthaltspflicht. Die Sozialisten fordern die Wahl- berechtigung vom 21. Lebensjahre, während die Liberalen an der Altersgrenze von 25 Jahren festhalten. Die Sozialisten sind für einen sechsmonatigen Wohnungsaufenthalt. die Liberalen bleiben bei der einjährigen Frist. Haben auch eine Reihe von Liberalen in der Schul- kampagne für die Wahlrechtsreform im Sinne der Aufhebung jeder Pluralstimme ihre Anhängerschaft kundgetan und hat sich auch aus anderen Symptomen auf eine mehr oder weniger allgemeine Zustimmung der liberalen Partei zu einer Reform in diesen Grenzen schließen lassen, so ist die nunmehrige Ver- lautbarung in ihrer klipp und klaren Zusage für das gleiche Recht als ein Erfolg zu buchen, der auf den endgültigen Sieg der Wahlrechtsfrage in Belgien   weist. politische Cleberlickt. Berlin  , den 5. Juli 1911, Schafskopf oder Tummkopf? Vor einiger Zeit machte durch die Presse eine Tischrede die Runde, die der Generalsuperintendent Braun(Königsberg  ) bei einem Festmahl in Liebemühl   anläßlich der Einweihung der dortigen evan- gelischen Kirche gehalten hat und in der er etwas despektierlich seine Tischgenossen und fich selbst im Vergleich zum Kaiser alsSchafsköpfe" hinstellte. Es war natürlich, daß sich sofort die Witzblätter des dankbaren Stoffes bemächtigten. Ein in Süddeutschland   erscheinendes machte dem entgleisten Redner das naheliegende Zugeständnis, daß er die geistigen Qualitäten seinerSchäflein" als Seelenhirte ja am besten kennen müsse. Dieser Tage ist nun, wie dieOstdeutsche Volkszeitung' meldet, der General- superintendent Braun in Jnsterburg bei einem Festmahl, das im Anschluß an die Einweihung der Melanchthon- Kirche statt- fand, auf die Liebemühler Rede zurückgekommen und hat erklärt, er habe in dieser Angelegenheit eine Fülle von Zu- schriften erhalten. Eine der ersten dieser Postkarten sei aus Dresden   gekommen und habe gelautet:An den General- fuperintendenten von Ostpreußen  , zu finden imKlub der Schassköpfe". DaS rühre ihn indessen nicht. Er habe in Liebemühl gewissermaßen zu einem internen Kreise gesprochen und glaube nicht, daß sich einer von den dort Anwesenden getroffen und beleidigt gefühlt habe. Außerdem habe sich nach dem Wortlaut seiner Aeußerungen auch niemand beleidigt fühlen können. Er sei Vorpommer und in seiner AuSdruckSweise an daS Wesen einer Heimat gewöhnt, deren Menschenschlag mit den Ost- ireußen soviel Aehnlichkeit habe. Das WortDumm- köpf" wende man in seiner Heimat nicht an; deshalb habe er das andere, landläufigere gebraucht. Aber die heutige Festversammlung möge sich nicht fürchten, sie sei nicht in Gefahr.(Gr. Heiterkeit.) In Liebemühl   habe er nur ausgeführt, wie er in den vielfachen Ge- sprächen deS Kaisers, denen er beiwohnen durfte, den Monarchen be- wundern gelernt habe bewundern, wie vielseitig dieser Mann sei. wie er sich auf allen Gebieten weitgehende Kenntnisse angeeignet habe und sich bemühe, alles zu erlernen und zu verstehen, sich über alles ein Urteil zu bilden.Gegenüber diesem Manne", so etwa habe er gesagt,kamen wir uns beinahe wie Schafsköpfe vor". Aber jetzt sage er nur noch Dummkopf.(Erneute große Heiter- keit.) Mit der Beteuerung, daß er kein Byzantiner sei und mit einer Verherrlichung Wilhelms II. schloß der Generalsuperintendent seine Rede. Wir meinen, es ist recht gleichgültig, ob der Herr General- superintendent zur Bezeichnung seiner geistigen Qualitäten das Wort Schafskopf" oderDummkopf" für angebrachter hält. Das eine wie das andere Wort scheint uns zulässig zu sein. Zieht der Herr Generalsuperintendent die BezeichnungDummkops" vor, wagen wir aus Höflichkeit nicht zu widersprechen. -'\ Es war nicht bös gemeint. DieGermania  " hat, wie derVorwärts" gestern mitteilte, kund getan, daß daS Zentrum sich nicht in den Schmollwinkel stellen will, weil der Graf von Schwerin-Löwitz in einer Wahlrede esals eine sehr unerfreuliche Erscheinung" bezeichnet hatte. DieKreuz- zeitung  " hatte bekanntlich den Worten de» Grafen   eine abschwächende Auslegung gegeben, worauf sich dieGermania  " mit der Be- schwichtigung ihrer protestantischen Betschwester zufrieden erklärte. DaS ZentrumSblatt erlebt aber die Freude, daß ihm auch noch von anderer konservativer Seite freundliche Worte zugeflüstert werden. In derKonservativen Korrespondenz" wird den schwarzen Freunden versichert, daß sich um eine rein private Meinungsäußerung des Reichslagspräsidenten Grafen Schwerin-Löwitz handle, derweite Kreise der konservativen Partei nicht beizutreten vermögen." Zum Ueberfluß redet auch der Hauptsllnder, eben Graf Schwerin  -Löwitz, in einem Schreiben an die.Kreuzzeitung" dem Zentrum gut zu und bestätigt ihm, daß es eine durchausnationale" Partei sei. Mehr christliche Versöhnlichkeit kann man beim besten Willen nicht verlangen. Freilich weiß man auch im konservativen wie im Zentrumslager, daß man in der gegenwärtigen politischen Situation sehr aufeinander angewiesen ist. Tie Regierung gegen den Hansabund. Nicht allein die Vertreter der Schwerindusttie und de» rückstchtS- losesten ScharfmachertumS marschieren mit fliegenden Fahnen auS dem Lager des Hansabundes, auch die Handwerker müssen ihr Bünd- lein schnüren und den Hanseaten, die bis jetzt doch nur tapfere Worte gegen die agrarische Reaktion hatten, Valet sagen. So will es nämlich die Regierung, für die der Wille der Agrarier und Scharf- macher natürlich das höchste Gesetz ist. Durch einen Erlaß des preußischen HandelSminifters S y d o w wird sämtlichen, dem Hansa- bund angehörenden Innungen unter Berufung auf einige Para- graphen der Gewerbeordnung daS Recht abgesprochen, Mitglieder dieser Organisation zu lein.