ix. 163. 28.I KtilU des Jotitirts" Kerlim loMlotL5ott«abevd. 15. loü 1911.Der ZeDtrumsgewtrhvcreio der BergleuteIn den letzten Tagen hat der Gewerlverein der christlichenBergarbeiter in Köln am Rhein seine 13. Generalversammlungabsolviert. Nach den Satzungen ist der Gewerkverein in politischenDingen.streng neutral"; die Führer versichern dies bei jedwederGelegenheit, auch auf der 13. Generalversammlung haben sie eswieder geschworen. Und dennoch trugen die Kölner Verhandlungeneinen politischen Stempel.Die praktischen Arbeiten der Generalversammlung wurdeneingeleitet mit einer langen Begrühungsansprachc des Direktorsdes Volksvereins für das katholische Deutschland, Dr. Brauns-M.�iladbach; den Verhandlungen des zweiten Tages verlieh dieAnwesenheit des Generaldirektors desselben Vereins eine höhereWeihe; schließlich beehrten den Kongreß noch fünf oder sechsZentrumsabgeordnete. Herr Dr. Brauns überbrachte die Grüßeund Wünsche des katholischen Volksvereins, mit dem, nach seineneigenen Angaben, der Geweriverein durch mancherlei Fäden der-knüpft sei. Die Richtigkeit dieser Ausführungen kann ohne weitereszugegeben werden, merkwürdig ist an der Sache nur, daß HerrDr. BraunS just vor den Reichstagswahlen diese mancherlei Be-Ziehungen zwischen dem Zentrums-Volksverein und dem GeWerk-berein entdeckt und sie zum Anlaß nimmt, als offiziellerVertreter des Volksvereins die Generversammlung der christlichenBergarbeiter zu besuchen. Ein Vertreter des M.-GladbacherVereins hat bisher Wohl(wenigstens nicht.offiziell") keiner Ge-werkvereinsgeneralversammlung beigewohnt. Auch Dr. Brauns.der an der Wiege des Gewerkvercins gestanden hat und fast einJahrzehnt Mitglied des sogenannten Ehrenrats war, blieb denGeneralversammlungen volle zehn Jahre fern. Wenn nun derSachwalter des Zentrumsvolksvereins ganz unvermittelt und ur-plötzlich sich der Beziehungen zwischen dem Volksverein und demGewerkverein entsinnt, so muß das einen besonderen, triftigenGrund haben. Die Reichstagswahlen stehen vor der Tür, vor denMahlen graut es den Zentrumsherren bei ihrem schlechten Ge-wissen und ihrem systematischen Arbeiterverrat gar fast, deshalbhält man einen engeren Zusammenschluß mit den im Gewerkvereinorganisierten Arbeitern für dringend geboten. Das ist die einzigeplausible Erklärung für das an sich ganz unmotivierte Erscheinendes Generaldirektor? und des Direktors des Volksvereins für daskatholische Deutschland auf der 13. Generalversammlung des Ge-Werkvereins christlicher Bergarbeiter.Die Ausführungen Dr. Brauns waren natürlich völlig un-politisch, indessen ändert dieses Moment ebensowenig an derRichtigkeit der vorstehenden Behauptung, wie das Referat des.,Bergknappen"-Redakteurs Jmbusch über die grundsätzlicheStellungnahme des Gewerkvereins. Jmbusch meinte, der Zweckund die Aufgaben der christlichen Bergarbeiterbewegung würdennoch vielfach verkannt; beides sei aber deutlich zu ersehen: 1. ausden Gründen, welche die Gründer des Gewerkvereins veranlatzte,diesen ins Leben zu rufen, und 2. aus der bisherigen Tätigkeit desGewerkvereins.Ueber die Ursachen, welche die Gründer de? Gewerkvereins der-Änlaßte, diesen ins Leben zu rufen, hat Herr Jmbusch dann aus-geführt:.Der Gewerkverein wurde gegründet, um die als not-wendig erkannte Vertretung der wirtschaftlichen Interessen derBergarbeiter zu schaffen, die dem früher gegründeten sozialdemo-kratischen Verbände nicht angehören konnten. Er sollte der Berg-arbeiterschaft den Anteil an den Wirtschaftsgütern sichern, der ihrgebührte, und ihr die Stellung verschaffen, auf die sie mit RechtAnspruch erheben. Deutlich zeigen das die Aeußerungen derGründer."Herr Jmbusch wird der geschichtlichen Wahrheit mit diesenwenigen Worten nicht gerecht, allerdings hat Herr Jmbusch alleVeranlassung, den wahren Hergang der Gründung des Gcwerk»Vereins und die Ursache desselben mit Stillschweigen zu übergehen.Angesichts der entstellenden Darstellung deS Gewerkvercins-referenten sei deshalb die Entstehungsgeschichte deS Gewerkvereinshier mit wenigen Strichen gezeichnet.Die Gründung des Gewerkvereins war nicht der erste Versuch,die katholischen Bergarbeiter zu organisieren. Im Jahre 1886 riefder Zeitungsverleger Johann Fusangel den„Rechtsschutzverein" insLeben. Nach der Auflösung diese? Vereins, dem zirka 12 600 meistkatholische Bergarbeiter in seiner Glanzzeit angehört hatten, grün-dcten Lambert Lensing-Dortmund, Fusangel-Bochum und Stotzel-Essen den Verband„Glück-Auf". Der zentrumspolitische Charakterde»„Glück-Auf" ist schon durch die Gründer hinreichend dokumen-tiert. Die ganze Gründung war nichts anderes als eine ultra-montane Wahlmache, mit der die Gründer allerdings nicht sehr vielGlück hotten. Jedenfalls wurde der Verein„Glück-Auf" aus der-selben Veranlassung ins Leben gerufen, aus der im Jahre 18S4kleines feuilleton.Wie ein Wunder entsteht. In einem galizischen Dörfchen beiSambor bemerkten vor einigen Tagen zwei junge Hirtinnen, diedaS Vieh der Bauern hüteten, über dem niwt weit entferntenDorfbrunnen ein geheimnisvolles Licht, das sich Hob und senkte.Voll abergläubischer Furcht eilten sie nach dem Dorfe und benach-richtigten von dem„Wunder" die Bauern, die in Scharen herbei-eilten und vor dem Brunnen auf die Knie fielen. Die Kunde vondem wunderbaren Licht verbreitete sich mit unglaublicher Schnellig-keit in der ganzen Umgebung. Zahlreiche Prozessionen aus denbenachbarten Dörfern kamen singend und betend und bestauntendie seltsame Erscheinung. Natürlich dauerte es nicht lange, bis siealles Mögliche und Unmögliche in ihrem abergläubischen Wahn zusehen vermeinten. Die einen wollten darin die Mutter Gottes, dieanderen ganze Heerscharen von Engeln und alle anderen Heiligendes Kalenders erkennen. Der mthenische Pope ließ die erwünschteGelegenheit nicht vorübergehen und benutzte das Wunder dazu,für den Kirchenbau Gelder zu sammeln. Er stellte neben demBrunnen einen Tisck mit zwei Leuchtern und einem Kruzifix aufund ließ durch den Kirchendiener die gern und reichlich gegebenenKupfer- und Silbermünzcn von den Pilgern einsammeln. Die Be-Hörden, die sich mit dieser Angelegenheit befassen zu müssenglaubten, ließen die Sache untersuchen und fanden die ebenso ein-fache als natürliche Erklärung des vermeintlichen„Wunders".Irgendein Spaßvogel hatte nämlich in eine Spalte der Brunnen-fassung eine Spiegelscherbe gelegt, die in dem grellen Sonnenscheindas„heilige Licht" verursachte. Trotz dieser Erklärung glauben dieBauern weiter an das Wunder. Schon jetzt wird eifrig für denBau einer Kapelle gesammelt, die sich über dem.Wunderbrunnen"erheben soll.DaS höchste Bauwerk der Welt. Der Ehrgeiz der cnnerika-Nischen Baumeister verliert immer mehr jede Vergleichsmöglichkeitmit der Baukunst der alten Welt. Aus Cleveland kommt nun dieNachricht, daß eine der mächtigsten amerikanischen Hausbesitzer-Organisationen, die„National Builoings Owners Convention", denPlan zu einem Neubau in Auftrag gegeben hat, der alle Bauwerkeder Welt an Höhe übertreffen wird. Der einzigartige Baukörperwird in New Aork erstehen: ein Wolkenkratzer von 100 Stockwerkenund einer Gesamthöhe von nicht weniger als 365 Metern. Diesesneue Gebäude läßt alle bisherigen Rekords des Wolkenkratzerbauesweit hinter sich. In New Dork arbeitet man gegenwärtig an einemneuen Riesenhausc, dem Woolworth Building, das genau 262 Meterhoch wird und 46 Etagen aufweisen soll. Das Woolworth Buildingwird bis zur Fertigstellung mehr als 30 Millionen verschlungenhaben: man kann daraus schließen, welches Kapital für den neuenvuadert-Etogen-Wottellklatzer ftstgclegt ftfjieji«mß. Nachdann der Gewerkverein von den ZentrumSmachern gegründet wurde.Es verdient ganz besonders hervorgehoben zu werden, daß die-jenigen Leute, die den ersten Anstoß zur Gründung deS Gewerk-Vereins gaben, keine Bergarbeiter waren. August Brust war nichtsanderes, als eine vorgeschobene Person. Die erste Delegierten-Versammlung im August 1894 wurde zwar von Brust geleitet, dengrößten Raum in der Diskussion nahmen aber die sogenanntenEhrengäste in Anspruch, Arbeiter kamen kaum zu Wort. Vielmehrals August Brust oder andere Arbeiter sind an der Gründung desGewerkvereins beteiligt die Herren Fabrikbesitzer Wiese-Verden, einstrammer Zentrumsmann, Kaplan Oberdörffer, der katholischePfarrer Drießen, der damalige Vikar Dr. Kramer, Professor Hitzeund Pfarrer Weber-M.-Gladbach.Im Jahre 1893 brachten die Reichstagswahlen, namentlich imRuhrkohlenrevier, der sozialdemokratischen Partei einen starkenStimmenzuwachs, den man zum größten Teil aus das Erstarkendes alten Bergarbeiterverbandes zurückführte. Die Zentrumsführersahen, daß sie zusehends an politischem Einfluß einbüßten. Dasie aber ein sehr lebhaftes Interesse oaran hatten, sich für ihre poli-tischen Zwecke die Arbeiterstimmen zu sichern, verschrieben sie dasvon ihrem Gesinnungsgenossen Fusangel und Lensing mit schlechtemErfolg angewandte Rezept erneut und organisierten die Bergarbeiter.Die Gründung des Gewerkvereins auf interkonfessioneller Grundlage entsprang lediglich kühler Erwägung; die Gründung selbst er-folgte lediglich aus politischen Erwägungen. Was aber die vonJmbusch zitierten Aeußerungen der Gründer anbetrifft, so beweisendiese Aeußerungen in aller Deutlichkeit, daß es diesen Herren vor-nehmlich darauf ankam, eine Organisation zu schaffen, deren ersteAufgabe der Kampf gegen die Sozialdemokratie war.Diese Devise zog sich wie ein roter Faden durch fast alle Redender Gründer und durch die ersten Satzungen des Gewerkvereins.Auf dieser Basis operierte fortan der politisch neutrale Gewerk-verein. Die Gründe, die gewisse Leute veranlaßten, den Gewerk-verein ins Leben zu rufen, beweisen nicht nur für die Argumentedes Herrn Jmbusch nichts, sondern widerlegen seine Behauptungenund tuen dar, daß der Gewerkverein eine Zentrumsgründung ausrein politischen Motiven war.Im Laufe der Jabre hat der Gewerkverein dann allerdingsden Ehrenrat— dem Dr. Brauns und Professor Hitze, der Ver-trauensmann des katholischen JndustriellcnverbandeS„Arbeiter-wohl", viele Jahre angehörten— durch Beschluß der Generalver-sammlung aufgehoben. Der diesen Herren blind ergebene Vor-sitzende August Brust war kurz vorher unter den bekannten wider-wältigen Umständen„pensioniert". Im großen Bcrgarbeiterstreikhat dann der christliche Gewerkverein Schulter an Schulter mit demalten Verband und den anderen Organisationen für die Rechteder Bergarbeiter gegen das arbeiterfeindliche Grubenkapital ge-kämpft, indessen war das mannhaft« und ernstliche Eintreten fürdie Interessen der Bergleute nur eine kurze Etappe in der Gesamt.entWickelung des Gewerkvereins. Die Rückwärtsentwickelung ginggar schnell und heute, nach knapp sechs Jahren, nimmt man jenenMann in allen Ehren wieder auf, dem der„Bergknappe" im No-vember des Jahres 1907 ausdri�klich attestierte daß er die volleQualifikation eines Jnteressenvert reters des Unternehmertumsbesitze.Die Rückkehr August BrustS und daS Erscheinen der HerrenPieper und Dr. Braun stehen in enger Beziehung. Brust war dasstets willfährige Werkzeug der Zentrumsdemagogen. In diesemSinn« wird in der„Deutschen Berg- und Hüttenarbeiterzeitung"vom 4. Mai 1901 von jemanden, der die Persönlichkeiten des Go-Werkvereins genau kannte, gesagt:.... Brust selbst ist unfähigzu«iner Gewerkschastsführung im großen Stile; ihm fehlt soziemlich alles zum Strategen. Und deshalb ist der Einfluß derHerren Hitze, BraunS, Pieper und Genossen so groß auf ihn."Die Herren Pieper und Brauns sind Arm in Arm mit HerrnBrust nach 6 jährigem Exil zurückgekehrt und mit ihnen haben ihrGeist, ihr« Gesinnung und ihre frommen Absichten wiederum beimGewcrkverein Einzug gehalten. Die Hitze, Pieper, Brauns habenvor Jahren im Ehrenrat die ernste Absicht gehabt, den Gcwerk-verein im Sinne des Zentrums zu leiten, der Ehrenrat ist zwarbeseitigt, ober die Herren haben wieder feierlichen Einzug ge-halten und bald wird ihr Geist im christlichen Getverkverein wiedervollends dominieren. Die Mitglieder, die seinerzeit von der evan-gelischen Seite dem Ehrenrat angehörten, haben keinen Ersatz ge-funden; um so uneingeschränkter wird die Herrschast der Hitze,Pieper, BraunS und Genossen sein. Mit der 13. Generalversamm-lung hat sich der christliche Gewerkverein offensichtlich unter dieBotmäßigkeit der Leiter des Vollsvereins für das katholischeDeutschland— waS gleichbedeutend mit der Botmäßigkeit des Jen-trums ist— gestellt. DaS Zentrum ist die Partei der ausge-sprochencn Kulturfeindlichkeit, des fortgesetzten Arbeiterverrats unddes brutalsten Volksbetruges.Vollendung deS Baues wird das Gebäude das höchste Bauwerk derWelt sein.Südliche Pflanzen in nördlichen Breiten. Wer zum erstenMole die Südküste Englands oder die herrliche Insel Wight be-sucht, ist erstaunt über den Charakter der dortigen Pflanzenwelt,die an Reichtum und Pracht fast mit der Vegetation an denKüsten der Riviera wetteifern kann. Ueberall in den Gärten undAnlagen findet man zahlreiche Palmenarten, die auch im Winterim Freien wurzeln. Daneben wachsen Feigen und Oelbäumc, dieStechpalme bildet weite Gebüsche und Haine und auch andereimmergrüne Sträucher und Bäume, wie Steineiche, Lorbeer undMyrthe sind allenthalben heimisch. Zu der gleichen Zeit, wie indem so viel südlicheren Spanien und Portugal blühen auch hierim„rauhen" Norden stattliche Azaleen und Rhododendren, dieeine Höhe von sechs bis acht Metern erreichen. England genießteben den Vorzug des milden gleichmäßigen atlantischen Klimas,und der Einfluß des Golfstromcs, dessen Ausläufer die Insel um-fließen, macht sich längs der ganzen Küste bemerkbar. Noch seit-samar wird es manchem klingen, daß selbst auf Helgoland einigesüdliche Gewächse gedeihen. So kommen auf Helgoland nicht nurFeigenbäume vor, sondern reifen sogar ihre Früchte. Doch hörenwir, was Kuckuk darüber in seinem„Nordseelotsen" schreibt:„Nichts bezeugt so sehr die Milde des Nordsceklimas, als dasGedeihen der Feige auf Helgoland. Es handelt sich hier um diedurch purpurrotes Fruchtfleisch ausgezeichnete Abart der gemeinenFeige, kleus carica L., die in Helgoland an verschiedenen Stellendes Unter- und Oberlandes gezogen wird."„Der größte Baumsteht im Hofe der Molkerei auf dem Oberlande; seine Höhe beträgt4,5 Meter, sein Stammumfang 60 Centimeter. Die kräftigenAeste, die enorm große Blätter tragen, müssen gestützt werden.Bei diesem Exemplar fallen die Früchte meist vor der Reife ab."Ein zweiter, etwas weniger stattlicher Baum dagegen, der in einemanderen Garten steht, gibt im Herbst reiche Ernte. Auch sonstfinden sich noch andere Exemplare auf der Insel, jedoch von mehrstrauchartigem Bau. Gleichfalls wird es überraschen, daß aufHelgoland auch die Artischocken ganz vorzüglich gedeihen und reicheErnte liefern.Papiersairikation und Waldvcrwüstung. In wie großem Um-fang daS Holz zur Papicrfabrikation herangezogen wird, dafür gibtDr. Ernst Schnitze in seinen kürzlich erschienenen„Streifzngen durchda? nordamerikanische Wirtschaftsleben" interessante Beispiele. Ererzählt, daß in Nordamerika 1867 Papier als Produkt der Holzver-orbeitung aufgekommen sei, daß sich aber bis 1690 die Herstellungin bescheidenen Grenzen gehalten habe. In den letztenzwanzig Jahren aber hat in Amerika wie in Westeuropa dieFabrikation von Holzpapier so zugenommen, daß sie alleneueren Arten der Papierfabrikation überragt. 1867 hatten dieWaldungen der Neuengland-Staaten, New AorkS und PennsylvaniensVon den zur Fabrikation verwendeten Bäumen solche Bestände, daßMit Köln hat eine neue Wendung in der EntWickelung deSGewerkvereins begonnen. Mit Köln muß der Gewerkverein end-gültig gerichtet sein!_Hus Induftne und HandelVerschlechterung der Lebenshaltnng.In Zeiten deS gewerblichen Niederganges pflegen die Waren«preise zu sinken. Die Periode 1907 bis 1909 hat aber für die Klein«Verkaufspreise der Lebensmittel keine sinkende Kurve gebracht, sonderndie Preise gingen fast ununterbrochen nach auswärts, so daß imJahre 1910 daS Preisniveau sich im Verhältnis zur Bewegungder Löhne auf einer recht unbefriedigenden Höhe befand. Fürdiese Behauptung sei hier auf die Bewegung der Lebensmittelpreiseund Löhne bei der Firma Krupp hingewiesen, deren Konsum«anstatt den auf den Betrieben der Firma beschäftigten Arbeitern zumöglichst billigem Preise die wichtigsten Lebensmittel liefert. Umdas Preisniveau im Verhältnis zum Konsum berechnen zu können,war eS nötig, als Konsumeinheit von der NahrungSmittelration desdeutschen Marinesöldaten auszugehen und das Dreifache dieser alsFamilienration anzunehmen. Es ergibt sich dann, daß sich für daSJahr 1907 der wöchentliche Nahrungsmittelaufwandeiner vierköpfigen Familie auf 19,58 M. stellte, im Jahre 1910 aberauf M.; die nämlichen Waren in der nämlichen Menge undQualität kosteten im Jahre 1910 1,69 M. mehr als im Jahre 1907.DaS ist eine Steigerung des wöchentlichen NahrungSmittelaufwandeSvon 8,SZ Proz. in drei Jahren, und zwar in Jahren, in die eingewerblicher Niedergang gefallen ist. Für die in den KruppschenBetrieben beschäftigten Arbeiter liegen auch Angaben über dieLohnsätze vor. Danach stellte sich der Durchschnittslohn einesArbeiters im Jahre 1907 auf 6,3b M., im Jahre 1910 auf 6,61 M.Der Lohn ist um 0,16 M. oder um rund 3 Proz. in der nämlichenZeit gestiegen, in der der Nahrungsmittelaufwand um 8,63 Proz.hinaufgegangen ist. Dabei muß aber noch darauf hingewiesenwerden, daß die Löhne bei Krupp im Durchschnitt ziemlich hoch undstabil, die Warenpreise im Kruppschen Konsum niedriger sind alS imallgemeinen in dem unbedrohten Kleinhandel. Die Lage derArbeiterschaft ist also 1910 noch wesentlich ungünstiger gewesen als1907, indem die Kaufkraft des Geldes merklich geringer war alsdamals. Die Ziffer, die die Höhe des NahrungSmittelaufwandeSangibt, ist selbst bei Krupp erheblich niedriger, als für das übrigeEssen. Nach den amtlichen Preisnotierungen für den Klein«Handel in Essen stellte sich der Kostenbetrag deS wöchentlichenNahrungSmittelaufwandeS für daS Jahr 1910 auf 24,68 M. DieseIndexziffer steht um 3,3K M. höher als die nach den Preis-Notierungen der Kruppschen Konsumanstalt berechnete. ES kostete inder Kruppschen Konsumanstalt in den Jahren 1907 und 1910 einKilogramm der nachstehenden Nahrungsmittel in Pfennigen:1907 1909 Zu- resp. AbnahmeRindfleisch... 140,0 144,9+ 4,9Schweinefleisch. 167,9 180,0+22,1Hammelfleisch., 130,0 130,0-4- 0,0Reis..... 84,6 36,0+ 1,6Bohnen.... 83,7 36,0+ 2,3Erbsen..., 28,7 34,0+ 5,3Weizenmehl,, 80,0 82,8+ 2,8Pflaumen.,, 48,9 64,0+15,1Kartoffeln,,. 6,7 7.2+ 0,6Brot..... 15,7 17,8+ 2,1Butter.... 262,8 277,7+14,9Zucker.... 46,0 53,1+ 7,1Kaffee.... 180,0 240,0+60,0Mit Ausnahme von Hammelfleisch ist jede Ware im Preise mehroder weniger gestiegen, so daß unter Berückflchttgung der kon«sumierten Mengen eine Zunahme der Ausgaben für den berechnetenNahrungsmittelaufwand von 8,63 Proz. resultiert. Inzwischen habendie Preise im Jahre 1911 weiter angezogen; denn für dieersten fünf Monate diese« Jahres stellte sich die Indexziffer für dieStadt Essen schon auf 26,06 M.. also 0,48 M. höher als für da»ganze Jahr 1910. Auch eine Illustration zu dem Gerede von demsozialen Ausstieg der breiten Masse.Drohende Fleischaot.Der Verbrauch an Pferdefleisch nimmt in der rheinisch«westfälischenJndustriebevölkerung derart zu. daß zurman glaubte, sie würden für immer genügen, heute sind diese ganzenBestände verschwunden, die Papiermühlen müssen daS Rohmaterialvon weither herbeischaffen. Von 1900—1906 ist der Verbrauch vonHolzpapier in Nordamerika von 3>/, bis auf 6'/, Milliarden Pfundgestiegen, d. h. um 66 Proz. Und brauchten im Jahre 1900 dieZeirungen etwa 1 Milliarde Pfund, so belief sich 1906 ihr Bedarfauf 1,8 Milliarden Pfund. Die Auflagenzahl sämtlicheramerikanischer Zeitungen soll im Jahre 1880 2 MilliardenExemplare betragen haben; 1905 dagegen 10'/, Milliarden.1870 kamen auf jeden Bewohner der Bereinigten Staaten39 Zeitung«- und Zeitschriftenexemplare. diese Zahl hob sichin den nächsten zehn Jahren nur um ein geringes, auf 41,2; dannaber folgte die Zeit des gewalttgen AnschlvellenS; 1890 waren eSschon 72,2, 1900 103 und 1905 125 Exemplare. Dazu kommt noch,um den steigenden Bedarf an Holzpapier für die Presse zu erklären,die Vergrößerung deS Umfanges der Zeitungen in den letzten dreißigJahren. Hatten 1880 1000 Exemplare im Durchschnitt 91'/, Pfundgewogen, so war dieses Gelvicht 1390 auf 118,4, 1900 auf 137,3und 1905 auf 176,4 Pfund gestiegen; denn der durchschnittliche Um-fang der Zeitung hatte sich in diesem Vierteljahrhundert von 4.4 auf8,8 Seiten gehoben, d. h. gerade verdoppelt.Notizen.— Prof. Hermainn Senator/ eln hervorragenderKliniker, ist im Alter von 76 Jahren im Sanatorium Tegel ge-storben. In Berlin hatte er studiert, hier war er als Arzt und seit1868� auch als Dozent tätig. Die Protektion der Kaiserin ver-schaffte ihm, dem Juden, der nie eine ordentliche Professur bekam,die Leitung des Augustahospitals. Später stand er einer dermedizinischen Kliniken in der Charite vor. Auch in der BerlinerMedizinischen Gesellschaft tat er sich hervor.— Drahtlose Telcgraphie in Marokko. Zumersten Male arbeitete räch einem Telegramm aus Tanger amDonnerstag der drahtlose Telegraph zwischen Fez und Tanger.Das erste Radiogramm sandte der Sultan an El Mokri, umdiesen von dem in Fez herrschenden Frieden in Kenntnis zusetzen.m— Die Bevölkerung Spaniens beträgt nach derVolkszählung von 1910 19,5 Millionen Köpfe. Die jährliche Zu-nähme in dem letzten Jahrzehnt war äußerst gering, sie betrug nur0,6 vom Hundert; trotzdem die Geburtenziffer(für Lebendgeborcne)mit 34,4 vom Hundert relativ hoch ist. Eine hohe Gesamlsierblich-k-lt. eme fast gleich hohe Säuglingssterblichkeit wie die Deutschlandsund starke Auswanderung machen den Geburtenüberschuß erheblichwieder wett. Von den Städten stehen Madrid mit 671639 undBarcelona mit 600 900 Emwohnern an der Spitze. Von weiterenStädten mit über 100 000 Seelen besitzt Spanien nur vier.�enem(213 550). Sevilla(165 366). Malaga(133 046) und Murcia