Befriedigung deZ Bedürfnisses Frachtermäbigung für Schlachtpferde verlangt wird. Im Düsseldorfer Schlachthofe wurden zur Schlachtnng aufgetrieben im Jahre 1908: 1738, im Jahre 1909: 1861 und im Jahre 1910: 20U2 Pferde. Die Düffel- dorfer Handelskammer veröffentlicht in ihrer Monatsschrift ein Gutachte» über Frachtermätzigung für Schlachtpferde, worin es heißt: .Der Verbrauch des Pferdefleisches in den unteren Bevölkenmgs- klaffen nimmt von Jahr zu Jahr zu. Bei den ständig seit Jahren bestehenden hohen Viehpreisen ist dies auch erklärlich, und derPferdefleischverbranch wirdfich allerBor- ouSsicht nach noch steigern, weil durch die lang andauernde Maul- und Klauenseuche sowie durch den bösartigen Charakter de« Seuckenganges der größere Teil deS Jungviehs, der zur Aufzucht bestimmt war, abgeschlachtet werden mußte. Wir gehen daher für die Fl e isch v e rs o rgu n; teuren Zeiten entgegen. Der Mangel an Schlachtvieh wird in den nächsten Tagen besonders stark hervortreten, wenn die alten Bestände aufgebraucht find und kein Nachwuchs vorhanden ist. Es ist richtig, daß die hiesigen Pseidemetzgcr in der näheren Umgebung keine oder keine genügende Menge Schlachtpferde meljr erhalten können. Ueberhauvt stt das ganze Industrie- gebiet auf die Einfuhr v o n S ch l a ch tp fe rd en an« gewiesen, die oft weit her aus Ostpreußen , Posen und Süd deutschland geholt werden müssen. Bei solch großen Eni- fermmgen entstehen große Versandgebühren, und eine wesentliche Herabsetzung deS Frachtentarifs für Schlachtpferde würde u. E. auch das Pferdefleisch wesentlich verbilligen, was der Arbeiter bebölkerung zugute käme.' Die rheinisch-westfälischen Arbeiter essen das Pferdefleisch natürlich nicht aus Liebhaberei, sondern aus Rot, weil sür das bessere Fleisch der Ochsen, Schweine usw. ihr Einkommen nicht reicht. Und daran sind nicht nur die Agrarier und Ultramontanen schuld, sondern auch die Nationalltberalcn, die bei der Lebensmittel- verreuerungspolink der Junker nach Kräften mitgeholfen haben. Die Tatsache, daß die Arbeiterbevölkerung fich mehr und mehr des MeischgenusseS entwöhnen oder zu minderwertigen Fleischsorten übergehen muß, wird die nationalliberale Unternehmerprefse nicht abhalten, bei nächster Gelegenheit wieder Loblieder anzustimmen aus unser gesegnetes Zeitalter, in dem sich die Lage der Arbeiter so andauernd und mächtig hebt._ DaS Auswandern wird teurer. Die in den letzten Tagen in London gepflogenen Verhandlungen zwischen den kontinentalen und britischen Schiffahrtslinien ergaben, daß noch bestehende Differenzen nicht so bedeutend find, um nicht eine endgültige Verständigung er- hoffen zu lassen. Im Laufe des Sommers soll ein kleine» Komitee in Paris ein neues Abkommen festsetzen. Inzwischen wurde das noch bestehende Abkommen unverändert bis Ende Oktober erneuert und die KajlitSraten erster und zweiter Klasse um zehn Shilling «höht. Salzige Nachrichten. Die österreichische Monatsschrift für den Orient bringt einige salzige Mitteilungen, salzig für die, die es an- geht. Sie schreibt: Das perstsche Parlament beschloß mit dem Juni letzten Jahres die Abschaffung der bisherigen Salzsteuer. Diese hatte große» Mißvergnügen hervorgerufen, dabei aber nur geringe Einnahmen geliefert, weil die zahlreichen Salzlager in den Wüsten- gebieten PerstenS die Deckung des Bedürfnisses auf dem Wege deS Schmuggels ungemein erleichterte, wie auch die türkische Salzsteuer mit Schlvierigkeften zu kämpfen hat. Ferner schreibt da» Blatt über Timbuktu : Diese nahe der nordsüdlichen Biegung des Nils liegende alte berühmte Handelsstadt mit ihren 5000 ständigen Einwohnern, die fich zur Zeit lebhafter Handelstätigkeit auch auf 7—8000 vermehren. steht vor der Gefahr, die Grundlage ihrer kommerziellen Bedeutung, namentlich des Salzhandels zu verlieren. Timbuktu bezog bisher das im Süden nicht vorhandene, abxr von dessen Bewohnern dringend benötigte und gut bezahlte S�lz aus der Oase Tauni, etwa 500 Kilometer nördlich von Timbifkt». Dieser Platz ist von Timbuktu durch ein sandiges Terrain getrennt, innerhalb oessen als Ruheplatz für die Karawanen nur die Oase Brtani zu stnden ist. Die Salzgewinnung bei Tauni ist aber feit einigen Jahren in beständiger Abnahme begriffen. Diese Abnahme erfolgte nicht nur wegen gewisser leicht zu beseitigender Schwierig- ikeiten, wie die Unsicherheit der Route Tauni-Timbuktu, zu schwere Steuerbelastiing des Salzes, hohe Transportkosten infolge der Ab- nähme der Kamelherden, sondern auch vormöge des Wettbewerbes de« billigeren rumänischen und ungarischen Salze», das über Sronzöstsch-Guyana und Senegambien in das Land dringt und nach ollendung der geplanten Verbesserung der Nigerschiffahrt noch weiter eindringen wird. Dieser Wcttbewtrb dürste früher oder später der Salzgewinnung bfi Tauni, soweit sie für den Süden arbeitet, ein Ende bereiten und damit auch der kommerziellen Stellung von Timbuktu einen schweren Stoß versetzen. Sozialed. stinbersterben in einem Herrschaftsgebiet des Zentrums.. In Bauern befiehlt die allmächtige ZentrumSvartei; der„ein- schlägige" Reffortchef, insonderheit der Kultusminister Herr Anton v. Wehner, pariert. Das hat noch unlängst der Fall des Zentrums- chef» v. Orterer in Sachen seiner Schülerbehandlung kläclich be- wiesen. Als bei der dritten Beratung der Rcichsoersicherungs- ordnung im Reichstag die Konservativen und Klerikalen noch die schwerwiegende Zulassung der Herabsetzung der Schutzfrist für ländliche Wöchneriunen von acht auf vier Wochen beantragten— und durchsetzten—, da bemerkte der stark ultromontane bayerische JnnungSkrauter Irl über die hohe Kindersterblichkeit in seiner Heimat, es handele sich nur meist um„Kostkinder". Kostkinder werden die»in Pflege" gegebenen Säuglinge genannt! es kommen hier zumeist unehelich Geborene in Betracht. Die Mutter kann oder will den Säugling nicht selber pflegen, sie muß in den Dienst usw. Für die„Kostkindcr" wäre aus naheliegenden Gründen eine besonders wachsame Pflegeaufsicht zu scf)affen, ihren zumeist ärmlichen Müttern mühte erst recht eine mindestens achtwöchige Ruhe- zeit(mit Krankengeldbezug) zugestanden werden. Aber die Kon- servatioen haben es mit den Zentrumsleuten durchgesetzt, daß die Landkrankenkassen das Recht haben, eventuell die Schutzfrist für Wöchnerinnen herabzusetzen. Diese„christlich-soziale" Tat erscheint «rst im rechten Licht, wenn wir uns die kürzlich herausgekommenen Geburten- und Sterblichkeitsziffern im Zentrumslande Bayern ansehen. Auch in Bayern ist 1910 die Zahl der Eheschließungen zurück- gegangen, und zwar von 49 774(1909) auf 49 464. Die Zahl der Geburten ging von 227 226 auf 22 1 528 zurück. Auf 1000 Köpfe der Gesamtbevölkerung entfielen Geburten 1875 42,2, 1900 37,9, 1905 85,7, 1909 33,4, 1910 32,4. Aus diesem Geburtenrückgang erklärt sich auch zum guten Teil die Verminderung der Sterblichkeits- ouote. ES starben pro 1000 Köpfe der bayerischen Bevölkerung 1875 33.0. 1900 26.6. 1905 23,7, 1909 21,1, 1910 20,0. Auch die Fortschritte in der öffentlichen Gesundheitspflege und der Volks- bildung haben die Verringerung der Sterblichkeitsquote mit- bewirkt. Wie gros, speziell die Säuglingssterblichkeit in Bayern ist, lehrt der amtliche Nachweis, daß 1910 von sämtlichen Lebend- geborenen etwa ein Fünftel im Alter von noch nicht einem Jahr starben l Wohl betrug die Sterblichkeit 1905 sogar 24,1 Proz., aber 1910 kamen immer noch 43 438 Säuglinge nicht über das erste Lebensjahr hinaus: 20 Proz. aller Lcbcndgeborenen starben! Der Menschheit ganzer Jammer faßt unS aber erst an, wenn wir daS Sterben der unehelich Geborenen betrachten. Die An- gaben gelten für 1910: E« starben im Von 100 Säug- Säuglingsaller lingen starben 86 343 19,2 7090 27,2 „Kostkindern Es wurden geboren Eheliche.. 139 493 Uneheliche. L6 042 Unter den vorwiegend unehelich geborenen herrscht also ei» sehr tuel sÄ>»lM£ieZ Ztsrbw al«»»& ifi«» ' ehelich gebotenen Altersgenossen. Die VerfchlechieruSg de» Wöchnerinnenschutzes durch den fchwarz-blauen Schnapsblock trifft mit stärkster Wucht diese unglückseligen„Kostkinder". Die er- schreckend hohe Sterblichleitszisfer unter den Säuglingen in den bayerischen Zentrumshochburgen kann man nur dann mit dem Vorwiegen der �kostkinder" beschönigen wollen, wenn man, wie Genosse Bebel mit leidenschaftlichem Nachdruck betonte, in der „Engelmacherei" keine Schmach für die Menschheit erblickt. _ Die„Engelmacherei" haben die„christlichen" Berschlechterer des Wöchnerinnenschutzes selbstredend nicht abfichtlich fördern wollen, aber im Effekt läuft die gestattete Verkürzung der Schutzfrist für versicherte Wöchnerinnen auf eine Verwahrlosung der Säuglinge hinaus. Darunter haben die unglücklichen„Kostkindcr" am meisten zu leiden. Daß gerade ein Vertreter des„allerchristlichsten" Zentrums für diesen unsozialen Beschluß lebhaft eingetreten ist, werden die Fra »e» und Mütter nicht vergessen dürfen. Gerichts-Zeitimg. Die Betrugsaffäre des Grafen Wolff-Metteruich wurde gestern nach längeren Verhandlungen vertagt. Von den vielen zur Anklage stehenden Fällen interessiert einer, der für die Lebensweise deS Angeklagten bezeichnend ist. Ter Angeklagte verkehrte mit der Halbweltdame Elvira Gustke. Diese Zeugin behauptet, ste habe den Grafen für einen vornehmen Ariswtraten gehalten. Er Habe ihr erzählt, er müsse nach Badcn-Baden reisen, wo seine Verlobung mit einer reichen Amerikanerin stattfinden sollte. Er habe sie gebeten, ihm dazu 1000 Mark zu borgen. Sie habe das getan. Ter Graf habe einen fertig geschriebenen Wechsel über 1200 Mark aus der Tasche gezogen. Ten Wechsel habe sie dem Juwelier Stög in Zahlung gegeben. Vor der Fälligkeit des Wechsels sei der Graf oft bei ihr gewesen und habe sie wieder- holt anpumpen wollen. Sie habe ihn immer abgewiesen.— Der Angeklagte behauptet, die Gustke sage die Unwahrheit. Er habe ihr den Wechsel lediglich aus Gefälligkeit gegeben.— Der jetzige Aufenthalt der Zeugin, die sich in Ruzland aufhalten soll, ist nicht ermittelt. Zur Verlesung kommt folgender Brief des Angeklagten aus Baden-Baden an sie: „Liebstes Elfenkindt Braut gestern abend angekommen. Ist reizend? Die Sache wird ganz bestimmt etwas. Hurra! Werde wohl noch acht Tage bleiben. Was machst Du? Freue mich trotz alledem auf ein Wiedersehen. DaS wird ein fidcler Sbbend werden. Aber teuer ist daS Leben hier. 150 bis 160 Mark den Tag. Ich schicke ein- liegend einen Wechsel über 500 Mark. Wie verabredet, sendest Du mir dafür 300 Mark per Draht. Im voraus besten Dank. FroheS Wiedersehen und einen innigen Kuß von Deinem Gisbert." Die Wechsel des Angeklagten waren nach Ansicht der An- klage wertlos. Eingelöst sind ffie nicht. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen stellt der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Walter Jaffe folgenden Beweisantrag: „Ich beantrage zum Beweise der Unglaubwürdigkeit der Zeugin Frau Wolfs Wertheim, die Rechtsanwälte Behrend und Justizrat Meschclsohn zu laden, die bezeugen sollen, 1. der Rechtsanwalt Behrend, daß Frau Wertheim ihre eigene Schwie- germutter. Frau Geh. Kommerzienrätig PintuS, wegen Mein- etds, 2. den Kommerzienrat Albert PinkuS wegen Urkunden- fälschung, 3. ihre eigene Mutter, Frau Tietzer, wegen Urkunden- fälschung angezeigt hat, und daß sich die völlige Haltlosigkeit der Anzeigen ergeben hat. Die Zeugen werden ferner bekunden. daß Frau Wertheim in einer Zeitschrift de? geisteskranken und wegen Vergehen» gegen§ 175 deS Strafgesetzbuches ausgeschlossenen Rechtsanwalt Haase einen Artikel veröffentlicht hat, in dem sie die drei Brüder ihres Mannes und den Juftizrat Meschelsohn bezichtigt, daß sie ihren eigenen Mann zum Mein- etd verleilen wollten, um auf diese Weise den Ausschluß ihreS Mannes aus der Firma A. Wertheim zu bewirten. Auch die Haltlosigkeit dieser Anzeige hat sich ergeben." Ncxck längerer Debatte, in der der Staatsanwalt für die volle Glaubwürdigkeit der Zeugin eintritt, wurde vom Gericht be- chlossen und verkündet: Die Verhandlung wird vertagt. Zu dem neuen Termin sollen außer den bereit» geladenen Zeugen Frau Dolly Landsberger und die Rechtsanwälte Behrend und Justizrat Meschelsohn als Zeugen geladen werden. Frau Dolly Landsberger öll eventuell kommissarisch vernommen werden. Außerdem sollen )ie Akten der Staatsanwaltschaft über die Anzeigen der Frau Wolfs Wertheim, und der in Frage kommende Artikel beschafft werden. Der Staatsanwaltschaft soll aufgegeben werden, den Aufenthaltsort der nicht erschienenen Zeugin Fräulein Elvira Gustke, Herr v. Hagenow , Röder, Baron v. Roch zu ermitteln. Rechtsanwalt Dr. Jaffe stellt darauf den Antrag, den Buge- klagten in dieser Sache aus der Untersuchungshaft zu entlassen» da kein Fluchtverdacht vorliege. Ferner sei es sehr zweifelhaft, ob der Angeklagte nach Lage der Sache überhaupt verurteilt werden könne.— Staatsanwalt Assessor Dr. Friedersdorff wider- sprach diesem Antrag. Nach kurzer Beratung wurde vom Gericht der HaftentlassungS- antrag abgelehnt. Der dringende Tatverdacht gegen den Ange- klagten bestehe fort. Fluchtverdacht sei mit Rücksitfst auf die Höhe der zu erwartenden Strafe begründet. Außerdem sei der Ange- klagte mit einer im Ausland lebenden Dame verheiratet, und er selbst habe sich bis zu seiner Verhaftung im Auslande aufge- halten. Damit war die Verhandlung beendet und auf unbestimmte Zeit vertagt. Die neu« Verhandlung wird wohl erst nach den Gerichtsferien stattfinden._ Zur Dabendorfer Gattenmorbaffäre. Das geheimnisvolle Dunkel, welches noch immer über der Dabendorfer Olattenmordaffäre liegt, ist auch durch einen neuen Lokaltermin, der vor einigen Tagen stattfand, nicht gelüstet worden. Der Untersuchungsrichter Landrichter Dr. Rudolph hatte in Gegenwart der Angeschuldigten und des Verteidigers von ver- schiedenen Stellen au» Schießversuche anstellen lassen, welche be- wiesen, daß die in der Wohnung vorgefundenen Schrotspuren von einem von außen durch das Fenster abgefeuerten Schuß herrühren konnten. ES besteht jetzt die Absicht, daS gesamte Gelände in der Nähe des Grundstück« umgraben zu lassen, da man annimmt, daß die Leiche des Erschossenen in der Nähe vergraben ist. Eine noch- malig« Absuchung des nahegelegenen Sees ist als erfolglos auf- gegeben worden, da der Secboden selbst bis in größere Tiefen hinab morastig ist. Sehr erschvert wird die ganze Untersuchung dadurch, daß die damals beschlagnahmten Beweisstücke auf richter- liche Anordnung vernichtet worden sind, als das erste Ermittelung«- verfahren eingestellt worden war. Von dem Verteidiger der beiden in Haft befindlichen Personen ist deshalb nochmals der Antrag auf Haftentlassung gestellt worden. Akademische Bildung. Vor kurzem wurde vom Jenaer Schöffengericht der Student Wilhelm Hartmann wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Beleidigung zu einer Geldstrafe von zusammen 170 M. verurteilt. Er wurde nämlich wegen nächtlichen Skandalieren« mit noch einem Kommilitonen verhaftet und nach dem Wachtlokal der Polizei gebracht. Er verweigerte die Legitimation. Erst auf Drohung mit Einsperren teilte er den Namen seines Vaters mit. Nach dem Namen seiner Mutter befragt, erklärte der Angeschul- digte dem Beamten gegenüber:„Da» geht Sie einen Dreck an." Die Schutzleute stieß er vor die Brust. Und al» er nach langem Hin- und Hemden entlassen wurde, drehte sich der Student noch» mals um und gebrauchte eine hier nicht wiederzugebende Aeutze- rung. Trotzdem die Strafe des Schöffengerichts in Jena milde ausfiel, reduzierte das Landgericht in Weimar die Strafe auf 90 M. Warum wird ein Arbeiter, insbesondere wenn er aus An- laß eines Streiket gefretzxlt habeg sollt vjZt gleH mifde Schadensersatz gegen Aerzte. In der Jrreuhausaffäre des Rechtsanwalt? Dr. Ehrenfried geht unS eine längere Zuschrift des Oberarztes Dr. Otto Julius- burger zu. Derselben entnehmen wir, daß gegen das Urteil Berufung eingelegt wird. Die Eilsendung hebt noch hervor, daß — wie unseren Lesern ja bekannt ist— das Dr. Juliusburger wegen Beleidigung verurteilende Erkenntnis vom Kammergericht aufgehoben und in die vorige Instanz zurückgewiesen ist. Diese hat einen Termin noch nicht angesetzt. Es seien eme Reihe Schadenserfatzklageu des Dr. Ehrenjiried gegen Aerzte abgewiesen. Der Aufnahme in die Anstalt„Berwlinum" habe ein Attest deS Kreisarztes und ein solches des Leitevs der städtischen Irrenanstalt Dalldorf zugrunde gelegen.■ � m c.■ u. Das Urteil und die Verhandlui�z in der Berufungsinstanz wird ja ergeben, worin die fahrlässige Handlung erblickt ist, die zur Verurteilung des Sanitätsrats Dr. Frankel geführt hat. Wo- gegen wir uns wendeten und mit Entschiedenheit wenden mußten, ist die in einem Gutachten eines hervorragenden Gelehrten auf- gestellte Annahme eines Zusammenhangs von Klagen gegen Aerzte mit Verrücktheit. Mit dem Gespenst des OuerulantenwahnS sollte mag endlich gründlich aufräumen. Hua aller Sielt* Die brennenden Wälder in Nord-Amerika . Die Meldungen über die furchtbaren Katastrophen, die fich bei den Waldbränden in Kanada ereigneten, find durch die neueren Meldungen leider bestätigt, ja zum Teil noch überholt worden. Der ganze Umfang der Waldbrände wird erst nach einigen Wochen übersehen werden können, doch weiß man schon jetzt, daß es die schwerste Katastrophe ihrer Art ist, die Amerika im letzten halben Jahrhundert heimgesucht hat. Die letzten Schätzungen beziffern die Zahl der Toten auf drei- bis vierhundert! Die Flüchtlinge, die fich vor dem Feuer retten konnten, stehen jetzt vor der Gefahr einer Hungersnot. Etwa zehntausend Menschen, im Goldminendlstrikt von Tisdale allein viertausend Personen, sind ohne jedes Obdach und ohne alle Lebensmittel. Hilssznge nach jenen Distrikten. die nicht direkt an der Eisenbahn liegen, sind äußerst schwierig zu bewerkstelligen, da die Wege dahin mit Brmwtrümmer» und»er- kohlten Baumstümpfen bedeckt sind. Gänzlich zerstört find die Städte B i g t o w n, AuraLake, Süd« PorcupineundKenso. In der Stadt Porcupine allem find 200 Menschen umgekommen. Besonder? schwere Verluste an Menschenleven find in den Bergwerken zu verzeichnen. Zweihundert Menschen suchten dort in den Schächten Schutz, die meisten sind aber dabei elendiglich verbrannt. Bon 84 Personen, die in einem Schacht Rettung suchten, sind nur 30 am Leben geblieben, die anderen verbrannten; iu einem anderen Schacbte werden von 300 Leuten 54 vermißt. 500 Leute waren in großer Gefahr; sie konnten sich nur dadurch retten, daß ste alle ins Wasser sprangen; sie waren gezwungen. drei Stunden in dem eiskalte« Wasser auszuhalten. Viele waren davon so erstarrt, daß sie fich nicht mehr anstecht halten konnten. Zahlreiche Bewohner de» Staate» Ontario , die nach rorontv geflüchtet find, erzählen herzzerreißende Szenen, die fich im Feuer- gebiet abgespielt haben. Entsetzlich sei das Bild gewesen, alS die Tiere in rasender Flucht davon stürmten und alle». wa« ihn«» in den Weg stellte, niedertraten. Wahrhaftig er« schütternd sei der Anblick halb verbrannter Menschen gewesen, die ihr Heil in der Flucht suchten. In North Bay sollen fich furchtbare Szenen abgespielt haben. An den Ufern drängten sich Hunderte von Personen, um auf Schiffen Zuflucht zu suchen. Familienväter kämpften unter« einander, um mit ihren Angehörigen da» Schiff zu erreichen- Dutzende bon Menschen wurden in das Wasser gestoßen und fanden den Tod in den eisigen Fluten. Wie amtlich au« Ottawa gemeldet wird, ist da» Feuer im Porcupinedi strikt seit gestern nachmittag auf seinen Herd beschränkt. Der Verlust an Minen. Häusern und Holz erreicht etwa eine Million Dollar. Au« den Großstädten in West-Ontario laufen zahlreiche Geldspenden ein._ Der Herr Pfarrer hat'S«öt gern... Auf dem Lande, nicht allzuweit von München , wohnt ein Bauer, der reich mit Nachkommenschaft gesegnet ist. Augenblicklich sind'S vierzehn. Neulich kommt er nach München , um seinen Bruder zu besuchen. Dieser nennt nur einen Sprößling sein eigen. denn in der Stadt ist's Leben halt teuer. Da» Gespräch kommt aus die Kinder. Der Städter spricht seine Berwunderunq darüber aus. daß in der brüderlichen Familie der Storch so gar oft Einkehr halte; so viele Kinder könne man doch heutigen TageS gar nicht ernähren. „Ach", meint der andere,„wo der Herrgott a Häierl schickt, da schickt er auch a Gräserl." Und dann, nach einer Pause, fügt er noch hin» zu:.DerHerrPfarrahat'saanötger», wenunöt a jed'S Jahr oanS tummtl" Schau, schau!_ Kleine Notizen« Fünf Berglente getötet. Durch eine einstürzende Sobke im Grohmannichacht wurden einem Telegramm auS Eisenberg(Böhmen ) zufolge fünf Bergleute getötet. Bom cleklrischrn Strom getötet. Bei MontierungSarbeiten eine» ZirkuS aus dem großen Platze von E o s s o n a y. einem Städtchen im Kanton Waadl an der Bahnlinie Lausanne— Neuchatel, geriet ein Metallmast mit einer elektrischen Hochspannungsleriung in Kontakt. Fünf Aiigrstellte des Zirkus wurden dabei getötet. Die Opfer find zwei italienische Familienväter und drei Franzosen; zwei weitere Arbeiter wurden leicht verletzt. Boa Banditen überfallen. Das Wohnhaus von Br. Meyer, einem reichen Deutschen in Trinidad in der Provinz Santa Clara, wurde von Banditen angegriffen. Meyer wurde bei der Abwehr deS Angriffs schwer verwundet. Die Banditen ergriffen hierauf, ohne geplündert zu haben, die Flucht. Eine Bomdeacxplofio«. In vergangener Nacht explodierten auf der Strecke K r i v o l a k— G r a d S ko der Orienlbahn zwei Bomben. AuS den Schienen wurde ein große« Stück heraus- gerissen, die Lokomotive de« gerade passierenden Zuges beschädigt. Menschen sind nicht umgekommen. Tödlicher Blitzschlag. Gestern mittag winde Graz von einem furchtbaren Unwetter heimgesucht. Der Blitz schlug in Augarten in eine Pappel, unter der mehrere Personen Schutz gesucht halten. Ein junger Mann wurde sofort getötet, die übrigen betäubt. Ein schwerer Unfall wird auS Memmingen gemeldet. AI » der Amtspfleger Kräutle auf einem Fuhrwerl von einer Gemeinde- bisitationsreiie zurücklehrte, lud er den Oberamtmann Boll von Leutbach zur Mitfahrt ein. Als der Oberamtmann den Wagen bestieg, ging das Pferd plötzlich durch und Kräutle stürzte so unglücklich auf die Straße, daß er infolge eines Bruches der Wirbel» säule augenblicklich starb. Als man der Frau die Todesnachricht überbrachte, stürzte dieselbe tot zusammen. Die so jäh Verstorbenen hinterlassen fünf Kinder. Der deutsche Dampfer„Hispania", dem wegen Choleraverdacht» die Einfahrt in den Hafen von Malta verweigert worden war. ist einem Telegramm zufolge mit Heilmittel» versehe« Wörde» und wieder in See gegaogen,
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