Nr. 164. 28. Jahrgang.
Wirtschaftlicher Wochenbericht.
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Der Zentralvorstoß gegen das Koalitionsrecht. Die Begründung bes Attentats. Kursbewegung am Industrie- Aktienmarkt. Steigerung der Erzeugung in der Eisen- und Stahlindustrie. Gewinnsteigerungen. Ein Reichspetroleummonopol. Intereffe der Trustleute. Eine Gefährdung der Konsumentenintereffen.
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Dividende
Bergbau, Hütten und Salinen Steine und Erden.
Metalle und Maschinen
Chemische Industrie Tertilgewerbe Papier Leder
Das Konsumenten- Holz
Holz- und Schnitzstoffe Nahrungs- und Genußmittel
Der Zentralverband der Industriellen hat einen Zentralborstoß Baugewerbe
Kursstand im Juni 1911
°
1910 198,09
200,37 194,29 194,47 199,56 209,05 341,64 376,61 156,07 152,98 126,92 135,04 146,85 141,16 231,84 240,10 188,49 194,56 132,15 129,86
diese sogar von einer sehr guten Konjunktur sprechen. Die ErWas speziell die Eisen- und Stahlindustrie anlangt, so kann eugung stellt Rekordziffern auf. Die nachfolgende Aufstellung liefert den Beweis dafür:
Roheisenerzeugung im 1. Halbjahr
Versand des Stahlwerksverbandes Produkte Ap Produkte B im 1. Halbjahr in den ersten 5 Monaten in 1000 Tonnen 2933
Von einer Angst vor einer Bedrohung der Industrie kann man gegen das Koalitionsrecht unternommen. Er will eine der wich- aus dieser Tabelle sicher nichts herauslesen, sie bekundet eher das tigsten Funktionen der Gewerkschaften bei Arbeitskämpfen für Gegenteil. Man erwartet einen weiteren Aufschwung, trok der jeden Einzelfall mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geld- Beunruhigung des Wirtschaftslebens durch die fortgesetzten scharfftrafe bis zu 1000 m. bedacht wissen. Solche Strafen sollen durch macherischen Hezereien und der Attentatspläne der Koalitionseine besondere Bestimmung in dem Entwurf zu einem neuen Straf- feinde. gesetzbuch angedroht werden für die planmäßige Ueberwachung von Werkstätten, Betrieben, Straßen, Pläßen, Bahnhöfen, kurzum allen Berkehrswegen usw. Den Gewerkschaften will man durch eine Ausnahmebestimmung verbieten, was in jedem Kriege eine der wichtigsten Aufgaben der Heeresleitungen ist: die Bewegungen, Veränderungen und Vorbereitungen im gegnerischen Lager zu beobachten. Die Operationen der Gewerkschaften bei Lohnbewegungen Streits, Aussperrungen, sind abhängig und bedingt von der Kenntnis aller mit dem Konflikt in Verbindung stehenden Maßnahmen 1907 und Vorgänge. Dazu gehören: die Konjunktur in dem betreffenden 1908 Gewerbe und Betriebe, die Fortgabe von Streifarbeit nach auswärts, der Zuzug von Streitbrechern, die Erfolge der Aufklärung der Außenstehenden, Maßnahmen der Polizei und deren Auftraggeber der Unternehmer. Sich die Kenntnis aller dieser Dinge zu beschaffen, ohne dabei die allgemeinen Strafgefeße zu übertreten, Die bisher höchsten Leistungen im Jahre 1907 find nun überist niemandem verwehrt. Nun soll das auf Geheiß der Zentral- holt worden. Die Roheisenerzeugung ist im laufenden Jahre um verbändler den Gewerkschaftlern unter Androhung schwerer Strafen 1 Millionen Tonnen größer als damals; der Versand an Proberboten werden. Daß die Bestimmungen nicht die Unternehmer dukten bewegt sich zwar nur auf der gleichen Höhe, dafür ist aber und ihre Agenten treffen, diese nicht an den Galgen eines solchen der Abstoß von Produkten B ganz enorm hinaufgeschnellt. Seit Ausnahmeunrechts baumeln sollen, betrachtet man als selbstver- 1909 liegen die Nachweise darüber vor; es zeigt sich, daß die Zuständlich. Die Pragis unserer Rechtsprechung gäbe zu Befürchtungen nahme in drei Jahren über eine halbe Million Tonnen ausmacht nach dieser Richtung auch nicht den Schimmer einer Berechtigung. oder rund 25 Proz. Doch das nur nebenbei!
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1909 1910 1911
6356
6050
6253
•
7202 7683
2455
2489
2625
2944
2013 2334 2530
A
Sonntag, 16. Juli 1911.
Ein Reichspetroleummonopol? Daß ein solches in Vorberei tung sei, wurde nicht nur gemeldet, sondern auch durch eine Art fortklauberndes halboffiziöses Dementi bestätigt. Das Projekt schlummert noch im Schoße der Erivägungen. Daß die Regierung folche Pläne erst ausreifen lassen will, ehe sie damit die Gesetzgebung beschäftigt, ist erklärlich. Warum soll sie dura vorzeitiges Gegacker die Interessenten aufmerksam machen? Man will doch den Uebergriffen des amerikanischen Oiltrusts entgegentreten. So wird man denken! Wo es sich wirklich darum handelt, das Allge meinwohl schädigende Kontreminen des Privatfapitals zu berhindern, da kann man es billigen, wenn die Vorbereitungen zu Gejebesänderungen nicht zu früh die Oeffentlichkeit beschäftigen. Ob und wie solche Fälle sich überhaupt ereignen können, darüber wollen wir hier nicht streiten, jedenfalls ist der Plan eines Reichspetroleummonopols keine dergleichen Maßnahme. Die Amerikaner zu überraschen ist ausgeschlossen, denn ein Reichsmonopol kann doch teine Bezugsquelle neu erschließen. Im Jahre 1910 führte Deutschland 9 893 358 Doppelzentner Erdöl im Werte von 65 MilDoppelzentner aus den Vereinigten Staaten . Nun wird gesagt, lionen Mark ein. Von der Gesamteinfuhr stammten 7871 655 ein Reichsmonopol solle der Uebermacht der Amerikaner- mit der ihnen liierten Deutschen Bank eine Grenze ziehen, damit nach Erdrückung der österreichisch- ungarischen Petroleumindustrie die deutschen Konsumenten nicht dem Trust wehrlos überliefert seien. Das ist nichts als Phrase! Gewiß, ein Reichsmonopol könnte die dem Oiltrust noch nicht ausgelieferte Industrie bevorzugen. Was wäre damit erreicht? Schon jetzt hat der Oiltrust großen Einfluß in der österreichisch- ungarischen Betroleumindustrie, wird diese nun alimentiert, dann steigert das höchstens den Preis, den der Diltrust für Abnahme der Quellen und Raffinerien anlegen muß. Weiter nichts! Auf jeden Fall ist Deutschland auf den Bezug amerikanischen Dels angewiesen und dem Trust kann es nur angenehm sein, wenn er nur mit einem Abnehmer zu tun hat. Dem tann er leichter als der Masse der Konsumenten, die einzelnen mit der Konkurrenz zu drohen" vermögen, die Preise diktieren. Wenn der Trust die Summen, die der Kleinkrieg gegen die Konkurrenz verschlingt, unmittelbar für die Eroberung der österreichisch- ungarischen Retroleumindustrie einseßt, dann kommt er sicherer und schneller mit Hilfe der Deutschen Bant zu dem Ziele der Weltherrschaft. Die Amerikaner und deren Verbündete hätten demgemäß alle Ursache, den Plan eines Reichspetroleummonopols zu fördern. Sie könnten die Väter des Gedankens sein.
Es gehört schon Scharfmacher- ,, Mut" dazu, angesichts solcher In der Begründung zu ihrer Forderung kommen die Koa- Entwickelung über ungünstige Verhältnisse zu jammern. Man Iitionsrechtsattentäter auch wieder mit der Redensart, die Kon- hätte Ursache, das Gegenteil zu tun. Das beweisen die letzten Ge- Allerdings, ein Reichsmonopol fönnte dem Oiltrust doch ge= Jurrenzfähigkeit der deutschen Industrie leide unter den fortgesetzten schäftsausweise der industriellen Unternehmungen. Soweit Mo- fährlich werden. Daß ein solcher Plan besteht, ist nicht ausgeStreifs, Lohnerhöhungen und steigenden sozialen Lasten, Man nats-, Quartals- oder Halbjahresberichte über die finanziellen schlossen, aber die Konsumenten würden dabei nicht gewinnen. Die muß fagen : Der Zeitpunkt für ein solches Argument ist gerade Ergebnisse der Gesellschaften erstattet werden, kann man durchweg Agrarier sowohl, wie die Kohlenproduzenten haben ein sehr großes nicht sehr günstig gewählt! Obwohl wir unbestreitbar uns keiner eine Steigerung der Gewinne für das laufende Jahr konstatieren. Interesse an einer über den heutigen Petroleumzoll weit hinausHochtonjunktur erfreuen, darf die Großindustrie fast aller Gewerbe Diese Behauptung mögen noch einige Spezialangaben stüßen. Die gehenden Verteuerung des Erdöls. Eine stärkere Belastung des sehr guten Wohlergehens sich rühmen. Trotz der von den Scharf- Vereinigte Königs- und Laurahütte, die für das Halbjahr 1908/09 nur Petroleums soll dem Brennspiritus, dem Leuchtgas und der Eletmachern als der Uebel größtes an die Wand gemalten modernen 2,83 Millionen Mark Ueberschuß aufweisen konnte, für die gleiche trizität künstlich die Konkurrenzfähigkeit stärken und diesen ErArbeiterbewegung, trop Streits und Sozialpolitik ist in den letzten Beit 1909/10 fogar nur 2,66 Millionen Mart, hat im letzten Halbzeugnissen einen größeren Absaßmarkt verschaffen. Daß mit solchen Jahrzehnten die Gewinnrate des industriell investierten Kapitals jahre schon wieder 3,29 Millionen Mart herausgewirtschaftet. Der Plänen den Konsumenten gedient sei, bermögen wir nicht einzu-. nicht gesunken; die von den Attiengesellschaften ausgeschütteten" Phönir" erzielte allein im Mai gegenüber dem gleichen Monat im sehen. Und solche Pläne ständen in diametralem Widerspruch zu Dividenden zeigen die Tendenz der Steigerung und bewegen sich Vorjahre einen Mehrgewinn von fast einer halben Million Marf, der für ein Reichspetroleummonopol vorgeschobenen Begründung. auf einem sehr hohen Niveau. Daß das zum Teil gerade eine der Gesamtüberschuß soll die Verteilung einer Dividende von Gine Uebervorteilung der Lichtverbraucher wird nicht verhindert, Folge der von den Unternehmern beklagten sozialen Erscheinungen 17 Broz. erlauben. Wenn man weniger gibt, so geschieht das, weil dafür aber werden die Konsumenten zugunsten anderer Kapitalisten ift, tann leicht nachgewiesen werden. Und jetzt, wo die Unter- man über das Schicksal der Verbände noch nicht klar sehen kann noch stärker belastet. Die technische Entwidelung im Beleuchtungswesen nehmer ihren Untenruf über die Bedrohung der Industrie aus- und es aus diesem Grunde angezeigt erscheint, Kampffonds zu re- würde gehemmt zum Schaden der Gesamtheit, wenn man die Kons stoßen, sind die Kapitalisten guter Hoffnung auf reichlicheren servieren. Die Beche Königsborn brachte im letzten Halbjahre un kurrenz des Erdöls künstlich unterbinden wollte. Profitsegen. Das prägt sich in der Kursbewegung am Industrie- gefähr eine halbe Million Mehrüberschuß heraus, als in der gleichen aftienmarkt deutlich genug aus. Einer Aufstellung der Frank Zeit des Vorjahres. Solche Resultate verweisen die als Mittel furter Beitung", die die Hälfte des an der Berliner Börje ge- zu einem schlechten Zweck in die Oeffentlichkeit geschleuderten handelten Kapitals umfaßt und den Durchschnittskurs angibt, ent- Behauptungen von einer Sorgen erpressenden Lage der Industrie nehmen wir die folgenden Angaben: in das Reich der Märchen.
An sich kann man dem Plane eines Reichsmonopols sicher zu stimmen, aber es darf kein Instrument werden, das sich in Wirks lichkeit gegen die Interessen der Konsumenten richtet, das diesen unverhältnismäßig mehr schadet, als es den Produzenten Vorteile bringen fann. W. D.
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