Nr. 170.
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Ericheint täglich außer Montags.
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
28. Jahrg.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Parteigenossen!
log
Auf Grund des Organisationsstatuts beruft der Parteivorstand ben diesjährigen Parteitag auf
Sonntag, den 10. September, abends 7 Uhr, nach dem„ Volkshaus" in Jena , Karl Zeißplak, ein.
An die 7 Uhr abends erfolgende Gröffnung schließen sich die Konstituierung des Parteitages, die Festsetzung der Geschäfts- und Tagesordnung und die Wahl der Mandatsprüfungskommission an. Die Verhandlungen der folgenden Tage finden in dem gleichen Lotale statt.
Als vorläufige Tagesordnung ist festgesetzt:
1. Geschäftsbericht des Parteivorstandes. H. Müller, F. Ebert .
Berichterstatter: 2. Bericht der Kontrollkommission, Berichterstatter: A. Kaden. 3. Parlamentarischer Bericht. Berichterstatter A. Ge d.
4. Die Reichsversicherungsordnung. Berichterstatter: Hermann
Moltenbuhr.
5. Die Reichstagswahlen. Berichterstatter: A. Bebel.
6. Die Maifeier. Berichterstatter W. Pfannkuch.
7. Sonstige Anträge.
W. Pfannkuch, Berlin SW. 68, Lindenstraße 3 sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 10 Abs. 2 des Organisationsstatuts im Vorwärts" beröffentlicht werden und in der gedruckten Vorlage Aufnahme finden sollen.
Sonntag, den 23. Juli 1911.
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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.
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die Tatsache, daß dem verstorbenen habgierigen Coburger,| Weiblichkeit" erscheint. Der Stil ist, wie man sieht, etwas der sich für sein Volk" auch nicht das kleinste Opfer fen- ungewöhnlich für einen sozialistischen Schriftsteller timentaler Allüren abrang, der nur seinen Geschäften, seinem sonders feinsinnig ist es, den armen Glasarbeiterinnen, BergMaitressenfult und seinen ehrgeizigen oder größenwahn- arbeiterfrauen usw. eine Nacheiferung von Tugenden zu sinnigen Projekten lebte, ein Mann folgte, dem man ein empfehlen, an der Wohnungs-, Lebens- und leider auch die honettes Familienleben und eine weniger geschäftswütige Bildungsverhältnisse dieser Frauen wohl einigermaßen scheitern Auffassung des Herrscherberufes nachsagte, hat von vorn- dürften. Folgt eine ebensolche Schilderung der guten herein bewirkt, daß Albert und seine Frau in den patriotisch- Eigenschaften Alberts und die Feststellung seiner Haltung royalistischen Kreisen eine fast demonstrativ gefärbte gute gegenüber dem Ministerium Schollaert. Der begeisterte Aufnahme fanden. Dazu kommt wohl auch, daß man Albert, Empfang, den Albert bei der Bevölkerung von Charleroi wie einst Wilhelm II. , demokratische Ideale nachrühmt, die gefunden, sei aber vor allem darauf zurückzuführen, daß man man mit den Ansichten in Verbindung bringt, die in dem dort mit ebensoviel Erstaunen wie Genugtuung" erkannt Buche eines einstigen Hauslehrers des Königs, namens habe, daß ein Monarch auf den Thron geSigogne, niedergelegt sind, und an dessen Autorschaft der langt sei, der nicht mehr wie sein VorKönig mitbeteiligt sein soll. Alles das gefällt jest jenen gänger ein unüberwindliches Hindernis für Belgiern sehr, in deren Denkweise diese Dinge durch die Optik die Entwickelung des Landes zur Demokratie der monarchistischen Idee eine entsprechende Wichtigkeit an- i st."" Die persönliche Feindseligkeit gegen nehmen, und stimmt auch sonst psychologisch mit der Atmo- das Königtum, heißt es weiter, ist bersphäre zusammen, die aus dem politischen Dunstkreis der schwunden, da es offenkundig ist, daß der Kulturkampfbewegung emporsteigt und in manchen Gehirnen Sönig dem Gange einer Entwickelung zur etwas nebulose demokratische" Vorstellungen auslöst. Demokratie und Gerechtigkeit nicht feindlich Die Begeisterung in Charleroi soll aber vor allem die entgegensteht." Antwort auf die Haltung des Königs in der Schließlich hören wir, als vorbereitendes Plädoyer für Schulfrage gewesen sein: die öffentliche Quittierung den Ministerialismus, daß dieser alte Irrtum von der Un8. Wahl des Parteivorstandes, der Kontrollkommission und des für die„ antiflerifale Geste" Alberts, das Ministerium zur vereinbarkeit von Sozialismus und konstitutioneller Monarchie" Ortes, an dem der nächste Parteitag stattfinden soll. Demission und die Klerikalen damit zum Verlassen des Schul- von böswilligen Leuten zu dem Zweck verbreitet wird, Parteigenossen! Bewirkt die Vorarbeiten für den Parteitag- projekts gezwungen zu haben. Daß diefe Geste sozusagen der um glauben zu machen, daß ein König teine die Wahl von Delegierten und die Stellung von Anträgen- recht. logische Schluß aus der ganzen, durch die grandios geführte fozialistische Regierung berufen tönnte und zeitig. Wo mehrere Delegierte zu wählen sind, soll nach§ 7 des und gesteigerte Bewegung geschaffenen politischen Situation andererseits die Sozialisten nicht unter Organisationsstatuts unter den Delegierten möglichst eine Genossin war, gibt den Dingen hüben und drüben allerdings erst das einer Monarchie Minister werden tönnten." fein. richtige Maß, ohne daß darum schließlich die Geste" an Wie man aus diesen Proben sicht, handelt es sich hier Die Anträge müssen spätestens am 14. August im Sympathie zu verlieren braucht. nicht allein um eine für einen republikanischen Sozialisten Besitz des Parteivorstandes, Adresse: Wenn es nun Leute gibt, die, weil Albert I. Klerikale etwas auffällige und eigenartige Heraus- und Unterstreichung Minister nach Hause schickt gegen die freilich bereits die des Wertes der Tugenden eines fonftitutionellen Herrschers Volksentrüstung in allen Provinzen rafte, sich fühnen oder für die Entwickelung des Landes, sondern es wird der tindischen Hoffnungen auf Gott weiß was für politische und sichtliche Versuch gemacht, die sozialistischen Arbeiter mit soziale Wandlungen hingeben, oder die gar, weil der König dem Gedanken der Monarchie zu versöhnen. Statt heute vielleicht noch einem Gespinst von sozialem Monarchis- den Arbeitern, was man bei dem zurückgebliebenen Anträge einzelner Parteigenossen bedürfen der Gegenzeichnung mus " nachhängt, die monarchische Idee schmackhafter finden, Stande der Organisation in Belgien hier zu Lande wahrlich der örtlichen bezw. Kreisorganisation, falls sie zur Veröffentlichung so ist das ein Privatvergnügen, das man niemandem zu nicht oft genug sagen kann, als einzigen Weg für die und Beratung gelangen sollen. Den Anträgen etwa beigegebene stören braucht. Nur könnte man füglich meinen, daß auch ein„ Entwickelung der Demokratie und Gerechtigkeit" die OrgaBegründungen werden weder im Vorwärts" noch in der den De- modernistisch"-dekorativ- demokratisch zugeftugter Monarchis- nisation, den Klassenkampf, das Streben Legierten zugehenden Vorlage abgebrudt. mus den Sozialdemokraten den Aspekt der Dinge nach Aufklärung zu empfehlen, wird ihnen die nicht verrüde und auch„ antiklerikale Gesten" die dee des goldene Aussicht auf eine Demokratie durch Königsgnaden Monarchismus nicht in andere Beleuchtung rücken. Aber der borgezaubert." Wobei hier weiter garnicht auf Sozialismus gewinnt zuweilen seltsame Nuancen, wie auch Thema eingegangen werden soll, daß in einem Laude wie das Beispiel von Charleroi wieder zeigt. Belgien , wo durch die Verfassung, die die Nation souverän Daß Albert I. und Elisabeth in Charleroi einen be- erklärt, wo der König herrscht aber nicht regiert", der persöngeisterten Empfang" gefunden, verdiente an und für sich keine lichen Machtentfaltung des Regenten fast kein Raum zugeweitere Betrachtung. Auffallender freilich ist es, zu sehen, messen ist. Die ganze belgische Konstitution," schrieb Vanderdaß dieser Begeisterungsrausch nicht ausschließlich auf die belde dieser Tage über diesen Gegenstand, wurde gemacht, um loyalistisch royalistische Bevölkerung beden sogenannten Souverän zu verhindern, gegen die Nation schränkt blieb und sich gerade in einer Stadt so stürmisch zu regieren". Der belgische König habe in Wirklichkeit nicht publifanismus viel zugute tut. Als zum Beispiel vor nicht weit weniger als der Präsident der Vereinigten Staaten . anließ, deren Arbeiterbevölkerung sich sonst auf ihren Re- mehr Macht als der Präsident der französischen Republik und langer Zeit Fallières in Belgien zu Besuch war, haben die Daß dem Artikel auch die zweifellose Absicht zugrunde dortigen Arbeiter des Borinage die Resolution der Brüsseler liegt, gerade im gegenwärtigen politischen Augenblick den Föderation als zu flau verworfen, weil sie dem Republikanis- Sozialismus auch jenen Leuten mundgerecht und schmackhafter mus nicht unbedingte Anerkennung zollte. Daß sich die zu machen, die sich am" Republikanismus" der Arbeiterpartei 1100 Arbeiter einer Fabrik in Gilly, nach einer Meldung des stoßen, ist nicht schwer zu deduzieren und wird durch das Echo " Beuple", wie enthusiastische Studenten einer Primadonna, bekräftigt, das er im Genter Blatt Vooruit" gefunden, wo als dem König angeboten haben, das fönigliche Gefährt Erwiderung auf die verschiedenen Polemiken den Liberalen zuzuziehen, soll nur als trauriges Beispiel dafür angeführt gerufen wird, sich nicht durch unzeitgemäße Bewerden, daß es noch immer arbeitende Menschen gibt, denen trachtungen über die republikanische Idee schrecken zu die Würde der Arbeit völlig fremd ist. Die Gesinnung dieser lassen. Worauf mit Rücksicht auf den erwähnten Arbeiter wollen wir nicht weiter überprüfen. Artikel nur zu erwidern ist, daß allerdings, worüber Aber die prononciert- republikanische Stadt Charleroi , eine tein Wort zu sagen ist. die Frage der Republik für Belgien der industriellen Mittelpunkte des sozialistisch vorgeschrittenen feinerlei aftuelle Bedeutung hat, so steht die Forderung Hennegau , hatte auch Formen der Zustimmung für die„ anti- einer republikanischen Verfassung doch im Programm der belflerifale Geste" des Königs, die den dortigen Sozialismus gischen Arbeiterpartei und der Versuch einer Aussöhnung von zum Mummenschanz einer Loyalitätskundgebung geführt Sozialismus und Monarchismus sollte schlechthin jenen überhaben, die ihren literarisch- philosophischen Niederschlag im lassen bleiben, die die letztere Institution für unentbehrlich Parteiblatt Journal de Charleroi" in einem Artikel halten. Jedenfalls stimmt es noch weniger mit dem Prodes bekannten Barteiſchriftstellers Jules des Essarts gefunden gramm der Arbeiterpartei überein, daß sie durch ihre Presse hat. Der Artikel trug die Ueberschrift:" Sozialismus und dazu beitragen soll, dem Monarchismus, dem jetzt eine äußerst Monarchismus" und hat seither in der Parteipresse zu mehr günstige Konjunktur wintt, auch in der Arbeiterschaft die Wege facher Polemit geführt. zu ebnen.
Die Genossen haben das Recht, ihre Anträge auf dem Parteitag selbst zu begründen oder durch befreundete Genossen begründen zu lassen. Die Vorstände der Wahlkreisorganisationen werden dringend ersucht, dem Parteivorstand die Namen der gewählten Delegierten unter genauer Adressenangabe alsbald mitzuteilen, damit ihnen die Vorlagen und sonstigen Mitteilungen zugehen können. Außerdem müssen sich die Delegierten beim Lokalfomitee melden. Die Adresse
des Lokalkomitees lautet:
Parteibureau:
H. Leber, Jena , Magdelstieg 3.
Die Mandatsformulare werden vom 15. August ab durch das W. Pfannkuch, Berlin SW. 68, Lindenstr. 3 bersandt.
Bor dem Parteitage findet am 8. und 9. Septemberim „ Gewerkschaftshaus" zu Jena , Johannisplatz 14, eine
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Sozialdemokratische Frauenkonferenz
statt. Die vorläufige Tagesordnung dieser Konferenz lautet: 1. Geschäftsbericht des Frauenbureaus.
a) Agitation, b) Frauentag, c) Die Kinderschutzkommissionen. Berichterstatterin: 2. Zie z.
d) Die Leseabende, e) Die Beschwerdekommissionen. Berichterstatterin: O. Baader.
2. Die Frauen und die Reichstagswahlen. Berichterstatterin:
R. Bettin.
K. Weyl.
3. Die Frauen und die Gemeindepolitik. Berichterstatterin: Zur Teilnahme find die Parteitagsdelegierten berechtigt, die ein Mandat zur Frauenkonferenz haben. Der Frauenkonferenz geht am Donnerstagabend 8 Uhr eine geschlossene Sigung im gleichen Saale voraus.
Mit sozialistischen Grüßen
Der Parteivorstand.
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das
Borerst sei vermerkt, daß sämtlichesozialistischen Wonn es wahr sein sollte, was anzunehmen man immerMandatare es für nötig hielten, sich am hin einigen Anlaß hat, daß Albert die Sozialisten für seine zeremoniellen Empfang des Königspaares Pläne einfangen möchte, so hätte der Artikel des Blattes in zu beteiligen. Und damit auch hier das bei solchen Ge- Charleroi diesen Absichten jedenfalls vorgearbeitet. Hoffen legenheiten übliche„ rührende" Moment nicht fehle, haben die wir aber von der Entwickelung der Arbeiterbewegung, der Kinder eines fozialistischen Gemeinderates übrigens auch die fortschreitenden Aufklärung und dem Erstarken der belgischen Gattin des der Königin Blumen Organisationen, daß die Masse der Arbeiter ohne Abüberreicht. Der erwähnte Artifel gibt diesen Dingen aber erst schwenkungen und Abirrungen ihren geraden Weg zum Ziel die richtige Beleuchtung und Perspektive. Als Schwerpunkt ihrer Befreiung geht. Artikels fann man den Sat bezeichnen, dieses der der sozialistischen Welt das Verschwinden des alten
Monarchismus und Sozialismus. as Abgeordneten Deſtrée
Aus Brüssel wird uns geschrieben:
Der König und die Königin von Belgien haben kürzlich die Ausstellung von Charleroi besucht. Der Empfang durch
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die Bevölkerung soll ſehr enthuſiaſtiſch gewesen sein, was auch Irrtums von der absoluten Unbereinbarteit Hochmals das Motu proprio Pius X. die dortige sozialistische Zeitung in einem acht Spalten bon Sozialismus und tonstitutioneller Monarchie" anzeigt. Die psychologische und materielle Unter- Die ultramontane Bresse, die orthodore wie die modernistisch langen Artikel versicherte.- Wenn es schon immer und überall Leute gibt, die ein suchung dieses Irrtums" für den speziellen belgischen angetränkelte, schimpft in allen Tonarten über den Vorwärts". eine lyrisch- dithyrambische Darlegung der weil dieser in seiner Nr. 163 die vom Bapst in seinem Motu proprio Bläsier darin finden oder sogar das Bedürfnis haben, die Fall leitet der Königin, die jedem bürgerlichen vom 2. Juli angeordnete Verlegung einiger römisch- katholischer jeweiligen gekrönten Häupter anzuhochen, dann fann man es Tugenden würde, ein, die mit ihrem Festtage, darunter auch des Fronleichnamstages, auf einen Sonnfchlechthin auch begreiflich finden, daß auch Albert I. und Blatte Ehre machen Elisabeth jetzt ihren Teil Begeisterung abbekommen. Albert graziösen Lächeln", ihrer sorgenden Aufopferung für ihre tag als eine durch feile Rücksichtnahme auf die Wünsche des Großhat das Glück, der Nachfolger Leopold II. zu sein. Die Kinder, ihrem Wohltätigkeitssinn unseren jungen Mädchen fapitals dittierte Maßnahme charakterisiert und daran erinnert Konkurrenz war also wahrlich nicht schwer zu besiegen. Schon und Familienmüttern als das personifizierte Ideal der hat, mit welcher Entrüstung katholische Schriftsteller über die Ab