Kenntnis üet Technik den Zug Keitet. NM ist dein Führer Platten, dessen Heizer sich krank meldete, ein junger Reserveheizer beigegeben worden, dessen Verwendung nicht ordnungs- gemäß ist. Ein ungeübter junger Mann getraut sich nicht, den Zug allein zu leiten. Es steht der Annahme nichts entgegen, daß der verunglückte Eilzug mit der Mvximalgeschwindigkeit von 8K Kilometer pro Stunde ohne eine Gefahr durch die Bau- stelle der Station Müllheim hindurch gesaust wäre, wenn die Hilfs- gleise, die eingebaut wurden, technisch unanfechtbar ausgestattet waren. Man vermutet, daß durch die plötzliche Anwendung von Gegendampf die Zugbeivcgung ungünstig beeinflußt worden ist. Am Sonnt-ag ging das Gerücht, der Führer Platten sei im Unter- suchungsarrest gestorben. Die Nachricht bestätigte sich nicht. Daß in diesen Tagen der tropischen Hitze das Personal auf der Lokomotive dem betäubenden Einfluß der Hitze unterliegt, zeigt ein Fall vom Sonnabend, wo auf der Station Bühl ein Lokomotw- führer auf der Maschine Ohnmachtsanfälle durchmachte. Er hatte an diesem Tage 13 Stund en Dienst auf der Ma- s ch i n e. davon 8 Stunden ununterbrochen. Zumeist reicht einem solchen Führer des Güterzuges die freie Zwischenzeit nicht zum Einnehmen eines Mahles aus; er muß sich auf der Maschine beköstigen!_ Ein drakonisches Urteil ist an einer Anzahl südwestafrikanischer Eingeborener bollzogen worden. Der.Südwestafrikanischen Ztg." wird darüber amtlich ge- meldet: Vor einigen Wochen wurden bom Eingeborenengericht in Bethanien fünf Hottentotten zum Tode und vier zu Gefängnis- strafen verurteilt. Die Eingeborenen, welche sich arbeitslos in Bethanien herumtrieben und verschiedenen Ansiedlern als Arbeiter zugewiesen werden sollten, haben sich zu- gestandenermaßen zusammengeton, um die Weißen in Bethanien zu ermorden und einen Aufruhr zu erregen. Sie hatten zu diesem Zwecke ein Gewehr,«inen Karabiner und Patronen gestohlen. An den zum Tode Verurteilten ist am 12. Juni in Bethanien das Urteil durch den Strang vollzogen worden. Die Meldung von dem beabsichtigten.Aufruhr" klingt denn doch etwas zu romantisch. Daß ein knappes Dutzend Hottentotten bei den heutigen Verhältnissen(auch dann, wenn eS einen Karabiner stiehlt) keinen.Aufruhr" inszenieren kann, muß den Bestraften doch selbst klar genug gewesen sein. Eher mögen die»Aufrührer" eine Diebesbande zu organisieren beabsichtigt haben. Jedenfalls werden die Behörden eine genaue, aktenmäßige Dar» stellung des Falles zu geben verpflichtet sein!. Eine Zentrumsniederlage wird au? Bayern gemeldet. Dort erlitt im Kreise Günzburg das Zentrum bei der Landtagswahl eine Schlappe gegenüber dem Bauernbund, für den auch die Sozialdemokratie eingetreten war. DaS Zentrum verlor 427 Stimmen, während der bauernbündlerische Kandidat 607 Stimmen mehr auf sich vereinigte als bei der letzten Wahl. — Da bei den bayerischen LandtagSwahlen durch den Einfluß des Zentrums die Stichwahlen beseitigt worden sind, hatte die Sozialdemokratie, die das letztemal 161 Stimmen erhielt, zugunsten des Bauernbundes auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten verzichtet.— Wenn das.Verl . Tagebl." auf Grund diese? Vor- ganges auch für die ReichStagöwahlen ein ähnliches Abkommen der antiultramontanen Parteien schon für den ersten Wahlgang empfiehlt, so vergißt eS, daß das ja für die ReichStagswahlen nicht ein- mal aus wahltechuischen Gründen notwendig oder auch nur empfehlenswert ist._ franhmch. . Ein Unteroffizier als Saboteur. Varis. 24. Juli. In Toulouse ist ein Sergeant des 83. Jnfan- lerie-RegimentS, namens BonafouS, verhaftet worden unter dem Verdacht, die Signal- und Telephondrähte der NahMnie Toulouse�»- Bajonne duMchnittcn zu haben. Italien . Die Kirche beugt vor. Allerlei Anzeichen deuten darauf hm, daß in JtälleN demnächst ein Gesetz herauskommen dürfte, durch das nach französischem Muster eine reinliche Scheidung zwischen Kloster- und Staatsgut vorgenommen wird. Die.Schwarzen" haben natürlich schon längst Witterung von dem. was ihnen droht, und so merkt man seit einiger Zeit, wie die italienischen Kongregationen ihre Grundstücke und Liegenschaften durch Kauf oder Scheinkaus in andere Hände übet- geben. Einige französische Kongregationen, die sich nach Erlaß des Trennungsgesetzes in Italien festsetzten, veräußern ihre Gebäude usw. an Privatleute und schicken ihre jungen Mönche zum Studium ins Ausland. Von den schwarzen Invasionen, die aus solchen An- lässen entstehen, hat Belgien am meisten zu fürchten, wohin ja nach Wli JWch schon viele tausend französische Kleriker übergesiedelt sind. 6nglanck. Die neuen LordS. London , 21. Juli. (Eig. Ber.) Die liberale Presse der- sichert, daß die Regierung die Liste der zu ernennenden Lords, die den Widerstand der Opposition im Öbcrhause überwinden sollen, schon fertig in der Tasche habe. Man berichtet hier nun über drollige Streitereien unter dem neuen liberalen Adel, der noch vor kurzem eine so große Verachtung gegen die feudale Kammer an den Tag legte. Die größeren Kaliber unter den Lordskandtdaten wollen nicht mit den bescheideneren Aspiranten in denselben Sack gesteckt werden. Sie wollen nicht wie die große Herde einfache„barons� werden, sondern verlangen als Preis der Aufopferung mindestens die Würde und den Rang eines„viscount. Auch die schon existierenden liberalen Peers wünschen befördert zu werden, damit sie nicht in der Masse der Neulinge versinken. Man kann sich denken, daß sich die Konservativen über die Disputanten weidlich lustig machen. Ein Korrespondent der„Times" schlug vor, den neuen LordS zum Unterschied von den alten den Titel „count"(Graf) zu geben. Das wäre ein sehr ausdrucks voller Name, der zugleich ihren Ursprung und Zweck angebe (das Zeitwort„count' heißt„zählen"). Darauf machte ein zweiter den Vorschlag, den neuen Lords den Titel „dis-count"(Diskont) zu verleihen denn sie würden die AdclSwürde diskontieren(herabsehen). Ein dritter Korrespondent meinte, man sollte es bei dem Titel„Baron " bewenden lassen; das Volk mit seiner Vorliebe für Allitcration würde sie bald „blackleg barons"(Strcikbrecherbarone) taufen. Schließlich rät ein bekannter Publizist, auch den oppositionellen Lords einen neuen Namen zu geben. Um sie von den„viscount" (gespr. waikaunt) unterscheiden zu können, sollte man ihnen den Titel„die-count"(gespr. daikaunt. etwa Sterbegraf) geben, weil sie geschworen hätten, lieber iin letzten Graben zu sterben, als sich zu ergeben. Die Verhandlungen. Lonodn, 24. Juli. Unterhaus. Szenen außergewöhnlicher Unruhe und Erregung kennzeichneten die Eröffnung der Debatte über den Vorschlag, daß das Haus über die Abänderungsanträge der Lords zur Vetobill beraten solle. Asquith wurde bei seinem Eintritt mit einer großen Ovation empfangen, hie Anhänger der. Regierüng'sparlei und die Nationalisten erhoben sich von den Sitzen mit begeisterten Zurufen und Schwenken der Taschentücher. Ms Asquith sich erhob, um eine Erklärung abzugeben, wurde der Ruf: „Verräter" von einigen Plätzen der Opposition vernommen. Der Lärm wurde daraufhin so stark, daß Asquith nicht sprechen konnte. So oft er seine Rede begann, kam es zu einer Ruhestörung der Opposition, trotz energischer Mahnungen des Sprechers an die unio- nistischcn Mitglieder, welche Asquith unterbrachen. Man vernahm Zurufe:„Lassen Sie Redmond zuerst sprechen, er ist der wirkliche Führer. Er soll uns die Bedingungen des Handelsgeschäfts zwischen ihm und der Regierung sagen." Da die Ruhestörungen nicht auf- hörten, vertagte der Sprecher die weitere Verhandlung auf morgen. Von der Rede Asquiths, die ständig unterbrochen wurde, konnte fast nichts verstanden werden. Asquith gab eine Geschichte des Streites und berichtete über die Zusatzanträge des Oberhauses zur Parlamentsbill. Er führte aus: Die neueste Erscheinung sei zweifellos die Schaffung einer Körperschaft, die bestimmt sei. beide Häuser zu beherrschen... An dieser Stelle wurden die Gegenrufe so heftig, daß Asquith die letzte Seite seiner Rede aufschlug und unter dem lauten Zuruf der Ministeriellen bemerkte, er wolle sich nicht dadurch erniedrigen, daß er sich an Mitglieder des Hauses wende, die offenbar entschlossen seien, ihn nicht anzuhören. Der einzige Satz des Schlusses seiner Rede, der verstanden werden konnte. betonte, daß eine neue Lage geschaffen sei, aus der es nur einen verfassungsmäßigen Ausweg gebe, und das sei die Notwendigkeit, die Prärogative der Krone anzurufen, wofern die Lords nicht zustimm- ten, die Bill in ihrer ursprünglichen Gestalt wieder herzustellen, vielleicht mit vernünftigen Zusätzen, die mit den Grundsätze» und Zwecken der Vorlage in Einklang ständen. Am Schlüsse der Rcve erhoben sich die Anhänger der Regierung abermals und bereiteten Asquith eine lebhafte Ovation. Als Balfour zur Erwiderung aufstand, hoben die Ministeriellen die Hände hoch und riefen:„Still!" Sofort trat vollständige Ruhe ein. Balfour : Ich bedauere aufrichtig, daß ich die Rede Asquiths nicht habe hören können. Jeder muß einsehen, daß ein Verfahre», wie die Minister es sich erlaubt haben, in der großen Masse des Volkes tiefe und leidenschaftliche Er- regung hervorrufe» muß. Asquith hat dem Souverän geraten, sich zum absoluten Diktator zu machen. Asquith hatte sich selbst Vollmachten angemaßt, die kein republikanischer Diktator besessen, und er hatte sich und seine Partei über die Ver- fassung gestellt. Der Unionist U a t c richtete an Sir Edward Grcy die Anfrage, ob er in der Lage sei, Erklärungen abzugeben über die neuen Um- stände, die sich in P e r s i e n infolge der Rückkehr des früheren Schahs ergeben hätten. Unterstaatssekretär Mc Kinnon Wood antwortete, er habe keine weiteren Einzelheiten in der Angelegen- heit, als die schon in den Blättern erschienenen. Noel Buxton fragte, ob der Gesandte in Cetinje die Verteilung von S a m m. l u n g e n unterstützen werde, wenn ihm von England zum Zwecke der Unterstützung der a lbnn e s i sche n, Flüchtlinge in Montenegro Geld gesandt werde. Mc Kinnon Wood ant- wartete, die britische Regierung wolle ihr Bestes tun, von Monte- negro Erleichterungen für jede private oder unabhängige Organi- sation zu erlangen. Minister der auswärtigen Angelegenheiten Sir Edward Grey beantragte hierauf Vertagung der Debatte. Der Konservative Fredertc Smith suchte die Debatte fortzusetzen, doch übertönte unaufhörlicher Lärm in den Reihen der Ministeriellen seine Worte. Dann erhob sich der Sprecher und erklärte die Sitzung bis morgen für vertagt. Unter Szenen höchster Erregung verließen die Mitglieder das HauS. Rufe wie Feigling und Verräter, gegen Asquith gerichtet, wurden laut vermischt mit Gcgenrufcn der Regierungs- anhänger. Cürfcd. Reaktionäre Maßnahmen gegen die junge Arbeiterbewegung. Saloniki, 23. Juli. Die Behörden haben die Abhaltung einer großen Arbciterdemon st ratio» gegen die aus Anlaß des Besuches des Sultans erfolgte Verhaftung von vier Sozialisten untersagt. perNen. Die Lage in Teheran . Teheran , 24. Juli. Hier herrscht Belagerungszustand. Die Zeitungen werden der Zensur unterworfen. Viele angesehene Per ser verlassen die Stadt. Die Regierung droht mit der Tötung der in Haft bfiMiAcn Schahsewennen, falls ihr Stamni ihncg zu Hilfe kommt. Euq der Partei. Aus den Organisationen. Der Wahlkreis F r i e d b e r g- B ü d i n g e n hat feit der ReichStagSnachwahl. die uns den Sieg brachte, organisatorisch gute Fortschritte gemacht. Die Mitgliederzahl des Krciswahlvereins ist von 17SS auf 2403 gestiegen, 57 Filialen bestehen, darunter 16 Neu- gründungen. Der Kreis umfaßt 112 Orte, die Agitation erfordert hohe Ausgaben, darum nahm die am Sonntag abgehaltene Kreis- konferenz Abstand von der Festlegung größerer Mittel für Bildungs- zwecke. Im ReichLtagswahlkrcise liegen vier LandtagSwahlkrcisc, die im Herbst cm Neuwahlen beteiligt sind, überall stellt die Partei eigene Kaiibidaten auf. Das wird durch die Organisationen dieser Landtagswahlkreise geschehen. Zur Hilfsleistung bei den Landtags und ReichStagswahlen wurde die Anstellung eines Hilfssekretärs bc schloffen. Als Reichs tügskandidat wurde Reichstagsabg. B u f o l d wiederum einstimmig aufgestellt. Zum Parteitag in Jena wird Heinrich Armbrust-Vilbel delegiert. Der zweite braunschweigische Reichstags Wahlkreis hielt am Sonntag in Leiferde seine Jahreskonfercnz ab. Der Mitgliederbestand des Kreises beträgt 1116: 238 mehr als im Vorjahre, davon sind 132 weibliche Mitglieder. ES ist gelungen, im verflossenen Jahre zwei neue Ortsvereine in rein landlichen Orten zu gründen. Die Zahl der»Volksfreund"-Abonnenten stieg um rund 400 auf 1839. Die Konferenz beschloß, ab 1. Oktober einen Monatsbeitrag von 40 Pf. einzuführen und den Parteitag durch einen Delegierten zu beschicken. Jaures Reise nach Argentinien . PariS , 21. Juli. (Eig. Ber.) Jaure« hat eine Erholungsreise angetreten, die ihn zunächst nach Portugal und dann über den Ozean führt. In Lissabon hat ihm das Parlament eine große Ovation bereitet. Auf Antrag des Ministers des Auswärtigen mutzte er aus der Diplomatenloge, wo er Platz genommen hatte, hinabsteigen und in der Mitte der gesetzgebenden Ver- sammlung Platz nehm.en. Mit Hochrufen auf Frankreich hat das portugiesische Parlament ihn als den würdigen Repräsentanten der Republik begrüßt, deren Ministerpräsident ihn als„Dema- gogen" insultiert hat und deren offizielle Presse ihn täglich als Vaterlandsverräter hinstellt. Die portugiesischen Republikaner ehren in Jaur-S das republikanische Frankreich. — sollte das die Staatsmänner der französischen Bourgeoisie nicht ein wenig ver- schnupfen? Von Portugal fährt Jaures nach Argentinien , wo er in einer Reihe von Städten Vorträge über die moderne soziale EM- Wickelung halten wird. Die englische S. D. P. und die MstungSfrage.- Aus London wird uns geschrieben: Wir berichteten vor einiger Zeit, daß der Exekutivrat der S. D. P. sich angesichts des stürmischen Protestes, den viele der ge- achtetsten Mitglieder der Partei gegen die militaristische R e- solution der Coventryer Konferenz erhoben, veranlaßt gesehen hat, sowohl die vom Exekutivrat eingebrachte und von der Konferenz mit geringer Mehrheit angenommene Resolution, wie auch das auf den Beschlüssen der Internationalen Sozialisten- kongresse fußende Amendement der Ortsgruppe Central Hackney, nachträglich den Ortsgruppen zur nochmaligen Entscheidung zu unterbreiten. Die Abstimmung hat nunmehr stattgefunden und er- gibt das folgende Resultat: Die Resolution des Exekutivrats, also der Coventryer Beschlutz, ist von 67 gegc n 6 2 Orts- gruppen verworfen worden. Die Resolution Cen- tral Hackney ist von 79 gegen 60 Ortsgruppen an- g c n o ni m e n w o r d e n. Eine Anzahl Ortsgruppen haben sich der Abstimmung enthalten, weil sie keiner der beiden Resolutionen zu- stimmen konnten. Der Beschluß von Coventry , der den Imperialisten hüben wie drüben so viel Vergnügen und den Sozialisten überall ebensoviel Kummer bereitet hat, ist damit ausgehoben. Die englische S. D. P. ist jetzt gleich allen anderen sozialistischen Parteien der Welt auf den Kampf gegen Militarismus und gegen die Kriegsrüstungen verpflichtet. Das ist für alle Teile sehr erfreulich, wenn auch die geringe Mehrheit, die die Friedensresolution erzielte, einigermaßen enttäuschen muß. Wir zweifeln nicht, daß das offizielle Organ der S. D. P.„Justice", das sich in allen Fragen der Rüstungspolitik bereits seit einiger Zeit eine lobenswerte Reserve auferlegt hat, in seiner Stellungnahme zu den einschlägigen Fragen den Geist des neuen Beschlusses respektieren wird. Den Jingos ist das Recht ge- nommen, sich bei ihrer gemeingefährlichen Agitation auch nur auf eine sozialistische Partei zu berufen., Soziales« Invalidenrenten und Altersrenten im Jahre 1910. Das soeben vom Reichsv�rsicherungSamt veröffentlichte Ergebnis über die im Jahre 1910 auf Grund des JnvalidenversicherungS- gesetzes geleisteten Zahlungen zeigt folgendes Gesamtergebnis der Aufwendungen für die Jahre 1900 bis 1910. Als Kranken- renken sind die Kosten bezeichnet, die nach 26 wöchentlicher mit un- unterbrochener Erwerbsunfähigkeit verbundener Krankheit für den Rest der Dauer der Erwerbsunfähigkeit zu zahlen waren. Es sind auf Grund des ReichSgesetzeS gezahlt: Im Jahre 1910 1909 1908 1907 1906 1905 1901 1903 1902 1901 1900 an Jnvall- denrciltcn M. a. Kranken- reuten M. an Alters- rcnien Dt. 143 702 933 139 343 691 133 020 112 12« 774 332 121 070 476 114 367 949 103 419 133 92 839 063 78 612 896 «3 063 217 33 393 462 3 390 372 3 461 006 3 408100 3 392 460 3 632 768 3 142 369 2 636 304 2 240 331 1 812 069 1300 460 631 714 01113 022 650 03 13 339 364 64 16 364 038 78 17 323 069 07 18 367 397 06119 490 185 27i20 882 699 17 22 128 190 96 23 521 326 58 24 672 238 59;26 236 593 «.Beitrags, erstattung. M. Zusammen M. >20 9483 071 .«0 9 472 373 ! 60 9 239 903 - 8 906 382 ' 8 489 040 ! 3 228 296 ' 7 909 122 17 600 072 . 7 171 585 ! 60 6 057 221 > 78|6 633 737 173 599 027 167 838 635 162 082 155 156 396 464 151 559 682 145 229 000 136 847 478 124 827 659 111 117 878 97 995 138 87 120 508 22 80 37 08 42 32 87 97 16 17 27 Lohncinbehaltung. Das Lohnbeschlagnahmegesetz in Verbindung mit§ 304 deS Bürgerlichen Gesetzbuches untersagt die Einbehaltung des nicht pfändbaren Teiles des Lohnes. Unseren Lesern ist bekannt, daß mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches von einigen Theoretikern und Gerichten versucht ist. dennoch eine Lohnein- beHaltung aus dem§ 273 BGB, der vom Zurück- bchaltungsrecht handelt, für zulässig zu erklären. Diese unsoziale, dem Gesetz widersprechende Ansicht hat an Boden glücklicherweise sehr verloren. Um so mehr überrascht es, daß ein Gewerbegericht diese irrige Anschauung dieser Tage bestätigt hat. ES war das das Sbcrswalder Gewerbegcricht. Der Rcchtsfall, über den dies Gericht zu urteilen hatte, war folgender. Ein alter Arbeiter, der die Invalidenrente bezieht, war von der Firma Busse Nachf. eingestellt worden, um eine Nuthobel- Maschine und eine Tischhobelmaschine zu bedienen. Der Meister versprach ihm die notwendigen Handgriffe zu zeigen. Bei der Ein- stellung war auf seine Invalidität insofern Rücksicht genommen, als der Lohn auf ganze 27 Pf. pro Stunde festgesetzt war. Bei den Leistungen selbst erwartete man jedoch auch von dem Invaliden die Tüchtigkeit eines vollwertigen Arbeiters. Der Ar- beiter war acht Wochen beschäftigt, wovon er noch vier Wochen krank war. Am 25. Juni hatte er an der Nuthobelmaschine bereit» 0 Scheiben genutet und die zehnte aufgespannt. Da er an der Tischhobelmaschine beschäftigt war, nutete der Meister die Scheibe fertig und sagte ihm dann:„Die Scheibe ist fertig zum Los- spannen". Der Arbeiter nahm an. daß der Meister die Maschine so eingestellt hatte, daß er das Arbeitsstück ohne Gefahr losmachen könne. Er löste die Befestigungsschrauben, das Stück fiel herab und zerbrach. Hierfür wurden ihm 3,50 M. in Abzug gebracht. Am 27. Juni zerbrach ihm beim Festspannen ein gußeiserner Nahmen. Er wurde entlassen und sein Ncstlohn um 50 Pf. ge- kürzt. Der Arbeiter erhob Klage auf Auszahlung der zu Unrecht einbehaltenen 4 M. Der Vertreter des Klägers machte dem' Ge- richt in längeren Darlegungen klar, daß der bisherige Standpunkt des Gerichts, eine Aufrechnung sei zulässig, eine irrige ist. Das Gericht bcharrte trotzdem auf seinem Irrtum, nahm auch an, der Arbeiter habe die Schäden durch seine Fahrlässigkeit herbeigeführt und gab dem Kläger unrecht. Daß ein Gericht trotz der Ausführungen von Professor Lotmar und Sinzheimcr und trotz des klaren Sinnes des Gesetzes die vom Gesetz für verboten erklärte Aufrechnung gegen den Lohn durch die Hintertür eines Zurückhaltungsrechts zuläßt, legt davon Zeug- nis ab. daß das Gericht für die sozialen, mühsam errungenen Vor- schriften der Gesetze ein eigenartiges Verständnis hat. Konventionalstrafen Minderjähriger. Firma Neustadt klagte gegen den minderjährigen Ein- richter ts- aus Zahlung der vereinbarten Vertragsstrafe von 400 M.. weil dieser einseitig vom Vertrage noch vor Antritt der Stelle zurückgetreten ist. Der Beklagte macht geltend, daß er zur Ein- gehung des Vertrages nicht die Genehmigung der Mutter, die sein gesetzlicher Vertreter sei, gehabt habe. Bei Prüfung des Einwandes ergab sich, dag der Beklagte bei Eingehung des Arbeitsverhältnisses die Zustimmung der Mutter gehabt habe. Nach Ansicht des Ge- werbegerichtes galt diese angeblich nur für einen einzelnen M erteilte Ermächtigung allgemein. Danach sei der Beklagte iesugt gewesen, Arbeitsverträge zu schließen, auch solche mit Konventionalstrafen. Da aber der Beklagte kein Arbeitsbuch besitzt, und er ohne ein solches als Gewerbcgehilfe nicht beschäftigt surfte, vertrat das Gericht die Ansicht,, daß der Vertrag nach z 134 des Bürgerlichen Gesetzbuches wegen Mangel der gesetzlich vorgeschriebenen Form nichtig sei und demzufolge Ansprüche aus demselben nicht hergeleitet werden können. Die Klage wurde des- halb abgewiesen. Die Klage hätte, auch wenn ein Arbeitsbüch vorgelegen hätte. abgewiesen werden müssen, weil Minderjährige, auch wenn ihnen die Ermächtigung zur Eingehung eines Arbeitsverhältnisses vo» den Eltern oder dem Vormund erteilt ist, sich doch nicht zur Zahlung einer Konbentwnalstrafe�verpfl.chten können. Wir haben wieder- � dargelcgt daß die Motive zum Bürgerlichen Gesetzbuch, eine °"ch das hiesige Amtsgericht Cl y P J"cfe'l Standpunkt Vertreten. Es wäre wünschenswert.
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