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6cwevl?rcbaftUcbe9. Berlin und Onigegend. Der Bnchbiudertarif tu den Buchdruckereien Berlins und der Bororte. Die Tarifbeivegung der in den Buchdruckereien beschäftigten Buchbinder und Buchbindereiarbeiterinnen hat zum Abschluß eines Tarifvertrages zwischen der Zahlstelle Berlin des Buchbindcrvcrbandes und dem Verein Berliner Buchdruckerei� besitzer geführt. Darüber berichtete der Vertrauensmann W i e> nicke gestern abend in einer Branchenversammlung der in den Buchdruckereien tätigen Buchbindereiarbeiterschaft, die den großen Saal der..Arminhallen" samt den Galerien füllte. Die VerHand- langen mit den Vertretern der Prinzipalsorganisation haben am 20. Juli stattgefunden. Es waren mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden, ehe es zu einer Einigung kam. Hinsichtlich der Ar- deitszeit war es leider nicht möglich, das zu erreichen, was in dem allgemeinen in Leipzig abgeschlossenen Buchbindertarif festgelegt ist. Die Arbeitszeit soll für die in Buchdruckereien beschäftigten Buch- binder und Buchbindereiarbeiterinnen dieselbe sein wie die der Buchdrucker und deren Tarif entsprechend, was selbstverständlich auch gilt, wenn durch die bevorstehend« Tarifbewegung der Buch- drucker eine kürzere Arbeitszeit eingeführt wird. Jetzt ist die tarifmäßige Arbeitszeit in den Buchdruckereien 53� Stunden, bei durchgehender Arbeitszeit 52 Stunden. In Buch­druckereien, wo für das Buchbinderpersonal die 53 stündige Arbeits­zeit besteht, darf eine Verlängerung nicht stattfinden. Hinsichtlich der Löhne haben die Buchdruckereibesitzer weitergehende Zugestand- nisse gemacht als die Buchbindereibesitzer. Die Minimallöhne sind nicht als Stundenlöhne, sondern als Wochenlöhne festgelegt, so daß auch die Feiertage mit bezahlt werden. Aber abgesehen da- von, sind die Löhne meist um 1 M. und mehr höher als die für das Buchbindergewerbe im allgemeinen festgesetzten. Der Minimal- lohn beträgt danach in den Buchdruckereien für gelernte Buchbinder vom 6. Jahre der Berufstätigkeit ab 30,50 M., im 5. Jahre 24,60 Mark, im 4. Jahre 23 M.; für Spezialarbeiter 32 M., an Schnell pressen, Deckenmachmaschinen und Fertigmachmaschinen 37,60 M. Vom 1. Oktober 1913 ab steigen alle diese Sätze um 1 M. Für ungeübte Arbeiterinnen ist der Lohn für das erste Halbjahr der Berufstätigkeit auf 11 M., für das nächste Vierteljahr auf 13 M., für das folgende auf 14 M. festgesetzt. Nach einjähriger Berufs tätigkeit tritt der Minimallohn der geübten Arbeiterinnen in Kraft, der auf 19 M. festgesetzt ist. Für bestimmte Spezialarbeite rinnen ist der Minimallohn 21 M., vom 1. Oktober 1913 ab 21,60 Mark. Beim Bronzieren müssen die Arbeiterinnen einen um 1 M. erhöhten Wochenlohn erhalten. Für Akkordarbeit gilt der mit dem Buchbindereibesitzerverband abgeschlossene Akkordtarif. Der§ 616 des B. G.-B. ist insoweit anerkannt, als in bestimmt aufgeführten Fällen bei Versäumnissen bis zu drei Stunden ein Abzug vom Wochenlohn nicht stattfindet und den Akkordarbeitern in solchen Fällen 60 Pf. pro Stunde vergütet wird. Ferner ist eine allgemeine Lohnerhöhung von 1 M. für die Buchbinder und 60 Pf. für die Buchbindereiacheiterinnen festgelegt, soweit eine solche Erhöhung nicht durch den Tarifver- trag selbst eintritt. Für Streitigkeiten aus dem Tarifvertrag ist das Schiedsgericht für das Buchbindergewerbe in Berlin , als Berufungsinstanz das Tarifamt der Buchbinder in Leipzig zu- ständig.In Streitfällen," heißt es weiter,ist den Anordnungen der Geschöftsleitung solange Folge zu leisten, bis die tariflichen In- stanzen gesprochen haben. Solange eine Entscheidung dieser In- stanzen nicht vorliegt, dürfen Arbeitsniederlegungen oder Massen- Kündigungen nicht stattfinden." Der Tarif gilt vom 21. Juli 1911 ab bis zum Wlauf des neu zu vereinbarenden Buchdruckertarifs, längstens aber bis zum 81. Dezember 1916. Bei Bedarf an Arbeitskräften wird die Be- Nutzung des paritätischen Arbeitsnachweises der Buchbinder empfohlen. Hierzu haben die Prinzipale noch erklärt, daß sie eine Vertretung im Kuratorium beanspruchen und auch zu den Kosten des Nachweises beitragen wollen. Der Referent empfahl der Versammlung, den Tarifvertrag gutzuheißen. Falls er nicht die Zustimmung der Versammlung finden sollte, hatten die Prinzipale erklärt, daß sie dann den allge- meinen Buchbindertarif unterschreiben wollten, was aber für die Buchbinder und Buchbindereiarbeiterinnen in den Buchdruckereien nicht von Vorteil wäre. Dem Bericht folgte eine lebhafte Debatte, in der eine starke Unzufriedenheit darüber hervortrat, daß nichts Besseres dabei herausgekommen ist und auch schwere Bedenken gegen den oben wörtlich angeführten PasiuS:In Streitfällen" usw. ge- äußert wurden. Die Versammlung erklärte sich jedoch schließlich mit dem Tarifvertrag einverstanden, wenn auch gegen eine ziemlich starke Minderheit. Es handelt sich hier übrigens um den ersten korporativen Vertrag zwischen dem Verein Berliner Buchdruckereibesitzer und dem Buchbinderverband. Bei ihren früheren Lohnbewegungen hatten es die Buchbinder so ge- handhäbt, daß sie den jeweilig zustande gekommenen Buchbinder- 'tarif auch den Buchdruckereibcsitzern zur Anerkennung vorlegten, waren aber nie zum Abschluß eines besonderen Tarifvertrages mit ihnen gekommen._ Gimpelfang wirft uns dieBerliner Volkszeitung" bor , Keil wir am Sonntag an einem Beispiel gezeigt haben, wie es ihr nicht darauf ankommt, aus Lohnbewegungen der Arbeiter in der Weise Vorteil zu ziehen, daß sie denselben mit Streikbrecher- inseraten in den Rücken fällt. Zunächst konstatieren wir, daß dieses Blatt, das wie es stolz behauptetseit länger als einem Jahrhundert die Interessen der arbeitenden Klassen und der Demokratie vertritt", sich Dutzende von Malen von uns sagen lassen mutzte, daß es xm Inseratenteile Arbeiterinteressen ver­raten habe.. Die gewaltige Entrüstung derVolkszeitungs"- Redaktion kommt also aus dem jüngsten Anlaß erheblich spät. Sodann versucht die Redaktion derÄolkszeitung" den in Frage kommenden Angestellten herauszuhauen, indem sie sagt, derselbe erkläre diese angeblichen Auslassungen für u n w o h Ebenso wie er es für unwahr erklärt, daß er seinerseits oas Gespräch ab- gebrochen habe und daß von der Gegenseite dieVolkszeitung" internationales Streikbrecherorgan genannt worden sei." Da bestätigt uns also dieVolkszeitung", offenbar gegen die eigene Absicht, daß das Gespräch wegen des Streikbrecher- Inserates mit Hamburg geführt worden ist! Wir wüßten nicht, warum unser Berichterstatter, der in der Sache wie zugegeben recht hat, uns in der Form einen Bären hätte aufbinden sollen. Nun glaubt dieVolkszeitung" ihre Abwehr gegen denVor- wärts" geschmackvoll damit einleiten zu sollen, daß sie uns vorwirst, uns ärgere schon lange die große Steigerung der Abonnentenzahl, welche dieVolkszeitung" verzeichnen kann. Das ist Unsinn. Der Vorwärts" hat keinerlei Konkurrenzschmerzen. Gegen kein Blatt. DerVorwärts" bildet in der ZeitungSwelt. wie jeder weiß, eine Klasse für sich. Kann dieVolkszcitung" eine Steigerung ihrer Abonncntcnzahl konstatieren, nun gut; wir Wissens nicht, aber wir haben auch nichts dagegen. Aber dagegen haben wir etwas, daß ein Blatt, das vorgiebt, Arbeitcrinteressen zu dienen, den Ar- beitern aus Geschäftsrücksichten fortgesetzt in den Rücken fällt. Und wenn wir die Arbeiter in ihrem eigenen Interesse auffordern, solche Blätter aus ihrem Hause zu werfen, dann mag sich die Rc- daktion derVolkszeitung" einmal ernsthaft mit der Geschäfts- leitung ihres Blattes über die Dinge unterhalten, die uns ein Recht zu solchen Kritiken geben. Mit Lamentationen über den bösen »Vorwärts" wird die Sache nicht aus der Welt geschafft. An die organisierte Arbeiterschaft Grosi-Berlins! Der Arbeiterschaft zur Aufklärung, daß der Deutsche Portier- verband, welcher sich in letzter Zeit den Namen Zentralverband bei! egt, als keine moderne Organisation anerkannt werden kan n, da derselbe weder der Gewerkschaftskommission noch der General kommission der Gewerkschaften Deutschlands angeschlossen ist. Als Vorsitzender dieser Vereinigung fungiert ein in Wilmersdorf wohnender Zigarren-Engros-Händler. Die Gewerkschaftsgenossen werden daher ersucht,, sofern sie mit Fahrstuhlführern oder Portiers in Berührung kommen, die selben auf ihre Berufsorganisation, den Deutschen Transport arbeiter-Verband, aufmerksam zu machen. Die B r a n ch e n l e i t u n g der Fahrstuhlführer. und Portiers des Deutschen Transportc�rbeit�r--Verbandes. Achtung, Töpfer! Töpfermeister Hermann Klinkert» Lankwitz , Maricnfclder Str. 4, hat sich den Lokalisten gegenüber verpflichtet, in Zukunft den Tarif zu bezahlen und nur organisierte Kollegen zu beschäftigen, weshalb unter den genannten Umständen die Sperre als aufgehoben zu betrachten ist. Ferner ersuchen wir die Kollegen das heutige Inserat genau zu beachten. Die Verbandsleitung. Oeutkcbes Reich. Das päpstliche Motu proprio und die Tarifverträge. Da die veränderten Bedingungen der menschlichen Gesell- schaft es ratsam erscheinen lassen, das Gesetz über die Beobachtung der religiösen Feste zu ändern, weil der vermehrte Handel und der beschleunigte Gang der Geschäfte durch die Häufigkeit der Feste Schaden leiden," hat Pius X. die katholischen Festtage aus die Sonntage, Weihnachten, Neujahr, Epiphanias, Himmel- fahrt, Mariä Empfängnis, Mariä Himmelfahrt , Peter- und Paulstag und Allerheiligen beschränkt. Mit vollem Rechte ist seitens der Parteipresse darauf hingewiesen stvorden, daß der Papst nur zugunsten der kapitalistischen Unternehmer diese Ein- schränkungen angeordnet hat. Wird nämlich den Anweisungen des Papstes Rechnung getragen, so werden auch bereits bestehende Tarifverträge dadurch berührt werden können, sowie auch die Feiertage der betreffenden Arbeiter verkürzt, ohne daß letzteren als Aequivalent eine Lohnerhöhung winkt. Als Beispiel hierfür können wir das Buchbindergewerbe in München anziehen, in dem für viele Hunderte von Arbeitern und Arbeiterinnen seitens des Buchbinderverbandes Tarifverträge abgeschlossen sind, die folgendes besagen: Abzüge vom Lohn für landesgesetzliche, von Behörden oder vom Geschäfte angeordnete Feiertage sind nicht zulässig. Ein Umgehen dieser Bestimmung durch Entlassung an den Vor- abenden von Feiertagen ist unstatthaft. Es gelten für München : a) als gesetzliche Feiertage(an denen nicht gearbeitet werden darf): Neujahr, Dreikönig, Ostermontag, Christi Himmelfahrt , Pfingstmontag, Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt , Allerheiligen, Erster Weihnachtsfeiertag, Zweiter Weihnachtsfeiertag; d) als nichtgesetzliche Feiertage(an denen vormittags nur 4 Stunden, ausschließlich Pause, gearbeitet werden darf): Mariä Lichtmetz, Josephi, Mariä Verkündigung, Benno, Johanni, Peter und Paul, Mariä Geburt, Mariä Empfängnis." Erlangt somit dasarbeiterfreundliche" päpstliche blotu proprio in München Gesetzeskraft, so sind den Buchbindern 4 ganze und 6 halbe katholische Feiertage in Frage gestellt. Wenn das auch wahrscheinlich für die laufende Vertragsperiode nicht zu be- ürchten ist, fo doch bei Erneuerung der Tarifverträge sicher. Die Sophistereien derGermania " und ihre Vorwürfe gegen die Mün- chener sozialdemokratischen Arbeiter, daß sie schon bisher an den nichtgesetzlichen Feiertagen gearbeitet haben, lösen sich daher in eitel Dunst auf. Es werden wieder einmal Arbeiterinteressen vomheiligen Vater" nicht auf dem Altare des Christentums, 'andern auf dem Altare des Kapitals geopfert.-- Interessant ist, daß an jenen Münchener Tarifverträgen auch das kleine christliche graphische Verbändchen als Vertragschließender beteiligt ist, ohne daß zessen sonst so großspuriges Organ auf das Motu proprio und eine Einwirkung auf die von ihm abgeschlossenen Tarifverträge auch nur mit einem Wort eingegangen ist. Verwunderlich ist das reilich weiter nicht, nachdem die christlichen Gewerkschaften samt und sonders vor den Krumstäben der Bischöfe ins Mauseloch ge- krochen sind. Wie wenigder beschleunigte Gang der Geschäfte" die Auf- Hebung jener Feiertage rechtfertigt, möge die Tatsache ergeben, daß gerade jetzt in München die Arbeitslosigkeit im Buchbinder- gewerhe trotz der vielen Feiertage sehr groß ist. Husland. Die norwegische Massenaussperrung. Die Vermittler hatten in der vorigen Woche den Parteien den Vorschlag gemacht, den Bergwerkskonflikt sowie die drei Übrigen Konflikte, die die Veranlassung zur Massenaussperrung gaben, durch Schiedsgericht entscheiden zu lassen. Dies ist jedoch von beiden Parteien abgelehnt worden. Der Kampf dauert also �ort. Wie verlautet, haben die Arbeitgeber die Absicht, die Aus- perrung auch noch auf das Baugewerbe, sowie aus die Zucker, und Schokoladenwarenindustrie auszudehnen. Die Aussperrung im schwedischen Bangewerbe entwickelt sich immer mehr zu einem Fiasko für das Unternehmer- tum. Erst hatte man angekündigt, daß ungefähr 40 000 Mann davon betroffen werden sollten; aber in Wirklichkeit erstreckt sich die Aussperrung kaum auf den vierten Teil dieser Zahl. Die Unzufriedenheit unter den Unternehmern mit dem Vorgehen ihrer Organisation ist jedoch so stark, daß sich der Hauptvorstand des Zentralen Arbeitgeberverbandes in der vorigen Woche genötigt ah, einen Beschluß zu fassen und zu veröffentlichen, wonach es wn einzelnen Arbeitgebern erlaubt ist, auf Bauten, die zum Oktober fertig sein müssen, die Arbeit mit unorganisierten Ar- beitern fortzusetzen. Bisher waren, soweit die Aussperrung über- Haupt reichte, die Unorganisierten mit ausgesperrt, und sie haben ich auch in den allermeisten Fällen mit den Organisierten soli- jarisch erklärt. Wenn sie nun wieder arbeiten wollen, sollen sie die bekannten Verpflichtungen unterschreiben, wonach sie keinerlei Beiträge zu den Gewerkschaften oder sonstwie zur Unterstützung der Ausgesperrten oder Streikenden leisten. Dazu werden sich aber sehr wenige verstehen, denn so viel Ehrgefühl haben auch die Unorganisierten, daß sie sich nicht vom Unternehmertum vor- chreiben lassen, was sie mit ihrem verdienten Gelde machen dürfen oder nicht. Zeugt schon jener Beschlutz des ArbeitgeberverbandcS davon, daß man sich auf jener Seite sehr schwach fühlt, so wird ich bei der Durchführung des Beschlusses die Schwäche des Unter- nehmertums noch weit deutlicher offenbaren. Uebrigens hat der Schlichtungsbeamte den Parteien am Sonnabend neue Vergleichs- Vorschläge unterbreitet. Ob sie zu einer Einigung führen werden, ist allerdings noch zweifelhaft. Der Seemannsstreik. London , 20. Juli. (Eig. Ber.) Die Unruhen, die letzten Dienstag aus Cardiff gemeldet wurden, wurden hauptsächlich dadurch verursacht, daß die Behörden den Führer deö Streiks in der walisischen Hauptstadt, Hauptmann Tupper a. D.. eingesperrt hatten. Tupper steht bei den Arbeitern in hohem Ansehen; als man ihn entfernt hatte, bekamen die Un- organisierten und der Mob der Stadt bald das Heft in die Hände und ließen sich Ausschreitungen zuschulden kommen, die von niemand schärfer verurteilt werden als von den organisierten Arbeitern selbst. In Cardiff und Newport sind heute nicht allein alle Seeleute, sondern auch die Gesamtheit der Arbeiter in den Streik getreten. Innerhalb eines oder zweier Tage wird die Arbeit in allen Häfen am Bristol Channel stocken. In diesen Häfen wird die walisische Kohle verschifft, so daß notwendigerweise eine allgemeine Arbeitseinstellung im ganzen walisischen Revier eintreten muß. wenn der Streik nicht in einigen Tagen beigelegt ist. Den direkten Anlaß zur Arbeitseinstellung in Cardiff gab das Verhalten der Reeder des Hafens, die wohl die Löhne der See- leute aufgebessert haben, aber jedenfalls auf Anraten des Reederverbands, mit der Gewerkschaft.nicht: verhandeln wollem Hauptmann Tupper wurde gestern auf freien Fuß gesetzt, was die Streikenden sofort beruhigte. Das Sonderbare an dem Ver- halten der Reeder ist, daß sie dem Sekretär der Seemannsgewerk- schaft, Havelock Wilson, privatim das Haus einlaufen, um ihn zu bitten, ihre Schiffe aus dem Pfandleihhause zu. lassen, wie sich oer Sekretär in einer Rede ausdrückte. Dieser Umstand deutet daraus hin. daß die Widerstandskraft der Reeder nicht lange vorhalten wird._ Bus der fraucnbeweofimg* Frauen heraus k Frauen heraus! Immer näher rückt die Reichstagswahl heran l Es naht der Tag der Wiedervergellung für all' die Schandtaten, die in den vergangenen Jahren seit den Hottentottentagen auf das arbeitende Volk gehäuft worden sind. Grauenerregend, erschreckend hoch sind die Lasten, die man dem Volke aufgebürdet. Doppelt und dreifach leiden die Proletarierinnen unter der Wucht der Lebens- mittelverteuerung, unter der arbeiterfeindlichen und antisozialen Gesetzgebung I Frauen heraus! Seid Ihr auch rechtlos, so seid Ihr doch nicht machtlos. Könnt Ihr nicht wählen, so müßt Ihr wühlen! Habt Ihr, dank der reaktionären Uebermacht, auch nicht die Möglichkest, Eure Stimme zugunsten eines wirklichen Volksvertreters in die Urne zu werfen, Euer Einfluß, Eure zähe Agitation und Auf- munterung kann bewirken, daß saumselige und verblendete Arbeiter den Arbeiterkandidaten wählen...... Frauen heraus 1 Die Sozialdemokratie ist die einzige Partei, die rückhaltlos und ohne Einschränkung die Gleichstellung der Frau in politischer und rechtlicher Hinsicht fordert! Seit Jahrzehnten kämpfen ihre Vertreter in und außerhalb der Parlamente für die Verwirklichung dieses Zieles. Wenn trotzdem heute noch in Deutsch - land, das zehn Millionen erwerbstätiger Frauen aufzuweisen hat, die Frau noch politisch zu den Kindern und Idioten rechnet, so kann sie sich bei den bürgerlichen Parteien dafür bedanken! Frauen heraus! Schon die Finanzreform und ihre Wirkungen müßten genügen, die Frauen auf der ganzen Linie rebellisch werden zu lassen. Und schon drohen neue Belastungen des Volkes. Das Fleisch verschwindet immer mehr vom Tische der Armen, Kartoffeln, allenfalls Pferde- und Hundefleisch, dienen häufig als Ersatz. Der Milchverbrauch nimmt ab, die Kindersterblichkeit zu in der armen Bevölkerung, entsetzlich sind die Verheerungen, die unsere Wirtschafts- weise anrichtet. Frauen heraus I Wollen die vielen Proletarierinnen, die sich heute noch immer nicht mit öffentlichen Fragen befassen, weil das die Fraunichts angehe", der Auswucherung des Volkes stumm und resigniert zusehen? Sollte nicht ein schmerzlicher Blick auf die schlecht genährten Kinder ihr Blut in Wallung bringen, sie zum Nach- denken zwingen? Oeffentliche Fragen? VolkSfragen, Lebensfragen sind es, die mit unseren kleinsten Wünschen und Forderungen ver- wachsen sind. Ach, Frau Politik ist nicht die unnahbare, in den Wolken thronende Göttin, als die sie noch vielfach angesehen wird. Sie ist eine ganz schlichte und umsichtige Frau. Sie kommt in die engsten Gassen und in die ärmsten Wohnungen, sie geht in die Küche und diktiert was und wieviel verbraucht werden kann. Sie setzt sich mit an den Tisch und verteilt die Portionen und des Nachts wacht sie am Lager und raubt Euch den Schlaf, Ihr Frauen und Mütter l Frauen heraus! Die kommende Reichstagswahl muß ein Straf« gericht werden I Der Volkszorn muß die Brot- und Flcifchwucherer, die Scharfmacher und Finanzgewaltigen zusammenschmettern I Er muß zu einem wuchtigen Protest werden gegen Ausnahmegesetze, gegen die wahnsinnigen Ausgaben und Forderungen für Heer und Marine, ein Protest gegen die Reichsversicherungsordnung, ein Protest gegen unseren ganzen Klassenstaat mit seiner rücksichtslosen und unheilvollen Klassenherrschaft. Proletarierinnen I Ihr könnt Vergeltung üben, könnt mithelfen an der Umgestaltung der heutigen WirtschaftS- und Produltions- form, wenn Ihr agitiert und organisiert, wenn Ihr die bürgerliche Klatschpresse aus dem Hause treibt und Eure Söhne und Töchter im Sinne der sozialistischen Weltanschauung erzieht! Darum Frauen heraus!_ Ein Kellnerinnenstreik. Bei dem Schützenfeste in Göttingen brachte ein Streik der Kellnerinnen den Schützenwirt in nicht geringe Verlegenheit. Fünfzig Heben legten plötzlich die Arbeit nieder, so daß der Betrieb in den Wirtschaftszelten und in der großen Festhalle vollständig lahmgelegt wurde. Nach etwa einer Stunde, nachdem die Forderungen der Kellnerinnen bewilligt worden waren, nahmen sie ihre Tätigkeit wieder auf._ Versammlungen Veranstaltungen. FriedrichShagen . Mittwoch, den 26. Juli: Ausflug nach Hirschgarten. Treffpunkt nachmittags 3 Uhr Restaurant WilhelmShof. Leseabende. Tempelhof . Dienstag, den 26. Juli. 8'/3 Uhr, bei Thiel, Berliner Straße 41/42: Vortrag. Herr Dr. Bapp:Frauenkrankheiten". Letzte Nachrichten» Opfer der Handstagshitze. Eßlingen , 24. Juli. (W.T.B.) Von einer Sendung Schweine aus Norddeutschland sind auf dem hiesigen Bahnhofe infolge der Hitze 112 Stück verendet. Paris , 24. Juli. (B. H. ) Die Hitze erreichte auch gestern wieder hier 36,7 Grad im Schatten. Aus Nantes wird berichtet, daß das Thermometer sogar 38,6 Grad zeigte. Die Zahl der Unfälle durch die große Hitze ist besonders groß. Wien , 24. Juli. (W. T*P.) Infolge der seit einigen Tagen herrschenden Hitze find hier mehrere Ohnmachts- und Todes« fälle an Hitzschlag vorgekommen. Am gestrigen Sonntage find acht Personen beim Baden in der Donau ertrunken. Drei Kinder verbrannt. Pilsen , 24. Juli. (W. T. B.) Bei einer FeuerSvrunst, die das HauS eines Tagelöhners einäscherte, sind dessen drei Kinder umgekommen und völlig verbrannt. ES liegt Brandstiftung vor; der Täter wurde verhaftet. Schwere Benzinexplosion. Budapest , 24. Juli. (28. T. B.) Durch eine Benzin- explosion in der Kowaldschen Dampffärberei und Putzerci sind sieben Arbeiter schwer verletzt worden, darunter vier tödlich. Ein neues Brandunglück in Konstantinopel . Koiistantinopel, 24. Juli. (B. H. ) Ein neues Großfeuer. daZ bereits einen Herd von über hundert Meter erreicht, ist um 4 Uhr in Balat am Stambuler Ufer des Goldenen Horn ausge- brachen und offenbar gleichfalls von verbrecherischer Hand angelegt, um nun auch noch die bisher verschonte Seite von Stambul zu vernichten. Ein starker Wind begünstigt das Umsich- greifen des Feuers. Die Regierung steht den Brandstiftungen machtlos gegenüb-r. Die Bevölkerung ist in kopfloser Aufregung. Schon werden Stimmen laut, das Kabinett, gegen das sich die Brandstiftungen richteten, müsse sich zurück. ziehen, um die Stadt zu retten. Die Minister und alle hier anwesenden Abgeordneten sind zu, sammengetreten, um über die Situation zu beraten. lverantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw?? Th.Glvcke, Berlin . Druck u. Verlag:VorwärtsBu.chdr.u LerlagSanstalt� ßaulSingerLGo.,BertinLW. Hierzu 2 Beilagen u.llnterhaltungsbl�