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Eine offiziöse BeruIiigungSnote. Paris . 31. Juli. DieA�ence Havas" veröffentlicht folgende Note: Berschiedene Zeitungen haben sich in der letzten Zeit zum Echo von tendenziösen Gerüchten gemacht, denen zufolge Deutsch - land zu ungütvöhnlichen Einberufungen von Reservisten schritte, während Frankreich seinerseits außergewöhnliche militärische Maß- nahmen träfe. Diese verschiedenen Gerüchte entbehren jeder Be- grüirdung._ Oerluft der SelHtändighelt. Als einen der schlimmsten Schrecken des sozialdemokratischen »ZukunflSstaateS" bezeichnen unsere Gegner den Verlust der Selbst- ständigkeit. Mit Entsetzen schildern sie. wie schauderhaft es sein würde, wenn kein Mensch mehr als selbständiger Unternehmer walten und wirken könnte, sondern jedermann gewissermaßen als Beamter seine Arbeit vorgeschrieben bekäme. Die guten Leulchen übersehen. daß schon heute in« Gegenwartsstaat, dessen Schönheiten sie nicht genug zu preisen wissen, die Zahl der Selbständigen rapide ab- nimmt. Die amtliche Statistik läßt darüber keinen Zweifel. Man vergleiche folgende Zahlen, die wir dem schon mehrfach zitierten neuen Werk des Direktors Ncuhaus vom Zlönigsberger Statistischen Amt entnehmen. In den drei Berufsabteilungen Landwirtschaft, Industrie und Handel sdie zusammen fast 8S Proz. der Bevölkerung umfassen, so daß die übrigen Berufsabteilungen neben ihnen kaum in Betracht kommen) gab es Selbständige, wenn man die Angehörigen mitzählt t 1882 1885 1887 18 388 000 18 800 000 16 800 000 Diese absolute Abnahme ist indessen nur scheinbar, weil sie lediglich die Angehörigen trifft. Zählt man die Erwerbs- tätigen für sich allein, so ist eine geringe Zunahme zu konstatieren, nämlich: 1882 1835 1887 6 180 800 5 476 800 6 480 000 DaS ist eine ganz winzige Zunahme. Und dabei darf nicht »ergessen werden, daß in der amtlichen Statistik zu den Selbständigen nicht nur die Eigentümer von Betrieben gerechnet werden, sondern auch leitende Beamte, Direktoren, Pächter usw., sowie auch die armen Hausgewerbetreibenden, unter denen sich viele Heimarbeiter befinden. Dagegen haben sich die Abhängigen sehr stark vermehrt- Die amtliche Statistik scheidet die Abhängigen in.Angestellte' und .Arbeiter'. Zu den A n g e st e l l t e n rechnen nichtleitende Beamte, BerwaltungS-, AufjichtS-, Bureaupersonal usw. Ihre Zahl betrug: 1882 1885 1307 387 800 622 000 1 291 880 Endlich die Zahl der Arbeiter: 10 705 000 12 815 000 17 335 800 Um die soziale Verteilung der gesamten Bevölkerung zu erkennen, muß man freilich zu diesen Zahlen der Erwerbstätigen auch die der Angehörigen hinzurechnen. Dann ergibt sich für die 1382 1885 1807 Augestellten 838 080 1 620 080 3 070 000 Arbeiter 28370000 24262000 32375000 Hält man daneben die oben gegebene Zahl der Selb- st ä n d i g e n mit ihren Angehörigen, so zeigt sich, daß 1387 d i e Selbständigen noch nicht ganz ein Drittel der Gesamtheit ausmachten. Der Prozentsatz verteilte sich wie folgt: Selbständige Angestellte Arbeiter 1907 stund) 3278 Proz. 5«/, Proz. 61«/, Proz. Dabei ist aber der Anteil der Selbständigen zweifellos noch zu hoch gerechnet. Direktor Neuhaus meint selbst, man müsse nicht nur die Hausgewerbetreibenden abziehen, sondern auch die vielen Kleinmeister, die früher einmal selbständig waren und sich deshalb so in den Papieren bezeichnet haben, obwohl sie oft genug in schlimmerer Abhängigkeit leben, als die Heimarbeiter. Desgleichen dürsten(nach Neuhaus' Angabe) nicht wenige angebliche Pächter in Wahrheit nichts weiter sein als Angestellte der Eigentümer ihres Grundstücks. Zieht man das alles in Betracht, so kommt man nach seiner Schätzung zu dem Resultat, daß die Gesamtbevölkerung unseres deutschen Vaterlandes nur zu einem Viertel aus Unab- hängigen und zu drei Vierteln aus Abhängigen sich zusammen- setzt." DieS bedeutet aber und das ist die Hauptsache einen rapiden Rückgang der Selbständigkeit in diesen 25 Jahren. Denn es betrug der Prozentsatz der Selbständigen 1832 1895 1907 457z Proz. 42 Proz. 327z Proz. Unter den Abhängigen befinden sich naturgemäß am Arbeiter. Deren Prozentsatz betrug 1832 1885 527, Proz. 54'/, Proz. Die A n g e st e l l t e n sind an Zahl viel schneller vermehrt, nämlich wie folgt: 1882 1895 2 Proz. 8'/, Proz. Werfen wir nun noch einen Blick auf die soziale Gliederung, gesondert nach den drei Berufsabteilungen, so zeigt sich, daß im Handel die Zahl der Selbständigen zugenommen hat, und sogar ganz beträchtlich. Sie betrug 1832 1385 1387 701 588 843 500 IV, 2 200 447z Proz. 36 Proz. 28 Proz. Wir brauchen unseren Lesern nicht erst zu sagen, daß auch dies nur ein trügerischer Swein ist. Denn cS zählen im Handel als Selbständige die unzähligen Kleinen mit, die in Verzweiflung sich einen kleinen Kram aufgemacht haben, weil ihre Existenz in irgend einem anderen Berufe zugrunde gegangen ist. Das zeigt ja auch schon die Tatsache, daß zugleich mit der Zunahme der absoluten Zahl der Selbständigen im Handel ihr Prozentsatz gesunken ist. ES sind eben kleine Zwergbetriebe ohne Angestellte hinzugekommen, die ihre Inhaber mit Mühe und Not über Wasser halten sollen. Die Zahl der Angestellten im Handel ist viel rascher gewachsen, sie betrug 1882 1895 1887 141 580 262088 506 000 8 Proz. 11'/, Proz. 147z Proz. Und selbst die Arbeiter, von denen ja nur ein geringer Bruch- teil auf den Handel lommt, haben viel stärker zugenommen als die Selbständigen . An Arbeitern im Handel wurden gezählt: 1882 1885 1907 727 300 1 322 000 1 960 OOO 467g Proz. 527« Proz. b6'/z Proz. In der Landwirtschaft hat die Zahl der S e l b st ä n« d i g e n zuerst zu-, dann wieder abgenommen, und zwar sowohl ab« solut wie relativ. Sie betrug: 1882. 1385 1907 2290000 2 570000 2 500000 277, Proz. 81 Proz. 257g Proz. Die A n g e st e l l t e n der Landwirtschaft haben zugenommen, aber lange nicht so stark wie im Handel. Es wurden gezählt: meisten 1907 fast 62 Proz. geringer, haben sich aber 1807 fast 6 Proz. 1882 1885 1907 66 600 86 200 88 800 7« Proz.!>/, Proz. 1 Proz. Die Arbeiter haben in der Landwirtschaft zuerst ab«, dann zugenommen(also umgekehrt wie die Selbständigen ), aber auch nicht in bedeutendem Maße. Es gab: 1382 1385 1907 5882 000 5 628 000. 7 283 000 717z Proz. 67-/z Proz. 727g Proz. Bemerkenswert ist, daß in der Landwirtschaft die mann- l i ch e n Arbeiter von 1882 bis 1807 um rund 600 000 abgenommen, die weiblichen um so stärker zugenommen haben. Endlich in der F n d u st r i e ist die Abnahme d e r S e l b- ständigen am stärksten. Ihre Zahl betrug: 1882 1895 1807 2 201000 2 062 000 1 877 000 Zl'/z Proz- 25 Proz. 177z Proz. Man braucht sie nur zu vergleichen mit der ungeheuren gleich- zeitigen Zunahme der Angestellten und Arbeiter, und man kann den Gang der sozialen Entwickclung, den stets fortschreitenden Berlust der Selbständigkeit mit Händen greifen. Angestellte wurden in der Industrie gezählt: 1882 1885 1807 89 000 264 000 636 000 17z Proz. 8'/, Proz. 6 Proz. und Arbeiter 4 086 000 6 356 000. 8 600 000 64 Proz. 72 Proz. 76'/z Proz. ES bleibt also dabei: wer sich an die Tatsachen hält, der mutz erkennen, daß im kapitalistischen Gcgenwartsstaat die Zahl der Selbständigen , die nach eigenem Gutdünken arbeilen, mit unbeim- sicher Geschwindigkeit abnimmt, und daß sich aus dem jetzigen Gang der Dinge eine immer schlimmere Knechtung all derer, die nützlich arbeiten, unter den Willen und daS Profitintercsse einiger Groß- kapitalisten ergibt, eine Knechtung, der durch eine vernünftige sozialistische Neuordnung der Wirtschaft ein Ende gemacht werden muß._ Die Ißanifeltation vom 15. flugalt. Man schreibt unS aus Brüssel : Die von der Arbeiterpartei und den Liberalen gemeinsam ver- anstaltete nationale M a n i f e st a t i o n für den 15. August für das Wahlrecht und gegen daS Schulgesetz verspricht nicht nur der Höhepunkt der Bewegung, sondern an sich eine einzig- artige Kundgebung zu werden, die an Teilnehmerzahl und Art wohl alles überstrahlen wird, was Belgien bisher an derartigem erlebt. Wie aus den Mitteilungen des gemeinsamen Komitees hervor- geht, sind bisher aus den Provinzen allein 110000 Teil- nchmer gemeldet, die durch ihre verschiedenen Gruppen Bahnbillctts bestellten. Diese Liste ist aber lange nicht vollständig. Gent wird ungefähr 7000 Sozialisten und 3000 Liberale entsenden. Die Eiieitbahnverwaltung wird zirka 110 Extrazüge, je 1000 Personen fassend, einstellen. Sowohl die Staatslinien wie die konzessionierten gewähren den Gesellschaften in Gruppen eine 50prozentige Ermäßigung. Das Komitee tritt auch dem tendenziösen Gerücht entgegen, als ob für den Transport der Provinzmassen Viehwogen verwendet werden würden. Wegen des großen Andranges ist die Eisenbahnverwaltung allerdings gezwungen, Güterwagen für den Personentransport am 15. August zu adoptieren, die jedoch entsprechend zugerichtet und mit Bänken versehen werden und nur für die k u r z e n Strecken eingeschoben werden. Das normale Wagenmaterial erweist fich eben als viel zu gering für die Demonstrantenzahl I Wer aber etwa die vielleicht etwas weniger bequemen Wagen der Epezialzüge für diese Strecken befürchtet und auf die Beförderung mit den Normal- zögen rechnet, läuft Gefahr, nach Brüssel zu kommen, wenn die Manifestation zu Ende ist l Eine Garantie für die rechtzeitige An- tunft in Brüssel 10 Uhr vormittags haben nur die. die Sveziakzüge benutzen bezw. angemeldet sind. Das Komitee hat daher die Devise ausgegeben, daß alle Teilnehmer sich für die Gesellschaftszüge vormerken sollen, schon damit auch die Bahnen von vornherein wissen, auf welche Zahl von Passagieren sie zu rechnen haben. Wegen des Andranges wird am Nordbahnhof kein Spezialzug ankommen sondern die Temonstrationsteilnchmer werden auf die verschiedenen anderen Ankunftsbahnhöfe verteilt Für die Massenbeförderung von diese» etwas abseits gelegenen Bahnhöfen nach dem Versammlungsplatze wird die Tramwahgesellschaft durch Einschiebung von autzertonrlichen Wagen zu sorgen haben. Auch der Wasserweg wird Manifestanten zuführen. Die Teilnehmer aus Willcbroeck werden aus Barken den nach Brüssel führenden Kanal benutzen.~ Das gemeinsame Komitee hat 1500 Ordner vorgesehen I Der AnsammlungSort befindet sich unweit vom Nordbahnhof. also im Zentrum der Stadt. Ilm 7ztt Ahr findet der Abmarsch statt. Der Zug ordnet sich alphabetisch nach den neun Provinzen. Nur Brabant, daS an der Spitze schreitet, macht davon eine Aus» nähme. Bei einigen Orten gehen die Sozialisten, bei anderen die Liberalen an der Spitze der Ableisimg. Auch christliche Organi­sationen, Freideulervereine und die Unterrichtsliga, die temperamentvoll den bürgerlichen Schulkampf geführt, beteiligen sich an der Manifestation. Eröffnen werden den Zug berittene Polizisten. Ihnen werden die wirkliche.Töte" des Zuges, zehn Reiter, folgen, die rote und blaue Fahnen und Tafeln mit der Wahlrechts- und Schulforderung tragen werden. Dann kommen die sozialdemokratischen und liberalen Abgeordneten und Senatoren. Der Zug wird über die Baute- vardS. an der Börse, dem RathauS, dem.Maison du Peuple' vor- bei bis zum Pari von Forest in eincin Brüsseler Vorort ziehen, wo die Meetings stattfinden. Ein Konzert der sozialistischen Arbeiter» kapellen, in einem anderen Teil deS Parks deS liberalen Musikkorps, werden die Meetings einleiten. Aus sechs Tribünen werden je ein Liberaler und ein Sozialdemokrat 20 Minuten sprechen, worauf daZ Kampfgclöbnis der Anhänger der beiden Par» teien erfolgt. Darauf erfolgt der Rückmarscb der Teilnehmer, die man nach den bisherigen Anmeldungen auf 25 0 000 slbätzt. Die Organisatoren der Manifestation sind bereits mit fieberhaftem Eifer für die Propaganda und das Arraiigeincnt de? ZugcS tätig. Es läßt sich bei der Begabung deS belgischen Volkes für das Deko- ralive und Malerische erraten, welch' ein bewältigendes Bild der Bewegtheit und Farbenpracht dieser Aufmarsch von Tausenden bieten wird. politifcbc öcbcrficbt. Berlin , den 81. Juli 1911. Ter Auftakt z« einem neuen Kolonialfeldzuge. Berlin , 31. Juli. Aus Deutsch-Südwestafrika wird amtlich gemeldet: To es trotz aller Nachforschungen bis- her immer noch nicht gelungen ist, Ausklärung über das Schick- sal der Kolonne Frankenberg zu schaffen, und da außerdem auch die am Okavango gelegene Polizeistation Kuringkuru und die 60 Meter westlich von Andara(Libebe) gelegene Oblatenmission Niangana gefährdet erscheinen, hat fich der Gouverneur entschlossen, eine stärkere Expedition in den Nord- osten des Schutzgebietes zi» entsenden. Die Expedition setzt sich aus zwei Kompagnien, einer halben Batterie, einer Maschinen- gewehrabteilung und einem Vcrkehrszug zusammen. Ange- sichts der Länge der Etappenstrecke ist dieses Truppenaufgebot in Stärke von etwa 200 Mann(?) erforderlich. Die Führung übernimmt Major H i n s ch; auch der Ko m m a n d e u r derSchutztruppe.MajorvonHeydebreck, wird die Expedition begleiten. Tie Expedition richtet sich zunächst gegen die im Caprivi- zipfel wohnenden Stämme, dann kommen die Ovambos an die Reihe! Michel, tu Geld in Deinen Beuteil Reichseinnahmen. Daß die wirtschaftliche Konjunktur sich wesentlich günstiger gestaltet hat. beweist die Tatsache, daß die Einnahmen des Reiches an Zöllen, Steuern, Stempelabgaben und Gebühren im ersten Quartal des laufenden Rechnungsjahres, also in den Monaten April, Mai. und Juni, 405,5 Millionen Mark betragen haben, 38 Millionen Mark mehr, als sie nach dem Vor- anscklage einbringen sollten. Im einzelnen ergeben sich im Vergleich zu demselben Zeitraum des Rechnungsjahres 1910 folgende Einnahmen: Nach dem Voranschlag sollen die VierteljahreSeinnahmen 367,5 Millionen Mark betragen. Ter Voranschlag ist also, wie schon er- wähnt wurde, um 38 Millionen Mark überholt. Natürlirb läßt sich auS dieser vierteljährlichen Einnahme noch kein Schluß, auf daS Ergebnis des ganzen Jahres ziehen. Im einzelnen sind die Einnahmen aus den verschiedenen Steuerarten sehr schwankend; die Tabaksteuer ist um 1,1 Millionen hinter dem Voranschlag zu- rückgeblicben; ebenso haben den Voranschlag nicht erreicht: Salz- steuer, Erbschaftssteuer, Grundstückübertragungsstempel, Scheck- stempel und Brausteuer. Bei einigen dieser Steuern, so beim Scheckstempel und der Tabalsteuer, war der Anschlag schon heral'» gesetzt worden. Die Branntweinsteuer hat in diesem Vierteljahr den Voranschlag überschritten; doch läßt sich daraus, wie selbst liie offiziöse Darstellung der Steuereinnahmen zugibt, nicht der gc- ringste Schluß auf ihre Weiterentwickclung ziehen. Zigaretten- steuer, Zuckcrsteuer, Börsensteuer, Kraftfahrzeug, und Tantieme- steuer haben den Etatsvoranschlay überschritten. Frachtbrief- und Fahrkartensteuer erreichten den Voranschlag gerade. Die Offiziösen benützen natürlich auch diese? Teikergebnis her Zoll- und Steuereinnahmen dazu, die letzte Finanzreform als be­sonders gelungen zu preisen. Schwarze Volksfeinde. DieTrierische LandeSzeitung', das bekannte rheinische Zentrumsblatt, befaßt sich in seiner Nr. 170 mit den gogewvärtigen Berfassungökonflilten im englischen Parlament. Der Artikel gibt der Sympathie der Klerikalen für die L�s- kammer offen Ausdruck und bedauert ausdrücklich, daß die feudalen Rechte des Oberhauses beschnitten und weniger edle Peers in die erste Kammer hineingeschoben werden sollen. Sehr ent- täuscht ist das Blatt, daß dasim Grunde doch sehr konservative englische Volk" sich fürsein Herrenhaus' nicht mehr gewehrt habe und zugebe, daß es zu einem Schatten gemacht würde. Der Leit- artikel schließt wie folgt: Außerdem bedauern wir aufrichtiy, daß wieder ein Boll- werk der alten Zeiten in Europa verschwunden ist und daß der demokratische Gedanke wieder einen großen Sieg erringt. Es ist zu fürchten, daß die näckssten Jahrzehnte eine ganze Reihe von ähnlichen VerfaffungSändc- rungen sehen werden. Denn wenn die älteste und ehrtrürdi�ste Verfassung in Europa das Signal gibt, kann man es füglich jüngeren und weniger ehrwürdigen nicht verübeln, wenn sie eben folgen. Wiir aber schreiten auf dem Wege der Demokratie so wie so schon zu eilig daher.' ES wäre sehr interessant, zu erfahren, waS das Blatt mit dem letzten Satz meint. Vorläufig schmachtet daS Volk in dem eigenen Vaterlande derTrierifchen LandeSzeitung'. in Preußen, noch unter dem undcmokratischsten, ungerechtesten und blödsinnigsten aller Wahlsysteme dank vor allem der ZentrumZpartei, die sich so gern als demokratische Partei geberdet, obwohl ihre Führer im Innern ihres Herzens durch und durch konservativ und ur- reaktionär sind. Sie verraten es nur nicht so offen, wie das Trierer Blatt und wie dieser Tage dieRheinische Volks- stimm e", das Organ des Rheinischen Bauernvereins, die eS in einer Betrachtung über die Verleihung eines relativ gufcn Wahl­rechts an die Elsaß-Lothringer als erfreulich bezeichnete, daß im preußischen Abgeordnetenhause der Wahlrechtsantrag ab. gelehnt worden sei. Ma» sollesich hüten,«ine Demo- kratisierung des Wahlrecht» vorzunehmen; denn daS prcuhiffche Dreiklasscnwahlrecht ist eine wirkliche Vertretung der produktiven Stände', und man müsse,solange es irgend geht. an ihm fest halten, trotz der sich vermutlich unausgesetzt wiederholenden Anträge der Linken auf Einführung des Reichstagswahlrechts und trotz der bedauerlichen Nachgiebigkeit der Regierung in der elsaß-lothringifchen Wahlrechtsvorlage'«