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treten von Wäldern verbietet usw. Che die ordentlichen Gerichte, Auf der Generalversammlung des 17. Hangesprochen haben, vergehen oft Monate, und die Bauern noverschen Wahlkreises( Harburg- Wilhelmsburg- Rothenwerden aufs schwerste geschädigt. Mit stillem Ingrimm haben burg ) erstattete der Parteisekretär C. Mölle- Harburg den Jahres die Leute auf dem Lande diese furchtbaren Quälereien bericht, dem wir entnehmen, daß die Mitgliederzahl von 4700 auf ertragen. 6085 gestiegen ist. Das„ Volksblatt" hat über 10000 Abonnenten; an Strafen und Gerichtstosten in acht Prozessen wurden in den letzten 1 Jahren 2682,45 M. an die Gerichtskasse abgeführt. Beim Parteivorstand soll beantragt werden, den 17. Hannoverschen Wahlfreis vom Bezirk Nordwest"( Bremen ) abzutrennen und Hamburg anzugliedern.
Das Junkerorgan gibt deutlich zu verstehen, daß der Wehlauer Zeitung" ob eines solchen Verbrechens nicht nur die amtlichen Inferate entzogen werden sollten, sondern daß auch der Lehrer zu maßregeln fei!
Wenn im übrigen das Dertelblatt die Ausführungen des Landlehrers nicht nur plump und roh", sondern auch unsäglich findisch und töricht" nennt, so ist nur unbegreiflich, warum es sich denn darüber so ärgert und entrüstet. Denn wäre die Schilderung übertrieben und ungerecht, so müßte sie ja den Junkern eher nügen als schaden. Die Herren haben aber offenbar ein böses Gewissen!
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Der Zentralverein für den 8.( Altona - Stormarn ) und 10.( Herzogtum Lauenburg ) schleswig- Holsteinischen Reichstagswahltreis verzeichnet in seinem Bericht über das berfloffene Geschäftsjahr erfreuliche Fortschritte auf allen Gebieten; sowohl in mündlicher wie in schriftlicher Agitationsarbeit ist in beiden organisatorisch verbundenen Kreisen Großes geleistet worden, wie das aus der großen Zahl der Protest- und Propagandabersammlungen und der Masse des verteilten Flugblattmaterials er sichtlich ist. Jm 8. Kreise wuchs die Mitgliederzahl um 541 auf 12 745( darunter 2199 weibliche), in dem überwiegend einen agrarischen Charakter tragenden 10. Kreise um 33 auf 779( darunter 48 weib L Aus Perm wird unter dem 19. Juli gemeldet: Jm Gou- liche). Die Bentralfaffe vereinnahmte 46 115,09 m. und verausgabte bernementsgefängnis hält bereits seit zehn Tagen der Hunger- 38 756,12 M., so daß ein Kassenbestand von 12 358,97 m., während streit der politischen Gefangenen an, die die Aufhebung verschiedener harter Maßregeln verlangen."
Rußland.
Hungerstreik im Gefängnis.
Das Regime in diesem Gefängnis muß schon unerträglich gewesen sein, wenn die politischen Gefangenen zu diesem selbstmörderischen Abwehrmittel gegriffen haben.
Perfien.
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B
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abgesehen von der günstigen Wirkung landwirtschaftlicher Betätigung auf die Gesundheit des sonst einseitig geistig beschäftigten Studenten einzig und allein zu dem Zwede, den Akademikern die Möglichkeit zu schaffen, an Ort und Stelle die Wichtigkeit und das Wesen der Landwirtschaft sowie Leben und Lage der Landarbeiter zu studieren und eine Annäherung des Akademikers an das Bolt anzubahnen. Um die Wichtigkeit dieser Beschäftigung bon Studenten hervorzuheben, sei nur verwiesen auf die wachsende Bedeutung landwirtschaftlicher Fragen für das Deutsche Reich einerseits und andererseits auf die Entfremdung des Akademikers vom Volk und vom praktischen Leben, über die zu hören man oft genug Gelegenheit hat.
Es müssen diese rein sozialen Bestrebungen des Amtes. um so schärfer hervorgehoben werden, als man geneigt war, anzunehmen, ein Student werde sich für 75 Bf. Tagelohn zu einer Konkurrenz gegen Landarbeiter anbieten. Die in oben genanntem Artikel gebrauchten Ausdrücke„ tolle Schmugfonkurrenz" und„ Lohndrückerei" werden hiermit in gebührender Weise zurückgewiesen.
Was die 75 Pf. anlangt, so diene folgendes zur Aufklärung: Da ein Student, ganz unerfahren in landwirtschaftlichen Arbeiten und überhaupt an dauernde körperliche Arbeit nicht gewöhnt, nicht dasselbe leistet wie ein anderer Arbeiter, so ist man dahin übereine gekommen, daß er bei dem betreffenden Landwirt freie Wohnung und Roſt bekommt und seinerseits bei der Mitarbeit mit den anderen fein Möglichstes tut. Wenn ein Gutsbefizer außerdem noch eine geringe Bergütung gewährt, so ist dagegen sicherlich nichts einzuwenden. Daß eine derartige Stelle noch frei war, wurde seinerzeit nach Berlin mitgeteilt und dort ist durch irgend ein Versehen am Anschlag in der Universität die Unklarheit entstanden, als ob es Prinzip wäre, daß für die Arbeit des Studenten eine Geldvergütung von 75 Pf. erstattet werden müßte. Es wird ausdrüc lich hervorgehoben, daß von feiten des freistudentischen Amtes die Forderung einer Löhnung nicht gestellt wird. Marburger Freie Studentenschaft . Amt für studentische Ferienarbeit.
Mag Richter, stud. phil.
die Mitgliedschaften bei einer Gesamteinnahme von 68 023,27 M. über einen Kassenbestand von etwa 9400 m. verfügen. Die Zahl der Leser des Hamburger Echo" stieg in beiden Kreisen von 9144 auf 9677, die bes wahren Jakob" von 4675 auf 5297, die des Neue Welt- Kalender" bon 3020 auf 3233, dagegen verminderte sich die der„ Gleichheit" von 898 auf 809. Die Schlest.- Holstein. Landpost" wurde abgesezt in 40 847 Exemplaren gegen 37 716 im Vorjahre. Auch der Maifeiergedante marschiert in beiden Kreisen, denn Diplomatisches Komödienspiel. durch Arbeitsruhe feierten 10 804 бezw. 773 Personen, von denen In den Teheran , 1. August. Der englische und der russische Gesandte 6118 bezw. 494 bis zu 10 Tagen ausgesperrt wurden. tommunalen Vertretungen wirken insgesamt 63 Genossen als Stadtrichteten gleichlautende Noten an die persische Regierung, worin die verordnete resp. Gemeindevertreter. Große Sorgfalt wurde dem englische und die russische Regierung anerkennen, daß der Bildungswesen gewidmet durch Vortragszyklen und sonstige frühere Schah keinen Anspruch mehr mehr auf seine Pension Veranstaltungen, für die namhafte Beträge verausgabt Diese Zuſchrift widerlegt nach feiner Richtung, was zu widerhabe, nachdem er nach Persien zurückgekehrt sei trotz der ihm zu wurden. Im Kampfe gegen die Jugendorganisationen haben Tegen fie bezwedt. Will ein Student foziale Studien treiben, fo wiederholten Malen seitens der beiden Regierungen erteilten Mahnung, die Behörden, der Anweisung des preußischen Polizeiministers vom haben wir selbstverständlich nicht das geringste einzuwenden, auch sich von der politischen Agitation fernzuhalten. Beide Regierungen 23. November 1910 an die Regierungspräsidenten folgend, insofern dagegen nicht, daß er Erntearbeit verrichtet. Aber einen Erfolg erklären, sie könnten, da der frühere Schah sich nun auf persischem einen äußerlichen Erfolg" zu verzeichnen, als es ihnen durch die hätten diese Studien nur, wenn er zu denselben Bedingungen und bekannten Schifanen gelungen ist, einen Rüdgang der Mitglieder Berpflichtungen wie die von ihm vorübergehend als Kollegen geBoden befände, nicht intervenieren und folglich auch in dem gegen um 154 herbeizuführen. Durch die Wachsamteit der Kinderschutz- wählten Erntearbeiter Arbeit verrichtet. Der Studentenschaft sollten wärtigen Zwift nicht Partei ergreifen. Hier wird berichtet, daß fommission ist das Gewissen verschiedener Behörden geschärft worden, ähnliche Betätigungen wie zum Beispiel die dreimonatliche Beschäfti Mohammed Ali Asterabad verlassen und sich mit unbekanntem Ziel in so daß die gefezwidrige Beschäftigung von Kindern bedeutend ein- gung des Genossen Göhre als Fabritarbeiter bekannt sein. Will der Gumeschteppe eingefchifft habe, doch ist die Nachricht unbestätigt. geschränkt wurde. Der Haupttasse in Berlin würden 9172,39 M. Student Sonderbedingungen für sich haben, so mag er auch für überwiesen. den diese Spielerei- eine solche und fein soziales foziales Studium Russische Quertreibereien. wäre das bezahlen und sich nicht so gebärden, als ob er die Mühe, Last und soziale Lage eines Erntearbeiters Tenne, wenn er mal eine Sense geschwungen hat. Das wäre ebenso Die am Sonnabend in Biel stattgefundene Delegierten- närrisch, als ob ein Fettleibiger, der gegen schweres von ihm zut versammlung des Schweizerischen Grütlivereins hat, wie mit Bezahlendes Geld in einem Sanatorium im Schweiße seines Angesichts stimmtheit zu erwarten war, die Reorganisation der Partei ab- bola spalten mußte, annehmen wollte, er babe wie ein Holzhauer gelehnt. Für die Reorganisation trat als Referent unfer Genoffe gearbeitet" und die soziale Lage" der Holzarbeiter studiert. Von Nationalrat Dr. Studer- Winterthur , der Präsident der 29gliedrigen derlei Mumpig sollte sich die Freie Studentenschaft fernhalten. Will Teheran , 81. Juli. ( Meldung bes Reuterschen Bureaus.) Kommission, die für die Statutenabänderung einstimmig bom bor - ein Student die Arbeit eines Erntearbeiters als Arbeit, sei es auch Der russische Gesandte verständigte die persische Regierung, jährigen Parteitag bestellt worden ist, in einem anderthalbstündigen au sozialen Bweden, übernehmen, so hat er sich ganz in die Reihe daß die Zinsen für die russische konsolidierte Schuld und Referat ein. Er erinnerte daran, daß auf dem Parteitag in der Erntearbeiter zu stellen, die Arbeit so zu suchen und zu mindestens berschiedene andere auf den Zöllen liegende Lasten von Mormard, Basel niemand die Notwendigkeit. und das Bedürfnis der Statuten- den Bedingungen zu vollführen, wie Erntearbeiter gezwungen sind, dem belgischen Generalverwalter der Zölle, anstatt von Morgan revision bestritten hatte, durch die dem herrschenden Wirrwarr Arbeitsgelegenheit sich zu suchen und Arbeit zu leisten. Die Arbeit Shuster, dem amerikanischen Generalschagmeister, gezahlt werden in der Partei ein Ende gemacht werden sollte. Der vorliegende eines Erntearbeiters oder eines Studenten für Erntearbeit aber für müßten, der durch Gesetz vom 13. Juni allein das Recht erhalten Statutenentwurf greift die Existenz des Grütlivereins gar nicht 75 Reichspfennige übernehmen, ist elende Schmußtonturrenz und hatte, Anweisungen im Namen der persischen Regierung zu zeichnen. an, er will nur das Verhältnis der Grütlisektionen zur Partei Lohndrückerei. Darüber helfen teine beschönigenden Salbadereien Die Weigerung des russischen Gesandten, das legislative Recht des der fie direkt steuern sollen, ändern, ebenso die Beiträge der hinweg. Sie zeigen nur, wie fremb dem Entschuldigenden soziales Organisationen an die Partei erhöhen. Der Einfluß des Grütli- Empfinden ist. Medschlis anzuerkennen, wird hier lebhaft besprochen vereins auf die Partei bleibt auch dadurch gewahrt, daß das ganze Zentralfomitee desselben in corpore dem Parteivorstand angehören soll.
Teheran , 31. Juli. Der Minister des Aeußeren hat eine Note an den russischen Gesandten gerichtet, in der er förmlichen Proteft erhebt gegen das Vorgehen des russischen Generaltonfuls in Täbris , der mit Gewalt den früheren Gouverneur von Ardebil , Reschid el Mult, aus dem Hause des Bizegouverneurs befreit hat. Der Minister fordert exemplarische Bestrafung der Schuldigen.
Die Aktion gegen den Ex- Schah.
Der Schweizerische Grütliverein hat die Reprganisation der Partei abgelehnt.
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Weigerung eines Arztes, zu behandeln. Teheran , 1. Auguft.( Meldung der Petersburger Telegraphen Der Korreferent war der Redakteur des„ Grütlianer", Ge= Belanntlich verlangt ein Teil der Aerzte für sich das ausAgentur.) Das gegen den früheren Schah Mohammed Ali aus noffe. Mira, der wie feit Monaten schon in seinem Blatte und in schließliche Recht, Strante zu behandeln, lehnt aber eine Pflicht Bersammlungen die Reorganisation der Partei ablehnte. Die zur Behandlung seitens der Aerzte felbft ab. Ueber einen der gerüstete Detachement besteht aus 1000 Infanteristen, ungefähr 200 Quintessenz seiner Ausführungen ist etwa die; es soll alleg beim leider vielen Fälle, in dem ein Arzt einem Schwerkranken Hilfe Bachtiaren und 800 Fidais. Es verlautet, daß die Fidais planen, alten bleiben! Das bisherige Verhältnis zwischen Grütfiverein verweigert hat, berichtet die Breslauer Morgenzeitung": mit ihrem Chef Muis es Saltaneh zum Scheine auf die Seite Mound Bartei hat sich bewährt; die Grütlianer bildeten für diesen Karlstein bei Reichenhall war beim Böllerschießen ein hammed Alis überzugehen und ihn zu töten, um so die auf seinen fein Hindernis, höchstens haben sie sie vor Torheiten bewahrt. Kopf ausgesetzte Belohnung zu erhalten. In Teheran wachsen die Wir schaffen mehr in Gemeinde, Kanton und Bund als die ausSympathien für Mohammed Ali, doch verbergen sich seine Anhänger ländischen Organisationen, die man uns als Muster vorhält. Durch ein Abkommen zwischen Partei und Gewerkschaftsbund, will man aus Furcht vor den Demokraten. die Gleichberechtigung der Ausländer schaffen, so daß wir eine internationale statt der nationalen Partei bekommen. Aus diesen und ähnlichen gleichwertigen Gründen muß die Reorganisation der Partei vereitelt werden.
Der Klassencharakter der Bourgeoisrepublik. Lissabon , 1. Auguft. Die fonftituierende Versammlung hat mit Die Reden der oppofitionellen Diskussionsredner waren auf 78 gegen 76 Stimmen den Paragraphen der Verfassung abden gleichen Ton gestimmt. Besonders erwähnenswert ist die gelehnt, durch den ein Recht auf Ausstand und aus Aeußerung des Sekretärs, Genossen: Fähndrich- Biel, daß er an Sperrung anerkannt wird.
Aus der Partei.
Aus den Organisationen.
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fänglich für die Reorganisation in der Meinung war, der Grütliverein müsse zur Partei werden. Da sich aber diese Meinung als irrig erwies, ist er jetzt gegen die Reorganisation
Schließlich wurde das Eintreten für den Statutenentwurf mitt 222 gegen 25 Stimmen bei zahlreicher Stimmenthaltung abgelehnt. Nun hat der nächste Parteitag das Wort.
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Der Vorort des Grütlivereins wurde bop Biel, wo er neun Der Zentralwahlverein Prenzlau Anger- Jahre gewesen, nach Zürich verlegt, und der Antrag betreffend münde hielt am Sonntag in Joachimsthal seine General Die Berlegung des Grütlianer" von Zürich nach Luzern dem zuverjammlung ab. Erschienen waren 15 Delegierte, der Kandidat künftigen neuen Zentralfomitee zur Erledigung überwiesen. Nachdem die internen Geschäfte des Bereins erledigt waren des Kreises, Genosse R. Hadelbusch, von der Agitation3fommission Genosse Jöchel und als Vertreter der Branden- und Genosse Ständerat Scherrer- St. Gallen ein Referat über die Kranten- und Unfallversicherung gehalten wurde die Delegiertenburger Zeitung" Redakteur Genosse Brien. versammlung geschlossen.
Jugendbewegung.
An
Zunächst erstattete der Vorsitzende des Zentralvorstandes, Genoffe N. Schulz, den Tätigkeitsbericht über das verflossene Vereinsjahr. Die Werbearbeit für die Sozialdemokratie in dem zum überwiegenden Teil rein ländlichen Streise ist immer noch mit den größten Schwierigkeiten verknüpft. Lokalabtreibungen find an der Tagesordnung. In den meisten Orten tönnen unsere Im Reichstagswahlkreise Bielefeld- Wiedenbrüd zählte bie„ ArGenossen daher nur Versammlungen unter freiem Himmel ab beiter Jugend" am 30. Juni 1911 in 12 Drten 378 Abonnenten. halten. Von Nachteil für die Organisation ist der Fortzug sahl- Die proletarische Jugend unternahra im verflossenden Jahre 76 Verreicher Tabatarbeiter gewesen. Diese Leute find infolge anstaltungen. 2 Ausstellungen wurden besucht und 13 Ausflüge des schwarz- blauen" Attentats auf die Tabakindustrie arbeits- unternommen, an denen sich durchschnittlich 70 Jugendliche beteiligten. Los geworden und haben sich außerhalb des Kreises in Groß- 65 beteiligten sich im Durchschnitt an 15 Sonntagen an Spielen im städten Beschäftigung suchen müssen. Am Ende des Berichts- Freien und 49 Jugendliche an einer Tour ins Wefergebirge. jahres gehörten ber Partei im Streife 612 Mitglieder an, und einer Harzreise zu Pfingsten beteiligten sich 20 Jugendliche. Im awar 551 männliche und 61 weibliche. Die Zahl der gewerkschaft. Winterhalbjahr fanden regelmäßige Zusammenfünfte mit Unterlich organisierten Arbeiter ist beträchtlich höher; sie wurde auf 1546 haltungsspielen, Gefang, Vorlesungen, Rezitationen und Vorträgen, angegeben. Hier ist also noch ein großes Feld zu bearbeiten. Auch von denen 13 gehalten wurden, statt. Zu einer Reihe fünstlerischer die Zahl der Leser der Parteipresse tann nicht befriedigen. Veranstaltungen erhielten die Jugendlichen Freifarten vom BildungsEs wurden gelesen die Brandenburger Zeitung" in 506, der ausschuß und anderen Körperschaften. 3000 Flugblätter an die schulVorwärts" in 18, der Wahre Jakob" in 252 und Die Gleich entlassene Jugend wurden verteilt. heit" in 9 Exemplaren. Im ganzen Kreise fanden zahlreiche Versammlungen statt, die der Propaganda für das freie Wahl recht in Preußen sowie der Agitation für die Reichstags= to a len dienten. Der Besuch dieser Versammlungen ließ fast nie zu wünschen übrig. Nach dem Kassenbericht stand einer Einnahme von 854,87 M. eine Ausgabe von 628,43 M. gegenüber, so daß sich ein Bestand von 226,44 m. ergab.
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Soziales.
Studenten als Erntearbeiter.
Auf unseren in der Sonnabendnummer enthaltenen Artikel schreibt die Marburger Freie Studentenschaft: Auf den uns angehenden Abschnitt des Artikels Gefangene und Studenten als Erntearbeiter" im ,, Vorwärts" teilen wir folgendes zur Berichtigung mit und bitten um Abdruck in der nächsten
Nummer:
Ein Antrag, in Strasburg ein Auskunftsbureau zu errichten, wurde einstimmig angenommen. Zum Verwalter uns der Auskunftsstelle wählte die Versammlung den Genossen Conrad in Strasburg . Nach einem mit lebhaftem Interesse aufgenommenen Referat des Reichstagstandidaten Genoffen Sadelbusch über den Parteitag und die Brovinzial fonferenz erfolgten die Delegiertenwahlen. Bum Parteitagsdelegierten wählte die Versammlung den Genossen Hadelbusch. Auf der Provinzialfonferenz wird der Kreiswahlverein durch die Genoffen R. Schulz aus Prenzlau , N. Zerm aus Schwedt und G. Schönrod aus Strasburg bertreten werben. In den Zentralvorstand wurden wieder die Genoffen R. Schulz als Vorsitzender und 2. 2oose als Kassierer gewählt.
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Das Amt für studentische Ferienarbeit der Marburger Freien Studen'enschaft ist weit davon entfernt, irgendwelche Stonkurrenz gegen die Landarbeiter in die Wege zu feiten. Es verfolgt ledig fich das Ziel, Studenten Gelegenheit zu sozialen Studien zu geben. Wer es fich daher an eine Steihe von Landwirten mit ber, Bitte gewendet hat, während der akademischen Ferien Etudenten auf ihren Gütern zu beschäftigen, so geschah das-
Bauerssohn sehr schwer verunglüdt. Ein Gastwirt des Ortes fuhr eiligst auf dem Rade nach Reichenhall , um einen Arzt zu holen. Nachdem er mehrere. Aerzte nicht angetroffen, tam cr zu Dr. v. Heinleth, einem Spezialarzt der Chirurgie. Dieser lehnte die Hilfeleistung ab, weil man nicht gleich zu ihm, deme Chirurgen, gekommen, sondern zuerst zu anderen Aerzten gegangen fei. Der Gastwirt begab sich nun zu einem anderen Arzt, der auch sofort nach Karlstein fuhr und die Ueberbringung des Schwerverleßten in die Privatklinik des Dr. v. Heinleth anordnete. Als die Sanitäter den Verunglückten in die Klinik brachten, wies fie Dr. v. Heinleth hinaus und verweigerte dic Aufnahme des Kranken, trotz der Bitten der Sanitäter und seiner eigenen Oberin. Der Verunglückte mußte daher ins Krankenhaus gebracht werden, wo er noch am selben Abend starb. Der Gastwirt Stöttner ist sein Name erzählte nachher daheim, Dr. v. Heinleth habe ihm gegenüber die anderen Aerzte verächtlich als Bauerndoktoren" bezeichnet, worauf er den Herrn Doktor einen Bauernlad!" genannt habe. In einem Briefe an Stöttner nannte Dr. v. Heinleth diese Darstellung eine freche Lüge" und verklagte ihn wegen verleumderischer Beleidigung. Stöttner erhob Widerklage wegen des Ausdrucs ... freche Lüge". Das Reichenhaller Schöffengericht verurteilte beide, den Pribatlläger und den Beklagten, zu je 25 M. Strafe wegen einfacher Beleidigung. Die Aeußerung Dr. v. Heinleths über die Bauerndoktoren" sah das Gericht als erwiesen an und stellte dem Herrn Spezialargt in der Urteilsbegründung folgendes nicht gerade schmeichelhafte Zeugnis aus:" Der Privat tläger verkennt gänzlich die Pflichten, die sich für den Arzt, wenn er eine Standeschre in Anspruch nimmt, aus seinem Beruf ergeben, wenn er nämlich deshalb, weil sich ein Dritter nach seiner Ansicht nicht richtig benommen hat, einem schwerverletten. fterbenden Mann, der bei dieser ganzen Meinungsverschiedenherr gänzlich unbeteiligt ist, feine ärztliche Hilfe verweigert. Ein berartiges Verhalten verstößt gegen die Pflichten des Menschen überhaupt. Und wenn der Privatbeklagte sich darüber aufhielt, daß er damals statt Hilfe eine solche Antwort erhielt, so erscheint bies begreiflich." Dr. b. Heinleth hat gegen das Urteil Berufung eingelegt, so daß sich das Landgericht Traunstein noch mit der Angelegenheit zu befassen haben wird.
Der Beleidigungsprozeß, abgesehen von der zitierten Stelle aus dem Urteil, interessiert die Allgemeinheit nicht. Die meisten deutschen Strafgeseze bor 1869 enthielten eine Strafbestimmung gegen Aerzte, falls diese in einem Notfall ärztliche Hilfe zu leisten ablehnen. Bestände diese Borschrift noch, so würde der menschenfreundliche Dr. v. Heinleth voraussichtlich ipegen Verstoßes gegen diese Vorschrift und wegen fahrläffiger Lötung verurteilt werden. Sie besteht nicht mehr: strafrechtliche Folgen dürfte die humane Abiveisung eines Schwerkranken voraussichtlich nicht haben, wenn auch im vorliegenden Falle eine Schadensersatzpflicht den Arzt trifft. Oft sind Nichtapprobierte, sogenannte Sturpfuscher, bestraft worden, weil durch ihre Behandlung die Zuziehung eines Approbierten berzögert und dadurch der Tod des Behandelten eingetreten sei. Das steht in offenbarem Widerspruch zu der Straflosigkeit des Steichenhaller Falls. Und dieser Fall ist teineswegs ein vereinzelt dastchender. Wir er innern an den bekannten Wormser Fall und an die Abweisungen Unfallberlegter insbesondere im Ruhrrevier. Diese Fälle erweisen immer flarer die Notwendigkeit, einen Zwang der Aerzte, zur Behandlung einzuführen. Die approbierten Aerzte verdanken ihre Sunit großen Aufwendungen der Allgemeinheit. Diese hat auch ein Recht darauf, daß die erworbene Sunst ausgeübt wird. Eine Berstaatlichung des Heilgewerbes wird cine immer dringendere Forderung.