Rede ist, nur In wirtschaftlichem Sinne zu verstehen sei, und das Ganze nur einen Appell die Genoffen zur Teilnahme am Wirt- fchaftlichen Kampfe darstelle. Tr selbst hat den Artikel nicht ver- fatzt.— Der Vorsitzende hielt dem Angeklagten vor, daß, wenn er nur die Revolution im wirtschaftlichen Sinne im Auge gehabt hätte, eigentlich der ganze Artikel überflüssig wäre, da ja eine solche wirtschaftliche Umwälzung Tag für Tag ganz von selbst vor sich gehe. Der Staatsanwalt, Assessor Burczek, fand in dem Artikel ganz deutlich den Tatbestand des Z 130 und beantragte IW M. Geldstrafe. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Halpert, legte in län- geren Ausführungen dar, daß man die in dem Artikel gebrauchten Worte und Redewendungen nicht in ihrer ursprünglichen Bedeu- tung auffassen dürfe, da man sonst in dergleichen Dingen zu einer heillosen Begriffsverwirrung komme. Sie seien vielmehr in der Bedeutung zu verstehen, die sie im politischen Jargon haben. Schon Lassalle habe in den 60er Jahren darauf hingewiesen, daß das Wort Revolution nicht im„Heugabelsinne" aufzufassen sei, und seit Lassalle sei dieses Wort in den politischen Sprachschatz übergegan- gen. Im übrigen ober seien es namentlich militärische Schlag- Worte, die auf den politischen„Kampf" angewandt toerden, und keiner denke bei dergleichen Ausdrücken daran, dah man mit Ge- Ivalt gegen den Gegner vorgehen wolle. Die Anarchisten perhorres- zierten die Gewalt und wüßten sehr wohl, daß ein Vorgehen gegen den politischen Oberbau der Gesellschaft keine ökonomische Umge- staltung herbeiführen kann, wie sie sie doch anstreben. Eine den öffentlichen Frieden gefährdende Anreizung verschiedener Bevölkc- rungSklassen zu Gewalttätigkeiten sei in dem ganzen Artikel nicht zu entdecken, und wenn wirklich nach Aufassung des Staatsanwalts eine Aufforderung zu gewaltsamer Revolution in dem Artikel liegen solle, so gehöre die Sache vor das Reichsgericht. Es sei wohl zu begreifen, daß solche Artikel wie dieser mißfallen, aber etwas Strafbares liege nicht darin. DaS Gericht sprach den Angeklagten frei. Ein besseres Feld zur Betätigung der Staatsanwaltschaft als die Erhebung solch haltloser Anklagen wäre die endliche Erhebung der Anklage gegen die Mörder des Arbeiters Herrmann. In der Tat lodert die Empörung über das Niederschlagen des Arbeiters Herrmann überall, wo ein Sinn für Gerechtigkeit herrscht,„in züngelnden Flammen" empor._ Ei» gemeingefährlicher Förster. Wegen Körperverletzung mittels gefährlichen Werkzeugs war der Privatsörster Eduard Groß aus Stolpe angeklagt.— Am Sonntag, den LI. August, hatten drei dem KaufmannSstande angehörende Berliner Ausflügler in der Nähe von Stolpe ein recht unange- nehmes Abenteuer zu bestehen. Die drei jungen Leute, namens Mischke, Grimm und Theile, kamen von Hermsdorf und gingen durch den Wald nach dem Dorfe Stolpe. Als sie durch das sog. Stolper Feld kamen, näherte sich ihnen ein Förster in voller Uni- form, in dessen Begleitung sich ein ebenfalls zagdmäßig ausge- rüstete Zivilperson befand. Der Forstbeamte trat auf einen der jungen Leute zu und forderte ihn in barschem Tone auf, die von ihm getragene Tasche zu öffnen. Auf den Hinweis, dah diese nur Butterbrode enthalte, forderte der Förster nochmals, daß die Tasche geöffnet werde. In dem Augenblick, als sich der junge Mann bückte, schlug der Förster mit einem dicke» Spazicrstock auf ihn ein. AIS die beiden andern gegen diese brutale Behandlung protestierten, schlug der Förster auch auf sie ein, so daß ihnen nichts übrig blieb, als schleunigst auszureißen. Sie erstatteten wegen dieses uner- hörten Vorfalles sofort Anzeige. Auf Veranlassung des zuständigen Amtsgerichts Oranienburg wurden den drei Ueberfallenen die sämtlichen in Frage konimenden Forstbeamten gegenübergestellt. Alle Drei bezeichneten übereinstimmend den jetzigen Angeklagten als den Täter. Gegen Groß wurde daraufhin Anklage erhoben. Das Schöffengericht Oranienburg hielt den Angeklagten in vollem Umfange für überführt und verurteilte ihn mit Rücksicht darauf. daß es sich um eine schwere Ausschreitung gegen harmlose Aus- flügler handele unter Versagung mildernder Umstände zu 2 Mo- «»ten Gefängnis. Gegen diese? Urteil legte der AngeklagteVerufung ein. Zu der Verhandlung vor dem Berufungsgericht trat der Angeklagte plötzlich einen Alibibeweis an, indem er sich auf das Zeugnis mnes Archi- tekten Schneider berief. Groß behauptete, daß er bisher sich nicht auf diesen berufen habe, weil er fürchtete, daß dadurch sein Dienst- Herr, der Gutsbesitzer von Veltheim, erfahren hätte, daß er den S., entgegen ausdrücklichem Verbot, mit auf die Jagd genommen hatte. Der Zeuge bekundete, daß er sich den ganzen Vormittag über in unmittelbarer Nähe des Angeklagten aufgehblten habe, so daß dieser keinesfalls als Täter in Frage kommen könne. Die drei Belastungs- zeugen blieben jedoch trotzdem dabei, daß kein anderer als der An- geklagte derjenige gewesen sei. der sie mißhanddlt habe. Der Zeuge Schneider wurde jedoch nicht als d-rjenige wiedererkannt, der sich bi dem Vorfall in Begleitung des Försters befunden hatte.— Zur Sprache kam u. a. auch noch, daß in jener Gegend zwei Forstge- Hilfen namenS Lohn und Scholz existieren, die mit Groß große Aehnlichkeit haben, den Zeugen jedoch bei der Konfrontation nicht gegenübergestellt worden waren. Justizrat Wronker hielt bei den unlösbaren Widersprüchen, welche die Verhandlung ergeben habe, die Freisprechung deS Angeklagten für geboten. Das Gericht kam auch auf Grund eines non liquet(nicht aufgeklärt) zu einer Frei- fprechung des Angeklagten. Wird der gemeingefährliche Förster unauffindbar bleiben? Urkundenfälschung. Der Küster an der katholischen St. Mathiaskirche in Schöne- berg bei Berlin Josef Weber wurde gestern von der 2. Ferienstraf- kammer des Landgerichts Berlin II wegen Vernichtung einer öffentlichen Urkunde zu drei Wochen Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte hatte in einem Stammbuch das Verzeichnis der Taufe in der evangelischen Kirche zu Schöneberg nebst Unterschrift des Super- rntendcnten und Amtssiegel ausradiert und die Taufe desselben ÄmdeS nach katholischem Ritus in das Stammbuch eingetragen. Selbstmord im Moabiter NntcrsuchiingSgefängniS. Zu der Notiz„Selbstmord im Moabiter UntersulbungSgefängiiiS" in der Nummer vom 26. Juli 1911 teilt uns Dr. M. Hirsch seid aus Bayreuth folgendes mit: ES ist ein Jrrtnm, daß über den im Moabiter UntersiiibungS- gesäitgniS verstorbenen Karl F. aus Mannheim von mir ein Gut- achten ausgestellt wurde, daß er im Sinne des§ öt geisteskrank sei. Es ist auch irrtümlich, daß er sich nach Berlin begeben hatte. um sich auf seinen Geisteszustand von mir untersuchen zu lassen. F. war vielmehr nach Berlin gereist, um hier seinen Ferien- urkaub zu verleben.(Er war seil 26 Jahren Beamter einer großen LudivigShafener Firma.) Seine Verhaftung in Berlin traf ihn vollkommend überraschend. Der Selbstmord erfolgte nicht aus Schuldbewußtsein. F. bestritt mit Entschiedenheit, daß seine Beziehungen zu den Soldaten einen strafvaien Charakter trügen oder daß gar„wüste Orgien" vorgekommen seien. Der verzweifelte Schritt, zu dem F. sich in seiner Zelle entschloß, war vielmehr hauptsächlich auf folgende Ursache zurückzuführen. Er hatte aus den» Gefängnis Briefe an seine Firma und Familie geschrieben, sowie einen R o h r p o st b r i e f an den Unterzeichneten mit der flehentlichen Bitte, ihn doch sofort anfzusuchen. Dieser Rohrpost- brief brauchte von Moabit nach der 10 Minuten entfernten Wohnung des Adressaten über ö Tage. Er ging nämlich den üblichen Instanzenweg. Dieser führte von Moabit nach Mannheim . wo die Sache anhängig war. von dort nach einigen Dagen auf dem gewöhnlichen Postwege nach verlin zurück. Als der Unterzeichnete endlich von F.s verzweifeltem Schreiben Kenntnis erhielt und sich sofort zu'hm begab, hatte sich der ziemlich nervöse F. bereit« in seiner Zelle erhängt. Auch das Antwortschreiben seiner Firma, die ihm mitteilte, daß sie in Anbetracht seiner 26 jährigen treuen Dienste ihn selbst im Falle der Verurteilung wieder bei sich einstellen würde, sowie der Brief seiner Angehörigen, der ebenfall» liebevoll und tröstlich gehalten war, trafen de» Beschuldigten, der glaubte, daß„draußen" niemand mehr etwas von ihm wissen wollte, nicht mehr lebend an. Es ist schon oft darüber Klage geführt, wie außerordentlich langwierig es für in Untersuchungshaft genommene Personen ist. sich mit der Außenwelt in Verbindung zu setzen. Für den einsam in der Zelle Wartenden, der doch zunächst ein Angeschuldigter, damit aber noch lange lein Ver- urteiller ist, hat die langsame Beförderung und Kontrolle der ein- und ausgehenden Briefe, das meist tagelang währende Lauern auf „die Antwort von Haufe" die schwersten Seelenqualen zur Folge. Im Falle F. führten diese zum Selbstmord, der sicherlich nicht er- folgt wäre, wenn der im Rohrpostbriefe enthalte»« Angstschrei anstatt in 5 Tagen wenigstens in einem Tage an feine Bestimmung hätte gelangen können. Mit vorzüglicher Hochachtung Dr. Magnus Hirschfeld . Bayreuth , 31. Juli 1911. Was Dr. Magnus Hirschfeld über die burcaukratisch über- langsame Beförderung der Korrespondenz von einem und an einen Unlersuchimgsgefaiigenen schreibt, ist leider durchaus zutreffend. Dieser Schneckengang kann auch minder aufgeregte Untersuchungs- gefangene zur Verzweiflung bringen. Und doch ist er durchaus nicht erforderlich. Jeder eingehende oder abgehende Brief ist dem Unter- suchungSrichter vorzulegen, der über Aushändigung und Fortgang des Briefes zu befinden hat. Es kann, wenn St. BureaukratiuS etwas weniger wüste Orgien feiert, in der Regel inner- halb weniger Stunden nach Eingang de? Briefes an den UnterfuchungSgefangenen odcr nach Abgabe des Briefe« durch ihn der Brief in den Händen deS Adressaten sein. Im vorliegenden Fall ist die gewaltige Verzögerung deS Rohrpostbriefes an Dr. Hirschfeld durch die Vorschrift des Gesetzes mit verzögert, daß nicht der Richter am Ort der Verhaftung, sondern der in Mann- heim über die Auslieferung des Briefes zu befinden hatte. In der Strafprozeßordnungskommifsion hatten unsere Genossen auf den schleppenden Gang des brieflichen Verkehr? mit dem Angeklagten hingewiesen, als Fristen von 3 Tagen für Rechtsmittel vorgeschlagen wurden. Als Vertreter der Regieiungen und der Kommission be- zweifelten, ob der Gang so schleppend sei, bedauerten unsere Gc- nossen mit Recht, daß den Zweiflern keine Gelegenheit als UntersuchungS- oder Strafgefangene gegeben war, Kemitniffe durch die Praxis zu erwerben. Es wurden dann einige Verbefferungen beschlossen, aber insbesondere beim„schleunigen Verfahren" der Angeklagte wieder völlig schutzlos der Majestät bureaukratifcher Langsamkeit bei Ver- olgung seiner Rechte ausgeliefert, dafür aber ein von uns wieder- holt gekennzeichnetes UeberrumpelungSverfahren gegen ihn be- chlofien. Die Strafprozeßordnungsnovelle kommt möglicherweise im Oktober oder November zur Beratung. Es wird dann an der Zeit ein. endlich diesem gesetzmäßigen Schlendrian bei Beförderung von Briefen, die vom Gefangenen ausgehen oder für ihn bestimmt sind, ein Ende zu machen. Man wird nicht zweifeln können, daß ihm der Selbstmord in dem Mannheimer Fall mit zur Lgst zu legen ist. Der Bock als Gärtner. Am 29. Juli teilten wir mit, daß die Revision des Wächters der Wach- und Schließgesellschast Ferdinand Meyer gegen die Ver- urteiluug zu 1 Jahr 6 Monate» Zuchthaus wegcki Einbruch in die einer Obhut anvertraute Weiuhaiidlung vom LleichSgericht verworfen ist. Die Firma„Berliner Wach- und Schließgesellschast m. b. H.", Friedrichsiraße 62, ersucht uns mitzuteilen, daß Meyer bei der Firma „Wach- und Schließ-Justitut Groß-Berlin", Leipziger Str . 26 und nicht bei ihr angestellt war. Hue aller Melt. Meitere folgen der Rundötagsbitze. In ganz Sachsen beginnt die anhaltende Hitze und Trocken- heit zu einer wirtschaftlichen Kalamität zu werden. Ganz abgesehen von den schweren Schäden, die der Landwirtschaft zugefügt find. leidet auch die Industrie. Zahlreiche Lastlähne liegen an den Um- chlagplätzen Aussig , Tetschen , Dresden und Riesa - Mehrere Fabriken im sächsischen Vogtland und dem Erz- gebirge. die hauptsächlich auf Wasserkraft angewiesen sind, haben ihren Betrieb einstellen müssen. Während die Elbe an manchen Stellen so flach ist, daß sie durch- watet werden lanit, beginnen auch die EebirgSflüss«, die der Elbe Wasier zuführen, zu versiegen. Nicht nur in den höher ge- legenen Orten ist T r i n k w a s s e r m a n g e l vorhanden, sondern auch die Verwaltungen der größeren Städte im Tieflande müssen zur dringendsten Sparsamkeit beim Wasserverbrauch raten. Die Straße nbesprengung ist in manchen Städten vollständig unmöglich g/ worden oder hat auf» äußerste«ingeschränkt werden müsien. In den der Sonnenglut besonder« ausgesetzten Plantagen verdörren die Früchte an den Bäumen. Auch die Milch ist infolge Futtermangels an vielen Orten erheblich im Preise gestiegen. Die Zahl der Todesfälle in Sachsen beträgt seit der letzten Woche über 100. In Elberfeld wurden gestern zwei Personen vom Hitzschlag betroffen. Beide Fälle verliefen tödlich. In M a r t e l l bei Innsbruck wurde der Lehrer S ch a u ß au? Wiesbaden von einem Hitzschlage getroffen und war sosort tot. Auch aus anderen Orten Tirols werden tödlich« Hitzschläge ge- meldet. In Göttingen sind drei Einwohner infolge Hitzschlages ge- Puden. Infolge Blitzschlages ist da» große Spiritusreservoir der Firma Herzog u. Cohn in L o i o n c z bei Budapest in die Luft geflogen. Große Verheerungen wurden dadurch angerichtet. Die übrigen Fabrikgebäude sind ein Raub der Flammen geworden. Drei F-enerbcaiiltc und zwei Arbeiter wurden tödlich verletzt. In Kos�theli (Ungarn ) wurden durch Blitzschlag zwei Feld» arbritrr und et» Hirte getötet. Verheerende Aeuersbrtinste. In dem bekannten Bade Pyrmont, da« von den besser situierten Kreisen, insbesondere auch von den Frauen, jahraus, jahrein gut besucht wird, ist da» neue Kurhaus in der Nacht zum DienSlag einem Feuer zum Opfer gefallen. Gegen 3 Uhr morgens erfolgte eine D e�o na t i o n, die angeblich von den in der Nähe- des Kurhauses in einem Moorschuppen auf» bewahrten Fencrwcrkskörpern herrührte. Diese explodierten und wurden durch das Dach geschlendert. Die Unglücks- stelle liegt im Hofraum, der mit einem Gebäudckomplex eng bebaut ist, so daß das Feuer sofort rasend um sich griff. Die Bewohner deS großen BadehotelS sahen nach dem Knall, wie die Reste der Feuerwerkstörper hinauSgeschleudcrt wurden, und alarmierten die Feuerwehr. AlS nach einer Stunde der den kleinen Verhältnissen Pyrmonts angepaßte städtische Feuerwehr- apparat in Betrieb gesetzt werden konnte, hatten die Flammen bereits sämtliche Dachgeschosse ergriffen Die G ä st e deS bollbesctzten Badebotels konnten sich sämtlich in Ruhe und Ordnung ans dem Hau« entfernet». Allerdings war vorher eine Panik ausgebrochen, und die Gäste waren nur notdürftig bekleidet voller Angst au« ihren Zimmern geflüchtet. Fünf Moorbadzellen sind zerstört, jedoch über 100 Stahlbadezellcn erhalten. Die unteren Räume des Komplexes können aller Voraus« ficht nach in einigen Tagen wieder hergerichtet und der ganze Bade- betrieb wieder aufgenommen werden. Der Schaden beläuft sich schätzungsweise auf drei Viertel Millionen Mark. Gestern früh entstand in Nördlingen in dem Anwesen des Hopfenhändlers Ascher ein Brand. Das ganze Anwesen wurde ver- nichtet. Die Hausbewohner mußten auf Leitern das Haus verlassen. Der Hauseigentümer sprang jedoch vom Balkon auf die Straße und verletzte sich. Eine Sappeursgattin und ihr Töchterchen sprangen von der Leiter ab und erlitten außer Brand- wunden Prellungen. Eine im Hause bedienstete Köchin wird vermißt. Man vermutet, daß sie während des Schlafes ver- bräunt ist. Das Feuer ergriff auch zwei Nachbarhäuser, deren Firste eingeäschert wurden. In K o l i n brach in einer Brauerei Feuer aus, das auf das in der Nähe gelegene Schloß übergriff. DaS Schloßtheater und die Brauerei sind abgebrannt. Großfeuer. DaS russische Grenzdorf Woicin ist total abgebrannt. Die Ursache ist darin zu suchen, daß mehrere Kinder in einer Scheune mit Streichhölzchen spielten. Im ganzen sind 30 Gutshöfe eingeäschert worden. Auch viel Vieh ist miiverbrannt. In der ungarischen Ortschaft S e r c ist eine FcuerSbrunst auS- gebrochen, der 160 Wohnhäuser samt Nebengebäuden und Futter- Vorräten sowie zahlreichen Haustieren zum Opfer fielen. Die Löschung deS Brandes gestaltete sich infolge des Wasser. mangels äußerst schwierig. Auch zwei Mruschr« sind in den Flammen umgekommen. In dem Städtchen KomeSka Wala in Russiich-Polen sind über 300 Wohnhäuser niedergebrannt. Mehrere Personen haben in den Flammen den Tod gefunden. Bon Löwen aufgefressen. Ans Dar-eS-Salam wird gemeldet: Einen gräßlichen Tod fand vor kurzem der Führer Holstein des dem Gou- vernement gehörigen, auf dem Rufiji -Fluß im Bezirk Mohoro stationierten Heckraddampfer„Tomondo". Holstein war zur Ab« r e ch n u n g über seine Dampfereinnahmen und zum Lohn« und GehaltSempfang nach dem. etwa 2'/� Stunden entfernten Orte Mohoro, dem Sitz» des Bezirksamt», geritten. Den Rückweg trat er erst am Spätnachmittag kurz vor Eintritt der Dunkelheit an, nachdem er seine beiden farbigen Diener mit dem Gewehr vorausgeschickt hatte. In der Dunkelheit wurde er kurz vor dem Wegcnde in der Nähe des RufijiflusseS von drei Löwen, die sich an einem Bachübergang, im dichten Dschungel verborgen. aufgehalten hatten, angefallen und getötet. Die Diener Holsteins wurden auf sein Ausbleiben aufmerksam, al« das Mauliier schäum- bedeckt angestürzt kam, und bei der am nächsten Morgen veranstolleien Treibjagd wurde die schrecklich verstümmelte Leiche Holsteins in der Nähe der Unfallstelle gefunden. Ein Löwe wurde zur Strecke gebracht._ Kleine Notizen. Verbotene Bettelei. Der Rat der Stadt Dresden versagte in seiner gestrigen Sitzung dem im nächsten Jahre geplanten Margucritentag aus sozialpolitischen Bedenken seine Genrhmiguug. Unfälle be» einem Fliegerauffticg. Der Schweizer Flieger W y ß, der in V a I e n c e in» französischen Departement Dröme einen Auf- stieg machte, flog beim Start gegen die Tribüne. Zwei Zuschauer wurden verletzt, während der Flieger keinen Schaden erlitt. Kurz darauf stürzte die Tribüne ein, wobei zehn Personen«erletzt wurden. Sich selbst gerichtet. Der Arbeiter Montag, der seinerzeit in Bochum seine Geliebt« ermordet hat und sich demnächst vor den Geichivorenen verantworten sollte, hat gestern im Amtsgericht«- gefäugnis, wo er in Untersuchungshaft saß, seinem Leben durch Er« hänge» ein Ende gemacht. In den Bergen abgestürzt. Der vermißt« Generaldirektor Albert auS Wiesbaden ist bei der Besteigung der roten Wand am Karersee abgestürzt. Seine Leiche wurde gestern abend geborgen. — Im S o l st e i n ist der Beamte der JnnSbrucker Statthalterei Bezek abgestürzt. Revolte im Gefängnis. Bei einem Stroft im Gefängnis in A l e p p o wurden zwanzig Mann verletzt und einer getötet. 400 Personen durch Genuß von Kuchen vergiftet. AuS Pari« meldet ein Telegramm: In B o z i c r S und Umgegend sind 400 Per- sonen— mehrere in BeiorgniS erregender Weise— infolge deS Genusses von Kuchen erkrankt, der von demselben Bäcker stammte. Versammlungen. Verband der Brauerei- und Mühlenarbeiter, Zahlstelle Berlin . In der Generalversammlung, die am Sonntag nachmittag im Gewerkschaftshause stattfand, erstattete Hodapp den Geschäftsbericht für das zweite Quartal 1011. In der BerichtSzcit fanden 2 Mit- gliederverfammlungen, 9 Gruppen- und 89 Betriebsversammlungen statt, ferner 19 Sitzungen des Vorstandes und der Vertrauensleute und eine Bicrfahrerkonferenz. Mancherlei Differenzen führten z» 17 Verhandlungen mit den Unternehmern. In b6 Fällen war der Verband in Wcißbierbrauereien zum Nutzen der Arbeiter tätig. Mit zwei Unternehmern kam es zum Abschltiß von Tarifverträgen, durch die die bisherigen Verhältnisse in diesen Betrieben verbessert wurden. Hodapp besprach den Streik der Mühlenarbeiter bei Goldacker, der ergebnislos abgebrochen werden mußte, und lenkte dann die Aufmerksamkeit der Versammelten auf eine Differenz, die in der Bergschloßbraurrei ausgebrochen ist und die gesamte Ber - liner Kollegenschaft interessiert. ES handelt sich um die Frage der Ablösung des Freitrunks in den Braucreicii ourch eine den Arbei- tern zu zahlende Entschädigung. Dabei ist zu erlvägen die Zahl der abzulösenden Liter und der Preis für jeden Liter. Allgemein weigerten sich die Brauereien bisher, ans eine Ablösung einzugehen, die aber von der Mehrheit der Arbeiter gewünscht wird und schon bei den letzten Tarifverhandlungen als Forderung des Verbandes aufgestellt wurde. Die Versammlung trat in eine Be- sprechung über diesen Punkt ein, ohne einen bestimmten Beschluß zu fassen. Die Verhandlungen mit der Bcrgschloßbraucrci sind noch im Gaiw«. Hodapp berichtete weiter, daß durch den ArbeitsnackivciS 399 Stellen im zweiten Quartal vermitlclt wurden, und zwar 76 feste und 823 als„Vize". Zu diesem Punkte empfahl der Vorstand nach einer Diskussion, die sich zugleich auf die Arbeitslosenunterstützung erstreckte, die Annahme des folgenden Antrages:„Nach Beendigung einer Anstellung als Vize wird die ArbcitSlolcnuntcrstützung erst vom Tage der Ruckmeldung auf dem Arbeits,, acklvcis ab bezahlt." Die Versammlung erklärte sich damit«inverstanden und überließ cS dem Vorstande, den Termin für den Beginn dieser Neuerung zu bestimmen. lieber die Mitglicderbewegung wurde berichtet, daß im zweiten Quartal 257 Mitglieder aufgenommen und 36 Umschreibungen resp. Uebcrtritte vollzogen wurden. Den gedruckt vorliegenden Kassenbericht erläuterte der Kassie- rer K a st n e r. Tie Hauptkassc bilanzierte in Einnahme und AuS- gäbe mit 28143.50 M. Unter den Ausgaben steten an Unter« stützungcn verzeichnet für Kranke 8176,60 M.. ftir Arbeitslose 2867,05 M., in Sterbesällen 857 M. usw. Die Lokalkasse hat eine Einnahm« von 6915,46 M.. eine Ausgabe von 5848,08 M. gebucht. somit ist edin lleberschuß von 1066,48 M. zu verzeichnen. AuS der Lokalkassc wurden 1309,25 M. an Arbeitslose ausgezahlt, an Unter« stützung in Sterbesällen 860,55 M. Die Vermögensübersicht zeigt al» Reinvermögen der Lokalkasse die Summe von 47 640,06 M. Am 1. Dezember d. I. feiert der Berliner Verein das Fest seines Löjährigcn Bestehens. Um diesen Tag würdig zu begehen. beauftragte die Versammlung die OrtSverlraltung, in Verbindung nlit den Vertrauensleuten entsprechende Vorbereitungen zu treffe». In einer Broschüre wird die Geschichte deS Verbandes und sein Wirken für die Brauereiarbeiter dargestellt werden,
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten