Frankreich erklärt wird, hält Rußland bis zum Tage, wo diebeiden großen Nationen erschöpft sind, sich ruhig; dannerst wird der Bär seine Höhle verlassen, um dem Siegerund dem Besiegten seine Bedingungen aufzuerlegen, unddas wird ganz Europa für mindestens ein viertel Jahrhundert in die Barbarei zurückwerfen.Man könnte am Fortschritt der Menschheit verzweifelnGlücklicherweise reichen über die Grenzen hinweg, welcheaus Bajonetten aufgebaut sind, die Arbeiter einander dieBruderhand. Es ist die neue Welt, welche entsteht, dieWelt des internationalen Sozialismus, welche keine andernVerbündeten als die Ausgebeuteten, keine andern Feinde,als die Ausbeuter kennt. Indem sie so den kriegerischenPlänen ihrer Regierungen entgegen arbeiten, indem sieihre Kräfte auf den allgemeinen Kampf zwischen Kapitalund Arbeit konzentriren, werden die Sozialisten die wahrenTräger der Zivilisation. Noch sind wir mitten in einerNacht voller unheilverkündender Träume.— Aberdas rothe Morgenroth beginnt schon seine Strahlen überden Horizont zu schießen, und bald wird sich die Sonneerheben und die schlimmen Träume verjagen, um zuleuchten über den freien Menschen einer solidarischenGesellschaft!-Nachschrift. Es scheint wahrscheinlich, daßLaboulaye, der Gesandte Frankreichs, Petersburg verläßt,um in Berlin Herrn Herbette zu ersetzen. Das Gerüchtgeht um, die Republik werde als Botschafter nach St. Peters-bürg„einen General" schicken. Sollte das nicht zufälligHerr Appert sein, ein äußerst mittelmäßiger Diplomat, aberdafür beim Zaren sehr beliebt? Nach der AbberufungAppert's durch die französische Regierung richtete„Väterchen" in voller Oeffentlichkeit und mitten in einemSchwärm von Offizieren folgende wenig parlamentarischenWorte an den Botschafter:„Ah, man will sie mir ent-reißen! Gut, gehen Sie nach Paris und sagen SieIhrem Freycinet, daß er ein Schurke ist."Jedenfalls, um seine alte„Schurkerei" wieder gutzu machen, schickt jetzt der Ministerpräsident und Kriegs-minister dem Zaren seinen theuren Appert zurück. Waswollen Sie? Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.Iwan Szergejewsky.Z>olikiplho Lte&ovstrfjk.Berlin, den 21. März.Heute sind eS zwanzig Jahre, daß der ersteDeutsche Reichstag in Berlin zusammengetreten ist. Nachden blutigen Siegen aus den Schlachtfeldern, welche eine,wenn auch nicht vollständige Einheit dem deutschen Volkegebracht hatten, hofften viele Optimisten von dem zusammen-tretenden Reichstage, daß er Deutschland auch die Freiheitbringen und damit das Ideal, das im Jahre 1843 das ganzedeutsche Volk erfüllt hatte: ein freies und einigesDeutschland, verwirklichen werde. Wer heute einen Rück-blick auf die politische und parlamentarische Geschichte Deutsch-lands wirft, wird aber zugestehen müssen, daß die wenigenZweifler an dieser Mission des deutschen Parka-ments, und dies waren die Anhänger unsererPartei, leider ganz Recht behalten haben inihrer kühlen Zurückhaltung gegenüber den phrasenreichenLeitartikeln und Kommersreden der deutschen Bourgeoisie.Wir wußten, daß der Deutsche Reichstag eine Vertretungder Klasseninteressen und nicht die der nationalen Strömungim deutschen Volke war, wie man vorgab. Wir wußten,daß mU der fortschreitenden ökonomischen Entwickelungdieser Klassencharakter im Deutschen Reichstage immer ent-schiedener zum Ausdrucke kommen würde, und wir haben vollund ganz Recht behalten, ja die Thatsachen haben unsereErwartungen noch übertroffen. Wir vermutheten dochnicht, daß der Deutsche Reichstag schon im ersten§ahrzehnt seines Bestandes eine solch' große Zahl vonusnahmegesetzen votiren würde, und daß zur Sicherung desunter dem Jubel der herrschenden Klassen gegründetenneuen Reiches eine so lange Reihe von Hochverrathsprozessennöthig sein dürfte. Bald hatte es sich eben gezeigt, daßund eine Ahnung, die ihr fürchterlicher als der Grabfrevelwar, ängstigte ihr Herz.„O, mein Heiland," zuckten ihre Lippen,„was ist das?— Stasi?"Stasi schlug die Augen nieder und Ambros trat verlegen bald aus den einen, bald auf den andern Fuß. Miteinem halben Lachen rief er endlich:„Es ist schon so! Schauet,ich bin der Stasi von Herzen gut und sie mir auch. Gelt Stasi?"Er warf einen Blick feuriger Zärtlichkeit auf die beklommenErröthende und fuhr fort:„Just darum ist auch in alleEwigkeit nicht daran zu denken, oaß ich Euch mit dem dummenKreuz einen Schimpf Hab' anthun wollen. Das wäre jagar kein Verstand nicht! Ja, Frau Larseit, die Stasihier und ich, wir haben einander lieb von Herzen undwenn Ihr nichts dagegen habt, dann wird die Stasi meineFrau."Ein Geräusch veranlaßte ihn, sich umzusehen, und erbegegnete den weit geöffneten Augen Davids.„Grüß Gott,.Ohm," nickte er dem Alten zu. Abernicht David hatte das Geräusch verursacht. Hannes waraus der Stube verschwunden.Frau Larseit lag mit geschlossenen Augen unbeweglichund stumm. Stasi fiel neben dem Bette auf die Knie undflehte:„O, Mutter, Mutter!" Da schlich sich auch Daviddavon, der bisher wie verloren dagestanden.Ambros begann seinen Hut zu zerknüllen.„Ach, mein Heiland, warum hast Du mich verlassen?"ächzte die Frau verzagt und Ambros rief:„Just im Gegcntheil; Die Stasi wird es gut alsmeine Frau haben und Ihr auf Cure letzten Tage auch,das versprech' ich Euch."Die Kranke richtete sich mühsam auf dem rechten Ellen-bogen auf und keuchte nnt glitzernden Augen:„Lieber willich mein Kind hier gleich todt hinfallen sehen, als es Dirgeben. Du bist ein Mensch, dem nichts heilig ist aus derWelt und ich verschreib' mein Fleisch und Blut dem Bösen»immer, so lang noch Athem in mir ist."Stasi schrie verzweifelt auf. Ambros aber machte«ine Miene, als ob er nicht richtig gehört hätte. Wie,der„alte Kurs' des früheren Bundestages auch im neuenReiche eingeschlagen wurde, daß um den alten Inhalt nureine neue Hülle geworfen war.Diktaturparagraphen, Kulturkampf, Sozialistengesetz,Polenausweisung, eine die Interessen der Großindustriellenund Landbarone begünstigende Wirthschafts- Gesetzgebung,eine einzig dastehende Korruption der öffentlichen Meinungdurch eine gekaufte Presse, Tendenzprozesse, Verfolgungenwegen Bismarckbeleidigung, das Anf-die-Spitze-Treiben desMilitarismus und des Systems der indirekten Steuern, dasist die sicherlich nicht rühmliche Geschichte des DeutschenReichs in den letzten zwanzig Jahren, die mitzuschaffen ooermindestens zu dulden der Deutsche Reichstag stets willigund bereit war.Aber die Nemesis blieb nicht aus. Die Parteien, welchesich der Politik Bismarck's am dienstfertigsten zeigten, siehaben immer mehr an Ansehen im Volke verloren, währenddie verfolgten und in rücksichtsloser Weise bekämpften heutestärker im Volke fußen als je zuvor. Die nationalliberalePartei, die stärkste Partei im Deutschen Reichstage bei seinemZusammentritte, die bald 150 Mitglieder zählte, ist heute zusammengeschmolzen zu einer Parrei, welche alles Parlaments-rische und politische Ansehen zu verlieren verstand. DasZentrumwuchs aus kleinen Anfängen zur einflußreichsten und stärkstenparlamentarischen Fraktion und die Sozialdemokratie, welchebei den Wahlen zum ersten Deutschen Reichstage nurBebel ein Mandat verleihen konnte, erwies sichbei den Wahlen im vorigen Frühjahr als die stärkste Parteiim neuen Reiche, wenn sie mich, trotz der abgegebenen1 427 298 Stimmen wegen der Unvernünftigkeit unseresWahlsystems nur 35 Abgeordnete in den Reichstag entsendenkonnte; aber die Wahl dieser 35 Abgeordneten im zwölftenJahre des Sozialistengesetzes stürzte den angeblichen Gründerdes Reiches, den Verächter des Parlamentarismus, Bismarck.Bergen die verflossenen zwanzig Jahre deutscher Ge-schichte viel des Betrübenden, so beweisen die letzten Wahlen,Daß das deutsche Volk diese Geschichte kennt und das Be-engende, den Fortschritt Hindernde abzustreifen bestrebt ist,daß es bemüht ist, von Wahl zu Wahl immer mehr Sozial-demokraten in unser Parlament zu entsenden und dadurchTeutschland nach innen zn einem Lande zu gestalten, in demdie Interessen aller Bürger und nicht allein die Interessender durch Besitz ohnedies bevorzugten Minderheil gewahrtwerden, zu einem Staat, der von den anderen Völkern nichtwegen seiner Kanonen und Bajonette gefürchtet, sondern'einer Einrichtungen und der Zufriedenheit seiner Mitbürgerwegen geachtet und nachgeahmt wird.So traurig auch die Zusammensetzung des DeutschenReichstags jetzt ist, so wcmg er und die Richtung unsererReichspolitik dem Geiste der Zeit und den Wünschen derWähler entspricht, so fürchten wir doch nicht, nach weiterenzwanzig Jahren ebenso unbefriedigt auf die Gegenwart zu-rückschauen zu müssen, denn wir kennen die Kräfte, welcheim oeutschen Volke, insbesonders in dem verachteten undverleumoeten Proletariate wirken und schaffen, wir sindüberzeugt, daß diese eine bessere Zukunft dem deutschenVolke sichern.*)Die Stellung des Herrn von Bötticher soll nicht er-chüttert sein, wird offiziell mitgetheilt. Aber die Auge-egenheit, durch welche die Gerüchte von seinem Rücktrittveranlaßt wurden, ist noch nicht erledigt— wir wolltenerst schreiben: aufgeklärt, aber das wäre unrichtig gewesen,denn klar ist die Sache, so weit es sich um den That-»estand handelt. Ein preußischer und deutscher Minister!ommt in Geldverlegenheiten, und die Summe, deren er be-löthigt ist, wird ihm aus einem öffentlichen Fonds vorge-'treckt, der ausschließlich für politische und öffentliche Zweckeicstimmt ist.Das ist im Wesentlichen der Thatbestand, und klarer�ann nichts sein.Daß das Geschehene nicht gesetzlich und auch nichtrecht ivar, liegt auf der Hand und wird von Niemand be-zweifelt.Und nachdem der Thatbestand über jeden Zweifel hin-*) Im Drange der Geschäfte ist gestern einem unserer Re-dakteure das Versehen unterlaufen, einen falschen Gedenktag zueiern, indem er etwas verfrüht, statt den Monat Mai.abzu-warten, schon jetzt den ersten Gedenktag des Zusammentrittes desim vorigen Jahre gewählten Reichstages besprach. Ter Ge-denktag des Deutschen Neichs-Parlamcutarismus. welcher aufden heutigen Tag fällt, ist in obigen Älussührungen gewürdigt.er, der Erbe des Klosterhofes, warb um Stasi, und die Mutterwies ihn zurück?„Aber das hat ja keinen Verstand nicht," begann er.Die Kranke siel ihm jedoch röchelnd in das Wort:„Geh und laß Dich hier mmmer sehen. Ich leg' meineVerwünschung aus die Schwelle dort; darüber sollst Du zuTode fallen, wenn Du wiederkommst. Mein Heiland wirdeine Sterbende erhören."Sie sank erschöpft zurück. Stasi lag fast besinnungslosmit dem Kopfe aus dem Vettrande. Ambros stülpte seinentut auf, und mit einem flammenden Zornblick auf dieranke rief er:„Ich geh' schon! Aber über Eure Ver-wünschung werd' ich nicht stolpern noch fallen. Die giltmir nichts; darüber lach' ich. Von der Stasi aber laß ichnicht und wenn Ihr auch alle Heiligen gegen mich aufrufet.Das sollet Ihr wissen. Ihr kennt mich nicht und darumsag' ich Euch: was der Ambros Falkner einmal gelobt hat,das hält er."Krachend fiel die Thür hinter dem wilden Burschen zu.Es blieb lange still in dem Stübchen; nur Stasi'sSchluchzen war hörbar. Die Mutter lag regungsloswie eine Todte. Endlich bewegie sie die Lippen undseufzte:„Ach, was bin ich für eine geschlagene Frau."Stasi sollte ihr alles berichten. Diese erhob ihr thränen-nasses Gesicht, wußte aber nicht, was sie sagen sollte. Siestand mühsam auf, setzte sich auf den Bettrand und sann.All ihr Denken war verwirrt, und sie vergaß, worüber sienachsinnen sollte.„Du hast ihn ja doch nur einmal gesehen; wie kanner Dein Herz so schnell bethört haben?" wehklagte dieMutter.Stasi schaute sie mit einem Blick wie aus einer andernWelt an und schüttelte leise den Kopf. Dann goß sich einmattes Roth über ihr trübseliges Gesicht. Sie stotterteund stammelte von der Rose, die sie Ambros geschenkthätte; von dem gestrigen Kirchgange, und abermals inThränen ausbrechend rief sie:„Ach, Mutter, ich weiß jaselber nicht, wie es gekommen ist, aber ich Hab' ihn lieb fttr'sLeben."aus festgestellt ist, kommt nun die Frage: was geschiehtDenen, die sich an dieser Handlung betheiligt haben?Der Fall ereignete sich vor mehreren Jahren, also solange noch Für st Bismarck Reichskanzler war.Ten Fürsten Bismarck trifft in erster Linie die Ver-antwortlichkeit. In zweiter Linie trifft sie den Empfängerder Summe, Herrn v. Bötticher— und in dritter Liniediejenigen anderen Minister, welche um die Sache wußten— falls weitere Minister ins Vertrauen gezogen wurden.Daß hier eine Schuld vorliegt, welche Sühne er-heischt, liegt ebenso greifbar aus der Hand, wie der That-bestand selbst.Wie skandalisirte sich unsere deutsche Regierungspresse,uamentlich die ans demselben Fonds gespeisete, welchem derBetrag für den Minister von Bötticher entnommen wordenist— wie skandalisirte sie sich, als vor einigen Jahren inFrankreich herauskam, daß ein dem Präfidenten Nahe-stehender— dessen Schwiegersohn Wilson— seine po-litische Stellung zu unregelmäßigen Geldoperationen miß-braucht hatte. Wie wurde damals über das„wilde" Frank-reich gehöhnt, wo derartige Dinge möglich seien!Wohlan, jetzt ist in Deutschland eine unzweifelhaftinkorrekte Geldoperation von Männern, die der Regierungnicht blos nahe stehen, sondern die Mitglieder derRegierung sind oder waren, ausgeführt worden.Soll dies ungesühnt bleiben?Oder soll wieder eine Vertuschung stattfinden, wie indem— sehr nahe verwandten— Fall Lucius?Erwähnt sei in Anknüpfung an das Vorstehende, daßF ü r st Bismarck die Sache verrathen hat, aus Grimmüber die„Undankbarkeit" des Herrn von Bötticher, der ihnin den letzten Kämpfen um den Hausmeierposten nicht nach-drücklich geiiug unterstützt, oder sogar sich gegen ihn gewandthat. Allerdings muß der Grimm sehr groß gewesen sein,denn indem Fürst Bismarck den Herr» von Bötticherdenunzirte, deniinzirte er sich s e l b st. Beiläufig ein sehrinteressanter Zug, der den Charakter des Fürsten Bismarck,'owie die moralische Atmosphäre der Kreise, in denm er sichein Leben lang bewegt hat, grell beleuchtet.—Tie Ente, daß unsere Genossen Singer und Auer ihreRundreise im westfälischen Kohlenrevier deshalb so rasch,eendet haben, weil ihnen Seitens der Bergarbeiter zu ver-tchen gegeben worden sei, es sei nicht wünschenswerth, daßNicht-Bergarbeiter sich in ihre Angelegenheiten mischen,haben wir gestern bereits kurz abgerhan.Genau das Gegentheil von dem ist richtig, was derKorrespondent der„Franks. Ztg." diesem Blatte zu meldenbeliebte.Die Abgg. Singer und Auer hatten von Haus auS nur dieAbsicht, nack) Tortmund zu gehen, wo Parteiangelegen-Seiten zu ordnen waren, und beide Abgeordnete haben des->alb alle weiteren zahlreichen Einladungen zu Versamm-ungen im Bergrevier von vornherein abgelehnt. Richtigist, daß die beiden Abgeordneten in Dortmund und Gelsen-Archen mit den bekanntesten und einflußreichsten Führernder Bergarbeiter konferirten und ihre Ansicht über dieLage rückhaltlos darlegten. Dabei fanden die Rath-chläge unserer Genossen volle Beachtung und ungc-theilte Zustimmung, und auch nicht von einer einzigen Seitewurden Bemerkungen laut, wie sie der Korrespondent desFrankfurter Blattes zu berichten weiß. Daß unsere Ab-,geordneten den Führern der Bergarbeiter angesichts der*gegenwärtigen wirthschastlichen Lage, das Bedenkliche einesallgemeinen Streiks vorgeführt und ihnen besonders„klaren"Wein über die Chimäre eines internationalen Streiks ein-geschenkt haben, ist richtig und bereits allgemein bekannt.Die Führer der Bergarbeiter verkannten das Gewicht dieserGründe auch keinen Augenblick und soweit trotzdem Bedenkenunter denselben laut wurden, richteten diese sich nicht gegen die.unberufene Einmischung" unserer Genossen, sondern siesingen nur dahin, ob es, angesichts der auf vielen ZechenDurch Wortbruch, Maßregelung und heimtückische Chikani-rung zum Aeußersten getriebenen Erbitterung der Arbeiter,noch möglich sein werde, diese von der Arbeitsniederlegungzurückzuhalten.Wie es scheint, soll das V e r b o t der Einfuhramerikanischen Fleisches und Viehes in aller Stilleaufgehoben werden. Nachdem die amerikanische Regierungden unwiderleglichen Nachweis geliefert hatte, daß die Gesetzeder Vereinigten Staaten mindestens ebenso gute GarantienDie Mutter ließ sie weinen. Sie schob alle Schuld aufAmbros: er hätte sich die Jugend und Unerfahrenheit ihrerTochter szu Nutze gemacht. Stasi sollte seinen Ver-sicherungen keinen Glauben schenken, er spiele nursündhaft mit ihr. Wenn sie auch zugeben wollte,daß er nicht auf den Kirchhof gegangen wäre, umdas Grab ihres Mannes zn beschimpfen, so bliebedoch seine Gottlosigkeit bestehen. Denn was wäre gottloser,als in der Mitternachtsstunde die Geisterwelt und denFürsten der Hölle, an die doch alle guten Christen glaubten,herauszufordern?Stasi wußte hierauf nichts zu erwidern, wie sehr sieauch alles dieses schmerzte. Aber sie schüttelte den Kopf,als die Mutter davon sprach, daß sie ihn vergessen würde,wenn sie ihn nicht wiedersähe. Es iväre ja ganz unmöglich,daß er sie so schnell umstrickt haben könnte und wiedersehendürfte sie den schrecklichen Menschen nimmer, nimmer.'Ach,daß Stasi nicht in ein Kloster gehen könnte!In sich versunken, wie ein Bild des Jammers saßStasi da und in ihrem jungen Herzen wurde es unter denErmahnungen und Beschwörungen der Mutter öde, finster,kalt. Es kam wie eine Lähmung über sie und sie fühlteund dachte nichts und hatte keine Thränen.„Laß uns beten, Kind, laß uns beten," rief die Mutterängstlich, aber Stasi konnte nicht bete».Hannes konnte es auch nicht. Er lag vor dem bis zurDecke reichenden Holzgitter, welches die Apse mit demHochaltar von dem übrigen Theil der Kirche trennte,aus den Knien, allein in der trüben Dämmerung. TerVorhang, der bisher sein Innerstes vor ihm selbst verhülltbatte, war zerrissen und die Erkenntniß hatte ihn wie einOrkan ersaßt und hinausgejagt in die Bruscia. Wie langeer sich dort im Regen und unter den triefenden Bäumenumhergetrieben hatte, wußte er nicht, und er fühlte nicht,daß er bis auf die Haut durchnäßt war. Er hatte denRegenschirm auf seiner Flucht bei Frau Larseit zurück-gelassen und seine beschmutzten Kleider verriethen, daß klaus der Erde gelegen haben mußte.(Fortsetzung folgt.)