gegenzutrelen. Sie krauchte Mr mit der Verstaat» t i ch u n g der Eisenbahnen zu drohen, vor der die Eisenbahn- Direktoren eine mörderische Angst haben, um die Gesellschaften zur Nachgiebigkeit zu bewegen«. Aber anstatt dessen droht sie den Arbeitern, erläßt Befehle an die Truppen, sofort scharf zu schießen, und unterstüht die Gesellschaften mit der ganzen militärischen Macht der NatioU. Die Liberalen scheinen die Lehre von Featherstone vergessen zu haben.- Die gestern gepflogenen Verhandlungen zwischen, den streitenden Parteien, der Arbeiterpartei und dem Ministerium scheiterten an dem tiefen Mißtrauen, mit dem die Eisenbahner die HanMungen der Regierung betrachten. Die Verhandlungen nahmen folgenden, Verlauf: Wäh- rend der Konferenz unterbreitete der Handelsminister B u x t o n den Vorständen der Eisenbahnergewerkschaften folgende Fragen:„1; Was waren die wirklichen Gründe, die den Vorstand zu feiner Handlungsweise bei der Veröffent- lichung feines Manifests bestimmten? 2. Was waren die wirklichen Beschwerden in bezug auf den Kontrakt über das Einigungsamt des Jahres 1907? 3. Waren diese Be- fchwerden ernsthaft genug, um die Handlungsweise, zu der sich der Vorstand entschlossen hat, zu rechtfertigen? 4. Können diese Befchwerden nicht in einer weniger drastischen, Weise ab- gestellt werden? 5. Können diese Beschwerden auf dem vor- geschlagenen Wege durch einen allgemeinen Eifenbahnerstreik abgestellt werden?" Die Antworten der Vorstände lauteten: „1. und 2. Die Eifenbahngesellschaften haben den Vertrag über das Einigungsamt des Jahres 1907 weder dem Geiste noch dem Buchstaben nach beobachtet, und den Vertretern der Leute ist es gänzlich unmöglich, den vielen Beschwerden, über die sich die Leute beklagen, abzuhelfen. 3. Ja. 4. Ja: durch den von dem Komitee(der Eisenbahner) gestern den Eisenbahngesellschaften gemachten Vorschlag, mit den, aner- kannten Vertretern der Leute zu konferieren. 3. Ja: nach unserer Anschauung ist es der einzige Weg. Wir haben auch mit der Möglichkeit gerechnet, daß weitere Fragen gestellt werden, und siud einstimmig zu dem Entschluß gekommen, daß der einzige Weg, der seht eine wirksame Methode zur jEr- reichung des Friedens bietet, der ist, daß die Gesellschaften ein- willigen, mit uns zu verhandeln." Bald darauf griff der Ministerpräsident ein. Er erklärte den, Vorständen der Eisenbahner, daß die Regierung bereit sei, unverzüglich eine königliche Kommission einzusetzen, die die Angaben der Leute prüfen, das Funktionieren der Eini- gungsämter untersuchen und Abänderungsvorschläge machen sollte, um die vorhandenen Streitigkeiten in schneller und zu- sriedenstellender Weise beizulegen. Herr Asguith versicherte den Eisenbahnern,. daß die Regierung vollständig unparteiisch sei und nur das Interesse des Publikums wahrzunehmen habe. Sonderbarerweise fügte er aber gleich hinzu, daß die Eisen- bahner die ganze Verantwortlichkeit auf sich laden würden, wenn sie den Vorschlag der Regierung nicht annähmen. Die Regierung werde die nötigen Schritte tun. um die Lahm- leguity des Eisenbahnsystems zu verhindern. Unbekümmert um diese Drohung beschlossen die Vertreter der Eisenbahner, den Vorschlag der Regrerung nicht anzunehmen, und veröfsen«t- lichten folgendes Manifest: »Diese gemeinschaftliche Konferenz der Exekutivausschüsse der Gewerkschaften der Eisenbahner(hier folgen die Namen der 4 beteiligten Organisationen), die alle Kategorien Eisenbahn- arbeiter vertreten, beschließt nach sorgfältiger Erwägung der Er. klärung des Ministerpräsidenten und seiner Bemerkungen zur Erklärung, die die Regierung nicht zu Papier zu bringen ge- wagt hat, wie folgt: Wir betrachten die im Namen der Regierung gemachte Er- klärung als eine unverantwortliche Drohung gegen die Eisen- bahnarbeiter(die seit Jahren das Handelsministerium wie auch das Parlament wiederholt ersucht haben, die Abänderung des EinigungöamtSverfahrenS des Jahres ILO? zu erwägen, um die Aemter in der Weise einzurichten, daß den Beschwerden der Leute abgeholfen werden kann); weiter sind unserer Ansicht nach das Verabfänmen des Handelsministeriums, seinen eigenen Plan abzuändern, und die Unterlassung der Stsenbahngesell- schaften, den Plan in unparteiischer und billiger Weise auSzu- legen, die Hauptursachen der jetzigen Aufregung, die nicht auf «ine der Gesellschaften oder Arbeiterkategorie beschränkt ist, son- dcrn sich auf alle erstreckt. Wir wiederholen daher unsere Forderung, daß die Arbeiter der Eifenbahngesellschaften da? Recht haben sollen, von ihren Arbeitgebern dieselben Bedingungen zu verlangen wie Arbeiter, die von anderen Arbeitgebern� beschäftigt werden; und da diese gemeinsam: Konferenz die Arbeitgeber schon aufgefordert hat, mit den Vertretern der Arbeiter zur Beratung der ganzen Lage zu konferieren, waS nach unserer Ansicht die Angelegenheit ge- regelt haben würde, weigern wir uns deshalb, die Veraniwort- lichkeit auf uns zu nehmen, die die Regierung auf uns laden will; und weiter ftagen wir die Regierung achtungsvoll aber bestimmt,, ob die Verantwortlichkeit der Eifenbahngesellschaften der Nation gegenüber in irgendeinem Grade geringer ist als die anderer Arbeitgeber; wir find uns des folgenschweren Schritte», den wir tun, vollständig bewußt und sind überzeugt, daß.uns die Pflicht denjenigen gegenüber, die wir vertreten, dazu zwingt, ÄaS Angebot der Regierung auszuschlagen, und greisen Wider- strebend zu dem Skschluß dieser Körperschaft vom letzten Dienstag.' Die Inszenierung deS Generalstreiks ging ohne Ruhe- störung vor sich. Bis jetzt sind Nach den Angaben der Eisen- bahner 200 000 Mann in den« Ausstand getreten. In London versuchen die Gesellschaften den Verkehr noch einigermaßen aufrechtzuerhalten: dieS wird aber von Stunde zu Stunde schwerer. Augenblicklich dehnt sich der Streik auch auf die Ilutergrundbahucn aus) deren Angestellten gut organisiert sind und einen S1)mpathiestreik beschlossen haben. Es ist leicht möglich, daß sich der Eisenbahnerttreik in einigen Tagen in pinen allgemeinen Streik aller Transport- arbeiter verwandelt. Ter Transportarbeiterverband hat für nächsten Dienstag eine nationale Konferenz zusammen- berufen, auf der die Frage des Sympathiestreiks erörtert werden wird. Die Regierung hat den Plan, eine königliche Kommission einzusetzen, noch nicht aufgegeben. Ausdehnung des Streiks. London , 18. August. Die S trei klage hat sich gegen Abend verschlimmert. Di« nach Schottland und Irland be- stimmten Postsendungen find unter militärischem Schutz befördert worden. Von Martzlebone-Station sind keine Züge nach dem Norden abgegangen. Der Bahnhof liegt seit b Uhr nachmittag» im Dunkeln. Auf den Untergrundbahnen verkehren nur wenige Züge. Zimschen Viktoria und Krystallpalast-Station wurden die Fensterscheiben eines Zuges mit Steinen eingeworfen. Der nach Hoek van Holland bestimmte Zug ist fahrplanmäßig von Lider» pool.Stocet-Stattlm abgegangen. Die Zugänge zu Euston-Station werden von Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett bewacht, Tie' Tarstellung der Regieruug. Londou» 19. August. Das Ministerium des I n n e r n hat spät abends eiste Mitteilung veröffentlicht, wo- nach sich die E i s e n b a h n e r a u s st ä n d e gestern über das ganze Land ausgedehnt haben. Doch sind mehr als zwei Drittel der Leute auf ihren Posten geblieben. Die Gesellschaften erhalten zahlreiche Gesuche um Beschäf- tigung. Die Militärbehörden berichten«, daß sie die Lage durchaus beherrschen. Zwei Bataillone Infanterie sind nach Hull beordert worden, andere Truppenverschiebungen sind durch die Ereignisse des gestrigen Tages nicht notwendig geworden. Der Schatzkanzler und der Präsident des Handels- amts verhandeln mit Vertretern der Ausständigen und der Gesellschaften, um ihnen eine freundschaftliche Beilegung des Konfliktes unter billigem Bedingungen nahezulegen. Ter Streik in London . London , 17. August. Dreizehn hiesige Bahnhofe sind geschlossen, darunter die Bahnhöfe Eannonstreet und Holborn. Der Personenverkehr aus den Vorstädten nach der City ist daher zum größten Teil eingeschränkt. Viele Leute, die in der City beschäftigt sind, benutzen die Straßenbahnen, da sie sich den Gefahr endes unregelmäßigen« Eisenbahndienstes nicht aussetzen wollen. In verschiedenen Gegenden sind Telegraphen- und Telephondrähte durch- schnitten und Signalapparate beschädigt worden, aber im all- gemeinen sind die Eisenbahnen vom Militär gut bewacht. Keine Ausschreitungen. London , 19. August. Ein Bericht des Ministeriums deS Innern von heute mittag besagt: Die Meldungen der städtischen Polizei lassen erkennen, daß vollkommene Ruhe und Ordnung herrscht. Im ganzen Londoner Gebiet sind die Eisen- bahnen, wenn auch in vermindertem Maße, in Betrieb. Ueberall wird gearbeitet, große Vorräte von Lebensmitteln treffen ein. Im Londoner Hafen ist die Arbeit in vollem Gange, ausgenommen bei den Schiffen, die den nahen Handelsverkehr besorgen und den Ausladern. Eine Beratung ist abgehalten worden, um beide Streitpunkte zu beseitigen. Ueberall. wo Unruhen befürchtet werden, werden besondere Schutzleute eingestellt. Aus keinem Teile des Landes werden ernste Ausschreitungen gemeldet, obwohl eS an verschiedenen Punkten zu Ruhestörungen gekommen ist. In Liverpool sind wegen der Unruhen 3<XX) Schutzleute besonders eingestellt und vereidigt worden. Die Verhandlung. London , 19. August. Mehrere Vorstadtstationen sind ge- schlössen, nur sehr wenige Züge gehen von der Viktoria- Station ab, hauptsächlich infolge des Mangels an Lokomotiv- führern und Heizern. Die Lage auf den anderen Stationen ist nicht schlechter als gestern. Die Arbeitervertreter haben heute morgen die Beratungen über die Vorschläge der Regierung wieder aufgenommen, doch ist ein Uebereinkommen nicht sehr bald zu erwarten. Beide Parteien sind der An- ficht, daß solange die Verhandlungen im Gange sind, die Lage nicht als vollkommen hoffnungslos angesehen werden kann. Von feiten der Arbeiter wird die Z a h l der Ausständigen auf 280000 geschätzt. Die North Londdn-Misenbahn hat heute morgen alle Züge aus» fallen lassen, wodurch Tausenden von Arbeitern, die die City erreichen wollten, große Schwierigkeiten bereitet worden sind. Die Berichte aus der Provinz zeigen, daß der Ausstand außerordentlich schnell umsichgreift. Die Lage in Edinburgh und Ost-Lanca- shire ist ernst. Die Fabriken in den Jndustriebezirken des Nordens haben heute morgen den Betrieb ein« gestellt. Todesopfer. London , 19. August. Die City and South London R'ail- way bat heute nachmittag ihren Betrieb gänzlich e i n g e« stellt. In Llanelly kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Ausständigen, welche in das Bahnhofsgebäude einzudringen suchten, und dem Militär, das schließlich Feuer gab. Zwei Zuschauer wurden getötet, während die Menge die Flucht ergriff. Verwendung des Militär». London , 19. August. In Fishguard versuchte ewe Menge Ausständiger gestern die Abfahrt des Londoner Zuges zu verhindern, indem sie sich auf dem Bahngeleise aufstellte. Die Streikenden wurden nach Verlesung der Auftuhr-Akte durch Militär mit aufgepflanztem Seitengewehr zerstreut, poUrtfebe Gcberficbt. Berlin , den 19. August 1911. Nur kein Druck auf die �uttermittelpreise. Zur Hebung der drohenden Futternot hat die fozialdemo- kratische und die fortschrittliche Presse verlangt, daß die Ein- fuhr von Viehfuttermitteln auS dem Auslände erleichtert wird, und zwar nicht nur durch Herabsetzung der Eisenbahn- frachtsätze für Futtermittel, sondern auch durch Aufhebung der bestehenden, zum Teil recht beträchtlichen Futterzölle. So muß zum Beispiel für MaiS, wenn er aus einem Vertragsland kommt, heute 3 M.. wenn er aus einem Nichtvertragsland kommt, 8 M. pro Doppelzentner an Zoll bezahlt werden. Ans Futtergerste, wenn sie auS Rußland tn das deutsche Zollgebiet eingeht, steht ein Zoll von 1,30 M. pro Doppelzentner. Für Pferdebohnen. Lupinen, Wicken usw. muß, wenn sie auS einem Land eingehen, mit dem wir einen Handelsvertrag abgeschlossen Haben, 1,80 M. pro Doppelzentner, sonst 2,50 M. pro Doppelzentner an Zoll entrichtet werden. DaS sind recht beträchtliche Sätze. So beträgt z. B., da der Engrospreis für MaiS sich in den beiden letzten Jahren an den deutschen Getreidemärktcn auf 15—18 M. pro Doppelzentner stellte, der MaiSzoll fast 20 bis 33'/, Prozent des Wertes. Die Aufhebung dieser Zölle ist demnach durchaus nötig. sollen nicht die Futterpreise infolge der Dürre der letzten Wochen gewaltig in die Höhe schnellen. Doch die Groß- grundbesitzer, die Futtekmittel zum Verkauf an die vornehmlich viehzuchttreibenden Bauern produzieren, sind keineswegs geneigt, sich die gute G e le g enh et t entgehen zu lassen, die Futtermtttelpreise in dieHöhe zu treiben und die Notlage zu ihrem Vorteil auszunutzen. So schreibt denn die offizielle„Konserv. Korresp.", die in diesem wie in anderen Fällen lediglich das Interesse der großen Rittergutsbesitzer, nicht das der Bauern vertritt: Der LinkSlideraliSnni» sieht in der drohenden Futtermittel- knappheit ein gefundenes Futter im Sinne der Agitation gegen wesentliche Bestandteile des landwirtschaftlichen Zollschutzes. Der Eifer, mit dem sich die Freisinnspresse schon jetzt, da die ftagliche Gesamttage sich noch keineswegs auch nur einiger« maßen erschöpfend überblicken läßt, z u n äch st für die Suspendier ung der wenigen und garnicht hohen Futtermittelzölle ins Zeug legt, läßt den dringenden Verdacht aufkommen, daß das Freihändlertum die unerfreulichen Aussichten für den Ausfall der Futtermittelernte mit innerem Be- Hagen verfolgt. Dieser Verdacht wird noch dadurch verstärkt, daß sämtliche Fortschrittsblätter voreilig die Gesamtsituation in den denkbar schwärzesten Farben schildern.... Da es aber außer allem Zweifel steht, daß der Liberalismus, einerlei, wie sich auch das Endresultat der diesjährigen Gesamt- ernte stellen wird, schon im Hinblick auf die kommenoen Reichs- tagvivahlen von nun ab mit nur. noch erhöhtem Fanatismus die Forderung nach einer möglichst restlosen Beseitiguno der Futter- mittelzölle propagieren wird, so erscheint es angezeigt, die Be- dcutung und Notwendigkeit der Futtermittelzölle immer wieder aufzuzeigen. Dabei kommt es durchaus nicht besonders in Be- tracht, daß, wie vielleicht eingewendet werden könnte, es sich im Augenblick ja nicht um eine dauernde, sondern nur um eine vor- übergehende Aufhebung der gedachten Zölle' handelt. Denn ab- gesehen davon, daß schon eine relativ kurze Zeit, während deren die in Frage kommenden Futtermittel zollftei eingehen würden, empfindliche Verluste für die auf den Futter- Mittelbau angewiesenen Landwirte herbei- führen könnte, muß der Suspendierung der Futtermittel- zölle vor allem auch aus prinzipiellen Gründen entschiedener Widerstand geleistet werden. Denn eine solche Suspen- dierung würde einen hohen moralischen Erfolg für die freihändlerische Demokratie bedeuten, die dann zu einer immer wüsteren Agitation gegen die Agrar- zölle überhaupt angefeuert werden würde. Das Großhändlertum aber würde ohne Zweifel dafür sorgen, daß auch während der Zeit der Zollfteiheit für Futtermittel diese einen„angemessenen" Preisstand besitzen würden, so daß dann die Wiedereinführung der Zölle dem Freihändlertum erst recht Gelegenheit geben würde zur Beunruhigung und Aufreizung namentlich der Fleischkonsumenten. Dagegen, daß die Regierung die Frachttarife für Futter- mittel herabsetzt und das Einfahren von Laubstreu aus den Staatsforsten gestattet, haben die Herren Rittergutsbesitzer nichts einzuwenden; denn davon haben auch sie Vorteil. Auch eine dirette pekuniäre Unterstützung aus Staatsmitteln verschmähen sie keinenfalls. Aber die Futter- zölle dürfen um keinen Preis aufgehoben, denn dadurch würde der Profit der großen Futtcrproduzenten beeinträchtigt werden— und dieser Profit ist wichttger als die bäuerliche Viehaufzucht und als die Erhaltung des Fleischkonsums. Wenn der Arbeiter kein Fleisch kaufen kann, soll er es bleiben lassen und Kartoffeln fressen. Selbst von der Snspendierung deS MaiSzolleS wollen die Letter der konservattven Partei nichts wiffen, denn wenn auch in Deutschland nur sehr, sehr wenig MaiS gebaut wird, so könnte doch eine verstärkte MaiScinfuhr auf den Preis der anderen Futtermittel drücken, und das mutz nach Ansicht der Großaniiidbesttzer unbedingt vermieden werden. Heilig ist der Profit!_____ Staat und Junker. In ihrer an die Adresse de? bayerischen verkehrSmwifierS gerichteten Forderung, daß den Angestellten der bayerischen Staat«- bahnen verboten werden muß, dem Süddeutschen Eisenbahner« verband anzugehören, findet die ZentnimSpresse, wie nicht anders zu erwatten war. dir verständnisinnige Unterstützung der»Deutschen Tageszeitung", des JntelligenzblatteS der Landbündler. Dieses ehrsame Organ zur Förderung deS Brot« und Fleischwuchers schreibt in seiner Rr. 417: »Wir verstehen diesen Standpunkt eines königlich bayerischen StaatSministerS nicht im mindesten. Wenn er im Anfange sagt, e» seien ohne Zweifel im Verbände Kräfte tätig, die ihre Aufgabe in der Förderung soziaidemokraiischer Lestrebunge» erblickten, so bedarf er doch keine« wetteren Beweise«. Da bleibt ihm der- ständigerweise nur zweierlei übrig, daß dies«.Kräfte' auS dem Verband« entfernt werbe», oder er der« bietet rundweg mit den entsprechenden An» drohungen seinen Beamten den Bettritt zum Verbände. Ein drittes sollte es für einen königlichen Staats- minister nicht geben. Wo« soll in aller Welt da» weitere Abwarten, da« weitere Beobachten, was soll die»wohlmeinende" Warnung? ES ist doch geradezu unsinnig, wenn ein Beamter vor einem Verbände gewarnt, ihm anderer- seit» aber der Zutritt nicht verwehrt wird. DaS ist eine überaus gefährliche Halbheit, die nicht nur für die Sozialdemo- kratie förderlich ist, sondern auch die Verwirrung in den Kreisen, die die Sozialdemokratie gewinnen will, noch vergrößert und vertieft.. Unsere verkehrsminister und die höheren VerkehrSbramten tragen eine riesengroße und zentnerschwere Verantwortung. In einer Zeit, wie der unseren, ist eS mit den sorgfältigsten Be» obachtungen und mit den bestgemeinten Vorstellungen nicht getan. Die Beamten und Arbeiter m ü s s e n w i s s e n und e m p f i»« den, daß die Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie die gröblichste Verletzung der AmlSpflccht ist. Empfinden sie da» nicht selbst, so muß diese Empfindung in ihnen geweckt werden. DaS kann aber nur geschehen durch die peinlich st e Säuberung des Beamten st andeS und der Arbeiterschaft von allen sozialdemokra- tischen Elementen, durch das strikte Verbot der Teilnahme an sozialdemokratisch durch- feuchten Organisationen und durch planmäßige und kraftvolle Förderung der Organisationen, die gegen die Sozialdemokratie gerichtet sind. Vom Staudpunkt ihrer StaatSrcchtötheoretik hat die»Deutsche TageSztg." ganz recht. Nach ihrer Ansicht ist der Staat eine Institution zur Aufrechterhaltung der Herrschaft des Junkertums, und die Staatsburcaukratie ist demnach nur zu dem Zwecke vorhanden, die Befehle und Wünsche deS Junker« UimS auszuführen. Deshalb müssen diese Bureaukratie und die ihr unterstellten unteren Beamten» und Arbeiterscharen von allen Ele« menten gereinigt werden, die nickt.zuverlässig' find, da« heißt nicht in den Junkern die Verkörperung der höchsten Staats« autorität sehe», de: m Willen auszuführen, erste Amtspflicht ist. Das Eintausch objekt. Bekanntlich soll uns ja für einen territorialen Verzicht auf Süd-Marokko und vielleicht auch noch die Kolonie Togo ein größeres oder kleineres Stück von Französisch-Kongo be« schert»verden. Wir haben bereits mehrfach Urteile aus Kolonialkrcifen gebracht, die diese Neuerwerbung als ein wahres Danaergeschenk charakterisiert haben. Auch heute liegen wieder einige solcher Stimmen vor, die wir unseren Leser» nicht vorenthalten wollen. In der«Tägl. Rundschau" läßt sich ein Major L a n g h e l d. der sich durch seinen neunzehn- jährigen Aufenthalt in Deutschlands tropischen Kolonien für kompetent zu einem Urteil erachtet, wie folgt vernehmen: »Was haben wir nun von einem Teil des französischen Kongo zu erwarten? Wir befitzen in Kamerun schon ein großes Geblet
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