bon Strecken dichtesten Urwaldes, die ja an und für sich wertvoll find, aber große Arbeit verlange». Die Bewohner dieser Gebiete sind nicht sehr zahlreich, stehen auf einer niedrigen Kulturstufe und stellen sich dem Eindringen der Europäer feindlich gegenüber. Die als Feldzüge anzusehenden Unternehmungen der Schutztruppe von Kamerun in diesen Gebieten find äußerst zahlreich gewesen, gegen verschiedene Stämme hat mehrfach eingeschritten werden müssen. Alle diese Expeditionen verliefen sowohl für unsere Seite als noch mehr für die des Gegners sehr verlustreich. Die Bevölke- rung südlich und südöstlich unserer Kolonie Kamerun befindet sich in keinem anderen Zustande, ist eher noch weniger zahlreich wie bei uns und noch feindseliger. Wir müßten also, wenn wir diese Gebiete bekämen, voraussichtlich unsere Schutztruppe bedeutend verstärken.... Die Urwaldgebiete, die wir in unserer jetzigen Kolonie Kamerun besitzen, find so ausgedehnt, daß wir lange zu tun baden werden, um sie voll und ganz zu entwickeln. Mit der Reuerwerbung solcher Ländereien bürden wir uns eine L a st auf, die wir nur schwer bewältigen können und die große Kosten verursachen würde." Und der bekannte, in Kolonialkreiscn als Autorität geltende Schriftsteller Paul Rohrbach sagt in demselben Blatt: „Im ganzen genommen ist Französisch-Kongo eine i n Grund und Boden verwaltete, durch drei oder vier Dutzend K o n z e ssi onS g e s ells ch a ften aus- gesogene Kolonie, in der die Franzosen außerhalb ihrer wenigen Stationen und Faktoreien nie wirkliche Auto- r it ä t ausgeübt haben. Das ganze Land ist teils schwach, teils überhaupt nicht bevölkert, hat keine schiffbaren Flüsse, mit Ausnahme des mangelhaft praktikabeln Sanga, keine Straßen, keine Produkte, außer etwas Kaut- schuk, der schon jetzt zum Teil seinen Weg über Kamerun nimmt und bald genug erschöpft sein wird, und der ganze Erfolg, im Falle, daß wir uns hier eine viertel Million Geviert- kilometer oder so etwas an Unland aufhängen ließen, würde darin bestehen, daß Kamerun auf der Karte etwas größer aussieht und daß wir Millionen über Millionen nuy- los ausgeben müßten, um eine Verwaltung in diesem wertlosen Zuwachs einzurichten.... Die volle Wertlosigkeit der Landstriche, die uns die Franzosen an den Hals hängen wollen, wird man erst erfasicn, wenn sie uns wirtlich gehören und wir uns den Schaden besehen, aber was man schon jetzt von ihnen weiß, sollte wirklich ausreichen, um die Hände davon zu lassen!" In der Tat, der Meinung sind wir mich I Wenn aber Langheld und Rohrbach andere Teile des afrikanischen Äolo- nialbesitzeS Frankreichs als Kompensationsobjekte ins Auge gefaßt sehen möchten, etwa Madagaskar , oder auch ihre Blicke nach Ostasien richten, so fordern wir auch hier mit aller Ent- schiedenheit: Hände weg! Protest gegen den Marokko -Rummel. Eine bemerkenswerte Pratestverfammlung fand am Donnerstag in Forst(Lausitz) gleich nach Schluß der Arbeit gegen die Kriegs- hetze und den Marokkorummel statt. Die Protestversammlung hatte über 2000 Arbeiter und Arbeiterinnen auf die Beine gebracht, die der geräumige Lindengacten-Saal kaum zu fasten vermochte. Genosse Wels- Berlin entrollte in einstüudigen Ausführungen unter leb- haster Zustimmung der Versammelten ein Bild der ganzen Vor- gänge, welche dazu beigetragen.haben, Europa Marokkos wegen bei« nahe in einen Weltkrieg zu führen. Die vorgelegte Protestresolution wurde einstimmig angenommen. Mit einem brausenden Hoch auf die Sozialdemokratie ging die Versammlung auseinander. Tcltsa»ner AusichtStvechsel. Kürzlich ging die Meldung durch die Presse, daß avermal» eine Schulreform geplant sei. durch die dem sogenannten humanistischen Gymnasium da» Griechische genommen und dafür eine lebende Sprache obligatorisch gemacht werden solle. Die Anhänger deö humanistischen Gymnasiums gerieten darob in große Erregung, die sich aber jetzt legen wird, wenn sie erfahren, daß sich Wilhelm IL, von dem seinerzeit die Initiative zur Steform de» höheren Schulwesen» ausging, inzwischen zum Freund des humanistischen Gym- nasium» gewendet hat. In Kassel hat der Kaiser nämlich an Gymnasiasten eine Ansprache gerichtet, über die cS nach einer Scherl- Meldung heißt: „Der Kaiser richtete an die Gymnasiasten eine Ansprache, in der er sich, im Gegensatz zu der verbreiteten Annahme, er sei absoluter Anhänger der Realschulbildung, als ein Freund der humanistrschen Bildung bekannte, die nach seiner Ansicht nicht genügend gewürdigt werde. Er ermahnte deshalb die Schüler, mit Eifer und Interesse das Griechische zu pflegen, um da« gewaltige Kulturvolk der Hellsnrn, deren G e i st sich auch heute noch— vielleicht mehr denn je— in unserer Kunst und im Leben spiegelt, v« r st e h e n zu lernen. Insbesondere sollten die Schüler ihren Geist auf die Harmonie richten, welche die griechische Kunst zu so hoher Geltung gebracht hat. Er hoffe, daß griechische Literatur und KulMr aus den humaiüstisckKn Bildungsstätten sich für den einzelnen wie für die Allgemeinheit förderlich erweise." AuS den künstlerischen Liebhabereien des Kaiser », seiner Be« geisternug für die Denkmäler der Puppen-Allee, seiner Vorliebe für die unsterblichen Werke de» Majors Lauff, für CharleyS Tante und die dramatisch« Sherlock-HolmeS-Romantik usw. konnte man aller- dingS ebensowenig auf seine Verehrung der griechischen Antike schließen, wie aus seiner früheren Stellungnahme zur Schnlfrage. Hieß es doch in der programmatischen Rede, die Wilhelm II. am 4. Dezember 18SO an die.Konferenz zur Beratung von Fragen des höheren Schulwesens" richtete, wörtlich: .Wer selber auf dem Gymnasium gewesen ist und hinter die Kulissen gesehen hat, der weiß, wo es da sehlt. Und da fehlt eS vor allem an der nationalen Basis. Wir müsi'en als G r u n d l a g e für daS Gymnasium das Deutsche neh»'-»; wir sollen nationale junge Deutsche erziehen und nicht junge Griechen und Römer. Wir müsten von der BasiS abgehen, die jahrhundertelang bestanden hat. von der alle» klösterlichen Erziehung des Mittelalters, wo das Lateinische maßgebend war und ein bißchen Griechisch dazu. DaS i st nicht mehr maßgebend, wir müsten daS Deutsche zur BasiS machen. Der deutsche Aufsatz muß der Mittelpunkt sein, um den sich alle« dreht." Man sieht: die Zeiten ändern sich und auch die.allerhöchsten" Ansichten. Die Schulrefonner dürfen fürderhin nicht mehr auf die Unierstützung Wilhelm» II. rechnen. Der kompromittierte Polizeikommisfar. Vor der Strafkammer in Köln sollte kürzlich gegen einen dortigen Rentner wegen Beleidigung eines königl. Polizeikommissars verhandelt werden. In einer Untersuchungssache. auS der der Rentner völlig makellos hervorging, hatte der Polizeikonnnissar ein Leumundszeugnis abgegeben.. auf Grund beste» der Mann drei Wochen völlig schuldlos in Untersuchungshaft ge- nommen wurde. In einer Beschwerde an die Regierung schrieb der Rentner.bei der geringsten Aufmerksamkeit hätte der Kommistar ivissen müsten. daß sein Zeugm« falsch war". Die Folge war eine BeleidigtlnaSkloge. Zu seinem Schutze und zur Charakterisierung de» KommistarS beantragte der Rentner die Ladung «iucs PolizeikommistarS a. D.. zu dem der Kommissar gesagt habe. « hätte aus dem Chinakriege für 30000 Mark Wert- gegenstände und 10000 Mark in bar mitgebracht. Das habe er.dem Vieh' abgenommen. Zu der Vernehmung de« PolizeikommistarS a. D.. der auch über die Glaub- Würdigkeit des.Beleidigten" sowie über eine andere gegen diesen erhobene schwere Beschuldigung vemommen werden sollte, kam e§ jedoch nicht. Der Polizeikommissar gab sich die größte Mühe, vor der Verhandlung durch seinen Anwalt einen Ver- gleich herbeizuführen. Wiederholt wies ihm der Angeklagte das An- sinnen ab. Erst nach Aufruf der Sache kam es unter Mitwirkung des Vorsitzenden zu dem Vergleich, wonach der Rentner lediglich die nichtssagende Erklärung abzugeben brauchte, er habe den Kommissar nicht beleidigen wollen; der Kommissar über- nahm dagegen die Gerichtskosten einschließlich der Ge- bühren der gerichtlich geladenen Zeugen l Merkwürdigerweise hat der Kölner Polizeipräsident seine Ge- nehmigung zu diesem.Vergleich" gegeben. Unserer Meinung nach wäre er verpflichtet gewesen, die schweren Anschuldigungen gegen den noch im Dienst stehenden Beamten vor Gericht aufklären zu lasten. Aus der militärischen Erziehungsanstalt. Im 2. Garde-Grenadier-Regiment hatte der Unteroffizier Sovieja eines Mittags beim Essen Kompagnieaufsicht. Als die Mannschaften mit dem Eßnapf und dem Löffel in der Hand antraten, um ihre Miltagsmahlzeit— eS gab Gries— zu holen, wurde mit dem Löffel aus die Teller getrommelt. S. glaubte, der Grenadier Gütchen habe auch getrommelt. Er versetzte daher dem Untergebenen einen Fan st schlag in die linke Hüfte, und zwar mit solcher Heftigkeit, daß der Mißhandelte erbleichte und zurücktau nrelte. Er fiel gegen einen Kameraden, der ihn aushielt. G. verließ darauf ungefragt die Gruppe und begab sich auf die Stube. Von dem Stoß hatte er noch später erhebliche Seitenstiche. Dadurch, daß er ohne die Erlaubnis des Vorgesetzten abgetreten war, bat er sich des Ungehorsams schuldig gemacht, und deswegen mußte er sich ebenfalls vor dem Kriegs- gericht verantworten. Er wurde zu drei Tagen gelindem Arrest verurteilt. Der Unteroffizier erhielt ivegen der niederträchtigen Miß- Handlung ganze acht Tage gelinden Arrest. Er kann ja auch nichts dafür, wenn der Grenadier Gütchen Faustschläge nicht gut vertragen kann._ Portugal . Annahme der Verfassung. Lissabon , 19. August. Die Nationalversamm- l u n g hat unter lebhaften Zurufen die Vorlage über die Verfassung endgültig angenommen. Damit ist die Bahn für die Präsidentenwahl frei. Da der Präsident der Nationalversammlung Braamcamp seine Kandidatur zurück« Sezogen hat. dürfte wahrscheiulich der bisherige Minister des niswärtigen, M a ch a d o zum Präsidenten der Republik ge- wählt werden. Marokko. Die Situation in Tarudaut. Köln , 18. August. Der Korrespondent der„Kölnischen Zeitung " in Tanger erfährt von unterrichteter Seite, der Gouverneur in Tarudant Kabba, der ein Deutschenfreund ist, habe sich ohne große Mühe des die Stadt angreifenden Haurastammes erwehrt und sei ferner- hin völlig in der Lage, die unter seinem Schutz dort lebenden Deutschen vor allen Eventualitäten zu sichern. Die Ursache zu den Unruhen sei nicht in Fremdenfeindschaft. sondern in örtlichen Mitzhelltgkeiten zwischen dem genannten unbedeutenden Stamme und dem Kaid Kabba zu suchen. Alle übrigen Stämme hielten zu Kabba. Teilung der Bente. Köln , 18. August. Ein Berliner Telegramm der»Kölnischen Zeitung " meldet: Zwischen den Bergwerksinteressenten am R i f, das heißt zwischen der spanischen Rifgesellschaft und dem Deutschen Metter ist auf freundschaftlicher Grundlage ein alle Meinungsverschiedenheiten regelndes Uebereinkommen ab- geschlossen worden.- perNen. Ter Kampf mit dem Schah. Asterabab. 19. August. Gestern hat zwischen der Vorhut der RegicrungStruppen und der der Aufständischen ein Gefecht statt- gefunden; auf beiden Seiten hält man sich für den Sieger. Weder hier noch in den nächsten Ortschaften, wo sich Truppen- abteilungen deS früheren Schah» aufhalten, ist eine Nachricht über seine angebliche Ermordung eingetroffen. Amerika. Verschleppung der Schiedsverträge. Washington , 19. August. (Meldung der Associated Preß .) Der frühere Staatssekretär N o o t hat im Senat ein A m e n- d e m e n t zu den Schicdsgerichtsverträgen eingebracht, wonach diese nicht anwendbar sein sollen auf Fragen, die aus derMonroe-Doktrin entstehen. jEs ist nicht wahrschein- lich, daß die Verträge noch in der laufenden Session ratifiziert werden._ Hus der Partei. Ein Inkonsequenter. Die Mitteilung, daß der erweiterte Vorstand deS Wahlkreises Solingen einstimmig das Ausschlußverfahren gegen den vor einigen Jahren zpr Partei übergetretenen ehemaligen National- sozialen Gerhard Hildebrand eingeleitet hat, wird von einem großen Teile der bürgerlichen Presse als.sozialdemokra- tische Unduldsamkeit" und„unerträgliche geistige Bevormundungs- sucht" gestempelt. So wenig uns auch das Mißfallen der gegne- rischen Prcßorgane berührt, erscheint es doch angebracht, daß die Parteigenossen die wohlerwogenen Gründe kennen lernen, die die Solinger Parteileitung zu ihrem einstimmigen Beschlüsse ge- führt haben. Wie der„Leipziger Volkszeitung" uu» Solingen ge« schrieben wird, ist der Grund der Einleitung des AuSschlußver- fährenS folgender: „Hildcbrand hielt letzthin in dem Solingsr GewerkschaftS- kartell einen Vortrag, und zwar über daS Thema: Die Abhängig- keit Deutschlands vom Weltmarkt. Darin gab er so etwaS wie eine Generaibeichte, denn er führte gleich am Anfange auS, er wäre vor Jahren aus der„Arbeiterstimme" geschieden, weil er in seinen Ansichten erschüttert worden sei, womit er erst mit ffch selbst wieder in» reine kommen wollte. DaS habe er versucht, dabei habe sich aber gezeigt, daß diese Er- schüttcrungen größer seien, als er anfangs an- genommen habe. Er habe sich nicht nur von de» allge- meinen Ansichten der Sozialdemokratie entfernt, sonder» auch noch von einem Teile derjenigen, die er vor dem Nebertritt zur Sozialdemokratie gehabt habe(als Nationalsozialer!). Hier nun wolle er einmal die Konsequenzen von allem ziehen, und dann sollten die Kartclldelegiuten selbst prüfen, ob er noch zur Sozial- demokratie gehöre oder nicht. Dann ging er zum eigentlichen Thema über, meinte, daß sich jetzt auch alle Agrarstaaten in« dustriell immer selbständiger machten, so daß sie sich schließlich mit agrarischen wie industriellen Produkten selbst versorgen würden; das empfehle sich auch für Deutschland , das noch nicht so sehr abhängig vom Weltmarkt sei wie andere Staaten, da es unter den Völkern am besten da st ehe und am besten regiert werde! Er lobte die Schutzzölle, da sie ' uns einen gesicherten Absatzmarkt verschafften, der Industrie agrarische Lohndrücker fernhielten und auch die Auswanderer- Ziffern senktep, wenn wir auch die Lebensmittel ein wenig teurer bezahlen müßten. Als Clou folgte daitn das Bekenntnis Hildebrands, daß er für die Erwerbung und E r h a l- tung von Kolonien eintrete, auf die wir angewiesen seien, und daß wir auch be i der Aufteilung Marokkos Kompensationen haben müßten. Er trete in Konsequenz dieser Politik schließlich auch für die Bewilligung der militärischen Forderungen ein. Die Schutzzölle halte er für notwendig, wenngleich sie bei steigendem Weltmarkt- preis automatisch fallen sollten; nicht zu vergessen sei auch, daß hauptsächlich eine Stärkung des mittelbäuerlichen Elements direkt erforderlich wäre. Nach diesen Aus- führungen stellte sich Hildebrand selbst die Frage, was er denn danach noch bei der Sozialdemokratie wolle. Er antwortete: deren Kulturbestrebungen hielten ihn sest, und zu den anderen Par- teicn könne er nicht gehen, da sie entweder in der Sozialpolitik oder in demokratischen Forderungen versagten." Bei diesen Anschauungen hätte Gerhard Hildebrand konsequent sein müssen und selbst seinen Austritt aus der Partei erklären sollen, anstatt den Ausschluß erst abzuwarten. Aus den Organisationen. Der sozialdemokratische Kreisverein für den Wahlkreis Sorau -Forst hielt am 13. August 1911 in Sorau seine Jahresversammlung ab. Aus dem zum ersten Male schriftlich erstatteten Bericht war zu entnehmen, daß sich der Mitglicderstand von 1897 auf 2163 männliche und von 276 auf 330 weibliche Mitglieder gehoben hat. Der Bericht bezeichnet allerdings diesen Mitgliedergewinn von 297 als n i ch t b e- f r i e d i g e n d, da die Zahl der gewerkschaftlich Organisierten 5800 beträgt. Dieses Agitationsfeld soll einer intensiven Agi- tation unterzogen werden. Die Abonnentenzahl der„Märkischen Volksstimme" hat sich im Kreise nur um 200 Exemplare gehoben. Der Bericht hebt ganz besonders hervor, daß alle Versammlungen recht gut besucht waren und daß gerade die Demonstrationsver- sammlungen gegen das Dreiklassenwahlrecht eine ungemein hohe Besucherzahl aufzuweisen gehabt haben. Gemeindewahlen haben im Berichtsjahr nur in K o y n e statt- gefunden und wurden sämtliche Sitze in allen drei Abteilungen behauptet. Es ist ferner gelungen, in mehreren ländlichen Ort- schaften Versammlungslokale zu erringen, so daß in dieser Hinsicht für eine rege Agitation im Kreise kein Hindernis besteht. Der Kassenbericht schließt mit einer Einnahme von 6703,24 M. ab, dem eine Ausgabe von 4171,36 M. gegenübersteht. Es ist sonach ein Kassenbestand von 2333,68 M. vorhanden. Das Barvermögcn des Kreisvereins beträgt einschließlich des Bestandes 3436,32 M. Die Lokalbestände der einzelnen Ortsvereine aber betragen noch 2672,84 M. Es steht für die Rcichstagswahl insgesamt eine Summe von 8108,84 M. zur Verfügung. Im Laufe der Ver- Handlungen wurde bon der Kreisversammlung dann noch be- schlössen, eine Landagitationskommission zu gründen. Diese Kam- misston soll alle Wahl- und Agitatwnsarbeiten für die ländlichen Bezirke leiten. AI » Obmann der Kommission soll der 2. Kreis. Vorsitzende fungieren. Als Delegierte für die Provinzialkonferenz wurden in der Generalversammlung die Genosten T ab ert- Forst, Vogel- Sorau und der Kreisvorsitzende Genosse B e r k e be- stimmt. Für den Parteitag in Jena wurde der Genosse S ch u- mann und der Genosse Hopse delegiert. Als Vorstandsmitglied der Provinzialorganisation wurde der Genosse Berke gewählt. Die Generalversammlung des sozialdemo- kratischeN Vereins für das Fürstentum Reuß ü. L. tagte am letzten Sonntag in Greiz . Der KrciSvorsitzende Genosse Kiß- Greiz gab den Jahresbericht. AuS demselben ist zu ent- nehmen, daß im Berichtsjahre eine intensivere Tätigkeit stattgefunden hat. Abgehalten wurden 93 Mitgliederversammlungen, 73 Volks- und 7 Frauenversammlungen. Der Besuch war zufriedenstellend. Die Organisation stieg um 248 Mitglieder. Gegenwärtig besitzt der sozialdemokratische Verein 1389 Mitglieder, davon 233 weibliche. Die„Reußische Voliszeitung' hat sich im letzten Jahre ebenfalls sehr gut entwickelt. Der Hauptkasfierer berichtet, daß die Gesamteinnahmen und Ausgaben mit 6993,94 M. balancieren. Ein Kassendestand von 1676,23 M. ist in der Hauptkaste und den OrtS- gruppcnkasten vorhanden. Parteisekretär Leber referierte über die bevorstehende Reichs- tagSwahl. Eine vom Referenten vorgeschlagene Resolution, die sich auch gegen die Kriegshetzer und Prozentpatrioten wendet, wurde von der Versammlung einstimmig angenommen. Nachdem noch Ge« noste F o r k e r t« Greiz über daS BiloungSwesen referiert hatte und Genosse Kitz-Greiz als Vorsitzender und Mühlmann- Greiz alS Kassierer gewählt worden waren, wurden die Vorschläge zum deutschen Parteitag gemacht. Vorgeschlagen wurden: Kitz-Grciz, Brehmer-Fraureuth, B L h m e- Zeulenroda und Neupert- Caselwitz._ Sozialed. Invalidenrenten. Nach dem Ergebnis der Abrechnung über die im Jahre 1910 auf Grund deö JnvalidenversicherungsgesetzeS geleisteten Zahlun- gen sind insgesamt 175,7 Millionen Mark gezahlt worden, davon 173,6 Millionen auf Grund des Reichögesetzes. Davon kamen 143,7 Millionen Mark auf Invalidenrenten, 3,4 Millionen Mark auf Krankenrcnten, 13 Millionen Mark auf Altersrenten, 9,3 Millionen Mark ans BeitragSerstaitungen. Die BcitragSeinnahmen der Trä- ger der Invalidenversicherung betrugen 1910 197 323 509 Mark H- 8 839 665 M. gegen 1000)._ Unter dem Druck der Konkurrenzklausel. In einem Schreibmaschinengeschöft in Nürnberg war ein Reisender mit 130 M. Monatsgehalt und 5 Proz. Umsatzprovision seit 1. Juli 1910 angestellt. Bei seiner Anstellung hatte der Rei- sende eine Konkurrenzklausel unterschrieben, die die Bestimmung enthielt, daß der Reisende ein Jahr nach seinem Austritt für kein Konkurrenzgeschäft in Bayern nördlich der Donau tätig sein dürfe. Trotz dieser Bestimmung trat der Reisende am 1. 8. 1911 in Hof in eine andere Firma derselben Branche ein. Der frühere Chef d«S NstiMiden forderte deshalb, daß dieser sofort aus dem Konkurrenzgeschäft austrete. Der Reisende bestritt, daß seine jetzige Firma eine Konkurrenzsirma der alten sei. Wohl sei sie eine Firma derselben Branche. Im besonderen aber falle sein Tätigkeitsfeld außerhalb der örtlichen Grenze der Konkurrenz- klausel, da er Thüringen bereise. Ferner machte der Beklagte geltend, bei Abschluß der Konkurrenzklausel sich in einer Wirt- schaftlichen Zwangslage befunden zu haben. Es verstoße die Kon- kurrenzklauscl gegen die guten Sitten. Auf Vergleichsverhand- lungen ließ sich die Firma nicht ein. Das Kaufmannsgericht Nürnberg verurteilte den Angestellten, aus seinem jetzigen Geschäft sofort auszutreten und bei Meidung der Zahlung von 390 M. oder einer Haftstrafe von 2 Wochen jede Konkurrenztätigkeit zu unterlassen Zu dieser Fesselung des Angestellten durch die Konkurrenz. klausel bemerkt„Der kaufmännische Angestellte", das Organ deS Bundes der kaufnuinnischcn Angestellten:„Dieses unsoziale Urteil, daß dem Gericht selbst schwer wurde auszusprechen, ist eine Frucht unserer unvollkommenen, ungerecht die Untcrnehmerinteresten be- vorzugenden Gesetzg-bung über die Konkurrenzklausel. Die Angc- stellten sollte dieses Urteil daran mahnen, mit allen Kräften«mf eine Abänderung der Konkurrenzklauscl-Paragraphen des Handels- gesetzbuchcs wie der Gewerbeordnung zu dringen." Bei der letzten Kommissionsberatung der Gewerbcordnungs- Novelle standen die Sozialdemokraten mit ihrem Verlangen, der dieser Gelegenheit die Konkurrenzklausel zu verbieten oder wenig- stens erheblich einzuschränken, allein, alle anderen Parteien lehnten das Hineinarbeiten dieser Materie ig die jetzt vorliegende No- belle ab»
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