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lt. 194. 28. Jahrgang. S. Kkilm des Jnn W Ktllim InlMlitL Zonntag. 20. Angnß 1911. Partei-?Zngelegenkeiten. Vharlottenburg. Dienstag, 22. August, abends 8% Uhr, im Vollshaus, Rosinenstratze, Mitgliederversammlung. Vortrag des Genossen Gruntvald. Der Vorstand. Friedenau . Am Dienstag, den 22. er., abends 8% Uhr: Mit­gliederversammlung bei Mechelke, Handjerystr. 6l/62. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Der Parteitag in Jena . Referent: Genosse Paul Richter . 3. Berichte, a. Kreisgeneralversammlung. b. Vcrbandsgeneralversammlung. 4. Anträge und Verschiedenes. Der Vorstand. Zehlendorf (Wannseebahn ). Heute, Sonntag, den 20. August, findet vom Wahlverein aus im Etablissement Paul Schwarz(Renn- bahn). Alsenstr. SS, ein großes Volksfest statt. Die Schützengilde von Zebkendorf, die uns bei allen Wahlen in den Rücken fällt, feiert ebeinalls heute ihr Schützenfest. Parteigenossen, wir ersuchen Euch deshalb, in Massen an unserer Veranstaltung teilzunehmen. Siehe heutige Annonce. Der Vorstand. Treptow -Baumschulenweg. Dienstag, den 22. d. M., abends S'/a Uhr: Mitgliederversammlungen. Abt. I bei August Krause, Kiesholz- Ecke Marienthaler Straße. Abt. II:.Sport-Restaurant'', Etsenstr. IIS/IIS. Tagesordnung: Bericht von der Kreis-General- Versammlung und von Groß-Berlin. Vereinsangelegenheiten. Verschiedenes. Der Vorstand. Britz -Buckow . Dienstag, 22. August, abends 8V2 Uhr, im Lokal Buschkrug", Rudowcr Str. 31: Vereinsversammlung. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen Stadtverordneten Dr. Wehl überGesund« heitspflcge". 2. Diskussion. 3. Berichte der Generalversammlungen des Kreises und von Groß-Berlin. 4. Verschiedenes. Gäste will- kommen. Der Vorstand. Marienfelde . Am Mittwoch, den 23. August, abends 8l/a Uhr, bei Schuster, Kirchstraße: Mitgliederversammlung des Wahlvereins. Tagesordnung: Bericht von der Kreisgeneralversammlung und von Groß-Berlin. Aufstellung der Kandidaten zur Gemeindewahl. Der Vorstand. Adlcrshof. Dienstag, den 22. August, abends 8'/3 Uhr, im Lokal des Herrn Bayer. Bismarckstraße 10: Große öffentliche Ver- sammlung für Männer und Frauen. Tagesordnung: Die bürger- liche Presse im Dienste der Unterdrücker des arbeitenden Volkes. Referent Gemeindevertreter Genosse Alb. Horlitz. Freie Aussprache. Alt-Glienickr. Am Dienstag, den 22. August, abends 8 Uhr, im Lokale des Herrn Habrecht, Friedrichstraße 2: Ocffentliche Ver- sammlung für Männer und Frauen. Tagesordnung: 1. Unsere bevorstehenden Reichstagswahlen. 2. Diskussion. Referent Reichs- tagsabgeordneter Genosse Otto Büchner- Berlin . Alt-Landöberg. Die Versammlung findet nicht heute, wie irr- tümlich berichtet, um 12 Uhr, sondern um 3 Uhr statt. Die Bezirksleitung Rummelsburg . Niederlehme. Mittwoch, den 23. August: Mitgliederversammlung. Tagesordnung: 1. Bericht von der Kreis-Generalversammlnng. 2. Bericht von Groß-Berlin. Die Genossen werden ersucht, ihre Gewerkschafts- sowie Wahlvereinsbllcher mitzubringen. Der Vorstand. Tegel . Am Dienstag, den 22. August, abends 8 Uhr, im Saale des Herrn Klippenstein: Mitgliederversammlung. Die Bezirksleitung. Kerlwer JVacbncbten. Nur ein Fürsorgezögling! In den von der Polizei inspirierten Berichten über die neueste Schutzmannsschießerei an der Oberbaumbrücke wird besonders hervorgehoben, daß der angeschossene und schwer verletzte Treptow ein entwichener Fürsorgezögling sei, der noch verschiedene Diebstähle auf dem Gewissen habe. Es wird so darzustellen versucht, als ob es sich im vorliegenden Falle um eine Persönlichkeit handle, um die es nicht schade sei. Wir haben keinen Beruf, die Person des uns gänzlich un- bekannten Treptow zu verteidigen oder seine Taten zu be- schönigen, das aber muff ausgesprochen werden, daß auch einem solchen Bdenschw gegenüber die Polizei kein Recht hat, Richter zu spielen und sofort ein Todesurteil zu vollstrecken. Auch er hat ein Recht auf seinen zuständigen Richter, vor dem die Tat erst nachgewiesen werden muff. Vogelfrei ist auch ein Fürsorgezögling nicht! Wie leicht kommt heute ein junger Rtensch in Fürsorgeerziehung! Wie vor einigen Jahren ein Frankfurter Amtsrichter auf einem Jugendgerichtstage er- klärte, handelt es sich bei vielen Fürsorgezöglingen um Delikte, die er und seinesgleichen in der Jugend oft selber begangen hätten. Dazu kommt, daß eine reaktionäre Gesetzgebung das Alter, bis zu welchem Fürsorgeerziehung verhängt werden kann, bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres festgesetzt hat. Diese Altersgrenze ist entschieden viel zu hoch, und wir halten es in der Tat für eine Grausamkeit, junge Menschen im Eni- wicklungsalter bis zum 21. Jahre festzuhalten. Es ist gar nicht zu verwundern, daff sehr viele solcher jungen Leute sich durch die Flucht der Anstaltserziehung zu entziehen suchen. Das ist aber ihr Verderben. Erst auf der Flucht, geht es mit ihnen rapide bergab. Immer in Furcht, die Polizei könnte sie wieder zurückholen, können die Flüchtlinge, selbst wenn sie wollen, eine Arbeitsstätte nicht aufsuchen. Papiere haben sie mich nicht, um in Arbeit zu treten, es sei denn, es gelingt ihnen, unter falschem Namen oder mit fremden Papieren zu arbeiten. Der größere Teil der Flüchtlinge muff zu Ver­brechern werden. Leben will auch der flüchtige Fürsorge- zögling. Bietet sich ihm nach Lage der Cache nur selten die Möglichkeit eines reellen Erwerbs, so muff er zum Diebstahl greisen. Es gibt gar keine andere Möglichkeit: Das wieder- holt sich, bis der Flüchtling gefaßt wird. Tann geht's ins Gefängnis, von da nach der Fürsorgeanstalt, und der Kreis- tauf beginnt von neuem. Wäre die heutige Fürsorgeerziehung wirklich eine!Er- ziehung, die den jungen gestrauchelten Menschen mit Liebe und Güte erzöge und die besseren Eigenschaften im Menschen för- derte, so würden zweifellos iveniger Entweichungen vor- kommen, wie das heule der Fall ist. Aber die heute geübte Fürsorgeerziehung ist das nicht. Sie stützt sich nicht auf die sozialen Ursachen der heutigen Zustände, läßt sie unberück- sichtigt und erzieht nur Heuchler und Verbrecher, auf die dann die heutige Gesellschaft pharisäerhaft mit Fingern weist. Tie Arbeiter-Samariterkolonne Groß-Berlin veranstaltet auch in diesem Winterhalbjahr einen Lehrkursus in der e r st e n H i l f e l e i st u n g bei Unglücks- l l e n und Erkrankungen. Ist auch die Tätigkeit ieser Organisation der Allgemeinheit schon hinreichend bekannt, fo verdienen ihre Bestrebungen, welche darauf hin- zielen, das Publikum zu unterrichten, wie vor Eintreffen des Arztes in sachgemäßer Weise, ohne weiteren Schaden anzu- richten, Erkrankten oder Verunglückten geholfen werden kann, mehr Beachtung als bisher, und der Kreis der Kursusteil- nehmer müßte sich immer mehr ausdehnen. Besonders zu empfehlen ist der Besuch der Lehrabende dem Personal der- jenigen Betriebe, welche hauptsächlich maschinell tätig sind. Hier, wo jeden Augenblick Verletzungen zu gewärtigen sind, wo in dumpfen Räumen infolge der leidigen Ueber- anstrengung mancher brave Arbeitsgenosse seinen Platz ver- lassen mußte, hier ist ein gut ausgebildeter Stamm von Sa- maritern unbedingt notwendig. Diese heranzubilden, bietet der Kursus der Arbeiter-Samariterkolonne die beste Gelegen- heit, da in ihren Lehrabenden vornehmlich nach Beispielen von Verletzungen und Erkrankungen im Fabriksaal, wie sie tag- täglich sich ereignen, gelehrt wird. Indem wir auf das Inserat in heutiger Nummer aufmerksam machen, empfehlen wir speziell den Ärbeiterausschüssen der Betriebe, sich mit den Betriebsleitungen bezw. dem Personal in Verbindung zu setzen, um geeignetes Material zu Samaritern ausbilden zu lassen._ Vier wichtige Linienverlängerungen bei der Straßenbahn. Bei der Straßenbahn treten am Montag, den 21. August, viele wichtige, einzeln angekündigte Verbesserungen ein. Die Linie? wird durch die Linden-, Ritter-, Reichenbergev-, Pannier-, Fulda - und Bergstraße bis zum Riugbahnhos in Rixdorf, R durch die Oranien- straße, den Kottbuser Damm und die Kaiser-Friedrichstraffe bis zum Wildcnbruchplatz daselbst verlängert. 10 wird über Char- lottenbury und Wilmersdorf auf dem Weg der Linie 5 bis zur Bärwald- und Gneisenaustraße durchgeführt. 13 wird von der Reicheilbergerstraße auf dem Weg der Linie 94 bis zur Knesebeck - straffe in Rixdorf verlängert. Die Stullenpapicrplage im Grunewald soll jetzt, wie mehrere bürgerliche Blätter berichten, durch Insassen der bekannten Bcr- liner Arbeiterkolonie in der Reinickendorferstrahe beseitigt werden. Versuchsweise sind bereits fast 3000 Morgen in den Jagen bei Eickkamp und Bahnhof Grunewald, feriicr der Schildhornweg sowie die Gebiete am Hundekehlen- und Grunewaldsee bis nach Paulsborn bearbeitet worden. Dazu wird geklagt, daß der Forst fiskus die erbetenen Mittel von 2000 Mk. jährlich nicht zur Vev fügung stellen wollte, obwohl in Aussicht gestellt wird, mit dieser Summe die am meisten verunreinigten Stellen alle acht Tage, die übrigen seltner, zu säubern. Läßt sich die Deckung der Unkosten ermöglichen, so soll, wie es heißt, diese regelmäßige Reimgungs- arbeit auch auf andere durchFortgeworsenes" verschandelte Waldgebiete in der Umgebung Berlins ausgedehnt werden. Daß der Forstfiskus Mittel zur Reinigung der Wälder zur Verfügung stellen würbe, darauf konnte derjenige, der den Fiskus kennt, nicht rechnen, der Fiskus will wohl Geld nehmen aber keins ausgeben. Sehr fraglich ist. ob der ästhetische Hauptzweck einer solchen großen Aufgabe erreicht wird. Wenn unreinliche Naturen erst mal wissen, daß andere Leute ihren Schmutz fortkehren, werden sie sich ganz gewiß nicht bessern, höchstens noch sorgloser und unreinlicher werden. Hier hilft gründlich nur fortwährende erzieherische Einwirkung auf das Publikum. Zur Ncinhaltnng des Waldes steht folgende Mahnung am Ein gang des Waldes, durch den im Riesengebirge der Peterbaudenweg von Agnetendorf führt: Was in der Stnbe gilt als simpler Brauch. Da? halte fest im Walde auch I Laß niemals auf den Boden fallen Papier, Orangen und Eierschalen I Hait rei» und säuberlich das Waldlokal, Dann bleibst willkommen du hier wie überall. Dieser beherzigenswerte Spruch verdiente auch in unserem Grunewald allen sichtbar aufgehängt zu werden. fFreilich müßte er auch im Grunewald dieselbe Beachtung und Befolgung finden wie in den Gebirgswaldungen._ DerHerr" im Krankenhaus. Aus dem Krankenhaus Friedrichshain sendet man uns die Anfrage, ob es den Schwestern gestattet ist, den Patienten den Titel.Herr' zu versagen. Diese Klage ist nicht neu, aber nach den ausdrücklichen Anordnungen, die von der Kranken- Hausverwaltung der Stadt hierüber getroffen worden sind, sollte man allerdings erwarten, daß es endlich einmal anders würde. Alle Schwestern haben jeden erwachsenen Patienten mit.Herr' an- zureden, das ist ganz selbstverständlich, und eS ist ihnen im Hinblick auf wiederholte Beschwerden in bestimmtester Form vorgeschrieben worden. Wenn im Krankenhaus Friedrichshain von manchen Schwestern nach wie vor z. B. statt.Herr Schulze' schlechtweg .Schulze' oder höchstens.Patient Schulze' gesagt wird, so kann man jedem Patienten nur empfehlen, sich die Anrede.Herr' nötigen- falls durch Beschwerde zu erzwingen. Der Wert dieser Titulatur ist ja an sich sehr fragwürdig, aber die Versagung wird von vielen Patienten nicht mit Unrecht als eine Herabsetzung empfunden. Diese muß um so kränkender wirken, da die Schwestern oft noch ganz junge Mädchen sind, die bequem die Töchter manches Patienten sein könnten. Dazu kommt, daß Schwestern mitunter im Punkt der Höflichkeit sehr merkliche Unter- schiede zwischen den Patienten machen. Gegenüber gewissen Insassen der Extrazimmer wird sogar die an sich sehr verständige Rücksicht geübt, vor dem Betreten de» Zimmers sich durch höfliche» Anklopfen zu melden. In einem Pavillon des Krankenhauses Friedrichshain ist eS kürzlich vorgekommen, daß ein Stationsmädchen die Schwester fragte:»Kann ich denn mit der Schürze zum Extrapatienten hineingehen?'.Na, ja,' antwortete die Schwester,»binden Sie sich eine andere um'. Schwerlich würde eine Schwester e» riskieren. diesem durch eine Extraschürze geehrten Extrapatienten den Titel «Herr' zu versagen._ In der Säuglingsfürsorgestelle I, Blumenstr. 78, findet im September je einmal wöchentlich Unterricht in Säuglingspflege mit praktischen Uebungen statt. Meldungen schriftlich oder mündlich: Bureau Blumenstr. 78; Bureauzeit: 2-4 Uhr. Den BerkehrSverhültnissen wird von der Großen Berliner Straßenbahn wenig Rechnung getragen. Da? kann man besonders in den Morgenstunden, wenn die Arbeiter zur Arbeit fahren, vielfach beobachten. Eine neue Beschwerde wird uns aus Moabit vor- getragen. ES wird geklagt, daß in der Zeit von S S Uhr morgen» mit der Linie 0 oft nicht mitzukommen ist. Bon der Beusselstraße bis Ottostraße ist der eine Wagen schon so überfüllt, daß die an den Haltestellen von der Ottostraße bis zur Slromstraße Stehenden nicht mitkommen können. Während die meisten anderen Linien um die genannte Zeit mit Anhängern fahren, beschränke sich die Direktion bei der Linie 0 ans nur einen Wagen, obwohl ein Anhängewagen dem Uebelstande abhelfen könnte. Der Krach in der Pianofortebranche. Der Konkurs des Piano- fortefabrikanteu Karl H. Hintze hat eine Reihe von Zusammen- brächen in der Berliner Pianofortebranche zur Folge. Nach den Firmen Gutzeit u. Co., Nieder u. Co. ist gestern die alte und be- kannte klavterfabrik von Otto Hepperle, Liegnitzer Straße. in Konkurs gegangen. Ferner haben die beide» be» kannten Firmen Gebrüder Neumeher, Rixdorf, Elbe - Itraße 2 8/29, und Wilhelm Menzel . Warschauer Straße 68, gestern ihre Zahlungen eingestellt und ihre Gläubiger um ein Moratorium ersucht. Die Firma Hepperle, die in Konkurs gegangen ist, besteht seit 30 Jahren in Berlin und war von dem Bater des jetzigen Inhabers gegründet worden. Die Fabrik, die über 30 Arbeiter beschäftigte, lieferte Haupt- 'ächlich ihre Klaviere und Flügel an Karl H. Hintze und W. Gutzeit in der Französischen Straße. Hepperle hatte mit Karl H. Hintze langfristige Kontrakte abgeschlossen und von seinem Geschäftsfreunde hohe und langsichtige Wechsel ge- nommen. Er geriet hauptsächlich durch den Zusammenbruch von Gutzeit in schwere finanzielle Schwierigkeiten und ließ sich deshalb von Karl H. Hintze einen Vorschuß von 10000 M. in'Wcchseln geben. für die er jedoch keine Ware mehr lieferte, da inzwischen der Krach bei dem Akzeptanten hereinbrach. Der Gläubigerausschuß im Kon- kurs Karl H. Hintze hat nun bei der Durchsicht der Bücher diesen Vor- schuß beanstandet und von Hepperle die Zahlung verlangt. Diesen Schlag vermochte die sowieso finanziell erschütterte Firma nicht mehr zu überstehen und meldete gestern Konkurs an. Die Passiva dürsten etwa 70 000 bis 80 000 M. betragen, doch ist ein ziemlich großes Warenlager vorhanden, so daß man beim Konkurse mit einer Quote von 26 bis 30 Proz. rechnen kann. Die Firma Gebrüder Neumeyer hat gestern nach Feststellung ihres Status durch einen vereidigten Bücherrevisor eine Gläubigerver- sammlung einberufen, um ein Moratorium nachzusuchen. Die Ver- bindlichkeiten werden auf ca. 120 000 M. beziffert. Hiervon entfallen an Weckseln auf die Firma Gutzeit'25 000 M., an Karl H. Hintze 60 000 M. Gebrüder Neumeyer haben ihren Gläubigern für den Fall einer außergerichtlichen Einigung 30 Proz. geboten. Die Verhandlungen sind jedoch noch nicht zum Abschluß gelangt und die Entscheidung, ob ein Moratorium bewilligt werden kann, dürste vom Gläubigerausschuß erst in einigen Tagen gefällt werden. Auch die Firma Menzel sah sich genötigt, ihre Gläubiger zusammenzurufen, um mit ihnen eine Einigung anzustreben. Die Verbindlichkeiten betragen zirka 170000 M., von denen 80 000 M. auf das Konto Karl H. Hintzes und 40 000 M. auf das von Gutzeit zu schreiben sind. Eine Sanierung dürfte hier zweifellos zustande kommen, da sich die Firma bereit erklärt hat, ihre Gläubiger mit 60 Proz. abzufinden. Bei einem gerichtlichen Konkurse dürfte der Prozentsatz für die Kreditoren noch günstiger ausfallen, da die Firma neben einem außerordentlich großen Warenlager noch über große Matcrialbestände verfügt. Der Finna Karl H. Hintze, Bülow- straße 49, ist laut polizeilicher Verfügung die Führung ihrer acht Hoflieferantentitel, sowie das Anbringen der Wappenschilder an ihren Geschäftsräumen und auf ihren Drucksachen verboten worden. Am Sonnabeudnachmittag erschienen Beamte, welche die an dem Geschäfts- hause befindlichen Wappenschilder entfernten. Ein schweres Brandunglück hat sich gestern vormittag gegen 9 Uhr in der Linienstraße 127 zugetragen,. Im dritten Stock des rechten Seitenflügels wohnt dort der Arbeiter Johann Locken- witz mit seiner aus Frau und einem achtjährigen Sohn bestehen- den Familie. Als die Frau gestern vormittag auf dem Kochherd in der Mche etwas kochen wollte, bekam sie das Herdfeuer nicht in Zug. Sie beging daher die Unvorsichtigkeit, Spiritus aus einer Flasche auf das glimmende Feuer zu gießen. Im selben Augen- blick schoß eine lange Stichflamme aus dem Herd heraus und setzte die Kleider der Frau in Brand. Im Nu glich die Unglückliche einer Feuersäule. Auf die Hilferufe eilte der Ehemann hinzu und suchte die Flammen durch Aufwersen von Decken zu ersticken. Dabei zog er sich selbst noch erhebliche Brandwunden an den Ober- schenkeln zu. Auch der achtjährige Sohn wollte seiner Mutter Hilfe bringen, fo daß auch er an den Füßen Brandderletzungen er- litt. Die Frau verbrannte am ganzen Körper derart, daß die Haut in Fetzen vom Körper herabhing. In bewußtlosem Zustand wurde die Verunglückte von der herbeigerufenen Feuerwehr mit einem Tender nach der Charit« gebracht. Der Ehemann wurde in der Wohnung durch die Samariter der Feuerwehr verbunden und konnte mit seinem Sohn in der Wohnung verbleiben. In der Küche waren durch Stichflammen auch einige Möbelstücke und Betten in Brand geraten, doch konnte das Feuer bald gelöscht werden. Ein rStselhastcr Borfall in einem D-Zuge beschäftigt zur Zeit die Rixdorfer Kriminalpolizei. Der in der Ziethenstraße in Rixdorf wohnende 23jährige Kellner Paul Lignau begleitete vor etwa vier- zehn Tagen mit dem Speisewagen einen D-Zug der Strecke Olden­ burg -Berlin . Zwischen den Stationen Stendal und Spandau erhielt er den Auftrag, einige Bierflaschen, die sich in dem hintersten Waggon befanden, zu holen. Als L. auch nach längerer Zeit von diesem Gange nicht zurückkehrte, suchte man ihn und fand den Kellner blut- überströmt und besinnungslos im Lausgang liegen. Der Schwer« verletzte wurde, so gut es ging, vom Zugpersonal verbunden und bei der Ankunft des Zuges in Spandau nach dem dortigen Krankenhause übergeführt. Hier wurde festgestellt, daß L. einen komplizierten Schädelbruch, eine Gehirnerschütterung und einen Armbruch erlitten hatte. Die Verletzungen des Kellners waren so schwerer Natur, daß dieser 14 Tage hindurch ohne Besinnung war. Jetzt ist zwar eine kleine Besserung in dem Befinden LignauS eingetreten, doch vermag der junge Mann über die Ursache winer Verletzungen keine Angaben zu machen, vermag sich überhaupt auf den Borfall nicht zu besinnen. Infolgedessen ist eS bisher trotz eifrigster polizeilicher Recherchen nicht gelungen, die mysteriöse Angelegenheit aufzuklären. Man rechnet auf Grund ver- schtedener Umstände mit der Möglichkeit eines beabsichtigten Raub- mordeS, doch ist es natürlich nicht ausgeschlossen, daß der Kellner infolge eines plötzlichen starken RuckcS des ZugeS so unglücklich ge- fallen ist. daß er die erwähnten schweren Verletzungen erlitt. Da die CoupöS, vor denen sich der Vorfall zutrug, völlig leer, die übrigen Abteile nur wenig besetzt waren, ist der Vorgang gänzlich unbemerkt geblieben. Ueber einen empörenden B-rgang berichtet uns ein Leser; er schreibt:Der Weg zu meiner Arbeitsstätte führt mich täglich durch die Memeler Straße. Am Mittwoch, den 16. d. M., in der achten Morgenstunde, wurde ich Augenzeuge eines geradezu skandalösen Vorganges. In genannter Straße, Ecke der Pillauer Straße, hatten sich eine Anzahl Männer, Frauen und Kinder um eine etwas ange- trunkene Frauensperson postiert, um an'derselben allerhand Flege- leien und Rüpeleien zu verüben. Als ich mich dieser Ansammlung bis auf etliche Meter genähert hatte, sah ich, wie ein halbwüchsiger Bursche unter allgemeiner Heiterkeit der Menge, dieser Person eine Kanne mit kaltem Waffer über den Kopf schüttete und sich auch noch dazu verstieg, der Bedauernswerten hinterrücks mit der Hand auf den Kopf einen wuchtigen Schlag zu versetzen. Angeregt durch das Verhalten der Menge lvar auch schon ein Zweiter im Begriff, ein« Kanne mit kaltem Waffer über die Detrcsfende zu entleeren, was ich jedoch noch verhindern konnte. Auf mein energisches Pro- testieren gegen ein derartiges Vorgehen einer betrunkenen Person gegenüber sowie mit dem Hinweis darauf, daß derartige Vorgänge doch jeden Grad von Bildung und Anstand vermissen ließen, wurde sich doch eine Anzahl Beteiligter ihrer verwerflichen Handlungs- weise bewußt. Es gelang mir dann schließlich, die vollständig durch- näßte Person vor weiteren Angrissen und Belästigungen zu schützen. Man muß doch tief bedauern, daß sich erwachsene Men» scheu an derartig widerlichen Szenen ergötzen und erfreuen können und dadurch erst die Roheiten gewisser Elemente möglich machen. Noch bedauerlicher aber ist es, wenn bei solchen Gelegenheiten sogar die Schulkinder allerlei dumm« Streiche machen, was in diesem Falle ebensqlls geschehen ijt, Pflicht der Eltern sowohl als auä tax