9t. 199. 28. IchMg.t KtilM Ks Jutniätb"Zoavabtnd, 26. Angust 1911.12. Verbandstag der Köttchcr.Dresden, 24. August.Vierter Berhandlungstag.* Zur Staiutenberatung hält VerbandsvorsitzendcrWinkelmann- Bremen das einleitende Referat. Es liegen zudiesem Punkt 110 Anträge vor. Eine Reihe der Anträge verlangtErhöhung der Unterstützungssätze, die zweite Gruppe will Erlassungder Beiträge bei Invalidität und Erwerbslosigkeit, die dritte Ge-Währung von Krankenunterstützung an Invaliden, ein vierter Teilwünscht die Bezahlung von Sterbegeld auch an Ledige, eine fünfteGruppe verlangt den Erlah des Beitrages für Ausgesteuerte undnicht mehr Unterstützungsberechtigte, und eine weitere Gruppe. wünscht die Einführung von Staffelbeiträgen. Redner untersucht,ob die Durchführung all dieser Wünsche möglich ist und kommt zudem Schlüsse, daß alle Anträge, die eine Belastung der Kasse zurFolge hätten, abzulehnen sind. Die Kasse dürfte unter keinenUmständen geschwächt werden. Eine Erhöhung der Unterstützungs-sätze sei nur bei einer Beitragserhöhung möglich, die der Vorstandaber zurzeit nicht empfehlen könne. Die Einführung von Staffel-beitrügen würde auherordentliche Schwierigkeiten bringen.Ohne Gcneraldiskussion wurden dann sämtliche Anträge einerKommission überwiesen.Ueber Agitation und Organisation sprach Z ö r-g i e b e l- Koblenz. Er verwies auf die schwierigen Verhältnisse imBerufe und gab Winke für die Agitation. Auf die Klein-arbeit sei bei der Agitation das größte Gewicht zu legen, dannwürden die Erfolge sicher nicht ausbleiben.Bei der Beratung der besonderen Anträge wurde be-schlössen, daß von Zeit- zu Zeit den Ortsverwaltungen eine Listevom Vorstand gesandt wird, in der alle die Namen aufgeführt sindvon Personen, die ausgeschlossen wurden. Bei Gewerkschafts- undinternationalen Kongressen soll der Verband, soweit die Berechti-gung dazu vorliegt, durch 2 Delegierte vertreten sein. Einen stelltder Ausschuß, den anderen der Vorstand.-Da die Statutenberatungskommission ihre Arbeiten noch nichterledigt hat, wurden die Wahlen vorgenommen. Die bisherigenVerbandsangestellten wurden einstimmig wiedergewählt. Der Sitzdes Verbandes bleibt in Bremen, der des Ausschusses in Hannover.Als Tagungsort des nächsten VerbandstAges wurde Frank-f u r t a. M. bestimmt.Die Verhandlungen wurden dann auf Freitag vertagt.Hua der frauenbewegung.Zionistische Frauengruppen. Die Zionisten betrachten sich gernals Hechte im Karpfenteich de? Judentums. Nicht mit Unrecht.Sie haben»Leben in die Bude" des sich zurzeit immer stärkerassimilierenden Judentums gebracht, ja. zeitweise einen wahrenSturm im Judentum hervorgerufen. Auf ihrer letzten Tagung,dem 10. Zionistenkongreß in Basel, haben sie, die den Frauen vonAnfang an volle Gleichberechtigung zuerkannten, die Gründungzionistlscher Frauenvereine dadurch offiziell gebilligt, daß sie ineiner Resolution zur Zentralisierung dieser zionistischen Frauen-bestrebungen aufgefordert haben. ES existiert bereits ein»Verbandjüdischer Frauen für Kulturarbeit in Palästina", der auf dem HaagerKongreß begründet worden, und dessen Leitung in zionistischenFrauenhänden ruht. Dieser Verband hat sich in Palästina in derHauptsache bisher auf drei Gebieten betätigt.Erstens hat er in Jaffa junge Mädchen und Frauen zur Her-stellung arabischer Spitzen angeleitet, junge Mädchen, diesonst ihre Tage mit Nichtstun verbrachten. Der Anfang war fürdie Begründerinnen dieses Ateliers nicht leicht, da die Spitzen-arbeiten den Arbeiterinnen nicht mit in ihre schmutzigen Wohnungengegeben werden konnten, sondern sofort ein Raun, dafür zur Ver-fügung gestellt werden mußte. Doch war'S ein guter Griff. Baldmußten in Jerusalem und Ekron ebenfalls solche Ateliers angelegtwerden. Diese drei Atelier? beschäftigen heule schon zirka1S0 Arbeiterinnen. Außer dem Unterricht in der Spitzen-fabrikation erhalten die Beschäftigten Unterricht in Turnenund in hebräischer Sprache. Die Spitzenerzeugnisse werden»achEuropa gesandt und in Ausstellungen und privatim verkauft. Seitden drei Jahren der Gründung sind für 5500 M. Spitzen verkauftworden. Die Arbeiterinnen erhielten bei sechsstündiger Arbeitszeitzirka sechs Mark wöchentlich. Es ist anzunehmen, daß wenn derVerkauf dieser wundervollen Handarbeiten in bessere Wege geleitetwürde, sich zweifellos ein höherer Gewinn für die armenpalästinensischen Arbeiterinnen erzielen lassen würde. Zweitens be-schäftigte sich der Verband mit K r a n k e n p f l e g e. Er stellte demKrankenhause in Jaffa eine in Europa ausgebildete Schwester zurVersügung. eine zweite Schwester dem Krankenhause in Jenisalem.Moskauer Frauen ermöglichten es, daß dem Jaffaer Zirankenhauseeine Wöchnerinnenstube angegliedert wurde. Für ein in Haifa ge-plantes Krankenhaus stellte der Verband 0000 Fr. für die Innen-einrichtung und eine JahreSsubvcntion von 1000 Fr. DiesesKrankenhaus wurde jetzt eröffnet. Die drilte Hauptaufgabe siehtder Verband darin, Frauen zu landwirtschaftlichenZwecken heranzubilden, doch fehlen ihm dafür größereMittel. Auf der Farm Gineret arbeiten seit einigen Monaten sechsjunge Mädchen unter Leitung einer europäischen Lehrerin. Die Weib-liche Bevölkerung Palästinas interessiert sich gerade für dieses Ge-biet sehr. Soweit über diesen Verband jüdischer Frauenvereine.Das Streben der zionistischen Frauen nun geht dahin, daßdie Leitung in diesem jüdischen Verbände' dauernd inzionistischen Händen bleibt, zu welchem Zwecke sie möglichstviel zionistische Frauen zum Eintritt in die jüdischen Frauenvcreineveranlassen. Ferner aber erstreben die Zionistinnen allerorten, woZionistengruppen existieren, eine gesonderte zionistische Frauengruppeheranzubilden und diese gesamten zionistischen Frau-ngruppen, wiedie Baseler Resolution besogt, unter eine Zentrale zu bringen.Diese zionistischen Frauengruppen sollen sich in der Hauptsache mitder Erziehung der Mütter, resp. Frauen, resp. Kinder, in jüdischemSinne und mit der Pflege der hebräischen Sprache befassen. Wirhaben es also auch hier wieder, genau wie bei dem Bund evangeli-scher Frauenvereine, wie bei den, Bund katholischer Frauenvereine,mit einem politisch-konsessionellen Frauenbunde zu tun, und sehen,wie die Spezialisierung und Differenzierung in der bürgerlichenFrauenbewegung immer weitere Kreise zieht.In einer öffentlichen Versammlung im Tiergartenhof am22. August wurde zu diesen Fragen des Zionismus Stellung ge-nommen, wobei es bemerkenswert war, daß ein Diskussionsrednerbekundete, daß die deutschen jüdischen Frauen fast gar kein Interessefür Säuglingsheime, Fürforgeanstalten, Kinderhorte besäßen. Esgäbe beispielsweise in Deutschland, im Gegensatz zu den vielencharitativen Einrichtungen der evangelischen und katholischenSchichten, nur vier jüdische Kinderhorte. Die jüdischen Bürgerinnenhätten für gesondert-jüdische Bestrebungen dieser Art herzlichwenig übrig. Eifriger zeigten sie sich,(was ihnen nichtverübelt werden könnte), auf dem Gebiete des Frauenslimmrechts,wo manchmal auf zwanzig Mitglieder neun jüdische Frauen oderMädchen kämen, und da, wo die Ehrsucht Triumphe feiere. DieEhrsucht der reichen Juden bilde geradezu den Krebsschaden desganzen Judentums.Der Winter wird uns also voraussichtlich eine größere weiblichzionistische Bewegung bescheren. Man mutz es jedenfalls anerkennen,daß diese neuen Kämpferinnen sich ihrer politischen Betätigungbewußt sind und kein Hehl daraus machen, wie das bei anderendunklen Elementen heute noch gang und gäbe ist. Der sogenannteInternationalismus der Zionistinnen resp. Nationalismus findetalso in der Rassenfrage seine engste Begrenzung, wodurch er sich füruns Von selbst erledigt._Leseabende.Zossen. Dienstag, den 29. August, abends v Uhr. bei Kurzner,Vortrag: Schutz den Kindern I Es wird ersucht, für regen Be-such Sorge zu tragen..t. Kreis. Montag, den 23. August, bei Weihnacht. Grünstr. 21.Referentin: Genossin Dalhaim. Hansaviertel, bei Rothe,Flensburger Str. 24. Referenttn: Genossin Kaschewskh.Versammlungen— Veranstaltungen.Britz-Buckow. Montag, den 23. August, Bersammlung beimGenossen Böhm, Chausseestraße, Ecke Werder Straße. Vortragder Genossin Frau Martha Zeetze und Stellungnahme zurFrauenlonserenz in Jena.kleines feuiUeton.Da?„inoffizielle" Italien. Unter wunderbaren Festlichkeitenund leckeren Tafeleien ist jüngst das halbhundertjährige Bestehen deritalienischen Einheit begangen worden. In blumenreichen Redenhabe» die Staatsmänner und Politiker Italiens den Fortschritt unddas Gedeihen des Königreichs gepriesen. Allein, eS.war doch nureine Seite der Medaille, die gezeigt wurde. Das wird man ambündigsten aus einem Werke erkennen, das soeben vom königlichenstatistischen Bureau in Rom veröffentlicht worden ist und in welchemziffernmäßig über die geradezu entsetzlichen Zustände italienischerGemeinden und deren Einwohner Bericht gegeben wird. AuS denmancherlei interessanten Angaben wollen wir einiges herausheben,daS auf das Antlitz der Herrschenden von ganz Europa düstereSchatten wirft. Hören wir denn l In Italien, wo höchste Natur-schönheit mit herrlichen Kunstgebilden sich paaren, gibt es 1354 Ge-meinden, die entweder noch sehr schlechtes oder überhaupt kein trink-bareS Wasser haben. 4877 Orte besitzen keinerlei Kanalisation,so daß alle menschlichen Exkremente einfach auf die Straße ge-warfen werden. In 1700 Gemeinden ißt man Brot nur in Krank-heitSsällen oder an Feiertagen— sonst nicht. In fast dreimal soviel Gemeinden, nämlich 4955, ist Fleisch total unbekannt!«00 Gemeinden haben keinen Armenarzt; 360 keinen Friedhof. InL7 303 Orten sind zusammen 200 000 Menschen gezwungen, in Erdhöhlen und Kellernlöchern zu Hausen. Sechs Millionen Einwobner. die sich auf«in«real von 90 000 Quadratkilometer mit154 Bezirken verteilen, find von der Malaria angegriffen; und100 000 Menschen leiden an der Pellagra. Sie wären leicht zuheilen wenn sie nur hinreichend Nahrungsmittel besäßen...DaS sind ein paar grellfarbene Pinselstriche zu dem AlfreScoGemälde: Italien, wie eS in Wahrheit ist. Jüngst, die jubilierendeSavoie-Monarchie sah verlockender aus. Da war alles eitel Lustund Wonne bei Hofe. Ilnd doch hätte da» statistische Amt dieSotemkinschen Dörfer durch rechtzeitige Veröffentlichung dieserlendstabellen wegwischen können— wenn eS gedurft hätte.Ter Komet Brook? ist jetzt bereits in kleineren Fernrohren gutsichtbar, also in Rohren, die wenigsten» eine Objektivöffnung vonS Zoll besitzen. In Berlin kann man ihn auf der U r a n i a-Sternwarte m dem sechSzölligen Fernrohr beobachten. Da derKomet sehr hoch im Zenith steht— dicht link« neben dem großenStern Deneb im Sternbilde des Schwanes, de» leuchtenden Kreuzes,da« hoch über unseren Häupten sich befindet—, kostet es einige Hals-Verrenkungen, um seiner anfichtig zu werden. Der Komet zeigt einenSericbts- Deining.Ist Milchverkauf in der Labenschlußzeit zulässig?Der Molkereibesitzer Huth in Berlin, der 17 Milchkühe hält,verkaufte auch des Sonntagsnachmittag nach 5 Uhr von einer be-stimmten Stelle seines Betriebes aus frisch gemolkene Milch. Erwurde darauf angeklagt, weil er zu verbotener Zeit in offenerVerkaufsstelle Handel betrieben habe. Das Landgericht Berlin Iverurteilte ihn zu einer Geldstrafe und führte aus: Es könne hieruicht von einem Betriebe landwirtschaftlichen Charakters die Redesein. Der Milchverkauf, soweit Angeklagter ihn gewerbsmäßig be-treibe, sei ein Handelsgcwerbe. Es unterliege auch keinem Zweifel,daß der Stand im Kuhstall, von welchem cruS der Verkauf geschah,als feste, jedermann zugängliche Verkaufsstelle und daher als offeneVerkaufsstelle gelten muffe. Somit unterfalle dieser Milchhandelden Bestimmungen der Gewerbeordnung. Sei das der Fall, dannwäre noch zu prüfen, ob es sich nicht lediglich um die Lieferungselbstgewonnener Milch auf Bestellung handele. Das sei zu ver-neinen, da die Milch nicht bestellt worden sei. Allerdings hatte essich bei den Abnehmerinnen um immer wiederkehrende Kundinnengehandelt. Diese seien aber keinerlei Verpflichtung dem Ange-klagten gegenüber eingegangen. Sie hätten jeden Tag wegbleibenkönnen. Selbst eine Bestellung von Tag zu Tag habe nicht vor-gelegen. Es habe sich in jedem Einzelfalle um ein neues Kauf-geschäft gehandelt. Angeklagter war deshalb zu verurteilen.Das Kammcrgcricht verwarf dieser Tage die vom Angeklagtengegen das Urteil eingelegte Revision.Wegen der umfangreichen Pelzdiebstähle,die bor einigen Monaten bei einem Mrschnermeister in der Char-lottcnstraße ausgeführt worden sind, standen gestern 20 Personenunter der Anklage des Bandendiebstahls, der Hehlerei und einigeranderer Delikte vor der 1. Fcrienstraskammer des Landgerichts I-Der Hausdiener Paul Quiram war seit längere Zeit bei demKürschnermeister angestellt und hatte sich dessen volles Vertrauenerworben. Kurz vor Weihnachten lernte er in einem Vergnügungs-lokal den Reisenden Willy Levit kennen und ließ sich von diesembereden, aus dem Geschäft seines Dienstherrn möglichst viel Pelz-waren zu entwenden. Als Dritter im Bunde wurde noch der Kauf-mann Karl Mostctzky hinzugezogen, und alle drei berieten nun einenPlan, das Pelzwarcnlager auszurauben. Es war auf die Pelz-waren abgesehen, die dem Geschäft zur Konservierung übergebenworden waren. Um die Mittagszeit, wenn der Chef abwesend war,gab Quiram seinen unten wartenden Komplicen ein Zeichen; dannbegab sich einer von ihnen in das Geschäft, während der anderevor der Haustür wartete. Ouiram suchte dann persönlich die Sachenheraus, die verschwinden sollten, die beiden anderen trugen sie un-auffällig aus dem Haus heraus. Als vierter gesellte sich den dreiendann bald der Hausdiener Paul Dankulade hinzu. Dieser warder Vorgänger Ouirams im Dienste des Kürschnermeistcrs ge-Wesen. Der Angeklagte Lebit sorgte im weitesten Umfange für dieVerwertung der gestohlenen Gegenstände: er verkaufte oder ver-setzte sie teils selbst, teils zog er immer neue Personen zu diesemZwecke heran. Der Wert der aus dem Pelzkonservierungslagergestohlenen Sachen wurde auf etwa 50 000 M. geschätzt. Das Gericht verurteilte den Angeklagten Quiram zu 2 Jahren 6 MonatenGefängnis, Levit zu 4 Jahren, Mostetzty zu 2 Jahren, Dankuladezu einem Jahre, Hilsbeck zu 0 Monaten, Fellert zu einem Jahr Ge-fängnis. Die übrigen Angeklagten erhielten Freiheitsstrafen, dievon 9 Monaten bis zu einem Monat Gefängnis herabgingcn. EinAngeklagter wurde freigesprochen.Jagdleidenschaft.Da» Abenteuer, welches der Oberjäger Kühne vom Garde-Schützenbataillon am 16. Juli mit einem leidenschaftlichen Wilderergehabt hat, beschäftigte gestern die Ferien-Strafkammer des Land-gerichts II. Der wegen Jagdvergehens angeklagte HausdienerJosef Bumblat aus Berlin hatte vor einigen Jahren eine böse Be-gegnung mit dem Förster Strempel in Blumberg bei Eiche gehabtund diesen in einem Ringkampfe erschossen. Er ist wegen dieser,nach seiner Behauptung unbeabsichtigten Tötung des Förstersseinerzeit zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Seitdemer sich wieder auf freiem Fuße befindet, hat ihn abermals die Jagd-leidenschaft gepackt.Der Oberjäger Kühne befand sich Mitte Juli in der Nähe vonEiche auf Urlaub und hatte von dem dortigen GärtnereibesitzerMonhau die Erlaubnis zum Jagen erhalten. Als er am 16. Julimit geladenem Gewehr die Feldmark entlang ging, sah er auf derChaussee zwei Fahrräder stehen. Als er näher herzukam, be-merkte er zwei Frauen, die von einem Baume Kirschen pflückten.Gleichzeitig hörte er zwei Schüsse fallen, die zweifellos von einemin einiger Entfernung im Gebüsch stehenden Manne auf Fasanenabgegeben waren. Als die Frauen des OberjägerS ansichtig wurden,gaben sie dem von einem Hund begleiteten Mann im Gebüsch einWarnungszeichen. Dieser machte es so wie sie: er schwang sich aufsein Rad und fuhr davon. Er stieg aber bald wieder ab und schien.gedeckt durch eine Bodenwelle, eine etwaige Begegnung mit demOberjäger abwarten zu wollen. Letzterer hielt es aber nicht fürratsam, sich mit dem Wilderer in einen Ringkampf einzulassen,deffen Ausgang nicht vorherzusehen war: er sorgte auf andere Weisefür die Möglichkeit einer Ergreifung deS Wilddiebes. Er brachtedessen Hund zur Strecke, als dieser etwas abseits von seinem Herrnauf Schußweite sich genähert hatte und schnitt ihm das Halsbandmit der Steuermarke ab. Mit Hilfe der letzteren konnte schon amnächsten Tage der jetzige Angeklagte als der Besitzer deS Hundesermittelt werden. Er leugnete gar nicht, seiner alten Leiden-schaft obgelegen zu haben. DaS Gericht verurteilte ihn zu sechsMonaten Gefängnis._WaS die Berliner Stadtmission alle» verlangt.Der..Verein für Berliner Stadtmission" sendet uns auf denGerichtsbericht im„Vorwärts" vom 16. d. M. mit der Ueberschrift:„Was die Berliner Stadtmission alles verlangt" eise„Berichts,gung" dahingehend:Kern und eme nebelige Hülle, die jetzt schon so schön ist, wie derHalleysche Komet sie zeigte, als er zur günstigsten Zeit bei uns hierzu sehen war. ES ist nicht ausgeschlossen, daß sich der Komet zueiner glänzenderen Erscheinung entwickelt, denn sein Ort ist dafürsehr günstig am Nachthimmel. Genaueres darüber läßt sich vorhernie sagen, um so weniger, als wir annehmen müssen, daß der Kometwirklich neu ist. Eigentlich dürfte» wir nach der langen Pause seitdem letzten großen Kometen hoffen, mal wieder ein glänzenderesKometenschauspiel zu erleben. DaS wäre um so erwünschter, alssich daran die neuen Theorien der Schweifbildung besser studierenund prüfen lassen, als an den kleinen teleilopifchen Schweifsternen,die nur im Fernrohr und auf der Photographischen Platte sichtbarwerden. Der Komet bewegt sich vom Sterne Deneb nach einerStelle am Himmel, die etwa? über der Wega im Sternbilde derLeier liegt. Anfang September wird er ein Stück über diesem letzt-genannten Sterne stehen. Leider kann das große Fernrohr derUrania nicht zur Verfügung gestellt werden-, weil die Drehkuppelschadhaft ist. Dieser Zustand besteht bereits seit Januar diesesJahreS, und das Institut läßt die an sich schon recht verwahrlosteSternwarte nun auch in seinem letzten und besten Teile unbrauchbarwerden.Die Kraft der MecreSwcllen. Ueber die Höhe der eigentlichenMeereswellen macht man sich gemeinhin recht übertriebene Vor-stellungen. Wird doch auf hoher See die Höhe von 15 Meter kaumüberschritten. Und in diesem Falle handelt eS sich um Wellen, diein der Länge 390— 400 Meter messen. Man kann demnach schwerlichvon.Wellenbergen' sprechen. Und im Atlantischen Ozean wirdman die Wellenerhebungcn im Durchschnitt ans nicht mehr als8 Meter Höhe schätzen dürfen. Ganz anders präsentieren sich indessendie Wellen an der Küste. Hier, wo sie sich an den Klippen brechen,wird ihre Gewalt durch den Rückprall außerordentlich verstärkt. Siestellen so eine Macht dar. der nichts zu widerstehen vermag. Mitdieser Kraft der Wellen in der Brandung beschäftigt sich eine ebenerschienene Abhandlung über die ozeanographische Dynamik, in derihr Verfasier. Professor Thoulet, die aufgewandte Wellenkraft in derBrandung festzustellen und ziffernmäßig zu berechnen versucht.Er weist dabei unter anderem auf das interessante Experimentvon Thomas Stevenson, der zur Zeit der Ebbe eine ArtDynamometer fest in den Klippen verankert hatte und gegendas die Wellen in der Flut anprallten, hin. Der Dynamometerregistrierte dabei je nach der Ebbenzeit und Windstärke einenDruck von 15 000 bis 3t 000 Kilogramm pro Quadratmeter.Das Resultat kann im übrigen durchaus nicht weiter überraschen,wenn man sich gegenwärtig hält, daß eine Waffermaffe in Betrachtkommt, die in Höhe und Breite einen veritablen Hügel darstellt,und die sich mit der Schnelligkeit von 50 Kilometern in der Stundebewegt. Wie Franyois Poncetton dazu im.Figaro" mitteilt kannman die Arbeitsleistung eines der normalen Windstöße, wie sie dieWestküste Frankreichs treffen, mit einer andauernden Kraftäußerungvon 100 Millionen Pferdestärken in Rechnung stellen. Manbraucht sich daher gar nicht zu wundern, daß die französischenKüsten unter der enormen Druckkraft der anprallendenBrandung stetig abbröckeln, und daß England jedes Jahrdem Ozean seinen Tribut an Land zahlen muß. Welch erstaunlicherKraftleistung das Meer fähig ist, geht unter anderem daraus her-vor, daß nach den Ausführungen ThouletS ein Gneisfelsen von7500 Kilo Gewicht 22 Meter weit weggeschwemmt wurde. Und aufder Nordseeinsel Wyk wurde ein 1350 Kilo schwerer Steinblock voneiner Klippe auf 10 Meter Entfernung fortgeschleudert. Die Höheder Wellen, die solche gewaltige Verwüstungen anzurichten fähigsind, dürfte auf über 50 Meter zu berechnen sein. In Schottlandwird beispielsweise der in 34 Meter Höhe errichtete Leuchtturm vonBell-Rock häufig von Wellen weggefegt, deren Volumen angesichtsder geleisteten Arbeit 3000 Kubikmeter übersteigen mag.Notizen.gm Leffingmufeum(Brüderstr. 18) wird morgen, anGoethes Geburtstag, mittags 12 Uhr Bruno Willeüber»Faust, das Hohelied vom Sinn des Lebens' sprechen. Konzert-sänger S. N. Harzen-Müller bringt Gesänge aus Faustn. Teil von Schumann und Lortzing zu Gehör. Der Eintritt istfrei.— Eine Lebensbeschreibung Theodor StormS.des bedeutenden Novellisten, wird von seiner Tochter GertrudStorm demnächst herausgegeben werden. Zunächst soll der desDichters Jugend behandelnde Teil erscheinen.— Vor dem S e g a nti n i- Museum zu St. Moritzauf dem Schafberge hat jetzt das von dem italienischen BildhauerBistolfi zu Ehren deS großen Maler» geschaffene Denkmal Auf-stellung erhalten. Dem Museum ist nun aber auch das berühmteTryptichon SegantiniS:»DaS Leben, die Natur und der Tod', daszu den kostbarsten Schätzen zählt, von feiten der schweizerischenRegierung überwiesen worden.— Dr. Cook, der den Nordpol entdeckt haben wollte, aberrasch entlarvt wurde, soll nun doch noch auf die Bühne kommen.Zwei norwegische Librettisten haben ihn zum„Helden" einer Operettegemacht, ein schwedischer Komponist hat»hn»vertont'. Wenn er so-viel Talent zum Singen und Tanze« wie zum Schwindeln hat, kann'Snett werden.