6ewevhrchaftUcbe9.pfui, 8tre»hbrccbcr!Vor einiger Zeit hatte sich ein Schöffengericht in einem badischenStädtchen mit der Klage eines Arbeitswilligen gegen einen Streikerzu beschäftigen. DaS Gericht kam aber zu dem Urteil, daß zwarder Streiker in seinen Angriffen etwas weit gegangen sei, er aberdoch berechtigte Interessen vertreten habe, und das Verhalten desArbeitswilligen wollte man nicht belohnen. Das Urteil ergingdahin:Der Beklagte habe mit seiner Auslassung seine Mißachtunggegen den Kläger kundgeben wollen, und zwar im Bewußtsein desbeleidigenden Charakters seiner Handlungsweise. Er habe aberin Wahrung seiner Ehre gehandelt. Er sei hierbei nicht zu weitgegangen.'Mit der Bewerbung um die Stelle sei der Klägerdem Beklagten tatsächlich in den Rücken gefallen. Wenn der Klägerauch nicht Mitglied des Leipziger Verbandes sei, mußte doch be-rücksichtigt werden, daß der Beklagte zu diesem Verein gehöre. Eskönne gleichgültig sein, ob die Sperrung der Stelle in S. be-rechtigt war oder nicht.Aus der Zeugenvernehmung verdient hierbei noch hervorgehobenzu werden, daß ein früherer Mitarbeiter des Arbeitswilligen dessenVerhalten als ehrlos und nichtswürdig bezeichnete. Der angeblicheBeleidiger hat in einem Briefe erklärt, er könne den Arbeitswilligennicht als Kollegen betrachten, denn mit diesem Begriff verbindeman eine Wertschätzung, die er jenem nicht zu teil werden lassenkönne.Das Urteil zeigt, daß eS noch Richter gibt l Allerdings, derArbeitswillige wollte sich mit dem Urteil nicht begnügen, er erhobdagegen Widerspruch. Daraufhin hat das Berufungsgericht daSfreisprechende Urteil bestätigt. Damit ist also der Streikbruchganz ausdrücklich als eine verabschcuenSwürdigr, ehrlose Handlungcharakterisiert.Aber l Ja, es ist ein Aber dabei. Der Beleidiger war einArzt und der Arbeitswillige ebenfalls. Eine bescheidene Frage:Glaubt jemand, daß ein solches Urteil möglich sei, wenn ein gelberoder christlicher Streikbrecher einen ehrlichen Arbeiter wegen Be-leidigung verklagt?Bei Beantwortung dieser Frage berücksichtige man folgendes:Bor dem Gesetz sind alle gleich, und Klassenjustiz gibt es nicht!Berlin unck Umgegend«Die Feme.In einer Versammlung der Bodenleger, die am Montagabendim Gewerkschaftshause stattfand, berichtete der Obmann Kley überden Stand der Lohnbewegung, die jetzt bereits 12 Wochen währt.Innerhalb der letzten zwei Wochen haben drei größere Firmen dieForderungen der Arbeiter anerkannt, so daß gegenwärtig nur noch40 Mann im Streik stehen. 9 Mann sind nach Leipzig abgereist,wo Bodenleger verlangt wurden. Der allgemeine Mangel anMaterial, verursacht durch die über die tariftreuen Unternehmer der-hängte Materialsperre, ist für alle Unternehmer jetzt zu einemgroßen Schaden geworden, indem die Preise um etwa eine Markpro Quadratmeter erhöht worden sind. Dadurch wird aber auchdie Einstellung von Arbeitern vielfach verzögert.— Mit welcherSchärfe und Rücksichtslosigkeit die Unternehmer vorzugehen bereitsind, zeigt ein Rundschreiben, das der Verbandsleitung in die Händegefallen ist.Das Schreiben lautet:.Berlin, den 2. August 1911.Sehr geehrter Herr KollegelSeit neun Wochen streiken in Berlin die Parkettfußbodenleger.Unseren überaus großen Bemühungen ist es gelungen, diesemStreik insofern zu begegnen, heute die dringendsten hiesigen Bautenmit Nichtorganisierten arbeitswilligen Bodenlegern, welche wir zumTeil selbst ausgebildet haben, zu besetzen. Wir können also schonheute von einem Erfolge sprechen; um jedoch einen vollkommenenSieg zu erringen und die unverschämten Forderungender organisierten Bodenleger, welche die Parkettindustrie von ganzDeutschland bedrohen, definitiv abzuweisen, ist ein ein-mutiges Verhalten und Vorgehen aller Par-kettbetriebe Deutschlands unabweisbare Be-di n g u n g!Wir bitten Sie demzufolge, sehr geehrter Herr Kollege, unterkeinen Umständen Berliner Bodenlcger einzustellen, und solltenSie solche bereits in Ihrem Betriebe beschästigen, auch wenndieselben bescheiden und brauchbar sind, imInteresse unserer guten Sache, dieselben sofort zu ent-lassen. ES ist unbedingt notwendig, daß alle Quellen, auSdenen der Streik gespeist wird, sofort abgegraben werden, damitder Deutsche Holzarbeiterverband einsieht, daß seinterroristisches Treiben in unserer einmütigen Kollegialität einenfesten Wall gesunden hat. Sie betreiben Ihre eigene Sache,wenn Sie unseren ernstlichen Vorstellungen Gehör schenken, dennsollten die Fußbodenleger hier in Berlin mit ihrenForderungen durchdringen, so ist mit Sicherheitanzunehmen, daß d i e s e lb en a uch ü b e r a l l d ur ch-dringen.Wir hoffen, daß es nur dieser Anregung bedarf, Sie von derBerechtigung unserer Bitte zu überzeugen.Da uns natürlicherweise die Adressen von sämtlichen Parkett-geschäften nicht zur Verfügung stehen, erlauben wir unS, Ihnenmehrere Exemplare dieses Schreibens einzusenden mit der ergebenenBitte, diese an Ihre Abnehmer oder sonsttge Ihnen bekannteParkettgeschäste zu verteilen.Wir zeichnen mit kollegialer HochachtungBerussverein der Berliner Parkettgeschäste, E. V.Der Vorstand."'Mit Entrüstung nahm die Versammlung von diesem SchreibenKenntnis. Die Unternehmer haben sich nach dem Auslände ge-wandt, um Arbeitswillige heranzuziehe», aber der Verband verfolgtmit Aufmerksamkeit diese Anstrengungen und ttifft seine Gegen-maßnahmen. So wurde bekannt, daß Paul Becker aus Berlin sichin München aufhält und dort 2S Italiener in Empfang ge-ncmimen hat, die als Bodenleger nach Berlin gebracht werden sollen.Man traf sofort Anstalten, diese Arbeitswilligen über den Streik inBerlin aufzuklären und ihre Weiterreise zu verhindern. Ebensowurde rasch gehandelt auf einen Bericht aus Budapest, daß dortBodenleger usw. für Berlin gesucht werden. AuS Wien sind schonmehrere Arbeitswillige gekommen, aber sofort wieder abgeschobenworden. Für zwei organisiert« Bodenleger auS Wien mußte derUnternehmer sogar die Rückreise bezahlen, wie er e» schriftlich ver-fprochen hatte, freilich in dem Glauben, daß die Wiener vorläufigbei ihm bleiben würden. Bei der Firma Becker sind immer noch10 Italiener beschäftigt. Etwa 2000 M. haben die Unternehmerschon für die Heranziehung von Ausländern ausgegeben.Die Versammelten beschlossen, den Streik energisch fortzusetzenund sprachen in einer Resolution ihren auswärtigen Kollegen, be-sonders den Münchenern, ihren Dank für die tatkräftige Unterstützungin diesem Streik aus._Achtung, Metallarbeiter k Bei der Firma Willoeq Botttn inBrüssel find Dreher, Klempner. Polierer und andere Branchen inden Stteik getreten infolge der Unmöglichkeit, sich mit der Direktionverständigen zu können. Die Firma hofft, Streikbrecher aus Deutsch-land, bej anders aus Berlin, beziehen zu können. An glänzendenVersprechungen wird sie es ohne Zweifel nicht fehlen laffen. Zuzugist fernzuhalten. Kein deutscher Metallarbeiter werde zum Verräter"Lerantw. Rcdakt.: Richard Barth, Berlin. Inseratenteil verantw�»an seinen belgischen Kollegen! Die Arbeiterpresse wird um Nach-druck gebeten.Steinholzleger, Bauarbeiter und-Handwerker! Die FirmaSteinholzfabrik„Fama", Zweiggeschäft Berlin, Bureau Charlotten-bürg, Kantstr. 132, Jnh. Konstanz Vetter, ist auch dieses Malbeim Abschluß eines neuen Tarifvertrages für das Steinholzge-werbe in Groß-Berlin ihrem alten Grundsatz treu geblieben, in-dem sie es ablehnt, mit den organisierten Arbeitern zu verhandelnund deren Forderungen anzuerkennen. Die Firma ist dem indiesem Jahre neu gegründeten Verein der Steinholzfabrikantenfür Berlin und Vororte als Mitglied beigetreten. Mit dieserOrganisation und dem Deutschen Bauarbeitervcrband, Sektion derSteinholzleger, sind die Lohn- und Arbeitsbedingungen am16. August für längere Zeit geregelt und vertraglich festgelegtworden. Die Arbeiter glaubten daher, daß die Abmachungen nun-mehr auch von Herrn Vetter respektiert werden würden, zumaler vor und während des Streiks allen gefaßten Beschlüssen derUnternehmer zustimmte, was wir aus den Schriftstücken feststellenkonnten. Trotz alledem hat die Firma die mit der Unternehmer-organisation festgelegten Bedingungen nicht anerkannt. Sie ver-sucht Leute aus allen Gauen Deutschlands nach Berlin zu locken,denen sie Löhne zählt, die weit niedriger sind als die, welche vorAbschluß de? jetzigen Lohntarifes von den Berliner Firmen bereitsjahrelang gezahlt wurden. Die Anwerbung und Einstellung derLeute, die von der Firma hier als Lohndrücker benutzt werden,erfolgt durch das Geschäft in Hannover, wodurch die Arbeiterirregeführt werden.Wir ersuchen die Bauarbeiter, Steinholzlegern und Helfern,die Arbeiten für die Hannoversche Steinholzfabrik„Fama" aus-führen, auf die Vcrrhältnisse aufmerksam zu machen. DiesenArbeitern wird im Bureau des Deutschen Bauarbeiterverbandes,Berlin SO., Engelufer 15, 3 Treppen, Zimmer 51, durch denArbeitsnachweis der.Steinholzleger jetzt täglich Arbeit zu tarif-lichen Bedingungen nachgewiesen.Außer Konstanz Vetter sind es die Inhaber der FirmaBrandenburgische Kunststeinwerke, Schöneberg, Geneststr. 7, dieden neuen Lohntarif noch nicht anerkannt haben.Beide Firmen sind nach wie vor für Steinholzleger und Helfergesperrt,Der Vorstand des Deutschen Bauarbeiterverbandes,Zweigverein Berlin-Dentfches Reich.Keine Kapitulation.Die ausgesperrten Metallarbeiter Gera fR e u ß) und den Vor-orten hielten am Montag, den 28. d. M., eine überfüllte Ver-sammlung ab, um zu der Forderung der Industriellen, b e-d i n g u n g s l o S an die Arbeit zurückzukehren, Stellung zu nehmen.Die Arbeiterschaft von Gera und Umgegend hat den Unternehmernfolgende Forderungen gestellt: Erhöhung des Stundenlohnes um5 Pf., Verkürzung der Arbeitszeit um 4 Stunden wöchentlich. DieVersammlung erklärte die Forderung der Untemehmcr für eine Ver-höhnung und beschloß einstimmig, an den gestellten Forde-rungen fe st zuhalten und nicht eher ein Arbeitsangebot an-zunehmen, bis die genannten Forderungen voll und ganz bewilligtworden sind._Der Kampf gegen den Unternehmer-Nrbeitsnachweisin Nordenhamist unter dem zurzeit geltenden Tarifvertrag im Baugewerbe sehrkompliziert, denn eS darf gegen die Unternehmer weder mit Streiksnoch Sperren vorgegangen werden. Die Unternehmer glaubten�daß durch verschiedene von den Zweigveremsvorständen des Bau-arbeiterverbandeS unterzeichnete Aufforderungen in den Partei-blättern, in denen vor Zuzug nach Nordenham gewarnt wurde, derArbeitsnachweis gesperrt worden sei. Sie hatten wiederholt demBezirksschiedsgericht in Bremen, zuletzt am 24. d. Mts.. diese Fragezur Entscheidung unterbreitet, in dem Erwarten, daß durch dasUrteil desselben dem Kampf dort ein für sie günstiges Ende be-reitet würde. Das ist jedoch nicht erreicht worden, denn derSpruch geht dahin, daß der ArbeiSnachweiS in jederWeife bekämpft werden kann, nur darf der Zuzug nach demOrt selbst nicht ferngehalten werden, wohl aber nach dem Arbeits-nachweise am Orte. Verboten ist ferner nach dem Vertrage und derEntscheidung folgender Wortlaut:.Zuzug nach Nordenham ist fern-zuhalten, weil dort der Arbeitsnachweis gesperrt ist I" Erlaubt istdagegen die folgende Fassung:.Der Zuzug nach dem gesperrtenArbeitsnachweis in Nordenham ist fernzuhalten; angestellt wird inNordenham nur durch den Arbeitsnachweis 1"Vor den Anwerbungen durch Agenten, die in Berlin, Hannoverund anderen Städten für die Nordenhamer Unternehmer tätig sind,wird ebenfalls gewarnt; sie werben nämlich für de» gesperrtenArbeitsnachweis in Nordenham. Niemand lasse sich durch dieseAgenten für Nordenham anwerben, denn die Anzuwerbenden sollendie Plätze der Maurer und Bauarbeiter, die in Nordenham arbeitS-loS sind, weil sie den Arbeitsnachweis nicht benutzen wollen, besetzen.Sie sollen also als Streikbrecher in Nordenham dienen.Aus der frauenbevegung.Sie richten sich selbst....Die krassen Gegensätze von Ausbeuter und Ausgebeutetentreten allüberall iy die Erscheinung. Ein Spaziergang durch dieStadt von Osten nach Westen mackst uns schon allein die gewaltigenUnterschiede der Lebensbedürfnisbefrie'digung der Besitzenden undNichtbesitzendcn der gleichen Kulturepoche gewaltig fühlbar. Aufder einen Seite der AuÄiruck satten ÄesitzeS, auf der anderen Seiteder Ausdruck der Niederdrückung ausgebeuteter Arbeitskraft undder tägliche Kampf zur Befriedigung des notwendigen Lebensunter-halteS. Meisten? mit dem Minderwertigen aller Erzeugnisse aufallen Gebieten muß der Besitzlose sich zufrieden geben. Aller Kom-fort, alle Beguemlichkeiten, Erholungsreisen und dergleichen mehrsind für den Bcsitzlvsen unerreicktöar. Während er nicht einmaldie notwendigsten hvgienischen Bedürfnisse befriedigen kann(mandenke nur an die schrecklichen Wohnungsverhältnisse), mißbrauchtder Zuvielbefitzende alle für ihn erreichbaren, weil käuflichen, Be-quemlichkeitcn und Freuden des Lebens.Die Söhne und Töchter der Kapitalistenklasse lernen das Lebennur als Selbstzweck kennen. WaS tausende Menschen in schwererArbeit an Kulturgütern auf allen Gebieten hervorbrachten, wirdvon ihnen als die selbstverständlichen mühelosen Genießer hin-genommen. Die Bequemlichkeit wird zur Denkfaulheit, der Sportartet in Sportfexerei auS, die Ernährung wird auf Leckerbissenkapriziert, in Geselligkeit und Festlichkeit sucht man sich gegenseitigmit extravagantem Blödsinn zu übertrumpfen, die Genußsucht artetin Zügellosigkeit aus.Demgegenüber stehen die taufende junger Proletarier, die durchihrer Hände Arbeit von frühester Jugend an einen kleinen Anteilan den Knlturgütern, die den Reichen mühelos in den Schoß fallen,sich zu erkämpfen suchen. Dieser Lebenskampf um jeden Schrittvorwärts auf diesem Wege lehrt sie denken und die Zusammenhängeverstehen, während die selbstverständliche Hinnahme aller Lebens-güter zur Oberflächlichkeit führt.Aus den Schichten der besitzenden Gesellschaft haben sich einigeFrauen zusammengetan, um als Warnerinnen den zügellos Genuß-süchtigen in ihren Kreisen die schädigenden Wirlungen für diekommenden Generationen klarzumachen.In einem von ihnen versandten Aufruf heißt eS:_Th. Glocke. Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u Verlagsanstalt„In allM Zeftett waren Genußsuch? im? Ve'rschweMingZeichen des sittlichen, rassengesundheitlichen Verfalles.— Auch inunseren Tagen treten bei allen Kulturvölkern bedrohliche Symp-tome hiervon auf. Der Materialismus frißt am Mark derVölker.— Es muß ihm Einhalt geboten werden! In allenKreisen und auf allen Gebieten(Lebensführung. Speise undTrank. Wohnung, Mode, Geselligkeit. Festlichkeiten. Geschenke.Erziehungswesen, Sport sworaus sich vielfach Verrohung derJugend und Abenteuerlust entwickeltj) nimmt Genuß- undSelbstsucht derart überhand, daß es höchste Zeit ist, diesem Ab.wärtstreiben nach Kräften entgegenzuwirken unä> einen womtig-tich internationalen Verband zur Bekämpfung dieses Uebels nachdem Muster der Antialkoholbewegung ins Leben zu rufen.Es ist notwendig, im öffentlichen Betmißtscin die Heber-zeugung geltend zu machen, daß Einfachheit, Mäßigkeit, Selbst-zucht, Natur- und Geistespflege statt Sinnenkultus die Merkmalswahrer Bildung und echter Kultur sind, daß dagegen Zügellosig-keit, Genußsucht, Prunk und Verschwendung barbarisch find." lDie Symptome sind schon richtig gezeichnet, aber die Nutz-anwendungen treffen daneben. Mit moralischen Sentiments wirddie Entartung nicht aufgehalten. Das ausschweifende, degen«ie-rende Genußlcben wurzelt in der kapitalistischen Gesellschaftsovd-nung, in der Ausbeutung des Menschen durch den Manschen.� Wierdem Verfall entgegenwirken will, muß die Ausbeutung aufhebenhelfen. Die Damen kommen natürlich über sentimentale Moral-Predigten nicht hinaus; Sache des Proleiariats ist es, die verlumpteGesellschaft zusammenzuschlagen, und dabei sollen die Proletaric-rinnen in erster Linie als Mütter einer berLÜgftigell LÄLMSder Dinge an erster Stelle stehen.Versammlungen— Veranstalinnge».Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Monkag, den4. September, abends 8 Uhr, in Kellers„Neue Philharmonie".Köpenicker Str. 96/97, Vortrag:„Die religiöse�.Strömungender Gegenwart". Referent: Paul Göhre..Versammlungen.Lohnbewegung der Kisten- und Koffermacher. Der Obmam»berichtete in der Versammlung am Sonntag über die Verhandlungenmit den Fabrikanten. Drei Sitzungen wurden ohne Resultat ab-gehalten. Die Unternehmer verharren auf ihrer Forderung, dieVerhandlungen nicht vor dem 15. Oktober d. I. zu beenden. DerObmann hatte den Herren den Vorschlag gemacht, einen dreijährigenTarif mit folgenden Bedingungen abzuschließen: die Fabrikantenmögen in diesem Jahre die 10 Prozent auf Massenware fallen laffen,ferner im nächsten Jahre V* Pfennig auf die Holzstärke von 13 bis17 Millimeter und im dritten Jahr Ä Pfennig auf 17 bis 24 Milli-meter zuzulegen.Das wollen die Unternehmer jedoch nicht, sondern verlangen,der bisherige Tarif solle bis zum 15. Februar 1913 weitergeltcn.Allem Anscheine nach wünschen die Fabrikanten eine Machtprobe.Gleichlautend mit seiner oben wiedergegcbenen Vorschlägen unter-breitete der Obmann eine Resolution mit dem Nachsatze, daß dieOrganisation sich vorbehalte, wenn der Vertrag durchbrochen werdevon Unternehmcrseite, die entsprechenden Maßnahmen zu treffen.Diese Resolution wurde von der Versammlung mit großerMajorität abgelehnt. Die ursprünglichen Forderungen sollenaufrechterhalten bleiben.Der Obmann verlas hierauf noch eine Notiz aus dem„Rix-dorfer Tageblatt", worin unter anderem gesagt wird: die Kisten-brauche marschiert in der Sozialpolitik an der Spitze, wer arbeitenwolle, findet Arbeit und verdiene auch schönes Geld. Der Durch-schniltsverdicnst betrage in der Kistenbranche 73 Pf. die Stunde.Die Versammlung wies diese Behauptung natürlich zurück, et seilächerlich, den Durchschnittsverdienst mit 73 Pf. zu berechnen, dieTatsachen reden andere Zahlen.Auch ist die Arbeit nur Saisonarbeit in der Arbeiter nur biszum 36. bis 40. Lebensjahre im Vollbesitze ihrer Leistungsfähigkeit,da die Ausnützung in diesem Berufe bei seinen Akkordsätzen eineganz außerordentliche ist. In dem Artikel wird auch angeregt,Frauenarbeit einzuführen.Ein Antrag, keine Sondervcrträge in den einzelnen Betriebenabzuschließen, wurde einstimmig angenommen.Eine Lohnbewegung der Klavierarbeitcr wird für den kommendenHerbst vorbereitet. Eine am Montag abgehaltene, stark besuchte Ver-sammlung der im Holzarbeiterverbande organisierten Musik-instrumentenarbeiter beschäftigie sich mit dieser Ängelegenheit. Wieder Referent Leopold ausführte, hat die vorjährige Lohnbewegungder Klavierarbeiter keine durckigreifende Verbesserung der Lohn- undArbeitsverhältnisse gebracht. Nur«in Bruchteil der Arbeiter erlangtegeringfügige Verbesserungen. Inzwischen find in verschiedenen Be-trieben sogar Verschlechterungen eingetreten durch weitere Speziali-sierung der Teilarbeiten und Einführung technischer Neuerungen, diedem Unternehmer Anlaß zur Herabsetzung der Akkordlöhne gaben.Den Arbeitern war eS leider nicht möglich, diese Verschlechterungenabzuwehren. Da gegenwärtig eine gute Konjunktur in der Klavier-brauche herrscht, so bietet eine partielle Lohnbewegung im Herbst AuS«ficht auf Erfolg.Die Versammlung gab durch Annahme einer Resolutton der Er-Wartung Ausdruck, daß alles daran gesetzt werde, um eine Aufbesse-rung der Löhne und eine einheitliche Arbeitszeit durchzuführen.Die Braiichenkommisston wurde beauslragt. in Werlstattbesprechuiigenmit den Kollegen daS nötige vorzubereiten.lUfzte Nachrichten.Die Cholera.Wien, 29. August. Die„N.'Fr. Pr." meldet: In Budapestund N e u p e st sind bisher insgesamt vier Chvlerafälle vorgekommen.von denen drei einen tödlichen?lusgang nahmen. Alle Cholera-fälle wurden bei Arbeitern einer Leim sab rik fest-gestellt. Ein Arbeiter befindet sich noch in ärztlicher Behandlung.Konstantinopel, 29. August.(W. T. B.) Heute sind hierdreißig Erkrankungen und zweiundzwanzig Todesfälle an Chol rzvorgekommen.Opfer der Berge.Innsbruck, 29. August.(W. T. B.) Der VahnbcamtS KarlSpinner aus Göppingen, der mit einem Reifegefährten eineBefteigunzr der Parfeieoipitze im Oberinntal unternommen hatte,ist beim Aufstieg abgestürzt. Er wurde von der ausgcsandtenBergungSexpcdition tot aufgefunden.Keine Spur der„Mona Lisa".'Brüssel, 29. August.(B. H.) Gestern ging in Paris das Ge-rücht um, daß die Justizbehörden in Brüssel wichtige Entdeckungenin der Angelegenheit des Gemäldediebstahl« der„Mona Lisa" ge-macht haben. An hiesiger zuständiger Stelle wird dieses Gerüchtjedoch als vollständig grundlos erklärt,Vrandkatastrophcn.Konstantinopcl, 29. August.(W. T. B.) In der StadtU b u b o r l u in Anatolien sind zahlreiche Gebäude, darunterdas Gebäude der Agrarbank, durch eine Feuersbruustzerstört worden.Nach amtlichen Meldungen sind bei dem Brande inA id i n 457 Gebäude zerstört worden.Steiuamanger(Komitat Eisenburg), 29. August.(W. T. B.) Die Ortschaft Nadasd steht seit heute mittag inFlammen. Man befürchtet, daß das ganze Torf dem Brandezum Opfer fallen wird.___Paul Singer � Co., Berlin L�V. Hierzu Z Beilage» n.llnterhaltnngSbl.