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6ewevhrchaftUcbe9. pfui, 8tre»hbrccbcr! Vor einiger Zeit hatte sich ein Schöffengericht in einem badischen Städtchen mit der Klage eines Arbeitswilligen gegen einen Streiker zu beschäftigen. DaS Gericht kam aber zu dem Urteil, daß zwar der Streiker in seinen Angriffen etwas weit gegangen sei, er aber doch berechtigte Interessen vertreten habe, und das Verhalten des Arbeitswilligen wollte man nicht belohnen. Das Urteil erging dahin: Der Beklagte habe mit seiner Auslassung seine Mißachtung gegen den Kläger kundgeben wollen, und zwar im Bewußtsein des beleidigenden Charakters seiner Handlungsweise. Er habe aber in Wahrung seiner Ehre gehandelt. Er sei hierbei nicht zu weit gegangen.'Mit der Bewerbung um die Stelle sei der Kläger  dem Beklagten tatsächlich in den Rücken gefallen. Wenn der Kläger  auch nicht Mitglied des Leipziger Verbandes sei, mußte doch be- rücksichtigt werden, daß der Beklagte zu diesem Verein gehöre. Es könne gleichgültig sein, ob die Sperrung der Stelle in S. be- rechtigt war oder nicht. Aus der Zeugenvernehmung verdient hierbei noch hervorgehoben zu werden, daß ein früherer Mitarbeiter des Arbeitswilligen dessen Verhalten als ehrlos und nichtswürdig bezeichnete. Der angebliche Beleidiger hat in einem Briefe erklärt, er könne den Arbeitswilligen nicht als Kollegen betrachten, denn mit diesem Begriff verbinde man eine Wertschätzung, die er jenem nicht zu teil werden lassen könne. Das Urteil zeigt, daß eS noch Richter gibt l Allerdings, der Arbeitswillige wollte sich mit dem Urteil nicht begnügen, er erhob dagegen Widerspruch. Daraufhin hat das Berufungsgericht daS freisprechende Urteil bestätigt. Damit ist also der Streikbruch ganz ausdrücklich als eine verabschcuenSwürdigr, ehrlose Handlung charakterisiert. Aber l Ja, es ist ein Aber dabei. Der Beleidiger war ein Arzt und der Arbeitswillige ebenfalls. Eine bescheidene Frage: Glaubt jemand, daß ein solches Urteil möglich sei, wenn ein gelber oder christlicher Streikbrecher einen ehrlichen Arbeiter wegen Be- leidigung verklagt? Bei Beantwortung dieser Frage berücksichtige man folgendes: Bor dem Gesetz sind alle gleich, und Klassenjustiz gibt es nicht! Berlin   unck Umgegend« Die Feme  . In einer Versammlung der Bodenleger, die am Montagabend im Gewerkschaftshause stattfand, berichtete der Obmann Kley über den Stand der Lohnbewegung, die jetzt bereits 12 Wochen währt. Innerhalb der letzten zwei Wochen haben drei größere Firmen die Forderungen der Arbeiter anerkannt, so daß gegenwärtig nur noch 40 Mann im Streik stehen. 9 Mann sind nach Leipzig   abgereist, wo Bodenleger verlangt wurden. Der allgemeine Mangel an Material, verursacht durch die über die tariftreuen Unternehmer der- hängte Materialsperre, ist für alle Unternehmer jetzt zu einem großen Schaden geworden, indem die Preise um etwa eine Mark pro Quadratmeter erhöht worden sind. Dadurch wird aber auch die Einstellung von Arbeitern vielfach verzögert. Mit welcher Schärfe und Rücksichtslosigkeit die Unternehmer vorzugehen bereit sind, zeigt ein Rundschreiben, das der Verbandsleitung in die Hände gefallen ist. Das Schreiben lautet: .Berlin  , den 2. August 1911. Sehr geehrter Herr Kollegel Seit neun Wochen streiken in Berlin   die Parkettfußbodenleger. Unseren überaus großen Bemühungen ist es gelungen, diesem Streik insofern zu begegnen, heute die dringendsten hiesigen Bauten mit Nichtorganisierten arbeitswilligen Bodenlegern, welche wir zum Teil selbst ausgebildet haben, zu besetzen. Wir können also schon heute von einem Erfolge sprechen; um jedoch einen vollkommenen Sieg zu erringen und die unverschämten Forderungen der organisierten Bodenleger, welche die Parkettindustrie von ganz Deutschland   bedrohen, definitiv abzuweisen, ist ein ein- mutiges Verhalten und Vorgehen aller Par- kettbetriebe Deutschlands   unabweisbare Be- di n g u n g! Wir bitten Sie demzufolge, sehr geehrter Herr Kollege, unter keinen Umständen Berliner   Bodenlcger einzustellen, und sollten Sie solche bereits in Ihrem Betriebe beschästigen, auch wenn dieselben bescheiden und brauchbar sind, im Interesse unserer guten Sache, dieselben sofort zu ent- lassen. ES ist unbedingt notwendig, daß alle Quellen, auS denen der Streik gespeist wird, sofort abgegraben werden, damit der Deutsche Holzarbeiterverband einsieht, daß sein terroristisches Treiben in unserer einmütigen Kollegialität einen festen Wall gesunden hat. Sie betreiben Ihre eigene Sache, wenn Sie unseren ernstlichen Vorstellungen Gehör schenken, denn sollten die Fußbodenleger hier in Berlin   mit ihren Forderungen durchdringen, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß d i e s e lb en a uch ü b e r a l l d ur ch- dringen. Wir hoffen, daß es nur dieser Anregung bedarf, Sie von der Berechtigung unserer Bitte zu überzeugen. Da uns natürlicherweise die Adressen von sämtlichen Parkett- geschäften nicht zur Verfügung stehen, erlauben wir unS, Ihnen mehrere Exemplare dieses Schreibens einzusenden mit der ergebenen Bitte, diese an Ihre Abnehmer oder sonsttge Ihnen bekannte Parkettgeschäste zu verteilen. Wir zeichnen mit kollegialer Hochachtung Berussverein der Berliner   Parkettgeschäste, E. V. Der Vorstand."' Mit Entrüstung nahm die Versammlung von diesem Schreiben Kenntnis. Die Unternehmer haben sich nach dem Auslände ge- wandt, um Arbeitswillige heranzuziehe», aber der Verband verfolgt mit Aufmerksamkeit diese Anstrengungen und ttifft seine Gegen- maßnahmen. So wurde bekannt, daß Paul Becker aus Berlin   sich in München   aufhält und dort 2S Italiener in Empfang ge- ncmimen hat, die als Bodenleger nach Berlin   gebracht werden sollen. Man traf sofort Anstalten, diese Arbeitswilligen über den Streik in Berlin   aufzuklären und ihre Weiterreise zu verhindern. Ebenso wurde rasch gehandelt auf einen Bericht aus Budapest  , daß dort Bodenleger usw. für Berlin   gesucht werden. AuS Wien   sind schon mehrere Arbeitswillige gekommen, aber sofort wieder abgeschoben worden. Für zwei organisiert« Bodenleger auS Wien   mußte der Unternehmer sogar die Rückreise bezahlen, wie er e» schriftlich ver- fprochen hatte, freilich in dem Glauben, daß die Wiener vorläufig bei ihm bleiben würden. Bei der Firma Becker sind immer noch 10 Italiener beschäftigt. Etwa 2000 M. haben die Unternehmer schon für die Heranziehung von Ausländern ausgegeben. Die Versammelten beschlossen, den Streik energisch fortzusetzen und sprachen in einer Resolution ihren auswärtigen Kollegen, be- sonders den Münchenern, ihren Dank für die tatkräftige Unterstützung in diesem Streik aus._ Achtung, Metallarbeiter k Bei der Firma Willoeq Botttn in Brüssel   find Dreher, Klempner. Polierer und andere Branchen in den Stteik getreten infolge der Unmöglichkeit, sich mit der Direktion verständigen zu können. Die Firma hofft, Streikbrecher aus Deutsch  - land, bej anders aus Berlin  , beziehen zu können. An glänzenden Versprechungen wird sie es ohne Zweifel nicht fehlen laffen. Zuzug ist fernzuhalten. Kein deutscher   Metallarbeiter werde zum Verräter "Lerantw. Rcdakt.: Richard Barth  , Berlin  . Inseratenteil verantw� »an seinen belgischen Kollegen! Die Arbeiterpresse wird um Nach- druck gebeten. Steinholzleger, Bauarbeiter und-Handwerker! Die Firma SteinholzfabrikFama", Zweiggeschäft Berlin  , Bureau Charlotten- bürg, Kantstr. 132, Jnh. Konstanz Vetter, ist auch dieses Mal beim Abschluß eines neuen Tarifvertrages für das Steinholzge- werbe in Groß-Berlin ihrem alten Grundsatz treu geblieben, in- dem sie es ablehnt, mit den organisierten Arbeitern zu verhandeln und deren Forderungen anzuerkennen. Die Firma ist dem in diesem Jahre neu gegründeten Verein der Steinholzfabrikanten für Berlin   und Vororte als Mitglied beigetreten. Mit dieser Organisation und dem Deutschen Bauarbeitervcrband, Sektion der Steinholzleger, sind die Lohn- und Arbeitsbedingungen am 16. August für längere Zeit geregelt und vertraglich festgelegt worden. Die Arbeiter glaubten daher, daß die Abmachungen nun- mehr auch von Herrn Vetter respektiert werden würden, zumal er vor und während des Streiks allen gefaßten Beschlüssen der Unternehmer zustimmte, was wir aus den Schriftstücken feststellen konnten. Trotz alledem hat die Firma die mit der Unternehmer- organisation festgelegten Bedingungen nicht anerkannt. Sie ver- sucht Leute aus allen Gauen Deutschlands   nach Berlin   zu locken, denen sie Löhne zählt, die weit niedriger sind als die, welche vor Abschluß de? jetzigen Lohntarifes von den Berliner   Firmen bereits jahrelang gezahlt wurden. Die Anwerbung und Einstellung der Leute, die von der Firma hier als Lohndrücker benutzt werden, erfolgt durch das Geschäft in Hannover  , wodurch die Arbeiter irregeführt werden. Wir ersuchen die Bauarbeiter, Steinholzlegern und Helfern, die Arbeiten für die Hannoversche SteinholzfabrikFama" aus- führen, auf die Vcrrhältnisse aufmerksam zu machen. Diesen Arbeitern wird im Bureau des Deutschen Bauarbeiterverbandes, Berlin   SO., Engelufer 15, 3 Treppen, Zimmer 51, durch den Arbeitsnachweis der.Steinholzleger jetzt täglich Arbeit zu tarif- lichen Bedingungen nachgewiesen. Außer Konstanz   Vetter sind es die Inhaber der Firma Brandenburgische Kunststeinwerke, Schöneberg  , Geneststr. 7, die den neuen Lohntarif noch nicht anerkannt haben. Beide Firmen sind nach wie vor für Steinholzleger und Helfer gesperrt, Der Vorstand des Deutschen Bauarbeiterverbandes, Zweigverein Berlin  - Dentfches Reich. Keine Kapitulation. Die ausgesperrten Metallarbeiter Gera fR e u ß) und den Vor- orten hielten am Montag, den 28. d. M., eine überfüllte Ver- sammlung ab, um zu der Forderung der Industriellen, b e- d i n g u n g s l o S an die Arbeit zurückzukehren, Stellung zu nehmen. Die Arbeiterschaft von Gera   und Umgegend hat den Unternehmern folgende Forderungen gestellt: Erhöhung des Stundenlohnes um 5 Pf., Verkürzung der Arbeitszeit um 4 Stunden wöchentlich. Die Versammlung erklärte die Forderung der Untemehmcr für eine Ver- höhnung und beschloß einstimmig, an den gestellten Forde- rungen fe st zuhalten und nicht eher ein Arbeitsangebot an- zunehmen, bis die genannten Forderungen voll und ganz bewilligt worden sind._ Der Kampf gegen den Unternehmer-Nrbeitsnachweis in Nordenham  ist unter dem zurzeit geltenden Tarifvertrag im Baugewerbe sehr kompliziert, denn eS darf gegen die Unternehmer weder mit Streiks noch Sperren vorgegangen werden. Die Unternehmer glaubten� daß durch verschiedene von den Zweigveremsvorständen des Bau- arbeiterverbandeS unterzeichnete Aufforderungen in den Partei- blättern, in denen vor Zuzug nach Nordenham   gewarnt wurde, der Arbeitsnachweis gesperrt worden sei. Sie hatten wiederholt dem Bezirksschiedsgericht in Bremen  , zuletzt am 24. d. Mts.. diese Frage zur Entscheidung unterbreitet, in dem Erwarten, daß durch das Urteil desselben dem Kampf dort ein für sie günstiges Ende be- reitet würde. Das ist jedoch nicht erreicht worden, denn der Spruch geht dahin, daß der ArbeiSnachweiS in jeder Weife bekämpft werden kann, nur darf der Zuzug nach dem Ort selbst nicht ferngehalten werden, wohl aber nach dem Arbeits- nachweise am Orte. Verboten ist ferner nach dem Vertrage und der Entscheidung folgender Wortlaut:.Zuzug nach Nordenham   ist fern- zuhalten, weil dort der Arbeitsnachweis gesperrt ist I" Erlaubt ist dagegen die folgende Fassung:.Der Zuzug nach dem gesperrten Arbeitsnachweis in Nordenham   ist fernzuhalten; angestellt wird in Nordenham   nur durch den Arbeitsnachweis 1" Vor den Anwerbungen durch Agenten, die in Berlin  , Hannover  und anderen Städten für die Nordenhamer   Unternehmer tätig sind, wird ebenfalls gewarnt; sie werben nämlich für de» gesperrten Arbeitsnachweis in Nordenham  . Niemand lasse sich durch diese Agenten für Nordenham   anwerben, denn die Anzuwerbenden sollen die Plätze der Maurer und Bauarbeiter, die in Nordenham   arbeitS- loS sind, weil sie den Arbeitsnachweis nicht benutzen wollen, besetzen. Sie sollen also als Streikbrecher in Nordenham   dienen. Aus der frauenbevegung. Sie richten sich selbst.... Die krassen Gegensätze von Ausbeuter und Ausgebeuteten treten allüberall iy die Erscheinung. Ein Spaziergang durch die Stadt von Osten nach Westen mackst uns schon allein die gewaltigen Unterschiede der Lebensbedürfnisbefrie'digung der Besitzenden und Nichtbesitzendcn der gleichen Kulturepoche gewaltig fühlbar. Auf der einen Seite der AuÄiruck satten ÄesitzeS, auf der anderen Seite der Ausdruck der Niederdrückung ausgebeuteter Arbeitskraft und der tägliche Kampf zur Befriedigung des notwendigen Lebensunter- halteS. Meisten? mit dem Minderwertigen aller Erzeugnisse auf allen Gebieten muß der Besitzlose sich zufrieden geben. Aller Kom- fort, alle Beguemlichkeiten, Erholungsreisen und dergleichen mehr sind für den Bcsitzlvsen unerreicktöar. Während er nicht einmal die notwendigsten hvgienischen Bedürfnisse befriedigen kann(man denke nur an die schrecklichen Wohnungsverhältnisse), mißbraucht der Zuvielbefitzende alle für ihn erreichbaren, weil käuflichen, Be- quemlichkeitcn und Freuden des Lebens. Die Söhne und Töchter der Kapitalistenklasse lernen das Leben nur als Selbstzweck kennen. WaS tausende Menschen in schwerer Arbeit an Kulturgütern auf allen Gebieten hervorbrachten, wird von ihnen als die selbstverständlichen mühelosen Genießer hin- genommen. Die Bequemlichkeit wird zur Denkfaulheit, der Sport artet in Sportfexerei auS, die Ernährung wird auf Leckerbissen kapriziert, in Geselligkeit und Festlichkeit sucht man sich gegenseitig mit extravagantem Blödsinn zu übertrumpfen, die Genußsucht artet in Zügellosigkeit aus. Demgegenüber stehen die taufende junger Proletarier, die durch ihrer Hände Arbeit von frühester Jugend an einen kleinen Anteil an den Knlturgütern, die den Reichen mühelos in den Schoß fallen, sich zu erkämpfen suchen. Dieser Lebenskampf um jeden Schritt vorwärts auf diesem Wege lehrt sie denken und die Zusammenhänge verstehen, während die selbstverständliche Hinnahme aller Lebens- güter zur Oberflächlichkeit führt. Aus den Schichten der besitzenden Gesellschaft haben sich einige Frauen zusammengetan, um als Warnerinnen den zügellos Genuß- süchtigen in ihren Kreisen die schädigenden Wirlungen für die kommenden Generationen klarzumachen. In einem von ihnen versandten Aufruf heißt eS:_ Th. Glocke. Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u Verlagsanstalt In allM Zeftett waren Genußsuch? im? Ve'rschweMing Zeichen des sittlichen, rassengesundheitlichen Verfalles. Auch in unseren Tagen treten bei allen Kulturvölkern bedrohliche Symp- tome hiervon auf. Der Materialismus frißt am Mark der Völker. Es muß ihm Einhalt geboten werden! In allen Kreisen und auf allen Gebieten(Lebensführung. Speise und Trank. Wohnung, Mode, Geselligkeit. Festlichkeiten. Geschenke. Erziehungswesen, Sport sworaus sich vielfach Verrohung der Jugend und Abenteuerlust entwickeltj) nimmt Genuß- und Selbstsucht derart überhand, daß es höchste Zeit ist, diesem Ab. wärtstreiben nach Kräften entgegenzuwirken unä> einen womtig- tich internationalen Verband zur Bekämpfung dieses Uebels nach dem Muster der Antialkoholbewegung ins Leben zu rufen. Es ist notwendig, im öffentlichen Betmißtscin die Heber- zeugung geltend zu machen, daß Einfachheit, Mäßigkeit, Selbst- zucht, Natur- und Geistespflege statt Sinnenkultus die Merkmals wahrer Bildung und echter Kultur sind, daß dagegen Zügellosig- keit, Genußsucht, Prunk und Verschwendung barbarisch find." l Die Symptome sind schon richtig gezeichnet, aber die Nutz- anwendungen treffen daneben. Mit moralischen Sentiments wird die Entartung nicht aufgehalten. Das ausschweifende, degen«ie- rende Genußlcben wurzelt in der kapitalistischen   Gesellschaftsovd- nung, in der Ausbeutung des Menschen durch den Manschen. Wier dem Verfall entgegenwirken will, muß die Ausbeutung aufheben helfen. Die Damen kommen natürlich über sentimentale Moral- Predigten nicht hinaus; Sache des Proleiariats ist es, die verlumpte Gesellschaft zusammenzuschlagen, und dabei sollen die Proletaric- rinnen in erster Linie als Mütter einer berLÜgftigell LÄLMS der Dinge an erster Stelle stehen. Versammlungen Veranstalinnge». Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Monkag, den 4. September, abends 8 Uhr, in KellersNeue Philharmonie". Köpenicker Str. 96/97, Vortrag:Die religiöse�.Strömungen der Gegenwart". Referent: Paul Göhre  .. Versammlungen. Lohnbewegung der Kisten- und Koffermacher. Der Obmam» berichtete in der Versammlung am Sonntag über die Verhandlungen mit den Fabrikanten. Drei Sitzungen wurden ohne Resultat ab- gehalten. Die Unternehmer verharren auf ihrer Forderung, die Verhandlungen nicht vor dem 15. Oktober d. I. zu beenden. Der Obmann hatte den Herren den Vorschlag gemacht, einen dreijährigen Tarif mit folgenden Bedingungen abzuschließen: die Fabrikanten mögen in diesem Jahre die 10 Prozent auf Massenware fallen laffen, ferner im nächsten Jahre V* Pfennig auf die Holzstärke von 13 bis 17 Millimeter und im dritten Jahr Ä Pfennig auf 17 bis 24 Milli- meter zuzulegen. Das wollen die Unternehmer jedoch nicht, sondern verlangen, der bisherige Tarif solle bis zum 15. Februar 1913 weitergeltcn. Allem Anscheine nach wünschen die Fabrikanten eine Machtprobe. Gleichlautend mit seiner oben wiedergegcbenen Vorschlägen unter- breitete der Obmann eine Resolution mit dem Nachsatze, daß die Organisation sich vorbehalte, wenn der Vertrag durchbrochen werde von Unternehmcrseite, die entsprechenden Maßnahmen zu treffen. Diese Resolution wurde von der Versammlung mit großer Majorität abgelehnt. Die ursprünglichen Forderungen sollen aufrechterhalten bleiben. Der Obmann verlas hierauf noch eine Notiz aus demRix- dorfer Tageblatt", worin unter anderem gesagt wird: die Kisten- brauche marschiert in der Sozialpolitik an der Spitze, wer arbeiten wolle, findet Arbeit und verdiene auch schönes Geld. Der Durch- schniltsverdicnst betrage in der Kistenbranche 73 Pf. die Stunde. Die Versammlung wies diese Behauptung natürlich zurück, et sei lächerlich, den Durchschnittsverdienst mit 73 Pf. zu berechnen, die Tatsachen reden andere Zahlen. Auch ist die Arbeit nur Saisonarbeit in der Arbeiter nur bis zum 36. bis 40. Lebensjahre im Vollbesitze ihrer Leistungsfähigkeit, da die Ausnützung in diesem Berufe bei seinen Akkordsätzen eine ganz außerordentliche ist. In dem Artikel wird auch angeregt, Frauenarbeit einzuführen. Ein Antrag, keine Sondervcrträge in den einzelnen Betrieben abzuschließen, wurde einstimmig angenommen. Eine Lohnbewegung der Klavierarbeitcr wird für den kommenden Herbst vorbereitet. Eine am Montag abgehaltene, stark besuchte Ver- sammlung der im Holzarbeiterverbande organisierten Musik- instrumentenarbeiter beschäftigie sich mit dieser Ängelegenheit. Wie der Referent Leopold ausführte, hat die vorjährige Lohnbewegung der Klavierarbeiter keine durckigreifende Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse gebracht. Nur«in Bruchteil der Arbeiter erlangte geringfügige Verbesserungen. Inzwischen find in verschiedenen Be- trieben sogar Verschlechterungen eingetreten durch weitere Speziali- sierung der Teilarbeiten und Einführung technischer Neuerungen, die dem Unternehmer Anlaß zur Herabsetzung der Akkordlöhne gaben. Den Arbeitern war eS leider nicht möglich, diese Verschlechterungen abzuwehren. Da gegenwärtig eine gute Konjunktur in der Klavier  - brauche herrscht, so bietet eine partielle Lohnbewegung im Herbst AuS« ficht auf Erfolg. Die Versammlung gab durch Annahme einer Resolutton der Er- Wartung Ausdruck, daß alles daran gesetzt werde, um eine Aufbesse- rung der Löhne und eine einheitliche Arbeitszeit durchzuführen. Die Braiichenkommisston wurde beauslragt. in Werlstattbesprechuiigen mit den Kollegen daS nötige vorzubereiten. lUfzte Nachrichten. Die Cholera. Wien  , 29. August. DieN.'Fr. Pr." meldet: In Budapest  und N e u p e st sind bisher insgesamt vier Chvlerafälle vorgekommen. von denen drei einen tödlichen?lusgang nahmen. Alle Cholera- fälle wurden bei Arbeitern einer Leim sab rik fest- gestellt. Ein Arbeiter befindet sich noch in ärztlicher Behandlung. Konstantinopel  , 29. August.  (W. T. B.) Heute sind hier dreißig Erkrankungen und zweiundzwanzig Todesfälle an Chol rz vorgekommen. Opfer der Berge. Innsbruck  , 29. August.  (W. T. B.) Der VahnbcamtS Karl Spinner aus Göppingen  , der mit einem Reifegefährten eine Befteigunzr der Parfeieoipitze im Oberinntal unternommen hatte, ist beim Aufstieg abgestürzt. Er wurde von der ausgcsandten BergungSexpcdition tot aufgefunden. Keine Spur derMona Lisa  ".' Brüssel, 29. August.  (B. H.  ) Gestern ging in Paris   das Ge- rücht um, daß die Justizbehörden in Brüssel   wichtige Entdeckungen in der Angelegenheit des Gemäldediebstahl« derMona Lisa  " ge- macht haben. An hiesiger zuständiger Stelle wird dieses Gerücht jedoch als vollständig grundlos erklärt, Vrandkatastrophcn. Konstantinopcl, 29. August.  (W. T. B.) In der Stadt U b u b o r l u in Anatolien   sind zahlreiche Gebäude, darunter das Gebäude der Agrarbank, durch eine Feuersbruust zerstört worden. Nach amtlichen Meldungen sind bei dem Brande in A id i n 457 Gebäude zerstört worden. Steiuamanger(Komitat Eisenburg  ), 29. August. (W. T. B.) Die Ortschaft Nadasd steht seit heute mittag in Flammen. Man befürchtet, daß das ganze Torf dem Brande zum Opfer fallen wird.___ Paul Singer Co., Berlin   L�V. Hierzu Z Beilage» n.llnterhaltnngSbl.