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Nr. 204. 28. Jahrgang. t Keilage drs JotWs" Kerliill NcksdlM. Mos,>4 Zeptmdn lAi. v!e prsletskiiche Zugenäbewegiing. Allen brutalen UnterdrückungSversuchen zum Trotz marschiert die proletarische Jugendbewegung auf der ganzen Linie rüstig vorwärts. Eben ist der Bericht der Zentralstelle für die arbeitende Jugend Deutschlands (für die Zeit vom 1. Juli ISIS bis zum 30. Juni 1911) erschienen, der schon durch sein äußeres Gepräge verrät, daß die Jugendbewegung des Proletariats eine ziemliche Bedeutung erlangt hat. Der 3t Seiten umfassende Bericht gibt ein anschauliches Bild emsiger Arbeit» die auf diesem neuen Gebiete der modernen Arbeiter« Bewegung im letzten Jahre geleistet worden ist. Dank dem eifrigen und opferfreudigen Wirken hat die freie Jugendbewegung wiederum sowohl an numerischer Stärke als auch an innerem Gehalte ge« waltig gewonnen. Der zuverlässigste Gradmesser unserer Jugendbewegung ist der Abonnentenstand der.Arbeiter-Jugend'. Während die .Arbeiter-Jugend' am Schlüsse des ersten JahreS ihres Bestehens 28 1l>0 Abonnenten aufwies und am Ende des zweiten JahreS ihres WirkenS 4o000 Abonnenten zählte, kann sie gegenwärtig also im dritten Jahre ihrer Tätigkeit 65612 Abonnenten mustern, die sich auf 425 Orte verteilen. Von diesen marschiert Berlin an erster Stelle, das 9179 Abonnenten besitzt, mit seinen Vororten 12 236. Ihm folgt Hamburg mit 3765, Leipzig mit 2356, Hannover mit 2253, Dresden mit 2900, Magde­ burg mit 1975, Köln mit 1167 und München mit 1166 Abonnenten. Die übrigen Orte weisen weniger als 1666 Abonnenten auf. Die zum Zwecke der Erziehung unserer Jugend geleistete Arbeit veranschaulichen am besten die Berichte der örtlichen JugendauS- schüsse. Die Zahl der Ausschüsse ist von 366 auf 454 gestiegen� Von diesen haben 213 Ausschüsse der Zentralstelle über ihre Tätig- keit berichtet. Besonders eifrig wird die Errichtung von Jugend­heimen betrieben. Bereits in 147 Orten bestehen Jugendheime, die im allgemeinen nur erst bescheidene Einrichtungen darstellen� 116 Heime bestehen aus einem Raum, 24 Heime verfügen über 2. 8 über 3, 2 über 4 und 3 über 5 Räume. Eigene B i b l i o t h e k e n besitzen 72 Jugendheime. An einigen Orten sind die Jugendheime mit den Zentralbibliotheken der Arbeiter schaft räumlich verbunden. In allen Heimen liegen Zeitungen und Zeitschriften belehrenden und unterhaltenden Inhalts sowie eine Reihe von anregenden Gesellschaftsspielen, vornehmlich Schach , Halma , Dame, Mühle zur Benutzung aus. Der durch schnittliche Tagesbesuch bettug in 43 Heimen bis 36 Personen, in 44 Heimen bis 56 Personen, in 15 Heimen bis 166 Personen und in zwei Heimen von 166 bis 266 Personen. Die weibliche Jugend ist überall an der Frequenz beteiligt. In 23 Orten stellt sie ein Viertel, in 15 Orten sogar ein Drittel der Heimbesucher. DaS Rauchen und der Genuß alkoholischer Getränke ist in allen Jugendheimen verboten. Die Verwaltung der Heime und die Aufrechterhaltung der Ordnung in ihnen geschieht hauptsächlich durch die Jugendlichen selbst. Die ge- samten Ausgaben für die Jugendheime bettagen in den 147 Orten 46 231,79 M. Selbst das löbliche Bestreben, durch Schaffung von Jugendheimen die schulentlassene Jugend den schädigenden Einflüssen der qualm- und alkoholgeschwängerten Kneipe zu entziehen, hat in einigen Orten Preußens mit dem Widerstande der behördlichen Ordnungsorgane zu kämpfen. In Berlin wird gegenwärtig versucht, den Lrbeiterjugendheimverein, der die Mittel für die Erhaltung der Heime aufzubringen hat. zu einem politischen Verein zu stempeln, um seine segensreiche Tätigkeit mtt dem berüchtigten Jugendparagraphen des famosen Reichs- Vereinsgesetzes unmöglich machen zu können. Die endgültige Eni- scheidung ist noch nicht gefällt. Wenn auch der behördliche Kampf gegen die fteie Jugendbewegung schon manche liebliche Blüte ge- zeigt hat. so wäre die polizeiliche Schließung der Jugendheime in der Zeit der sogenannten Jugendfürsorge ohne Ende denn doch gar zu köstlich I! Wie eifrig die Arbeiterschaft überall bertüht ist, ihrer so schwer zu ersüllendcn Erziehungspflicht gegenüber ihrer Jugend gerecht zu werden, das demonstriert die folgende Aufftellung der von den Jugendausschüssen getroffenen Bildungöver- staltungen: kleines femttetoir Auf in den Kampf, Torero! Von den Greueln eines spanischen Stierkampfes entwirft der kürzlich von einer Fahrt durch Spanien heimgekehrte französische Reisende Robert Launay eine Schilderung. die erkennen läßt, wie sehr dieses spanische Nationalschauspiel die grausamen Instinkte der Masse weckt und die Entartung des Volks- cmpfindens fördert..Als Espadas debütierten junge Zöglinge dieser Kunst, die neben den in Spanien so berühmten Meistern des Degens vielleicht dasselbe sind, was der Heldentenor einer kleinen Wanderschmiere neben einem berühmten Sänger bedeutet. Sie entledigten sich mit trauriger Unfähigkeit ihrer Rollen. Man ver- zeiht diesen Henkern vielleicht eine rasche und sichere Tat, die die Leiden des Opfers abkürzt. Aber hier mußten unsere Nerven wahre Höllenqualen erdulden, während die niedrigsten Grausamkeiten dem Pöbel immer neue Begeisterungsstürme entlockten. Zwei Stiere wurden hingemordet, junge, kaum ausgewachsene Tiere. Der erste fiel erst nach dem vierten oder fünften Stoße. Der Tod des zweiten aber wurde eine Ausgeburt der niedersten Roheit. Die Beschimpfun- gen und die zahllosen Verwundungen, die die Gegner des unglück- lichen Tieres ihrem Opfer zufügten, erschöpften das Tier, seine Kräfte schwanden, und keuchend, von Blut besudelt, blieb es, wie atemsuchend, müde stehen. Nun trat der Espada heran, und mit jener Unsicherheit, die durch Angst und Feigheit ersteht, traf er mit dem Degen den Stier; nicht ober am Nacken, sondern nur an der Schulter. Dann brachte sich der Held des Degens voll Eleganz ischleunigst in Sicherheit. Da er aber schließlich das blutige Werk einmal doch vollenden mußte, unternahm er nach einer Weile einen «weiten Versuch, bei dem er mit dem Degen nicht einmal den Stier erreichte. Und nun folgte Versuch auf Versuch: der Degen zerfetzt dem Tiere das Maul, dann die Backen, die Seiten, dreimal sticht der Espada aufs Geratewohl los. Das Hohngelächter und der Spott iteiaern die Ohnmacht des Henkers, er büßt noch den letzten Rest .feiger Fähigkeiten ein. Und dann sahen wir das Erbärmlichste, laben wie das unglückselige Tier, von dem Blute, das in regel- mäßigen Stößen aus all den Wunden hervorströmte, über und über besudelt zu taumeln begann, es kroch in eine Ecke, um zu sterben. und lehnte den müden Körper an die Palisaden. Da eilte die iletmeüse doree, die eleganten jungen Herren, die sich»m Pro- menoir aufhielten, herbei, und. durch die Palisaden vor dem ster- benden Tiere sseschützt. verschlimmerten sie seinen Todeskampf. rissen mit Gewalt die Widerhaken der Banderillas aus dem Fleische und schlugen mit ihren Spazierstöckcn auf den Stier ein. Völlig erschöpft, mit gesenktem Kopfe und aus Dutzenden von Wunden blutend ließ er alles über sich ergehen und versuchte vergeblich, mit der �unge dem Ausströmen des Blutes Einhalt zu gebieten. Sein LüV/r wankte, zitterte, rioK einmal schien sich der Stier zusammen- Art der Zahl der Teilnehmer Zu- Veranstaltung Veranstaltungen Jugendliche Erwachsene sammelt Einzelvorträge.. 1864 61 892 7 726 69 612 Vortragsreihen.. 82 6 473 1 781 8 254 Unterrichtskurse.. 69 1161 145 1246 Künstlerische Dar- bietungen... 326 25699 14856 39949 Besuche v. Museen, Ausstellungen je. 282 5 711 718 6 429 Nicht einbegriffen in diese Zusammenstellung ist Dresden . Hier wurden allein 1676 derartige Veranstaltungen arrangiert. Die Vortragsthemata behandelten die verschiedensten Wissens- gebiete. Am meisten berücksichtigt wurden: Literatur, Jugend- bewegung, Geschichte, Naturwissenschaft, Volkswirtschaft und Arbeiter- bewegung. Außerdem wird aus 151 Orten über 696 Festlich- leiten berichtet. In mehreren Städten bildeten Lese-, Dis- kussionS« und literarische UnterhaltungSabende ständige Einrichtungen. Wanderungen wurden 2439 veranstaltet. Der Alkoholgenuß und daS Tabakrauchen auf den Ausflügen ist fast überall untersagt. Bei der Organisation der Wanderungen bricht sich immer mehr die Tendenz Bahn, sich von dem leidigen Wirtshaus zu emanzipieren. DaS Einkehren in Wirtschaften wird vielfach grundsätzlich vermieden. Die Jugendlichen werden mit genügendem Proviant und mit Kochapparaten versehen, um im Freien sich ein Mittagsmahl bereiten zu können. Neben den Wanderungen werden vielfach an den Wochentagabenden Spiele im Freien gepflegt. Die Gesamteinnahmen der Jugendausschüsse betrugen 99 833,87 Mark, die Gesamtausgaben 89 416,85 M.* Zur Unterstützung der örtlichen JugendanSschüsse und zur Förde rung der einheitlichen Bestrebungen ist die Bildung von B e- zirksleitungen vorgenommen worden, allerdings sind diese noch nicht überall durchgeführt. Indessen ist die weitere Errichtung von Bezirksleitungen bald zu erwarten. Die Tätigkeit der Zentral ft eile für die arbeitende Jugend Deutschlands , die zu gleichen Teilen auS Ver- tretern des Parteivorstandes, der Generalkommission und der Jugend lichen, die das 18. Lebensjahr überschritten haben, besteht, erstreckte sich darauf, die Jugendausschüsse mit Auskünsten, Ratschlägen, An> leitungen und Agitationsmaterial in ihrer schweren Arbeit zu unter stützen. Sie unterhielt einen sehr regen schriftlichen Verkehr mit den Jugendausschüssen. 2156 PostauSzüge hatte sie zu verzeichnen. Zur Unterstützung der Agitation versandte die Zenttalstelle, teils unent geltlich, 1 847 666 Flugblätter. Die in einer Auflage von 5666Exempl. erschienene Schrift:»Die bürgerliche Jugendbewegung" erwies sich als ein zuverlässiger Führer unserer Agitatoren. Die Broschüre»Der gesetzliche Arbeiterschutz für Jugendliche' erschien in 8666 Exemplaren und leistete den Jugendausschüssen bei der Pflege des Jugendschutzes gute Dienste. Das Jugendliederbuch, von dem bereits 56 666 Exemplare abgesetzt sind, ist, umgearbeitet und erweitert, in einer neuen Auflage herausgegeben worden. Die im Druck erschienenen»Anleitungen für Veranstaltungen zur körperlichen Ausbildung der arbeitenden Jugend' haben eine gute Aufnahme gefunden. Unter dem Titel:»Gehörst Du zu uns?' ist eine kleinere Agitattonsbroschüre in Satz gegeben, die also in Bälde»scheinen wird. Die Nettoausgaben der Zenttalstelle betrugen 14 567,28 M, wovon 9 988,57 M. auf die.Arbeiter-Jugend' entfallen. Die bedeutenden Erfolge der proletarischen Jugendbewegung be- stätigen aufs neue, daß sie auf richtigem Wege marschier� auf dem sich nun auch mittlerweile die Jungen und die Alten zu gemein- samer Arbeit vereinigt haben. Dieser gemeinsamen Arbeit von jung und alt dürften die E»folge des letzten JahreS w der Hauptsache zu- zuschreiben sein. So erfreulich die Entwickelung, die die proletarische Jugend- bewegung genommen hat, auch sein mag, so gilt doch zu bedenken, daß die gegenwärtig verstärkten, vom Staate geleiteten und sub- vcntionierten Anstrengungen unserer Gegner alle daS gemeinsame Ziel verfolgen: die Jugend deS Proletariats der modernen Arbeiter- bewegung zu entfremden und für die arbeiterfeindlichen Zwecke der bürgerlichen Parteien einzufangen. Dies reaktionäre Unterfangen, dieser Anschlag auf ihre eigenen Kinder, muß für die Arbeiter allerorts nur ein Ansporn mehr sein, die Erziehung des heranwachsenden Proletariats nach Kräften zu fördern. Hier giltS, auf einen Schelmen anderthalbe zu setzen._ Derblllldstllg der Norzellllvarbettek. Die Beratung der vorliegenden Anträge, soweit sie nicht die Unterstützungs- und Beitragsfrage betreffen, wurde in der gestri- zen Vormittagssitzung fortgesetzt. Angenommen wurde ein Antrag, !zer den Vorstand verpflichtet, seine Anträge zur Generalversamm- lung des Verbandes in Zukunft drei Wochen früher als die der Mitglieder zu veröffentlichen. Ferner wurde beschlossen, die nächste Generalversammlung außerhalb Berlins abzuhalten. Eine längere Debatte rief ein Antrag hervor, wonach die Delegierten zum Gewerkschaftskonoreß durch Mitgliederabstimmung gewählt werden sollten, wenigstens mit Ausnahme des Verbandsvorsitzem den und des Redakteurs. Beschlossen wurde, die Delegierten wie bisher durch die Generalversammlung des Verbandes zu Wählew. Die Mitglieder sind verpflichtet, sich vor Arbeitsannahme nach außerhalb bei der betreffenden Zahlstelle nach den Lohn- und Ai�. beitsverhältnissen sich zu erkundigen. Von mehreren Zahlstelle» wurde die Wiedereinführung regelmäßiger Lohnstatistike« verlangt, und außerdem lag ein Antrag vor, der statistische Auf- nahmen über die Ausgaben der Mitglieder im Haushalt zum Ziele hatte. Wie Wollmann nachwies, ist es dem Verbandsvorstand jedoch nicht möglich, fortlaufend das statistische Material zu be- arbeiten, da dies allzu viel Zeit erfordern würde. ES wird des- halb den Zahlstellen empfohlen, selbst in ihrem Gebiete so viel wie nur irgend möglich für die Statistik zu sorgen. Ein Antrag, den Vorstand zu beauftragen, die Geschichte des Porzellanarbeiterver- bandes herauszugeben, wurde dem Vorstand zur Würdigung über- wiesen. Die Beratung der Anträge füllte auch die Nachmitkagssitzung aus. Einige Zahlstellen beantragten, daß den Zahlstellen für die Lokalfonds statt bisher 12, nur 16 Prozent von den Beiträgen über» lassen bleiben sollten; das wurde jedoch nach längerer Diskussion abgelehnt. Die Zahlstellen sind verpflichtet, der Hauptkasse viertel- jährlich Bericht über die Verwendung der Gelder zu erstatten; bis- her hieß esjährlich", jedoch wird mit dem Beschluß nur eine früher schon vorhanden gewesene Bestimmung wiederhergestellt. Von der Zahlstelle Arzberg wurde verlangt, daß ein weiblicher Beamter zur Agitation unter den Arbeiterinnen angestellt werde; der An- trag fand jedoch keine Annahme, weil der Verbandsvorstand bereits von früheren Generalversammlungen das Recht hat, eine Beamtin anzustellen und, wie Wollmann betonte, auch von diesem Rechte Gebrauch machen wird, sobald es möglich erscheint. Sodann be- schäftigte man sich mit einer Reihe von Anträgen auf Anstellung weiterer Gauleiter. Die Delegierten aus denjenigen Gebieten der Porzellanindustrie, wo es bisher an einer vom Unternehmertum unabhängigen Person zur Leitung der Agitation und zur Ver- tretung der Mitglieder fehlt, erklären die Anstellung für dringend notwendig, und von den Thüringern wird ebenso dringend ver- langt, daß ihrem Gauleiter, der unter anderem auch durch die Lichtbildervorträge über die Tuberkulose in Anspruch genommen wird, eine Hilfskraft zur Seite gestellt werde. Die weitere Be- ratuvg über diese Anträge wirst auf die folgende Sitzung vertagt, raffen zu wollen, dann brach er hilflos und matt zusammen. Aber die eleganten, anmutigen spanischen Jünglinge ließen sich dadurch nicht hindern, Proben ihres Mannesmutes abzulegen, indem sie, immer natürlich durch das Gitter, mit ihren Stöcken auf das Tier einHieben. Bis endlich der Matador mit einem Sprunge die Pali- fade erklomm und von hier aus, vor jeder Gegenwehr sicher, den Stahl in den Nacken trieb."».. Erdbeben auf der Bühne. DaS erste große Ereignis ver nun einsetzenden Londoner Theatcrsaison wird allen Anzeichen nach das Drury Lane-Theater bringen: die Aufführung eines Dramas", das den Titel führt:»Die Hoffnung ", und dessen große Szene im dritten Akt mit weiser Berechnung auf die künstlerischen Bedürfnisse des englischen ThcakerpublikumS eine große Erdbebenkatastrophe auf die Bühne bringt. Ingenieure, Theatermeister und Kulissenfabrikanten sind bereits fieberhaft am Werk, um alle Vorbereitungen zu diesem.Clou" britischer Theaterkunst zu treffen. Die Handlung spielt in einer Stadt Siziliens , und die Zerstörung durch das Erdbeben soll mit dem größten Realismus wiedergegeben werden. Die Naturkatafttophe verteilt sich auf zwei große Szenen, von denen die erste in der von dem Autor zum Untergang verurteilten Stadt in einem Hotel- zimmer spielt. Man erlebt die ersten drohenden Anzeichen der kommenden Katastrophe und verspricht sich von dieser Spannung außerordentliche Wirkung auf die Zuschauer. Dann beginnt die Erde zu beben, die Wände des Zimmers verschieben sich, die Mauern beginnen zu bröckeln, die Tür spaltet sich, und im letzten Augenblick gelingt es noch, die entsetzten Insassen des Gemaches zu retten. In der folgenden Szene sind die Flüchtlinge im Hofe versammelt, während der Zuschauer mit Augen und Ohren den Einsturz des Hauses noch miterleben darf. Im Hintergründe des Bühnenbildes sieht man das Meer, und das schaurige Bild wird gekrönt von den mächtigen Umrissen des Aetna , dessen feurigem Schlünde weithin leuchtende Flammen entströmen. Was ich hiermit versuche," verheißt der Direktor des Theaters den Londoner Kunstfreunden,soll die größte Leistung des Bühnen- realiSmus werden. Und damit verbinde ich eine szenische Wieder- gäbe des Derby-Rennens, das Publikum wird die Pferde an der berühmten Tattenham-Ecke vorüberschießen sehen." Herrn Reinhardt zum Nacheifer empfohlen! Drahtlose Telegraphie beim Walfang. Eine ähnliche Einrichtung, wie sie jetzt für die deutsche Hochseefischerei eingeführt werden soll, um die mit diesem Gewerbe verbundenen Gefahren zu vermindern, ist aus weniger idealen Gründen in Amerika bereits verwirklicht worden. Bei uns soll die drahtlose Telegraphie, um deren Be- nutzung eS sich handelt, dazu dienen, die Fischereiflotte durch Signale vom Lande her zeitig vor dem Eintreffen eines Unwetters zu warnen. In Amerika verfolgt sie den Zweck, den Walfang vor Verlusten zu bewahren. Es ist nämlich an der nordamerikanischen Westküste, wo der Walfang noch Hviö der Partei* Ei« neuer Vorkämpfer. Die»Schkesische Bergwacht' ist unser jüngstes Partei« blatt benannt, das heute in Waldenburg in Schlesien erscheinen wird. Die Genossen des niederschlesischcn JiidustrierevierS, des einzigen schlesischen ReichstagwahlkreiseS, in dem ein Sozialdemokrat(Sachse) gewählt worden ist, hatten zunächst die Absicht, die neue Zeitung erst im Jahre 1912 berauszubringen. Unsere Gegner, die Reichstreuen und die Grubenmagnaten kommen aber Mtte September dieses JahreS ebenfalls mit einer Tageszeitung heraus. die ihnen eine wirksame Waffe beim Kampf um den Reichstags- Wahlkreis fein soll. Dieses Blatt wird in freikonservativ-reichSver- bändlerifchem Stil redigiert werden und ist vom Fürsten P I e ß und den anderen Grubenbesitzern des Kreises finanziert. Dieser Umstand zwang die Waldenburger Genossen, dem Feinde zuvorzukommen. Die redaktionelle Leitung des Blattes ist dem Genossen Richard Schiller , früher an der BreslauerVolkswacht", übertragen worden. Bis zur Errichtung der Druckerei wird unser neues Bruder- blatt in Breslau gedruckt. Die Etablierung der eigenen Druckerei wird spätestens im Februar 1912 erfolgen. recht eifrig und mit nennenslvertem Erfolge betrieben wird, nicht selten vorgekommen, daß Wale, die bereits harpuniert waren, von den Eingeborenen der benachbarten Gestade gestohlen wurden. Die Walfänger, die nicht immer imstande sind, ihre Beute sofort in Sicherheit zu bringen, beobachten ein höchst eigenartiges Verfahren, um die Riesenleichen bis zur Abholung aufzuheben. Man pumpt nämlich in den Körper des Wales so viel Lust hinein, daß er nicht untergeht, sondern mit der nötigen Ver- ankerung an einer Stelle in der Nähe der Küste schwimmen bleibt. Die Leute, die einen solchen Vorgang vom Lande aus be- obachtet haben, machen sich dann zuweilen das Vergnügen und den damit verbundenen Vorteil, das willkommene Beutestück auf die Seite zu bringen. Künftighin soll jedoch das Zaubermittel der drahtlosen Telegraphie dazu dienen, solche ärgerlichen Diebstähle zu verhindern. Bis jetzt sind füuf Walfangsschiffe mit diesen Apparaten ausgestattet worden, damit sie sofort die Erlegung eine? Wales und den Ort seiner Aufbewahrung nach der nächsten Station melden können. Katapulte beim Bau deS PanamakanalS. Wie aus Washington berichtet wird, hat man bei den DossierungSarbeiten des Panama - kanalS große Geschütze konstruiert, die den Zement an die Felsen- wände schleudern. Diese müssen nämlich, um der Zerstörung durch die Wassermassen zu entgehen, teilweise mit einer Zementschicht be- kleidet iverden. Da man nicht gut herangelangen konnte, versuchten es die Ingenieure mit Wurfmaschinen, die die Masse an die als nicht widerstandsfähig genug erscheinenden Wände schleudert. Diese Geschütze, die wohl an die Wurfmaschinen des Altertums und deS Mittelalters erinnern, werden durch Luftdruck gettiebcn und sollen täglich 266 Quadratmeter Felsenwand mit einer ein- zölligen Zementschicht bewerfen. Zur Bedienung einer solchen Maschine werden fünf Leute benötigt. Damit wäre daS Baugewerbe um eine wenn auch etwas phantastische Maschine reicher. So ganz neu ist das System mcht; denn wir besitzen bei uns zu Lande auch bereits eine Putz- Maschine zum Bewurf der Wände, die jedoch so unrentabel ist, daß sie nirgends angewendet wird. Die Zement schießenden Panama - maurer haben eben nur, wie in allem dort zu Lande, etwas größers Dimensionen gewählt. Notize». LudwigBarnah. der zuletzt als Direktor des höfischen KunsttempelS zu Hannover eine ziemlich belanglose Tätigkeit ent- wickelte, scheidet nun endgültig vom Theater, dem er über ein halbes Jahrhundert seine Kräfte wie seinen Ehrgeiz geopfert hat. Eine Ausstellung von Glasmalereien und Mosaiken kirchlicher wie profaner Art wird bei Kell» u. Nein» heute eröffnet.