knausern wolle, so liegen die Schwierigkeiten ansanderein Gebiete:Um diese zu verstehen, mich mm, auf den Ursprung deZMarolkohandcls zurückgehen, der ein rein plutokratischcr ist, und mif dieUnternehinuiigSlust und den beinahe unbegrenzten Einklutz zurück-zuführen ist, welchen eine rücksichtslose und gierige Oligarchie vonSpekulnntcii und Kapitalistei, seit Jahren ans alle sich einanderfolgenden Negieriingen der Republik und durch die Presse auf dasfranzösische Publikum ausübt."Das ist im großen und ganzen mich unsere Meuiung.nur gilt das Gesagte nicht nur für Frankreich, sondern ebensofür die imperialistische Politik aller anderen Staaten. DasBlatt meint weiter:„Aber gerade weil die. sagen wir. Befriedung Marokko? durchFrankreich gerade so wie seinerzeit der B u r e n k r i c g seilen? Eng-lands, alZ ein rein k a p i t a l i st i i ch- k o m n, e r z i e l l e sUnternehmen aufgefastt werden muß, kann man unsere Staats-»ränner nicht genug auf die Wichtigkeit aufmerksam machen, ivelche diepeinlichste und minutiöseste Sicherung unserer Volkswirt-s ch a f t l i ch e n u n d H a n d e l S i» t e r e s s e u im ZukUnftS-st a a t e Marokko erheischt.. Im groszen und ganzen scheint unsereRegierung von dem Grundsatz auszugehen,� daß. wenn schon einmaleine Regelung in Marokko stattfindet, diese so gründlich wiemöglich sei, und daß den Franzosen, wem, alle übrigen Bor-beding,», gen erfüllt sind, in politisches Hinsicht, soweit Deutsch-lnud in Frage kommt, volle Handlungsfreiheitgewährt wird. Damit ist aber hosseutlich gemeint, daßFrankreich in Marokko mit den politischen Rechten auchdie vollste politische Verantwortlichkeit über-nimmt. Obgleich das ja einigermaßei, in den bisherigen Verhält-nissen lag. sind beinahe alle Schwierigkeiten zwischen Deutschen undden französischen Militärbehörden darauf zurückzuführen gewesen,daß die letzteren Zwar alle Rechte des Eroberers beanspruchten, in,übrigen aber sich kräftigeren Reklamationen gegenüber hinter diescherifischen Behörden verschanzten, welche ja die Herren im Lande seien.Dieser Zustand muß anfhörcn! Frankreich muß in Zukunft, wenn esin Marokko politische Rechte ausüben will, direkt und per-sönlich in ganz Marokko sürLeben und Eigentumjedes deutschen Untertanen verantwortlich sein,und dieser Grundsatz kam, nicht scharf genug in dem abzuschließendenVertrage betont werden, falls derselbe zu einem befriedigenden Ab-schluß kommt.Weniger Gewicht wird auf den Einspruch gegendie Aufstsllung von marokkanischen Truppenund ihre Verwendung auf europäischem Boden gelegt. Zunächstwird die Defriedung Marokkos noch für viele Jahrzehntehinaus Truppen fordern, nicht aber diejünroer-b u n g von Kriegern im Dienste der Ungläubigeng e st a t t e n. Haben denn Algier und Tunis Frankreich bisherverläßliche arabische Streitkräfte in nennenswerter Zahl geliefert,welche sich zur Verwendung auf europäischen Boden eignen könnten?Die so oft und rühmend erwähnten Scnegalschützcn sind uns nochvor kurzem von Fachleuten, die sie an der Arbeit gesehen haben,in höchst zweifelhaftem Lichte geschildert worden.Nachdem so das Märchen von der«schwarzen Armee"abgetan ist, fährt der Offiziosus fort:Auf die wirtschaftlichen Abmachungen sollte, wie schon obengesagt, unser Auswärtiges Amt daS hauptsächlichste Gewicht legenund kein Jota übersehen. Inwieweit die Erzählungen vomErzreichtun, und speziell von den Eisenlagcrn zu Sus auWahrheit beruhen oder in das Bereich der Fabel zu ver-weisen sind, ist vermutlich im Auswärtigen Amt noch nicht bekannt,wahrscheinlich überhaupt noch ein unbekannter Faktor,aber man muß mit der Möglichkeit der Existenz solcher Mineralschätze rechnen und sie dem deutschen Handel und über-Haupt dem freien Wettbewerb der Nationenoffen halten. Dazu gehört nicht nur, daß jeder Deutsche imBesitze dessen, was er bisher rechtmäßig erworben hat, auch voll-ständig gesichert wird, sondern cö müssen auch dahingehende Ab-machungen getroffen werden, daß Erze frei von allen Be-schränkungen, Abgaben oder gar Exportzöllen auf den inter-nationalen Markt kommen können, ferner, daß der Besitz von Lager-statten oder Bergwerksrechten auch an die V e r p f l i ch t u„ g zumAbbau gebunden ist, denn ohne solche Bürgschaften würde sicherlichdie langarmigc Oligarchie, auf deren Gebiet Frankreich an diestachlige Aufgabe der Durchdringung Marokkos gegangen ist, Mittelund Wege finden, diese Erzlager dem freien Wettbewerb zu ent-ziehen und zu ihrem Vorteil zu verwenden.Was die Besitzergreifung und die Besiedlungvon'Sus betrifft, so ist auf die Unzweckmäßigkeit dieser Forderungvon uns schon wiederholt hingewiesen worden. Erstens ist dagar nichts oder nur sel,r wenig mehr zu besiedeln, da das Landchon ausreichend besetzt ist, und zweitens haben wira u m Siedler, die dahin passen. Und schließlich muß mandoch auch weiter blicken. Was würde denn unser Reichstagzu dieser Erwerbung eigentlich sagen, die mit einer kkreditforderungvon einer ansehnlich runden Zahl von Millionen für Hafen- undWegebauten und mit der Berschisfung und Unterbringung vonmindestens einem ArmrekorpS j;inz»leitei, wäre, und noch ganzandere Löcher in den Staatssäckel reißen würde, alsetwa unser Dcutsch-Südwest? Es lvürde für das Deutsche Reichnicht mehr oder weniger bedeuten, als eine neue und sehr gefähr-liche, dabei vollkommen unnütze Achillesferse.Schön ist das ja gerade nicht gesagt, denn Achillesfersensind immer unnütz, aber manches Richtige. Schärferlann in der Tat der alldeutsche Wahnsinn, aus Marokko eine„Siedelungskolonie" zu machen und deshalb mit FrankreichKrieg zu führen, nicht kritisiert werden. Sollte der Artikelin der Tat die Ansichten der Regierung wiedergeben, dannwürde für Marokko die Garantie der offenen Türverlangt, ein Verlangen, das, wenn nicht mit unnützen Schi-kanen verbunden, auch von Frankreich zu erfüllen ist. Wegender„Kompensationen" aber, die für das deutsche Volk wirklichnicht von Bedeutung sind, einen Krieg führen zu wollen,dargn darf keine Regierung denken.Es wäre aber Zeit, daß der Ungewißheit einEnde gemacht und die deutsch? Regierung endlich sagt, wassie eigentlich will. Die öffentliche Meinung wird immernervöser, wilde Gerüchte springen auf und schließlich mußHandel und Industrie durch die Unsicherheit der Lage in Mit-lcidenschaft gezogen werden. Wenn wir den Krieg vermeiden,werden wir dank dieser glorreichen Diplomatie doch vonKriegskosten nicht ganz verschont bleiben. Soll es dennlange noch so fortgehen?Gerüchte.In Frankfurt a. M. verbreitete sich am Montag das Ge-rächt, das 18. Armeekorps sei wegen der Kriegsgefahr aus demMunöver zurückgerufen worden. Das Generalkommando machte so-kort bekannt, daß daS Gerücht falsch sei, fand aber im Volke wenigGlauben.In Stettin fand in den letzten Tagen infolge der Kriegs-furcht ein starker Ansturm auf die Städtische Sparkasse statt. In denletzten drei Tagen wurden mehrere Millionen abgehoben. Alle De-ruhigungSversuchc schlugen fehl. Auch Dienstag vormittag dauerteder Ansturm noch fort.Spanische Kriegstreibercien.Barcelona, 5. September. Seitens der am spanisch-marokkani-scheu Handel beteiligten Kreise ist an die Regierung ein Telegrammgerichtet worden, in dem sie energisch die BesitzergreifungI f n i s durch Spanien innerhalb der festgesetzten Frist verlangen.Andernfalls würde die schlechteste Wirkung im Lande hervorgerufenwerden, dg wall die Ursache der Nichthesetzung auf die dagegen ge-richtcken Angriffe der französischen Presse zurückführen iöürde, diehier einen tiefen Eindruck machten.— Es soll eine Versammlungeinberufen werden, um die Regierung, aufzufordern, die RechteSpaniens zu wahren.TaS württembergische Proletariat über Marokko.In seinem Referat über die Rcichstagswahlen auf demwürttcmbergischen Parteitag kam Genosse Hildenbrand auchauf das Marokkoabentcucr zu sprechen und führte aus:„Die Reichs-tagsfraktion wird beim Wiederzusammentritt des Reichstags vonder Regierung Aufklärung über die Stellung Deutschlands zurMarokkofrage verlangen. In der Marokkofrage be-steht in der ganzen Partei nicht die geringsteMeinungsverschiedenheit. Den Sozialdemokraten möchteich kennen, der auch nur die leiseste Andeutung zugunsten einesKrieges zu machen wagte.(Sehr richtig!) Die Sozialdemokratie istals Partei fest entschlossen, mit allen Mitteln jeglichenKrieg zu verhindern und dem Frieden die Wegezu ebnen.(Beifall.) Es entspricht jedenfalls auch ihrer vollstenUcberzcugung, wenn ich sage, daß Marokko nicht dieKnochen eines einzigen Arbeiters wert ist. Es liegteine Resolution zur Marokkofrage vor. ES wäre überflüssige Wort-Verschwendung, wenn ich Ihnen die Annahme derselben noch be-sonders empfehlen wollte.Hierauf wird die folgende Resolution der Genossin Zetkineinstimmig angenommen.«Die am 2. und 3. September in Stuttgart versammelten360 Delegierten der sozialdemokratischen Organisationen Württem-bergs mit ihren fast 30 000 Mitgliedern sprechen ihre Entrüstungaus über die Einmischung der deutschen Regierungin den Marokkohandel und über den empörenden Versuch,in Verbindung dansit Teutschland in einen Krieg mit Frankreichhineinzuhctzen. Sie fühlen sich eins mit den klaffen-bewußten Arbeitern Frankreichs und Englandswie der anderen Länder in dem Abscheu vor jedem Völkermord,dessen furchtbare Folgen in erster Linie von der Arbeiterklasse zutrage» sind.In dem Marokkohandel erblicken die Vertreter der Sozialdemo-kratie in Württemberg das notwendige Ergebnis der kapitalistischenEntwickelung, die dank der sich immer schärfer zuspitzenden wirk-schaftlichen und sozialen Gegensätze der bürgerlichen Ordnung zureroberungstollcn WcltmachtSpolitik treibt. Die Weltmachtspolitiksoll die Lebensdauer des Kapitalismus und damit die Dauer derAusbeutung und Unterdrückung der arbeitenden Massen verlängern.Sie will die ganze Erde in AuSbeutungsstättcn des Kapitalismusverwandeln, bringt nur einer Hand voll Ausbeuter Riesengewinncein und bedeutet für die große Masse des arbeitenden Volkes stei-genden Steuerdruck. Teuerung und stete Kriegs-g e f a h r, wie im allgemeinen eine reaktionäre Heimatspolitik, diezur Stärkung des selbstherrlichen Regiments führt. Die Versam-melten protestieren gegen die Schmach, daß das Schicksal des beut-schen Volkes abhängig ist von dem hinter verschlossenen Türen vorsich gehenden Schachergeschäft einiger sogenannter Staatsmänner,mit denen das deutsche Volk nichts gemein, für die es keine anderenGefühle als die des unbegrenzten Mißtrauens hat. Sie fordern inUebereinstimmung mit dem klassenbewußten kämpfenden Proleta-riat von ganz Deutschland die sofortige Einberufung desR e i ch e t a g s und brandmarken die herausfordernde Weise, inwelcher die württembergische Regierung sich zur Interpellation dersozialdemokratischen Landtagsfraktion gestellt hat.Die Versammelten geloben, an ihrem Teil dahin zu wirken,daß auch in Württemberg die werktätigen Massen mit allen ihnenzu Gebote stehenden Mitteln der Gefahr eines Weltkrieges entgegen-wirken. Die Furcht vor der sozialen Revolution war bisher dassicherste Mittel, den Weltkrieg zu verhindern. Die Versammeltengeloben, dafür sorgen zu wollen, daß diese Furcht der herrschendenKlassen vor den sozialen Konsequenzen eines Weltkrieges auch inZukunft lebendig bleibt. DaS beste Mittel hierzu erblicken sie inrastloser politischer Aufklärung und in dem weiteren kraftvollenAusbau der Arbeiterorganisationen."Zum IPartclllonfliltt In Württemberg.Unser Stuttgarter Parteiorgan veröffentlicht einen Leitartikel über den Verlauf des württembergischen Parteitages, demwir folgende Darstellung entnehmen:„Das Interesse konzentrierte sich begreiflicherweise auf denParteikonflikt, der gründlich aufgerollt werden sollte, um eine gewisseEntscheidung zu ermöglichen. Zu diesem Zweck wurde bescblosscn,den Genossen P f l ü a e r mit einem möglichst erschöpfenden Referatan der Hand der Akten des Landesvorstandes zu beauftragen.Dieser Vortrag zog sich am Samstag abend nahezu bis i/all Uhrhin. Die Sitzung vom Sonntagvormittag begann mit der Be-gründung der zum Punkt Presse vorliegenden Anträge, und imAnschluß daran bekamen die beiden an dem Parteikonflikt in ersterLinie beteiligten Redakteure, W e st m e y e r und Keil, das Wort.Nachdem eine Reihe weiterer Diskussionsredner gesprochen hatten.liefen Schlußanträge ein, die sich des öfteren wiederholten, aufdie eindringlichen Mahnungen des Genossen Dietz aber immerwieder zurückgezogen wurden, weil man alles versuchen wollte,um eine Verständigung herbeizuführen. Die Presscdebatte dehntesich auf diese Weise aus bis in den Nachmittag. Die großeMehrheit der Delegierten deS Lande? gab zu erkennen, daß sieeine P r e ß k o m m i s s i o n, wie sie von Stuttgart aus verlangtwurde nicht für wünschenswert halte. Die Mehrheitwollte, daß die„Tagwacht", an deren Förderung die Genossen desganzen Landes seit Jahrzehnten mitgearbeitet haben, LandeSorganim vollen Sinne des Wortes bleiben solle. DaS zeigte sich nochin der VormittagSsitzung, als ein vom Genossen Hildenbrandeingebrachter Antrag auf Errichtung einer Preßkommission nichteinmal die geschäftsordnungSmäßigc Unterstützung von 15 Mit-gliedern fand, ohne die ein Antrag nicht zur Beratung zugelassenwird. Schließlich berief Genosse Ebert die Mehrheit der Tele-gierten von Stuttgart und einigen anderen Mitgliedschaften zueiner Besprechung zusammen, in der der neue Antrag zustandekam, eine Preßkommission von 7 Mitgliedern zu wählen, vondenen 4 von Gr o ß- S t u t t g a r t, je 1 vom 1., 2. und 4. Kreis-vcrein gewählt werden sollten. Genosse Ebert befürwortete denAntrag. Mehreren folgenden Rednern ging er erheblich zu weit,da er sogar über die Regelung hinausgeht, die für die Mitver-waltung der Berliner Genossen am„Vorwärts" durch das deutscheParteistatut getroffen worden ist. Dazu kam noch die Unitimmig-kcit, daß zunächst Groß-Stuttgart für sich 4 Vertreter wählen unddann Alt-Stuttgart noch einmal im ersten, Cannstatt im zweitenWahlkreis mitwählen sollten. Die Mehrheit der Stuttgarter Tele-gierten erklärte, daß sie den Antrag als das„Mindestmaß"ihrer Forderungen bezeichnen müsse. Die Mehrheit der Laiches-Versammlung erklärte sich nach langem innerem Widerstrebenzu einem sehr weitgehenden Entgegenkommen bereit. Sie unter-stützte jetzt nach vielen vermittelnden Bemühungen deS GenossenHildenbrand dessen vorher abgelehnten Antrag. Hiernach bestehtdie Preßkommission auß 7 Mitgliedern, von denen 4 vom 1., 2 vom2., 1 vom 4. Wahlkreis zu wählen sind. Die Grundlageder Wühl bildet also genau wie im Reichsstatut der Wahlkreis-verein. Nur Stuttgart und die nächste Umgebung sollte inder Kommission vertreten sein, das ganze übrige Land nicht. Wenndie große Mehrheit der Landesvcrsammlung, die ursprünglich gegenjede Preßkommission war, auf die sehr bewegte Empfehlung durchHildenbrand und andere Genossen schließlich nach Ablehnung desvorerwähnten Antrags diesem Antrag zustimmte, so bedeutet da?eine Kundgebung der Friedfertigkeit, die hätte gewürdigt werdensollen. Die Mehrheit der Stuttgarter Delegierten aber lehnte auchdieses Entgegenkommen schroff ab. Vor der Abstimmung wares noch zu erregten Szenen gekommen. Ten beiden beteiligici,Redakteuren noch ausführliche Schlußworte zu gestatten. Ichinedie Versammlung ab. Die Presseerörterungen hatten schon mehrals 7 Stunden gedauert und die ganze übrige Tagesordnung warnoch zu erledigen. Auch eine persönliche Bemerkung, in der W e st-meyer gegen Ausführungen Keils Stellung nehmen wollte, wurdevon der Versammlung nicht zugelassen. StürmischeSchlußrufe hinderten den Redner am Sprechen. Das istebenso bedauerlich wie so manche ähnliche Szene in Stutt-garter Parteiversammlungen. Erklärlich— nicht gerechtfertigtwird dieses Vorgehen der Mehrheit der Landesversammlung ausder gereizten Stimmung, die nicht ohne Mitschuld des einen Teilsder Stuttgarter Delegierten hervorgerufen worden war. Die Landes-Versammlung hatte den Wunsch aus Schaffung einer Preßkommissionfür das„Industriegebiet" Groß-Stuttgart in sehr weitgehendemMaße erfüllt, der eine Teil der Stuttgarter aber hatte jedesEntgegeukominen abgelehnt und die bedingungslose Erfüllung seinerForderung verlangt. Nach der Abstimmung verließen dieseStuttgarter mit einer Anzahl anderer Genossend e n S a a l, worüber sich der Vorsitzende Dietz in scharfen Wortenberechtigter Mißbilligung ausließ. Später überbrachto GenosseB u l l in e r als Vertreter der fortgegangenen Delegierten zweiErklärungen, in denen gegen die große Mehrheit der Landesver-sammlung in schärfster Weise Stellung genommen wird. Voreiner ruhigen, von aller Erregung freien Beurteilung der ganzenSachlage können diese Erklärungen nicht standhalten.Erwähnt sei noch der Beschluß, wonach die Redaktion der Tag-wacht mit den, Ausscheiden des leitenden Reakteurs eine Neu-besctzung erfahren soll, und eine mit gewaltiger Mehrheit an-genommene Resolution, die sich über das persönliche Verhalteneines Redaktionsmitglieds(Wvstmeyer) mißbilligend ausspricht.Die Landesvcrsammlung hat nun gesprochen, und zwar miterdrückender Mehrheit. Die Disziplin nicht nur, sondern auch diebevorstehenden schweren Kämpfe erfordern, daß jeder Parteigenossesich den gefaßten Beschlüssen fügt. Es ist ein dringendes Erfordcr-nis, daß der volle Friede in der württembergischen Partei wiederhergestellt wird, wenn wir geschlossen den großen Aufgaben gerechtwerden wollen, die uns gestellt sind."Den eingehenden Bericht über den Konflikt wir die„Schwab.Tagw." erst in der nächsten Nummer bringen.Die Vorgänge auf dem württembergischen Parteitag werdennicht verfehlen in der ganzen Partei unliebsame? Aufsehenund tchmerzlicheSEr staunen wachzurufen. In diesen ernstenZeiten, kurze Zeit vor den ReichStagSwahlcn wäre eS oberste Pflichtaller württembergischen Genossen gewesen, den Konflikt zu ver-meiden. Wir wissen allerdings, daß das keine leichte Aufgabt ge-wesen wäre, da die Streitigkeiten in Stuttgart, aus prinzipielle»Differenzen entstanden, bei denen die Stuttgarter Genossen die inder Partei herrschenden Anschauungen vertraten, sich schließlichpersönlich zugespitzt und innerhalb der Redaktion zu heftigenZnsammenstößen geführt hatten. Nichtsdestoweniger hätte eineBeilegung doch noch möglich sein müssen, hätte dieLandeSversammlung selbst den vermittelnden Stinnnen undnamentlich dem erfabrenen Rate der Genossen Ebert undDietz mehr Gehör geschenkt. Aber leider war dieStimmung der ländlichen Delegierten von Anfang an nicht günstig.Der Konflikt in Stuttgart, von der bürgerlichen Presse weidlich aus-geschlachtet, erschwerte natürlich in den ländlichen Gegenden dieAgitationsarbeit. Die Delegierten kamen so zum Parteitag mit derAbsicht, um jeden Preis, Schluß zu machen. Dafür ist folgendeAuslassung des Heilbronner„Neckar-Echo", das überhaupt Ivenigzum Frieden in der Partei beiträgt, ganz charakteristisch:„Jedenfalls ist die übergroße Mehrzahl der Land-delegierten fest entschlossen, unter allen Umständendie Dinge aus der Welt zu schaffen, die uns in der Landagitatiouseit Monaten die Arbeit in der empfindlichsten Weise hemmen underschweren. Da wird alle DarstelluugSkunst dieSnial vergebensfein. Unsere Landespartei trägt ein arg beschädigtes Kleid unddas wollen wir ausbessern, ehe wir in den Wahlkampf ziehen.Wir wissen uns einig mit all den Genossen, die auf schwierigeVorposten gestellt und die unendlich häufiger gezwungen sind,Auge in Auge mit dem Gegner zu stehen, als die Genossenin den großen Städten. Darum reden wir, unbekümmert um dieUngnade, die wir uns wieder zuziehen werden.Es ist nicht mehr möglich, der gründlichen Aussprache undder klipp und klaren Entscheidung ohne alleHalb-heiten noch länger aus dem Wege zu gehen. Der Schadenwürde sonst nur„och tiefer fressen."Aus dieser Stimmung erklären sich die F e h l e r. ES war schonfalsch, den Antrag, den Konflikt einer Kommission zu überweisen,abzulehnen, wenn auch diese Ablehnung vielleicht durch die Borlogeeiner Broschüre von feiten der Stuttgarter, die heftige Angriffeenthielt, provoziert sein mochte. Was aber viel schlimmer war undbei der ohnehin erregten Stimmung schließlich jede Verständigungausschloß, war die Annahme des Antrages G ö h r i n g. Denndieser Antrag bedeutete in der Praxis nicht nur die Entlassung derbeiden radikalen Redakteure, die das Vertrauen der StuttgarterOrganisation genießen, sondern eö war auch der schwersteEingriff iit die vi echte der Preßkommission undmachte dieses dankenswerte Zugeständnis wenigstens für den Augen-blick in den Augen der Stuttgarter wertlos.Allerdings, alle diese Fehler fließen aus einem allgemeineren:aus der zu geringen Berücksichtigung, die die auf dieMehrheit der ländlichen Delegierten gestützten Führer denStrömungen der Stuttgarter Organisation, die„ach Mitgliederzahlund finanzieller Leistungsfähiglcit das Rückgrat der württembergischen Partei bildet, angedeihen ließen. ES ist eben auf die Dauerunmöglich, der Stuttgarter Organisation ihren legitimen Einflußauf ihr Blatt verwehren z» wollen und der Parteitag mußte es'elbst anerkennen, als er die Einsetzung der Preßkommission beschloß.Umsoweniger durfte er dann durch den Antrag Göhring diese»Einfluß wieder auszuschalten suchen. Es ist auch unmöglich, auf dieDauer eine Politik zu«reibe», die der prinzipiellen Auffassung einero bedeutenden Mitgliedschaft zuwiderläuft und zugleich dieser Mit-gliedschaft«S fast unmöglich macht, ihre Auffassung in einem unterihrem Einfluß stehenden Blatt zum Ausdruck zu bringen. Es isteine schlechte Politik, die zu solchen Konflikten führt, und wiederzeigt eS sich, daß weit wichtiger als taktische Finessen inden Parlamenten die Aufgabe ist, durch eine Politik, diefich keinen Lugenblick dem Verständnis der Mafien ent-remdet, die Einheit und Schlagkraft unserer Organisation zuerhalten.Die Stuttgarter Parteigenossen haben für Dienstag abend be-reits ihre Porteiversammlung einberufen und der neue Landes-vorstand appelliert in seinen, Aufruf an die Einigkeit der Genossen.Hoffen wir. daß, nachdem in der Vergangenheit schwere Fehler ge-macht worden sind, Fehler auf beiden Seiten, sich bald«in Wegfindet, der der Stuttgarter Organisation gibt, was sie beanspruchenkann, ohne der würtembergischen Partei das ihre zu nehmen.»Der Aufruf des LandcSvorstandeS.Der nengewählte Landesvorstand erläßt einen Aufruf, in demeS heißt:„Die LandeSversammlung hat nach eingehenden BeratungenBeschlüsse gefaßt, die für die Partei in Württemberg von weit-