Eindrucksdolle Friedenskundgebungen des Proletariats fanden I werden. Wer mochte>aver zu behaupten wagen, daß es in Preußenam Sonntag nachmittag in Frankfurt a. O. und am Dienstag-abend in F ü r st e n w a l d e statt. Die Versaminlung in Frankfurt a. O. war von annähernd 2000 Personen besucht. ReichstagSabgeordneter Eichhorn referierte.. Die Versammlung inFür st en Walde fand im größten Saale de« Orts statt und wiesüber 1800 Besucher auf. Hier sprachen ReichstagsabgeordncterF a b e r« Frankfurt a. O. und Genosse Charpentier« Fürsten-Wälde. Die Ausführungen wurden mit stürmischer Zustimmung aufgenommen. In beiden Versammlungen wurden Resolutionen ein-stimmig angenommen, die die Kriegshetze verdammen und die Aufrechterhaltung des Friedens fordern.Die englische Presse und die Berliner Demonstration.London, 4. September 1911.(Eig. Ber.) Die gewaltige De-monstration der Berliner Arbeiter gegen die Kriegshetzer wird vonder englischen Presse so gut wie totgeschwiegen. Die meistenBlätter begnügen sich mit der Wiedergabe eines farblosen Reutertelegramms; andere widmen diesem Machtvollen Eingreifen desdeutschen Volkes in die auswärtige Politik seiner Machthaber nureinige Zeilen in einer versteckten Ecke ihrer Spalten. Und dieseselben Blätter füllen Spalten mit dem elenden Geschreibsel eine?istntcrpommerschen Wurstblättchens und den chauvinistischenRodomontaden käuflicher Preßreptilien, die sich als' die Wortführerdes deutschen Volkes aufspielen. Man bemüht sich, im englischenVolke den Glauben zu erwecken, als sei die Handvoll Schreier, dievor kurzem in Berlin mit Müh und Not eine„Eck- und Winkel-Versammlung", wie der englische Volksmund sagt, zustand?brachten, das deutsche Vokk, das nach dem Blute seiner englischenFeinde trachte. Durch diese Politik erzielt man nicht allein, daßman die Aufmerksamkeit des Volkes, das noch immer wie dietäglich stattfindenden Massenversammlungen beweisen— von denletzten wirtschaftlichen Kämpfen ungeheuer aufgeregt ist, von deminneren Elend ablenkt, sondern man bereitet auch den Boden fürkommende Fkottenausgaben vor. Auch scheinen mancheBlätter nicht zu wissen, was sie mit dem aktiven Eingreifen einesVolkes in die äußere Politik anfangen sollen. Ihre äußere Politik»st das gewöhnliche Gemengsel von Albernheiten, diplomatischerGeheimniskrämerei und sich diametral widersprechender Nachrichten,das dem einfachen Bürger, der das nicht versteht, begreiflich machenwill, welch dummer Kerl er im Grunde genommen ist. Der einzige,der einen einigermaßen ausführlichen Bericht über die Friedens-demonstration der Berliner Arbeiter bringt, ist der Korrespondentdes„D a i l y T e l e g r a p h". Er berichtet, daß eine solch gewaltigeDemonstration, wie sie letzten Sonntag im Treptower Park statt-fand, augenblicklich nur in Berlin möglich sei. Es sei schwer ge-Wesen, die Zahl der Demonstranten festzustellen; sicher seien esüber 100000, vielleicht aber auch 300000 gewesen.Die Demonstration habe wieder einmal' die außerordent-liche Stärke. Disziplin und Organisation derSozialdemokratie in Berlin und Deutschland bewiesen.Ferner habe sie dargetan, daß die„vollständige nationale Ein-mütigkeit" über Marokko, von der die monarchisch gesinnte Presseseit Wochen unaufhörlich rede, in Wirklichkeit nicht existiere. Jeden-falls sei es eine„Einmütigkeit", an der die Arbeiterschaft Deutsch-lands nur geringen Anteil habe.Die gegenwärtige Kriegshetze wie auch die jüngsten Ereig-Nisse im wirtschaftlichen Leben Englands zeigen wieder einmal, wiedringend notwendig eine selbständige Arbeiterpresse indiesem Lande ist. Die Leichtigkeit, mit der unter den herrschendenVerhältnissen die Gemüter des englischen Volke? von den bürger-lichen Sudelblättern vergiftet werden können, bildet eine Gefahr fürden Völkerfrieden._politifcbe Qcberlicbt.Berlin, den 6. September 1911.Geht Herr v. Jagow?Die„Neue Ges. Korresp." meldet, daß Herr v. Jagow,Berlins genialer Polizeipräsident, demnächst die Stätte seines„segensreichen" Wirkens verlassen wird. Er soll Re-giernngspräsident werden, und zwar, wie verlautet, in Oppeln(Schlesien), da der jetzige Regierungspräsident in Oppelnv. Schwerin zum Nachfolger des Oberpräsidenten v. Waldowin Posen bestimmt sei.Als Ersatz für ihren Jagow soll den Berlinern der jetzigePolizeipräsident von Breslau, Herr Heinrich v. Oppen, früherLandrat des Kreises Oberbarnim, beschert werden.Wir bedauern sehr, daß Herr v. Jagow geht, trösten unsaber mit dem Gedanken, daß Herr v. Oppen von gleicherhervorragender Güte ist._Gegen die Teuerung.Der Magistrat der Stadt F r a n k f u r t a. M. hat demStadtverordnetenkollegium eine Erklärung zugehen lassen, wo-nach er angesichts der vorhandenen Teuerung für Gehälterund Löhne 300009 M. mehr bereitgestellt habe. Der Antragauf Getvährung einer Teuerungszulage ging von der sozial-demokratischen Fraktion aus. Gleichzeitig nahm die Stadt-verordnetenversanimlung einen Antrag an, den Magistrat zuersuchen, gemeinschaftlich mit ihr bei der Reichsregierung umOeffnung der Grenzen für Schlachtvieh und vorübergehendeHerabsetzung der Getreide- und Futtermittelzölle zu petitio-nieren._Die nationalliberale Partei muß ein Bersammlnngs-lokal haben.Die nationalliberale Partei muß allerorts ein Versammlungs-lokal haben. In diesem Sinne hat der Bezirksausschuß in Düssel«pars in den letzten Tagen„nach Recht und Gesetz im Namen desKönigs" in einer Verwaltungsstreitsache entschieden. In der GemeindeSchonnebcck bei Essen, die 8900 Einwohner zählt und über 15„katholische" Wirtschaften verfügt, war vor kurzem vom KreiSauSschnß demnationalliberalen, evangelischen Lehrer a. D. HuSmann eine neueKonzession erteilt. Gegen diese KonzessionSerteilung erhob derPolizeipräsident beim Bezirksausschuß Einspruch, der sich auf folgendeBegründung stützte: Für die Konzession Husmanus habe der evan-gelische Teil der Einwohner Schonnebecks und der nationalliberaleVerein agitiert, weil 14 der vorhandenen Wirtschaften ausschließlichvon Zentrumsanhängern besucht würdey und eS dem nationalenVerein an einem Versammlungslokal fehle. � Der Kreisausschußhabe aus diesen Gründen auch die Konzession erteilt. SolcheGründe dürften aber für die Erteilung einer Konzession nicht bc-stimmend sein, lediglich die Bedürfnisfrage im allgemeinen müsseentscheiden. Der Bezirksausschuß wies den Einspruch des Polizeipräsidenten kostenpflichtig ab und schloß sich den Gründen des Kreis-ausschusseS völlig an. indem ausdrücklich anerkannt wurde� daß dieKonzession„auf Grund der bestehenden Verhältnisse" hätte erteiltVerden müssen. Diese Entscheidung ist umso bezeichnender, alsSerade in der Gegend von Schonnebeck unter der Aegide derselbenlegierungSorgane. die die Notwendigkeit eine? Versammlungslokalsfür die Rationalliberalen von Rechtswegen durch Urteil attestieren.systematisch der Sozialdemokratie die Versammlungslokale abgetriebenzweierlei Recht gibt?Auch eine„unabhängige" Zeitung.In Waldenburg in Schlesien ist eine Tageszeitung ge-gründet worden, die in der Hauptsache den Kampf gegen die Sozial-demokratie zu führen hat und mithelfen soll, der Sozialdemokratieden Preis zu entreißen. Unsere Genossen hatten schon von Anfangan diese Gründung als eine solche der Grubenkapitalisten bezeichnet.Die geschäftlichen Leiter dieser Zeitung wollten durch preßgesetzlicheBerichtigungen erzwingen, daß man ihrem UnabhängigkeitsgeredeGlauben schenken sollte. Jetzt geht nun der„Schlesischen Berg-wacht" und einem freisinnigen Blatte des Kreises eine vertraulicheAufstellung zu, die mit absoluter Sicherheit beweist, daß das ganzen i e d e r sch l e fisch e Kohlensyndikat Geldgeber dieser„unabhängigen" Zeitung ist. Diese Aufstellung sieht so auS:fiiift Pleß.....khilf-FriedenshoffmingReichsgrafGrube GlüFuchsgrubevon Kulmitzsche Gruben..von Tielsche GlaSmanufakturNiederschlef EleltrizitätswerkWilhelmshütte.....Karlshütte.......Ticlsch u. Co......... 6 000Kaufmann Schulz....... 8 000Redakteur Lippold....... 8 00020 00018 00013 00013 00013 00010 0008 0008 000M.Summa 130 000 M.130 000 M. waren öffenllich als Gründungskapital angegeben.Die Geldgeber wurden natürlich nicht bekanntgegeben.— Nach derVeröffentlichung der beteiligten Kapitalisten kann sich die Zeitungdas Versteckspiel im Text sparen. Sie kann sich nun ungeniertund offen gleich der„Post" und der„Nheinisch-Westfälifcheu Zeitung"als Scharfinacherblatt geben._Klerikale Verleumder.Die Zentrumspresse benutzt mit Vorliebe Begebenheiten, diesich an Beerdigungen anknüpfen, zur Verhetzung und Fana-tffierung ihrer Anhänger. Die schwarzen Auguren wissen, daß ihrAnhang in diesem Punkte außerordentlich empfindsam ist. OhneVerdrehungen und Verleumdungen geht es dabei niemals ab. DerBachcmsche„Lokal-Anzeiger" in Köln, eines der nichtsnutzigstenaller ultramontanen Preßerzeugnisse, arbeitet besonders gern mitdiesem Trick. Erst kürzlich haben wir nachgewiesen, daß ein Artikel,der von diesem Blatt in die Welt gesetzt worden war und d i eRunde durch die gesamte schwarze Presse gemachthatte,, völlig erlogen war.„Sozialdemokraten" sollten in Köln-Sülz einen Leichenzug verhöhnt und den Geistlichen beschimpfthaben. In Wirklichkeit hatten junge Bauarbeiter, die niemalsich um die Sozialdemokratie gekümmert habenund auch nicht gewerkschaftlich organisiert waren, zum Teil sogarStreikbrecher gewesen sind, sich einige ziemlich harmlose Ungehörig-leiten vor Beginn des Leichenzuges erlaubt. Jedenfalls hatte dieSozialdemokratie mit dem Vorgang nicht dasallermindestezu tun.Dasselbe gilt von einem Vorfall bei einem Begräbnis inKöln-Niehl. Es ist dort zu unbeschreiblich wüsten Auftrittengekommen, bei denen ganz allein die Gegner der Sozialdemo-kratie aktiv waren. Dennoch erschien im Kölner„Lokal-Anzeiger" und nachher in der übrigen Zentrumspresse ein Ar-tikel unter der Neberschrist:„Sozialdemokratische F l e ge-leien an offenen Gräbern". Unsere Freunde in Köln-Niehl hatten indes keine Lust, die klerikalen Verleumdungen aufsich sitzen zu lassen, zumal der„Lokal-Anzeiger" trotz einer ihmvon dem Hauptbeteiligten zugesandten Berichtigung seine Lügenaufrecht erhielt. Dieser Tage standen nun zwei der Hauptatten-täter wegen Beleidigung vor dem Kölner Schöffengericht.Die Verhandlung ergab, daß die Vorgänge sich buchstäblich sozugetragen haben, wie die sozialdemokratische Presse sie in der Ab-wehr gegen die klerikale VerleumdungSmcute geschildert hatte, unddaß den an der Beerdigung teilnehmenden Sozialdemokraten hoch-stes Lob wegen ihres taktvollen Benehmen? gespendet werden muß.Die Angeklagte Katharina K l e s i u s mutzte zugeben, daß siein das Grab des Beerdigten hineingesprungenwar, den von unseren Parteigenossen hineingelegten Kranz zer-rissen, die Stücke über die Hecke geschleudert undden in der Nähe stehenden Genossen zugeschrien hat:„Ihr sozialenSäue!" Dem Kranzträger rief sie zu:„Geh fort, sonst spuck ichDir ins Gesicht!" Und das alles, obwohl unsere Genossen dieursprünglich an dem Kranz befestigt gewesene rote Schleife schonvor Beginn deS Leichenzuges aus Rücksicht auf den von der Jen-trumspresse Tag sür Tag verhetzten Teil der Nichlcr Einwohnerentfernt hatten.Das Gericht hielt mit seiner Entrüstung über das beispiel-lose Betragen dieses frommen weiblichen Schützlings der Zentrums-presse nicht zurück. Unsere beschimpften Parteigenossen erklärtentrotzdem, daß sie auf die Bestrafung des Weibes keinen Wert legten.Sie gaben sich damit zufrieden, daß die Angeklagte Abbitte tat undim„Lokal-Anzeiger" und einem anderen Kölner Blatt eine öffent-liche Erklärung abgibt. Ferner mußte sie die Gerichtskosten über-nehmen.Auch der zweite Angeklagte, der Arbeiter Matthias Engels,konnte auf die Frage des Vorsitzenden nicht das geringste vor-bringen, woraus unseren Genossen ein Vorwurf hätte gemacht wer-den können. Das Gericht verurteilte ihn zu 20 M. Geldstrafewegen Beleidigung und Bedrohung. Nur seine Aufregung und seinungewöhnlich geringer Bildungsgrad schützten ihnvor höherer Strafe, wie die Urteilsbegründung hervorhob.In der Tat sitzen ja die wirklich Schuldigen in den Redaktionender verlogenen Zentrumspresse und sonstwo. Sie sind die moralischGebrandmarkten.Der„Hauptfeind von Thron und Altar".DaS Jahr 1848 mit seinen Unruhen und Empörungen in denverschiedenen Ländern hatte es den Völkern zum Bewußtsein ge-bracht, daß in ihrer Mitte ein gemeinsamer Feind allerstaatlichen Ordnung vorhanden sei. Die folgenden Jahr-zehnte innerer Ruhe ließen das Gefühl für die drohende Gefahrschwinden, und selbst die Warnrufe bedeutender und einsichtigerMänner vermochten nicht, die Völker miS ihrer Vertrauensseligkeitzu wecken. Bis der Feind, in der Stille immer' stärker geworden,im Jahre 1909 sich der Welt in seiner ganzen Größe und Gefahroffenbarte.- Als die Untaten des spanischen Revolutionärs Ferrerans Licht kamen, da gingen endlich der Menschheit die Augen auf:Auf einmal erkannte man in unabhängigen Kreisen wieder,wo die Ursache von all den zum Umstürze notwendig führendenEntwickelungen der letzten Jahrzehnte im religiösen und praktischenLeben zu suchen sei. Die Freimaurerei, das ist der Feind!— soheißt eS seitdem in vielen, namentlich aber in den katholischenTagrSblättern. In der Tat: Der Feind alles dessen,was uns als friedliebenden Bürgern, treuenUntertanen und gläubige» Christen teuer undheilig ist, der Feind, von dem in unserer Zeit in letzterInstanz all die Senderungen und Maßnahmen auf staatlichemund religiösem Gebiete ausgehen, die wir so oft beklagen müssen,dasistdiegeheimeGesellschaftderFreimaurerei. ISo zu lesen in dem„Zentrumswähler* politlschcrKalender für das Jahr 1912, in einem Kapitel mit der Ueberschrift:„Wer ist unser Hauptfei nd im heutigen Kampfe fürThronundAltar"(Seite 201—232). In diesem lustigen Büch-lein wird eingehend die ganze Fülle: der Schlechtigkeiten geschildert,'die die Freimaurerei begangen hat und begehen wird. Wir Sozial-demokratcn, die der„Zentrumswähler" gewiß nicht mit Liebe be-handelt, müssen uns wie harmlose Waisenknaben vorkommen gegen-über den Generalen, Regierungsräten, Gymnastalprofessoren undandern Unholden, die in der Loge ihr frevelhaftes Wesen treiben:Das Programm der Freimaurer ist im allgemeinen auf denU m st u r z der b e st e b e n d e n Ordnung zur Erlangungeiner allgemeinen Weltrepublik unter Leitung desFreimaurerbundeS gerichtet. Daher muß an erster Stelledas Christentum vernichtet werden: Daraus ergibtsich dann als erster, besonderer Punkt dieses Programms: Kainpf,rücksichtsloser Vernichtungskampf gegen dasChristentum und namentlich gegen das volle und wahreChristentum, die katholische Kirche. An zweiter Stellekommt dann der Kampf gegen das Königtum undjede Staatsform, die nicht mit freimaurerischen Prinzipienübereinstimmt. Jeden Fürsten mutz der eingeweihte Freimaurernach seiner Anschauung sür einen Usurpator und einen Feindhallen.Das Hauptmiitel der Freimaurerei, von dem sie gleichsam lebt.ist die freche bewußte Lüge. Um die Völker möglichst fürdie Revolution reif zu machen, stört der Geheimbundfortwährend den bürgerlichen Frieden. Die Freimaurerei arbeitetan der Entsittlichung der Völker— und so geht'S feiten-lang mit den Anklagen fort. Und nun die politische Nutzanwendung:Die liberale Partei ist weiter nichts als die poli-tische Vereinigung der Logenbrüder, verstärkt durchgleichgesinute Nichtmaurer mit dem Zwecke, die Grundsätze, undAbsichten deS Geheimbundes in der staatlichen Gesellschaft zu ver-wirklichen. Die Sozialdemokratie ist das Kind desLiberalismus und der Loge und steht unter derenstetem Einflüsse. Sie hat in den Tagen des Umsturzes,wenn erforderlich, die Bataillone zu stellen. Hat man die Sozial-demokratie dann nicht mehr nötig, so hofft man sich ihrer wienach der französischen Revolution zu entledigen, indem man sievor die Kanonen schickt.Man versteht nach diesen Offenbarungen eines politischenSchundromanschrciberS, daß sich etwas klügere Zentrumsblätter vordiesem windthorstbündlerischen Erzeugnis bekreuzigen und es sanft,aber deutlich abschütteln. Insbesondere den Kölner Zentrums-leuten muß vor solcher Aufklänmgsliteratur angst und bangewerden. Haben sie doch bei den letzten Stadtverordnetenwahlcn einenFreimaurer mit auf ihre Liste für die zweite Abteilung gesetzt; derErzbischof und die gesamte bessere katholische Christenheit hat fürden Mann gestimmt und er sitzt nunmehr al-S Mitglied derZentrumsfraktton im Kölner Rathaus. Es ist eine üble Sache sürdie Kölner ZentrumSleute, sich jetzt sagen lasten zu müsien, daß sie„einen Feind alleS dessen, was friedliebendenBürgern, treuen Untertanen und gläubigen Christenteuer und heilig ist", auf den Schild erhoben und SeineEminenz Kardinal Fischer in die üble Lage gebracht haben, für einen„Hauptfeind von Thron und Altar' seine Stimme abzugeben.1600 Mark unter dem Existenzminimum.DaS großherzoglich badische Bezirksamt Konstanz hat in einemamtlichen Aktenstück beurkundet, daß das Einkommen von 1000 M.für eine Arbeiterfamilie unzureichend zum Unterhalt ist. DaS Besucheines seit langem ansässigen, gut beleumundeten russischen Arbeiter»in Konstanz um Aufnahme in den badischen Staatsverband wurdeabgelehnt. In der Begründung heißt eS, es fehle der Nachweisdafür, daß der Gesuchsteller„bei seiner vollständigenVermögenslosigkeit und einem Jahreseinkommen(einschließlich dem Verdien st der Ehefrau) von nuretwa 1000 M." imstande sei, sich und seine Angehörigen in Konstanzdauernd zu ernähren.Eine recht eigenartige, zu den sonstigen Ansichten der vadischenRegierung über das Existenzminimum in schärfstem Widerspruchstehende Begründung; denn es leben in Konstanz sehr vieleBeamte und Eisenbahnarbeiter, deren Gehalt 1000 M. nicht er-reicht. Die badische Regierung wird nicht umhin können, deren Ge-halt sofort zu erhöhen, denn sie wird sich doch nicht nachsagen lassenwollen, daß sie ihre Angestellten so schlecht bezahlt, daß diese nacheigener Auffassung einer hohen Regierung nicht im stände find, sichund ihre Familien von ihren Gehältern zu erhalten.Ersatzwahl zum prcuhischeu Landtag.Im Wahlkreise Hanau ist sür den verstorbenen nationalliberalenLandtagSabgeordneten Jungheim eine Ersatzwahl nvttg geworden,die nunmehr aus den 17. Oktober angesetzt ist.Bischof«nd Priester.Gegen die„Freie Presse' in Straßburg hat der Erste Staat«.anwalt Anklage erhoben wegen Beleidigung des BischofsB e n z l e r in Metz, ferner des GcneralvikarS Dr. Pell sowie deSSuperiorS des Metzer Priesterseminars Dr. Dorvaux. Die Beleidigung soll erfolgt sein in dem Artikel„Priester und Bischof"der auszugsweise Beschuldigungen wiedergab, die der Abbö CharlesThilmont, Priester der Diözese Metz, in einer Eingabe an denLandesvorstand gegen die drei vorgenannten Würdenträger vor-gebrach: hatte.Die Hauptverhandlung gegen den Verantwortlichen RedakteurGenossen Emil Fischer ist auf den 30. September vor der Straf-kammer des Landgerichts Straßburg angesetzt.Sie ohrfeigen sich selbst!DaS ZentrumSblatt„Saarbrücker VolkSzeitung' sagt am 4. Sep-tember in einer Abonnementsemladung:„Die ungeteilt und nachdrückliche«iiftnerksamkeit aller beansprucht heute die schlechte wirtschaftliche Lagevon der vor allem unsere arbeitende Bevölkerung unsere» Saar-'reviers, weiterhin aber auch die ganze GcschäslSwelt schwer be-trosien wird. Hier gilt es vor allem auf Mittel und Wegezu sinneu. wre wirlsau» Abhilfe und Besserung geschassenwerden kann.Sonst kaut die Zentrumspresse Tag für Tag wieder. wie.segenZ.reich" d,e F.nanzreform gewirkt hat. Jetzt auf einmal entdeckt siewieder die„schlechte wirtschaftliche Lage" und sinnt aus„Abhilfeund Besserung".>»-->Oerumid).Demonstrationen.Wien. 6. September.(Privattelegramm.) Die deutsches o z i a l d e m o kratische Fraktion hat an den Präsi-Kenten des.lbgeordnetenhauses ein Schreiben gerichtet, indem die sofortige Einberufung des Reichsratsverlangt wird, umMatznabmcn gegen die Teuerungzu beschließen. In W i e n sanden große Demon st ratio» s-Versammlungen statt, die massenhaft besucht waren.Nach Schluß der Versammlungen kam es in allen Bezirkenzu großen Ttraßenkundgebungen. In den Ber-sammlungen wurde eine Resolutton beschlossen, in der eSunter anderem heißt: