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schaftlichen, physischen und moralischen Berkommenheit gerade in den bedürftigften Volksklaffen, gegen den die Gesetzgebung endlich mit Ernst zu Felde ziehen follte." Troydem wird in der alten

blödsinnigen Desinfektions- Manier fortgewurstelt werden.

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Dr. Sigl über das Berliner Waffer. Wir lesen im Bayer. Vaterl.": Ein Berliner " schreibt uns berichtigend, daß Die Berliner keinen" Tropfen Trinkwasser aus der Spree , sondern alles aus dem Rummelsburger - und Müggelsee beziehen". Uns wurde in Berlin das Trinkwasser als filtrirtes Spree­waffer" bezeichnet, und die Zeitungen berichteten, daß die beiden Spreeschiffer- Töchter vom Spreewasser- Trinken die Cholera be­tommen haben. Wenn das lauwarme niederträchtige Gesöff, das man in Berlin als Wasser" zu trinken bekommt und an das der Redakteur des Vaterland" heute noch nur mit Efel und Grauen denken kann, Seewasser ist, wie angenehm mag dann erst wirkliches Spree, bezw. Spreeſumpswasser, von dem sogar die Fische Bauchweh und Durchfall friegen, schmecken!"

Probiren, Herr Doktor, probiren!

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In Tasdorf bei Rüdersdorf fcheint man die Bequemlichkeit sehr zu lieben. Die Gemeinde hat sich nämlich veranlaßt ge­sehen, eine Cholerabaracke zu bauen. Und dieses Gebände hat man so eingerichtet, daß es direkt mit der Leichenhalle in Ver­bindung steht. Gin angenehmer Ausblick eröffnet sich also für etwaige Erkrankte nicht.

Berliner Asylverein für Obdachlose. Jm verflossenen Monat August 1898 nächtigten im Männer- Asyl 9291 Personen, davon badeten 3572 Personen; im Frauen- Asyl 992 Personen, davon badeten 83 Personen.

Gerichts- Beifung.

Der alte Kühne. Der vierten Ferienftrafkammer des Land gerichts 1. wurde gestern aus der Untersuchungshaft ein altes gebrechliches Männchen vorgeführt. Der 72jährige Greis, der einen durchaus ehrwürdigen Eindruck machte, ist der älteste und gefährlichste Taschendieb Berlins und bei der Polizei und in Verbrechertreifen als der alte Kühne" bekannt. Seitdem er das strafmündige Alter erreicht hat, hat er etwa 30 Jahre hinter Schloß und Riegel, davon 171/2 Jahre im Buchthause zu­gebracht. Seine Spezialität ist der Taschendiebstahl und und seines hohen Alters treu geblieben,

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Wohlstandes und Komforts. Die erfte Erkrankung an einer| Sabgler so geblendet, daß er ohne weitere Ueberlegung dem An- ihm aber doch nicht, das Publikum irgendwie zu erwärmen, Epidemie tam stets in der untersten Schichte der Bevölkerung vor. finnen nachfam. Als er nun in dem Geschäft das vermeintliche denn die Offizierkreise mit ihren Offiziersschmerzen intereffiren Wohnboden, Wohnräume, hauswirthschaftliche Medien oder Geldstück aus der Geldtasche herausnahm und wechseln wollte, so wenig, daß alle die Mäßchen nicht verfingen. Gespielt wurde physische und psychische Beschaffenheit der Leute oder ein ergab sich zu seiner Ueberraschung, daß er eine Spielmarke in dagegen recht flott, namentlich gab Herr Reicher ein wahres Ensemble dieser sozialen Faktoren bilden offenbar die Be- der Hand hielt. Jezt dämmerte in ihm der Verdacht, daß er Kabinetsstück eines charakter- und grundsaylosen Diplomater. dingungen, welche den Kommabazillus im menschlichen Körper das Opfer eines Betrügers geworden sei, er eilte an die Straßen- Auch Herr Guthery trug wesentlich zu dem Achtungserfolg bei, giftig werden lassen". Aus diesen Vorschlägen zieht Finkelnburg ecke, wo er den Fremden verlassen hatte, um zu erfahren, daß den sich das Stück schließlich errang, ebenso die Damen v. Böllnis folgende bemerkenswerthe Vorschläge:" Für die öffentliche Ge- fich dieser mit der Uhr aus dem Staube gemacht hatte. M. hat und Hagen sundheitspflege erwächst daraus die dringende Aufgabe, daß die von dem raffinirten Gaunerstück die Kriminalpolizei in Kenntniß Wohn- und Lebenssphäre, in welcher die Parias unserer gefeßt. Gesellschaftsordnung ihr Dasein fristen, einer aufmerksamen Ueberwachung gewürdigt werde. Es gilt, den Schwer­Schwer verunglückt ist gestern Morgen die Ehefrau des punkt der Cholera- Verhütung weniger auf die Bazillenjagd und Wildhändlers M. in der Markthalle VII. Sie war damit be­mehr auf die Beseitigung derjenigen Ortszustände zu richten, schäftigt, die ihren Stand abschließende eiserne Rolljalousie empor­welche den Bazillen furchtbare Stätten bieten und welche zuziehen, als die Kette riß und die fast einen Zentner schwere dieselben erst in den Stand setzen, giftbildend und für den Eisenmasse der Frau auf den Kopf fiel. Ein Arzt stellte eine Menschen gefährlich zu werden. Das soziale Elend ganz aus sehr schwere Verlegung fest. der Welt zu schaffen, mag für immer Utopie bleiben; aber einzelne der Glieder, welche den verhängnißvollen Reigen bilden, Der Brand in der Burgstraße hat der Feuerwehr bis vor bieten der Angriffspunkte genug dar, um hoffen zu lassen, das gestern Abend um 1/28 Uhr zu schaffen gemacht. Bis dahin war durch ihre Bekämpfung auch die Wurzeln der sozialen Seuchene in Stärke von drei Zügen an der Brandstätte anwesend und disposition wirksam getroffen werden. Dazu gehört erstens der hatte auch bis zu dieser Zeit noch mit zwei Schläuchen un­ausgesetzt Wasser in die noch immer von Neuem lodernden Branntwein- Mißbrauch, dieser häufigste Ausgangspunkt der wirth Trümmermassen geben müssen. Eine starke Brandwache verblieb daß er diesem Gewerbe troß seiner dieserhalb erfolgten in der Nacht an Ort und Stelle, und heute Morgen wurden die Bestrafungen bewies Die gestrige Verhandlung. Wie der Kriminal Das Feuer ſelbſt iſt in der dritten Gtage des rechten Quer- beamte Wand im Termin erzählte, war der Angeklagte gebäudes entstanden und scheint dort nur kurze Zeit geschwält früher, als er noch nicht der alte Kühne" war, auch nach zu haben. Der Brandschaden ist bis jetzt noch nicht abzuschätzen, anderer Richtung hin gefährlich. Er verband List und Ver­doch dürfte er die Höhe von 600 000 m. noch bei weitem über schlagenheit mit Kraft und förperlicher Gewandtheit. Bei einer schreiten. Mehrere hundert Arbeiter sind zugleich brotlos ge- seiner Verhaftungen biß er einem Beamten einen Finger beinahe worden. In allen drei Häusern ist die elektrische Anlage er durch. Als sein Bild dem Verbrecheralbum einverleibt werden richtet und da keine Gasvorrichtung vorhanden, so kann in sollte, widersetzte Kühne sich aufs heftigste. Als drei Beamte ihn sämmtlichen vom Feuer verschont gebliebenen Fabriken nur bis schließlich auf einen Stuhl niedergedrückt hatten, und ihm Arme und Beine festhielten, stieß der Üeberwundene in ohnmächtiger zum Dunkelwerden gearbeitet werden. Wuth die Worte aus: Ja, meine Glieder könnt Ihr festhalten, aber mein Gesicht nicht." Und dann schnitt er die abscheulichsten Grimassen. Photographirt wurde er aber doch. Nachdem der alte Kühne im Dezember v. J. seine letzte vierjährige Buchthaus­strafe verbüßt hatte, wunderten die Polizeiorgane sich, daß er nicht seiner Gewohnheit gemäß fofort wieder im Berliner Leben auftauchte, wo es am stärksten pulsirt. Kühne war aber im Hospital untergebracht worden, wo er auf ftäotische Kosten ver­pflegt wurde. Er muß sich wohl gut erholt haben, denn der Für Proletarier existirt auf der Eisenbahn meist nur die Sriminalbeamte Wand erblickte ihn eines Sonntags Mittags vierte Klasse und diese ist es auch, die die Ueberschüsse der Gisen Unter den Linden. Die Wache zog gerade auf und der alte bahnverwaltung hervorbringt. Die Masse bringt's auch hier! Kühne" bewegte sich im dichtesten Gedränge. Der Beamte hatte Aber anstatt dem Proletarier das Reisen zu verbilligen, wird es feinen Zweifel daran, daß Kühne wieder seinem alten Gewerbe ihm durch eine neue Bestimmung wieder erschwert. Nach den Marktpreise in Berlin am 1. September, nach Ermittelungen nachging, er vermochte aber nicht ihn auf der That zu ertappen. Bestimmungen der Eisenbahn Verkehrsordnungen ist den Reisenden IV. Klasse bekanntlich die Mitführung von Hand- es königlichen Polizeipräsidiums. Weizen per 100 Rg. guter von Auch an den folgenden Sonntagen fehlte der Angeklagte bei dem Reisenden IV. Klasse bekanntlich die Mitführung von Hand- 16,40-15,80 m., mittlerer von 15,70-15,20 M., geringer von militärischen Schauspiel nicht. Am 2. Juli wurde er aber wertszeug, Tornistern, Tragelasten in Körben, Säcken und Kiepen, 15,10-14,50., Roggen per 100 kg. guter von 13,40 bis vieder einmal vom Geschick ereilt. Der Kriminalbeamte sowie von ähnlichen Gegenständen, welche Fußgänger mit sich 13,10 M., mittlerer von 13,00-12,80 M., geringerer von 12,80 fah deutlich, daß Kühne feine Hand in der Tasche führen, gestattet. bis 12,50 M. Gerste per 100 Kg. gute von 18,50-17,40., einer vor ihm stehenden Dame verschwinden ließ, sie Die neue Bestimmung aber heißt: Jeden Reisenden der mittlere von 17,30-16,20 m., geringe von 16,10-15,00. aber schnell wieder zurückzog, als die Dame ein IV. Wagentlaffe ist die Mitführung von nur einer Traglast ge- Safer per 100 g. guter von 18,60-17,50 m., mittlerer von verdächtiges Berühren merkte und nach ihrer Tasche faßte. Ihre stattet. Als eine Traglast sind auch mehrere fleine Gepäckstücke 17,40-16,40 m., geringer von 16,30 bis 15,20 M. Stroh, Hand berührte dabei, wie sie im Termine angab, die Hand des anzusehen, sofern der Reisende diese allein zu tragen im stande Richt- per 100 Kilogramm von 6,00-5,00 m. Heu per Diebes. Sie überzeugte sich, daß ihr nichts fehle und hatte ift. Jede von anderen Personen mitgegebene Traglaft oder jede 100 Kilogramm von 9,00-7,00 m. Erbsen, gelbe zum Kochen nicht den Muth, den neben ihr stehenden ehrwürdigen Herrn des von dem Reisenden selbst mitgeführte weitere Traglaft wird als per 100 kg. von 40,00-24,00 m. Speisebohnen, weiße per versuchten Diebstahls zu beschuldigen. Dieser ging langsam fort. gewöhnliches Gepäck auch in dem Falle behandelt, wenn der 100 g. von 50,00-20,00 M. Linfen per 100 kg. von 80,00 bis Er begab sich nach der Ruhmeshalle, unablässig beobachtet von Reisende zwei oder mehr Fahrkarten vorzeigt. Daffelbe ist daher 30,00 M. Kartoffeln, per 100 g. von 9,00-5,00 M. Rind einem ihm nicht bekannten Kriminalbeamten. In der Ruhmes­bei der Gepäck- Abfertigungsstelle gegen Zahlung der tarifmäßigen fleisch von der Keule per 1 Kg. von 1,60-1,20 M. Bauchfleisch halle blieb der Angeklagte etwa anderthalb Stunden. Durch Fracht aufzugeben." per 1 Rg. von 1,30-0,90 m. Schweinefleisch per 1 Kg. von leises Betaften der Kleidertaschen der vor ihm stehen Diese schönklingende tarifmäßige Fracht" tann in vielen 1,60-1,00 m. Kalbfleisch per 1 Kg. von 1,60-0,80 m. den Damen versuchte er zu erfahren, ob ein Dieb Fällen durch ihre Höhe die Reise überhaupt unmöglich machen. Sammelfleisch per 1 Stg. von 1,50-0,90 m. Butter per 1 Kg. Stahl sich lohnen werbe, oder nicht. Endlich ver­Natürlich freuen sich die Agrarier über die Maßregel, denn ihre von 2,80-1,80 m. Gier per 60 Stück von 4,00-2,00 M. Fische fenfte er seine Hand in eine fremde Tasche, in demselben Wirkung läuft auf eine Beschränkung der Freizügigkeit hinaus. per 1 Kg.: Karpfen von 2,40-1,60 m. Aale von 2,80 bis Augenblicke ergriff ihn aber auch der Beamte. Jetzt winkte dem Freilich wird das Hab und Gut der Proletarier durch die tapi 1,20 m. 3ander von 2,40-1,20 m. Sechte von 2,00-1,20 m. alten Kühne" wieder das Zuchthaus. Wohl nur um seiner talistische Ausbeutung immer geringer, so daß er immer seltener Barsche von 1,60-0,80 M. Schleie von 2,40-1,10 M. Bleie alten Gewohnheit treu zu bleiben, legte er sich im gestrigen in die Lage kommen wird, Uebergewicht zu zahlen. von 1,40 bis 0,60 M. Krebse per 60 Stück von 12,00-1,25 M. Termine aufs Leugnen. Man hatte ein feines Portemonnaie Aus dem Leben der Großstadt. Der Pferdeeisenbahn- Polizeibericht. Am 1. d. M. Nachmittags wurde ein elf bekannter ihm das Portemonnaie geschentt habe, das Geld mit 28 M. Inhalt bei ihm gefunden. Er gab an, daß ein Un­Schaffner R. hatte durch große Sparsamkeit die Mittel zufammen- jähriges Mädchen an der Ecke der Landsberger- und Kleinen habe er sich theils im Zuchthause in Brandenburg verdient, theils gebracht, um im Osten Berlins eine Gastwirthschaft zu errichten. Frankfurterstraße durch einen Bierwagen überfahren und am Dort verliebte fich die Ehefrau troh ihrer 16jährigen glücklichen Oberkörper, sowie am Fuße bedeutend verlegt. An der Ecke ſich erspart von der Armenunterstüßung, die ihm die Stadt ge­währt. Die Hospitalverwaltung habe ihm ferner täglich habe The in einen Gaft und ging mit dem ganzen Baarvermögen bei der Bellealliance- und Teltowerstraße gerieth eine 76jährige Frau ein Gi gewährt, damit er wieder zu Kräften kommen solle, dies Nacht und Nebel davon. R. mußte dann nach einiger Zeit fein unter die Räder eines Geschäftswagens und erlitt außer einer habe er stets verkauft und ebenso einen Theil des ihm gelieferten Geschäft aufgeben und bemüht sich jetzt wieder um eine Stellung Verlegung des rechten Unterschenkels einen Bruch des linken Brots. Das Geld war mein Eigenthum, Herr Präsident, und als Pferdebahnschaffner. Aber auch der Frau hat das Geld keinen Unterschenkels, so daß ihre Ueberführung nach dem Krankenhause wegen meines Eigenthums fann ich doch nicht bestraft werden", Segen gebracht. Sie mußte nacheinander ein Milch- und Grün- am Urban erforderlich wurde. Abends wurde eine Frau an framgeschäft aufgeben und ernährt sich jetzt nach dem Verlust ihrer der Ede der Friedrich- und Karlstraße durch eine Kutsche über- meinte der Angeklagte. Das Gericht verurtheilte ihn zu sechs Jahren Zuchthaus, Ehrverlust und Polizei­Mittel durch Mäntelnähen. fahren und anscheinend schwer verletzt. Beim Abspringen von Ein Berliner Zechpreller wurde am Mittwoch Abend in einem in der Fahrt befindlichen Pferdebahnwagen fiel vor dem Aufsicht. So wird der alte Kühne voraussichtlich im Bucht­hause sterben. Rathenow festgenommen. Dortselbst hatte sich im D..' schen Gast- Hause Schönhauser Allee 149 eine Frau zur Erde und erlitt einen Bruch des Unterschenkels. Sie wurde nach dem Kranken­hofe ein elegant gekleideter junger Mann, welcher sich als Kaufhause am Friedrichshain gebracht. Im Laufe des Tages mann Mundt aus Berlin ins Fremdenbuch eintrug und Reifender fanden zwei Bräude statt. einer Getreide- Engrosfirma sein wollte, einlogirt. Derselbe hatte Tein Reisegepäck bei sich und wurde deshalb sehr scharf beobachtet. Unter dem Vorgeben, Kunden besuchen zu wollen, verabschiedete sich der Reisende am nächsten Tage, um das Weite zu suchen. Hieran wurde er jedoch rechtzeitig verhindert, und nun stellte es sich heraus, daß er keinen Pfennig Geld bei sich hatte und die ca. 5 M. betragende Beche nicht bezahlen konnte. Der angebliche Kaufmann Mundt entpuppte sich nun als der leichtsinnige Sohn eines Berliner Restaurateurs, welcher von seinem Vater hinaus­geworfen war. Seitdem lebte er von Zechprellereien und hat bereits in Potsdam , Brandenburg , Plaue , Werder, Caputh , Priz­erbe 2c. 2c. mit Erfolg Gastrollen gegeben, bis er nunmehr in Rathenow festgenommen wurde.

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Theater.

vier Atten von Rudolf Straß. Leffingtheater. Der Oberst von Branik, Romödie in vier Atten von Rudolf Straz.

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Unter einem schlechten Einflusse stand die 15jährige Dienstmagd Marie Rocha u, welche sich gestern vor der 135. Ab­theilung des Schöffengerichts wegen Diebstahls zu verantworten hatte. Sie hatte früher eingeräumt, daß sie ihrem Dienstherrn, dem Juwelier P., ein Armband zum Werthe von 50 M. ent wendet hatte. Dasselbe wurde in ihrem Koffer gefunden. Zum gestrigen Termine erschien die Angeklagte in Begleitung ihrer Mutter. Sie widerrief ihr früheres Geständniß und behauptete, ihr früherer Dienstherr habe ihr dasselbe geschenkt. Zur Be­gründung dieser Angabe stellte die Angeklagte Behauptungen auf, wodurch ihre Dienstherrschaft in ein wenig günstiges Licht gestellt wurde. Der Gerichtshof glaubte ihr kein Wort. Bei der Urtheils verkündigung kennzeichnete der Vorsitzende das Verhalten der Angeklagten in scharfer Weise. Sie sei des Diebstahls für zweifellos schuldig befunden worden und würde mit einem Ver­weise davongefommen sein, wenn sie die Wahrheit gesagt hätte. Unter den vorliegenden Umständen sei aber auf eine Woche Ge­fängniß erkannt worden.

Eine echte Kreuzzeitungskomödie, geschrieben von Kreuz zeitungsleuten für Kreuzzeitungsleute! Es ist bekannt, daß von allen Nörglern diejenigen die gefährlichsten sind, welche dieses unliebsame Handwerk aus getränktem Chrgefühl oder aus dem Glauben heraus, daß ihnen Ünrecht geschehen sei, ergreifen. Nun ist es ein alter Erfahrungssaß, daß diejenigen Leute, auf deren Auf eine eigenthümliche Weise wurde gestern in Schöne- Dienste man verzichtet, und die an und für sich von ihrer Un­berg ein Dieb ergriffen. Als der Handelsgärtner M. sich Mittags entbehrlichkeit überzeugt sind, die allerunbequemsten Unzufriedenen in feine Wohnung begab, begegnete ihm ein Mann, der ihm find. Ganz abgesehen von Friedrichsruh , wo bekanntlich der Wegen Uebertretung des Gesetzes, betreffend die Sonn­auffiel. Das war sehr begreiflich, denn der Mann trug genau größte Nörgler fizt, befizen wir in unserem geordneten Staats- tagsruhe, war der Fabritant G. mit einem Strafmandat von denselben Anzug und Ueberzieher, wie M. einen oben im Spinde wefen eine große Anzahl von gekränkten Herzen, die immer erst 3. belegt worden. Derfelbe hat die Einrichtung getroffen, daß hängen hatte. Er war aber, wie sich herausstellte, dieſem nicht zu spät einsehen, daß manches faul ist im Staate Dänemart. abwechselnd einer seiner Arbeiter des Sonntags Morgens bis nur täuschend ähnlich, sondern es war ein und derselbe. M. fand Das sind die wider ihren Willen zur reichlichen Bensionirung 10 Uhr zu seiner persönlichen Bedienung zur Verfügung stehen nämlich sein Spind erbrochen und der erwähnten Kleidungsstücke verurtheilten Offiziere. So lange fie des Königs Rock" tragen, Eines Sonntags erledigte der diensthabende Arbeiter beraubt. Er setzte nun dem Manne, der ihm begegnet war, nach, tann es ihnen nicht schneidig genug zugehen, haben sie aber den noch nach 10 Uhr einen Geschäftsgang, indem er einen Waaren­und hatte auch das Glück, ihn in der Neuen Steinmeßstraße zu unscheinbaren Rock des Bürgers angezogen, so wollen sie die Gegenstand dem Besteller zutrug. Hierin wurde die Ueber­stellen und mit Hilfe von Paffanten festzunehmen. Als er dann Schäden und Mängel, die sie urplöglich an dem herr- tretung gefunden. Der Gemaßregelte wandte im gestrigen möglichst radikal aus der in seiner Wohnung noch etwas genauer nachsah, fand er, daß lichen Kriegsheer" entdecken Termine ein, daß das Fortbringen von fertigen Sachen doch Natürlich bedeuten diese Leute einen Sturm nicht zum Gewerbebetriebe gehöre und von leyterem sei in deni aus einem verfchloffenen Zylinderbureau auch noch eine Raffette Welt schaffen. mit 400 M. gestohlen war. Diese wurde bei dem Festgenommenen, im Glase Waffer, sie halten sich für die bedeutendsten und ver- betreffenden Gesek nur die Nede. Nachdem der Vorsitzende dem einem Schuhmacher Ostar Bohm, nicht gefunden. Bohm aber tanntesten Genies thres Beitalters, und in diesem Zustande hat einen Komplizen gehabt, der entkommen ist. Dieser, den er greifen sie zur Feder, und mit Druckerschwärze wollen sie das Ang- schuldigten erklärt, daß derselbe sich in einem Irrthum be= finde, zog der Angeschuldigte es zur Ersparung von Kosten vor, nur unter dem Namen Kneist- Karl" kennen will, hat die Kassette an ihnen verübte Unrecht fühnen. jedenfalls an sich genommen. Der Verfasser führt uns einen solchen wurmstichig gewordenen feinen Einspruch zurückzuziehen. Obersten vor. Nach seiner Pensionirung fällt es ihm wie Einen fehr unzuverlässigen Privatsekretär hatte sich Das Opfer eines Betrügers wurde am Donnerstag der Schuppen von den Augen, er sieht, wie die Armeeverivaltung der Baron Geicot de Grandcourt in der Person des Kaufmanns Hausdiener Emil M., der in der Konditorei von Giese in Firmas dem Abgrund zueilt, und urplöhlich steht er in der Opposition. Gustav Karl Albrecht engagirt. Die Frau Baronin Grand­. Schilling an der Ecke der Koch- und Friedrichstraße be- Cine Broschüre ist verfaßt, ein Verleger gefunden, und nun soll court ist eine Konzertfängerin, welche in den verschiedensten schäftigt ist. Als er an dem genannten Tage auf einem Ge- der Tanz beginnen. Unglücklicherweise besitzt der Oberst aber Städten Konzerte zu veranstalten pflegt. Sie bedurfte zur Vor­schäftsgang durch die Schillingstraße begriffen war, ging vor ihm eine Tochter, die sich, dem Drange der Zeit folgend, einen viel- bereitung der Tournees und zur Bewältigung der Korrespondenz her ein kleiner verwachsener Mann, der sich plöglich bückte und fachen Millionär zum Bräutigam auserwählt hat, der eine zu eines Privatsekretärs und als solcher wurde der Angeklagte an­fich rasch zu M. umdrehte mit den Worten:" Sehen Sie mal, fünftige Leuchte der Diplomatie ist und einen Bater besigt, der gestellt. Er würde zu diesem Vertrauensposten sicherlich nicht gelangt was ich hier gefunden habe." Dabei öffnete er eine Geldtasche, feinen Grundsatz hat, außer dem einen, daß sein Sohn eine glänzende sein, wenn es dem Baron bekannt gewesen wäre, daß der Bewerber aus der ein Zwanzigmarkstück herausblißte. Der glückliche Finder diplomatische Karriere machen soll. Daran würde ihn aber die Bro- schon acht Wal wegen verschiedener Vergehen gegen das Eigen­fügte hinzu, daß er das Geld zu behalten beabsichtige und dem Haus- schürenschreiberei feines zukünftigen Schwiegervaters ganz erheblich thum vorbestraft war. Dieser versah seinen Bosten anfänglich Diener, der zufällig Zeuge des Vorgangs gewefen, die Hälfte behindern, und so gewinnt es den Anschein, als ob das junge Glück ohne Anlaß zu Beschwerden zu geben, fonnte aber schließlich der Summe abzugeben entschlossen sei. Mt. konnte der Versuchung der beiden Liebenden an dem literarischen Ehrgeiz des schrift doch der Versuchung, aufs Neue einen Vertrauensbruch zu bes nicht widerstehen und willigte in die Theilung. Da nun stellernden Obersten scheitern sollte. Im legten Augenblick ge- gehen, nicht widerstehen. Am 5. April trat der Baron eine der Fremde die Arbeit des Aufhebens gehabt hatte, so sollte der lingt es dem zukünftigen Schwiegersohn, den ängstlich gewordenen Reise nach Paris an und übergab dem Albrecht eine Summe Hausdiener durch die Umwechselung des Geldstückes das Seinige Berleger so zu beeinflussen, daß er die Veröffentlichung der von 120 W. mit dem Auftrage, damit einige dringende. thun. Als er sich nun in einen Bigarrenladen begeben wollte, Broschüre ablehnt. So endet das Stück mit der landesüblichen Zahlungen zu leisten. Albrecht nahm die Summe zwar in wurde er von dem fremden Mann wieder zurückgerufen und Verlobung. Empfang, bezahlte aber nicht eine einzige Rechnung, sondern ver­

aufgefordert, ihm, da sie doch unbekannt seien, als Sicherheit Der Verfaffer verbrämt den etwas dürftigen Stoff mit wandte das Geld zu eigenem Nußen und verließ heimlich den für seine Wiederkehr Uhr und Kette zu überlassen. M. war von allerlei mehr oder weniger geistreichen Buthaten. Es gelang Dienst. Als der Baren heimkehrte, entdeckte er, daß mit seinem