Nachdem noch Skubbe- Hamburg utib D i h m a n r»- Hoftäu der Meinung Ausdruck gegeben haben, daß der Aufruf des Partei- Vorstandes zu spät erfolgt sei, wird die Sitzung geschlossen. Die fflaroMtoaffärt. Die Nachrichten über die Berhandlungcn lauten auch heute um nichts tröstlicher. Aus Paris wird unter dem 1V. September amtlich Verlautbart: Die deutschen Gegenvorschläge über Marokko sind gestern abend hier angekommen; sie werfen geivisse Fragen grundsätzlicher Natur auf und erfordern e r n st h a f t e und eingehende Prüfung. Ani Dienstag oder gar erst am Donnerstag wird sich dann der französische Ministerrat mit der Antwort befassen, so daß Wohl die Woche vorübergehen ivird, ohne daß die An- gelegenhcit von der Stelle rückt. Unterdessen stillen die deutschen und französischen Offi- ziösen die Zeit mit einer ziemlich gereizten Polemik darüber aus, ob Deutschland wirtschaftliche Sonderrechte und Privilegien verlange oder nicht. Dabei sagt der der Rc- gierung nahestehende„Petit Parisien", die Prinzipienfrage, die die Negierungen trenne, berühre durchaus nicht die nationale Ehre eines der beiden Völker, da es sich um einen bloßen Interessen st reit handele. Andere französische Blätter sprechen sich allerdings schärfer aus und bezeichnen die deutschen Forderungen, die sie zumeist gar nicht kennen, als„unannehnibar" und als Eingriff in die Rechte anderer Nationen. Dagegen behaupten die deutschen Offiziösen wiederum. daß Deutschland keinerlei Sonderrechte ver- lange, sondern daß es sich hauptsächlich um Sicher- stellung gegen Monopolisierung öffentlicher Ar- beiten, Minen und Handelsrechte handele. So wenig erquicklich die Pressebegleitung des diplo- nmtischen Schachers an sich ist, das eine Gute hat sie immer- hin, zu zeigen, wie eS sich bei dieser ganzen Affäre chm lvenig aufregende Geschäftsinteressen handelt, um die Krieg zu führen heller Wahnsinn wäre. Aber auch nur das Fortbestehenlassen der Unsicherheit ist angesichts dieser Sachlage nicht zu rechtfertigen. Der Sturm auf die Sparkassen— in Königsberg ist die Unruhe der Sparer noch nicht ge- tvichen— und vor allen? die B ö r s e n p a n i k, hat ja immerhin der Regierung gezeigt, daß sie die Kriegshetze nicht durch ihr Stillschweigen noch länger unterstützen dürfe, und die größeren Zeitungen finden endlich den Mut, dem nieder- trächtigen Treiben, das die„patriotische" Presse und Parteien so lange unwidersprochen verüben durften, entgegen- zutreten. So schreibt die„Köln . Ztg." unter dem Titel„Warum Krieg?": Es ist wahrlich hohe Zeit, daß da? KriegSgerede und KriegSgehetze endlich verstumme. Warum sollen wir. JIN eigentlich Krieg führen? Diese Frage sollte» alle die Politiker und Publizisten, die heute de» Mund so voll nehmen und sich unberufen zu Anwälten der nationalen Ehre unseres Volkes auswerfen, erst einmal sich und den anderen in Klarheit beantworten. ehe sie fortfahren, sich an politischen Sentimentalitäten zu ,, berauschen. Wer sich erlaubt, in Angelcgenbeiten mitzureden, bei denen eS sich um das nationale Sein oder Nichtsein handelt, der muß von der Voraussetzung jeder öffentlichen Tätigkeit, dem Verantwortungsgefühl dem Ganzen gegenüber durchdrungen sein, „ das seinerseits wiederum an ein klares Erkennen und Verständnis der Lage gebunden ist. Warum also sollen wir mit Frankreich Krieg führen? Es hat den Vertrag von AlgeciraS verletzt, es hat auch das Abkommen mit Deutschland vom Jahre ISOS mißachtet, als eS die von den Mächten durch ihre Unterschrift verbürgte Unabhängigkeit Marokko ? wie Luft behandelte. Das ist richtig. Sollen aber wir, wahrend keine jener Garanticmächte daran denkt, auch nur einen Finger zu rühren, deshalb Frankreich mit Krieg überziehen, sollen wir die vierzigjährige Friedensarbeit aufs Spiel fetzen eines mau- rischen Sultans wegen, der selbst die Frau- zoseu gegen seine eigenen Landsleute zu Hilfe gerufen hat? Niemand wird den Wahnsinn vertreten, daß wir allein uns berufen fühlen sollen, als Kustoden eines verpfuschten Vertrage? und der schönen Augen einiger verlotterter Berbern willen da? Schwert zu ziehen. Wenn jene Mächte in dem Vertragsbruch Frankreichs kein allgemeines Interesse und keine» Grund zum gemeinsamen Einschreiten finden konnten, so hatte Deutschland eben zuzusehen, wie es bei dieser Wendung der Dinge am besten seine eigenen Interessen wahrte. Diese seine Interessen an Marokko — das zu betonen haben die deutschen Staatsmänner nie aufgehört— sind wirtschaftlicher, nicht politischer Art." Das sagt das Blatt der nastonalliberalen Partei, die mit Konservativen und Klerikalen um die Wette gehetzt hat, jetzt. Solange wir den Krieg einen Wahnsinn nannten, waren wir„Landesverräter". Jetzt, nachdeui und weil die Börsenkurse ins Wanken gekommen sind, eripnern sich die Herren plötzlich ihres„Verantwortungsgefühls". Das ist ProzentPatriotiSniuS in Reinkultur; für die Arbeiter aber eine neue unübertreffliche Belehrung über den Zusammenhang von Krieg und Geschäft. Unnütze Rederei! Toulon , 10. September. Marineminister D e lca sss hielt auf einem Bankett eine Rede, in welcher er ausführte, er habe mit Interesse den ersten Teil der Manöver verfolgt und er dürfe danach feststellen, daß das Nüstzeug zum Kampfe auf der Höhe der Aufgaben stehe, die man von ihm verlangen könne, und daß cs den Opfern enspreche, die man von der Nation fordem könne. DelcasfS schloß: Ich bin unbeschreiblich glücklich, daß die Meinung de» Landes sich ohne den geringsten Unterschied in vollständiger Uebercinstimmnng mit denjenigen befunden hat, die die RegicrungS- gewalt innehaben. Ich stelle nochmals fest, daß das Kriegs- Material für alle Eventualitäten bereit ist. Sodann trank DelcaffS auf da« Wohl der französischen Armee und Marine. Die Einmütigkeit de? Lande? mit der Regierung ist in Frank- reich ebenso gering wie in Deutschland . Weder hier wie dort wollen die arbeitenden Massen etwas vom MariniSmnS und feinen Folgen wissen._ poUtifche GcbcrHcht Berlin , den 11. September 1911. Ein Kirchenblatt hetzt zum Massenmord. Die„A Ilgen: eine evangelisch- lutlserische Kirche n zeit uno" hrtzt in einer Weise zum Kriege, daß eS sogar der„Kölnischen Volkszeitung" zu stark wird. Nach der Tarstellung des kirchlichen Blattes sollen sogar die Frauen sagen:„Lieber Krieg als nachgebenl" und Johanntterinnen und andere freiwillige Krankenpflegerinnen stellten ihre Koffer ge- packt zum Mobilmachungsfalle bereit hin I Das K i r ch e n b l a t t schreibt wörtlich: „Die Haltimg der deulschen Regierung wird inzwischen dem Gros der Patrioten immer unverständlicher. Sie habe, so wird offiziös versichert, nie die Absicht gehabt, ein Stück Marokko zu besetzen.(Das ist erweislich eine falsche Darstellung.) Sie wolle Frankreich völlig freie Hand in Marokko geben.(Auch davon war bisher nie die Rede.) Nur müßten wir dafür eben entschädigt werden— und da wird uns Französisch-Kongo in leuchtenden Farben geschildert. WaS ist uns derKongo? Vor sechs Monaten dachte an ihn kein Mensch, er ist uns ebenso gleichgültig, wie Madagaskar oder Tahiti . Nein, das, worauf es uns ankommt, ist, daß wir weder in Marokko oder sonstwo einen diplo- mati scheu Rückzug antreten, weil es dann glücklich so weit wäre, daß kein Hund mehr ein Stück Brot von unS nähme. Die einzige annehmbare Erklärung für das Verhalten der Regierung wäre daher diese: man will so über die Maßen nachgiebig sein, wie König Wilhelm 1370 in Ems, damit alle Welt sagen muß: mehr hätte Deutschland auf keinen Fall tun können. Und wenn das, wie bei dem französischen National- charakter und der englischen Hetzertätigkeit natürlich erscheint, nur zu verstärkter Dreistigkeit der Gegner führt— nun, dann in Gottes Namen die Dinge bis zur BrüSkierung Deutschlands reifen lassen, die dann das ganze Volk in seinen Tiefen aufrüttelt. Man inter - essiert sich überhaupt für nichts anderes mehr. und die e i n z i g e Frage des TageS lautet: Marschieren wir?" Die christlichen Herren können es also gar nicht abwarten, bis sich die christlichen Nationen den Prozentpatrioten zuliebe die Gurgel abschneiden!" Ihr Patriotismus schreckt dabei sogar nicht vor den niederträchtigsten Jnsinua- tionen der Regierung gegenüber zurück I Will sich die„Norddeutsche A l l g e m. Z e i t u n g". die uns auch noch immer die Antwort auf unsere Anfrage wegen des schmachvollen Hetzartikels des „Deutschen Armeeblattes" schuldig geblieben ist, noch iminej» nicht zu dem Geständnis bequemen, daß in Deutschland eine geradezu infame Kriegshetze betrieben wird?! Amtliche Agitation für die Kriegervereiue. Nach der»Korrespondenz für Heer und Politik" hat der Kriegs- m i n i st e r einen Erlaß versandt, durch den er auf eine stärkere Beteiligung der aktiven und inaktiven Offiziere bei allen Veran staltungen der Kriegervereine hiiiwirkt. Fernerhin soll an sämtliche Kommandobehörden deS Heeres vom Kriegsminister das Ersuchen gerichtet worden sein, den Kciegervereinen in Zukunft jede Unterstützuiig zuteil werden zu lassen. Besonders soll für die Gewinnung der Reservisten für Kriegervereine agitiert werden. Wie der KriegSminifter betont, soll durch diese Maßnahme der Sozial- demokratie energisch entgegen gearbeitet werden. Auch soll der Kriegsminister die Frage auswerfen, ob es nicht angängig sei. daß die leitenden Heeresstellen sich mit den nationalen Jugend- pflegevereinen zur Bekämpfung der Sozialdemokratie in Ver- bindnlig setzen I So wird also von den amtlichen Organen mit Hochdruck für die völlige Militarisierung des Volkes gearbeitet. Helfen wird das natürlich alles nichts. Denn die Sozialdemokratie wird solchen amtlichen Machenschaften gegenüber ihre Werbekrast nur ver- doppeln!_• T--.. Alldeutscher Flotten- und Marokkorummel. Auf dem alldeutschen VerbandStag, der in Düffel- dors tagte, wurde eine Resolution zur Flotten frage an- genommen, durch die ein schnellerer Ausbau der deutschen Wehr- macht zur See und zwar mindestens vom Jahre 1912 ab der Bau von wenigstens zwei Pnnzerlreuzern(statt des durch das Flotten- gesetz vorgesehenen BaucS von einem Panzerkreuzer) gefordert wurde. Auch in der Marokkofrage lüfteten die Alldeutschen ihr Visier. Der Borsitzende Rechtsanwalt Klaß-Mninz erklärte, daß man gehofft habe, daß unsere auswärtige Politik»nach 23 mageren Jahren endlich einen wirkliche» Erfolg zeitigen werde, dessen gesunde Wirkung auf den inneren Hader sehr zu begrüßen gewesen wäre." Die Alldeutschen hofften also, daß durch ein frisch-fröhlicheS Kriegsabenteuer ein Ausweg aus den inneren Wirren gesucht werde! Von der sogenannten K o m p e n- ationSpolitik wollten natürlich die alldeutschen Kriegs- chreicr nichts wissen. AlleS, was unabhängig sei in unserem Vaterlande, erhebe gegen eine solche KompensationS- Politik schärfsten Protest. Man glaube im Sinne von Millionen Mitbürgern zu sprechen, wenn man den Er- werb von West Marokko als eine politische Notwendigkeit forderei Die KompensationSpolitil der Regierung könne»keinen Hund hinter dem Ofen hervorlockcn." Eine Resolution forderte schließlich»in genauester Kenntnis der Stimmung der überwältigenden Mehrheit unseres VolkeS" eine RegiernngSpolitik im alldeutschen Sinne, also eine Eroberungspolitik um den Preis des Weltkrieges! So bekämpften auch unsere Herren Alldeutschen in der schärfsten Form die Marokkopolitik der Regierung, so reizten sie skrupellos zu einem Krieg gegen Frankreich auf. Ist auch das nach Anficht der »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung"»och keine Kriegshetze? I_ Gegen die Flottcnvorlage wendet sich die neueste Nummer der ultramoiitcmen„ M ä r k. 3 o l k L z t g.". Das Blatt erklärt, daß, ganz abgesehen von der Gefährlichkeit, durch Einbringung einer Flottenvorlage im gegenwärtigen Augenblick England zu einen: Verzweiflungsatt zu treiben, eine Flottenvcrmehrung schon deshalb völlig i b e r f l ü f s i g sei, weil die deutsche Flotte zurzeit st a r k genug sei, um es mit der englischen aufnehmen zu können. In der Personalfragc habe Deutschland sogar einen Vorsprung vor England. Dazu komme, daß Helgo- land gut befestigt sei und Deutschland vor einem englischen Flottenangriff schütze, während die englische Flotte in der nnrilhigen Nordsee liegen müsse. Unsere Torpedoboote oien reichlich ausreichend, um eine englische Flotte zu be- unruhigen und die Mannschaft nervös zu machen. Auch dürfe nicht vergessen werdep, daß England n i e seine ganze Flotte gegen Deutschland schicken könne, sondern nur seine K a n a l f l o t t e. Ans all diesen Gründen„braucht man keine Flottenvorlage: was man 1910 geschaffen und ausgedacht hat. ist allen Anforderungen ge- wachsen bis 1917". Wir nehmen von dieser Stellungnahme Notiz, nicht weil wir sie als einen Beweis gegen die Einbringung einer Flottenvorlage nach den RcichStagswahlen betrachten, sondern deshalb, um dies ultramontane Zeugnis für die Zeit anfzu- bewahren, wo auch daS Zentrum wieder seilte Zustimmung neuen Flottenvorlage begründen wird l Die„Kreuzzeitung " für Erhöhung der Tabaksteuer. Die„Kreuzzeitung " erhob jüngst wiederum gegen das deutsche Tabakgewerbe den Vorwurf, daß die anläßlich des letzten Tabaksteuergesetzes erfolgten Preisaufschläge für Zigarren und Zigaretten zu hoch seien und bemerkt dazu betreffs der starken Zunahme des Zigarettenverbrauches:. »Wenn man halbwüchsige Jungen aus der einen und Stem- träger auf der anderen Seite der Straße beim Herumlungern oder bei der denkbar schwersten Arbeit ununterbrochen eine Zigarette nach der anderen rauchen sieht, so fragt man sich, ob nicht eine ganz unverhältnismäßig höhere Besteuerung namentlich diese? vielfach wie ein schweres Gift wirkenden Reiz- mittel« oder»sogenannten" Genußmittels angezeigt wäre." Hierauf antwortet die„Süddeutsche Tabakzeitung": »Gerade der„Kreuzzeitimg" steht eö doch wahrlich recht schlecht an, der Besorgnis um die Gesundheit des deutschen Volkes in dieser Weise Ausdruck zu geben, denn vielleicht erinnert sich dieses Blatt sioch der Tatsache, daß gerade die von thm vertreten- Partei — glücklicherweise erfolglos— bei Gelegenheit der im Reichstage stattgehabten Beratung der Finanzreform den Antrag stellte, f ü r den Schnaps einen»nicht zu knappen" Mindest- gehalt an Alkohol gesetzlich vorzuschreiben. Sollte aber mit dieser verschämten Forderung aus Mehrbelastung deS Zigarettenkonsums ein b-lllon d'essai losgelassen werden, so möchten wir demgegenüber energischen Protest gegen jeden weiteren Versuch erheben, irgend einen Zweig des deutschen Tabakgewerbcs aufs neue durch Steuerobjekte zu beunruhigen." Es ist ganz nützlich, daß das Attentat auf die Volks- gesundheit, das die Schnapsgrafen beabsichtigten, wieder in Erinnerung gebracht wird. Ist das doch auch zugleich eine Aufforderung, den Schnapsboykott immer aufs neue zu propagieren._ Die bürgerlichen Friedensfreunde kneifen. Aus Brüssel wird telegraphiert: Der Rat der Inter» parlamentarischen Union hat beschlossen, die für Oktober nach Rom einberufene Konferenz auf nächstes Frühjahr zu verschieben. Die Nachricht zeigt nur wieder einmal, daß, wenn eS ernst wird, die phrasenreichen Herren sich nicht einmal zu W o r t e n aufschwingen können, so schwer ihnen die Schweigsamkeit auch fällt. Wie die Kerle schwindeln wollen! In ihrem Wochenrückblick kommt die„K r e u z- Z et t u ng" auf die sozialdemokratische Friedensdemonstration in T r e p t o w zu sprechen und erklärt: »Wir sprechen eS offen auS, daß bei den Wahlen die von Partei wegen abgehaltenen Demonstrationen der Sozialdemokratie zugunsten der französischen Forderungen gegen sie und ihre etwaigenWahl- Helfer»ausgenutzt" werden müssen. Den deutschen Wählern muß eS überall so eindringlich wie möglich gesagt werden, daß diese Partei die Ehre Deutschlands preiszugeben unter allen Umständen entschloffen war. Die illustrierten Tageszeilimgen bringen photographische Aufnahmen der Versamm- lung im Treptower Park»lit viele» Hundert aufgehobenen Händen iür die Resolution„Gegen den Krieg". Diese Bilder zeigen auch junge kräftige Männer, manche gewiß Reservisten, und alle diese geloben bedingungslos, ihren politischen und wirtschaftlichen Ein- fluß einzusetzen für den.Völkerfrieden". Kein Deutscher, der die Ehre hat, für sein Volk und seinen Kaiser im Felde mit seinem Leben einstehen zu dürfen, wird einen so feigen Beschluß kund- geben, wenn er nicht sich innerlich ganz von seinem Volk und Vaterland abgetvaudt hat. Und mit s o l ch e n K e r l e n bei den ReichstagSwahlcn gemeinsame Sache zu machen, heißt sich aufs tiefste erniedrigen. Nur bei dem ebenfalls internationalen Juden- Volk kann man eS verstehen, wenn es sich politisch zu dieser Ge- ssllschaft hingezogen fühlt." Man kann es den Konservativen nicht verwehren, den Versuch zu machen, daS Volk noch mehr allzuschwindeln, als wie es von diesen staatserhaltenden„Kerlen" bisher schon geschehen ist. Es wird aber selbstverständlich dafür gesorgt werden, daß dieMassen immer mehr auf das volksfeindliche Treiben der Junker aufmerksam gemacht werden und es wird dann abzuwarten sein, wer die besten Geschäfte damit macht— die preußischen Junker mit ihrer abgrundtiefen Verlogenheit oder die Sozialdemokratie, die sich unverdrossen die Aufklärung deL Volkes angelegen sein läßt._ „Die Kerntrnppe des katholischen Arbeitervereins." Die ultramontane Preffe im allgemeinen und die klerikale Arbcilerpreffe im besonderen regen sich jedesmal gewaltig auf. wenn die sozialdemokratische Presse den Nachweis führt, daß die so- genannten katholische» Arbeitervereine Vereinsgebilde sind, denen zu jeder ernsthaften, praktischen, sozialen Betätigmig alle Fähigkeiten fehlen. Jetzt wird der sozialdemokratischen Presse ein Vorwurf daraus gemacht, daß sie die unwürdige Nolle gebührend be- leuchtete, die die katholischen Arbeiter auf dem dies- jährigen Katholikentage spielen mußten. Die» W e st- deutsche Arbeiter-Zeitung" nennt diese Kritik eine Beschimpfung und der Münchencr.Arbeiter" spricht von nichtswürdiger Herabsetzung der katholischen Arbeiter durch die sozialdemokratische Presse. Ter»Westdeutschen Ar- beiter-Zeitung", dem Organ deS Herrn GieLbertS, passiert mm aber in ihrer Nr. 33 daS Malheur, durch eine» Bericht über die Feier deS 26jährigen StiftnngSfesteS eines. k a t h o l i- schen Pfeifenklubs' selbst z» zeigen, welch unwürdiges Spiel mit den katholischen Arbeitern in diesen Vereinc» getrieben wird. In dem Bericht heißt cS wörtlich: Im Anschluß an die in allen Teilen so schön berkaufene 25 jährige Jubelfeier des katholischen Arbeitervereins veranstaltete der Pfetfeiiklnb. der im selben Jahre entstand, auch eine Feier zu Ehren seines 25 jährigen Bestehens. Nach dem Vortrag eintger Mnsilstiicke ernsten und heiteren Charakters, worunter besonders die Ouvertüre zur Oper Nonns hervorznbebe» ist, folgte das Absingen d-s KlnbliedcS: Wenn mein Pfeifchen lustig breiint. Danach ergriff der Vorstand des katholischen Arbeitervereins das Wort und ließ die Geschichte des Vereins an den Augen der Anwesenden vor- überziehen. Man erkannte die Notwendigkeit einer solchen Ver- einigung an, die sich hohe Ideale zum Ziele setzte lind dann auf allen Gebieten des religtofen VcrciiiSlvesenS— denn der katholische Arbeiiervereiit war seine Mutter— in hervorragender Weise sich betätige, so daß er mit Recht den Titel»Kcrntruppe deS Verein»" verdient. Der.Pfeifenklub" al» Kerntruppe deS katholischen Arveiter- Vereins! Und der Vorstand deS katholischen Arbeitervereins feiert die hohen Ideale des Pfeifenklubs I Jedes Wort der Kritik würde die Wirkung dieser Feststellungen abschwächen. Aber e» lohnt sich, hier einige kritische Ausführungen zu wiederholen, die man im Jahre 1907 am 9. November in einem nichtsozialdemokratischen Blatt über die kathoIischen�Mäiilirrvereine lesen konnte. Das Blatt schrieb: Die Männervereine haben eS noch nicht verstanden, sich den heutigen Zeitverbältniffen anznpaffen. Man unterläßt cS vielfach noch, die Mitglieder für die VeremsarbeU zu interessieren, sie zu derselben heranzuziehen. Einzelne Bereine kennen selbst noch keine Borstandswahl. ES fehlt an geistiger Regsamkeit. Die geistige und soziale Schulung der Mitglieder
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